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Passus I - Das Dorf - Druckversion

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- Arkanis - 22.09.2010

Die Worte des deutlich Jüngeren hallten durch meine Gehörgänge, ohne dass sich meine Gedanken weiter mit ihnen beschäftigten. Vermutlich war das ebenso unfreundlich wie mein bisheriges Verhalten, mit dem ich gelinde gesagt nicht sonderlich gut ankam, doch mein Charakter verbot mir überschwängliche Dankbarkeiten. Zudem interessierte mich mein nacktes Überleben im Augenblick mehr als leere Worte. Zugegeben, so langsam sorgte ich mich sogar um das Leben meiner Retter. Die aufkommende Stille konnte mich dabei nicht beruhigen, ich empfand sie als weit bedrohlicher, denn ich konnte nicht erahnen wo die Hunde gerade herumschnüffelten.

Ich spornte meine steifen Glieder also nochmal zu Höchstleistungen an und mit ein wenig Hilfe des Wolfes an meiner Seite gelang mir sogar ein unbeholfener Wolfsgalopp. Die rettende Dunkelheit kam immer näher. Bald würden ihre freundlichen Fänge unsere Körper verschlingen und vor den feindlichen Augen verbergen. Ich war nicht nur froh, dass ich dem Käfig entkommen war, sonder auch, dass ich mich mit jedem Schritt weiter von dem garstigen Feuer entfernen konnte.

"Ich nehme an ihr habt ein Ziel?"

Es wäre schließlich unsagbar dumm eine Rettungsaktion auf verlorenem Posten zu beginnen, wenn man keinen sicheren Ort wusste, wo Sicherheit nach einem rief. Ich wusste nichts von dem ganzen drum herum. Ich wusste nichts von den beiden Rürden außerhalb, die uns beistehen wollten und ich konnte auch nicht einschätzen wie viel Einsatz der Wolf hinter uns zeigen würde, welcher uns offenbar den Rücken freihalten wollte. Meine Sinne ließen langsam nach, da mein Körper seine Reserven mehr und mehr in meine Läufe steckte, um die Flucht nicht schneller zu beenden als mir lieb war. Die Umgebung verlor zusehends an Schärfe und Gerüche konnte ich schon lange nicht mehr filtern. Zu sehr hatte der brennende Uringestank meine Schleimheute zerfetzt. Erholung war was ich langsam aber sicher benötigte. Doch wie es aussah würde ich vorher noch ein gutes Stück laufen müssen.

[an Tryss Seite | ohne Orientierung]



- Kenzo - 27.09.2010

Während ich mein eigenes Gebell – ein nicht sehr melodiöses, wie ich zugeben muss – indessen eingestellt hatte, hatten sich die anderen – oder zumindest einige – der Hunde aus dem Dorf gemeldet und bellten nun selbst. Welch Lärm – die verscheuchten die paar, die sich da fortbewegten ja nur mehr! Aber ich ahnte ungefähr, in welche Richtung es für die drei gehen würde und änderte meine Route ein wenig. Hinter mir machten sich langsam Geräusche breit, die sehr nach Pfoten auf morastigem Boden klangen – meine Genossen hatten sich also tatsächlich dazu entschlossen, ihre Herrn darum zu bebetteln, sich dem Trio – soviel wusste ich nun – an die Fersen heften zu können.

Indessen, soviel teilte mir Reduno mit, hatten sich die Zweibeiner schon am Käfig gesammelt, der wie zu erwarten leer war. Ich wies Pandoro und besagten Reduno an, mir zu folgen und geleitete sie etwas zur Seite, die andere Gruppe mit Leiku, Rezor und Palami postierte sich auf der anderen Seite und war umgehend in Bewegung. Vielleicht würde es uns ja gelingen, den dreien den Weg abzuschneiden!

