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Passus I - Das Dorf - Druckversion

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- Kaya - 16.04.2010

Ich blieb dabei, dass mir die Situation, so wie sie war, alles andere als geheuer war. Auch wenn meine Erfahrungen mit den Fellfreien sich eher auf positive Aspekte beschränkten, so würde ich mir doch mit dem was in meinem Kopf herumschwirrte wenig Freunde machen, so zumindest versuchte mein Gefühl, mein Innerstes zu argumentieren. Und mit der Zeit schien es sich herauszustellen, dass mein Gefühl recht hatte, denn die Wölfe die ich um mich herum sah, wirkten nicht so, als würde ihnen eine Konfrontation mit Zweibeinern sonderlich zusagen.

Ich hob den Kopf und legte jenen gleich darauffolgend in die Schräge, als die neu hinzugekommene Fähe zu mir kam. Zcara. Ich ließ den Namen immer wieder leise erklingen, als wollte ich ihn mir auf jeden Fall einprägen, doch ganz so leicht wie Tryss beispielsweise war dieser gar nicht zu merken. Aber ich würde es schaffen, dessen war ich sicher. Als Zcara schließlich ankam blieb mein Kopf in der Waagerechten, denn so ganz ohne Grund schien jene doch nicht auf mich zukommen zu wollen, wie ihr Blick gen Tryss mir auch sogleich bewies. Was die beiden nun wohl wieder ausheckten? Ich persönlich hatte es gut gefunden, dass es neben mir auch jemand anderen zu geben schien, der sich Tryss' annahm, ihn lehrte und verschiedene Dinge zeigte.

„Du störst nie, Wölfin.“

erwiderte ich auf die wenig bescheiden geäußerte Frage und reagierte damit im Prinzip so wie immer. Stören konnte man mich nicht, wenn man sich nicht allzu plump anstellte, dies war auch hier eindeutig nicht der Fall.
Zu Tryss schien sich schlussendlich auch noch Ares zu gesellen, während ich weiter auf Zcara's Grund für die Ansprache wartete – und grollend auffuhr, als der Jüngste in der Runde sich spontan, viel zu spontan, in Bewegung setzte und Anstalten machte, sich davonzustehlen. Wobei das ja nicht nur Anstalten waren, sondern eine vollzogene Fahnenflucht. Ich stand auf.

„Verdammt nochmal, Tryss....“

Den Kopf kurz schüttelnd, setzte ich mich in Bewegung und versuchte, meine Gedanken zu sortieren. War es jetzt wirklich schon soweit gekommen, dass jeder tat was er oder sie wollte, ich nichts mehr im Griff hatte? Wortlos setzte ich dem Bunten nach, Zcara kurz mit dem Fang durch's Wangenfell fahrend. Nicht einmal Wut war es, die mich vorantrieb, sondern ein ganz anderes, selten gehegtes Gefühl war es, das mich Tryss folgen ließ: Sorge. Schlicht und ergreifend Sorge. Ich sah zu, dass ich die Distanz nicht zu groß werden ließ.....aber da hatte sich Tamias schon des Jungen angenommen – ein Grund mehr, mich zu beschleunigen.

„Lass ihn.“

herrschte ich Tamias eine Nuance zu laut an als dass es mir nicht hätte ernst sein können. Aber die Sorge wurde nun durch ein ganz anderes Gefühl weggewischt: Stolz.



[antwortet zunächst auf Zcara, folgt dann nach kurzer Zeit Tryss im Galopp]


- Zcara - 04.05.2010

Jungwölfe waren manchmal unhaltbare Kreaturen die man einfach nicht lenken konnte und in meiner Position als Neuling war ich einfach noch viel zu aufgeregt um meine Augen überall zu haben. Ich war zwar meist sehr aufmerksam und doch hatte der Jungspund genau jene Sekunde ausgenutzt in der ich nicht hinsah. Ich vertraute darauf, dass er mir folgen und keinen Unfug machen würde. Ich hätte es wirklich besser wissen müssen als schon-einmal-Mutter, doch ich war abgelenkt. Endlich wieder Teil eines Rudel sein, wenn auch das wohl eher ein bloßer Zusammenschluss war, aber es waren immerhin mehr Wölfe als nur zwei! Als ich mich vor den grauen Rüden setzte war meine Aufmerksamkeit ganz auf ihn gerichtet. Von allen Rüden schien er Derjenige zu sein der das meiste Sagen hatte und so war es meine Entscheidung zu ihm zu gehen und mich auszutauschen. Es erfreute mich das er mich nicht verscheuchte sondern akzeptierte das ich dort war und so nickte ich und wilferte leise.

