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Passus II - Getrennte Wege - Druckversion

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- Skadi - 15.01.2011

Tamias stellte sich zwischen die Fähe, Kaya und mich und er stellte sich vor. Er lud die Fähe ein mit zu kommen und entschloss, dass alle zusammen jagen gingen. Es dauerte nicht lange, bis sich Kaya zu ihm gesellte und seine Meinung übernahm. Für mich gab es jetzt zwei Optionen:
Vom Gefühl her wollte ich der Gruppe den Rücken kehren und weiterhin meinen eigenen Weg gehen. Jedoch musste ich recht geben, dass ich Hunger hatte - und es war für mich kein Geheimnis, dass ich ein Rudel Rehe beobachtet hatte und von einer Jagdt und gutem Wildtier-Fleisch geträumt hatte. Also war die zweite Option mitkommen. Ich konnte zwar nicht die Meinung teilen, dass man jeden mit offenen Armen aufnimmt und mitziehen lässt - aber die Rüden mussten es ja wissen.

Mein Blick lag immernoch auf der Fähe, die sich als Naminara vorgestellt hatte. Das Tamias und Kaya sich von mir entfernten hatte ich nur aus den Augenwinkeln beobachtet und auch den Blick von Kaya hatte ich mitbekommen.
Widerwillig leckte ich mit meiner Zunge über meine leicht trockenen Lefzen und stellte mein knurren ein. Ich ließ mich auf die Hinterläufe nieder, ohne Naminara aus den Augen zu verlieren.

"Es tut mir leid für die Überrümpelung - aber vielleicht hast du selber einmal die Erfahrung mit Artgenossen gemacht, die kein gutes Spiel mit dir gespielt haben. Ich bin Skadi."

Mit einer sanften Stimme, die mir wohl keiner zugetraut hätte - nicht einmal ich selber - stellte ich mich vor. Erst jetzt schaute ich zu Kaya und Tamias rüber. Es war ein fast vorwurfsvoller Blick. Ich will mich ja nicht in den Vordergrund schieben - aber die Rüden waren vor einer nicht all zu langen Zeit erst in Gefahr und ich habe sie in Sicherheit gebracht. Ich habe ihnene meine Höhle gegeben und den Rest meines Hasens. Ich habe sie ausruhen lassen, während ich wach geblieben war. Und als Dank - naja, lassen wir das.

"Euer Ziel kenne ich nicht und ich werde euch nicht blind folgen. Ich komme mit Jagen und ich kann euch zeigen, wo eine Herde von Rehen ist. Aber danach werden sich unsere Wege trennen, wenn ihr euren Weg weiter geheim halten wollt.

Meine Stimmenlage hatte sich verhärtet und wurde kälter. Es war eine direkte Aussage, nach der ich auch handeln würde.

[Abseits von Kaya und Tamis - gegenüer von Naminara]



- Velvet - 15.01.2011

Ich war schon wieder einige Wochen unterwegs, wie mir gerade bewusst geworden war, als ich ebenfalls bemerkte wie auch der Hunger sich bemerkbar machte. Meine letzte Jagd lag schon einige Zeit zurück. Unruhig schüttelte ich den Kopf als ich eine leichte Witterung wahrnahm und verwirrt stehen blieb. Hatte ich eine Grenze übersehen? Ich wusste es nicht. Vorsichtig lief ich einige Meter in jede Richtung doch scheinbar war es lediglich eine noch einigermaßen Frische Fährte die hier verlief, keine Grenze die ein Fremdes Revier makierte. Wenn ihr ehrlich war, wusste ich nicht was ich tun sollte. Ich hatte nicht erwartet hier schon wieder auf ein Rudel zu stoßen, aber eigentlich war es kein Rudel, wobei es auch mehr als eine Fährte war.
Unruhig schaute ich mich um, wusste nicht mehr was ich als nächstes tun sollte, doch eigentlich war ich doch nicht ganz so schrecklich nervös wenn ich auf andere Wölfe traf, ich schob es auf die Tatsache das ich erst vor wenigen Tagen einer Gruppe Menschen ausweichen musste, die scheinbar auf der Jagd war – wie ich diese Rasse hasste!

