Obscuri
PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Der Weg in den Norden (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=9)
+--- Thema: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE (/showthread.php?tid=349)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 25.09.2022

Spielleitung


Während sich unsere Gruppe in den Büschen in Deckung begibt, sind die Reiter auf ihren Pferden kaum drei Baumlängen mehr entfernt. Inzwischen haben auch die Raben die nahende Gefahr bemerkt und flattern aufgeregt davon, einige weit hinauf in die Lüfte, andere nur in hohe Äste, um das Geschehen von dort aus zu beobachten. Basuu der Bär kann aus seiner Falle bisher nicht viel erkennen, lediglich die nahende Witterung steigt ihm in die Nase und Angst füllt seine Brust. Werden sein alter Freund und die anderen Wölfe ihm tatsächlich helfen? Wird es ihnen gelingen die Zweibeiner davon zu jagen oder zu besiegen? Die Flucht wäre wohl das Beste für das kleine Rudel, denn so würde nur sein Leben heute enden.

Kurzinformationen

-alle Wölfe verstecken sich in der Nähe hinter Büschen und Gestrüpp
-die Reiter treffen ein, die Pferde wirken aufmerksam und unruhig
-die Reiter führen dies jedoch auf den Bären in der Falle zurück
-die Gruppe muss Entscheidungen treffen: Flucht oder Kampf, mit oder ohne die Hilfe der Jungwölfe
-auch hier gilt: 1-2 Post für jeden bis die Reiter beginnen Basuu an den Pelz zu gehen
-Rúna wird vermutlich hadern, sich schließlich jedoch der Mehrheit anschließen


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Amuary - 03.10.2022

Ich versuchte noch immer mich ganz klein zu machen und nicht aufzufallen. All die Wölfe schienen genau zu wissen was zu tun. Und jeder tat irgendwas und ich ... saß einfach nur da und beobachtete, während mein Herz von der ganzen Aufregung lautstark klopfte.
So stark, dass ich mich fragte ob alle anderen das auch hören konnten, aber ... die waren damit beschäftigt einen Bären aus einem Erdloch zu holen.

Irgendwie lief alles wie in Zeitlupe ab und ich konnte die gesprochenen Worte recht deutlich hören, zwischen dem Rauschen in meinen Ohren und den Grabgeräuschen und den Geräuschen des Bären ...
Aber was sind Reiter? Was sind Huftiere? Bewaffnet. Das sind alles Worte die ich nicht einordnen konnte. Aber es war eindeutig etwas schlimmes.
Bekämpfen sagte der andere kleine Wolf ... Nein, ich konnte sicher nichts bekämpfen. Ich konnte mich verstecken und hören und riechen. Aber kämpfen?

Und der andere kleine Wolf. Füchse am Fell erkennen. Nein, man roch sie. Man sah sie selten, weil sie Angst vor Wölfen ware, weil selbst ich schon größer als ein Fuchs war. Und Blut ... ja, das sah auch ganz anders aus. Aber würde man beides als rot beschreiben? Ach, es gab einfach zu viele Wörter die sie verwendeten von denen ich keine Ahnung hab. Vielleicht lerne ich das alles noch, wenn ... wenn diese seltsame Anspannung aus der Luft war. Wenn die Gefahr weg war.

Ich fühlte dass sich mein Körper mit jeder Sekunde mehr zusammen zog. So sehr dass ich das zittern nicht mehr kontrolieren konnte. Ich wollte weg laufen, aber ... wohin? Ich kontne das nicht entscheiden, also wartete ich nur dass die Großen Wölfe das entscheiden.

Und ... wir warten und kämpfen dann? Hatte das diese große Wölfin vorgeschlagen oder hatte ich was falsch verstanden. Doch, nein ... hatte ich nicht. Rakesh stimmte diesem Plan zu. Und ... tatsächlich. Hier gab es ganz viele große Wölfe. Und was es auch für Gefahr war. Selbst wenn es Menschen waren. Mit vielen großen Wölfen konnte man einen Bären retten, oder?
Aber zuerst versteckten wir uns. Ich folgte Rakesh ins Gebüsch und drückte mich flach auf den Boden, während ich immer noch zuhörte, was die großen Wölfe besprachen.
Und da fiel jetzt dieses Wort von dem ich wusste dass ich nie, nie in die Nähe kommen durfte. Menschen.
Ich versuchte mich nur noch flacher auf den Boden zu drücken, auch wenn das nicht möglich war. Diese schreckliche Gefahr, diese Reiter das hieß also auch Menschen.
Ich schluckte. Und gegen die wollten wir kämpfen? Wie?
Huftiere sind schreckhaft. Ja ... Ja gut und die mussten wir überraschen. Gut, das verstand ich. Das konnte ich. Das war kein Kampf. Das war nur ... erschrecken. Wie ein Spiel.
Aber ein gefährliches Spiel ... was Rakesh uns allen noch so erzählte machte mir eindeutig Angst.

