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Passus II - Getrennte Wege - Druckversion

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- Tryss - 19.02.2011

Schade. Es wäre zu schön gewesen, wenn es geklappt hätte. Immerhin hatte ich es nur gut gemeint, als ich meinen Vorschlag unterbreitet hatte – und ich nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Dekaja das auch zu schätzen wusste. Dass Arkanis meinem Vorschlag nicht zustimmte... nun ja, ich war nicht erfreut, denn immerhin musste Dekaja sich so der Wahrheit und dem Urteil der beiden älteren Wölfe stellen. Aber es war vernünftig, Kanis war jagderfahrener und auch wenn der jugendliche Leichtsinn durch meine Adern floss, wusste ich, dass sie Recht hatte. Und ich akzeptierte es. Neidlos und ohne zu murren. Stattdessen nickte ich und legte die Ohren ein wenig zurück. Sie würde das Sagen haben bei dieser Jagd. Ihr würde ich folgen, denn davon hing unser Erfolg ab. Und ob unser Magen für die nächsten Tage gefüllt sein würde oder nicht.

„Du hast mehr Erfahrung, so wirst du wohl Recht haben. Sollten wir aber nicht dennoch bedenken, dass der Elch diese Gefilde vielleicht kennt und uns in diesem Punkt überlegen ist? Wir können ihn treiben, aber wissen wir wohin? Ich kenne mich hier nicht aus.“

War das etwa eine Spur von Einsicht in meinem Verhalten? Ich hatte jegliche imponierenden Gesten fallen lassen und befand mich nun auf dem Einlenkungskurs. Der Fremde ignorierte mich, den leichten Seitenhieb, den er mir mit seinen an Dekaja gerichteten Worten versetzte, überhörte ich nicht. Aber ich ließ mich nicht provozieren. Ausnahmsweise. Er hatte jeden guten Grund dazu mich so zu behandeln, und doch hatte er keinen. Ein Urteil über das Verhalten eines Wolfes zu fällen, den man nicht kannte, war keineswegs das was ich als fair bezeichnete. Damit waren wir wahrscheinlich quit.

„Ich hatte nicht vor jemanden durch mein Verhalten in Gefahr zu bringen, Fremder. Aber es gibt zu viele Wölfe auf der Welt, die einen anderen Wolf zu vorschnell verurteilen. Ist es schlecht dem Vorbeugen zu wollen? Ganz an Jagderfahrung fehlt es Dekaja immerhin nicht.“

Es lag kein Groll in meiner Stimme, eher war sie versöhnlich ruhig. Kein Zeichen von Anklage, nur Erklärung. Vielleicht war es die Aussicht auf ein gutes Mahl, vielleicht die Einsicht, dass wir zusammenhalten mussten, wenn wir etwas bewegen und vor allem erlegen wollten. Vielleicht war es aber auch die Erkenntnis, dass ich dem Rüden mit dem versengten Fell genauso schnell verurteilend gegenüber gestanden hatte. Da war es, ich veränderte mich. Ich wurde genauso wie sie, wie Kaya oder Tamias. Rational, eigensinnig, stur und dumm.

„Auf jeden Fall müssen wir zusammenarbeiten, wenn wir erfolgreich sein wollen. Das geht wahrscheinlich nicht, wenn man sich ignoriert und angreift. Also... vielleicht sollten wir unsere unglückliche erste Begegnung vergessen und uns auf die Jagd besinnen. Ich bin Tryss, wie du ja nun weißt und es wäre schön deinen Namen zu erfahren. Fremder ist keine Bezeichnung, die ich gerne benutze.“

Ich war einen Schritt auf den Rüden zugetreten und ein Lächeln, das einem Friedensangebot glich war auf meine Lefzen gestolpert. Ich zögerte einen Moment, bevor ich die nächsten Worte sprach. Sie kamen leise und ich es kostete mich einiges an Überwindung sie hervorzubringen. Es gab Fragen, die mussten beantwortet werden, aber nicht jeder musste alles wissen. Schon gar nicht über mich. Aber in diesem Moment war es wohl nötig, ein wenig offen zu sein. Um den Frieden zu wahren, auch wenn ich dafür einmal schwer schlucken musste.

„Nimm meine Entschuldigung für mein... harsches Auftreten an. Du... hast einen... nun ja, sagen wir keinen sonderlich guten Eindruck gemacht. Und du hast meine Fragen nicht beantwortet. Ich weiß, dass das... aufdringlich und... verschreckend wirken kann. Aber so bin ich, so musst du mich nehmen und eine meiner Eigenarten ist es wohl, dass ich es nicht mag, wenn man mir keine Antworten auf meine Fragen gibt.“

Meine Ohren spielten kurz nervös nach diesem Eingeständnis, das vielleicht auch ein wenig mir selbst galt und nicht nur dem Rüden. Wenn Dekaja ehrlich sein konnte, konnte ich es auch. Wie der Rüde das nun auffasste, blieb ihm überlassen. Es gab Wölfe, die konnten ihr wahres Gesicht hinter einer Maske verstecken, ich gehörte nicht zu dieser Art. Ob das der Rüde erkannte, wusste ich allerdings nicht. Und ich legte auch keinen Wert darauf. Na ja, vielleicht ein wenig.