Was soll ich tun? Ich könnte schauen ob ich die Wölfe finde, die hier scheinbar irgendwo in der näheren Umgebung ein Lager hatten, doch andererseits, weiß ich nicht ob es wirklich besser verlaufen würde als in den letzten Rudeln, die mich einluden bei Ihnen zu bleiben.

Nach einigem hin und her entschied ich mich jedoch der Fährte zu folgen, hatte ja keinen Sinn, lieber zeigte ich mich freiwillig als das man mich entdeckte und beschuldigte irgendetwas im Schilde zu führen. Noch ein letztes mal schüttelte ich mein Fell und folgte dann vorsichtig und nicht mehr rennend der Fährte die mit der Zeit immer stärker wurde. Nach einiger Zeit hörte ich Stimmen, scheinbar konnten die anderen Wölfe nicht mehr weit sein. Wieder wurde ich langsam, wusste ich doch schließlich nicht was mich erwarten würde.

Ich werde erstmal schauen wie viele es sind, ich würde auf eine kleinere Gruppe schließen, jedenfalls hier, aber sicher bin ich mir da auch nicht. Ich hoffe nur, dass die Begrüßung freundlicher ausfällt als bei der letzten kleineren Gruppe die ich traf.

Vorsichtig schritt ich weiter durch die Landschaft. Die Stimmen wurden immer deutlicher, aber noch verstand ich keinen Sinn darin was sie erzählten. In der Nähe der Gruppe blieb ich stehen, eigentlich war ich nicht schüchtern, aber im Mittelpunkt stand ich auch ungerne, also wartete ich in der Hoffnung das ich von den vier vor mir stehenden Wölfen bemerkt wurde. Das einzige was ich aus den Brocken der Unterhaltung aufschnappen konnte war, dass sie scheinbar jagen gehen wollten.

[Nähe von Tamias, Skadi, Kaya und Naminara – beobachtend]



- Tamias - 17.01.2011


Oo Ach Amaroq! Das ist jetzt nicht dein ernst! ICH HABE HUNGER! oO

schrie es in meinen Gedanken.
Schön, Skadi war also ein klein wenig zu "Verstand" gekommen und entschuldigte sich bei.. ähm.. Naminara. Ja genau so war ihr Name. Es klang zwar erschreckend sanft aus ihrem Fang, wie ich es von ihr nicht wirklich kannte, aber besonders ehrlich klang es auch nicht. Aber das sollte nicht meine Sorge sein.
Meine einzige wahrhaftige Sorge war mein leerer Magen, der sich wohl so langsam zusammen zog. Ich hatte keinen Blick mehr nach hinten gewürdigt. Sonst hätte ich wohl vielleicht auf irgendeine Mimik antworten müssen.
Ich wollte nur noch Fleisch. Schön das Kaya mir recht gab und folgte. Es stimmte mich schon ein wenig besser. Doch das verschwand augeblicklich als erst meine empfindliche Nase einen fremden Wolf witterte und dann ich diesen auch noch sah.
Doch ich blieb nicht stehen.

Oo HUNGER!! oO

schrie es in mir auf und mit einem kurzen.

" Hallo."

begrüßte ich die Fremde, schaute sie einmal an, atmete ihren Geruch ein und es war mir egal was sie wollte. Vielleicht hatte sie sich auch einfach nur verlaufen. Skadi würde sie bestimmt begrüßen.
Ohne weitere Aufmerksamkeit an die Fremde zu verschwenden trottete ich gelassenen aber zügigen Schrittes weiter in den Wald. Die Nase nun stets am Boden, in der Luft, am Boden, in der Luft.
Ich versuchte sämtliche Gerüche einzufangen und eine Fährte auf zu nehmen und tada.. irgendwo hier waren Rehe. Jedenfalls meiner Schnauze nach zu folge.
Promt knurrte mein Magen und bevor meine Kräfte schwanden wollte ich jagen, Kaya würde bestimmt mit machen. Hoffentlich würde er die Fremde da nicht auch überbewerten. Schließlich scheinen Wölfe ja nun an jeder Ecke zu stehen.

