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Passus II - Getrennte Wege - Druckversion

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- Tamias - 24.01.2011

Innerlich knurrte nicht nur mein Magen. Aber okay, sollte Kaya sich nur um die Neue kümmern. Mir sei es recht. Vielleicht gesellte auch sie sich zu uns und wir würden noch mehr Beute machen können. Mit zwei Wölfen schien die Jagd ein wenig schwierig. Aber es waren Rehkidse dabei und somit erhöhte sich die Chance auf einen gefüllten Magen. Hm, nur wie würden wir es mit dem Fressen machen? Bislang aß ich immer alleine. Musste ich eben meinen Futterneid kontrollieren. Immerhin wollte die Neue sich nützlich machen und auch jagen.
Ein Blick streifte Naminara ehe ich mich auf die Pirsch legte. Vorsichtig umging ich jeden knackenden Ast und verhielt mich so lautlos wie möglich. Vielleicht würde Kaya es ja schnell machen mit der Begrüßung damit wir alle jagen konnten. Immerhin gab es dann mehr Beute und einen gefüllteren Magen. Aber ich rechnete nicht fest damit.
Noch ein flüchtiger Blick zu Naminara ob sie mir folgen würde ehe ich meinen Blick an die Rehe heftete. Viele waren es nicht. Ich zählte 4 ausgewachsene und 2 junge Rehe. Naminara sollte auf die andere Seite gehen damit wir sie nicht kontrollos daher fliehen sehen mussten, wenn es dann so weit war. Aber sie würde schon wissen was sie tut. Um die Neue oder gar um Skadi machte ich mir jetzt gar keine Gedanken mehr, gescheige denn um Tryss oder überhaupt wen. Es galt nur die Jagd. Die Rehe, Naminara und ich. Naja und der Wind.

[am jagen/ bei Naminara]




- Dekaja - 25.01.2011

Zunächst starrte ich den fremden Neuankömmling reichlich verdutzt an, als dieser sein Wort erhob und Tryss zurechtwies. Ich schwieg jedoch über dessen unfreundliches Kommentar. Was hatte ich denn erwartet? Mir waren bisher, mein Rudel ausgenommen und dieses eigenartige Wesen hier mit eingeschlossen, bisher genau drei fremde Wölfe begegnet.
Einer von ihnen war mir gleich aufgefallen und er war mir doch sehr sympathisch, bei der Fähe war ich mir unsicher. Aber ich erwartete mehr hinter dem Bild was sie von sich preis gab. Aber der hier zog einem doch echt den Boden unter dem Pfoten weg. Der kam einfach so daher, meinte sich nicht mal vorstellen zu müssen und höhst unfreundlich zu sein.
Dieser ersten Eindruck verstärkte sich dann auch als sich der Rüde, denn soviel stand zumindest fest, an mich wand. Seine Worte waren für mich bedeutungslos, immerhin kannte ich den Fremdling nicht, dennoch waren sie nur freundlich gemeint. Okay Deka, vielleicht sollte ich endlich lernen, dass Andere Freundlichkeit anscheinend weder kannten ich großen Wert darauf legten, dann würde ich mich aus solchen Situationen vielleicht raus helfen können. Ich ließ den Kommentar einfach stehen, obwohl mir doch auf der Zunge beißen musste. Gras und Zweige würden dem bestimmt gut stehen und weniger bösartig aussehen lassen. Eines meiner Ohren zuckte und meine Haltung hatte sich angesichts der Situation auch etwas versteift. Ich hätte wahrscheinlich mit allem gerechnet, doch als Tryss seine Stimme erhob und mein handeln rechtfertigte blieb mir doch kurz die Luft weg. Das hatte noch niemand für mich getan und normaler weise brauchte ich das nicht, aber ich fand es nett von ihm und aus meiner Sicht war seine Reaktion durchaus angemessen.

Mein Kopf zuckte leicht nervös hin und her. Mir war nicht besonders wohl in meinem Fell zwischen den beiden Rüden und irgendwo hatte Tryss sicherlich recht. Der Ältere wäre sicher nicht zu uns gekommen wenn er doch lieber allein war und keine Hilfe brauchte.
Was also bezweckte er mit diesem eigenartigen Verhalten? Doch ich kam nicht mehr dazu meinem Gedankengang zu folgen, denn Tryss setzt seiner Unterhaltung ein plötzliches Ende und entschloss sich lieber Fährten zu suchen, als weiterhin mit dem älteren Rüden ungemein eigenartige Konversation zu betreiben. Ich blickte dem bunten Rüden seltsam betroffen hinter und zuckte kurz auf, unschlüssig ob ich ihm folgen sollte, bei Arkanis bleiben sollte, oder was wohl am besten gewesen wäre…mich zu verabschieden und allein meine Wege zu gehen.
Doch die Wahl wurde mit von Arkanis abgenommen, als diese meine Schulter berührte und mir zu verstehen kam Tryss zu folgen. Zumindest in diesem Moment war sie mir sehr sympathisch. Ich konnte zum späteren Zeitpunkt immer noch allein weiter gehen. Ich nickte der älteren Fähe dankbar zu und warf dem Fremden noch einen abschätzenden Blick zu. Meine neugierige Seite hätte gern gewusste was nun passieren würde, doch selbst mein Instinkt riet mir nicht länger hier zu verweilen. Blitzschnell drehte ich meinen Körper und setzte zum schnellen Trab an um Tryss einzuholen. Meine Haltung wirkte dabei wieder gelassen und unbeschwert sie zuvor. Kurz bevor ich mein laufendes Ziel erreicht hatte verlangsamte ich meinen gang und blieb mit einen kleinen Abstand neben Tryss. Ich musterte seine Miene und versuchte zu ergründen warum sich doch von dem Fremden so schnell aus der Ruhe holen lassen, er schien doch zuvor einen eher anderen Eindruck auf mich gemacht zu haben.

