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Passus II - Getrennte Wege - Druckversion

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- Velvet - 17.03.2011

Ich war Kaya weiter gefolgt, der Rüde schwieg genauso wie ich, doch es war nicht unangenehm. Ich wusste, dass wenn wir wollten, wir uns auch unterhalten konnten, doch momentan genoss ich die Stille, den Wald um mich herum mit seinen Gerüchen und einfach die nähe zu anderen Wölfen – in diesem Falle Kaya. Ich war viel alleine umher gereist in den letzten Monaten und genoss es deshalb noch viel mehr mal wieder auf Wölfe zu treffen die mich nicht sofort ablehnten sondern scheinbar akzeptierten. Der Geruch von Wasser wurde immer stärker und so merkte ich mit der Zeit auch immer deutlicher wie groß mein Durst eigentlich war.
Als der Rüde vor mir schneller wurde – ich verstand in diesem Moment das er wohl auch ziemlichen Durst haben musste – schloss ich zu ihm auf in dem ich jegliche Kräfte in meinem doch müden Körper nochmal mobilisierte. Auf sein wuffen antwortete ich mit einem wuffen, das genauso leise war und nur dazu dienen sollte, dass der Rüde wusste das ich ihm direkt folgte und so wie er sich benahm, freute sich der Rüde darüber. Ein lächeln stahl sich in meine Augen, es war schön das es doch noch jemanden gab, der sich über meine Anwesenheit freute. Kaya trat an den Fluss und ich tat es ihm gleich. Es tat gut endlich da zu sein. Ich senkte den Fang ins Wasser und begann Schluck für Schluck das kühle Nass in mich aufzunehmen. Ich ignorierte meine Umgebung vollständig denn in diesem Moment war nur eines wichtig: Das Wasser. Es war als erfüllte mich das Wasser mit neuer Energie, nachdem ich durch Fleisch und Blut vom Essen so träge war, war das Wasser nun wie neue Energie und es tat einfach gut.

[bei Kaya | am Fluss]



- Skadi - 17.03.2011

Der Wolf ließ lange auf sich warten und als sein Blick ausdrucksloser wurde, ließ auch ich meinen Kopf fragend wieder höher gleiten. Mit einem Satz unterbrach er das Spiel bevor er angefangen hatte und machte dann auch noch kehrt und ging ohne einen Ton davon. Sollte das ein Ablenkungsmanöver sein?
Ich sah zu, wie er in dem Wald verschwand. Es war wohl doch kein Manöver um mich überraschender Weise an zu greifen. Ich ging auf den Fluss zu und sprang mit einem Satz über diesen um Tamias zu folgen. Hätte ich in diesem Moment gewusst, dass Kaya und Velvet die Ebene ebenfalls verlassen hatten um zum Fluss zu kommen, hätte ich den entgegengesetzten Weg genommen und wäre zu Naminara gegangen. Sie lag nicht versteckt, nein, sie war von jeder Seite aus zu sehen. Jedes Tier und jeder Mensch hätte sie als leichte Beute. Wenn sie versteckt unter einer Baumwurzel oder einer kleinen Höhle gelegen hätte, dann würde ich mir keinesfalls Sorgen machen. So hatte wohl fast jeder aus dieser Gruppe einige Zeit alleine seine Plätze gesucht, gefunden, genächtigt und überlebt.
Aber ich ging ohne Gedanen daran zu verschwenden weiter und suchte Tamias auf. Als ich ihn entdeckt hatte, sah ich gerade zu, wie er sich unter einem Baum zwischen die große Wurzel legte. Ich wollte Abstand lassen. Was mit ihm los war würde ich nicht verstehen und das schon gar nicht, wenn ich ihn bedrengen würde. Einen Wolf, den ich nicht kannte und der mich genau so wenig kannte.
Es war schon eine komische Situation und ich fühlte mich in diesem Moment nicht wohl. Tamias war seit langem der einzige Wolf gewesen, mit dem ich mich, wenn auch nur kurz, mangenehm unterhalten hatte. Er lud ein auf einen kleinen Kampf und brach diesen ab, bevor er begann - hatte ich irgendetwas falsch gemacht? War das ein Test gewesen? Ich wusste fast nichts über die Gruppe - der ich mich jetzt offiziell angeschlossen hatte - und dann geriet ich in eine Situation nach der anderen, die ich nicht verstand. Ich fühlte mich kontrolllos. Seit ich mich von Vermillions Tod erholt hatte, hatte ich Abscheid von diesem Gefühl genommen. Ich war zu einer Kämpferin geworden. Ich sagte was ich dachte und tat was ich wollte - Und ich musste niemanden um erlaubnis fragen oder mich anpassen. Das waren wohl die Nachteile einem Rudel - oder einer Gruppe anzugehören.
Ich ließ mich auf meine Hinterpfoten nieder. Es war ein Plätzchen, an dem die Baumkronen die Sonnenstrahlen durch ließen und der Boden von diesen angenehm aufgewärmt war.