"Wölfin? Du darfst mich ruhig Zcara nennen, darauf höre ich mehr."

Ich drehte meine Ohren nach hinten als ich die Schritte von Ares vernahm, einem Rüden der mir noch immer am fremdesten war - wenn man das überhaupt sagen konnte nach dieser kurzen Zeit in der ich hier verweilte. Es brauchte seine Zeit. Ich blickte Kaya an, doch auf eine großartige Reaktion konnte ich lange warten, denn plötzlich rappelte er sich auf und stob an mir vorbei wobei er mich striff und auf den Jungwolf Tryss zusteuerte. Zuerst verstand ich die Aufregung nicht bis ich signalisierte, dass der Dummkopf auf das Dorf zusteuerte. Sofort schien das ganze Rudel in Aufregung um Tryss abzuhalten geradewegs in die Falle zu gehen. Naiv. Auch ich stand auf und folgte Kaya der gerade Tamas zurechtwies und Tryss unter seine Fittiche nahm. Kaya bewies in der Tat wer hier das Sagen hatte und ich sah wie sich seine Statur sanft aufbäumte und er zeigte, dass er die Stuaton alleine in den Griff bekommen hatte. Dennoch schob ich mich an Kaya vorbei und packte mit meinen Zähnen nach der Schnauze von Tryss und bias leicht zu. Dies hatte ich oft mit meinen Welpen getan wenn sie Unsinn getan hatten. Dieses Überbeissen zeigte wer hier überlegen war und wer gescholten werden durfte. Ich sagte nichts, denn Tryss würde wissen, dass es keine gute Idee gewesen war sich den Menschen so zu nähern. Ob ich für mein Einmischen von Kaya gescholten würde war mir in diesem Moment egal, doch ich als Wölfin die einen Wurf erfolgreich großgezogen hatte, hatte noch immer mütterliche Instinkte, selbst für einen an sich erwachsenen aber jungen Wolf wie Tryss. Ich knurrte warnend weil ich Prügel erwartete und funkelte Kaya an, doch dies war nur eine angespannte, mehr oder wenig ernsthafte Warnung meinerseits. Ich fürchtete Kaya nicht, ich wusste aber durchaus mich hinter ihn zu stellen wenn er das wollte. Ich ließ von Tryss los und suchte kurzen Abstand. Meine Rute war waagerecht erhoben und mein Nackenfell hatte sich leicht aufgestellt, ich schwebte in der verwirrenden Gefühlslage zwischen Dominanz und Unterwürfigkeit die ganz allein Kaya bestimmt war. Ich wusste nicht ob ich eines Tages an ihn geraten würde, doch als kleine Wölfin wie mich würde dies wohl weniger fair ausgehen.

So setzte ich mich hin und behielt die Wölfe im Auge, wartete ab was passieren und ob etwas passieren würde. Ein fernes Geräusch ließ mich aufhorchen, doch es war fern und ich reagierte nicht weiter drauf.


[bei Kaya, Tryss und den Anderen]


- Arkanis - 06.05.2010

Gemächlich kroch die Dämmerung über die staubigen Gässchen des Menschendorfes. Sie umfing mein enges Gefängnis und umarmte mich wie ein alter Freund. Ja, das war sie. Die Dunkelheit war der Freund der Wölfe. Sie machte die Augen der Menschen blind und schärfte den Blick der Wölfe. So wunderte es mich nicht, dass sich mit fortschreitender Sonnenposition immer weniger Zweipfoter auf den Wegen zeigten. Sie verkrochen sich vor der Nacht in ihren Bauten, ängstlich waren sie vor dem Leben in Freiheit. Lieber schienen sie sich wegzusperren vor ihr, so wie sie es mit mir taten. Beiläufig schenkte ich meinem hölzernen Gefängnis ein verachtendes Grollen. Ich gehörte in die Freiheit der Nacht! Doch ich musste mir auch eingestehen, dass ich nun vermutlich nicht mehr viele Nächte erleben würde.