[Wald | Arkanis, Dekaja, Alvarez]



- Tamias - 21.02.2011


Immer tiefer biss ich in das Fleisch der Beute und mein Magen füllte sich um Mengen. Ich fraß so viel, bis mein Magen sich zu meinen Nieren hin dehnte und ich beinahe platzte.
Kaya und Velvet sollten sich beeilen, sonst ist hier bald nichts mehr übrig. Aber das sollte nicht meine Sorge sein.
Mein Fang war blutverschmiert, sowie meine Pfoten bishin zu meinen plüschigen Ohren. Wie ein kleiner Welpe hatte ich die Benimmregeln vergessen, doch mein einst so leerer Magen sollte entschuldigung genug sein.
Nun war ich faul. Ich schaute mich um, was die beiden anderen Fähen noch taten und sah mich in dem Grund bestätigt nun mich hinzulegen um mein gefressenes in Ruhe zu verdauen.
Noch einmal sah ich mich um und entdeckte einen Baum, mit einem großen stein davor, ähnlich wie der eine Stein im Wald,auf den ich gelegen hatte.
Und so sprang ich mit einem schwerfälligen Seufzer auf den Stein und legte mich auf die Seite , den Kopf auf dem kalten Untergrund und mein schwerer Bauch begann zu grummeln und zu rumoren.
Die Müdigkeit überkam mich und ein leicht kontrollierender Blick zu den Fähen. Nicht das ihnen etwas passiert, wenn ich schlief.
Solange Kaya noch nicht hier war würde ich nur dösen und ruhen, schlaf würde ich nicht finden können, dafür vertraute ich zu wenig, dafür kannte ich die Wölfinnen zu wenig. Aber die kleine Jagd schaffte mehr Vertrauen, ein gutes Zeichen.
Nun wollte ich mich um nichts mehr Sorgen und so dachte ich nach, die Ohren zwar noch immer gespitzt, sodass ich mitbekam was um mich herrum passierte und doch vertiefte ich in Gedanken.
Oo.. was ist wohl mit Tryss. Geht es ihm gut? War ich wirklich unverantwortlich ihm gegenüber? Aber er ist ein junger Wolf und jeder hier musste sich irgendwie einen Charakter bilden und heranwachsen. Auch Tryss würde einige Erfahrungen machen, heranwachsen zu einem stattlichen Rüden und er wird noch vieles erfahren, worüber er erstmal stutzig wird. Auch ich musste so einige Erfahrungen machen, die nicht besonders schön waren. Aber so ging es doch eigentlich jedem. Jeder hatte irgendwo in seinem Leben einen Tiefpunkt, einen Punkt wo er nicht mehr weiter wusste, wo Entscheidungen getroffen werden mussten. Oder irre ich mich? Nein ich denke jeder hier hat seine Geschichte. Welche Skadi wohl hatte oder Kaya. Viel wussten wir hier von einander nicht, aber vielleicht war es auch gut so um ungehindert miteinander umgehen zu können. So wie es hier lief, gefiel es mir. Ein lockerer Haufen, ein Ziel und irgendwie war das schon besser als alleine irgendein sinnloses Ziel zu verfolgen oder nachzudenken wann man wohl das nächste mal satt wird.. das Leben in der Sippe hier gefiel mir wirklich gut..oO

[ruht]



- Kaya - 22.02.2011

Ein wenig mochte ich erschöpft wirken ob der vielen Worte die ich verloren hatte – mein letztes derart ausführliches Gespräch musste schon endlos her sein. Falls es überhaupt jemals stattgefunden hatte. Aber hier entwickelte sich das ganze in eine gute Richtung, denn ich, der ich viele Worte verlor, bekam sie gewissermaßen zurück, denn meine Gesprächspartnerin stand mir im Kommunikationsdrang in wenig nach.

Gejagt hatten Bruder und die anderen also, mehr wusste die Fähe allerdings auch nicht. Das war zum einen natürlich schade, weil man so ins Blaue raten konnte wenn man denn wollte, zum anderen ließ es sich aber nunmal nicht besser ergründen und ich musste das wenigstens für den Moment akzeptieren. Zumal Velvet durch ihre Fortsetzung ja dafür sorgte, dass ich schnell auf weitere Gedanken kam, denn sie setzte so fort wie ich es hatte erwarten können. Unweigerlich schob ich mich ein wenig näher, ohne dabei allerdings gleich Fellkontakt anzubieten oder zu suchen. Soweit war man hier noch lange nicht, ausserdem hatte es ja einen Grund warum es der Fähe bei den Worten augenscheinlich nicht sonderlich gut ging. Ich für meinen Teil fühlte mich allerdings beinahe so als habe man mich von einer Jahrelangen Last befreit.