Ein Blick zurück und mir war klar, dass wir uns außerdem halb Sichtfeldes der Anderen befanden. Mir konnte es egal sein ob von denen dort eine Gefahr ausging, ich kannte immerhin beide nicht. Sollten sie sich doch die Köpfe einschlagen. Vielleicht würden sie dann endlich normal funktionieren!

„Tryss? Alles in Ordnung mit dir?“

Schon wieder eine Höflichkeitsfrage, aber ich konnte nicht anders. Es lag nun mal in meinem Blut, dass ich Anderen gegenüber freundlich war und Hilfe anbot, selbst wenn man mir die verwährte!


[Im Wald neben Tryss , Arkanis/ Alvarez außer Sichtweite, aber nicht weit entfernt]



- Alvarez - 29.01.2011

Der junge Rüde hatte sich gute Antworten zurecht gelegt, dass musste man ihm lassen. Auch wenn er mein Verhalten falsch deutete. Ich legte sehr wohl Wert auf Gesellschaft, aber verlangte man hier nicht ein bisschen viel von mir? Erst wurde ich angefahren und dann sollte ich freundlich die Fragenflut beantworten? Ich sag, wie mir der Jüngling respektlos den Rücken zukehrte, um sich der Fährtensuche hinzugeben. Eigentlich lagen mir noch einige spitze Kommentare auf der Zunge, doch ich sparte sie mir. Stattdessen erfüllte mich ein anderer Drang.

Das Verhalten des Rüden hatte an meinem Stolz gescharbt. Sollte er mir doch beweisen, wie erfahren er wirklich war, um der Meinung zu sein, etwas zu fordern, was er selbst nicht zu tun gedachte. Mein verletzter Stolz und ich wollten ihm nachsetzen und mein ganzes Gewicht spüren lassen. Menschen waren zwar der Meinung, jemandem in den Rücken zu fallen, sei hinterlistig, aber wir waren keine Zweibeiner. Bei uns galten andere Regeln und die schien mein Gegenüber vergessen zu haben. Es war der jugendliche Leichtsinn eines Heranwachsenden, der erst eine Diskussion vom Zaun brach, mich herausforderte, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Warum ich das dachte, dass er nichts bedacht hatte? Weil es all zu deutlich war, dass sich dieser Wildfarbene zu sehr darauf verließ, dass die Fähen ihm den Rücken stärken würden. Wenn, dann focht man alleine und gestand ich ein, dass man diesmal falsch gehandelt hatte und lebte mit den Folgen, oder man hielt den Fang geschlossen. Aber das war ja nur meine Meinung.

Ich hätte keine Nachsicht mit dem kleinen gezeigt, aber die Fähe, die mir eben noch den sichtbaren Ekel entgegen gebracht hatte, erhob das erste Mal ihr Wort, sodass ich mich nicht rührte, sondern sie unverholt musterte. An ihr las keinen Eifer, wieder zu verschwinden, oder gar den vorherigen Ekel. Mir stand der Sinn eigentlich nach ganz anderen Dingen, aber die bereits gesprochenen Worte der Braunen versprachen Spaß und den konnte ich wahrlich gebrauchen.

Nachdem ihre Worte mit dem sarkastischen Unterton raus waren, stellten sich meine Ohren aufmerksam auf. Jeglicher Groll verschwand aus meinen Gliedern, als hätte die Fähe soeben beruhigende Worte geflüstert. Ich lächelte. Es war ein aufrichtiges Lächeln, welches sich auf meinen Lefzen zeigte, dessen Wirkung jedoch auch abfällig gewertet werden konnte, wenn man die nachfolgenden Worte vernahm.

„Ich würde mich nicht als gerissen bezeichnen, nur weil ich es verstehe die Worte zu gebrauchen, als manch anderer. Aber wenn du mich so definieren möchtest, müssen wir beide das wohl sein.“

Die Wölfin hatte einen trockenen Humor, das gefiel mir. Mal davon ab, dass sie auch die einzige war, die blieb. Wer weiß, vielleicht wusste sie einfach besser, wie man solche Persönlichkeiten, wie die meine nahm. Immerhin war ich nicht der einzige mürrische Wolf auf Erden.

„Aber du liegst falsch. Ich habe nichts gegen vernünftige Gespräche, nur gegen sinnflutartige Fragereien, die mir nicht die Luft lassen zu antworten. Außerdem, warum sollte ich Antworten geben, wenn dein kleiner Freund meine eine Frage auch nicht beantworten wollte?“

Ich schüttelte leicht den Kopf. Wobei, wir die Fremde eben die andere Geschlechtsgenossin dem Rüden nachgeschickt hatte, so konnte ich mir selbst zusammen reimen, dass zumindest der Herbstfarbene Wolf, wie mein Gegenüber sich kannten.