[Fährte aufgenommen / hat hunger]



- Naminara - 18.01.2011

Kaum hatten die beiden Rüden sich deutlich für eine Jagd ausgesprochen, als sich die Fähe auch schon entschuldigte und sich mir als Skadi vorstellte. Von einem Augenblick auf den anderen wirkte sie geradezu sanft und freundlich. Doch es schien nicht echt zu sein. Sie verstellte sich nur. Ich wusste zwar nicht, was sie damit bezweckte, doch es war mir in dem Moment auch ziemlich egal.

"Schon okay. Vielleicht haben wir alle etwas überreagiert..."

Dann schob sich ein neuer Geruch in meine Nase. Eine weitere Fähe war ganz in der Nähe aufgetaucht. Ich fühlte mich um es mal untertrieben auszudrücken, leicht überfordert. Das hier alles war viel zu verwirrend. Vielleicht war ich einfach zu lange allein gewesen. Ich beschloss, erst einmal so zu tun, als wäre nichts passiert und folgte Tamias, der die Fremde nur kurz begrüßte und dann einer Fährte auf dem Boden folgte. Mal wieder etwas vernünftiges zwischen die Zähne zu bekommen, schien im Moment die beste Idee zu sein und vermutlich würden wir zu mehreren auch etwas größeres fangen, als ein Kaninchen. Und tatsächlich, schon kurze Zeit später stieg mir der Geruch von Rehen in die Nase. Ich hatte bisher nur einmal Reh gefressen, das war allerdings eher Zufall gewesen. Die Ricke war vor mir geflohen und war dabei gestolpert, worauf sie sich ein Bein gebrochen hatte. Sie war leichte Beute. Normalerweise waren diese Tiere für einen Wolf allein viel zu flink. Das Wasser lief mir im Fang zusammen, als die Fährte langsam frischer wurde. Ich trabte an Tamias Seite und warf ihm einen fragenden Blick zu. Wie wollte er vorgehen?

[Wald | Erst bei Skadi, später Tamias folgend]



- Alvarez - 20.01.2011

Ziemlich spät wurden die Wölfe auf mich aufmerksam. War ich wirklich so leise gewesen? Nein, eigentlich nicht. Wahrscheinlich waren sie einfach nur zu sehr in ihr Gespräch vertieft gewesen. Der einzige Rüde unter den dreien reagierte sofort, nachdem er mich entdeckte. Warnend schob er sich zwischen die Fähen. In meinen Augen war der Jüngling mutig, wie töricht. Würde ich es auch eine Auseinandersetzung anlegen, so hätte er mir wohl nichts entgegen zu bringen. Meine angelegten Ohren fanden kurz ihren Weg nach vorne, nur um die harschen Worte zu empfangen, die man an mich richtete. Angeschlichen? Was konnte ich denn dafür, wenn diese kleine Gruppe zu unaufmerksam war? Mit einem kleinen Hauch von Spott, verzogen sich meine schwarz umrandeten Lefzen.

„Nur weil deine Lauscher lieber anderen Dingen zuhörten, heißt das nicht, dass ich mich angeschlichen hätte.“

Während ich sprach, veränderte sich die Haltung meines Gegenübers. Anscheinend gab ich immer noch ein seltsames Bild ab. Fragen schlugen mit entgegen. Eine nach der anderen, bevor ich überhaupt die erste beantwortet hatte. Derweil er sprach, grübelte ich über das Verhältnis dieser Wölfe, wobei mein Gesicht unberührt von den Gedankengängen blieb.

Hab ich mich getäuscht? Kennen sie sich doch alle schon?

Kurz fanden meine graugrünen Seelenspiegel zu der augenscheinlich ältesten unter ihnen. Ihr Gesicht sprach von Ekel, Ekel der mir galt. Nun, verdenken konnte ich es ihr nicht. Bei mir hatte es auch etwas gedauert, bis ich mich an den Geruch gewöhnt hatte.

Schließlich hatte der Redefluss des Fremden geendet und schien Antworten zu verlangen. Ich wendete mich ihm wieder zu.

Was hatte er mich noch einmal gefragt? Ging es um mein Fell?

Egal was es war, ich hatte nicht die Absicht die Fragen zu beantworten. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich die jüngere Fähe näherte und ebenfalls Fragen stellte. Sollte ich Nachsicht zeigen, mit ihrem dummen Gerede? Nein, wohl nicht.