Ich hatte immer noch das laute Rauschen in den Ohren und die plötzlichen Geräusche der Raben schienen es noch zu verstärken. Selbst wenn meine Ohren so flach gedrückt waren. Ich wagte es nicht einmal zu blinzeln und starrte nur aus unserem Versteck herraus, während ich manchmal nur meine Augen zu Rakesh richtete.
Und den Geruch konnte ich jetzt zwischen all den anderen Gerüchen endlich ausmachen. Menschen. Ja ... diesen Geruch habe ich schon mal gewittert.

Und dann auch schon sehe ich diese. Es war das erste Mal dass ich tatsächlich Menschen sah und deren Huftiere. Aber so hatte ich sie mir nicht vorgestellt. Ich wagte kaum zu atmen, überwältigt von den vielen Eindrücken.
Wenn wir jetzt diese Huftiere anspringen würden, würde ich mitlaufen? Ja, vermutlich. Ich nahm es mir vor, auch wenn meine Pfoften sich schon ganz taubt anfühlten.
Aber der Bär war wichtig für Rakesh und ich wollte nicht dass der Bär seinen Kopf verliert. Ein Bär ist auch so schon ziemlich beängstigend, aber wenn ich mir vorstellte wie er aussehen würde ohne Kopf, das machte mir noch mehr Angst.




[sitzt im Hintergrund und beobachtet | versteckt sich zusammen mit den anderen | nimmt sich vor die Huftiere zu erschrecken, wenn die anderen das tun]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 06.10.2022

Ich weiß nicht mehr, was mich mehr überraschte. Da war Avis, der diesen mutigen, verrückten und törichten Vorschlag machte. Ich war mir sicher, dass es auch eine Trotzhandlung war. Hauptsache gegen die Meinungen der Erwachsenen. Ich war mir sicher, dass Skadi ihm gehörig die Meinung aus dem Kopf bellen würde - und da kam die zweite große Überraschung: Sie stimmte ihm zu.

Ich weiß nicht wie meine zitternden Läufe es geschafft hatten der Gruppe in die Büsche zu folgen. Doch fand ich mich dort wieder, in eine Ecke gekauert und ich lauschte den Worten des Fremden, dessen Namen ich inzwischen wenigstens kannte.
Er strahlte Autorität, Ruhe und Sicherheit aus. Und er wusste, was er tat, das fühlte ich sofort. Zwar konnte ich die Ruhe nicht direkt aufnehmen, so wie ich die Angst aufgenommen hatte - doch meine größte Angst nahm er mit seiner Ansprache. Er hatte einen Plan. Mit frischem Mut stand ich wieder auf und spitzte die Ohren. Mein Blick wanderte Unsicher von Gesicht zu Gesicht. Ich versuchte zu lesen, ob die Anderen auch so ruhig bleiben konnten.

Und dann hörte ich die Reittiere näher kommen und sie sie kamen direkt darauf auch schon in den Sichtbereich.
Sofort war der frische Mut wieder in meine Pfoten gesunken - und genau so tief kauerte ich mich auch auf den Boden. Mein Herz schlug so heftig gegen meine Brust, die auf dem Boden lag, dass ich meinte, das Klopfen auf dem Boden hören zu können. Vermutlich war es aber nur das Rauschen in meinen Ohren.
So Groß sind die?
Mir entwich ein leises Winseln. Ich merkte es nicht ein Mal.
Ich starrte nur auf diese Huftiere. Sie sahen einem Reh sehr ähnlich, nur waren sie viel größer, viel breiter und auf ihnen saßen die Menschen.

Ich hatte bisher nur die Welpen der Menschen gesehen. Die waren klein und zart, verspielt und - und ja, sie waren Welpen! Vor denen hatte ich keine große Angst gehabt. Aber diese Menschen, sie rochen schon so anders. Nach Wut und Gefahr. Ihre Augen - so weit über uns - die versprachen kein Spiel und kein neugieriges Kennenlernen. Sie kannten nur einen Weg. Fressen, oder gefressen werden. Wie bei uns Wölfen - so sahen wir die ersten Beutetiere, war doch die ganze Jagd ein Spiel und Abenteuer. Und bei den Erwachsenen eine ernste, Überlebens wichtige Angelegenheit. So verhielt es sich wohl auch bei den Menschen.