„Zudem hege ich kein Interesse daran, dass man schlagartig Dinge erfährt, als sei ich eine Fährte aus der man lesen könnte.“


[Im Wald, spricht zu Arkanis]


- Tryss - 31.01.2011

Es war eine Befreiung, als ob ein Seil gerissen wäre, das sich um meine Brust geschlungen hatte. Wie belastend und erdrückend diese ganzen Rechtfertigungen, Streitereien und Schlichtungen waren, war mir vorher gar nicht bewusst gewesen. Früher, in meinem Rudel, bei meiner Familie, hatte ich fragen können, was ich wollte. Und als sie dann weg waren, war ich auch frei gewesen. Ich lief durch die Welt, tat was mir beliebte und brauchte vor niemandem Rechenschaft über meine Worte oder über mein Verhalten ablegen. Es war so angenehm gewesen. Und dann war alles anders gekommen. Kaya, Tamias, Arkanis und nun dieser seltsame Fremde. Sie verlangten, dass man seinen Kopf gebrauchte, alles richtig machte – aber wer von ihnen beanspruchte das Recht für sich zu sagen, was richtig und was falsch war? War es falsch lernen zu wollten? War es falsch mehr erfahren zu wollen? War es falsch einen anderen Wolf danach zu fragen, woher er kam und was sein Begehr war? Anderen zu helfen? Seine Freunde zu schützen? Wer das auch festlegte: Er schien eine andere Ansicht von richtig und unrichtig zu haben. Meine passte nicht in dieses Schema.

Als ich nun den Fremden, Arkanis und Deka zurückließ, war es als ob die Luft auf einmal viel klarer war. Ich sog sie tief durch die Nase ein und fühlte mich seit langem wieder frei und unbeschwert. Warum ließ ich mich eigentlich runterziehen? Sollten sie doch, ich hatte meinen eigenen Kopf. Ein wenig Leid tat es mir dabei schon, dass ich Deka mit den beiden zurückließ. Immerhin war sie die bislang einzige, die auf meiner Seite stand. Wenn ich von Ares absah, aber der Rüde... Ich brach den Gedanken ab. Es war sinnlos darüber nachzudenken. Was geschehen war, war geschehen. Als ich ein Geräusch hinter mir vernahm, wandte ich den Kopf nach hinten. Ha, wenn man an den Teufel dachte. Nur, dass der Teufel in diesem Fall eher ein Engel war und es schaffte meine gute Laune noch ein wenig voran zu treiben. Ich ließ mich auf Höhe Dekas fallen und stupste ihr mit der Nase gegen den Hals.

„Klar, alles bestens. Ich kann nur diese ganzen unfreundlichen Wölfe nicht mehr sehen, die meinen alles besser zu wissen und einem auf der Nase herumtanzen zu können, nur weil man jünger ist als sie. Ich meine, was ist denn falsch daran neugierig zu sein? Bei einem Welpen stört sich daran doch auch niemand oder? Welpen dürfen alles, aber sobald du dein Babyfell abgelegt hast, musst du groß, stark und unglaublich unfreundlich werden. Das scheint jedenfalls bei allen älteren Wölfen so zu sein.“

Meine Mienenspiel wechselte zwischen Belustigung und Ernst, so richtig entscheiden was ich ausdrücken wollte, konnte ich mich nicht. Aber wie ich schon sagte: Ich würde mir die Laune nicht mehr verderben lassen, das hatte ich mir fest vorgenommen. Also schnappte ich kurz spielerisch nach dem Ohr meiner Begleiterin und gab ein freundliches Brummen von mir. Hoffentlich blieb Dekaja so und hoffentlich trafen wir noch andere Wölfe wie sie. Das würde alles um einiges leichter machen.

„Aber lass uns an etwas anderes denken, so etwas belastet nur die Seele und vertreibt die Fragen aus dem Kopf. Lass uns lieber nach Fährten suchen, damit wir etwas in den Magen bekommen können. Also... hast du in deinem Rudel schonmal gejagt? Ich meine so eine große Jagd auf Rehe oder Wildschweine oder so. Weißt du wie man sich anschleichen muss?“

Freudig begann meine Rute von links nach rechts zu pendeln. Und wieder zurück. Und immer so weiter. Meine Ohren spielten vergnügt und mit freudig glänzenden Augen, wartete ich auf eine Antwort.

[Wald | Dekaja | Arkanis und Alvarez etwas entfernt]



- Dekaja - 01.02.2011

Ich war leicht erstaunt als Tryss sich zurück fallen ließ und mit seiner Schnauze gegen mein Fell stieß. Meine Augen wurden groß, denn soviel Nähe hätte ich von einem Fremden zunächst nicht erwartet. Doch irgendwie war es für mich sehr erfreulich. Ich war nun so lange allein unterwegs gewesen, es war einfach ein tolles Gefühl jemanden neben sich zu haben, der nicht gleich seine miese Stimmung verbreiten würde. Ich war erstaunt, dass Tryss sich bei Arkanis noch nicht angesteckt hatte. Als er spielerisch nach meinem Ohr schnappte, wich ich ihm verwundert aus, nicht dass ich es nicht lustig fand, nein, ich war es einfach nicht gewohnt mit solcher Freundlichkeit umgeben zu sein. Normalerweise erwiderte man meine Freundlichkeit nicht im Geringsten. Doch Tryss war wirklich anders. Erfreulich anders.
Ich wurde mutig stupste ihn leicht in die Seite, es fühlte sich komisch an. Eigentlich wusste ich nicht mal warum ich es tat, also ging ich dann einfach voran und plapperte munter drauf los. Die beiden Älteren hinter uns hatte ich einfach ausgeblendet. Fiel mir nicht wirklich schwer, immerhin waren die mir fremd.