Mein Blick ruhte auf dem Rüden. Als mir auf fiel, dass er es sich ziemlich gemütlich gemacht hatte, legte ich meinen Kopf leicht schräg. Wollte er nun erstmal verdauen? Ruhe haben?

"Wenn du dich ausruhen möchtest - sollten wir dann nicht zu den anderen zurück gehen?"

Das waren die einzigen Worte, die ich sprach. Nur um dieses erst einmal ab zu klären. Ich würde umkehren, wenn Tamias sich hier ausruhen wollte und ich würde dann das Gespräch mit Kaya suchen - wenn ich diesen von Velvet weg bekommen würde.



- Arkanis - 20.03.2011

Noch nie hatte ich eine Wolfsmeute vor einer Jagd als so unschlüssig und antriebsarm empfunden. Man merkte uns wohl allzu deutlich an, dass wir einander kaum kannten und jedes Vertrauen weiter fern war als unsere Beute. Es schien beinahe als hätte sich hier ein jeder weit lieber wieder umgewandt und wäre seines eigenen Weges davongeschlichen, um stattdessen ganz für sich ein Kaninchen zu jagen. Mein Blick ruhte also noch immer auf Tryss, denn ich wusste, wenn sich nicht bald eine Führungsperson herauskristallisieren würde, der man folgen konnte, dann würde sich diese Gruppe alsbald wieder zerstreuen. Der Bunte war, obwohl noch sehr jung, für meinen Geschmack der einzige, dem es hier zu folgen lohnte. Er brachte die passende Persönlichkeit mit sich und war tatsächlich an dem Fortgang seines Schicksals interessiert, sodass ich im Stillen beschloss diesem jungen Wolf zu folgen – aus Neugierde gewissermaßen. Zu meinem Leidwesen schien ich sein Glück allerdings noch ein wenig lenken zu müssen, indem ich mich nur allzu deutlich auf seine Seite stellte. Es galt endlich eine Einheit in diesem Haufen zu vermitteln, um eine gemeinsame Richtung anzustreben, auch wenn ich zugegeben einen Elch als erste Beute für vier Fremde als deutlich zu hochgegriffen sah. Trotzdem folgte ich Tryss, der endlich zu Taten aufforderte.

"Dann also vorwärts. Ich möchte Alvarez als denjenigen vorschlagen, der die Beute zu Boden ringt. Meine Qualitäten sehe ich, begründet mit meiner Größe, eher in der Hatz, wobei ich das Tier nicht nur jagen, sondern ihm bereits erste Wunden zufügen werde. Dekaja würde ich ähnlich wie mich selbst schätzen. Auch sie ist sicherlich flink und wendig. Deine Stärken kennst du wohl selbst am besten, Tryss."