Sachte seufzend legte ich meinen kleinen Kopf flach auf dem Boden ab, aber schlafen würde ich nun nicht mehr. Es war bloß die Langeweile die mich zur Faulheit zwingen wollte. Doch die pelzigen, beweglichen Ohren blieben aufmerksam aufgerichtet und fingen die Geräusche der Welt hinter den Hözern ein. Meine grauen Augen funkelten gefährlich vom Wiederschein einer Fackel nahe meines Käfigs. Sie hatten das garstige Feuer vor kurzem erst entzündet und es raubte mir nicht nur den Schlaf, sondern wollte auch keinen klaren Gedanken mehr in meinem sonst so konzentriert arbeitenden Kopf zulassen. Feuer - die züngelnde, gefräßige Hitze versetzte mich in starre Panik. Eine furchtbare Unruhe überfiel mich bald und so konnte ich nicht lange still auf der Stelle liegen bleiben. Mit einem einzigen, schnellen Satz erhob ich mich und begann nervös im Kreis zu laufen. Meine Glieder fühlten sich steif an von der Enge und Unbeweglichkeit. Meine Lage machte mich beinahe rasend. Ich wollte nur fort von hier. Raus aus dem kleinen Viereck und fort von dem Feuer, der Angst entkommen! Dann hielt ich plötzlich inne, blieb wie angewurzelt stehen.

Was war das?

Es war nur ein kurzes, leises Geräusch gewesen. Ein dunkles, grimmiges Knurren in der Ferne. Zwar hatte ich den ganzen Tag über das gelegentliche Knurren und Kläffen der Hunde gehört, aber dieses Mal war es kein Hund gewesen, dessen war ich mir sicher. Dieses tiefe Grollen, das konnte nur bedeuten...

...Wölfe?

Angespannt stierte ich in die Richtung, in der ich das Geräusch vernommen hatte. Sie waren noch fern, gerade einmal am Dorfrand, aber sie waren bestimmt da. Meine Sinne waren mir immer treu gewesen, ich wusste, dass ich auf sie zählen konnte. Ob sie von mir wussten? Sollte ich sie rufen, damit sie mir halfen? Allein bei dem Gedanken daran schrie mein Stolz mir ins Gewissen. Aber welche Chance hatte ich alleine schon? Nur eine Garantie auf den sicheren Tod. Als hätte ich nicht schon alles dem Wolfe mögliche getan, um mich aus meiner Lage zu befreien. Allerdings war es möglich, dass man diesem Gebilde von außen zu Leibe rücken konnte. Hoffnung keimte in meinem Inneren, aber ich war mir auch uneins, was ich tun sollte.

[Allein im Dorf, eingesperrt, hört Kaya]



- Ares - 08.05.2010

Es waren nur wenige Augenblicke vergangen seitdem ich die Ohren gespitzt hatte um vielleicht den Plänen von Kaya, Tryss und den anderen zu lauschen, als letzterer beschloss, anscheinend die Rettungsaktion auf eigene Pfote zu vollbringen.
Ich war nicht sauer auf Tryss, dennoch hätte ich mich über ein wenig Zeit zum Sammeln gefreut. Doch als der Jungwolf geradewegs auf das Dorf – sein Unglück – zulief, fühlte ich mich auf eine gewisse Weise verantwortlich. Meine Tochter war genauso alt gewesen, als sie immer wieder dazu geneigt hatte, sich in Schwierigkeiten zu bringen und ich sie wie meinen Augapfel behütet hatte.
Mit einem kurzen warnenden Wuffen sprang ich auf und folgte Kaya. Am Dorfrand blieb ich kurz stehen und schaute den anderen hinterher, die Tryss folgten. Leicht verunsichert schaute ich zu den Häusern auf. Ich fühlte mich beobachtet. Geduckt drückte ich mich in die Schatten der Bauten und folgte den Fährten durch die Gassen, bis ich bei dem Grüppchen ankam.
Gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie Tryss von Zcara gemassregelt wurde. Ich konnte ein Schmunzel nicht unterdrücken, als ich sah wie sie den Jüngling wie einen Welpen behandelte und auch Tamias ihn scholt.
Nur Kaya stellte sich auf seine Seite. Ich tat es ebenfalls und bewegte mich leise auf Tryss zu, obwohl ich wusste, dass Zcara und Tamias Recht hatten. Doch jetzt war das erst einmal egal und ich überlegte, ob ich mich zu Wort melden sollte, nachdem ich mich umgesehen hatte und mir etwas aufgefallen.

„Nun...Ich bin sicher nicht der einzige, der mit der Rettung noch etwas warten will, doch wo wir ohnehin schon alle hier sind und es im Dorf tatsächlich still ist...“

Meine Stimme wurde langsam leiser, da ich nicht wusste, ob mein Vorschlag überhaupt gebilligt wurde. Mir gefiel es ganz und gar nicht, dass wir hier reglos mitten im Dorf standen. Mitten im Revier von schüffelnden Jagdhunden und ihren Besitzern mit den todbringenden Waffen.
Langsam ließ ich mich auf die Hinterpfoten sinken. Meine Brust hob und senkte sich sichtlich und meine Ohren drehten sich ständig hin und her.

