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Passus II - Getrennte Wege - Druckversion

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- Dekaja - 10.12.2010

Ein Sonnenstrahl brach durch das Dach des Waldes und kitzelte meine Nase wärmend. Ich erhob meinen Kopf und starrte empor zu den Bäumen. Das Leben eines Baumes war sicher ziemlich langweilig, die taten doch nichts anderes als in der Gegend herum zu stehen und jedes Jahr ihre Blätter zu verlieren, ein Glück das ich kein Baum geworden war! Das Leben hatte doch soviel mehr für mich zu bieten. Ich war nun schon einige Zeit unterwegs und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung mehr wo ich überhaupt war und wagte zu bezweifeln das ich überhaupt den Weg zu meinem Zuhause allein finden würde. Es war Winter gewesen als ich sie zum letzten mal gesehen hatte, doch leider lag kein Schnee, sonst hätte ich den Spuren vielleicht folgen können, so blieben mir nur die fremdartigen Gerüche, doch auch die führen mich ins Nichts. Nun trugen mich meine Pfoten schon so viele Tage und Nächte durch die Wildnis, einmal war ich auch wieder in der Nähe eines Menschenwesens gewesen, doch ich hatte keine Zeit dort lange zu verweilen, ich wollte doch wissen was mit meiner Familie passiert war!

Mein Vater hätte mir sicherlich nicht zugetraut, dass ich es schaffen würde eine solche Zeit, wie bisher verstrichen war, allein zu überleben und das macht mich richtig stolz. Es war bisher gar nicht so schwer Hasen und kleinere Tiere zu fangen, ich machte aus der Jagd oft ein Hetzspiel, so war es für mich lustiger. Nur Igel, nein nein, die werde ich niemals wieder versuchen zu essen, meine Schnauze tat jetzt noch weh bei dem Gedanken!

Dabei sah der doch so witzig aus. Die Nächte waren inzwischen nicht mehr ganz so kalt wie noch vor ein paar Wochen, aber zusammen gekuschelt doch deutlich besser zu ertragen, tagsüber nutze ich die Zeit um weiter zu suchen und es ist erstaunlich wie die Natur sich verändert hat. Mama hatte es, glaub ich, Frühling genannt. In meinem Letzten war ich noch klein gewesen, doch jetzt sah ich ihn aus anderen Augen. Die Bäume wurden wieder grün, die Vögel sangen überschwinglich ihre Lieder, viele Tiere krochen aus ihren Verstecken und überall war der Wald von neuen Gerüchen durchzogen.

Heut Morgen war ich früh losgezogen und hatte einen kleinen Flusslauf gefunden, es hatte Spaß gemacht bei aufgehender sonne im Wasser zu spielen, nun war ja keiner da der mich dafür rügen konnte, ach wenn ich doch nur wüsste wo ich war und wo meine Familie war. Aber ich war ja nicht der Wolf, der seine Ziele schnell aufgab, also ging ich einfach weiter, wohin meine Pfoten mich auch tragen würden, ich würde meine Familie sicherlich irgendwann wieder finden, oder wohl eher sie mich, ich wusste ja nicht mal wo ich war, wie sollte ich da Andere finden?

Ich war grad eine Weile „bergauf“ gelaufen als ich Stimmen hörte, meine Ohren weit aufgestellt begann ich zu lauschen, es waren keine Menschen, die machten definitiv mehr Krach! Der Geruch kam mir seltsam vertraut und doch fremdartig vor. Zügig ging ich einige Schritte woran, bis ich von der kleinen Anhöhe aus runter schauen konnte. Meine Atmung stand kurz still, da waren zwei Wölfe! Es war keiner aus meinem Rudel, das konnte ich sofort sehen, aber es waren Artgenossen. Ich hatte bisher nie fremde Wölfe gesehen, wusste zwar das es sie gibt aber wäre nie auf die Idee gekommen das ich einmal welche sehen würde! Sie schienen grad auf der Jagd zu sein, zumindest machte es auf mich den Eindruck, voller Neugier beobachtete ich einige Augenblicke, wäre nie auf die Idee gekommen Angst oder Furcht zu haben, ich war doch viel zu erfreut sie hier zu sehen.

Bei meiner Beobachtung fiel mir nicht auf wie nah ich der Kante kommen war, als der Untergrund unter meinen Vorderpfoten plötzlich nachgab und ich mich überschlug, währenddessen einen überrascht-geschockten Laut von mir gab und kam genau vor den Pfoten der Beiden zum liegen. Verflucht! So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Schnell rappelte ich mich auf und beachtete meine schmerzenden Gliedmaßen vorerst nicht weiter. Ich richtete meinen Blick auf beide Wölfe ohne wirklich zu versuchen Abstand zu bekommen, stand ich doch nicht mal 2 Meter weit von ihnen entfernt. Was sollte ich nun sagen? Hallo? Meine Gedanken überschlugen sich und meinem Maul wollten einfach keine laute entweichen, zu überraschend war der Moment, also starrte ich nur stumm.