„Du willst mir behilflich sein? Was willst du denn tun? Mir vielleicht ein Fellkleid aus Gras und Zweigen nesteln?“

Für mich gab es keine Hilfe. Die Zeit würde meinem Körper die Gelegenheit geben, die Wunden wieder zu heilen, so dass ich in ein paar Wochen oder Monaten, wieder zu einem ansehnlichen Rüden geworden bin. Was die Bilder des Schreckens anging, die noch in meinem Kopf herumgeisterten, die konnten so schnell keine Heilung erfahren. Die Zeit und mein Wille würden wissen, wie tragbar das Erlebnis sein würde. Doch bisher waren diese Bilder eingebrannt, wie die Stellen in meinem Fell.

Ich blinzelte und sah wieder die Gestalt der jungen Wölfin vor Augen. Meine unfreundliche Art tat mir nicht Leid. Ich konnte nicht anders, wenn man mir mit gut gemeinten, aber sinnlosen Vorsätzen kam. Die andere Wölfin war schlau, oder abweisend genug, um mich einfach zu ignorieren. Als ich den Rüden dann wieder anblickte musste ich über mich selbst schmunzeln. Es tat gut wieder unter Artgenossen zu sein, aber es gelang mir nicht, mich zu verstellen. Meinen ersten Eindruck würde man nicht vergessen, aber gleichzeitig gab ich ihnen die Chance mich zu nehmen, wie ich war.

„Ich nehme an, ihr seid euch ebenfalls alle fremd?“

Ich wollte endlich Gewissheit haben, mit was für einer Gruppe von Wölfen ich es hier zu tun hatte.

[Bei Tryss, Akanis, Dekaja. Spricht zu Tryss und Dekaja]



- Tryss - 21.01.2011

Was hatte ich der Welt nur getan, dass mir ständig solche unfreundlichen Burschen über den Weg liefen? Der Rüde machte nicht nur äußerlich keinen guten Eindruck, er war auch sonst nicht der sympathischste Gefährte. Und was am aller schlimmsten war: Er beantwortete keine, nicht eine meiner Fragen. Was bildete der sich eigentlich ein? Immerhin war er derjenige, der neu war und seltsam im Auftreten, nicht wir. Was wollte er überhaupt von uns, wenn er nicht gewillt war sich auf uns einzulassen? Warum war er dann hergekommen? Wollte er uns schaden? Ich legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen, aber auch aus dieser Perspektive wurde der seltsame Rüde nicht angenehmer.

"Wer keine Fragen beantwortet, erhält auch von uns keine Antworten. Was geht es dich an, ob wir fremd sind? Und warum blaffst du sie so an? Sie wollte nur freundlich zu dir sein. Wenn du keine Lust auf Gesellschaft und Unterhaltungen hast, hättest du nicht herkommen sollen. Oder brauchst du Hilfe und willst es nur nicht zugeben?“

Es war ein bisschen als würde ich meine erste Begegnung mit Kaya noch einmal erleben. Auch er hatte sich mehr oder weniger versteckt, war dann herausgekommen und hatte gebrubbelt was das Zeug hielt. Langsam wurde es nervtötend, ich hatte keine Lust auf noch mehr griesgrämige Sturköpfe, die genau wussten wie die Welt funktionierte und alles besser wussten. Misstrauisch beobachtete ich jede Bewegung des Fremden und ließ ihn nicht aus den Augen. Was hatte ich damals noch zu Kaya gesagt? Ah, ich erinnerte mich.

„Und... verzeih, aber es scheint für dich ohnehin nicht von Bedeutung zu sein. Ich wünsche dir ein angenehmes Leben und dass dein Fell schnell heilen möge. Leb wohl.“

Genau, so etwas in der Art war es gewesen und ich hatte keine Scheu auch dem Grauen so abweisend entgegen zu treten, wie es bei Kaya der Fall gewesen war. Meine Laune, vor wenigen Minuten noch auf dem Höhepunkt, war auf der Skala weit nach unten geklettert. Aber ich hatte keine Lust sie mir vollständig verderben zu lassen. Ich wandte mich um, nickte Kanis kurz zu und murmelte den beiden Fähen ein:

„Ich werd Fährten suchen gehen, bevor wir verhungern.“

Die Fährtensuche würde eine angenehme Abwechslung sein – und wer wusste schon, was mir auf dem Weg alles begegnete. Vielleicht ein neues Rätsel, dass es zu lösen galt? Eine neue, freundlichere und aufgeschlossenere Bekanntschaft? Oder gar ein Hinweis auf den Weg nach Norden, den uns die Wölfin aufgetragen hatte? Oh ja, das wäre es doch! Meine Miene hellte sich auf. Die Welt war so voller Abenteuer. Die Aussicht darauf würde ich mir nicht kaputt machen lassen.