Oo Wulf beschütze uns oO

Ich hatte erst ein einziges Mal in meinem Leben gebetet. Es war in jener Nacht gewesen, vor so langer Zeit, dass sie mir tausend Jahre entfernt scheint, in der ich dachte mein Leben wäre vorbei.

[folgt den anderen ins Dorf]



- Tryss - 08.05.2010

Ich verstand es nicht. Was sollte diese ganze Aufruhr? Anstatt mich leise durch das Dorf schleichen zu lassen, wie ich es vorgehabt hatte, ohne viel Aufsehen zu erregen, stürmten sie mir alle hinterher wie ein wildgewordener Hühnerhaufen. Wer war denn hier nicht ganz bei Trost? Groll breitete sich in mir aus, mit jedem, der ankam und mich belehren wollte. Natürlich, ich war wissbegierig, neugierig, jung und vielleicht auch naiv. Aber dumm?

Ich brummte Tamias trotzig an, bis Zcara dazu kam und... das tat was meine Mutter mit mir als Welpe getan hatte. Sie biss mir über den Fang. Ich war zu perplex um gleich darauf reagieren zu können, aber als sie losließ und ich mich im nächsten Moment wieder gefangen hatte, wurde ich tatsächlich... wütend. Trotz des Zweifels, der Unsicherheit und auch ein wenig Ängstlichkeit in meinem Blick, legte ich die Ohren an und bleckte die Zähne gen Zcara. Damit war sie zu weit gegangen und hatte eine Seite an sich offenbart, die ich so wahrscheinlich kaum an ihr erwartet hatte. Was sollte das Theater?

„Ich bin kein Welpe mehr. Und ihr nicht meine Eltern. Ihr haltet euch für erwachsen, schlau und weitsichtig. Ich bin keinesfalls so dumm wie ihr denkt. Ich bin in der Lage auf mich aufzupassen. Ich wäre leise gewesen und hätte mich versteckt. Ich wäre unauffällig gewesen. Und was tut ihr? Lauft hinter mir her, einer nach dem anderen wie eine Horde trampelnder Hirsche und schreckt das halbe Dorf auf. Warum kann ich als jüngster, unauffälligster und wahrscheinlich auch flinkester nicht die Erkundung übernehmen?“

Trotz spiegelte sich in meinen Augen. Mein Blut war in Wallung geraten. Warum glaubten diese Wölfe mich beschützen zu müssen, vor allem Tamias, der uns vor ein paar Wochen gerne alle noch allein unserem Schicksal überlassen hätte?

„Reden, ja reden könnt ihr gut. Beobachten und warten. Aber je länger ihr wartet, desto weniger Zeit haben wir der Fähe zu helfen. Desto geringer ist unsere Chance sie vor ihrem Tod zu befreien. Gemeinsamkeit ist wichtig, aber nicht immer. Es gibt Momente, da ist man als Einzelner besser dran. Wenn es hart auf hart gekommen wäre, hätten sie nur mich gefangen. So fangen sie uns vielleicht alle. Und wer rettet dann uns? Plustert euch doch gegenseitig als Beschützer auf, mir geht es um die Fähe, nicht um mich. Am besten ihr geht wieder dorthin wo ihr vorher wart und wartet ab, bis zum Morgengrauen, bis die Menschen weg sind, damit ihr endlich etwas unternehmen könnt. Denkt ruhig an euch selbst, an euer eigenes Leben. Nur nicht an das der Gefangenen, die auf Hilfe wartet. Oder auf den Tod. “

Meine Worte waren zu einem beschwörenden Flüstern geworden. Tadel lag darin, unverkennbar. Ich wusste, dass es in einem Rudel eine Rangordnung gab. In der Vergangenheit war ich auch gerne bereit gewesen mich dieser unterzuordnen. Aber dies hier war kein wirkliches Rudel. Und es gab noch keine festen Ränge. Wer sich aufspielen mochte, konnte das gerne tun, ich hatte andere Dinge im Kopf, auch wenn ich mich dafür als frecher, trotziger Jungwolf aufspielte. Immerhin waren meine Absichten edel. Meine Augen wanderten zu Zcara.

„Und du... du bist nicht meine Mutter. Ich kann auf mich selbst aufpassen, ich brauche keinen Tadel von dir. Tu das also nie wieder.“

Sie war wirklich zu weit gegangen, wohl weniger mit ihrem Tadel als damit, dass sie mich für einen kurzen Moment an meine Familie erinnert hatte. Es waren nur Sekunden, aber sie hatten gereicht um mir den Grund für die Reise ins Gedächtnis zurückzurufen. Ich wollte sie wiederfinden. Um jeden Preis. Doch statt einem tröstenden Gedanken an ihre Stimmen, an ihr Lächeln hatte sich ein anderes Bild in meinen Kopf gesetzt. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine Mutter als Gefangene im Käfig. Ich wusste aus Zcaras Beschreibungen, dass sie es kaum sein konnte. Trotzdem ließ sich das Bild nicht mehr vertreiben. Ich musste etwas unternehmen, koste es was es wollte. Ich nickte Ares kurz dankbar zu, immerhin hatte er versucht die Situation zu retten. Dann blickte ich mich kurz um und machte mich bereit weiter auf die Gefangene zuzuschleichen.