[steht vor Tryss und Arkanis]



- Skadi - 10.12.2010

Es wirkte vielleicht arrogant, als sich die Rüden stritten und ich nur daneben lag und mich meiner Fellpflege widmete. Ungefähr zehn Schritte trennten sich von meiner ruhigen Hygiene und dem Gekeife der Rüden. Aber was sollte ich mich da einmischen? Ich wusste nicht einmal, um was es wirklich ging. Die von testosteron sprudelnden Worte krachten aus den Mäulern und ich bekam nur so viel mit, dass der junge Wolf den Plan hatte Arkanis zu retten. Waren es drei oder vier Wölfe, die deswegen verloren gegangen waren? Ich weiß es nicht, ich kannte sie nicht, und ich würde mir nicht einmal einbilden für sie zu sprechen. Fakt war, dass die Wölfe, die da nun standen und sich stritten, lebten. Und sie waren gesund. Keine großen und beeinträchtigende Wunden. Selbst die trächtige Fähe hatte sich erholt und konnte selbstständig laufen. Und der bestialische Geruch, der an Tod erinnerte - ihrer war wohl nicht mehr fern - war von ihr gewichen. Musste man Tryss nicht danken, dass er sich in seinen jungen Pfötchen schon auf den Weg gemacht hatte um Artgenossen zu retten und dabei selbst sein Leben aufs Spiel zu setzen?

Nunja, der Streit endete. Und zwar in keinerlei Vertragen. Nein, Tryss ging. Und Arkanis folgte ihm. Ich stand auf und schaute den beiden nach. Ein wütender jüngling und eine trächtige Fähe. Und ich stand hier bei zwei Rüden, die ihren Zorn nicht in den Zügeln hatten. An liebsten wäre ich den beiden hinterher gegangen, da mir die Rüden bisher keinerlei Sympathie entgegengebracht hatten. Aber was würde das bringen? Viel mehr musste ich irgendwie versuchen diese beiden Sturköpfe zu beruhigen, damit sie ihren Verstand wieder fanden und verziehen - warum auch immer.
Kaya bemühte sich zwar ruhiger zu uns zu sprechen, aber seine Wut erkannte jeder Taube. Was mich jedoch noch mehr störte war, dass er sich wohl als Führer dieser Truppe fühlte. Klar, in jedem Rudel gab es einen Alpha - aber waren wir ein Rudel? Zeichnete sich ein Rudel nicht damit aus, dass es ein Revier gab, in dem um Einlass gebeten werden musste? Gemeinsame große Jagdten und zusammenhalt? Hier war kein Revier und wenn dieses Land unter unseren Pfoten unser Revier war, dann müsste ich die Alpha sein. Ich hatte nunmal die Höhle als erstes gefunden und den Rest mit hier her genommen. Und so wie ich war sprach ich auch das aus, was ich dachte. Allerdings etwas geschickter als der noch zu lernende kleine Rüde, der gerade gegangen war.

"Kaya, du willst keine Opfer mehr? Dann hole den Jungspund zurück. Du schickst ihn gerade quasi in den sicheren Tot."

Ich hatte keine Angst vor dem Rüden. Und genauso wenig wollte ich mich in den Streit einmischen. Aber wenn er das Blut und Fell betrauerte dann sollte er keine neuen Opfer herbei rufen. Und wer weiß wie viele kleine Wesen in Arkanis Bauch rumturnten, die nun an Tryss gebunden waren.

[Bei Kaya und Tamias]



- Tamias - 10.12.2010

Der Kampf war gewonnen und die Wunden waren nicht die größten und lebensgefährlichsten. Es hätte aber auch anders aus gehen können wie bei Ares und den beiden Fähen zum Beispiel. Ich war nicht sauer auf Tryss. Ich war enttäuscht. Ich hätte ihm ein wenig mehr Vernunft zugetraut auch, wenn er noch so jung ist. Dumm war er eigentlich nicht. Er hat sein Ziel erreicht, er hat die Wölfin gerettet, die wohl bald Welpen werfen würde. Aber es sind drei Wölfe dabei gestorben, zerfetzt oder sonst was. Ich wollte es mir gar nicht ausmalen. Hatte er nun was er wollte? Seine gott verdammte Fähe? Für mich war es nicht verständlich. Es war zwar nachvollziehbar, dass er helfen wollte, aber das er nicht einmal darüber gescheit nachgedacht hatte wie, dass war der Faktor der mich so störte. Das er jedoch jetzt mit der trächtigen Fähe los zog ging mir auch gegen den Strich. Ein Seufzer mit hörbarem Frust, beinahe ein Schnaufen waren das, was ich den beiden hinterher rief. Dann bemerkte ich Skadi zum ersten mal bewusst. Sie hatte sich ihrer Fellpflege zugewandt als wir stritten und auf einmal, wo die Luft reiner wurde und ich begriff was passiert war, kam mir der Streit welpisch und unvernünftig vor.