Ich hockte nun da, auf dem Boden, so klein es ging. Ich kannte den Plan - auf die Huftiere los gehen. Dicht an ihnen bleiben, auf die Hufe aufpassen. Aber ich glaubte nicht, dass ich das konnte. Das meine Pfoten mir gehorchen würden. Zu sehr riss die Angst an jeder Faser meines Körpers und schrie mich an, mich bloß unauffällig zu verhalten und zu fliehen, sobald es ging. Verzweifelt sah ich zu Mama. Dann zu Rúna. Einer musste doch verstehen, dass ich nicht dieser starke Wolf war, der gerade gebraucht wurde. Ich war noch ein Welpe. Klein, ängstlich und noch nicht bereit für diese Aufgabe.

[Versteckt sich im Gebüsch und bekommt riesige, lähmende Angst, als er die Pferde und Menschen sieht]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 07.10.2022

"Du naiver. kleiner. Wolf"... meine Ohren drehten sich nach hinten und mein Blick verfinsterte sich, dass Grinsen auf den Lefzen war mit einem Mal wieder verschwunden. Natürlich war Skadi dagegen, natürlich hielt sie mich wieder und noch immer für den naiven, kleinen Welp... Erstaunt starrte ich sie an, die Ohren nun nach vorn gerichtet. Anscheinend war meine Idee gar nicht so übel! Ich nickte als sie meinte es würde eine Gruppenentscheidung werden, dass bedeutete immerhin das mein Vorschlag nicht aus der Welt war, doch zunächst hieß es in Deckung gehen.

Ich folgte den anderen zwischen die Sträucher und erst jetzt bemerkte ich die Angst in Kimyas Blick und auch in denen der jungen Fähe. Es war die selbe Angst, die man auch bei unserer Mutter sehen und spüren konnte und doch anders. Ich horchte in mich hinein, während ich gleichzeitig den Worten der Erwachsenen zuhörte. Versteckte sich auch in meiner Brust Angst? Mein Herz klopfte schnell, doch mehr vor Aufregung und Spannung. Ich hatte keine Angst! Wir waren viele! Meine Idee war nicht schlecht und hatte Anklang gefunden. Wir mussten nur die Reittiere der Menschen erschrecken, von ihren harten Hufen fern bleiben und uns danach um die Zweibeiner kümmern, so wie es Rakesh sagte!

Ich schob meine Nase etwas durch den Busch, um besser sehen zu können. Die Reiter waren nicht mehr weit, gleich würden sie den Bären in der Grube entdecken.

"Wir müssen uns beeilen, sie sind schon ganz nah an der Grube",

flüsterte ich zu den Anderen,

"vielleicht... vielleicht fällt ja einer der Menschen in die Grube, wenn sein Reittier sich erschreckt. Soll ich loslaufen? Wenn ich von dort drüben komme, dann könnte es klappen."

Ich deutete schräg neben die Reiter und sah erwartungsvoll in die Runde. Ich wollte helfen, wollte so sehr etwas tun.

[Überrascht von Skadis Reaktion / hat keine Angst / will etwas tun und schlägt was vor]

Spielleitung


Unweit des Geschehens befindet sich unbemerkt von unserer Gruppe ein weiterer Wolf. Was es auch war, der Lärm der Raben, die Witerrung des Bären oder der anderen Wölfe... vielleicht auch die Spur der Menschen, er nähert sich aus einer anderen Richtung als die Gruppe dem Geschehen. Noch ist er nicht nah genug, um zu sehen was geschieht, doch weit ist es nicht mehr bis zur Lichtung mit dem Bären in der Grube.