„Meine Mutter hat immer gesagt, dass das Leben aus jedem Wolf macht was er ist. Ich find den Spruch…eigenartig. Jeder kann doch aus seinem Leben machen was er will oder etwa nicht? Kennst du noch andere Wölfe die solche Wesenszüge haben? Weißt du, ich hatte nicht den Eindruck, dass zumindest Arkanis auf deiner Nase rumtanzen wollte. Sie machte eher den Eindruck als hätte sie Sorgen oder wolle dich beschützen oder so.“

Ich drehte mich kurz um, um ihm dabei anzublicken.

„Vielleicht haben die Alten keinen Lebensmut mehr oder wissen nicht mehr was Neugier ist, weil sie alles kennen?“

Ich versuchte Ausreden für das eigenartige Verhalten der Anderen zu finden, so wie ich es bei meinem Vater und meinem Bruder auch immer getan hatte. Doch egal wie auch immer ich ihre Handlungen gerechtfertigt hatte, es hatte sie nie zu etwas anderem gemacht und mich ebenso wenig, also musste ich mit dem Leben was ich hatte.

„Glaubst du, es gibt noch mehr Wölfe wie uns?“

Ich machte einen spielerischen Satz und blieb dann direkt vor ihm stehen, nur um zu zeigen was ich damit meinte. Meine Rute drehte sich langsam hin und her und meine Ohren waren nach vorn, genau auf ihn gerichtet. Meine Schnauze war nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und so hatte ich die Möglichkeit seine freundlichen Wesenszüge genau betrachten zu können. Doch als der die Jagd erwähnte, verdunkelte sich kurzzeitig meine Laune und ich senkte den Kopf. Blickte auf den feuchten Waldboden zu meinen Pfoten.
Erst wollte ich seinen Fragen ausweichen, doch dann beschloss ich, dass der Rüde meine Ehrlichkeit verdient hatte, immerhin hatte er mich vor dem anderen Wolf in Schutz genommen. Jetzt war grad auch keiner in der Nähe, als dass ich mich hätte schämen müssen. Irgendwie tat ich es dennoch. Meine Stimme war leise geworden und ich hielt meinen Blick weiterhin gesenkt und scharrte mit einer Pfote den Waldboden auf.

„Ehrlich?...Leider nein. Ich weiß wie man sich anschleicht, zumindest an kleine Beutetiere, aber das große Jagen wurde anderen überlassen.“

Ich traute mich nicht meinen Kopf zu heben. Mein neuer Freund war sicherlich enttäuscht von mir und hätte mehr erwartet als ich ihm bieten konnte. Aber ich wollte mich nicht zu etwas machen, was ich nicht war, sonst wäre die Enttäuschung am Ende noch größer. Ich starrte auf Tryss Pfoten und hatte keine wirkliche Ahnung wie es weiter gehen sollte. Vielleicht sollte ich doch gehen solang sich mir die Möglichkeit bot, doch irgendetwas in mir wollte nicht auf meinen Verstand hören und ich war nun einmal ein Wolf der auf seine innere Stimme hörte.

[steht vor Tryss im Wald]



- Tryss - 03.02.2011

„Beschützen?“

Ich war hinter Deka hergetrabt und hatte ein, zweimal spielerisch nach ihrer Rute gehapst, ohne sie wirklich zu fassen zu bekommen. Die bewegte sich viel zu schnell dafür. Als sie jedoch von Arkanis gesprochen hatte und meinte, sie mache sich Sorgen, war mir das Spielen vergangen. Ich trabte ein wenig schneller um mit meiner neu gewonnen Bekanntschaft auf eine Höhe zu kommen. Ich wandte ihr den Kopf zu und drehte auch meine Ohren in ihre Richtung, als ob ich schwerhörig war und nicht mitbekommen hatte, was sie gerade erzählt hatte. Hatte ich natürlich, keine Frage. Aber das, was ich da zu Ohren bekommen hatte, verwunderte mich. Erstaunte mich. Erschreckte mich?

„Ich weiß nicht. Warum sollte sie mich beschützen wollen? Ich glaube zwar, dass du recht hast. Ich hab mich auch schon damit abgefunden, dass sie so... vorsichtig gegenüber Fremden ist. Aber streitlustig ist sie trotzdem manchmal. Und viel gefragt werden mag sie auch nicht, glaub mir.“

Und ob ich wusste, warum sie mich beschützen wollen könnte! Aber das Thema hatte ich mit Arkanis ja vorher schon besprochen. Sie hatte es abgestritten und ich war nicht weiter darauf herumgeritten. Es war nicht nötig, sie war eben so und selbst wenn sie wirklich so dachte, wie Deka meinte... zugegeben hätte sie es nicht, da war ich mir relativ sicher. Aber ich hatte noch gar nicht auf ihre anderen Fragen geantwortet. Ich erschrak kurz und beeilte mich hastig, das nachzuholen. Immerhin wollte ich keinesfalls, dass sie den Eindruck gewann ich wäre ebenso unhöflich wie all die älteren Wölfe.

