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Passus II - Getrennte Wege - Druckversion

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- Arkanis - 30.04.2011

Wir hatten die nichts ahnenden Grasfresser ganz gehörig überrascht. Panik brach unter den Huftieren aus und zunächst sprang alles wild durcheinander, ehe sich die Fluchttiere für eine Richtung entscheiden konnten. In diesem Chaos blieb mir der Blick auf die alte Ricke kurze Zeit verwehrt, doch ich sah an Dekaja‘s Spurt in die Masse hinein, dass sie die Beute gefunden hatte.

Nun wollte ich es ihr gerade gleichtun, als ein junger Bock blind vor Angst den falschen Weg einschlug und mir entgegensprang. Die Gelegenheit war einfach zu günstig und ich würde auch nicht mehr als nur ein paar Sekunden Zeit an ihn verschwenden. Meine Muskeln spannten sich, als meine Kiefer nach dem unglücklichen Geschöpf packten und ich konnte meine Beißwerkzeuge in seiner Flanke vergraben. Ein kräftiger Ruck meinerseits und der Fluchtversuch des Bocks rissen eine tiefe, blutige Wunde in die Seite des Tieres. Er hatte sich befreit und ich stellte ihm nicht weiter nach. Er war nicht die ausgewählte Beute, er sprang in die falsche Richtung und ich würde ihn allein nur schwer noch ein zweites Mal zu packen kriegen. Wenn wir Glück hatten war die zugefügte Verletzung aber tief genug, sodass wir ihn später noch einmal aufspüren und von seinem Leid erlösen könnten.

Endlich war der Weg zu Dekaja und der Ricke frei. Sogleich setzte ich zu einem Spurt an und spornte meine schlanken Läufe dazu an mich schnell an die Versen der Beute zu heften. Ich holte rasch auf, mein geringes Gewicht machte meinen Körper zu dem einer perfekten Sprinterin. Allzu weit waren die beiden ja nun auch noch nicht von mir fort. In Dekajas Bewegungen sah ich kurze Zeit einen Funken Unsicherheit, als das Reh sich von unseren Rüden entfernte. So war es nicht richtig. Wir mussten korrigieren und mehr Einfluss auf die Fluchtrichtung nehmen, dringend. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Dekaja sich absetze und zu einem auslandenden Bogen ansetzte. Ich zweifelte allerdings ob das noch reichen würde. Wir mussten eine andere Taktik fahren und der Ricke den Weg streng abschneiden. Die jüngere Fähe hatte dazu ja schon die nötigen Vorbereitungen getroffen.

“Schneid ihr den Weg ab! Wir müssen die Richtung ändern.“

Heiser stieß ich die Anweisung aus und ließ mich im selben Moment auch schon zurückfallen, damit unser Beutetier auch den neuen vermeintlichen Fluchtweg finden würde. Wenn die andere Fähe schnell genug reagierte konnten wir die Beute zu einem scharfen Haken nach links zwingen und wieder direkt auf Tryss und Alvarez zusteuern lassen.

[Wald | jagt ein altes Reh mit Dekaja]



- Dekaja - 01.05.2011

Im halsbrecherischem Tempo jagte ich durch den Wald. Hatte versucht alles auszublenden, bis auf die Beute. Eine Pfoten trugen mich schnell voran, doch die Fähe lief weiter in die falsche Richtung, was denn nun? Ich hatte doch keine Ahnung von dem ganzen Zeug! Doch rettende Hilfe sollte mich ereilen, als ich Arkanis heiseren Befehl vernahm. Schneid ihr den Weg ab. Toll, klasse, das sagte sie so einfach. Nur wie bitte schön sollte ich das denn anstellen? Ich schaute kurz von der Ricke weg, nach vorn. Inzwischen hatte ich ja selbst bemerkt, dass sie falsch lief, sonst wäre ich gar nicht wo ich jetzt war.
Ich behielt den Punkt einige Meter vor mir im Auge und setzte noch an Tempo zu, holte alles raus, wozu mein Körper imstande war und fühlte mich kurzzeitig, als würde ich über den Waldboden fliegen. Ich hatte keine Ahnung wie man einem Beutetier den Weg schneiden sollte, konnte ja schlecht davor stehen und sagen „Nicht hier lang, bitte in die andere Richtung“, also versuchte ich es auf meine Art, was hatte ich auch zu verlieren? Außer Spott, einem leeren Magen und einer angekratzten Ehre? Verdammt, ich war kein Welpe mehr und ich konnte es schaffen, ich musste es schaffen!