[Wald | Arkanis, Alvarez, Dekaja]



- Kaya - 21.01.2011

Wie schön wäre es doch gewesen, nun ein ruhiges Plätzchen zu haben, auszuspannen und sich seinen Gedanken hinzugeben...oder einen leckeren Hasen zwischen den Pfoten zu haben, ihm genüsslich sein Fell zu rauben und....paff. Nichts von alldem sah ich nachdem ich die Augen kurz geschlossen und wieder geöffnet hatte.
Einigermaßen überrascht stellte ich fest, dass Skadi ihren Widerstand offenbar aufgab, für den Moment wenigstens. Und nicht nur das, die bisher so unleidliche zeigte mit einem male eine ganz andere, viel kooperativere Seite als noch zuvor. Ich legte die fellige Stirn soweit möglich in Falten und sah gen Tamias, jedoch nur kurz, ehe Skadi wieder zum Anschauungsobjekt wurde. Allerdings wendete sich das Blatt, sobald wieder die Rüden der Schöpfung die Ansprechpartner waren – ich hatte noch nie einen Wolf gesehen, der in seiner Laune so wechselhaft sein konnte. Wo wir hinwollten, welches Ziel wir hatten? Ging das schon wieder los? Ich beschloss, das Thema für mich abzuhaken.

„Dann sei dem so.“

erwiderte ich auf Skadi's Ansage, sich nicht weiter anzuschließen, wenn sie nicht wissen würde wo es hinging. Vielleicht wusste ich ja bis dahin auch genauer, was Sache war. Aber für den Moment war es das an Kommunikation mit der Bräunlichen.
Mein Magenknurren hatte sich indessen zu einem richtigen Rumoren ausgedehnt und drohte – wenn es so weitermachte – nach draussen zu gelangen, wie auch immer es das anstellen wollte.

Ich reckte und streckte mich einen kurzen Moment, ehe ich mit den Augen hätte rollen wollen, wenn ich es denn gekonnt hätte. „Noch eine!“ schrie mein Innerstes und ich schüttelte den Kopf. Nicht angewidert aber nun doch durchaus ein wenig genervter als noch zuvor. Wie ich schon vermutet hatte, schien hier irgendwo ein Nest zu sein und wir hatten die Wölfe ganz offenbar allein durch unsere bloße Anwesenheit aufgescheucht. Oder war es unser Disput der dies erreicht hatte? Ich wusste es nicht und vermutlich würde ich es auch nie erfahren, vielleicht zum Glück. Ich sah, dass Tamias sich – zum Teil zumindest – dem neuen Fellträger widmete und wandte mich an Naminara, die bisher abgesehen von Tamias wohl die besonnenste zu sein schien.

„Geht ihr schon mal. Ich folge.“, tat ich kund und bewegte mich wenigstens vorsichtig auf die Unbekannte zu. Anscheinend hielt sich ja ansonsten niemand für zuständig – aber das war nur umso nachvollziehbarer, denn es war ja beileibe nicht so, dass ich keinen Hunger hatte, im Gegenteil. Aber hier hatte sich halt noch eine kleinere, eher graufellige Hürde entwickelt, die ich nun nehmen wollte.