Entgegen meiner zuvor gehegten Erwartung kam nun doch ein wenig mehr über die misslungene Jagd ans Tageslicht und ich fragte mich langsam, ob ich wirklich derart viel darüber wissen wollte. Doch Velvet gab mir das Gefühl, hören zu dürfen und ich kam nicht umhin: Ich musste das Angebot einfach annehmen. Und so wie sie es schilderte hatte ich dazu auch allen Grund. Dennoch runzelte ich die fellige Stirn ein wenig und musterte Velvet noch einmal eingehender.

„Was ob des jungen Wolfes der sich Hoffnungen ausgerechnet hat ein wenig untergehen mag ist die Tatsache, dass dein Bruder durch deinen Vater zu Tode kam wenn ich Dich richtig verstanden habe. Dein Vater kann kein Wolf einer Gemeinschaft sein, wenn er so skrupellos und egoistisch handelt, dass ihm das eigene Fleisch und Blut nichts bedeutet.“

Dem war eigentlich erst einmal nichts hinzuzufügen, wie ich fand. Ich reckte meine Nase in die Richtung in die wir gehen wollten, doch da wir mehr oder minder zum Stillstand gekommen waren, wurde der Weg irgendwie nicht gerade kürzer. Ich war aber bemüht, einen Zahn zuzulegen, als Velvet nach vielen Aussagen die Art ein wenig anpasste und nun wiederum mich etwas fragte. Zuvor hatte sie mir noch einmal eindrücklich bewiesen, dass hier wirklich noch nicht alles verloren war.

„Nun....das ist eigentlich schnell erzählt und irgendwie doch nicht. Getroffen haben wir uns eher zufällig, als wir auf eine alte Wölfin trafen. Jene lag offenkundig im Sterben und war, wie Du Dir vielleicht denken kannst, von Menschenpfote gerichtet. Sie bat uns inständig uns zu vertragen und schlussendlich gen Norden zu ziehen weil es dort wohl einen Ort geben soll an dem Menschen uns Wölfe wohl...mit mehr Respekt bedenken als sie es hier tun. Von den Wölfen die du gesehen hast war nur Tamias dabei, die anderen sind verschwunden. Ich habe keine Ahnung wo die stecken, was nicht heisst dass es mir egal ist. Auch ein junger Rüde ist dabei. Was Skadi „gegen mich“ hat weiss ich nicht. Nicht jeder Wolf muss jeden anderen Wolf toll finden. Tamias knöttert mich auch oft genug an.“

Ich senkte den Blick ein wenig und vernahm, dass sich die Witterung von Blut in die Luft gemischt hatte. Offenbar war der Jagderfolg also wirklich ein solcher gewesen und es war nicht ganz umsonst geheult worden. Aber was wir nun taten lag in Velvet's Pfoten. Oder auch darunter. Ich für meinen Teil würde mich erst einmal zurückhalten, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass unser Gespräch an dieser Stelle schon beendet sein würde. Dafür waren zuviele dinge einfach noch unan- und -ausgesprochen.

[bei Velvet, langsame Annäherung an die Schlafmütze]



- Velvet - 23.02.2011

Erneut passte ich mich Kaya an und als er zu mir sprach lies ich meinen Blick über die Umgebung schweifen. Meine Gedanken liefen merkwürdige Pfade die ich mir nicht erklären, obwohl ich natürlich davon ausging das diese Pfade daher kommen das Kaya und ich eine so tiefe Unterhaltung führten. Ich nahm den Geruch von Blut war, scheinbar hatten die anderen – worunter nun auch Skadi war – ihre Beute bereits erlegt. Wir konnten nicht mehr weit weg sein von den anderen und der Geruch wurde mit jedem Schritt stärker und ich bemerkte wieder das ich doch langsam wirklich hungrig war. Ob gleich dieser Hunger stark war, so lief ich ruhig neben Kaya her und schaute ihn gelegentlich an. Er erzählte mir, wie diese Gemeinschaft entstanden war und warum sie unterwegs waren. Eine merkwürdige Geschichte doch ich zweifelte den Wahrheitsgehalt keinen Moment lang an. Die Worte die er über Skadi sprach brachten mich dazu ihn anzuschauen mit einem leichten Lächeln in den Augen.

Was wäre es auch für ein Leben, wenn wir uns alle liebten? So würde jedweiliger Spaß der daraus entsteht das wir unterschiedlich sind, ja verschwinden und wir würden alle nur noch neben einander Leben und keiner wäre mehr sein eigenes Wesen. Du hast recht, wir können uns nicht alle mögen und doch hatte ich das Gefühl das hinter Skadis Art mehr steckte als eine allgemeine Abneigung gegen dich.