Ich war Tryss in einem zackigen Trab gefolgt, denn Zeit blieb uns keine mehr, die wir noch weiter verschenken konnten. Meine Worte an ihn waren weniger Befehle als eigentliche Einschätzungen gewesen, die dem Jüngeren bloß helfen sollten die Jagd leichter zu strukturieren. Nach wie vor riss ich mich nämlich in keinster Weise um die Position an der Spitze. Ich trug nicht gerne Verantwortung für andere. Ich war es gewohnt für mich selbst und nur für mich selbst verantwortlich zu sein und war damit gut über die Runden gekommen. Zumindest bis zu jenem Tag, an dem Tryss Verantwortung für mich gezeigt hatte und mir zur Flucht aus dem Käfig verholfen hatte. Bei dem Gedanken zuckte es in meinem rundlicher werdenden Bauch, auch wenn diese Fülle kaum von einem Nahrungsüberfluss stammte. Ich ahnte was mir da bevorstand und es machte mich nicht gerade glücklich. Vielleicht ein weiterer Grund weshalb ich mich an den Wildfarbenden hielt.

Rasch schob ich die Gedanken wieder beiseite. Ich war dafür bekannt, dass ich unnütze Dinge aus meinem Geist verbannen konnte und mit vollster Konzentration das Wesentliche betrachtete. Daher dachte ich selten an den runden Bauch und sein Innenleben und auch jetzt hatte ich wieder das Bild eines Elches im Kopf. Ich dachte an die langen, baumstarken Beine und die gewaltigen, schaufelartigen Geweihe auf einem großen Kopf. Nein, ein Elch war keine leichte Beute und eigentlich nichts, was man in kleinen Gruppen jagte. Ich spürte mein Unbehagen und eine innere Unruhe, die mich um meines Überlebens willen dazu zwingen wollte von der gewählten Beute abzulassen. Doch ich würde Tryss nicht im Stich lassen.

[Wald | läuft an Tryss Seite, Dekaja, Alvarez]



- Dekaja - 22.03.2011

Ich hatte ziemliches Glück, denn keinem schien mein schlechtes Gedächtnis in Sachen Wegfindung und Orientierungssinn wirklich aufgefallen zu sein. Oder ich hatte einfach das Glück und keinem schien es wichtig genug eine Bemerkung darüber machen zu müssen. Kurz pendelte meine Rute hin und her, als Tryss zum Aufbruch drängte und in die Richtung schaute aus der wir anscheinend gekommen waren. Offensichtlich hatte er mein Problem verstanden und war dankbar, dass er mir so den Weg wies. Als Arkanis sich neben Tryss gesellte und kurz einen schnellen Einblick gab, wie der Ablauf denn sein könne, fiel mir das riesige Ungetüm von Elch wieder ein. Oh je, schnell und wendig, jung und dynamisch mochte ja sein, aber ich war froh, dass sie Alvarez eher die Rolle des Direkangriffes zuteile, als mir…sogar mehr als froh. Es war so schnell zu sehen zu wem die ältere Fähe stand, aber das störte mich nicht weiter. Es war mir ja schon von Anfang an aufgefallen, dass die Fähe dem jungen Rüden durchaus vertraute.

Schnell nun waren alle Pfoten unterwegs, denn bei einem waren wir uns scheinbar einig. Der Elch würde dort keine Ewigkeiten verweilen. Die Aussicht auf einen kleinen Hasen, eine leichte Beute schwirrte zwar immer noch durch meinen Kopf, schien aber in weite ferne zu rücken, mit jedem Pfotenschritt den ich machte. Hätte man mir heut morgen erklärt ich würde mit 3 fremden Wölfen einen Elch jagen, dann hätte ich wahrscheinlich nur dumpf gelacht. Doch nun lief ich hinter Arkanis und Tryss her. Beide hatten einen schnellen Trab angeschlagen und so erreichten wir recht schnell den Hügel, den ich vor noch weniger Zeit herunter gekullert war. Er war nicht allzu hoch und sicherlich leicht zu überqueren, doch ich entscheid einen Bogen drum herum zu laufen, denn als ich den Hügel erreicht hatte, hatte ich dem Bachlauf schon den Rücken gekehrt gehabt.

