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Passus I - Das Dorf - Druckversion

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- Kaya - 08.11.2010

So ungern ich das auch gestehen mag und so unwirklich es mir in diesem Moment auch erschien, aber...ich kam mir wichtig vor. Ja, ich kam mir sogar wichtiger vor als ich in der Situation eigentlich sein konnte. Ich hatte die kleine Fluchtgruppe endlich erreicht – naja, fast zumindest – und mich in einer kleinen Anweisung geübt. Soweit wäre auch alles perfekt gewesen. Eigentlich. Aber wie es so oft ist in einem Leben das von Irrungen und Wirrungen bestimmt ist, hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt hatte noch keinen Namen und war ebenso weiblich wie es die befreite Fähe war – und ich weiss nicht, was Tryss trieb, aber er missachtete mich, meinen Ratschlag und die Tatsache, dass wir alle – alle Wölfe vor Ort – zusammengehörten. Nein, stattdessen wandte er sich an die neu Hinzugekommene, der nun meinerseits ein leises Grollen galt, nachdem mich die Fremde die wir befreit hatten – wobei „wir“ da eher nicht passen mochte – auch schon begrummelt hatte. So gab ich eben meine nicht ganz so gute Laune an die andere weiter, ohne dass die Namenlose etwas dafür konnte. Zeit für Entschuldigungen hatten wir ohnehin keine.

„Aber....“

wagte ich es, aufzubegehren – und sah dann doch lieber in die Richtung, in der ich Tamias vermutete. Mit einem Mal sehnte ich mich nach der Gesellschaft des Rüden der noch ein wenig griesgrämiger schien, als ich es war. Denn der schien wenigstens zu wissen, was er tat. Ich nahm mir vor – hatte ich das nicht vorher schon? - Tryss später noch die Leviten zu lesen, denn hier war ganz klar gegen den Grundsatz der Gemeinschaft gehandelt worden, zumindest meiner Meinung nach. Musste es Tamias nur noch genauso sehen wie ich – wenn er denn unbeschadet hier herauskam. Aber genau das stand ja immernoch infrage, so dass ich einen Schwenk vollführte und schweigend in die für mich passende Richtung abbog. Hauptsache ich musste Tryss, die fremde Fähe und noch so manch anderen nicht sehen. Denn danach stand mir im Moment so wirklich nicht der Sinn. Im Vordergrund stand nun eher Sorge – und darum verschwand ich.

Ich wanderte gut eine Weile, als ich lauschte. War da nicht etwas....?

[zuerst noch bei Tryss und Co., später dann wohl mehr oder minder Tamias hinterher]