Ich hatte nun einen kleinen Vorsprung und den versuchte ich zu nutzen. Aus dem Sprint heraus bremste ich meinen Lauf und wendete. Hatte die Ricke nun genau vor mir, sah wie sie genau auf mich zulief ohne im ihre Geschwindigkeit zu bremsen. Es war meine einzige Chance und ich musste hoffen, dass ich stark genug war. Ich setzte mich erneut in Bewegung und sprang nun direkt auf sie zu. Aus meinem Maul entwich ein gefährliches, bedrohendes Knurren. Ich fletschte meine Zähne und im vollen Lauf griff ich sie an der rechten Seite an.
Ich wollte sie keinesfalls zu Fall bringen, nur so weit zwingen ihre Richtung zu ändern.
Mein Körper pralle an ihrer rechten Flanke ab und ich kullerte aufgrund der Geschwindigkeit über den Waldboden. Schnell wendete ich mich, rappelte mich auf um zu sehen im mein Effekt den erwünschten Erfolg gebracht hatte. Mein Atem entwich nun keuchend mein maul und über Prellungen konnte ich mir später Gedanken machen, doch meine kleinen Aktion hatte, zumindest etwas Erfolg gehabt, unsere Beute lief vor mir weg, hatte ihre Richtung geändert, doch nicht, wie sie es sollte, sie würde knapp an den Rüden vorbei rennen. Verdammter Mist! Panisch fuhren meine Augen herum, ich konnte Arkanis nirgendwo sehen und so nur hoffen, dass sie unsere Beute nun auf die rechte Fährte bringen würde…

„Arkanis?“

Meine Nachricht um Hilfe klang laut, etwas zu laut, doch ich war aufgeregt, ich würde es nicht noch mal schaffen sie umzulenken, dafür hatte ich meine Kräfte zu sehr gezerrt. Jedoch konnte ich zumindest von Weg nach oben sperren und setzte erneut zum Sprint an.

[Jagd // hofft auf Arkanis // macht altem Reh Flucht nach „oben“ unmöglich]



- Naminara - 02.05.2011

Ich musste innerlich leicht grinsen, als Kaya uns hinterher rief. Es wollte ihm wohl so gar nicht passen, dass er nun doch mit Skadi allein reden musste. Doch dann wurde ich völlig von Tamias Worten überrumpelt. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da hörte. Menschen? Uns heiligen? Was zum Geier redete er da für einen Schwachsinn? Ich blieb abrupt stehen und schwankte zwischen Lachen und Weinen. Wie naiv bitte waren diese Wölfe? Glaubten sie ernsthaft es gäbe einen Ort an dem wir mit Menschen leben sollten? Nein, nicht mit mir. Selbst wenn es diesen Ort gäbe, ich würde dort niemals leben wollen. Doch sie würden ihn eh nicht finden, denn so etwas gab es nur in den Erzählungen naiver alter Wölfe, die noch an das Paradies glaubten. Doch wie sollte ich nun auf Tamias' Worte reagieren? Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschmettert, wie naiv und verträumt diese Gemeinschaft oder besser dieser lose zusammengewürfelte Haufen Wölfe sich doch benahm.

Doch dies würde man mir bestimmt übel nehmen. Es stand mir auch irgendwie nicht wirklich zu, ihren Glauben in Frage zu stellen. Die Frage war nur, sollte ich wirklich mit ihnen ziehen? Ich beschloss, dies erst einmal hintenanzustellen. Zur Not konnte ich auch nur bis zur nächsten größeren Menschensiedlung mit ihnen reisen und mich dort unter einem Vorwand von ihnen trennen. Sie würden schon noch früh genug merken, dass die Menschen Monster waren und dass es keinen Ort gab, an dem diese Monster sich anders verhielten. Ich sah mich nach Velvet um, die sich jedoch schon auf den Weg zurück zu Kaya gemacht hatte. Also richtete ich meinen Blick wieder auf Tamias und nickte, innerlich seufzend.