[im Dorf, bei den anderen]


- Tamias - 09.05.2010

Nun kam auch Kaya angerannt und meinte mich maßregeln zu müssen. Was sollte der Quatsch? Wollte er die schlafenden Hunde aufwecken? Sein Alphagetue ging mir mehr als nur auf die Nieren. Ich hätte gerne gekontert, doch ehe ich gucken konnte war beinahe der ganze Haufen Wölfe hier versammelt und Zcara äußerte ihre Muttergefühle in dem sie Tryss auch noch maßregelte. Hätte es nicht gereicht wenn einer ihn zurück holt oder aufhält? Nein, der Wolfshaufen musste kommen und die schlafenden Hunde wecken. Aber Stress war hier das wenigste was gebraucht wurde, also hielt ich mich zurück. Natürlich war Tryss sauer, völlig verständlich wenn ihm alle hinterher rannten. Doch durch dieses Getöse wurde noch mulmiger zu Mute und mein Nackenfell sträubte sich und um meinen Lefzen zuckte es. Was Tryss jedoch sagte ließ mich kurz nachdenklich werden. Natürlich hatte ich ihm nicht vertraut. Er war ein Jährling und meines Erachtens zwar schon sehr erwachsen und keines falls dumm, jedoch vielleicht noch etwas übermütig. Wenn er niemandem mitteilte wo er hin ging und was er vor hatte, so musste er sich mit solch einer Reaktion rechnen. Was sollte ich zu den anderen sagen? Mir war nicht danach irgendetws zu sagen. Ich hatte vor mit diesen Wölfen zu ziehen, aber so etwas brachte uns doch nur vom Weg ab. Okay ich verstand es, dass alle unruhig waren wegen einer gefangenen Wölfin die auf ihren Tod wartete, aber da musste doch nicht jeder Hals über Kopf sich in das Vergnügen stürzen.

"Was habt ihr jetzt vor? Ausführlich besprechen wie wir die Fähe retten können so lange bis sie Tod ist und wir zu spät kommen? Oder wollen wir uns hinein wagen und unser aller Leben riskieren? Ich bin dafür das wir schnell aufteilen wer was macht. Einer beobachtet die Situation von außen und warnt, einige umkreisen das Dort immer weiter bis zur Wölfin. Wir müssen uns einen Überblick verschaffen damit wir im Angriffsfall nicht uns alle fangen lassen, sondern eine Chance haben eventuell mit der Wölfin zu fliehen. Für die, die ins Dorf gehen würd ich sagen, ein paar bleiben bei der Wölfin, die anderen versuchen einen Weg zu finden sie zu befreien."

Na, wer würde mich gleich anknurren? Ich hatte leise gesprochen, in tiefer Stimmlage und relativ ruhig. Meine Worte waren an alle gerichtet die hier waren, an keinen einzelnen bestimmtes. Wenn wir hier schon jemanden befreien wollten, so sollten wir es bedacht machen. Verdammt es war kein Vergnügen. Würde sich der Haufen Wölfe dazu entschließen blind ins Dorf zu stürmen um "high risk" die Wölfin zu retten würde ich der jenige sein, der außen stehen bleibt. Natürlich konnte es auch gut gehen, doch jeder machte hier Erfahrungen und jeder wusste, dass Menschen zwar nachts blind waren, jedoch das Volk nicht dumm war. Es gab noch eine zweite Möglichkeit. Einige würden die Menschen ablenken durch Geheul und die anderen würden die Menschen befreien. Doch das war sehr riskant, die Menschen stürmten schließlich nicht alle aus den Häusern und lassen die Gefangene total unbeobachtet. Es gab laut Erzählungen und Erfahrungen immer Menschen die wach blieben um die Sippe zu schützen.