- Tamias - 08.11.2010


Die Hunde waren mir auf den Fersen und laut meines Geruchssinnes änderten die Wölfe ihre Richtung. Mein Bauchgefühl war kein gutes. Was musste dieses verdammte Dorf auch so verflucht sein. So schwer konnte es doch nicht sein hier raus zu kommen. Heile !
Ich rümpfte meine Nase. Voller Anspannung und Konzentration versuchte ich herraus zu finden was der Haufen Wölfe vor hatte. Wenn sie sich nicht endlich mal sputen würden. Was war bloß los mit dieser "geretteten" Wölfin? War sie etwa krank?
Hoffentlich schleppte sie keine Krankheiten an, das würde ja noch fehlen. Wir retten ihr leben und sie macht uns krank.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich wollte zu den Wölfen, wissen was sie vor hatten, wohin sie fliehen wollten in welche Richtung? Doch da dieser Kampfhund mir in Nacken saß konnte ich nicht anders als die Richtung ebenfalls zu ändern und zwar von den Wölfen weg.
Ich musste abpassen. Die Hunde sollte mich riechen, mich wittern und verfolgen. Sie sollten hinter mir her sein und nicht hinter der verletzten oder kranken Fähe. Ich war hier zwar in der Unterzahl, .. so als einziger Wolf,.. aber ich war gesund genug es im Notfall auf mich nehmen zu können. Die Wölfe nicht. Warum auch immer sie so langsam waren wusste ich nicht. Aber es schien wohl einen Grund zu haben.
Hoffentlich spielte Tryss nicht verrückt mit seiner Heldenaktion. Noch waren wir hier nicht alle außer Gefahr. Noch waren wir hier nicht raus. Es war Nacht und es war dunkel und wir waren bei Menschen. Bei Menschen! Das musste man sich mal vorstellen. Und wild gewordenen Hunden. Hunden!
Ich wurde innerlich wütender und wütender.
Meine Pfoten trugen mich relativ schnell und elegant über den trockenen Boden. Ich lief nicht besonders schnell oder achtete auf extreme Stille wie ich es bislang tat. Die Hunde sollte mir folgen. Anders würde es nicht gehen.
Sie mochten zwar dumm sein, aber sie hatten ebenfalls ausgeprägte Nasen und sie schienen kräftig zu sein. Wie schnell sie jedoch waren konnte ich nur schwer einschätzen.
Hass überkam mich als ich daran dachte in welcher Situation ich eigentlich war. Ich brachte mich selbst in Gefahr für einen Haufen wildgewordener Wölfe die sich auf der Nase umtanzen ließen von einem Jüngling!
Aber vielleicht tat mir das Gefühl, etwas für andere zu tun etwas wieder, was ich sehr vermisst hatte. Das Leben als Einzelgänger war zwar auch riskant aber man hatte eben sein Leben selbst in den Pfoten, musste keinem Streit ausweichen oder welchen schlichten, keine Diskussionen führen, sich nicht nerven lassen. Aber wenn es mir irgendwann ein mal schlecht gehen würde, vielleicht würde ich dann auch Hilfe bekommen. Vielleicht würde mir irgendwann auch mal was Gutes widerfahren. Vielleicht..
Die Hunde kamen näher,..




- Arkanis - 09.11.2010

Ich lief. Immer weiter lief ich voran, der Fremden auf den Versen und den helfenden Jungspund an meiner Seite. Alles andere um mich herum nahm ich nicht mehr bewusst war. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dass mich mit der Zeit überkommen hatte. Ich war erschöpft, das wusste ich und das wusste auch mein Körper. Er verteilte die Kraftreserven, welche mir noch blieben, geschickt und äußerst strategisch. Ich bewunderte ihn dafür. Ich konnte spüren welche Bereiche vernachlässigt wurden und über welche ich noch verfügen konnte, ohne dass ich selbst Einfluss darauf hätte nehmen können. Mein Instinkt leitete mich. Ich hatte keine Furcht, denn ich kannte meinen Instinkt bereits als einen guten und wertvollen Freund. Er hatte mich nie enttäuscht, niemals. So war es eine eigenartige, aber gleichsam interessante Erfahrung für mich meinen Körper auf solche Weise fremdgelenkt zu erfahren.

Ich hatte längst begriffen, dass ich mein Leben nur noch durch eine erfolgreiche Flucht retten konnte und das wichtigste dabei war eine ausreichende Geschwindigkeit. Jetzt da es ein Ziel gab konnte ich mich endlich ganz diesem widmen und ich wusste auch, solange die Fähe vor mir war und der junge Rüde an meiner Seite, dann blieb mir eine Chance. Also verlagerte mein Körper seine verbleibende Energie. Er vernachlässigte alles was er nicht mehr zur Flucht benötigte und steckte alles was ihm noch blieb in meine Läufe. Ich spürte, dass meine Konzentration einzig darin lag meine vier Pfoten zu sortieren und sie am Laufen zu halten. Schnell, schneller immer schneller liefen sie und je schneller meine Läufe mich trugen, desto mehr verließen mich meine übrigen Sinne.

Ich war taub. Ich konnte weder den Wind in meinen Ohren hören, noch das Trommeln der vielen Pfoten auf dem Boden und nicht einmal das Hecheln des Wolfes so dicht neben mir. Um mich herum herrschte eine so absolute und tiefe Stille wie ich sie nie zuvor erlebt hatte.