Ich wollte Skadi nichts unterstellen, dass war in keinem Moment meine Absicht, ich versuchte nur meine Gedanken in Worte zu fassen. Auch wenn ich mich gleichsam fragte, wieso ich mir eigentlich Gedanken darüber machte, so kannte ich diese Wölfe doch kaum genau so wenig wie sie mich. Wobei Kaya mittlerweile mehr aus meinem Leben wusste als manch anderer. Dieses Gespräch war, auch wenn es in merkwürdigen Bahnen lief, dafür das wir uns kaum kannten, angenehm und ich lief einen Augenblick schweigend neben Kaya her. Selbst wenn wir nun jeden Moment bei den anderen antreffen sollten, so glaubte ich jedoch weiter hin dass wir dieses Gespräch noch lange nicht beendet hatten und hoffte auf dem weiteren Weg mich weiter mit dem Rüden neben mir unterhalten zu können.
Wenn auch etwas spät, so ergriff ich jedoch noch einmal das Wort um auf die Geschichte von mir oder besser gesagt die Geschichte von Tay zurück zu kommen. Natürlich gab ich meinem Vater einen großteil der Schuld, doch im Endeffekt war der letzte Streich sozusagen von Menschenhand ausgeführt worden.

Tay hatte ein großes Herz und das schon immer, mein Vater war …. oder besser gesagt ist ein Wolf ohne irgendwelche Reue oder ähnliches. Er führt das Rudel nur weil er stark ist und keiner sich traut zu gehen oder sich gegen ihn zu erheben. Warum auch, er sorgt gut für die anderen und wir mussten noch nie Hunger leiden. Aber ja, er ist Schuld am Tod meines Bruders und deswegen habe ich das Rudel ja auch verlassen, aber ebenso wie er Schuld daran ist, so sind es auch die Menschen. Während ich jenem der sich meinen Vater nennt aus dem Weg gehen kann, wurde ich doch von den Menschen mittlerweile verfolgt und gejagt. Auch wenn es Tay nicht wieder zurück bringt habe ich einen Hass auf diese Rasse. Und schließlich ist Tay auch nicht der erste unserer Rasse den sie töteten. Aber wie gehabt, ich bin bereit mir zeigen zu lassen ob die Menschen auch anders sein könnnen.

Viele Worte und doch enthielten sie alle Wahrheit. Der Geruch von Blut vermischte sich nun immer deutlicher mit dem anderer Wölfe, ich erkannte auch Skadis Geruch dem wir zwischen zeitlich immer wieder gefolgt waren nun ganz deutlich. Kaya hatte erzählt die anderen, die bei der Wölfin bei Ihnen gewesen sind wären verschwunden, nun …

Warum habt ihr euch getrennt wo ich doch davon ausgehe ihr verfolgt das selbe Ziel? Wäre es nicht einfacher gewesen dass ihr dann zusammen bleibt und den durchaus schweren Weg der vor euch liegt gemeinsam beschreitet?

Für mich gab es lediglich einen Grund warum sie sich in zwei Gruppen auf den Weg gemacht haben könnten. Sie hatten zwar das selbe Ziel aber verschiedene Auffassungen wie dieses Ziel zu erreichen war. Noch immer lief ich neben Kaya her doch auch wenn wir mittlerweile sehr dicht nebeneinander gingen berührte sich unser Fell noch nicht, auch wenn dazu wahrscheinlich nicht mehr viel Fehlen würde. Mein Blick wanderte immer wieder zu ihm um sich dann kurz darauf wieder auf den Weg vor uns zu konzentrieren.

[bei Kaya | Wald | nähe von Naminara, Skadi & Tamias]



- Arkanis - 24.02.2011

Dekaja’s Aussprache mochte mutig sein, aber mir entlockte es keine Emotionen. Meine Miene blieb unbewegt und ich sah auch keine Notwendigkeit darin irgendetwas auf ihre Worte zu erwidern. Ich rechnete ihr die Offenheit auch nicht an, denn in meinen Augen fiel sie Tryss, der ihr Deckung gab und sich dafür selbst Schuld aufbürden würde, in den Rücken und stellte ihn bloß. Ihr Geständnis war ohnehin unnötig und sie hätte es sich sparen können, denn ich hatte ihr ohnehin keine allzu hohen Kompetenzen zugeschrieben, was nicht einmal diskriminierend gemeint war, sondern lediglich aus meinen Erfahrungen herrührte. Meine Erwartungen waren rein objektiv zu betrachten. Wenn man nicht zu viel von anderen erwartete, dann hielt sich auch die Enttäuschung in Grenzen. Trotzdem sollte ich noch recht bald wieder auf ihre letzten Worte zurückkommen.