"Tryss ist zwar jung, aber jagen kann er. Sein Mut ist größer als sein Verstand, also wird er wohl überleben und er hat die Wölfin an seiner Seite, die ihn vielleicht ein wenig leitet. Viel wird nicht passieren.."

Meine Stimme war tief aber irgendwie trotz meines Ärgers nicht besonders rauh. Eher entschlossen und nachdenklich zugleich. Es sollte Skadi ein wenig beruhigen. Mein Blick wanderte zu Kaya. Er war auf hundertachzig. Kein guter Moment um irgendwas auszudiskutieren. Er sollte sich erstmal abreagieren. Vielleicht würde ich gleich jagen gehen, mein Magen knurrte nach der Aktion und ich fühlte mich schwach. Vielleicht kamen die beiden ja mit.

"Vielleicht sollten wir unser Ziel verfolgen. Die Worte von der sterbenden Wölfin, Kaya."

Der Blick ruhte auf den Rüden. Er war stur und ich konnte ihn nicht durchblicken oder gar einschätzen. Möglicherweise war er eine tickende Zeitbombe und würde vor lauter Hass irgendwann kurzen Prozess machen. Oder er wird irgendwann ruhiger und trottet vor sich hin. Ich erhoffte nicht das er der sterbenden Wölfin noch irgendeinen Gedanken spendete oder an ihren "auch so tollen Ort" glaubt. Ich glaubte auch nicht wirklich dran aber es hörte sich toll an und es war mit einer Reise verbunden und es war ein netterer Gedanke mit Gesellschaft zu wandern als alleine ohne Ziel.

[Kaya und Skadi / beruhigt sich]



- Tryss - 11.12.2010

Hatte ich da etwa einen auch von Zustimmung und Freundlichkeit in ihren Augen blitzen sehen? Konnte es sein, dass mein Friedensangebot halbwegs geglückt war? Nun, Arkanis ließ es sich nicht anmerken, aber immerhin schloss sie zu mir auf und lief fortan neben mir. Allein das schon reichte aus um meine Laune noch ein wenig mehr zu heben und das Triumph-Gefühl noch etwas mehr auszuweiten. Freilich wusste ich zwar, dass ich mich durchaus irren konnte – immerhin kannte ich die Fähe kaum und Regungen und Blicke waren ohnehin immer schwer zu durchschauen. Zumal ich wie ja bereits erwähnt kein wirklicher Meister darin war in Mimik und Gestik anderer Wölfe zu lesen. Trotzdem bildete ich mir ein etwas erreicht zu haben und das war Grund genug ein wenig fröhlicher auf die Jagd zu gehen.

Während wir liefen und nach Beute Ausschau hielten, warf ich hin und wieder einen Seitenblick zu der Fähe. Ich musste ein Schmunzeln stark unterdrücken, als ich sah wie sie sich duckte und versuchte vollkommen lautlos jeden Ast und jedes Blatt zu umschleichen. Ich sagte nichts, weil ich nicht schon wieder einen Streit beginnen wollte, hielt es jedoch für überflüssig jetzt schon mit dem „Versteckspiel“ anzufangen. Wir hatten ja noch nicht einmal eine Fährte gefunden, wozu also so vorsichtig sein? Dennoch versuchte ich mich nicht wie der letzte Trampel zu bewegen, sondern vermied es ebenfalls auf Äste zu treten oder sonst irgendeinen Lärm zu veranstalten. Nur diese Schleichhaltung, die konnte sie von mir nicht erwarten. Stattdessen senkte ich lediglich den Kopf um eventuelle Witterungen besser aufnehmen zu können und drehte ab und an die Ohren ein wenig.Beutetiere machten viel mehr Geräusche, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Aber was wollten wollten wir eigentlich jagen?

Als ich die Jagd vorgeschlagen hatte, hatte ich eher etwas Größeres im Sinn gehabt. Vielleicht ein junges Rehkitz oder was sich hier eben sonst so finden ließ. Als ich einen erneuten Seitenblick auf Arkanis warf, kamen mir jedoch Zweifel, ob sie überhaupt in der Lage wäre große Beutetiere zu reißen. Ich selbst hatte zwar Erfahrung, bei der Jagd und war kein schlechter Jäger, wusste aber auch, dass sich große Tiere eher in größeren Gruppen jagen ließen. Und wenn ich uns beide so ansah, dann waren wir womöglich nicht groß genug. Und als übermäßig guter Jäger, wollte ich mich nun auch nicht darstellen. Und Kleinwild jagen? Ich zweifelte daran, dass eine ausgewachsene, trächtige Fähe und ein halbstarker Jungwolf von zwei Hasen lange satt werden würden. Und wenn wir nicht satt würden, müssten wir öfter jagen und wenn wir öfter jagen müssten, würden wir weniger Weg zurücklegen können und wenn wir dieses Spiel dauerhaft betrieben, würden wir sicher nie im Norden ankommen. Was für ein Teufelskreis war das? Ich begann innerlich zu zweifeln, ob diese Reise zu zweit wirklich sinnvoll war. Alleine würde ich sicher schneller vorankommen – und dass ich mich allein versorgen konnte, wusste ich ja.