Ich konnte nicht riechen. Der Gestank, dem ich in einem Käfig voller Kot und Urin ausgesetzt war und von dem ich wusste, dass er noch immer an meinem Pelz haften musste, war wie fortgeblasen. Die Menschen, die Hunde, selbst die Wölfe um mich herum – alle Witterungen schienen verschwunden zu sein, sich aufgelöst zu haben in ein Meer von Nichts, in Leere. Ich hatte meinen Geruchssinn verloren.

Ich konnte nicht mehr fühlen. Das quälende Hungergefühl, die vielen Hämatome und Prellungen an meinem Körper, das beständige Zwicken in meinem Bauch, alles hatte aufgehört. Ich spürte keine Schmerzen mehr, keine lähmende Erschöpfung und keine Angst. Nicht einmal den Untergrund unter meinen trockenen Ballen, es hätte sein können als liefe ich in der Luft, doch auch die Luft spürte ich nicht mehr. Sie war wie fort, nicht einmal ein Hauch von einem Luftzug blieb in meinem Pelz hängen, obwohl der Wind nur so daran reißen musste.

Ich war blind. Wenn ich vorher noch verschwommene Schemen und Schatten gesehen hatte, so wurde nun alles schwarz um mich. Nur die Fremde, die konnte ich sehen. Sie war wie ein Licht in einer dunklen Höhle, das den Ausgang versprach. Wie ein Stern am nachtschwarzen Himmel. Sie war das einzige was ich sehen konnte, das letzte in einer absolut schwarzen Finsternis. Sie war wie die Hoffnung.

[folgt Skadi & Tryss| wird schneller]



- Ares - 09.11.2010

Für einen kurzen Moment stemmte ich meine Vorderpfoten abbremsend in den sandigen Boden, als vor uns ein weitere Schatten auftauchte, in den ich sofort einen weiteren Hund hineininterpretierte.
Doch ich irrte mich. Es war eine Wölfin und wie es schien, hatte sie einen erfolgversprechenderen Plan als ich, uns hier rauszuholen.
Unter normalen Umständen hätte ich ihren Worten keinen Glauben geschenkt, doch die Hunde waren so dicht hinter uns, dass ich glaubte bereits ihren heißen Atem im Nacken zu spüren...

Der Dorfrand nährte sich bei jedem meiner kraftvollen Schritte, die jedoch langsam schleppender und träger wurden. Zum ersten Mal, seit wir den Dorfplatz hinter uns gelassen hatten, spürte ich das Brennen in meiner Brust, welches von der Energie zeugte, die sich langsam aus meinem Körper zog.
Schemenhaft erkannte ich die Gestalten von Kaya und Tamias, deren hünenhafte Schatten sich von dem dahinterliegenden Wald abhoben, bevor sie erneut aus meinem Blickfeld verschwanden, um sich gegen die Hundemeute zu stellen.
Mein Blick wandte sich gen Tryss und die beiden Wölfinnen. Mein Abstand zu ihnen hatte sich erneut erheblich vergrößert. Doch hauptsächlich galt mein Blick Tryss. Er war der Einzige Wolf in diesem Rudel, mit ich wirklich in Kontakt getreten war, was sicherlich auch nicht wenig mit der ganzen Aktion hier zu tun hatte.

Das Hundegebell riss mich erneut aus meinem kurzen Gedankengang und bevor mein Verstand mich bremsen konnte, hatten sich meine Beine bereits selbstständig gemacht. Meine Müdigkeit war verflogen und hatte die Angst gleich mitgenommen. Mit einer schnellen Bewegung kehrte ich um, direkt in die Richtung, wo ich die sich nährende Hundemeute vermutete. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Entweder würde ich mit meinem Rudel siegen oder für mein Rudel untergehen und in diesem Moment hatte ich mich für letzteres entschieden.