Auch wenn ich kaum Groll gegen die Entflohenen hegen mochte, so hatte ich doch in meiner Funktion eine Aufgabe zu erfüllen. Und nichts anderes hatte ich hiermit vor, denn es stand ausser Frage, dass der Vorsprung für das Trio nicht größer werden durfte. Allerdings schilderte mit Rezor kurz ehe auch ich mit meiner Gruppe endgültig startete, dass es wohl mehr an Wölfen zu geben schien als bisher gedacht. Ich nannte das ganze ein Hirngespinst und wies Rezor an, wieder zu seiner Gruppe zu flitzen - eine Bitte der er nach kurzer Zeit auch nachkam. An uns allen lag es nun, wie das Ganze ausgehen würde – und natürlich auch an den Gejagten, denn wir waren ausdauernd und fordernd – ob sie dagegenhalten konnten...?


[Dorf, teilt die Gruppen ein – 6 Hunde in zwei verschiedenen Richtungen, wobei dennoch alle dem Flucht-Trio zugewandt sind]



- Ares - 02.10.2010

Ein wenig unsicher blieb ich kurz auf dem Weg stehen und schaute zurück in die Tiefen des Dorfes, wo sich die Bauten der Menschen gegen den sternenübersäten Himmel erhoben und es war als würden ihre kleinen Fenster mich mit mahnenden Augen ansehen. Was willst du hier, Wolf? Das ist nicht dein Revier...
Kurz schüttelte ich den Kopf um das Produkt meiner Fantasie, gemischt mit ein wenig Angst, zu verlieren. Wenigstens für einen kurzen Moment dachte ich, ich hätte ein Ass im Ärmel, dass es sich nur um einen einzigen Hund handeln würde, der sich uns lieber anschlich, anstatt das halbe Dorf zu wecken. Doch als nun scheinbar von überall her das unheilschwangere Gebell erklang, stellten sich meine Nackenhaare auf, und bevor ich daran denken konnte, hatten meine Beine sich bereits selbstständig gemacht und rasten Tryss und der Fähe hinterher.

„Das sieht nicht gut aus“

Als wüssten die beiden das nicht selber. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Gegen einen Hund kämpfen. Nun gut. Das hätte vielleicht sogar klappen können. Aber gegen ein ganzes Rudel? Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich brummte leise, als das störende Hundegebell auf meine Ohren eindrang.
Wir mussten schneller sein. Sie würden uns einkesseln und uns den Weg abschneiden. Und dann? Würden die Menschen rechtzeitig zu ihren vierbeinigen Gefährten aufholen können, würden wir wahrscheinlich auch erst einmal einen Käfig von innen betrachten dürfen. Sollten sie nicht kommen, würden wir wohl durch die Hunde sterben. Keine besonders tollen Aussichten...

oOHör' auf so etwas zu denken! Lass dir was einfallen!Oo

Ich rede mit ihr selbst. Drehe ich jetzt durch? Es würde mich jedenfalls nicht wundern.
Ich legte die Ohren an, doch leider ließen sich die Geräusche damit auch nicht ausblenden.

[Dorf/Flucht, Tryss, Arkanis]



- Skadi - 02.10.2010

Mein Körper lag ganz nahe am Boden. Kleine Staubwolken wurden durch meinen Atem aufgewühlt. Ich schlich ganz sachte und langsam an der Hauswand lang. Mir wurde immer bewusster, dass ich mich jetzt nicht mehr aus dieser Angelegenheit raus ziehen konnte. Egal welche Richtung ich einschlagen würde, die Zweibeiner oder ihre Hunde würden mich sehen. Ich wollte meinen Artgenossen helfen, jedoch wusste ich selber nicht genau, wie ich helfen konnte.

Ich habe scharfe Zähne und starke krallen. Ich kann kämpfen, aber es sind so viele. Wir müssten hier so schnell es geht weg und das so weit wie möglich, ohne dass uns jemand verfolgen kann!