Ich setzte an Tempo zu und überholte die Beiden. Immerhin wusste ich, zumindest erhoffte ich es, wo genau sich der Bachlauf befand. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schritt ich voran, schlängelte mich durch Büsche und Bäume, durch Geäst und Moos und anscheinend war mein Gedächtnis doch noch zu etwas zu gebrauchen. Denn schon bald hörten meine Ohren fließendes Wasser, ein feuchter Geruch drang durch meine Nase. Ein überglückliches Gefühl überkam mich, zuckte durch alle meine Muskeln und ließ meine Mimik freudig erstrahlen. Ich hatte ihn tatsächlich gefunden. Vor meinen Pfoten befand sich der Bachlauf, sicherlich nicht der größte. Doch sein Bett frass sich tief in den Waldboden und erschwerte so eine Überquerung durchaus. Wäre ich unter anderen Umständen hier gewesen, hätte ich mir einen Spaß daraus gemacht, doch jetzt drehte ich mich um und schaute in drei Wolfsgesicher.

„Kann man damit etwas anfangen?“

Hoffnungsvoll erklag meine Stimme und die bisher herrschende Ruhe hinein.



[Steht vorm Fluss, Kanis, Alva und Tryss gegenüber]



- Kaya - 22.03.2011

Wasser. Ja, Wasser war und blieb das einzig wahre Lebenselixier an dem man sich laben konnte, ohne sich in Gefahr zu bringen, jedenfalls die meiste Zeit über. Zumindest hatte ich noch von keinem Wolf gehört, der in den tosenden Fluten eines Baches verschwunden war, weil er ein wenig zuviel Durst gehabt hatte. Und nicht anders erging es mir, der ich vor mir hin schlabberte, als sei es das letzte, was ich in diesem Leben tun würde. Ab und an warf ich einen Seitenblick auf Velvet und sah mich auch in die Richtung um, aus der wir gekommen waren, ob nicht doch noch Naminara käme, aber da war für den Moment nichts zu sehen. Also blieb ich weiter bemüht, den Fluss leerzutrinken, auch wenn mir das vermutlich nicht gelingen würde.

Nach geraumer Zeit – und einer vermuteten Abnahme des Pegels – stoppte ich schließlich in meinem Trinkwahn. Das musste jetzt erst einmal reichen, wie ich befand. Den Kopf gehoben machte ich einige Schritte und postierte mich rechts von Velvet, nur um neben ihr auf das Wasser zu starren. Das konnte ich schon immer gut: Dastehen und nachdenken. Allerdings sollte ich mir vielleicht doch manchmal eine andere Beschäftigung suchen, so zumindest wollte mir meine innere Stimme weis machen.

„Sollen wir hinterher?“

fragte ich und sah Velvet dennoch nicht an. Sie würde meine Frage verstehen, da war ich mir sicher. Ich musterte ein wenig die Gegend am gegenüberliegenden Ufer, hatte aber die Lauscher gespitzt um ja kein Wort zu verpassen das Velvet möglicherweise an mich richten würde. Es ging mir nicht darum, zu wissen was die anderen taten, aber ich wollte sie zumindest in meiner respektive unserer Nähe wissen. Und das war nicht der Fall, wie ich fand, wenn ich sie nicht im Blickfeld hatte. Nach einer schier endlosen Zeitspanne, die aber letztlich gar nicht so endlos war, wandte ich den Kopf wieder gen Velvet, jene ruhig anblickend. Mehr oder weniger lag die Entscheidung jetzt in ihren Pfoten.

[bei Velvet, Flussufer]



- Velvet - 23.03.2011

Wie der Rüde neben mir, wollte ich gar nicht mehr aufhören das kühle Nass in mich hinein zu ziehen. Es war erfrischend und tat nach der Mahlzeit einfach gut. Ich beobachtete mit ruhigem Blick nebenbei mittlerweile meine Umgebung, nachdem der schlimmste Durst nun endlich gestillt war. Ich schaute gerade früh genug auf, um zu sehen wie Skadi in den Bäumen verschwand.
Ich hob den Kopf und blickte in die Richtung in die Skadi verschwunden war und stutzte, warum zogen sich die beiden immer weiter zurück? Auch Kaya hatte mittlerweile aufgehört zu trinken und schien sich ebenfalls umgesehen zu haben. Ebenso hatte sie auch scheinbar bemerkt das die beiden Wölfe verschwunden waren. Seine Worte ließen erahnen, dass es ihn ebenso interessierte wie mich, was die beiden hatte.