"In Ordnung. Ich muss gestehen, dass ich bezweifle, dass es einen solchen Ort wirklich geben könnte. Doch mir bleibt sowieso nichts hier, also würde ich euch gern begleiten. Wohin auch immer uns die Reise führt..."

Mein Blick richtete sich wieder gen Norden. Die Berge schienen hoch und irgendwie unnahbar. Wie sollten wir diese eigentlich überwinden? Doch vielleicht hatten die Anderen ja mehr Wissen über dieses Gebiet als ich und kannten einen Durchgang oder ähnliches. Ich stupste Tamias an, der immer noch leicht verärgert wirkte über das Verhalten der anderen Wölfe. Ein zaghaftes, doch ehrlich gemeintes Lächeln legte sich auf meine Lefzen. Irgendwie würden wir uns schon noch zusammenraufen. Auch wenn ich ihre Illusion nicht teilte, ich hatte mich seltsamerweise noch nie so wohl gefühlt wie jetzt. Es gab eine Gemeinschaft, ein, wenn auch seltsam anmutendes, Ziel und ich musste nicht länger allein reisen. Das waren doch nette Aussichten für die nähere Zukunft.

[Wald | Tamias | Denkt nach, gibt Tamias eine Antwort]



- Kaya - 03.05.2011

Vielleicht war es ja wirklich so, dass mich die ganze Situation eher über- als unterforderte. Ich hatte fortwährend mit neuen, aufkeimenden Gedanken zu kämpfen, die nur in eine Richtung gingen: „Nicht noch einmal eine Trennung!“. Dass ich mich derartig darin verbiss, musste ein Zeichen der Wölfin sein, anders konnte ich es mir nicht erklären. Aber so langsam aber sicher wurde es wirklich lästig, wie ich zugeben muss. So lästig, dass ich mir in einem schwachen Moment sicher gewünscht hätte, die ganze Odyssee hätte nie begonnen.

Tamias' Kommentar hatte ich – vielleicht zu seinem Glück – nur am Rande mitbekommen. Ich war derart auf Skadi fixiert, dass mir zunächst auch nicht aufgefallen war, dass sich Velvet nicht etwa davongestohlen hatte, sondern zögerlich war und schließlich wohl doch näher bei mir blieb als ich mir hatte vorstellen können. Aber mir sollte es recht sein.
Nicht ganz so recht war mir der Wust an Worten, den mir Skadi nun an den Kopf warf. Ich konnte nur den Kopf schütteln und wäre am liebsten blind nach vorn gewuscht und hätte sie zu Boden gerammt – anders hätte ich mir keine Lösung denken können....bis Velvet einen gar nicht so unklugen Satz anbrachte, wie ich fand. Ich schnaufte durch, hob den Blick wieder gen Skadi und sah ebenso kurz zu Velvet, der ich dankend zunickte, ehe ich meinen gütigeren Blick zu Skadi zurückwandern ließ. Ja, vielleicht war ich ein durchtriebener Idiot, der nur das beste für „sein“ kleines Rudel wollte – aber wer wollte mir das eigentlich verdenken?

„Wir sollten nach vorn schauen. Die Wölfin trug mir die Führung wenigstens zum Teil auf und ich nehme an, dass sie das nicht ohne Grund gemacht hat.“

So ganz Unrecht würde ich da sicher nicht haben – auch wenn hier natürlich der Wunsch der Vater des Gedanken war, nämlich dass niemand überflüssigerweise nachhakte. Ich schlabberte Skadi kurz über den Fang – wenn sie sich nicht vorher in Luft auflöste – und sah Tamias wie wohl auch Naminara entgegen, die sich wieder daran machten, sich zu uns zu gesellen. Vielleicht zog ich ja meine ganz eigenen Lehren aus dieser Situation, aber ob dem wirklich so war – das würde wohl nur die Zeit zeigen können. Tamias bekundete, dass man wohl nun fertig sei und ich sparte mir das „Wir auch“ einfach für einen späteren Zeitpunkt auf. Stattdessen sah ich mich nochmals um.