So grübelte ich also und achtete dabei kaum mehr auf die Umgebung, lediglich auf die Fährtensuche konnte ich mich nebenbei noch konzentrieren. Mittlerweile liefen wir am Fuß eines kleinen Hügels. Der war nicht wirklich hoch, aber als plötzlich Steine und Erde zu meinen Pfoten kullerten, blickte ich auf. Hatte unsere Beute jetzt uns gefunden? Wohl kaum. Da kugelte doch etwas den Berg heruntern! Neugierig kniff ich die Augen zusammen, um herauszufinden wer oder was dieses Pelzknäuel war. Bis ich begriff, dass das Knäuel direkt auf uns zugekugelt kam. Erschrocken machte ich einen Satz zur Seite und wich dem rollenden Fellball so zum Glück noch rechtzeitig aus. Ein leises Grummeln huschte aus meinem Fang, dann warf ich einen Blick zu Arkanis um mich zu vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung war.

"Hey, pass doch auf wo du hinrollst."

knurrte ich und betrachtete wie sich das Fellknäuel aufrichtete, das, wie ich erstaunt feststellte, eine junge Wölfin war. Unwillkürlich begann meine Rute freudig zu zucken und merkte– auch wenn ich mich in Gegenwart Arkanis' stark zurückhalten wollte – wie gefühlte hundert Fragen in meinem Kopf umher zu schwirren begannen. Still stehen bleiben konnte ich jedenfalls nicht mehr. Ich begann die Fähe freudig tänzelnd zu umrunden und streckte dabei den Kopf immer ein Stück weiter vor um ihre Witterung aufzunehmen. Als ich wieder an meinem ursprünglichen Platz angekommen war, blickte ich sie aufmerksam neugierig und mit aufgestellten Ohren an.

"Warum kullerst du denn einen Berg runter? Machst du das öfter? Macht das Spaß? Und wer bist du überhaupt? Lebst du hier? Wo ist dein Rudel?"

Mein Ton war nun wesentlich freundlicher als noch vor einer Minute und ich konnte mich – mit einem kurzen Blick zu Arkanis – nur mühevoll in meiner Fragerei bremsen. Trotzdem erwartete ich natürlich, dass die Fähe alle meine Fragen beantwortete und ich hoffte innerlich, dass sie nicht noch so ein kleiner Miesepeter war, wie Kaya oder Tamias oder sie wie Kanis genervt sein würde. Aber das ging doch bei jungen Wölfen gar nicht, oder?

[Wald | Dekaja, Arkanis]



- Kaya - 13.12.2010

Geriet ich eigentlich immer nur an schnell denkende Nasen, die alles besser wussten als dies bei mir der Fall war? So langsam aber sicher verfestigte sich der Gedanke. Nicht nur, dass die Fähe anscheinend besseres zu tun hatte, als sich aktiv an unserem „Disput“ zu beteiligen, nein – Tamias fiel mir auch noch in den Rücken. Und das buchstäblich im wahrsten Sinne des Wortes. Aber da kam ihm auch die Fähe vorweg, in die auf einmal Leben gekommen war, als habe man sie ausgeblasen. Zack, war das Leben da und ein kluges Wort nach dem anderen verließ den Fang. Als wenn ich den Jungspund auch nur annähernd gen Tod geschickt hätte! Tryss würde schon für sich sorgen können, immerhin war er doch derjenige der die Entscheidung getroffen hatte. Aber wie sollte ich das am besten kommunizieren?

„Ich habe immer betont, dass eben nicht jeder für sich selbst verantwortlich ist. Der Jungspund hat sich bereit gefühlt, neben der Verantwortung für sich auch Verantwortung für andere zu übernehmen. Ihr habt gesehen dass es so nicht ging wie es geplant war.“

Zugegeben, das klang ein wenig nach Ausrede oder „Mir fällt nichts besseres ein“, war aber nicht mehr und nicht weniger als die nüchterne Wahrheit, die ich mir immer wieder vor Augen führen durfte. Tryss hatte den Weg gewählt und Arkanis gleich mitgeschleppt; gab mich Wunder dass Skadi und Tamias sich ihm nicht noch angeschlossen hatten. Wobei...vielleicht lag ja genau da ein Wunder Punkt? Bereuten die beiden ihre Entscheidung etwa schon? Bei Skadi war ich mir dessen ziemlich sicher.