„Einer von uns hat sich den falschen Gegner ausgesucht“

Es war mehr ein beinahe lautloses Zischen zu mir selbst, als wirkliche Worte. Für die Hunde sollte es vielleicht eine Art Drohung sein, doch für mich persöhnlich war eindeutig ich der jenige, der sich hier den falschen Gegner ausgesucht hatte.
Darauf bedacht, dass die Hunde mich sahen, rannte ich in eine der zahllosen Seitenstraßen. Es war mir egal, wo sie endete. Es zählte nur, dass die Hunde, die es auf Tryss und die Fähen abgesehen hatte, mir folgen würden. Was dann mit mir geschehen würde, war mir relativ egal. Das einzige, was mich nicht die Todesangst fühlen ließ, war die Tatsache, dass ich mit dieser entweder besonders mutigen, oder besonders dummen Entscheidung, das Leben der Wölfe rettete, die mir seit langer Zeit, wieder am Herzen gelegen hatten...

[Dorf/Hunde]

Das wäre dann erst einmal Ares' letzter Beitrag. Sein Ende bleibt offen, sodass er vielleicht irgendwann zurück kehren kann :)



- Tryss - 10.11.2010

Music on


Der Wald ist nicht weit...

Oh, diese Worte klangen wie der süße Morgengesang der Waldvögel in meinen Ohren! Weder gegenüber den Fähen noch gegenüber Kaya hätte ich eingestanden, dass ich ebenfalls fühlte, wie meine Kräfte nachließen. Die Befreiungsaktion hatte doch mehr Kraft gefordert als ich es erwartet hatte, hinzu kam noch, dass ich die Verletzte halb mit mir tragen musste. Nicht, dass der Eindruck entstehen sollte, ich täte das nicht gerne. Nein, nein, das tat ich, genau deshalb waren wir doch aufgebrochen. Um die Fähe zu retten. Trotzdem konnte ich nicht umhin mir das Ende dieser wilden Jagd herbei zu sehnen. Und die fremde Fähe verschaffte nunmal einen verlockenden Ausblick auf ein solches Ende. So nickte ich ihr zu und beeilte mich meine Läufe wieder in Gang zu setzen. Kayas Einwand überhörte ich im Rausch der Erregung, dass er jedoch verschwand entging mir nicht. Ich runzelte die Stirn. Wo wollte er nun schon wieder hin? Tamias holen? Ich hoffte es, denn ich wollte keineswegs, dass der alte Griesgram sich den Hunden entgegenstellte. Er war zwar ab und an ziemlich mürrisch und unerträglich, aber immerhin war er alt und erfahren und wir würden ihn auf dem Weg in den Norden sicher noch brauchen. Ich würde ihn brauchen – um meine vielen Fragen zu beantworten, so viel stand schon fest.

Aber was sollte es? Ich konnte ihn ja doch nicht zurückrufen. Wer würde schon auf den ungehorsamen jungen naiven Tryss hören? Also stemmte ich Läufe in den Boden und lief einfach weiter. Ab und zu warf ich einen prüfenden Blick auf die Fähe an meiner Seite. Sie wirkte müde, schlaff und abwesend, aber sie lief. Zu meinem Erstaunen lief sie sogar erstaunlich schnell für ihren Zustand und ich begann mich zu fragen, wie lange sie wohl noch durchhalten würde in diesem Tempo. Bremsen wollte ich sie trotzdem nicht. Sie war alt genug und sicher gab ihr die Aussicht auf Freiheit mehr Kraft, als ich es mir je erträumen konnte. Ich hielt also Schritt, lief und lief, den rettenden Wald immer vor Augen, einen immer schneller werdenden Lauf. Langsam nahmen unsere Bewegungen den markanten trommelnden Ton an und ich spürte, wie meine Pfoten immer härter auf dem Sand aufsetzten. Dass es dunkel war störte mich nicht, doch mit jedem Aufprall spürte ich wie müde meine Gliedmaßen bereits waren. Innerlich begann ich mich nach einer Pause zu sehnen. Aber anhalten konnten wir nicht.