Nun, ich möchte nicht dass die beiden glauben wir würden Ihnen hinterher spionieren, wobei es mich auf der anderen Seite interessieren würde, was jetzt als nächstes geplant ist – und ich denke da haben nun mal vorallem auch Skadi und Tamias mit zu reden?

Ich wollte Kaya einen Grund liefern, warum wir ihnen folgen könnten. Ich war von natur aus neugierig und wollte eigentlich auch immer alles wissen. Auf der anderen Seite ging es mich jedoch eigentlich nichts an – vielleicht wollten sie ja auch einfach ungestört sein? Woher sollte ich das wissen. Jedenfalls wartete ich erst einmal auf Kayas Antwort und blieb wo ich war. Einmal kurz schaute ich nach hinten um zu sehen ob Naminara uns vielleicht folgte – wir hatten sie schließlich allein gelassen – aber ich sah sie nicht. Jedoch machte ich mir keine zu großen Sorgen um die Wölfin, ich war sicher das sie nicht in Gefahr sein würde. Nach einem erneuten Blick über die Umgebung ließ ich meinen Blick wieder auf Kaya ruhen.

Also, was wollen wir nun tun?

Ich wollte einfach das er entschied, schließlich kannte er die beiden Wölfe schon länger als ich und hatte auch irgendwo eine Art Leitposition – jedenfalls so halb da es ja eigentlich keine Leitwölfe in dieser Gemeinschaft war – doch so wie ich es verstanden habe, waren er und Tamias die einzigen aus dieser Gruppe die damals bei der Wölfin dabei gewesen waren.

[Am Fluss | bei Kaya]



- Tamias - 25.03.2011

Es war schon so lange her.
Ich verlor mich in meinen Gedanken, die mich selbst so überrumpelten und ich kaum hinterher kam. Es rasten Erinnerungen an mir vorbei, Wölfe die ich schon längst verloren hatte, Menschen, die schon lange tot waren.
Mein Blick war starr auf irgendwas gewesen.
Erst als Skadi mich ansprach kehrte ich ein wenig in die Realität zurück. Ich atmete einmal tief durch und sprach in einem eigenartigen Tonfall zu Skadi ohne den Kopf zu heben. Das sie da stand, ließ mich so klein wirken.

"Wann hast du das letzte mal gespielt?"

Eine leise Windböhe steifte mein Fell gegen den Strich und es fröstelte mich leicht.
Ich lebte so lange allein und dachte nur an mich selbst, den Blick immer skeptisch und ernst dem Leben gegenüber. Ich war so verhärtet in der Zeit, dass ich nicht mehr wusste wie sie freude anfühlte, oder Zufriedenheit oder gar, wie spielen geht. Die Freiheit war so grausam und konnte verbundener mit der Realität nicht sein.
Aber wie erging es anderen Wölfen? Es interessierte mich nie.
Und auf einmal konnte ich Tryss ein klein wenig verstehen und wünschte mir schon fast, ich hätte in meiner Rüpelphase mehr Fragen gestellt. Ich wusste von den guten Seiten im Leben so wenig, wie Tryss von den dunklen und kalten Ecken des Lebens.
Aber spielte das jetzt eine Rolle? Wo Tryss eh weg war?
Abermals atmete ich tief durch und sah nun zu Skadi hoch. Man was sah sie von hier unten groß aus.

[Bei Skadi / liegt]



- Skadi - 26.03.2011

Tamias lag vor mir. Er lag im Schatten und sah zur Seite und nur sein Atem war zu hören. Bis auf meine Frage eine Antwort kam konnte ich warten und so blieb ich sitzen und blickte auf den Rüden herab. Es war das erste Mal, dass meine Nase über der seinen war und ich hinunter sehen konnte. Sein Fell wirkte im Schatten noch viel dunkler, als es eh schon war.
Tamias stellte eine Frage an mich, ohne mich an zu sehen. Es war keine Antwort - aber ch deutete dies als ein Gesprächsbeginn, wodurch ein Nickerchen ausgeschlossen werden konnte. Also ließ ich die Frage nochmals in meinem Kopf wiederholen und ich musste wirklich nachdenken, um ihn diese zu beantwortren. Es war nicht leicht zu sagen, wann ich das letzte Mal gespielt hatte. Als Tamias mich ansah, erwiederte ich kurz den Blick, bis dieser dann zur Seite wich.