„Ja, kenne ich. Seit ich allein unterwegs bin, hab ich eine Menge solcher Wölfe getroffen. Aber ich glaube schon, dass deine Mutter irgendwie recht hat. Es ist vielleicht nicht das Leben, das einen verändert, aber Dinge, die man erlebt, die geschehen und über die man dann nachdenkt. Vielleicht haben diese unfreundlichen Artgenossen ja viel Schlechtes erlebt oder schlechte Erfahrungen gemacht? Ich finde aber, dass man selbst entscheiden sollte, wie man sich verändern lässt. Ob das geht weiß ich aber nicht. Du?“

Ich blickte sie erwartungsvoll an. Ich wusste, dass man sich verändern konnte. Unwillkürlich musste ich an die Ereignisse im Dorf denken. Es war zwar erst ein paar Tage her, aber ich hatte gemerkt, dass es nicht mehr das gleiche war. Hätte Arkanis mich früher gekannt – oder Deka mich früher gekannt – hätten sie wahrscheinlich gemerkt, dass ich ein wenig ruhiger, angespannter und gereizter geworden war. Ich würde es nie zugeben, aber besonders der Verlust von Ares machte mich traurig. Ich war mitschuldig an seinem Tod, wie konnte mich das nicht verändern? Doch das war kein Grund mein Verhalten komplett zu ändern oder meine Ziele aus den Augen zu verlieren. Dekajas nächste Frage, ließ mich die Stirn runzeln und nachdenken.

„Nein, die kennen sicher nicht alles. Ich meine... die Welt ist groß oder? Schau dich und mich an. Wir sind schon... ein Jahr alt! Und haben noch so viele Fragen! Ich habe so viele Fragen, die kann man nicht in fünf Jahren stellen und schon gar nicht beantworten! Es gibt doch noch so viel zu entdecken! Ich will alles wissen über die Welt, aber ich glaube nicht, dass ich das schaffen werde. Ich glaube nicht, dass irgendein Wolf das schaffen kann. Wenn es noch mehr von uns gibt – was ich wirklich stark hoffe! - dann können wir uns mit ihnen vielleicht austauschen!? Sie erzählen uns von ihren Entdeckungen und wir ihnen von unseren. Das klingt gut, findest du nicht?“

Deka war stehen geblieben und hatte sich nun direkt vor mich gestellt. Sie machte für einen Augenblick den Eindruck, als wollte sie spielen. Ich wäre dem sicher nicht abgeneigt gewesen. Ich tat es ihr gleich und richtete meine Ohren nach vorne, meine Rute pendelte ein wenig schneller. Gerade wollte ich sie anstupsen, zum Spielen auffordern, als sie den Kopf wie beschämt senkte. Nanu? Was sollte das denn? War es ihr etwa peinlich, dass sie noch keine großen Tiere gejagt hatte? Ich senkte den Kopf ebenfalls ein wenig,aber nur, damit ich besser an ihren Fang herankam. Dem versetzte ich einen sanften Stupser. Dann noch einen, ein wenig tiefer aber mit Zug nach oben, sodass sie mich wieder ansehen musste. Ich lächelte.

„Ach, das macht doch nichts. Dann lernst du es eben, ich zeig es dir. Im Grunde genommen ist es auch nicht viel anders, als bei kleinen Beutetieren. Anschleichen, aufpassen, dass sie dich nicht wittern oder hören und dann jagst du sie eben. Du musst nur ein bisschen kräftiger zubeißen, als bei einem Hasen.“

Meine Rute pendelte immernoch. Es war mir egal, ob sie perfekt jagen konnte oder nicht. Dafür waren wir doch da. Jung und lernfähig, damit wir uns das aneignen konnten, was wir nicht wussten und nicht konnten. Ich würde es ihr beibringen und zusammen würden wir den älteren Griesgram-Wölfen schon zeigen, was die jungen Wölfe mit den Fragen und Flausen im Kopf drauf hatten. Jawohl!

[Wald | bei Dekaja | Alvarez und Arkanis in der Nähe]



- Arkanis - 03.02.2011

Tryss und diese Dekaja waren längst aus meinem Sichtfeld verschwunden. Ich hatte aufgehört mir Sorgen um den jüngeren Bunten zu machen. Er hatte mir in unserem Gespräch mehr als deutlich zu erkennen gegeben, dass er nicht bemuttert werden wollte. Und warum auch? Er war erwachsen, jedenfalls bald. Ich war also nicht besorgt. Früher oder später würde ich die beiden wieder einholen und Menschen hatten wir seit dem Dorf nicht mehr angetroffen. Ich glaubte auch nicht, dass Tryss zu jeder Zeit meine Hilfe benötigen würde wie ein hilfloser Welpe. Er war vorher schon ohne mich ausgekommen, hatte jedoch die anderen Wölfe gehabt. Ich erinnerte mich kurz an diese Pelze zurück. Welchen Weg mochten sie wohl eingeschlagen haben? Vielleicht würde Tryss ja Dekaja von seinen Plänen erzählen und vielleicht würde sie ihn umstimmen können wieder nach den anderen zu suchen. Man wusste es nicht und ich am allerwenigsten. Bedauerlicherweise, denn ich lebte nicht gerne in Ungewissheit. Nun galt aber endlich: Aus den Augen aus dem Sinn!