„Einen Gruß an Dich. Noch ein Streuner.“

Gemessen an meinem Gemützustand der irgendwo zwischen absolut empört, etwas genervt und resignativ – und hungrig! - befindlich sein musste, war meine Aussage weder wertend noch anmaßend sondern schlicht und ergreifend feststellend und auch ein wenig neutral. Ebenso wie meine Haltung, die zwar der eines hochrangigen in schlechten Tagen durchaus gleichkam, allerdings nicht das übertriebene Plusterstaksen beinhaltete. Ich musterte die Graue ein wenig abschätzend, reckte meine Nase und war heilfroh, dass der Winter lange hinter uns lag. Kurz allerdings schweiften meine Gedanken zu Tryss – der fragende Jungspund hätte hier sicher seine helle Freude gehabt, wenn er auf so viele Wölfe getroffen wäre, die er alle nach und nach hätte ausfragen können. Zu schade dass ihm dies vorläufig verwehrt bleiben mochte, auch wenn ich die Hoffnung auf ein Wiedersehen noch lange nicht aufgegeben hatte. Wobei Aufgeben ohnehin nicht zu meinen Vorlieben zählte, aber wer sollte das schon von sich behaupten? Eben. Ich musterte also die Namenlose und wartete ab. Schlimmer als es bisher war konnte es ja ohnehin nicht mehr werden....


[zunächst am altbekannnten Ort, sich schließlich aber – irgendwie exklusiv – Velvet zuwendend]



- Skadi - 22.01.2011

Tamias war in meinen Augen bisher der Rüde gewesen, dessen Entscheodungen besser getroffen wurden als die von Kaya. Aber seine dominantere und ich finde auch naive Seite kam zum Vorschein, als er einfach los trabte. Er hatte Hunger, wie wir alle, aber was bringt es diesem Rüden einfach alleine los zu traben? Und dann stand da zu allem Übel noch ein zweiter Wolf. Naminara ging gerade an mir vorbei und sie traf wohl ein böser und zugleich fragender Blick 'Du bist doch nicht allein unterwegs'?
Diese Frage blieb aber unausgesprochen, da Tamias vorbei ging mit einem trüben Hallo und Naminara ihn völlig ignorierte. Kaya war der einzige, der vor dieser Fähe stehen blieb und sie direkt ansprach. Und ich? Ja ich war wie angewurzelt stehen geblieben. Das alles war wohl zu viel für mich. Zwei fremde, die vielleicht ein abgesprochenes Spiel austrugen und zwei Rüden, die meinten sie würden alles entscheiden und dennoch arbeiteten sie nicht zusammen. Ein Wolf war fragwürdiger als der andere. Wieso war ich bloß bei diesen beiden Rüden geblieben.
Mit einem Kopfschütteln befreite ich mich aus der Unbeweglichkeit und guckte twischen Tamias und Naminara - die immer tiefer in den Wald drungen - und Kaya und der Fremden hin und her. Und dennoch bleben meine Läufe stehen. Keine der beiden Gruppen wollte ich angehören oder folgen. Ich hatte zwar hunger, aber zu dritt würden wir nichts großes erreichen können. Ich hatte es zwar satt alleine zu sein, aber diese beiden Rüden hatten mich eher wieder dazu gebracht, das Leben für sich zu vermissen. Ein säufzen drang aus meinen Lefzen und mein Blick ruhte nun auf Kaya und der Fremden.

[Etwas Abseits, sieht zu Kaya und Velvet]



- Velvet - 22.01.2011

Während ich wartete, dass mich jemand bemerkte beobachtete ich die anderen. Ich war gegebenermaßen verwirrt, als der bräunliche Wolf, nur ein Hallo von sich gab und dann Richtung Wald verschwand, die andere Wölfin die sich ihm Anschloss beachtete mich noch viel weniger. Nun war ich wirklich froh noch kein Wort von mir gegeben zu haben. Erst als der andere Rüde – der gräuliche – sich zu mir umwandte und mich ansprach schaute ich ihn richtig an, seinen Tonfall ignorierte ich einfach.

Hallo auch an dich, Fremde. Mein Name ist Velvet und als Streuner kannst du mich sehr wohl bezeichnen.

Dann überlegte ich, die anderen schienen jagen zu wollen, wahrscheinlich hielt ich mein Fremdes Gegenüber gerade davon auf seinen eigenen Hunger zu stillen, doch ich war auch gleichsam fastziniert von dieser nicht vorhandenen Rudelordnung, keiner schien wirklich das Sagen zu haben und scheinbar waren sie auch kein Rudel im herkömmlichen Sinn.