"Es ist lange her."

Säufste ich kurz und schaute auf den Boden. Ver' und ich hatten oft gespielt und zuvor hatte ich in meinem Rudel meine Geschwister gehabt. Seit ich aber alleine war, hatte es keinen Grund, Anlass und auch keinen Wolf gegeben, mit dem dieses möglich war.

Ich drehte meinen Kopf wieder zu Tamias, der mich ansah - und in diesem Moment kam er mir älter vor, als er tatsächlich war. Er dachte nach, hatte ein wohl schmerzendes Thema angeschnitten und all die Begeisterung über die gelungene Jagdt war verloren gegangen. Ich wollte nicht versuchen ihn auf andere Gedanken zu bringen und ich wollte seine Stimmung auch nicht noch weiter runter drücken und dennoch dachte ich wieder an die Worte, die er am Fluss gesprochen hatte - über seine Vergangenheit. Ich empfand diesen Zeitpunkt als fast einladend, um diese Aussage zu hinterfragen.

"Was hat dich in deiner Vergangenheit zu diesem Wolf gemacht, der jetzt vor mir liegt?"

Es war direkt, so wie seine Frage zuvor. So wie jede Frage, die der Rüde bisher gestellt hatte. Er war wohl nicht diese Art von Redner, die durch die Blume sprechen.
Ich schüttelte kurz meinen Pelz aus, ehe ich mich auf meine Läufe nieder ließ und mich somit auf Augenhöhe von Tamias begab. Die Hinterläufe sortierte ich so, dass diese Seitlich lagen. Die Vorderläufe jedoch gerade. Meinen Kopf legte ich nicht ab, sondern behielt ihn oben und ich sah weiterhin zu Tamias.

[Bei Tamias]



- Naminara - 26.03.2011

Ich konnte nicht lange geschlafen haben, denn als ich meine Augen wieder öffnete, stand die Sonne nur unmerklich tiefer als zu dem Zeitpunkt, als ich sie geschlossen hatte. Ich fühlte mich dennoch erheblich ausgeruhter und nicht mehr so bleiern müde. Langsam erhob ich mich und schüttelte mit unterdrücktem Gähnen meinen Pelz. Dann sah ich mich nach den Anderen um, doch ausser den wenigen Überresten des Rehkadavers war nichts auf der Lichtung zu sehen. Die Witterung der vier Wölfe war jedoch noch halbwegs frisch, sie konnten nicht lange fort sein. Aber warum waren sie weitergewandert? Die wahrscheinlichste Begründung war ein Verdauungsspaziergang, doch vielleicht waren sie auch einfach weitergezogen. Vielleicht wollten sie mich einfach zurücklassen, solange ich schlief. Seltsam, eigentlich konnte es mir egal sein, doch der Gedanke schmerzte. Wieder spürte ich das vertraute kalte Gefühl im Nackenfell und hörte die Stimmen, die mir zuflüsterten, dass ich unerwünscht sei, dass ich besser daran täte, zurückzugehen und nach weiteren Menschen Ausschau zu halten. Immer lauter wurden sie, bis ich ausser diesen Schreien nichts mehr hören konnte und vor meinen Augen sich ein dunkler Schleier über die Welt legte und alles grau färbte. Ich versuchte, etwas zu sagen, doch es drang kein Ton aus meiner Kehle. Ein Ruck ging durch meinen Körper, ich war wiederrum kurz davor, in Krämpfe zu verfallen.