Als ich einen Blick zurück über die Schulter warf um zu sehen wo Kaya, Tamias und die anderen blieben, stockte mir der Atem und ich für einen kurzen Moment zögerte ich nun doch. Wo war Ares? Er hatte doch nicht...? Ich hörte Hundegebell, lautes Knurren und bildete mir Kampfgeräusche ein. Angst schürte sich in meiner Brust. Ares würde sich doch nicht den Hunden entgegen stellen? Er würde sich doch nicht in einem Kampf opfern?

„Ares! Ares! Sei kein Narr, lauf und beweg deine Pfoten zu uns!“

rief ich halb verzweifelt und wusste im gleichen Augenblick, dass es nichts bringen würde. Ares war kein Narr. Er wusste was er tat. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Und trotzdem hoffte ich, dass er nicht wegen meiner Eigensinnigkeit mehr opfern würde, als er opfern musste. Ich wandte mich wieder zu den Fähen um und nickte ihnen zu. Wir mussten weiterlaufen, wir mussten den Wald erreichen.Dennoch hoffte ich insgeheim, dass Kaya und Tamias meinen Ruf gehört hatten und uns folgen würden. Noch mehr Verluste wollte ich nicht zu verantworten haben.

[Richtung Wald | Skadi, Arkanis]


- Skadi - 10.11.2010

Es ging alles so schnell. Ich wurde ausgefragt und angeknurrt. Mir wurde gefolgt und ich spürte ganz genau den Misstrauen und die Abneigung gegenüber meines Auftretens. Ich roch einen Gestank, der fast so beißend in der Nase lag, wie Aas. Als die gehbehinderte Fähe auf mich zu kam, wurde mir erst bewusst, dass der Geruch von ihr kam. Doch bevor ich mir zusammen rechnen konnte, dass die Menschen sie in ihren Ausscheidungen haben liegen lassen, meldete sich wieder der ältere Rüde, dem es wohl gar nicht passte, dass ich seinen Plan dazwischen funkte. Aber für Vorstellungen und langen Erklärungen war keine Zeit. Ich kam um zu helfen und ein junger Wolf so wie eine verletzte nahmen diese Hilfe dankend an. Ich habe mich für Fremde in eine gefährliche Situation gebracht und ich beschloss dann die beiden die mir willig folgen wollten hier raus zu bringen. Also drehte ich mich um und lief den Hang hinauf. Den Blick immer wieder nach hinten gerichtet. Der graue Rüde wendete eben so und lief Hund und Mensch in offene Pfoten. Innerlich überkam mich ein Grollen. Diese Entscheidung konnte ich nicht nach vollziehen. Außer er würde den Rest der Wölfe zusammen trommeln. Wie viele es letzt endlich waren wusste ich nicht. Als ich den nächsten Blick nach hinten richtete, bemerkte ich, dass der junge und die Fähe an Tempo zugelegt hatten, aber auch, dass der dritte rüde ebenfalls nicht mehr hinter uns war. Das war auch nicht zu überhören, als der junge Wolf verzweifelt nach 'Ares' rief. Zu dem ganzen war nicht zu übersehen, wie erschöpft die beiden waren, die mir nun folgten. Ja, es waren nur zwei. Der Rest hatte sich gegen mich und für einen Kampf entschieden. Man konnte es hören. Das knurren, dass aus dem Dorf hallte. Das aggressive Bellen der Hunde.
Aber ich war immerhin nicht umsonst in dieses Dorf gekommen. Zwei Wölfe, die sich wenig alleine wehren konnten, auf Grund des gesundheitlichen Zustandes und des alters, brauchten Hilfe. Und die würden sie von mir bekommen. Sie sahen beide müde aus und ich verstehe bis heute nicht, wo sie noch diese Kraft her holten. Ich war körperlich fit. Für mich war der weg wie ein Katzensprung, wenn nicht das Dorf hinter uns wäre. Und als ich in den Bach trat und den matschigen Untergrund um meinen Pfoten spürte, da wusste ich, dass jetzt der schwierigste Teil folgte. Ich ging einige Schritte und sank in den Matsch ein. Knurrend schüttelte ich den Kopf, als ich mir vorstellte, wie ich diesen weg so erschöpft wie mein Gefolge es war, meistern müsste. Ich ging zu den beiden zurück und drückte meinen Körper gegen den von der Fähe, damit sie von beiden Seiten halt haben würde und der Rüde Entlastung bekam. Sofort drang wieder der beißende Geruch in meine Nase und ich spürte den abgemagerten Rumpf des wölfin.