Noch kam mir dieser Gedanke aber nicht, denn Tryss und Alvarez nahmen nun das Wort auf. Der junge Rüde war einmal mehr darum bemüht zu zeigen wie erwachsen und vor allem vernünftig er doch war. Es war engstirnig auf einer dummen Meinung zu beharren, wenn man sich damit jegliche Vorteile vorenthielt, das war gleich meine Meinung gewesen. Aber ich äußerte mich auch hier zu nichts. Die Gefühlslage zwischen den beiden Rüden ging mich nichts an und um ehrlich zu sein war ich daran auch nicht wirklich interessiert. Es war mir egal ob die beiden Machos sich verstanden oder nicht, interessant war und blieb für mich nur die Aussicht auf eine fettreiche Mahlzeit. Dazu beschäftigte mich Tryss Einwand gegenüber meiner Taktik. Nicht, dass er eingeschnappt wäre, weil ich uneins mit ihm war, nein. Er hatte einen vernünftigen Gedanken genannt, der mir kurz Kopfzerbrechen bereitete. Mein Pelz zuckte genervt, aber ich fand eine Möglichkeit. Die übrigen Gespräche ignorierend fixierte ich mich ganz auf das Thema der Jagd.

“Wenn es ein Ziel für unsere Treibjagd gäbe hätten wir dieses Problem nicht. Ich denke da an einen kleinen Sumpf, einen Fluss oder ähnliches, was dem Elch den Weg abschneiden würde oder ihn in der Bewegungsfreiheit einschränken würde.“

Ich hob meine Nase in den Wind und suchte nach der Witterung des Elches. Wenn man wusste, dass er da war so schmeckte man den Geruch süßlich heraus. Ich ließ mir den Gedanken an das fettige Fleisch auf der Zunge zergehen. Leider musste ich gleichzeitig auch daran denken, dass ich mich ähnlich wie Tryss nicht auskannte in diesem Waldstück. Mein Blick fiel kurz auf Dekaja, dann wandte ich meinen Kopf auch zu Alvarez. Die beiden waren vielleicht schon länger in dieser Gegend unterwegs und wenn dem so war, dann kannten sie wohlmöglich das Gelände, das Tryss und mir noch unbekannt war.

“Es wäre doch praktisch für uns, wenn Dekaja ihren Nutzen schon jetzt unter Beweis stellen könnte. Alvarez und Dekaja, ihr seid ebenfalls lange gewandert, nicht wahr? Kennt ihr eine solche Örtlichkeit in der Nähe, in der man einen Elch in die Enge treiben könnte?“

Der Gedanke war ja naheliegend. Man musste den Elch dann nur noch in vielerlei Zickzackformationen durch den Wald treiben, damit er rasch ermüdete, um ihn dann mit Hilfe der Landschaft zu stellen. Auf diese Weise würden selbst wir vier noch eine gute Chance haben den Elch bei uns zu halten. Besser wäre es, denn der Frust über eine misslungene Jagd würde mich nämlich unausstehlich machen. Steingraue Seelenspiegel schwangen von Dekaja zu Alvarez und ihnen war meine Erwartungshaltung abzulesen.

[Wald | Tryss, Dekaja, Alvarez]



- Skadi - 27.02.2011

Ich will nicht sagen, dass ich mein Futter schlinge, ohne es zu zerkauen. Ich kann aber auch nicht sagen, dass ich die große Genießerin bin, die jeden Bisschen Fleisch im Maul zergehen lässt und genau ermitteln kann, welcher Happen der saftigste war. Ich bin da eher so ein Zwischending. Ich fresse zügig, aber dennoch übernehmen meine Zähne den größten Teil der Zerkleinerung und meine Magensäure muss keine riesigen Brocken zersetzen. Vielleicht frisst Tamias sehr langsam oder aber der Rüde hatte einen dermaßen leeren Magen, dass ich einfach schneller satt wurde. Ich konnte mich jeden Falls schon meiner Fellpflege - der ich mich im Übrigen mit groer Sorgsam und 'Genuss' hingebe - widmen, als Tamias und auch Naminara noch an ihrer Beute zu knabbern waren. Mit den Vorderläufen und Pfoten beginnend hatte ich mich bis zu meinem Latz mit meiner Zunge vorgekemmt - ohne Frage, die Blutrückstände konnte ein Blinder noch sehen - als Tamias sich erhob und ein Platz unter einem Baum suchte. Das Bild wie er lag kannte ich. Erhöht auf einem von der Sonne gewärmten Stein hatte er gelegen, auch als Naminara zu uns gestoßen war. Er wollte seinen Magen verdauen lassen.
Ich blickte mich um. Um ehrlich zu sein, ich hielt ausschau nach Kaya und Velvet. Zum Glück waren diese beiden noch nicht zu sehen und ihre Witterrung lag nur als erinnerung in meiner Nase, jedoch nicht Gegenwärtig. Ob es daran lag, weil das Futter die Fährte der Wölfe verdeckte oder weil sie wirklich noch weit zurück lagen konnte ich in diesem Moment nicht sagen - herausfinden wollte ich es aber nicht. Viel mehr wollte ich die Zeit nutzen, mit Tamias zu reden. Ohne, dass Kaya dazwischen funken konnte.
Also stemmten meine Vorderläufe meinen Rumpf nach oben und ein leichtes, träges Schütteln meines Hauptes erweckte die vom fressen ermüdeten Muskeln. Mein Ziel war Tamias und meine Blicke nach hinten vergewisserten mich, dass Kaya noch nicht da war. Als ich bei dem Braunen angelangt war, blieb ich stehen und setzte mich nicht hin.