Kurzinformation

-unsere Gruppe bemerkt den Fremden nicht, da er aus einer anderen Richtung kommt
-der Fremde findet irgendwie den Weg zur Lichtung
-Reiter und Pferde bemerken ihn ebenfalls zunächst nicht
-er kann je nach Entscheidung der Gruppe helfen die Reiter zu bekämpfen oder im Verborgenen abwarten was geschieht oder der flüchtenden Gruppe folgen


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 12.10.2022

Noch immer mit pochendem Herzen nach dem schnellen Sprint stand ich da und wartete darauf, dass sich die Runde in Bewegung setzte. Unruhig zuckten meine Ohren immer wieder zurück, während ich mich angespannt umsah. Mir war, als könnte ich sie bereits in der Ferne schon wieder hören, wie sie immer näher und näher kamen…
Natürlich war es mein Sohn, der mir als erstes widersprach und ich schüttelte zornig den Kopf. Die Menschen bekämpfen… spinnt der?
Skadi verlieh meinem Gedanken mit ihrer Erwiderung Ausdruck und ich nickte erleichtert – bis sie plötzlich entgegen jeder Erwartung dem Vorschlag von Avis zustimmte. Für den Moment glitt mir jede Regung aus dem Gesicht und ich starrte die Fähe fassungslos an. Bitte was? Erneut schüttelte ich den Kopf, konnte vor lauter Unglauben kein Wort hervorpressen. Und natürlich stimmten alle hier der großen Skadi zu! Sie und dieser Fremde würden uns noch alle ins Verderben stürzen! Widerwillig folgte ich ihr ins Gebüsch, denn zumindest diesem Teil ihrer Worte musste ich eine gewisse Zustimmung geben. Die Menschen hatten auch mich nicht beachtet, wie ich nur wenige Schwanzlängen von ihnen entfernt im Gebüsch gekauert hatte. Sie waren taub und blind gegenüber ihrer Umgebung, doch ich würde nicht den Fehler machen sie zu unterschätzen. Das konnte tödlich enden.
 
Wie es schien, hatte auch der Fremde so seine Erfahrungen mit den Menschen gemacht, auch wenn ihn die Aussicht, ihnen bald wieder gegenüberzutreten nicht halb so panisch werden ließ wie mich. Meine Beine fühlten sich steif an, mein Mund war ganz trocken von lähmender Furcht. Ich sah Kimya an, dass es ihm genauso ging. Ich war zu weit weg von ihm und wagte es nicht, mich jetzt in seine Richtung zu bewegen. Die Menschen waren so nah das ich das Gefühl bekam, sie würden mir bereits in den Nacken atmen. Unbehaglich stellte sich mir das Fell auf, doch ich versuchte meinem Sohn einen beruhigenden Blick zuzuwerfen.
 
“Wenn du zu viel Angst hast, dann bleib hier. Das ist keine Schande!“, flüsterte ich ihm so leise zu, dass ich nicht sicher war, dass er mich würde hören können. Ohnehin war ich nicht sicher, ob diese Worte wirklich für ihn gedacht waren. Doch ich konnte kaum mit ihm hierbleiben und mich verkriechen, wenn Avis neben mir schon wieder Feuer und Flamme schien und am liebsten bereits aus dem Gebüsch stürzte, alleine an vorderster Front, kopflos und unüberlegt. Ich knurrte leise und schnappte nach seinem Nackenfell, ohne ihn ernsthaft zu erwischen.
 
“Beherrsch dich Avis! Sie sind zu nah, als das du noch ungesehen deine Position verändern könntest! Außerdem macht es mehr Eindruck, wenn wir alle gleichzeitig starten. Warte auf unser Signal und pass bitte, bitte auf dich auf!“, knurrte ich ihm entgegen, doch hinter meinen scharfen Worten würde er vor allem im letzten Teil erkennen, wie viel Angst ich um ihn hatte. Um ihn, und auch um mich, wenn ich ehrlich war. Dabei war Angst vermutlich noch untertrieben. Ich fühlte mich wieder wie der kleine Welpe, der vor Furcht wie gelähmt dabei zusehen musste, wie die eigene Familie ins Verderben stürzte. Würde sich das heute wiederholen? Gott, alles in mir schrie danach mir meine Welpen zu schnappen und zu verschwinden, doch ich hatte zu lange gezögert. Die Gefahr, dass die Menschen so erst recht auf mich aufmerksam wurden, war viel zu groß. So konnte ich nur abwarten und hoffen, dass alles gut gehen würde. Für einen verdammten Bären! Am liebsten hätte ich Skadi den Kopf abgerissen. So blieb mir nur ein Blick aus dem eiskalte Funken zu sprühen schienen, um ihr zu zeigen, was ich von ihr hielt. Würden wir das hier überlegen, würde ich sie zerfetzen!