Da kam mir eine Idee. Ich kannte mich in dieser Region aus, ein kleiner Fluss, eher ein Bach, war in der Nähe und ich hatte ein Versteck: ich wolltemeine Artgenossen zu mir holen, sie aus dem Dorf und tief in den Wald holen. Also schlich ich weiter an der Hauswand entlang. Kurz vor der Ecke hielt ich inne und holte tief Luft. Ich hielt Die Luft an und mit zurück geklappten Ohren schaute ich vorsichtig aus meinem Versteck raus. Ich sah die drei Wölfe, die glücklicher Weise in meine Richtung flüchteten, ich sah lange Schatten, die sich aus den lichtdurchfluteten Häusern bewegten und mehr konnte ich nicht erkennen. Ich zog meinen Kopf wieder ein und atmete aus.

jetzt oder nie!

Sagte ich mir selbst, stand auf und ging aus meinem Versteck heraus. Ich sah die drei flüchtenden Wölfe direkt an.

Kommt hier lang! Ich hol euch hier raus!

Rief ich ihnen laut und leicht jaulend entgegen. Um ehrlich zu sei. Hatte ich die anderen Artgenossen, die wohl den Rückhalt stellen, vergessen. Ich wollte in diesem Moment einfach nur wieder raus aus dieser Gefahr, dem Dorf und der gesamten Situation!

[am Dorfrand, ca 500 Meter von Ares und Co. Entfernt | ruft die Gemeinschaft zu sich]




- Kaya - 04.10.2010

Viel besser als im Moment konnte es eigentlich kaum laufen – obwohl, doch. Am besten gäbe es keine Hunde und wir wären in einer weitaus ungefährlicheren Situation als jener, in der wir uns im Moment befanden. Aber wir hatten es uns ja quasi selbst ausgesucht, beziehungsweise Tryss....war es nicht der Junge gewesen, der sich als erster gen Dorf bewegt hatte und den Plan gefasst hatte, die Fähe dort zu befreien? Ich meine schon, dass er es war. Aber das war im Moment unerheblich, denn wir hatten andere Sorgen. Mit „wir“ meine ich Tamias und meine Wenigkeit, die sich dem Hund – oder nun eher „den Hunden“ - genähert hatten und langsam uns darauf gefasst machen mussten, dass es ernst werden konnte. Möglicherweise hatte meine Frage an Tamias daher wie Hohn gewirkt, aber in diesem speziellen Falle war ich vom Rüden absolut überzeugt. Es kam selten vor, dass ich von wem anders überzeugt war, als mir selbst, aber in dieser Situation blieb mir keine andere Wahl. Die anderen brauchten einen erfahrenen Führer und ich wusste zudem nicht, wie weit wir dem fremden Ares schon unser Vertrauen schenken konnten.

Nach einigen Sekunden die sich wie Minuten angefühlt hatten, verschwand Tamias langsam aber sicher aus meinem Blickfeld. Für einen Moment war ich regelrecht erleichtert, nun allein auf weiter Flur zu stehen, doch mein Weg war noch weit und wer wusste schon, ob es nicht noch weitere Häscher gab? Demzufolge war es nicht etwa so, dass ich meine Vorsicht über den Haufen warf, nein. Auch weiterhin hatte ich meine Lauscher zu allen Seiten gerichtet und schlug nun die Richtung ein, in der das ungleiche Trio verschwunden war. Hierbei konnte ich mich auf meinen selbst mich immer wieder faszinierenden Orientierungssinn verlassen, der mich – meiner Meinung nach – schon vor so manchem Desaster gerettet hatte. Und in der Tat dauerte es nicht ganz so lange wie ich befürchtet hatte, ehe ich die ersten leisen „Stimmen“ vernahm, auch wenn sich die Inhaber Mühe zu geben schienen, äusserst leise Konversation zu führen.