"Lauf hier etwas langsamer. Der Boden ist zu ungleich.

Eine kurze Ansage. Es wäre in diesem Moment fatal gewesen, wenn wir alle drei im Matsch liegen würden.
Die ersten Bäume des dichten Waldes waren direkt vor uns. Wir hatten den Schutz fast erreicht.


[im






- Kenzo - 13.11.2010

Diese verfluchten Nichtsnutze von Hunden! Kaum kehrte man ihnen den Rücken zu und ließ ihnen halbwegs freie Pfoten bei der Verfolgung, taten sie nichts weiter als den Wölfen aufzulauern, anstatt ihnen den Weg abzuschneiden. Ich hatte einen meiner zwei Begleiter vor geschickt um auszukundschaften, welchen Weg die Wölfe nahmen. Keine zwei Minuten später hörte ich dumpfes Knurren und Laute, die mich auf eine Begegnung schließen ließen. Er musste wohl einen der Wölfe getroffen und sich mit ihm angelegt haben. Na herrlich, warum mussten solche Idioten immer mir unterstellt sein? Ich war meinem zweiten Begleiter einen eindringlichen Blick zu und wandt mich dann kurz um, um nach der zweiten Gruppe Ausschau zu halten. Nichts. Niemand. Nun denn, blieb es also wirklich wieder an mir hängen.

Ich deutete meinem verbliebenen Begleiter an die Nase auf den Boden zu senken und die Witterung der Flüchtigen aufzunehmen, dann machte ich es ihm vor. So schnell wie möglich versuchte ich der Fährte zu folgen. Ich achtete kaum auf den Weg, hob nur hin und wieder kurz den Kopf. Ob ich nicht daran dachte dem voreiligen Hund Hilfe zu schicken? Nein. Wer sich in den Kampf stürzen konnte, der konnte ihn auch zu Ende bringen. Und ich spürte, dass die Wölfe nah waren, dass uns nicht mehr viel Zeit blieb. Ich lief also und schnüffelte gleichzeitig und hoffte auf ein günstiges Zeichen. Und das kam auch.

Da war er! Ich konnte ihn sehen, konnte sehen, wie er sich umwandte und anfing zu laufen. Rasende Wut packte mich, ich bellte kurz und laut, um meinen Menschen anzuzeigen, dass ich einen von ihnen gefunden hatte – und ein zweiter schien in der Nähe zu sein, ich konnte ihn riechen. Doch der war mir egal. Ich wollte diesen Wolf. Meine Augen verengten sich und ich knurrte laut.

„Bleib stehen, wenn dir deine heile Kehle lieb ist!“

Dann hielt mich nichts mehr. Ich sprintete los und setzte dem flüchtigen Wolf nach.

[Dorf | Hinter Tamias hinterher, Kaya in der Nähe]


- Arkanis - 13.11.2010

Meine Welt blieb dunkel und das noch für eine ganze Weile. Während meine Pfoten Meter um Meter hinter sich brachten, blieb die fremde Fähe das einzige Bild, das ich nach wie vor sah. Diese Nacht zählte wohl mit Abstand zu den eigenartigsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben bisher gemacht hatte. Voller Interesse kostete ich jeden ferngesteuerten Moment aus und besann mich ganz auf die Beobachtung meiner selbst. Ich ängstigte mich nicht. Wie schon erwähnt kannte ich meinen Instinkt ja als einen guten Freund, von denen ich sonst wohl nur noch einen einzigen hatte, der vermutlich längst nicht mehr unter dem selben Himmel wandelte. Außer ich zählte diesen Rüden dazu, der wohl für das, was in meinem Bauch geschah, verantwortlich war.