 
[bei den anderen | spricht mit Kimya und dann mit Avis | ist verängstigt und gibt Skadi insgeheim die Schuld]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 02.11.2022

Ich musste zugeben, dass ich sehr erleichtert war, als alle auf meinen Vorschlag hörten und sich im Versteck versammelten. Wir hatten keine klare Rudelführung und Hierarchie. Es gab keinen klassischen Alpha oder Omega. Viel mehr war es ein gemeinsamer Weg und ein vertrauensvoller Umgang mit Stärken und Schwächen, die jeder mit sich brachte. Solche Auseinandersetzungen wie kurz zuvor mit Avis waren eine riesige Ausnahme. Aber ich hatte schon länger vermutet, dass es sich ändern könnte. Die Gruppe war im Wandel - nicht nur durch das heranwachsen von den Jüngsten.
So waren wir nun in dem Versteck. Ich war neben Rakesh und grübelte über das nach, was er dem Bären gesagt hatte:
"Wir kennen die Menschen" und "Heute stirbt niemand". war bei zweiterem auch gemeint, dass kein Mensch sterben sollte? Und woher kannte er die Menschen? Wieso sprach er so vertraut mit dem Bären?
Ich fühlte mich wie Tryss. Aus Informationen wollte ich mehr wissen, als preis gegeben wurde. Ich wollte jede Nuance, jede Facette des gesagten hinterfragen, beleuchten und verstehen. Wie konnte er sich so sicher sein? Ich selber war ratlos, wie wir in dieser Situation gewinnbringend heraus kommen sollten - und um so überraschter war ich, als er einen schlüssigen Plan hatte und diesen mit Erkenntnissen und Wissen füllte, der mir unbekannt war. Verstärkte Hufen von Huftieren, Waffen und das Verhalten von Mensch und Pferd. All dies war eine riese Grauzone bei mir, die ich auch nie vor hatte mit Inhalt zu füllen. So wollte ich doch nur weg von den Menschen, die mir meinen Gefährten genommen hatten. Und nun fand ich mich neben eben diesen Gefährten - kurz vor einen aktiven Angriff auf die Menschen.

"Was hast du erlebt, Rakesh? Wer bist du?"
Die Fragen türmten sich nur so auf und ein ungutes Gefühl kam in mir auf. Ich vertraute ihm. Ich spürte, dass er sich seiner Sache sicher war und genau wusste, was zu tun war. Aber ich wusste nicht, was das für uns bedeutete.
Ja. Für uns. Denn genau so hatte es sich angefühlt - durch jede Sekunde die wir beisammen waren stärker. Das es uns als Gefährten gab. Das es an diesem Band nichts zu rütteln gab. Aber gab es uns wirklich noch?
Ich wusste, dass Rakesh mir ansah, dass es in mir arbeitete. Doch bevor ich mich zu lange an seinen Blick, an seine Augen, heften konnte, in denen ich Antworten suchte kamen die Menschen. Zu erst hörte ich nur die Pferde - und nur wenige Augenblicke darauf brachen sie durch genau das Gebüsch, durch das Arkanis kurz zuvor gekommen war.

Automatisch bückte ich mich näher zum Boden und sah sie an. Sie waren riesig - und die Menschen auf ihren Rücken dadurch noch größer. Ich wusste, wie Hirsche und Rehe reagierten, wenn wir sie angriffen - und wenn die Tiere wirklich genau so reagieren würden, dann sah ich uns auf der sicheren Seite. Allerdings war das nur ein kurzer Moment, in dem wir die Situation kontrollierten. Dann mussten wir hoffen, dass die Menschen ohne Waffen und Pferde zu Boden kämpfen mussten. Und dann?
Ich hörte Avis und schloss kurz die Augen. Geduldig atmete ich durch, musste aber die Zähne zusammen beißen.

"Nein Avis, keiner geht alleine. Du bleibst bei mir oder bei deiner Mutter. Das darfst du dir aussuchen. Aber keine Einzelgänge. Das macht heute keiner von uns. Es geht hier nicht um eine Jagd, die missglückt. Ein Fehltritt heute heißt nicht hungern sondern tot - und nur Rakesh weiß was wirklich auf uns zu kommt. Er bringt uns hier durch. Nur er bestimmt jetzt."

Sagte ich zu ihm und blickte ihn fest in die Augen. Das mir die Option einfiel, dass er etwas entscheiden durfte - bei wem er blieb - gab ihm hoffentlich genug Gefühl der Selbstbestimmung.