Ich scheine euch aufzuhalten, verzeiht bitte. Doch eine Frage habe ich schließlich doch: Was seit ihr für eine Gemeinschaft? Ich nahm eure Fährte auf, aber bin mir sehr sicher keinerlei Grenzen oder ähnliches übertreten zu haben.

Ich wandte meinen Blick nur kurz zu dem Wolf im Hintergrund er schaute mich auch nicht wirklich begeistert an. Na welch toller Anfang! Ich nervte jetzt schon. Doch ich hatte mich entschieden mich bemerkbar zu machen und muss nun also mit den Konsequenzen leben. Ich schaute mein Gegenüber weiter an und nur zwischendurch immer wieder zu dem Wolf im Hintergrund, um zu sehen was er tat.


[Bei Kaya u. Skadi – alter Ort]



- Arkanis - 23.01.2011

Dekaja und Tryss schienen einander noch ähnlicher als gedacht, denn auch die junge Fähe hatte Fragen an den Fremden. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Wer sollte denn auf so eine Flut reagieren? Man verlor leicht den Überblick bei den beiden Jünglingen. Als der graue Geselle antwortete war diese Antwort jedoch so wenig nach den Vorstellungen der jungen Wölfe, dass ich meinen Ekel über seinen Geruch schnell beilegte. Beinahe hätte ich gelacht - und es wäre ein ehrliches Lachen aus tiefster Seele gewesen, allerdings unpassend. Daher verzichtete ich auf das heisere Bellen und beschränkte mich auf ein unverhohlenes Grinsen, das sich trotz allem auf meinen Lefzen zeigte. Dieser Rüde gefiel mir. Es war fast wie bei meiner ersten Begegnung mit Aryan. Diese Duelle auf geistiger Ebene, die den Rüden so reizvoll gemacht hatten und mir fehlten. Dieser Fremde schien ähnlich gestrickt. Nicht zuletzt musste ich Tryss aber auch seine Reaktion anrechnen. Er ließ sich weder über den Fang fahren noch von dem Grauen ins Bockshorn jagen, sondern ging lieber seines Weges ohne ein Gespräch mit dem Fremden, als sich auf Biegen und Brechen mit ihm gut zu stellen. Eine reife Entscheidung. Ich dagegen wollte mir diesen Rüden noch etwas genauer ansehen. Sollten sie also vorgehen, ich würde sie schon wiederfinden. So stupste ich Dekaja mit dem Fang beiläufig gegen die Schulter, als Tryss sich abwandte.

“Geh du mit ihm auf die Suche. Ich folge euch später nach.“

Denn ich fühlte mich von den Worten dieses Rüden herausgefordert. Es war ein Spiel für mich, das ich mit Aryan häufiger gespielt hatte. Ein geistiges Kräftemessen, um herauszufinden wer von uns seine Zunge besser gebrauchen konnte, wer von uns den schärferen Verstand hatte. Ein schelmisches Blitzen trat in meine kühlen Augen. Man würde sehen wer hier wem überlegen war, doch dazu brauchte ich die anderen nicht. Ich sah Tryss auch nicht in Gefahr, wenn ich ihn mit der Fähe alleine ließe. Er war alt genug, kräftig und gescheit. Statt mich unnötig zu sorgen setzte ich mich daher wieder auf die Hinterläufe, fixierte den Fremden mit meinen steingrauen Seelenspiegeln und feixte.

“Sieh an. Ein besonders gerissener Vertreter unserer Art.“

Der Sarkasmus in meinen Worten ließ sich geradezu schmecken. Man würde sehen, ob dieser Wolf sich auf das Gespräch einließe und wenn, wer von uns die geschickteren Worte fände.

“Der Herr ist sich also zu fein, um sich mit einfachen Wölfen abzugeben. Oder hält dich nur ihre Jugend davon ab ein ernsthaftes Gespräch zu führen? Wer weiß, wohlmöglich wolltest du uns nur einmal sehen lassen, was so ein echter Wolf ist und kamst daher zu uns?“

Ich war gespannt. Nach außen hin gelassen und kühl, innerlich aber wartete ich ungeduldig auf seine Antwort. Wie lange war es her, dass ich mich so unterhalten hatte. Ich freute mich diabolisch darauf.

[Wald | Tryss, Dekaja, Alvarez]