Der Rüde antwortete und ich lenkte meine volle Aufmerksamkeit zurück auf ihn. Ich konnte sein Denken durchaus nachvollziehen. Wie oft fühlte ich mich von den Fragen des Jüngeren bedrängt, obgleich ich ihm sicherlich Antworten schuldete und mich dennoch bedeckt hielt. Wer aber wollte bestimmen, wer wem als erstes zu antworten hatte?

"In der Tat, das Leben ist ein Geben und Nehmen oder aber ein Leben in Einsamkeit."

Ich legte den Kopf schief und musterte den grauen Rüden. Dieser hier war nicht so bissig wie Aryan es gewesen war. Nein, er war reserviert und geradezu charmant. Man konnte behaupten, dass mir das gefiel und zwar sogar besser als die ständigen Streitereien mit Aryan, wo man beständig auf seine Zunge achtgeben musste um nicht ein paar Fetzen aus seinem Pelz zu verlieren. Apropos Pelz:

"Du schienst kein Glück gehabt zu haben. Das lässt sich in deinem Pelz jedenfalls lesen, dazu braucht es keine Fragerei. Vielleicht hättest du doch die Hilfe der jungen Fähe annehmen sollen. Ein Kleid aus Zweigen scheint mir besser als dein Pelz voller Löcher."

Freundlichkeit? Wieso sollte ich übertrieben freundlich zu einem Fremden sein? Ich erlaubte mir diesen Scherz, der schon untypisch genug für mich war. Ich scherzte nicht oft, also konnte man auch das als Freundlichkeit werten. Dazu brauchte ich dem Grauen keinen Honig um den Fang zu schmieren. Ich war mir bewusst, dass wir bildlich umeinander herumtanzten und belanglose Dinge von uns gaben. Ich wollte erst wissen woran ich war, ehe ich vor diesem Rüden auch nur mit einem Wort etwas von mir preisgab. Er schien es ähnlich mit mir zu halten. Ich konnte nichts dagegen haben, war ich doch immerhin selbst nicht anders. Eines wollte ich diesem Gesellen aber dann doch sagen:

"Im Übrigen kenne ich den jungen Rüden besser als dich, Fremder, und selbst von der Fähe weiß ich zumindest einen Namen."

Ob er mir nun seinen verraten würde?

[Wald | bei Alvarez | Tryss und Dekaja außer Sichtweite]



- Alvarez - 03.02.2011

Da sich die Wölfin dazu entschloss die Konversation noch etwas länger aufrecht zu erhalten, ging ich dazu über, es mir gemütlicher zu machen. Meine hinteren Läufe sanken und so bettete ich meinen Hintern auf die Erde. Die buschige Rute zog ich dabei an meinen Körper, wo sie vorerst bewegungslos ruhte. Kurz danach huschte meine Aufmerksamkeit für einen Sekundenbruchteil wieder zurück ins Waldesinnere, wo zuvor der Bunte verschwunden und letztendlich ihm die jüngere Wölfin gefolgt war. So wie es ausschaute, blieben sie auch weiterhin fort, was mir die Möglichkeit gab, ungestört mit meinem Gegenüber zu sprechen. Wenn man es denn wirklich sprechen und nicht gegenseitiges Belustigen nennen mochte. Die fast farblosen grünen Seelenspiegel ließen das unberührte Unterholz endlich los und betrachteten von neuem die Wölfin. Auch sie bedachte ihre Worte vorher und blieb dabei recht ruhig und gelassen. Woher sollte ich auch wissen, dass sie die Gesellschaft eines anderen Wolfes genossen hatte, der durchaus harscher war, als ich selbst?

Aber ich stellte keine Fragen dazu, warum sie mich so gut aushalten konnte. Mich ging ihre Vorgeschichte nichts an und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, würde es mich auch nur halbherzig interessieren. So sehr mochte ich sie dann auch nicht, um direkt ihren Leidensweg erfahren zu wollen. Ihre Stimme sprach Worte, die mich amüsiert schmunzeln ließen. Vielleicht hätte ich verletzt auf ihre neckenden Worte reagieren müssen, doch irgendwo zwischen den Zeilen hörte ich den Schalk, auf den ich sogleich einging.

„Nun, wenn du das sagst, wirst du mir bestimmt die richtige Art der Zweige sagen können, mit denen ich auch der Mode entspreche. Wobei ich bezweifle, dass die Zweige dir deinen Ekel vor mir nehmen könnten.“

Ja, ich hatte nicht vergessen, wie angewidert sich ihre Nase gekräuselt hatte, als ich näher getreten war. Wie ich eben schon der Meinung war, konnte ich es ihr nicht verübeln, aber warum sollte ich ihr nicht offen sagen, dass es mir aufgefallen war? Sie war niemand, für den ich ein Blatt vor den Mund nahm, auch wenn meine Kommentare weniger stechend waren, als bei manch anderen Schlagabtausch.