„Ihr hättet Euch vorher überlegen können, wem Ihr folgt. Oder wem wir folgen. Tryss ist aufgebrochen und wer von Euch ist gefolgt? Niemand. Und warum? Sicher nicht, weil Tryss' Lösung so unheimlich gut ist dass Ihr Angst davor bekommen habt. Oder?“

Für einen Moment war ich richtig sauer, gelinde gesagt. Eher war ich enttäuscht, dass trotz vieler Worte sich hier nichts wirklich tat – und ausgerechnet Tamias fuhr mir mit vernünftigen (!) Worten in die Parade. Und drückte damit eigentlich nur das aus, was ich eigentlich hatte sagen wollen, mir dann aber in meiner Restrage anders überlegt hatte. Und der Einfall war gar kein so schlechter, denn er rief mir just in diesem Moment die nackte Realität in meinen Kopf zurück. Na klar! Irgendwo war ich mir zwar sicher, dass auch Tryss die Worte nicht vergessen hatte, aber in diesem Moment hätte ich Tamias dafür behapsen können, dass er mir die Grenze aufgezeigt hatte, auch wenn das nun sicher nicht die Absicht gewesen war, da war ich sicher.

„Die Wölfin. Ja. Gute Idee.“

nuschelte ich in meine Tasthaare und sah etwas geknickt auf den Weg der vor uns lag. Ein Wort der Entschuldigung kam mir aber vorerst nicht über die Lefzen, allerdings rechnete ich schon seitens der Wölfin mit Fragen bezüglich der Sterbenden, denn erzählt hatten wir Skadi davon bisher wohlweislich noch nichts.

[bei Tamias und Skadi, beruhigt sich ebenso]



- Skadi - 14.12.2010

Ich hatte mich wieder auf meine Hinterläufe nieder gelassen, um den Rüden mit meiner Körpersprache zu zeigen, dass ich keine Feindseelige Absichten habe. Der Braune sprach und redete es sich wohl schön, dass Tryss alt genug wär.

Ja, alt genug um zu Jagen und sich ein trockenes Plätzchen zu suchen. Aber alt genug um alle Gefahren zu erkennen? Sie einzuschätzen? Nein, genau deswegen hatte er wohl auch die Fähe gerettet. Er konnte es nicht einschätzen. Sein Körper sprudelt vor ungenutzter Energie, aber richtig einschätzen kann er sie nicht - er ist zu unerfahren dafür.

Dachte ich mir im stillen - aber ich wollte nicht mit dieser Diskussion anfangen. Nicht jetzt, wo noch alles so angespannt war.

Als Tamis wieder den Fang öffnete, machte er mich neugierig. Ein Ziel? Sterbende Wölfin? Wovon sprach er? Gerade als ich fragen wollte, kam Kaya zu Wort. Und er sprach genau das aus, was ich zuvor gedacht hatte.
Tryss hatte etwas beschlossen, was nicht funktioniert hat. Er ist Jung und unerfahren.
Ich ließ meine Rute über den Boden wischen und legte sie um meinen Körper rum, vielleicht mit einem kleinen, versteckten Lächeln auf meinen Lefzen. Wie sollte ich dem Rüden nur unter die Nase reiben, dass er zu Impulsiv dem Jungwolf gegenüber handelte.
Die Nächsten Worte Kayas kamen schneller als ich gedacht hatte und so schnippisch, wie er sie sprach, stand ich auf und ging auf ihn zu. Kurz zeigte ich ihm knurrend meine Zähne.

"Ich bin hier geblieben, weil ich dich zur besinnung bringen wollte. Dir den Verstand wieder in deinen Kopf zu pflanzen ist doch leichter als einem Jungwolf! Er kann nicht richtig einschätzen was er tut - und das weiß er selber nach jeder Niederlage ganz genau und mit sicherheit wird ihn das belasten! Aber du Ohrfeigst ihn noch obendrein. Du könntest versuchen den Wolf auf den richtigen Weg zu bringen und ihm beibringen, wie man richtige Entscheidungen trifft und das man länger darüber nachdenkt als der Impuls ein treibt"

Die Worte sprudelten nur so aus mir raus, während ich direkt vor Kaya stand und ihn giftig ansah. Ja, er hatte mich jetzt wütend gemacht. Mit schnippischen Worten, die meine Entscheidungsfähigkeit in Frage stellten - die mich in Frage stellten. Wie konnte er es wagen so über mich zu urteilen, wenn er mich nicht kannte.
Ich schleckte mit meiner Zunge über meine Lefzen und ging einige Schritte zur Seite, jedoch ohne Kaya aus den Augen zu lassen.

"Vergangenes kann man nicht ändern. Aber man kann es in der Zukunft besser machen."

Fügte ich dann noch hinzu, mit einer Ruhe in der Stimme, die mir in dieser Situation bestimmt keiner zugetraut hatte. Dann ließ ich meinen Blick zu Tamias wandern.

"Was für ein Ziel habt ihr denn - und was hat das mit der Wölfin zu tun?"

Fragte ich ihn dann, Kaya ganz aus den Augen gelassen.