„Hey!“

raunte ich so leise es mir eben möglich war in die Richtung der drei – ich ahnte, dass das hier noch nicht so ganz vorbei war, wie es zunächst den Anschein hatte. Ich näherte mich ein wenig, blieb dann jedoch stehen und sah mich um. Um mich herum ließ die Zahl der Bäume langsam nach, aber das hatte nichts zu bedeuten. Wenn es nach mir ginge, wären wir noch während der Dunkelheit hunderte Meilen weg, aber das ließen verschiedene Faktoren einfach nicht zu. Ich suchte Tryss' Blick kurz und nickte – ein eher wohlwollendes denn ein bestätigendes Nicken, denn es war abzusehen dass ich mit Tryss das letzte Wort noch nicht gesprochen hatte. Ares galt ein eher warnender Blick, während ich die Fähe vollkommen ausser Acht ließ und mich kurz gen Wald orientierte, der allerdings verdächtig ruhig schien.

„Ihr lauft so lange, bis Ihr einen Felsen seht, der gute Deckung gibt. Irgendwer verwundet?“

Satz und Frage kamen beinahe zu schnell aus meiner Kehle, so dass ich mir Sorgen machen musste, ob man mich verstanden hatte. Tamias erwähnte ich nicht, zog jedoch in Erwägung, jenen zu unterstützen, sollte er Hilfe brauchen. Aber würde das dann nicht bedeuten, dass ich meinen – unseren – Plan erneut über den Haufen warf, nur um einen Schritt schneller als der vermeintliche Gegner zu sein? Ich wartete die Reaktionen ab, so viel Zeit hatten wir zwar nicht unbedingt, aber das war es mir wert. Musste es mir einfach wert sein.
In diesem Moment trat jemand fremdes auf den Plan und ließ mich zunächst wie erstarrt dastehen – einen Moment lang drohte ich tatsächlich, die Fassung zu verlieren...



[etwas weiter aus dem Wald, nahe Tryss, Ares und Arkanis, Skadi ist in der Nähe und tritt auf den Plan]


- Tamias - 10.10.2010

Nun war ich auf mich gestellt. Kaya hielt Rückendeckung und ich trat die Aufgabe an, die Hunde von Kaya und Diversen fern zu halten. Die Situation veränderte sich. Die Menschen waren gekommen und die Hunde hatten ihr Gebell eingestellt. Es waren sechs Hunde und viel zu viele Menschen. Ich schritt zurück und ging in Deckung. Nun war ich mit dem Vierbeiner nicht mehr alleine und es waren mehr Augen die mich sehen konnten und mehr Hundeschnauzen die mich riechen konnten. Die Hunde teilten sich auf. Zwei Gruppen wurden gebildet und es erhöhte enorm die Schwierigkeit und forderte noch mehr Aufmerksamkeit als mir lieb war. Einen Hund in Schach zu halten oder drei Hunde, war relativ einfach. Aber zwei dreier Gruppen von Hunden war schwieriger. Nun sollte ich mich auf meinen Verstand und einen Stück von meinem Gefühl verlassen. Oo.. Ausdauer, Konzentration, Geduld und Disziplin.. oO redete ich mir in Gedanken ein. Ich hatte in meinem Leben etwas gelernt und das war hier grade gefragt. Aber bevor ich hier nun ein Drama draus machte, setzte ich lieber meine Pfoten in Bewegung. Die Gruppe, die am nahesten an Kaya, Tryss, Ares und der Fähe dran war folgte ich unaufmerksam. Dieser dunkle, schwarz braune Hunde war aufmerksam. Er schien das "Rudel" zu führen, die anderen Sprangen nach seinem Komando. Nach dem von den Menschen. Würde ich ihm den Gar aus machen wären die anderen leichter davon zu überzeugen nach Hause zu laufen. Ich war um einiges größer als diese Mischlinge vor mir und ich war bestimmt ausdauernder. In meinen braun grünen Augen leuchtete es. In einem ausgeglichenen Wolfstrabb hing ich mich an die Fersen von diesem bulligen dunklen Hund. Ich hätte gerne ihre Worte verstanden aber leider verstand ich ihr Gebell nicht deutlich. So konnte ich nur aus der verwaschenen Gestik lesen. Wir waren zwar von der Anatomie her ähnlich, aber die Sprache der Hunde klang in meinen Ohren genuschelt und verwaschen, es war wie ein anderer Dialekt. Ich überholte den Hund und lief nun ein wenig vorran. Immer weit genug von ihm entfernt, sodass er mich weder hören noch riechen konnte. Dieses Dorf gefiel mir nicht. Es war staubig hier und an den Wänden schallte es. Die andere Hundegruppe war noch weit von meinem Wolfstrupp entfernt. [Dorf/bei den Hunden]