„Könnte es dann weitergehen? Dann los, Tamias.“

Ich machte keinen weiteren Hehl daraus, dass ich Tamias in dem Fall die „Führung“ überlassen wollen würde – wenn er sich denn nicht sträubte. Neben mir schien er der einzige, der den Weg ungefähr kannte. Und wenn wir vom rechten Weg abkamen, würde uns ohnehin die Wölfin helfen, da war ich mir ziemlich sicher. Kurz einen Schritt auf Tamias zumachend, hielt ich rechterseits des Rüden, meinen Fang dicht an den rechten Lauscher schiebend, denn die folgenden Worte waren ausschließlich für den jüngeren bestimmt...und würden auch nur dort landen, wo sie hingehörten.

„Es geht nicht um einen Test. Ich möchte, dass du das jetzt tust, egal ob Du dich dazu in der Lage siehst. Immerhin könnte auch mir mal etwas zustoßen, vergiss das bitte nicht. Ich vertraue Dir, wie Du merkst – und ich hoffe, dass Du mein Vertrauen rechtfertigst...danke.“

Ich entfernte meine Nase, meinen Fang und meinen warmen Atem wieder von Tamias' Lauscher und sah mich hin und her um, bis ich jede der Fähen ein mal gemustert hatte.

„Nun...?“

[bei Skadi (Velvet), später Tamias, Velvet, Naminara, Skad; dies und jenes]



- Tamias - 03.05.2011

Mein Blick schweifte kurz nach hinten zu den anderen dreien. Na endlich folgten sie. Dann konnte es auch nun weiter gehen.
Aufmerksam hörte ich den Worten Naminaras zu und musste schmunzeln. Ich richtete meinen Kopf zu ihr herunter und sagte dann leise, sodass es kaum ein anderer hören konnte:

"Es geht auch gar nicht darum den Ort zu finden, sondern darum einen Ort zu finden an dem es jeden von uns gut geht. Es ist die Illusion die uns Kraft gibt und den Antrieb weiter zu wandern. Stell dir einen Ort vor, an dem du "deinen inneren Frieden findest" oder so.. "

Dann schloss Kaya und die anderen schon auf.
Als Kaya mir nahe kam, ging ich erst einen Schritt zur Seite von ihm weg, bis ich verstand das er mir was mitteilen wollte. Er sprach sehr leise und ich bezweifelte dass es sonst jemand hören konnte. Bei seinen Worten starrte ich nach vorne und verlangsamte mein Tempo noch ein wenig, bis ich verstand was er von mir wollte. Meine Mimik verfinsterte sich leicht, ehe ich meinen Fang an seinen Lauscher hielt.

"Okay. Aber wir sind und werden nie ein Rudel sein also gibt es auch keinen Leitwolf. Also lass es uns zusammen machen, nur dann können wir überleben und einander schützen. Und zudem lass ich es nicht zu, dass hier irgendwem etwas zustößt."

Meine Worte waren ernst, es lag keine Verärgerung darin oder ähnliches. Sie waren einfach schlicht ernst. Ich erhob meinen Kopf und sah Kaya bestimmt in die Augen, nicht dominant.
Er ließ doch sonst so den Macker heraushängen, wieso jetzt nicht? Wieso wollte er nicht die Führung übernehmen? Nur um sicher zu stellen das es weiter geht, falls ihm was zustößt?
Ich hoffte innerlich, dass es nie wieder so einen Zwischenfall geben wird, wie vor einigen Wochen im Dorf. Drei Wölfe verloren ihr Leben. Wir sollten daraus lernen und besser auf einander aufpassen und schützen.
Ich wandte den Blick aus Kayas Augen und drehte mich noch einmal kurz um, um sicher zu gehen, dass die anderen unser Gespräch nicht mitbekamen. Hiernach sollten wir aber wirklich mal Tempo geben.