[Bei Kaya, Tamias]



- Arkanis - 14.12.2010

Es schien dem herbstfarbenen, jungen Wolf nicht bewusst zu sein, dass ich ihn beobachtete. Zu meiner Ernüchterung gab es da auch nicht viel zu sehen. An dem unwillkürlichen Zucken seiner Lefzen konnte ich sehen, dass er mein all zu frühes Schleichen für lächerlich hielt. Zu dumm. Ich hatte ihn animieren wollen ebenso zu handeln, um noch etwas Zeit zur Beobachtung zu haben. Während der Jagd selber würde die Beute viel zu wichtig sein, als dass ich dem Jüngling lange zusehen konnte. Aber ganz gewiss würde ich mir jetzt nicht die Blöße geben und mein Verhalten seinetwegen ändern! Ich spürte, dass auch sein Blick immer wieder zu mir flog und vermied gekonnt einen übermäßigen Augenkontakt. Unterhaltungen waren nun fehl am Platze oder wir würden heute und diesem Waldstück gar nichts mehr finden. Was sich der Rüde wohl an Beute erhoffte? Meine Erwähnung einer Hasenfährte schien ihn jedenfalls enttäuscht zu haben. Nun, der würde sich noch wundern wie entbehrlich man als einzelner Wanderer zu leben hatte.

Während wir so jeder für uns über den anderen grübelten waren wir schon ein gutes Stück weit gelaufen und befanden uns etwas unterhalb eines halbhohen Hügels, als plötzlich ein fernes Knacken von Zweigen meine Ohren erregte. Sie zuckten. Kaum merklich hob ich den Kopf, konnte aber keine Wiederholung des verräterischen Geräuschs feststellen. Trotzdem blieb ich fortan alarmiert. Noch jemand war hier und mein Instinkt flüsterte mir, dass dieser Fremde größer war als ein Hase. Mein heimlicher Verdacht bestätigte sich erst, als von oben herab loses Erdreich zu unseren Pfoten herunter rollte und nur eine Sekunde später folgte ihm noch etwas anderes, sehr viel größeres. Vorsicht war geboten! Mit einem Satz wich ich dem pelzigen Geschoss aus und warf einen eiligen Blick zu Tryss, der auf die gleiche Idee kam. Unsere Blicke trafen sich für einen Moment. Er hatte ebenso schnell reagiert.

Guter Junge

Meine Überraschung ließ ich mir nicht anmerken, obwohl mich der rollende Wolf ganz schön aus der Fassung gebracht hatte. Erst als sie zum Liegen gekommen war, hatte ich in dem Fellknäuel eine Fähe erkannt. Die ersten Annäherungsversuche überließ ich getrost dem Rüden, welcher der Wölfin ohnehin viel mehr Neugierde entgegenbrachte. Ich dagegen hielt abstand, blieb misstrauisch und wollte mir diese merkwürdige Dame erst einmal genau besehen. Eine richtige und möglichst präzise Analyse der Dinge war hauptverantwortlich dafür, dass ich so lange das Leben eines Wanderers geführt hatte und nicht schon längst mein Ende gefunden hatte. Wir fanden hier also eine Jungwölfin vor unseren Pfoten. Offensichtlich war sie gerade so verwirrt und perplex wie wir, möglicherweise auch verängstigt, denn sie schwieg und starrte bloß. Tryss ging gleich offen auf sie zu und ich sagte nichts dagegen. Wie er eben war stellte er viele Fragen, die mir fast ein Schmunzeln auf die Lefzen gezwungen hätten. Doch neben dem nebensächlichen und von Neugierde getriebenen Unsinn stellte er tatsächlich auch nötige und essenzielle Fragen, auf deren Antwort selbst ich gespannt war. Jedoch stand ich dieser Fähe kaum so freundlich gegenüber wie Tryss. Meine Miene war ernst und streng, meine Augen so starr und kühl wie eh und je und der misstrauisch aufgestellte Pelz, gemeinsam mit einer kalten, stolzen Aura ließen mich einmal mehr größer erscheinen als ich es in Wirklichkeit war. Alles in allem hielt ich mich aber zurück, blieb im Hintergrund und ließ Tryss machen.

[Wald | Tryss, Dekaja]



- Tamias - 14.12.2010

Oh, eine kleine graue Wolke in der Stimmung hier blieb wohl noch vorhanden. Kaya in den Rücken fallen? Ich bin ihm nicht in den Rücken gefallen. Tryss weiß schon was er macht und wenn er auf dumme Gedanken kommt hat er noch immer die Wölfin an seiner Seite, die hier wohl keiner zu beachten schien.
Der graue Griesgram faselte noch irgendwas und das schien Skadi wohl ein wenig auf die Palme zu bringen. Sie machte sich mehr Sorgen um Tryss als Kaya und ich es taten. Aber sie war auch eine Wölfin und kannte Tryss nich besonders gut.
Sorge gut und schön aber ihre Worte gefielen mir absolut nicht. Als hätten wir einen Welpen im Schnee zurück gelassen. Tryss war zwar jung aber kein Welpe mehr. Jeder Wolf hat sein Schicksal. Tryss war jetzt in dem Alter, dass selbst wenn er noch bei seiner Familie leben würde, jetzt anfngen würde solangsam sich zu lösen. So lernt er nun mal schneller was Sache ist in der Wildnis. Bevor er auf uns gestoßen ist bzw. auf die Wölfin hat er auch alleine gelebt. Außerdem hat er noch eine etwas erfahrenere, ältere Wölfin an seiner Seite. Wir haben ihn ja nicht fort geschickt, er ist von alleine gegangen. Sollte er, man sieht sich nunmal immer zwei mal im Leben.
Es schien mir schon so als würde Skadi Kaya ins Gewissen reden wollen und versuchen wollte uns allen ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich mischte mich zwar ungerne ein aber diesmal tat ich es.