- Arkanis - 12.10.2010

Der andere Rüde hatte schneller wieder aufgeholt als er zurückgefallen war und seine Worte spiegelten nur das wieder, was wir wohl alle längst wussten. Es war keine Antwort von Nöten. In meiner Benommenheit war ich froh mich auf nicht viel mehr als meine vier Pfoten zu konzentrieren. Meiner Sinne weitestgehend beraubt verließ ich mich ganz auf die Leitung des Jungwolfes. Es kam sogar schon so weit, dass ich ihm gegenüber Dankbarkeit verspürte. Ohne diese beiden säße ich immerhin noch immer in dem engen Holzteil. Doch genug der verwirrenden Gedanken.

Plötzlich sah ich aus den Augenwinkeln wie der schnelle Schatten einer fremden Gestalt hiner einer Hauswand hervorsprang. In meiner zermürbten Hilflosigkeit sah ich in dem Fremden gleich einen Feind und wollte diesem seinen Überraschungsmoment nicht gönnen. Merkwürdigerweise dachte ich jedoch vor allem an den Jungwolf, als ich mit einem schnellen, geschmeidigem Satz vorsprang. Mein kehliges Knurren hatte trotz der Gefangenschaft in keinster Weise an Bedrohlichkeit verloren und ich fauchte es der fremden Gestalt geradezu entgegen. Ich war zwar nicht groß, das war ich nie, und auch mein Erscheinungsbild hatte in letzter Zeit gelitten, doch meine Augen hatten nichts von ihrer kalten Strenge verloren und vielleicht untermalten mein struppiges Fell und der eingefallene, knochige Körper meine Gefährlichkeit sogar noch. Doch das vermochte ich für den Moment nicht zu beurteilen. Es dauerte ein paar Atemzüge, ehe ich die Worte vernahm und sich das fremde Wesen als Wolf entpuppte. Eine Rüde, der meine Retter offenbar kannte. Vermutlich war er einer derer, von denen man kurz berichtet hatte, wie ich mich dunkel erinnerte. Meine Angriffslust verlor sich ebenso schnell wie sie aufgekommen war und ich ließ mich zurück an die Seite des jungen Wolfes fallen. Es war keine Zeit für offenes Misstrauen und vorsichtiges Beschnüffeln.

Dann trat ein weiterer Wolf auf den Plan. Er war noch fern, doch sein Ruf versprach endlich eine Richtung, in die wir uns wenden konnten. Das Ziel, welches ich zuvor vermisst hatte. Es schien kaum eine andere Wahl zu geben als diese willkommene Hilfe anzunehmen - oder doch? Den Jungwolf sachte anstupsend setzte ich mich also wieder in Bewegung. Dem hinzu gekommenen Rüden warf ich nur einen kurzen Seitenblick zu. Die Botschaft aus meinen Augen blieb jedoch verschleiert, aber wenn er es denn wollte, so würde er vielleicht Dank in ihnen lesen können.