[Am Dorfrand/bei den anderen]



- Kaya - 11.05.2010

So langsam aber sicher schien nicht nur mein Kamm anzuschwellen und mein Kragen dem platzen nahe zu sein – auch die Gemüter der anderen vor Ort schienen nicht gerade wenig erhitzt zu sein und es würde sicher einen Moment brauchen, bis man sich beruhigt hätte – wenn man genau dies denn im Sinn hätte. Danach sah es aber für den Moment nicht aus.
Im nächsten Moment überschlugen sich die ereignisse, mehr aber noch die Worte, die aus den verschiedenen Fängen kam. Zcara maßregelte hier tatsächlich Tryss und wurde mit einem bösen Blick bedacht – für eine Maßregelung meinerseits und ihr gegenüber, war ich viel zu perplex. Das war ihr Konflikt, den sie mit Tryss auszutragen hatte, respektive er mit ihr. Und ich konnte mir vorstellen, dass die beiden sich nicht zum letzten Male in den Haaren hatten. Schöne Aussichten!

Ich änderte an meiner Haltung nicht viel, gerade als nach Tryss, der für sein Alter erstaunlich klar wirkte, auch Tamias den Fang aufmachte. Auch nicht so unklug, aber Worte brachten uns in diesem Moment nicht wirklich weiter, wie es schien. Hier waren eindeutig mehr Taten als Worte gefragt, weshalb ich nervös auf der Stelle zu tänzeln begann. In der ferne glaubte ich ein Bellen zu hören – ein Laut, den man gut unterscheiden kann, bellen wir Wölfe selbst doch nicht. Ich sah zu Tryss und senkte etwas traurig den Blick. Er stopfte uns alle in eine Schublade, obwohl ich ihn nicht hatte aufhalten wollen. Stopfte uns hinein und sperrte die Lade zu, so dass selbst ich aus eigener Kraft nicht mehr hinaus konnte. War das so einfach wie er es sich gerade machte? Nein. Aber großartig etwas tun konnte ich in diesem Moment nicht. Kurz dachte ich an Tamias und seine anfängliche Weigerung, sein Zögern sich uns anzuschließen. Es hatte sich in den letzten Tagen, wenn nicht Wochen, viel getan. Vielleicht ein wenig zuviel des Guten.

„Zwei sichern ab, einer geht mit Tryss, zwei andere gehen anders herum.“

Hatte ich das nicht schön gesagt? Im Geiste sah ich mich um – wieviele waren wir eigentlich? Tryss, Tamias, Seritas, Ares, Zcara und...ja und ich. Also war mein Gedanke so verkehrt nicht, wenn ich nicht spontan jemanden unterschlagen hatte. Aber Raskild war uns auch nach mehrmaliger Hoffnung nicht gefolgt – und mittlerweile hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass wir sie jemals wiedersehen würden.

„Die Fähen blei-“

begann ich und stockte. Was bitteschön hatte ich da vor? Gruppenzusammenstellung? Ich? Und dann noch Rüdenhaft die Fähen hierlassen? Nervös spielte mein Lauscher ein wenig vor sich hin, ich sah mich noch einmal um und schüttelte den Kopf. Da schien Tryss sich schon wieder in Bewegung zu setzen – und ich stob hinterher. Jedenfalls wenn er sich denn endlich in Bewegung setzte.

„Hey....“

begann ich, nur um gleich darauf wieder den Fang zu halten. Nach aussen hin musste es wohl wirken, als wolle ich Tryss begleiten – vielleicht war dem ja auch wirklich so und ich hatte den sauren Apfel gewählt um in jenen Hineinzubeissen. Aber ob Tryss sich meine Anwesenheit gefallen lassen würde? Und was würde der Rest der anderen denken, die sich nun scheinbar selbst organisieren sollten?


[Dorfrand, redet und zischt Tryss nach, wenn der sich in Bewegung setzt]