[Redet mit Kaya unter vier wunderschönen Wolfsaugen xD]



- Velvet - 04.05.2011

Ich hatte Kayas Worten noch gelauscht und war ihm dann in Richtung der anderen gefolgt. Ich schloss zu Tamias auf, in dessen Nähe sich auch Naminara und Skadi befanden. Dann hörte ich die Worte Tamias an Naminara aber das Gespräch zwischen Kaya und Tamias verstand ich nicht. Aber wahrscheinlich war das auch genauso geplant. Ruhig lief ich – mit ein wenig Abstand – hinter den anderen her. Ich war in Hörweite der anderen aber hatte nicht vollständig zu ihnen aufgeschlossen. Mein Blick ruhte einen Augenblick auf jedem der Wölfe dort vor mir. Dies war also die Gemeinschaft mit der ich die nächsten Wochen verbringen würde? Einen Ort suchen wo wir ohne Angst leben können? Ich hoffte wirklich das es diesen Ort, irgendwo, gab.
Während ich den anderen folgte schaute ich mir die Umgebung an. Die Bäume links und rechts ragten riesig gen Himmel und an einigen Stellen durchbrach die Sonne das Laubdach des Waldes und lies einzelne Streifen Licht auf die Erde fallen. Es war wunderschön. Und während ich den anderen folgte und den Wald musterte, hing ich meinen eigenen Gedanken nach. Überlegte, ob es richtig war dieser Gemeinschaft zu folgen die noch so viele offene Probleme barg. Überlegte ob ich hier fand was ich suchte und doch kam ich zu keinem anderen Schluss als jenem dieser Gruppe weiterhin zu folgen.

Notfalls, kann ich immer noch gehen, wenn es gar nicht klappt. Aber im Moment, fühle ich mich hier noch sehr wohl.

Ich hörte auf das Lied der Vögel und das Rascheln von kleinen Tieren die sich weiter in den Wald verzogen als sie uns witterten – in der Angst das wir Hunger haben könnte und jagen wollten. Meine Augen richteten sich wieder auf die Wölfe vor mir, damit ich bemerkte wenn es schneller weiter geht. Denn ich glaubte nicht, dass wir dieses nun wirklich langsame Tempo weiter beibehalten würden.

[Bei Kaya, Skadi, Tamias, Naminara | etwas abseits]



- Arkanis - 06.05.2011

Die Beute wendete, ein wichtiger Erfolg. Nun war ich wieder an der Reihe und um mich anzuspornen brauchte es nicht den Ruf Dekaja’s. Ich wusste durchaus was ich tat, als ich erneut beschleunigte und mich nun zur anderen Seite an die Flanke der Ricke klebte. Ich sah weshalb die junge Fähe sich sorgte. Noch immer waren wir nicht hundertprozentig auf Kurs. Doch die Fähe würde nun lernen, dass man sich durchaus auf mich verlassen konnte und auch, dass eine geringe Größe kein ständiges Hindernis im Leben war. Ich beschleunigte noch weiter. Mit raschen, mal kurzen, mal langen Sätzen, wie es der unebene Waldboden gerade hergab mit seinen Wurzeln, Steinen und dem Gestrüpp, jagte ich neben der Beute. Langsam schob ich mich von der bebenden Flanke des Rehs nach vorne, schob meine Kiefer neben seinen Kopf und sah die Panik in den weit aufgerissenen Augen stehen.

Wir näherten uns den Rüden, doch ich hatte noch immer keine Richtungsänderung eingeschlagen. Der letzte Bogen musste sich so weit als möglich heraus zögern, um die Ricke im letzten Moment noch einmal entscheidend zu verlangsamen. Gleich waren wir auf selber Höhe und dann plötzlich hatte ich das Reh überholt. Ich gab ein tosendes, fauchendes Knurren von mir, so intensiv, dass sich Speichel und Geifer von den hochgezogenen Lefzen losrissen und mir um den Fang flogen. Meine Kiefer schnappten dicht vor der Brust der Beute zusammen, jedoch ohne sie zu berühren. Angstvoll rammte das Tier die Hufe in den Boden, riss den Kopf in die Höhe und wechselte in einer scharfen Wendung die Richtung. Nun würde es Zeit brauchen, ehe die Ricke wieder zur vollen Geschwindigkeit zurückgekehrt wäre, Zeit die das Tier nicht mehr hatte. Denn sie steuerte nun, flankiert von ihren Jägern, direkt auf die beiden Rüden zu. Ihr Tod stand nahe.