Noch eiliger als zuvor, wenn dies denn möglich war, lief ich in unregelmäßigem Wolfsgalopp an der Seite des Jungwolfes, dessen Namen ich noch immer nicht kannte. Mal schneller, mal langsamer, je nach Beschaffenheit des Untergrundes, versuchte ich doch ein möglichst hohes Tempo zu halten, das dennoch fern von jeder Spitzengeschwindigkeit blieb. Zunächst ging es in Richtung der Rufenden, wohin meine Retter dann liefen würde sich zeigen.



- Tryss - 18.10.2010

Zugegeben. Ich war noch ziemlich jung, unerfahren und hatte so viele Fragen an die Welt, dass ich ab und an das Gefühl verspürte mir würde der Kopf vor Neugierde zerspringen. Dazu kam, dass die Welt in der ich aufgewachsen war, die Welt meiner Eltern und meines Rudels, eine durchaus behütete gewesen war. Außerhalb der üblichen Jagden hatte ich kaum mit Kampf und Streitereien zu tun gehabt. Ränge interessierten mich nicht, ich wollte Wissen. Dennoch musste man kein welterfahrener alter Wolf sein, dessen Kampfesnarben schon von Weitem ins Auge sprangen um zu begreifen, dass die Situation langsam brenzlig wurde. Hätte ich Schweißdrüsen gehabt wie ein Mensch, wäre mir spätestens als das Hundegebell von allen Seiten zu Dröhnen begann der Schweiß in sämtlichen Poren ausgebrochen. So tat mein Nackenfell es lediglich dem von Ares gleich – es stellte sich auf, sträubte sich und unterstützte somit meine Gedanken: Einfach nur weg von hier.

Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Ein Blick huschte zu der Fähe, die sich an mir stützte und mittlerweile auf unangenehme Hapser glücklicherweise verzichtete. Ach ja, ich erinnerte mich. In Gedanken ging ich die Ereignisse durch die uns hierher geführt hatten und ich überlegte kurz, an welcher Stelle ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Aber ich konnte keinen Moment finden. Es war richtig gewesen die Fähe zu befreien, auch wenn ich mittlerweile nicht mehr wusste, ob diese Rettungsaktion nun mehr als ein Opfer fordern würde. Schnell schüttelte ich diesen Gedanken wieder ab und lief weiter. Da ich ja wie bereits festgestellt nicht schwitzen konnte, ließ ich die Zunge weit aus dem Hals hängen. Das Hecheln half immerhin ein wenig die Konzentrration zu halten und nicht in Panik zu verfallen. Das war gar nicht so leicht bei de Gebell und erst recht nicht, als Ares zu uns aufschloss und diesen seltsamen Satz von sich gab. Die Frage der Fähe an meiner Seite hatte ich indes schon wieder verdrängt. Natürlich gab es ein Ziel.Weg von hier. Also wirklich. Wie genau das gehen sollte, diese Frage stellte ich mir schon seit wir den Käfig verlassen hatten, aber eine wirklich gute Antwort wollte und wollte mir nicht einfallen. Was würde passieren, wenn wir in eine Sackgasse liefen? Wenn wir es nicht rechtzeitig in den Wald schafften? Was wäre, wenn die Hunde uns stellten und wir kämpfen mussten? Ich wusste nicht wie viele Hunde es waren, aber wir hatten eine verletzte, trächtige Fähe und zwei alte Knacker. Die Aussichten schienen mir nicht besonders gut. Und dann waren ja noch die Zweibeiner. Ich hatte nicht wirklich Lust wie die Fähe im Käfig zu enden, nur um mich dann umbringen zu lassen. Denn – da machte ich mir nichts vor – genau das würden die Menschen mit uns tun.