- Zcara - 12.05.2010

Ich wollte mich nicht zum Feind des Rudels machen. Ich wollte weder Tryss noch Kaya, noch irgendwen Anders zeigen das ich eine schlechte Wölfin bin die sich in etwas einmischt was sie nicht anging. Doch dieses hier ging mich an und zwar seit jenem Zeitpunkt an in dem ich die Wölfe aufgesucht habe um sie um Hilfe zu bitten. Es war men Recht nicht nur meinen Pelz vor Unheil zu bewahren, nein, seitdem ich hier bin habe ich nicht mehr nur für mich zu sorgen und wieso Tryss das nicht verstehen konnte oder wollte kränkte mich ein wenig, denn das Einzige was ich versucht hatte war ihm klarzumachen, dass Menschen sich vom Kreislauf der Natur abgekapselt hatten und anders dachten als wir es tun. Menschen sind unberechenbar und ich wollte ihn nur davor bewahren nicht nur sich selbst sondern uns alle ins Unglück zu stürzen. Ich knurrte Tryss aufbrausend an und bleckte meine Zähne. Ich drohte ihm, denn kein naiver Jungspund schrieb mir vor was ich zu lassen hatte. Ich war alt geworden, erfahren und hatte eigene Welpen erfolgreich großgezogen. Ich durfte ihm sagen was ich für richtig und was ich für falsch hielt. Ich wollte keinen Krieg. In meinem Körper kribbelte es unangenehm und ich spürte wie sich meine Rückenmuskulatur anspannte und sich leicht verkrampfte. Sollten sie alle gegen mich sein weil ich den Jüngsten gescholten hatte aber eines sollte ihnen klar sein: ich bin keine Wölfin die zusieht wie alles aus dem Ruder gerät und sich die Unerfahrensten ins Unglück stürzen. Ich würde mit Tryss darüber gerne noch diskutieren aber auch ich habe die Nötigkeit erkannt endlich etwas zu tun. Das Geplänkel zwischen mir und ihm konnte warten. Es war Ares der mich wieder aufweckte und mich daran denken ließ das eine Wölfin, eine von uns, in Lebensgefahr geraten war und so ging ich auf Tryss' Gram nicht mehr ein. Die Anderen fingen an zu diskutieren und ich spürte wie ich aufgeregt wurde und meine Sehnen in den Läufen aneinanderrieben. Wir sollten überhaupt keine Pläne schmieden sondern unseren Instinkten folgen, damit habe ich bisher die besten Erfahrungen gemacht doch so wie es aussieht würden meine Vorschläge so oder so überhört werden. Ich bin doch die Böse.

Vielleicht konnte ich das ausspielen.

Als Kaya anfing die Fähen...ja die armen schwachen Fähen zurückzulassen weil diese so verdammt unnütz waren - Wulf, ich steigere mich hinein... das nächste was ich tat war Kaya schief anzusehen und ein eher gespieltes beleidigtes Gesicht aufzusetzen. Wieso Rüden immer der Meinung waren das wir uns im Hintergrund aufzuhalten hatten. Ich schnaubte und knurrte dann leise:

"Der Käfig in dem die Wölfin gefangengehalten wird, dürfte jedem starken Gebiss eines Wolfes verfallen. Wir zerbeissen Knochen, wir zerbeissen auch Holz. Tamias und Kaya scheinen mir die stärksten Gebisse zu haben. Haltet euch in den Schatten auf, lauft aussenherum, nähert euch dem Käfig von hinten. Ich bleibe hinter euch und warne euch falls ich einen Menschen sehe oder wittere. Tryss....."

Ja Tryss war schon drauf und dran wieder davonzuschleichen....

"....pass einfach auf, okay?"

Ich hatte mich entschlossen falls alles schief gehen würde die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ein Gebot unter Brüdern: töte niemals einen Menschen. Für einen von ihnen töten sie hundert von euch. Ich hatte ein wenig Angst, das spürte ich, denn mein Herz pochte wie wild. Und dennoch war ich sehr entschlossen, nicht verunsichert, nicht dazu bereit eine Niederlage zu akzeptieren. Kurz blickte ich in die Runde. Wer wusste schon wie besorgt ich war? Wer wusste schon was passieren würde sollten die Menschen uns alle zuvorkommen! Ich war nun Teil dieses Rudels und wollte es bleiben, doch ich wolllte auch das man meine Ansichten akzeptierte, das man gewillt war mich anzuhören. Ich mag vielleicht Entscheidungen gerne selbst in die Pfoten nehmen oder auch ein wenig dominant sein, was man nun zum ersten Mal miterleben durfte, doch dies tat ich nicht um mich klüger als die Anderen darzustellen oder um über Andere zu herrschen. Nein, aber ich bin der Meinung, dass man von einer erfahrenen Wölfin wie mich Einiges dazulernen kann. Wenn man nur bereit dazu war. Ich biete mich an, ist dies nicht schon der größte Dienst dem man einem Rudel geben kann?


[macht einen Vorschlag / bei den Anderen]


- Arkanis - 12.05.2010

Mit der Hoffnung auf Rettung hatte sich auch mein berechnender Verstand wieder eingeschaltet. Schluss mit der einlullenden Bemitleidung meinerselbst. Ich musste bei klarem Verstand sein, wenn ich hier noch einmal lebend herauskommen wollte. So hatte mein Kopf also auch der Idee nach den Fremden zu rufen einen festen Riegel vorgeschoben. Besser so, denn mit Unruhe hätte ich nur die Menschen aufmerksam gemacht und jede Rettung vereitelt. Aber was brachte mich überhaupt dazu auf die anderen Wölfe zu hoffen? Ich war jahrelang Einzelgängerin gewesen. Ich wusste es nicht, ich wollte bloß überleben und vielleicht würde ich mich nach einer Rettung sogar wieder anderen Wölfen anschließen. Ein kurzes Jucken, worauf ich den Kopf zu meinem Bauch wand und mir mit den vorderen Zähnen sacht in den Pelz Zwickte, erinnerte mich daran, dass ich auf jeden Fall eine Gemeinschaft aufsuchen musste, wenn ich hier herauskam. Ich seufzte innerlich auf.