„Das du ihn besser kennst als mich, ist für mich keine Überraschung. Aber würde mein Name etwas daran ändern, dass wir uns fremd sind? Wohl kaum.“

Ich legte meinen Kopf in eine leichte Schräge und erforschte ihr Gesicht, welches mir ebenso wenige Geschichten erzählte, wie meine stumme Maske, die ab und an von einem gesprächsbegleitendem Lächeln durchbrochen wurde. Wenn ich es recht bedachte, wieso sollte ich ihr nicht meinen Namen nennen, wenn sie schon auf so umständlichen Weg, indirekt danach fragte? Irgendwo musste ich ja auch einmal einen Schritt auf jemand anderen zu tun und warum hier nicht damit anfangen? Immerhin war sie so freundlich gewesen – aus welchen Beweggründen auch immer – ihn nicht einfach stehen zu lassen, sondern ein paar Augenblicke Zeit zu nehmen.

„Na schön…Mein Name lautet Alvarez.“

Ich setzte erst gar nicht dazu an, nach ihrem Namen zu fragen. Entweder sie würde ihn von sich aus preisgeben, oder aber für mich und meine Erinnerungen blieb sie nur die Fähe, die kurzzeitig ein Gespräch aufgegriffen hatte.

[Wald, bei Arkanis, in der Nähe Tryss und Dekaja]



- Dekaja - 03.02.2011


Ich hielt meinen Blick noch immer gesenkt, als ich seine Schnauze plötzlich an meinem Fang spürte. Er ließ mir eine Wahl und forderte mich mit einigen Stupsern auf meinen Kopf wieder zu heben um ihn anzusehen. Ich sah in Tryss lächelndes Gesicht und legte sofort verwundert den Kopf schief. Er war nicht enttäuscht? Seine dann folgenden Worte bestätigten dann seine, für mich doch überraschende Geste. Er wollte mir helfen, einfach so, ohne Gegenleitung? Ich konnte nichts dafür, doch meine Rute begann mit jedem seiner Worte mehr zu pendeln. Wenn ich mir gegenüber ehrlich war, hatte ich auch weniger Angst vor Tryss Reaktion gehabt. Ich hatte mir Arkanis gegenüber nur nicht die Blöße geben wollen, dass ich nutzlos für die Gruppe gewesen wäre. Ich richtete mich wieder zur vollen Größe aus, war zwar doch kleiner als Tryss, doch das störte mich nicht. Meine Schnauze stupste ihm mutig und dankbar gegen den Hals. Vorerst liess ich sein Kommentar unkommentiert und war dankbar, dass er mir die Chance gab zu lernen, mich beweisen zu können, dass in mir trotz meines unerfahrenen Alters auch mehr steckte.

Eigentlich hätten wir wohl mit der Fährtensuche anfangen sollen, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht konzentrieren. Ich war über die vielen Geschehnisse so aufgewühlt und in meinem Kopf herrschte grad Chaos, welches nach Ordnung schrie. Außerdem hatte ich Tryss Fragen zum großen teil noch nicht beantwortet. Ich drehte mich wieder frohmutig um und ging einfach im gemächlichen Tempo voran. Vielleicht stolperte ich ja rein zufällig über eine Fährte oder gar ein Beutetier. Ich hatte nun gar keine Angst mehr. Tryss Aussage mir helfen zu wollen beruhigte mich irgendwie ungemein. Lächelt wand ich mich zu ihm um, suchte seinen Blick.

„Naja, ich weiß nicht ob man selbst beeinflussen kann ob man sich verändert. Glaubst du man selbst merkt Veränderungen an sich selbst? Ich glaub mein Bruder hat das nicht bemerkt. Er hat immer behauptet er wäre der gleiche, aber das war er nicht.“

Ich liess meine Ohren kurz sinken an Gedanken an meinen Wurfbruder. Doch ich schluckte meine traurigen Emotionen hinunter. Ich hatte mir vorgenommen positiv in die Zukunft zu sehen, sie würden sicherlich bald wieder auftauchen. Vielleicht waren sie auch schon wieder Zuhause während ich hier stand und plauderte.
Ich machte einen freudigen Satz auf ihn zu, plötzlich und ganz aus dem Nichts.

„Ich hab die Idee! Wir weisen uns gegenseitig darauf hin wenn wir uns zu Muffelwölfen entwickeln!“

Das klang durchaus logisch, doch etwas hatte ich in meinem brillanten Plan vergessen. Um das zu tun mussten wir längere Zeit zusammen reisen, als nur ein paar Stunden und wer konnte das schon garantieren. Tryss war nicht allein unterwegs und wer auch immer Arkanis war, sie schienen nicht zusammen zu gehören. Das vermutete ich zumindest aus den Worten meines Gegenübers. Zumindest schien die Fähe den Rüden sehr zu respektieren, wenn sie ihm als jüngeren Wolf die Oberhand in den Handlungen ließ.
Dann dachte ich über die Art nach, wie mir die Fähe gegenüber getreten war.
Schweigsam, ruhig, besonnen. All das was ich nicht war.