"Tamias, bevor Kaya zurück ist, beantworte mir einige Fragen."

Ich ließ ihm kurz Zeit um seine Ohren zu spitzen. Seine Aufmerksamkeit sollte ich gewonnen haben.

"Ich erwarte nicht, dass mich jeder mag - aber ich erwarte Gerechtigkeit. Kaya hat dieser Fähe, ohne das sie groß fragen musste, von eurem Ziel erzählt. Von dem Ort im Norden, der laut der sterbenden Fähe, von 'guten' Menschen bewohnt ist. Ich will mich nicht auf spielen - aber ich habe euch meine Höhle und meinen Schutz geboten und als Dank bekomme ich Abweisung. Oder ist genau das der Fehler hier, dass Kaya es nicht vertragen kann, wenn eine Fähe die Kraft und den Mut besitzt, den ich ihm gegenüber geboten habe?"

Ich wollte keine Zeit verlieren und deswegen sprach ich es so direkt an. Nein, ich suchte keine Aufmerksamkeit und ich wollte auch nicht erreichen, dass Tamias mich 'in Schutz nimmt'. Ich wollte nur wissen, wieso der graue Rüde mich so herablassend behandelte und Velvet mit offenen Armen empfing.

Als ich auf die Antwort - oder Erklärung - von Tamias abwartete, fing ich wieder an meinen Kragen von dem inzwischen angetrockneten Blut zu befreien. Kalt, geronnen und trocken schmeckte dieser rote Lebenssaft ganz anders als frisch. Eigentlich schmeckte das Blut geronnen gar nicht mehr - es erinnerte bloß an den metallischen Geschmack, wenn es noch flüssig, warm und pulsierend war. Ein kurzer Blick über meine Schulter verriet, dass Kaya und Velvet noch nicht zu sehen waren und das Naminara - ich wusste nicht, ob sie meine Worte hören konnte, noch immer an ihrem Platz lag.

[Neben Tamias, Naminara wenige Schritte dahinter | Kaya und Velvet in der Nähe]



- Dekaja - 27.02.2011

Hätte ich die Antwort vorhersehen können, so hätte ich meine Beichte sofort zurückgezogen, als ich die Antwort des älteren Rüden vernahm. Zu meiner Überraschung hatte er zuerst das Wort ergriffen, trotz der ersten missglückten Begegnung. Meine Ohren zuckten kurz, als ich den versteckten Vorwurf oder Tadel gegen meinen neuen Freund vernahm, obwohl er mich zumindest nicht gleich als vollkommen hoffnungslos abstempelte. Das war so nicht von mir geplant gewesen und ich missfiel mir, dass Tryss nun so dastehen würde als wäre er der Unerfahrene. Verdammt, warum hatte ich ihn nicht einfach da heraus gehalten und mir die Schuld aufgeladen, doch bevor ich dies klarstellen konnte, ergriff Tryss selbst das Wort. Ich drehte mich zur Seite um sein Mienenspiel und das des Fremden genauestens beobachten zu können. Doch Tryss blieb äußerst ruhig und besonnen. Sehr zu meiner Überraschung, wie ich mir eingestehen musste versuchte er dem Rüden sogar ein Friedensangebot und einen Neuanfang anzubieten. Neugierig geworden flog mein Blick dann zum Älteren, gespannt auf seine Antwort wartend. In meinen Augen bewies Tryss Größe indem er auf den unfreundlichen Fremden zuging, doch es ging hier ja auch um eine Jagd. Ein erfahrender Jäger mehr konnte Leben ausmachen und das war selbst mir angesichts der Größe unseres Fundes bewusst geworden.

Während ich den Fremden anblickte fiel Arkanis wieder in mein Gesichtsfeld. Sie hatte zu meiner Beichte kein Wort verloren und auch ihr Gesicht nicht verzogen. Meine Wolfskenntnis war nicht so wirklich berauschend und so konnte ich die Fähe sehr schlecht einschätzen. Sie überging mich praktisch und beinahe empfand ich sogar Erleichterung, immerhin hatte sie mich nicht gleich über den nächsten Berg davon geschickt. Ich wusste nicht was ich von der Fähe halten sollte, doch Tryss mochte und vertraute ihr offensichtlich, also beschloss ich es einfach zu versuchen und ihr eigenartiges Wesen zu akzeptieren. Normalerweise hätte ich wohl sonst das Weite gesucht, doch ich wollte Tryss noch eine zeitlang begleiten. Es gab immerhin so viel zu fragen. Als Arkanis plötzlich ihr Kommentar zur Situation äußerte, zuckte ich innerlich fast zusammen, ihre Stimme kam dann doch sehr überraschend.
Meinen Nutzen unter Beweis stellen? Na das klang ja klasse! Fast schon hätte ich meiner Unmut Luft gemacht, doch dann fiel mir etwas ein, vielleicht…