Welpen - ausgerechnet ich.

Ich verwarf rasch meine Gedanken wieder. Sie lenkten mich bloß vom Wesentlichen ab und es galt sich nun zu konzentrieren. Ich stellte mich dicht an das hölzerne Gitter, möglichst weit von der lodernden Fackel entfernt, die ich so fürchtete. Angestrengt starrte ich aus meinem Käfig hinaus in die Freiheit. Das Dorf war beinahe leer. Die Hunde, die ich zwar bellen hören konnte, sah ich nicht. Vermutlich hatten die Menschen sie fortgeschafft, da meine Anwesenheit sie zu sehr aufregte. Waren sie doch wie toll vor mein Gefängnis gesprungen, dass es nur so wackelte und krachte, als sie noch in der Nähe verweilen durften. Wer weiß, vielleicht mussten sie ihre Hunde sogar anbinden? Das wäre doch ein all zu glücklicher Zufall gewesen. Wieder juckte mein ausgebeulter Bauch, doch ich ignorierte es. Jetzt war keine Zeit die leidende Mutter zu spielen, schließlich sagte mir diese Rolle auch ganz und gar nicht zu. Ich erinnerte mich kurz an die Schläge und Tritte auf meinen geschwächten Körper - na wenn das mal gut gegangen war. Die armen Wesen in meinem Bauch hatten die Marter sicher ebenfalls erfahren. Ich schüttelte mich und lockerte meinen langsam filzenden Pelz etwas auf. Meine Gedanken drifteten schon wieder ins Unnütze ab. Diese Gefangenschaft tat mir nicht gut. Sie ließ meinen Geist abstumpfen, aber ich brauchte doch all meine Sinne, wenn ich hier wieder herauswollte.

Unruhig trat ich auf der Stelle. Immer von einem Bein auf das andere. Meine buschige Rute zuckte nervös und ich spielte aufmerksam mit meinen bepelzten Ohren. Meine ganze Haltung war starr und zeugte von meiner Unruhe. Sie hatte aber auch ihre Vorteile, denn meine Nervosität brachte das Adrenalin zum Sprudeln und mein Blut in Wallung. Mein müder, ausgehungerter Körper schöpfte neue Energie aus seinen letzten Reserven. Ich bereitete mich innerlich bereits auf eine mögliche Flucht vor. Es wäre meine letzte Chance. Aufmerksam suchten meine grauen Seelenspiegel also nach einem Zeichen von Meinesgleichen. Hoffentlich waren die Wölfe nicht einfach weitergezogen.

[Dorf, allein im Käfig]



- Ares - 21.05.2010

Ich war überrascht welch weise Worte ich aus Tryss' Fang hörte. Nicht, dass ich ihn je für unreif oder dergleichen gehalten hätte, es war nur, dass der Junge für mich nichts anderes war, als nun ja, ein Jungwolf eben.
Dennoch klappten meine Ohren ein wenig bei, da ich mich durchaus angesprochen fühlte, als Tryss seine Meinung zum 'Beobachten und Warten' kund tat. Schließlich hätte ich auch lieber noch ein wenig gewartet. Aber jetzt war es dafür zu spät. Der Wolf war aus dem Sack, beziehungsweise im Dorf.
Die Pläne von Tamias, Zcara und Kaya gefielen mir und ich folgte letzterem ohne viel nachzudenken und heftete mich an seine Fersen.

„Was habt ihr nun vor?“

Zwar hatte ich von den Vorschlägen eine grobe Vorstellung dessen bekommen, was mich erwarten würde, doch besonders schlau war ich dadurch nicht geworden. Und was für mich viel wichtiger war, welche Rolle würde ich dabei spielen?
Ich wusste selbst nicht, was mir am liebsten von den Aufgaben war. Zwar wollte ich die Fähe befreien, doch ob ich mich nun wirklich mitten ins Eifer des Gefechts stürzen wollte...
Ich wusste, wozu die Menschen in der Lage waren.

„Was meinst du, Tryss?“

Ich holte ein kleines Stück auf, sodass ich nun auf gleicher Höhe mit dem Jungwolf lief.

„Sollen wir zusammen gehen?“

[Bei Kaya und Tryss]