„Aber wenn selbst die Alten nicht alles wissen, wo liegt dann der Sinn im Leben? Warum sind wir hier wenn wir niemals alle Fragen klären können, oder hören wir auch irgendwann einfach auf zu fragen? Findest du es nicht auch zu unbefriedigend keine Antworten zu bekommen? Sich mit anderen Wölfen austauschen klingt ganz gut, aber wo findet man die? Ich hab euch zwei gefunden. Zwei Wölfe, die eine die Antworten weiß ich zu….ruhig und du kennst selbst noch nicht alle Antworten. Den Neuen schließ ich mal aus!“

Ich nickte bedeutend in Richtung Alvarez als ob das schon alles klärt hätte. Aber etwas an meiner Aussage störte mich. Tryss war ungefähr mein Alter, aber auch er hatte schon Antworten bekommen, genau wie ich. Vielleicht konnten auch wir uns austauschen.
Bei der Idee finden meine Augen an freudig zu glitzern. Einen Artgenossen mit dem ich reden konnte. So wie es aussah auch über viele Dinge. Meine Rute drehte vor Freude schon Runden. Ich sprang den Rüden kämpferisch spielend an, bevor ich einen Satz zur Seite machte. Eine Aufforderung. Schnell sprang ich eine Meter aus seiner reichweite und hob grinsend den Kopf.

„Erzählst du mir warum auch du so viele schlecht gelaunte Wölfe kennst oder wollen wir lieber Fährten suchen?“

Ich war so schrecklich neugierig, wollte ihn aber nicht bedrängen. Immerhin kannte ich ihn erst seit heute. Heute. Ich beschloss, dass mir Heute gefiel und vielleicht würde mir auch morgen gefallen und übermorgen……

[Einige Meter spielend auf Tryss wartend // Arkanis & Alvarez in der Nähe]



- Arkanis - 03.02.2011

Er verriet also tatsächlich seinen Namen. Ich schwieg darauf und riskierte eine Weile der Stille. Alvarez. Der Name schien zu passen, zu ihm jedenfalls. Natürlich grübelte ich nicht wirklich und ernsthaft über die Ästhetik von Namen - das war belanglos. Allerdings hatte man mich auf meinen Reisen den Wert eines Namens gelehrt. Sie gaben den Dingen ihre Seele, machten sie benennbar, greifbar und irgendwie realer, nur ob sie einem gefielen blieb dabei trotzdem unwichtig. Nein, ich verdrängte viel mehr eine andere Unannehmlichkeit: Ich würde ihm nun auch meinen Namen nennen müssen. Ich war es ja schließlich gewesen, die die Bedingungen für diese Unterhaltungen festgelegt hatte.

Geben und Nehmen.

Das waren meine Worte gewesen und ich stand immer zu meinem Wort. Einen Moment lang zögerte ich dann doch noch, ließ das Schweigen noch etwas länger anhalten. Das war so eine eigenartige Sache mit meinem Namen. Er bezeichnete das was ich war oder besser vielleicht, das was ich hütete. Ich trug nicht immer diesen, den ich nun als mein Eigen sah. Früher, als ich noch eine andere war, da hatte ich auch einen anderen Namen. Es hatte sich viel geändert.

"Nun, so wie die Dinge also liegen wäre es nicht Recht dir meinen Namen noch länger zu verweigern. Arkanis."

Endlich unterbrach ich mein Schweigen und setzte die Unterhaltung fort. Tatsächlich hatte ich gar nicht vor sie abzubrechen, wie ich es sonst häufiger getan hatte. Alvarez ließ sich nieder. Offenbar hatte auch er noch ein paar Wolkenwechsel Zeit für unsere Begegnung. Meine Rute, die zuvor noch elegant um meine Schenkel gelegt war, löste sich und schlug raumgreifend um sich, um dann irgendwo wieder liegenzubleiben. Lange war ich nicht mehr so entspannt gewesen. Sogar über den Scherz des Grauen konnte ich lächeln und war gewillt in die Unterhaltung dort, wo unser Namensaustausch sie unterbrochen hatte, wieder einzusetzen.

"Es ist Frühling. Du wirst schon einige Blüten für dein neues Kleid finden können. Wohlmöglich könnten diese sogar den Gestank überdecken. Asche, nicht wahr? Du kamst dem Feuer zu nahe. Vielleicht bist du doch nicht so gerissen, sondern nur ein geschickter Tor? Ich könnte mir keinen Grund vorstellen, weshalb ein Wolf mit Verstand in die Flammen ginge."

Ich hatte meinen Ekel zu Beginn nicht verborgen und ihn auch jetzt noch nicht beigelegt. Mit meinen gesprochenen Worten würde Alvarez bald erkennen, dass ich keine Freundin der roten Glut war. Er würde sich seinen Reim darauf machen können. Schlechte Erfahrungen, das war es doch, was man immer gleich annahm und wahrlich, er würde damit nicht falsch liegen. Nur wie schlecht meine Erfahrungen gewesen waren, ob er auch das erraten könnte? Ich wünschte es nicht. Es waren Erinnerungen, die mich verfolgten und rastlos werden ließen. Erinnerungen, die ich gerne vergessen hätte, genau wie ich meinen Namen vergessen hatte und dazu auch gleich mein altes Ich. Ja, damals hätte Tryss mich gemocht - ich musste schmunzeln - und ich vermutlich Dekaja.

[Wald | bei Alvarez | Tryss und Dekaja in der Umgebung]