"Wenn du Tryss folgen möchtest, dann geh. Er ist kein Welpe mehr Skadi. Zudem hat er die Wölfin noch dabei. Als wenn wir für ihn verantwortlich wären. Jeder hat nunmal eine Art Schicksal. Tryss wird schon nicht sterben. Auch er wird seine Erfahrungen machen im Leben und lernen wie man überlebt. Ist ein ganz normaler Prozess. Überleg mal, auch du hast ihn durchlebt. Oder bist du behütet aufgewachsen in einem Rudel bis du selbst eine Familie gründen wolltest ?"

Meine Stimme war erst impulsiv, aber schon nach dem ersten Satz wurde sie stetig ruhiger. Ich war keiner der gerne stritt oder laut wurde. Dann wandte ich mich an Kaya.

"Ich falle dir nicht in den Rücken, Kumpel. Schließlich werden wir den weiteren Weg doch wohl zusammen gehen. Oder?"

mein Blick wandte sich an Skadi. Würde sie folgen? Sehr wahrscheinlich schon. Aber uns? Kaya würde weiter mit mir den Ort suchen, wovon die sterbende Wölfin sprach und wenn Skadi mit kam, würde sie auch die Geschichte erfahren. Aber erst nachdem wir jagen waren. Mein Magen knurrte lauter als ich vermutet hatte. Und ein wenig geschlaucht war ich auch nach der Aktion mit den Hunden.

[Bei Skadi/Kaya]



- Naminara - 15.12.2010

Geräusche. Soviele Geräusche um mich herum. Sie versuchen mich zu nerven, nicht wahr? Ein Blick über die Schulter, niemand ist dort. Auch neben mir, hinter mir, vor mir nichts. Doch ich höre Geräusche. Wolfsjaulen, Hundegebell. Es ist niemand hier. Merk es dir. Du bist allein. Ein unwilliges Knurren entfuhr meiner Kehle. Ich wollte keine Hunde, keine anderen Wöfe. Ich war immer noch auf der Suche nach diesen verfluchten, stinkenden Menschen. Ich wollte ihr Blut zwischen meinen Zähnen und auf meiner Zunge schmecken. Köstliches, frisches, metallisch angehauchtes Blut. Ein lautes Lachen entfuhr mir, ging dann in ein Heulen über. Ähäm. Wirkte ich wahnsinnig? Vielleicht. Wer konnte das schon sagen, schließlich war ich allein. Immer weiter laufen, durch den Wald, ihn vor lauter Bäumen nicht sehend. Mutter... ich vermisse dich. Doch sie nahmen dich mit. Dich und meine Geschwister. Werde ich euch jemals wiedersehen? Und werden wir uns dann als Feinde gegenüberstehen? Ich hoffte, betete, jeden Tag. Wieviele Tage wanderte ich nun schon allein in dieser beständigen Dunkelheit umher? Ich hatte vergessen, sie zu zählen.

"Hört auf, seid still, ihr seid nicht real!"

Ich fauchte, nein, brüllte die Schatten, die Stimmen an, die weiterhin um mich wehten. Doch sie ließen mich nicht in Ruhe, lachten mich aus, flüsterten weiter in meine Ohren, selbst wenn ich sie versuchte mit meinen Pfoten zuzuhalten. Ich warf mich auf den Boden, wälzte mich im Moos, spürte kleine spitze Steine, die sich durch mein Fell in die Haut bohrten, winzige Kratzer hinterließen. Es tat gut, diese leichten Schmerzen waren wirklich, ließen die Stimmen verblassen. Doch dann waren sie wieder da. Nein, sie waren anders. Sie wirkten... echter. Und dann roch ich sie. Wölfe. Ein leichter Geruch von Hunden hing ebenfalls in der Luft, doch er war nur vage, entfernt und uninteressant. Tief sog ich die Luft in meine Lungen, identifizierte und unterschied die Witterungen von drei verschiedenen Wölfen. Zwei Rüden, eine Fähe. Und alle ein gutes Stück älter als ich selbst, wenn ich mich nicht irrte. Das verwirrte mich.