Doch soweit wollte ich es diesmal nicht kommen lassen. Ich musste den Anderen hinterher, bevor es zu spät dazu war. Ich streckte meine Zunge hervor, als wollte ich trinken und ließ meine Zähne zuschnappen. Der scharfe Schmerz, der durch meine Nervenbahnen raste, klärte meinen Kopf und langsam ließen die Schreie in meinen Ohren nach und ich nahm meine Umwelt wieder normal wahr. Zwar tropfte jetzt Blut von meinen Zähnen und meine Zunge schmerzte höllisch, doch das war egal, solange ich wieder die Kontrolle hatte. Ich lief die paar Schritte zurück zum Bach und hielt meinen Fang ins kalte Nass, ließ das Wasser über meine Zunge fließen, bis das Pochen auf ein erträgliches Maß zurückging. Dann trank ich ein paar Schlucke und machte mich auf den Weg.

Die Witterung Kayas und der Fähe, deren Namen ich noch nicht kannte, war ausgeprägter als die von Tamias und Skadi, doch alle führten annähernd in dieselbe Richtung, also folgte ich ihnen mit langsamen aber beharrlichen Schritten. Und tatsächlich, kurz darauf konnte ich die grauen Silhouetten Kayas und der Fähe sehen. Ich trat aus dem Gestrüpp neben sie und sah Kaya und die Fremde fragend an. Das Sprechen verkniff ich mir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch, denn meine Zunge tat noch ganz schön weh.

[Flussufer | Kaya, Velvet]



- Alvarez - 27.03.2011

Ehrlich gesagt, so sehr mich die Jagd erfreute, denn mein Leib würde sich sicherlich dankbar zeigen, wenn ich endlich was zu mir nehme, so sehr beunruhigte sie mich auch. Wir waren ein zusammen gewürfelter Haufen von Wölfen, die sich nicht einmal einen Tag kannten – mit Ausnahme von Tryss und Arkanis vielleicht. Und das bedeutete, dass wir unsere Reaktionen nicht sonderlich gut erahnen würden. Vorausschauen war ein wichtiger Bestandteil der Jagd. Wir mussten das Verhalten des Mitjägers genau einschätzen und das konnten wir nur, wenn wir bereits zusammen gejagt hatten. Dem war aber nicht so. Und waren deshalb unsere Jagdziele nicht etwas zu hoch gegriffen? Musste es wirklich direkt ein Elchbulle sein? Während ich schweigend den anderen folgte und dabei achtete nicht zu sehr zurück zu fallen, waren meine Gedanken immer noch damit beschäftigt, sich mit dem bevorstehenden Abzufinden. Ich fürchtete diese Biester nicht, doch ich empfand einen entschiedenen Respekt. Immerhin war mir bewusst, wie leicht die Hufe, oder das Geweih die Knochen der Vargs brechen konnten. Tja, ich der stinkende Alvarez besaß eben kein optimistisches Gemüt, doch sich um zu entscheiden kam nicht mehr in Frage. Ich hatte mich den Wölfen angeschlossen, zumindest bis mein Magen gefüllt war und keine Überlegung würde jetzt noch etwas daran ändern.

Also ließ ich meine grauen Seelenspiegel wieder mehr sehen, als nur die schemenhaften Umrisse, die ich während meiner verlorenen Gedankenwelt wahrgenommen hatte. Die drei waren ein gutes Stück vor mir, Dekaja schien sich bereits an die Spitze geschoben zu haben. Sie führte sie also nun zum Fluss. Ich beeilte mich wieder dicht aufzuschließen und hielt mich nah der Flanke Arkanis. Weiter vorwärts wollte ich im Moment nicht. Das Gespräch jetzt zu suchen, wäre für mich das falsche. Ich würde wahrscheinlich meinen Pessimismus kundtun und damit vielleicht die jüngere Wölfin weiter beunruhigen. Denn ich hatte ihr zuvor angesehen, wie nervös sie die Vorstellung machte, den Elch zu erlegen. Anfänglich war es ein sanftes Rauschen, vielleicht nicht mehr als ein Plätschern, was ich vernahm, doch mit jedem Schritt, den uns die wildfarbene Wölfin weiter führte, schwoll der Ton des Wassers an. Schließlich roch meine Nase nicht nur die Feuchtigkeit, die vor mein geistiges Auge den Bachlauf beschwor, sondern ich sah ihn. Forschend betrachtete ich das breite Bett, welches sich wie eine Schlange durch den Wald fraß.

[bei Dekaja, Arkanis, Tryss l Fluss]