Bei all diesen Gedanken stieg langsam wirklich Panik in mir auf. Ich begann mich öfter umzublicken, reckte den Hals und versuchte einen guten Weg auszuspähen. Nichts. Und zu allem Überfluss tauchte dann auf einmal dieser Schatten neben der Hauswand auf, gerade als wir dem Wald immer näher zu kommen schienen. Wie angewurzelt blieb ich stehen, nicht zuletzt auch, weil die Fähe sich plötzlich schützend vor mich stellte und gegen den vermeintlichen Feind verteidigen zu wollen schien. Herrje, woher nahm sie denn auf einmal diese Kraft? Ich warf einen Blick auf den Angreifer und stellte im gleichen Augenblick wie die Verletzte fest, dass das gar kein Angreifer war. Schnell war ich wieder bei ihr, ließ sie an mich lehnen. Kurz stupste ich ihr aufmunternd gegen den Fang, dann wandte ich meinen Blick zu der Fähe vor mir. Ich musterte sie kurz, nickte dann und wollte ihr gerade nachlaufen, als Kaya ebenfalls auftauchte. Felsen? Irgendwo? Das klang ja wirklich nach einem glorreichen Plan. Ein Felsen würde sicher wahrlich viel Schutz gegen die Nasen der Hundemeute bieten. Ich legte den Kopf schief und schüttelte diesen dann. Nein, verletzt war keiner – abgesehen von der Fähe. Mein Blick huschte kurz zu Ares, dann wieder zu der Fähe die einige Meter von uns entfernt stand. Ich nickte ihr zu und traf wieder meine eigene Entscheidung – ohne Ares zu fragen, ohne auf Kayas Ratschlag zu achten. Langsam wurde das zur Gewohnheit und ich machte mich innerlich schon auf reichlich viel Ärger gefasst, sollten wir jemals wieder hier herauskommen. Aber was sollte ich tun? Der Griesgram hatte doch auch kein wirkliches Ziel und die Fähe wirkte zwar nicht wie die Stärkste, aber sie war eine Wölfin, eine Gleichgesinnte und sie machte immerhin den Eindruck, als würde sie sich hier auskennen.

"Du weißt einen Weg? Du kennst dich hier aus? Kannst du uns an einen Ort führen, an dem die Hunde uns nicht mehr wittern können? Wie weit ist es noch bis zum Wald?"

Mir schossen viele Dinge durch den Kopf, während ich ihr nacheilte ohne auf Ares und Kaya zu achten. Nur die auf die Verletzte an meiner Seite, auf die gab ich acht. Ich lief nicht zu schnell, damit sie mitkam ohne sich zu überanstrengen. Jemand musste Tamias, Zcara und Seritas Bescheid geben, damit sie uns folgen konnten. Oder sie mussten die Hunde ablenken und später nachkommen. Aber nein, sie wussten ja den Weg nicht. Zurücklassen konnten wir sie nicht und so hoffte ich einfach, dass die Fähe wusste wohin es ging – und dass es dort sicher sein würde.



[Dorfrand | Skadi, Arkanis, Ares, Kaya]


- Kenzo - 24.10.2010

Ein leichter Rutenwackler hier, ein leichtes Nicken dort und wir hatten es beinahe geschafft....na gut, ganz so leicht war es dann doch nicht, wie ich mir grienend eingestehen musste. Ein wenig Stolz war ich dennoch auf mich, dass die Gruppenaufteilung so reibungslos geklappt hatte – warum konnte denn nicht alles so einfach vonstatten gehen? Mist.

Das nächste Übel ließ nicht wirklich lange auf sich warten, wie es aussah. Denn wie mir meine wohlfeilen Sinne verrieten, drohte hier jemand damit, den Spieß umzudrehen – das konnte und wollte mir und den anderen nicht in den Kram passen, wobei ich derart am Verstand der anderen zweifelte, dass sie es vermutlich sowieso nicht mitbekommen würden, ehe es zu spät war. Also würde es wieder an mir liegen, die Dinge so zu regeln dass für alle Seiten etwas dabei heraussprang, auch wenn ich derzeit noch gar keine Idee hatte, wie das vonstatten gehen sollte. Also ging es erst einmal weiter.