„Bevor ich euch von der Anhöhe auf entdeckt habe, war ich einem kleinen Bachlauf gefolgt, er war nicht so sehr breit, doch er hatte eine tiefe Einbuchtung, ich kann nicht sagen, ob er sich weiter oben noch verbreitert hat, ich bin dann von ihm abgewichen, doch er sah nicht so aus, als würde er versiegen. Ich bin nur auf der Durchreise gewesen und sonst ist mir nichts Hilfreiches aufgefallen.“


Ich hielt meine Stimme, wie stets freundlich und gab die Informationen preis, die mir auf meiner Reise aufgefallen waren. Ob das ein „Nutzen“ war konnte ich nicht sagen, immerhin hatte ich bisher nie die Nötigkeit gesehen nach Teichen oder Mooren Ausschau halten zu müssen. Vielleicht hatte der Rüde da mehr gesehen als ich. Ich verharrte etwas unwohl in meiner Haltung.


[Steht Arkanis und Alvaris gegenüber, erstattet Bericht]



- Alvarez - 28.02.2011

Er überraschte mich wahrhaftig, dieser Jungwolf. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er sich noch einmal auf ein Gespräch mit mir einließ. Zumindest hatten wir beide uns zuvor klar gemacht, dass wir nicht sehr viel von uns hielten. Doch irgendetwas schien seine Haltung mir gegenüber verändert zu haben. Ich denke mal, dass es die Aussicht auf die Jagd war, die ihn beeinflusste und er deshalb auf mich zuging. Immerhin war es wichtig, dass wir bei diesem Vorhaben uns konzentrierten. Auf die Beute, wie auf das Agieren des anderen, um darauf wiederum zu reagieren. Und ich schien mit meiner Annahme richtig zu liegen, zumindest waren die nächsten Worte des Rüden genau darauf bezogen. Nun, wenn er seinen Groll mir gegenüber beiseite schieben konnte, so sollte ich mich doch ebenso einsichtig zeigen und das Friedensangebot von Tryss annehmen. Meine Augenlichter hafteten wieder am Gesicht des Herbstfarbenen. Die weiteren Worte kosteten ihn, Überwindung, das war zu bemerken. Nun, Einsicht und die eigenen Fehler an sich zu erkennen, war keine schöne Sache. Selbst ich übersah meine, oder überging sie einfach.

Mein Gemüt war besänftigt. Nicht nur durch die einlenkenden Worte Tryss, sondern wahrscheinlich auch, auf die Jagdaussichten und dem Gedanken an eine fleischreiche Beute. Also nickte ich ihm als Zeichen, dass ich seine Worte vernommen hatte und sie akzeptierte zu. Doch noch bevor ich so freundlich war und seine Frage nach meinem Namen beantworten konnte, schien die Fähe neben mir, aus ihren Gedanken gekrochen zu sein und erhob sogleich das Wort. Ich sah sie leicht verärgert an. Ob sie es nun unbeabsichtigt oder nicht getan hatte, war mir dabei relativ egal. Sie hatte mir, indem sie in ihrer Frage meinen Namen nannte, die Entscheidung entrissen, ob der junge Wolf meinen Namen erfahren durfte oder nicht. An sich war das ein belangloses Detail, zumindest für manche. Aber er würde seinen Anteil an der Beute verwetten, dass Arkanis genauso wenig begeistert gewesen wäre, wenn man ihr so zuvor gekommen wäre. Ich schluckte meinen Ärger hinunter und sah wieder zu Tryss. Ihm würde ich seine Frage zuerst beantworten, bevor ich auf die Worte Dekajas, oder der braunen Wölfin neben mir einging.

„Nun, Arkanis war ja bereits so gütig ihn zu erwähnen. Mein Name lautet Alvarez. Und nimm mir meine ruppige Art nicht übel, das ist eines meiner Makel.“

Und weiter musste ich darauf nicht eingehen. Stattdessen galt es nun wieder Informationen beizusteuern, die der Jagd behilflich waren. Angestrengt dachte ich nach. Eine zeitlang war ich zwar gelaufen und hatte Wege hinter mir gelassen, aber die erste Zeit war ich in einer Art Trance Zustand gewesen. Doch ich wühlte energischer in meiner Erinnerung. Es dauerte zwar seine Zeit, aber auch mir fiel etwas ein.

„Es ist ein gutes Stück bis dahin, aber aus der Richtung wo ich her kam, gab es einen kleinen Kessel, wo das Tal etwas abfällt.“

Wie weit genau dieser weg lag, war ich mir aber nicht mehr sicher. Zu blass, zu unaufmerksam war ich dort entlang gezogen. Hab mich mehr den Gedanken, als der Umgebung hingegeben.