Aryan.

Dann brach etwas die absolute Ruhe. Eine dumpfe Stimme hallte im leeren Raum und versuchte hartnäckig mein Gehör zu erreichen. Die Worte mussten wichtig sein, sonst hätte mein Unterbewusstsein sie längst verschluckt. Sie wurden deutlicher, bis ich sie endlich verstehen konnte: "Lauf hier etwas langsamer. Der Boden ist zu ungleich." Ich erwachte aus meiner Trance. Zu meinem Leidwesen kehrten dadurch auch meine Schmerzen wieder zurück. Trotzdem blieb mein Geist noch etwas langsam, denn nach wie vor waren es meine Läufe, die mein Überleben sicherten und die meiste Energie benötigten. Daher realisierte ich den kleinen Bachlauf erst spät und geriet ins Straucheln, aufgefangen nur von der Schulter der Fremden, die plötzlich neben mir stand. Der Weg durch den Bach erwies sich schließlich als weitere Folter. Der Schlick, aus dem sich meine Pfoten mit jedem Schritt nur schmatzend lösten, und das Wasser, welches nur zähe, langsame Bewegungen zuließ, forderten eine Menge Kraft, von der mir nicht mehr all zu viel blieb. Trotzdem, das wusste ich, mussten wir einige Zeit durch den Bach stapfen, damit die Hunde unsere Spur nicht gleich wiederfänden. Resigniert blieb mir nichts anderes übrig als durch Anlehnen an die beiden Wölfe zu meiner Seite Kraft zu sparen. Nebenbei erlaubte ich es mir kurz, nur für einige Atemzüge, stehenzubleiben und meine trockene Kehle mit ein paar Schluck Wasser zu befeuchten. Das kühle Nass versprach schließlich auch Linderung für meine schmerzenden Beine, wieso also nicht auch meiner Kehle?

Ich gab mir Mühe nicht an unser Ziel zu denken. Es wäre Zeitverschwendung, denn ich kannte diese Gegend nicht. Doch konnte ich mir zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht vorstellen wo diese Fähe uns in Sicherheit bringen wollte. Was gab es denn, was die Hunde und vor allem diese Zweibeiner aufhielt? Was für ein Glück, dass für Verzweiflung kein Platz blieb.

[mit Tryss & Skadi im Bach]



- Tryss - 15.11.2010

Irgendwie lief es wie von selbst – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir liefen wie von selbst, woran auch immer das lag. Im Gegensatz zur Fähe neben mir hatte ich ein Ziel vor Augen, auch wenn ich nicht wusste, wohin unsere Wegweiserin uns genau bringen würde. Hauptsache endlich weg von Hund und Herren. Mein Fell war mir doch zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich wirklich Lust hatte es von Hunden die als Handlanger im Dienste der Zweibeiner standen herunterreißen zu lassen. Für einen Augenblick tauchten die Bilder der Fähe wie sie im Käfig gefangen war vor meinem geistigen Auge wieder auf. Was sie wohl mit ihr angestellt hätten, wenn wir ihr nicht zu Hilfe geeilt wären? Ich mochte es mir nicht ausmalen.

Daher war ich umso glücklicher, als wir den Bach erreichten. Ich wusste noch nicht viel über Hunde, die uns doch in Erscheinung und Verhalten recht ähnlich waren. Viele Fragen hätte ich an die Vierbeiner gehabt, hätten sie sich denn auf Unterhaltungen mit uns eingelassen. Aber ich wusste sehr gut, dass sie genau wie wir Wölfe die Witterung von Lebewesen im fließenden Gewässer verloren. Wasser war mächtig und war es noch so klein. Es spülte einfach fort, was gewesen war. Es spülte fort, wer dagewesen war, und vor allem, wo er entlang gelaufen war. Dem Rat der Fähe kam ich gerne nach und ebenso dankbar war ich ihr, als sie mir beim Stützen der Fähe unter die Läufe griff.