Ich musterte meine beiden Gefährten und schalt mich einen Narren dass ich mir die zwei unfähigsten Trottel als Begleiter gewählt hatte. Aber gut, es hatte schnell gehen müssen damit wir die Spur nicht verlören. Dass die andere Gruppe derweil noch viel weiter vom Ziel abkam, konnte ich nicht wissen. Doch ich wuffte leise, innerlich angespannt. Auch wenn ich nicht wusste, was genau sich gerade geändert hatte, ich würde es herausfinden. Wir würden es tun und zwar noch binnen der nächsten Minuten. So hielt ich inne und sah mich wachsam um, die Wölfe und unsere andere Gruppe für einen Moment vergessend.


[immernoch weiter, hält schließlich inne wegen des Bauchgefühls, mutmaßlich näher bei Tami]


- Skadi - 30.10.2010

Ich stand in dieser Niesche, umzingelt von hohen Mauern und den markanten Geruch von Adrenalin in der Nase. Und ich stand da - es dauerte in dieser Situation ewigkeiten, bis der erste von der Gruppe reagierte. Hundegebell in den Ohren, Angst im Kopf und ein Unwohlsein, dass ich nicht zu beschreiben wusste. Sie starrten mich an - schwiegen - sie taten nichts außer mich an zu sehen. Aber dann kam mir ein humpelnder Wolf entgegen. Es war eine Fähe, abgemagert und erschöpft. Ich rechnete eins und eins zusammen und mir wurde bewusst, dass dies die Fähe sein musste, die von den Zweibeinern gefangen genommen war. Bei diesem Gedanken zeigten sich unwillkürlich meine Reißzähne hinter den Lefzen. Aus Hass und Wut und trauer vergangener Zeit. Aber dafür war keine Zeit. Ich hatte einen Weg in die Sicherheit versprochen und ich musste mich nun darauf konzentrieren, diese Gruppe einen Hang hoch zu treiben und durch den Bach zu jagen. Damit die Spuren verschwommen sind und auf der Hoffnung, dass die Hunde uns im Geruch nicht annähernd das Wasser reichen können. Ein leichtes Zucken drang in meine Rute. Die Wölfe fingen an mir zu folgen und der Jungspund des ungleichen Rudels - ich konnte in diesem Moment nicht wissen, dass diese Wölfe nur eine Gemeinschaft mit ähnlichem Ziel war - fing an mich auzufragen. Aber gut, ich würde ihm Antworten geben, damit er mir folgte und den Rest gleich hinter sich her holte. Was jetzt zählte war Geschwindigkeit.

"Der Wald ist nicht weit. Es wird aber kein leichter Weg, bis wir im Schutz der Bäume sind."

Ich sah die verletzte Fähe an, die sich mir näherte. Sie könnte uns aufhalten und meinen ganzen Plan zu nichte machen. Wenn es so kommen würde, müsste ich mir was neues einfallen lassen. Die Wölfe, mich mit einbezogen, waren nur wegen ihr in dieser Lage und würden sie dann auch nicht zurück lassen, wenn wir kurz vor dem Ziel waren. Ich müsste meinen Plan dann ändern, oder aber diesen schwachen WOlf unterstützen, so wie es der jüngste aus der Gruppe tat.

"Aber erstmal müssen wir los. Kommt, sorgt irgendwie dafür, dass der Rest auch Anschluss findet. Wir sind schneller als die Menschen und stärker als die Hunde!"

Und mit diesen Worten kerhte ich ihnen den Rücken zu und trabte langsam meinen vorher gegangenen Weg zurück - nur dass ich jetzte Bergauf gehen musste und mich nicht mehr aus der Gefahr raus ziehen konnte. Ich guckte immer wieder über meine Schulter zurück, ob mir alle folgten.


[Dorfrand | Tryss, Arkanis, Ares, Kaya]