[spricht zu Tryss l dann zu Arkanis]



- Naminara - 01.03.2011

Das Essen hatte mich träge gemacht. Mit halbwachem Blick sah ich zu Skadi, die an Tamias Seite trat und irgendetwas mit ihm zu besprechen schien. Was, war mir eigentlich relativ egal. Das Futter schien in meinem Magen eine Tonne zu wiegen und ich fühlte mich einfach nur extrem schläfrig. Langsam wanderte ich nochmals gen Bach, um meine trockene Zunge zu befeuchten, bevor ich mir einen schön sonnigen Fleck suchte, an dem ich mich einrollen konnte. Mit halbgeschlossenen Augen beobachtete ich die anderen beiden Wölfe. Skadi war weiterhin mit ihrer Fellpflege beschäftigt und Tamias sah eher so aus, als sei er mit offenen Augen eingeschlafen. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Die ganze Stimmung schien so friedfertig, obwohl hier gerade erst ein Tier qualvoll und blutig getötet worden war. Ich war diese Art der Futterbeschaffung zwar mittlerweile gewöhnt, doch irgendwo im Innern sagte mir trotzdem eine kleine Stimme, dass es falsch sei. Menschen zu töten, das war etwas anderes. Aber andere Tiere...

Ich seufzte leise. Es blieb unsereinem wohl kaum eine Wahl, wenn wir überleben wollten. Ich rollte mich in der Nähe des Bachlaufs zusammen, der Sand war schön weich und von der Sonne aufgewärmt, die auch meinen Pelz langsam trocknen ließ. Meine Augen waren noch immer halb offen, doch ich bekam kaum noch etwas mit. Ich war so müde...

[Wald | In der Nähe von Tamias und Skadi | Schläft ein]



- Kaya - 01.03.2011

Ein leichtes Schmunzeln mochte meine Lefzen umspielen, für den Aussenstehenden zumindest. Ich kam nicht umhin, glatt ein wenig stolz darauf zu sein, dass ein Teil unserer Truppe Beute gemacht hatte. Denn es bewies eindrucksvoll, dass wir durchaus Überlebensfähig waren und das in jedweder Situation. Und zugegeben, als jemand der nicht aus seinem Fell kann: Es hätte mich noch viel mehr gefreut, wenn es die anderen gewesen wären, sprich jene um Tryss – also Arkanis nunmal – die Beute gemacht hätten. Denn noch immer hatte ich so meine Zweifel, dass jene durchkamen, wobei ich mir ja ohnehin nahezu sicher war, dass wir uns, so leid mir das tat, nicht mehr wiedersehen würden. Zumindest nicht in diesem Leben.

Den Geruch des Blutes bereits in der Nase sah ich mich um. Wenn ich mich nicht täuschte, waren bereits Schemenhaft die Anderen zu sehen, so dass ich lieber innehielt. Nicht jeder Wolf musste Bestandteil unserer kleinen Unterredung sein, das lag ja auf der Pfote. Und nachdem Velvet sich ausgesprochen Zeit für ihre (umso ausführlichere) Antwort nahm, konnte und wollte ich sie nicht einfach ohne Antwort dastehen lassen, nur weil mein Magen gegen die Stimme der Vernunft anbrüllte. Also wandte ich den Kopf gen Velvet, kniff ein Auge kurzerpfote zu und nickte.

„Ich selbst glaube nicht, dass es irgendetwas höheres dahinter ist, Velvet. Vielleicht hat sie dem Jüngsten gegenüber ein gewisses Verantwortungsgefühl entwickelt und war dementsprechend niedergeschlagen als er ging – sie hätte ihm ja folgen können. Nebenbei wären wir ohne sie nicht so glimpflich davongekommen.“

Ich hatte bisher, soweit ich mich erinnere, unsere „Flucht“ aus dem Dorf unerwähnt gelassen und soweit richtig auch unsere Befreiungsaktion nicht erwähnt, weil ich Velvet nicht unnötig nervös hatte machen wollen. Ich nickte auf meine Worte hin und wartete ab, denn die Buntgraue hatte noch mehr zu sagen als ich erwartet hatte.

„Manchmal gibt es eben Meinungsverschiedenheiten. Und wenn Dickköpfe, so vernünftig sie sein mögen, aufeinandertreffen, dann ist das nunmal oft so. Wahrscheinlich hätte die Wölfin gewollt, dass wir den Weg zusammen gehen, aber was soll ich tun? Einem anderen Nachlaufen, nur weil ein Neunmalkluger Welpe meint, vieles besser zu wissen, wenn nicht alles? Nein. So sehr ich den Welpen im übrigen mag.“

Dass Tryss alles andere als ein Welpe sein mochte, verschwieg ich da lieber. Stattdessen setzte ich mich in Bewegung und wuffte in die Richtung in der Tamias und der Rest, also Skadi und Naminara, sein mussten. Konnte ja nicht angehen dass wir uns noch länger Zeit ließen. Ich sah nicht mehr nach hinten, sondern setzte glatt vorraus, dass Velvet mir so folgte, wie sie es schon die ganze Zeit tat: In Hörweite.


[bei Velvet, Nähe Tamias, Naminara & Skadi]