„Können wir ein Stück auf oder abwärts des Baches laufen? Oder verfehlen wir dann dein Ziel? Dann würde es noch schwieriger die Spur am anderen Ufer wieder aufzunehmen oder? Nur für den Fall, dass die Hunde uns in den Wald folgen sollten.“

Ich blickte an Arkanis vorbei und fasste die braune Fähe ins Auge. Sie kannte sich hier besser aus als ich und obwohl ich sie nicht kannte, machte sie auf mich immernoch keinen bedrohlichen Eindruck. Im Gegenteil, sie wollte uns helfen. Das war löblich. Weniger löblich dagegen war, dass mein Vorschlag auch unglücklich für Kaya und Tamias ausgehen konnte. Immerhin würden auch sie unsere Spur nicht mehr finden. Ich warf einen Blick zurück. Nichts zu sehen von den beiden. Wo blieben sie nur?

[Skadi, Arkanis - Bach/am Waldrand]


- Kaya - 16.11.2010

Innerlich köchelte ich vor mich hin. Tryss war nicht nur ein Narr. Nein. Für mich hatte der junge Rüde zwar durch seine Aufopferungsbereitschaft durchaus gewonnen, keine Frage. Aber durch seine Stursinnige Aktion, die nicht nur ihn sondern uns alle in Gefahr brachte, hatte er diesen Bonus schneller verspielt als er ihn gewonnen hatte. Weiter blieb ich bei meinem Vorhaben, ihm die Leviten zu lesen – wenn dnen die kleine Gruppe heil da rauskam. Und meine Wenigkeit. Und auch.....Tamias!

Ich legte den Kopf in die Schräge. Irgendwo hier roch, nein: stank es nach Wolf. Das war durchaus nicht abwertend gemeint, so würde ich Rüden generell als stinkend bezeichnen – angenehm stinkend. Aber hier roch es nicht nur nach Wolf sondern auch nach Hund. Und das mit einer Penetranz die ihresgleichen suchte. Ergo war ich wohl definitiv auf dem richtigen Weg und senkte die Nase gen Boden, um noch schneller an mein neues Ziel zu kommen, denn ich war mir mit einem Male sicher, dass der an den ich vorhin dachte – den Älteren der beiden – sich durchaus in der Nähe befinden musste. Und der Geruch deutete darauf hin, dass er sich hier nicht alleine aufhielt, sondern nicht sehr angenehme Gesellschaft hatte, über die er sicherlich nicht halb so erfreut war wie sein Gegenüber. Dennoch rief ich nicht sondern verließ mich auf mein Näschen, ehe meine Lauscher Wortfetzen vernahmen, später dann einen Ruf, der nichts gutes verhieß. Und gerade dieser Wortlaut ließ mich zusammenzucken, denn anscheinend machten die Hunde tatsächlich ernst. Ich überbrückte noch ein wenig Distanz und belauerte erst einmal das, was ich sah. Viel weiter vor mir bewegte sich ein Schatten, der aufgrund seines Felles durchaus Tamias sein konnte, doch von links – ich hätte bei Wulf nicht sagen können, welche Himmelsrichtung es war – näherte sich etwas anderes. Ein Brocken, wenn man so wollte...und sicher vieles, aber kein Wolf.

„Tamias!“ begehrte ich auf und setzte mich wieder in Bewegung, nachdem ich meine Beobachtung für einen kurzen Stop genutzt hatte. In der Tat schien es sich bei einem der beiden Vier- oder Mehrbeiner um den Griesgram – hatte Tryss ihn nicht so genannt? - zu handeln. Demzufolge war mein In-Bewegung-setzen von einer gewissen Dringlichkeit und ich war bemüht, die Distanz rasch zu verkürzen, allerdings ohne einen möglichen Hinterhalt einzukalkulieren....


[weitersuchend, später nahe Tamias & Hund(en)]