Ich war der Ricke natürlich weiterhin gefolgt und hatte mich nicht von dem kleinen Erfolg ablenken lassen. Abermals hielt ich mich auf Höhe der linken Flanke und sah unter dem Bauch der Beute Pfoten auf selber Höhe, die zu Dekaja gehörten. Ich wollte mich jedoch nicht damit begnügen das Reh nun nur noch seinem Henker zuzuführen. Ich hatte weder den einen, noch den anderen Rüden je jagen sehen. Das Risiko war zu groß, dass sie etwas vermasselten. Also nutzte ich die wenigen Meter noch, um dem Reh bereits vorzeitig zuzusetzen. Wieder und wieder schnappte ich kurz, doch kräftig nach den Oberschenkeln der Ricke. Hier gab es keine scharfen, harten Hufe, die nach mir treten würden, wie es bei den Fesseln der Fall gewesen wäre. Allerdings lief hier ein wichtiger Muskel für Flucht und Widerstand, den es zu schwächen galt. Ich wollte, dass der Tod unserer Beute so schnell wie möglich über die Bühne gebracht wurde. Keine Risiken!

[Wald | treibt mit Dekaja das Reh nun frontal auf Tryss & Alvarez zu]



- Dekaja - 09.05.2011

Ich hetzte neben der beute her, konnte so dafür sorgen, dass sie keinesfalls mehr nach oben einen Ausweg finden konnte. Mein Ruf an Arkanis war, wie ich schnell feststellte eigentlich ohne Sinn gewesen, denn die ältere Fähe wusste im Gegensatz zu mir ganz genau was zu tun war. Mit einem geschickten Manöver brachte sie die beute auf Kurs, ganz vorzüglich. Bei ihr könnte ich eine Menge lernen. Ich konnte sehen, wie nah sich Arkanis an der Beute hielt, und beschloss es ihr gleich zu tun. Schnell schritt ich näher und flankierte sie nun von der anderen Seite. Ab und zu verließ mein maul eine Drohgebärde, als Warnung es doch gar nicht erst mit Flucht zu versuchen. Mein herz raste noch immer, aber ich war fest entschlossen, dass dieses Tier hier gleich als fressen enden würde.

Kurz drehte ich meinen Kopf und behielt das Tempo gleich mit Arkanis, dessen Pfoten ich auf der anderen Seite vernehmen konnte, irgendwo vor uns im Gebüsch mussten die beiden Rüden lauern, doch ich war viel zu aufgeregt um die zu wittern oder orten zu können, da meine Begleiterin nichts am Kurs mehr abänderte mussten sie ganz nah sein.
Irgendwie schloss es mir durch den Kopf, dass ich mich nicht zu dumm angestellt hatte. Ich hatte es tatsächlich geschafft, etwas zu erfüllen, was man von mir erwartet hatte, in einer Gemeinschaft, doch nun war es Zeit zuzuschlagen....


[Wald | treibt mit Arkanis Reh auf Tryss und Alva zu]



- Naminara - 09.05.2011

Ich hatte nur mit halbem Ohr auf die weiteren Worte Tamias' gelauscht. Zu sehr war ich abgelenkt von meinen eigenen Gedanken. Dennoch, einen Ort, wo man in Frieden leben kann? Das Ganze war natürlich viel zu schön, um wahr zu sein. Doch sollten sie sich ruhig weiter ihrer Illusion hingeben, ich würde sie ihnen nicht nehmen. Ich wusste genau, dass es solch einen Ort nicht gab, nicht geben konnte. Denn die Menschen waren überall und sie und wir würden immer Feinde sein. Zumal mir auch nicht gerade viel daran lag, mich mit diesen stinkenden Bestien anzufreunden. Früher oder später würden es auch die Anderen begreifen, dass sie nur einem Traum nachhingen. Fürs Erste jedoch würde ich mit ihnen ziehen, soweit es meine eigenen Plänge zuließen. Ich wandte den Kopf nach hinten, in Gedanken hatte ich die anderen Wölfe überholt und sah nun, wie Tamias Kaya etwas ins Ohr flüsterte. Worüber mochten die sich nun wieder unterhalten?