Ich hatte nie Wölfe in diesem Wald getroffen. Zumindest keine realen. Ein Zittern lief über meinen Rücken. Sollte ich mich ihnen nähern? Sollte doch nicht so schwer sein. Ich beschloss, näher zu treten. Allein schon um zu sehen, ob sie wirklich real waren oder wieder nur Schatten. Meine Schritte jedoch waren unsicher und langsam. Einerseits war ich aufgeregt, andererseits... hatte ich Angst. Sehr große sogar. Vielleicht waren diese Wölfe ja gar keine. Sondern nur welche von diesen bösartigen Hunden, die andere Menschen sich gehalten hatten. Ich trat zwischen den Bäumen hervor, blieb jedoch ein wenig versteckt stehen. Die drei Wölfe sahen zumindest sehr real aus. Meine Augen verengten sich und ich warf einige nervöse Blicke in die Runde. Waren sie allein? Waren vielleicht noch andere Wölfe in der Nähe, die ich nicht riechen konnte? Oder Hunde? Es lag etwas in der Luft. Mein Verstand wollte mich nicht hinter die Situation blicken lassen. Wie ich das hasste. Wie sollte ich mich verhalten? Ich wusste, wie Hunde miteinander umgingen. Auch wenn ich deren Geruch schon seit einer Weile abgelegt hatte. Doch ich wusste auch, dass Wölfe ganz anders waren. Ich stand dort, wie erstarrt. Wie sollte ich den ersten Schritt machen? Das schien mir viel zu gefährlich. Ich starrte weiter und wartete. Worauf? Das wusste ich wohl selbst nicht so genau.

[Wald | Nähe Tamias, Skadi, Kaya | Steht etwas versteckt zwischen den Bäumen]



- Kaya - 16.12.2010

Langsam zweifelte ich am Verstand der Fähe, allerdings nicht aus logischen Gründen. Ich hatte mich etwas in Bewegung gesetzt und mich mehr oder minder im Kreis bewegt, um die müde werdenden Glieder und das darin befindliche Blut ein wenig in Wallung zu halten. Ich hielt allerdings kurz inne, als der Fellhaufen – Fähe kam gewiss nicht von fähig! - sich vor mir aufbaute und zeigte, wie schön ein Skadiknurren klingen kann, allerdings folgten dem noch einige Worte, über deren Sinn ich mir erst klar wurde nachdem ich zweimal darüber nachgedacht hatte. Sie nahm Tryss mit einem Male nicht mehr in Schutz, stellte ihn aber als unintelligentes, unreifes Wesen dar? Interessant. Hatte ihr Gemütswandel vielleicht mit meiner vorhergehenden Aussage zu tun? Wobei...was regte ich mich eigentlich auf?

„Tryss ist im Kopf reifer als manch eine Wölfin von einigen Wintern, Skadi. Nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht sammelt er mit der trächtigen Fähe ja ganz ureigene Erfahrungen von denen wir nicht einmal ahnen wie sie aussehen?“

Das klang ernst, nicht etwa spöttisch, denn ich konnte mir ob der Leidenschaft mit der Tryss manche Dinge anging – die dauernde Fragerei zum Beispiel – durchaus vorstellen, dass er noch ganz andere Dinge tat, wenn er die Sache für gut hielt. Das hielt ich aber nicht für nötig, weiter auszuführen, zumal Skadi – nach der Erkenntnis, dass man die Zeit sehr richtig nicht zurückdrehen könnte – den Blick auf Tamias gerichtet hatte, der mich wieder, wie schon erwähnt, auf den richtigen Pfad zu lenken versuchte. Aber irgendwie versuchten das wohl beide, ohne dass ich genau verstehen konnte oder wollte, warum dem so war. War ich denn so weit am Ziel vorbei, dass das für nötig erachtet werden musste? Ich fand eigentlich, dass dem nicht so war, aber gut.

Immerhin aber setzte sich Tamias, freilich vielleicht sogar ohne es zu beabsichtigen, ein wenig für mich ein – und nahm Tryss auch nicht mehr in Schutz als es nötig war. Klar, niemand von uns beiden war der Vater des Bunten, aber das hinderte ja doch nicht an einem gewissen Verantwortungsgefühl – das aber eben auch seine festgesteckten Grenzen hatte. Nun jedoch galt der Blick zunächst Skadi, die einen Moment bekam, sich zu überlegen ob sie uns folgen wollte oder aber dem Jungspund, der wohl eine gehörige Portion Vorsprung schon hatte.
Gerade wollte ich zu einer erneut herausfordernden Frage ansetzen, als ich zusammenzuckte. Eine Mischung aus Rascheln, Knacken, Winseln und vielen anderen Dingen schob sich zunächst in meinen Gehörgang, der Geruch sich in meine dunkle Nase und der Rest schließlich, als ich den Kopf abwandte, in mein Blickfeld.

„Wir wurden belauscht!“

stellte ich erschrocken, verblüfft und alles andere als hocherfreut fest und fixierte das noch namenlose Fellwesen, das den Eindruck machte, als habe man es sprichwörtlich auf frischer Tat ertappt. Und nur meine gute Welpenstube hielt mich davon ab, auf die Fähe zuzuhalten und zu zeigen, wer hier wen zu belauschen hatte – und wer eben nicht.

[bei Tamias & Skadi, später Naminara – alles andere als begeistert]