Doch eigentlich ging es mich ja nichts an. Ich blickte mich unter den hinter mir Laufenden um. Wir waren nicht wirklich viele. 2 Rüden, 3 Fähen. Ein lose zusammengewürfelter Haufen Wölfe, wo sich einer kaum mit dem anderen verstand. Insgeheim fragte ich mich, wie es auf Dauer mit uns weitergehen sollte. Zwar hatten Tamias, Skadi und ich bewiesen, dass wir bei einer Jagd sehr wohl zusammenarbeiten konnten, doch wie war es um den Rest bestellt? Wenn sich Skadi und Kaya ständig streiten würden? Oder es anderweitige Konflikte gab? Ich bereute es schon fast, mich dieser Gemeinschaft überhaupt angeschlossen zu haben.

Über kurz oder lang würde diese sowieso zerbrechen, zuviel Reibungspotential war hier vorhanden. Und irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment noch einsamer als zuvor, als ich noch allein war. Ich schlug einen schnelleren Lauftakt an, versuchte die Stimmen zu ignorieren, die sich wieder in meine Gedanken schleichen wollten. Auch das leise Knacken in den Beinen, gefolgt von winzigen Stichen, dass sich bei jedem zweiten Schritt bemerkbar machte, ignorierte ich. Wovor lief ich eigentlich davon? Vor den Anderen oder vor mir selbst? Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich, nur auf den Weg zu konzentrieren, der vor mir lag. Ob die Anderen überhaupt mithielten mit dem von mir vorgelegten Tempo war mir in diesem Moment völlig egal. [Läuft etwas der restlichen Gruppe vorraus]



- Kaya - 10.05.2011

Tamias schien zumindest zu verstehen, was ich von ihm wollte – ganz sicher kein Nachteil in unserer derzeitigen Situation. Es wäre durchaus fatal gewesen, wenn wir uns nun auch noch im Fell gelegen oder uns gar gegenseitig gerupft hätten. Glücklicherweise aber waren wir beide erfahren genug – und zu lange aus dem Welpenalter heraus – dass es diese Gefahr eher nicht gab. Tamias machte es mir schließlich gleich, indem er sich verlangsamte und seinerseits nun meinen Lauscher mit Worten fütterte, die zwar hineinfanden, die jedoch nie nach aussen dringen würden. Einen Teil konnte ich nachvollziehen, den anderen weniger. So war es halt oft im Leben: Nicht alles musste man gleich auf Anhieb verstehen oder gar gutheißen.

„Kein Rudel? Tami, Tami. Wir sind schon mehr Rudel als wir es mutmaßlich je zu sein geglaubt hätten...“

Ich meinte durchaus ernst was ich sagte, so wie Tamias seine Worte sicher auch ernst gemeint hatte. Sein Blick hatte die seinen ebenso bestätigt, wie es mein Blick nun anders herum mit den meinen tat. Ich hatte gegenüber dem bräunlichen keine seltsamen Geheimnisse, brauchte ich auch gar nicht zu haben. Das, was Tamias noch nicht wusste, hätte er ohnehin nicht verstanden; niemand hätte es verstanden.

Wir beschleunigten uns ein wenig, allerdings ließ ich Tamias auch hier wieder den Vortritt, um ein wenig zu grübeln. Skadi schien noch zu sehr über meine Worte nachzudenken und hüllte sich in Schweigen, während Velvet es ihr mehr oder minder gleichzutun schien. Einzig Naminara hatte die Geschwindigkeit dramatisch erhöht und sich an Tamias und mir vorbeigeschoben – ein leises bruffen galt dem Rüden, dazu deutete ich auf die Fähe. Es wäre seine Aufgabe, die seltsame Wölfin wieder einzufangen und ich ging davon aus, dass er um seine Aufgabe wusste.

[bei Tamias, Velvet und Skadi in der Nähe, naminara wie der Blitz vorbei]