Dann sah ich zu den anderen. Kimya und Amuary waren in einem furchtbaren Zustand. Besonders Kimya bibberte vor Angst. Die beiden mussten hier weg.
Arkanis Blick tötete mich sicherlich. Zurecht, musste ich mir gestehen. Aber auch dafür hatte ich eine Blitzidee: Die beiden Kleinen mussten hier weg. Und wenn auch sie eine Aufgabe bekommen würden, dann würde Kimya gehen und seinen Bruder zurück lassen. So hoffte ich.

"Rúna, wir brauchen dich und Kimya für eventuelle Verletzungen. Kehrt direkt um, wenn wir angreifen. Wir treffen uns bei dem Hirschkadaver. Sammelt auf dem Weg dort hin alles, was ihr benötigt. Und nehmt die Kleine mit. Wenn sie will"

Ich sah zu Arkanis. Mit festen und entschlossenen Blick. Auch wenn sie mich hasste, da konnte ich drüber stehen.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 30.11.2022

Ein Teil von mir konnte immer noch nicht fassen, dass Skadi mir in diesen Wahnsinn folgte. Doch mit diesen Gefühlen konnte ich mich später befassen. Sofern es ein später geben würde. Und nochmal mehr erstaunte es mich, dass sie mir in diesem Moment bedingungslos die Führung überließ. Einen Moment lang fing mein Blick den ihren auf, bevor ich ihr entschlossen zunickte. Für mehr war keine Zeit. Ich musste diese Rolle nun füllen.
 
Mein Blick wanderte zügig durch die Gruppe fremder Wölfe, heftete sich für einige Sekunden auf jeden einzelnen von ihnen. Diese Fremden waren es nun, die entschieden, wie dieser Kampf ausgehen würde. Jeder Rückzieher, jeder Fehltritt würde von nun an fatal sein. Skadi wusste das. Die anderen Erwachsenen vermutlich auch. Der kleine Rüde ebenfalls, doch dieser Faktor schien ihn vollständig erstarren zu lassen. Prüfend sah ich ihn an und dann legte sich mein Blick auf Amuary. Diese beiden mussten dem Kampf fernbleiben, entschied ich, würden sie vor Furcht erstarren wären sie entweder rettungslos verloren, oder jemand anders würde bei einem waghalsigen Rettungsmanöver seinen Kopf hinhalten müssen. Und während ich noch einen Moment nach den richtigen Worten suchte, sprach Skadi aus was ich dachte. Dabei entschied sie sich für eine diplomatische Lösung, die hoffentlich funktionieren würde. Amuary ließ sie dabei die Wahl, was sie tun wollte. Ich beschloss sofort, ihr diese Entscheidung abzunehmen.
 
“Sie will“, antwortete ich Skadi und sah die Kleine fest an. “Amuary, halte dich an deinen neuen Freund. Und wenn etwas schiefläuft will ich, dass du mit ihm und Rúna verschwindest!“
 
Dann noch ein Blick zu dem kleinen Rebellen, der mir schon seit ich ihn kennengelernt hatte Kopfzerbrechen bescherte. Er war Feuer und Flamme, kein Zeichen von Furcht. Vermutlich war dieser Wolf der Dümmste unter allen Anwesenden. Und der Gefährlichste. Doch ich konnte nur hoffen, dass seine Selbstüberschätzung ihm nicht den Hals kosten würde, ich gab mich nicht der Illusion hin ihn von diesem Kampf fernhalten zu können. Dafür besaß ich nicht die Autorität und er nicht den Gehorsam. Um die Mutter jedoch musste ich mich kümmern. Ich sah ihr fest in die Augen.
 
“Ich sehe deine Angst. Wenn sie dich lähmt, dann geh mit deinem Sohn und versteck dich. Doch bedenke, je mehr von uns sich diesem Kampf anschließen, umso höher sind unsere Chancen, dass wir lebend hier herauskommen. Und auch deine Söhne!“, raunte ich ihr zu. Ich hoffte inständig, sie würde bleiben. Ohne die Hilfe der beiden Jungwölfe und dieser Rúna waren wir ohnehin schon weniger, als ich gehofft hätte. Die Menschen waren mittlerweile so nah, dass sich ihr Gestank penetrant in meine Nase schob. Es blieb kaum noch Zeit für Worte.
 
“Achtet auf mein Zeichen! Wenn ich mit der Rute schlage, greifen wir an! Springt so direkt und bedrohlich wie möglich auf sie zu. Wenn ein Mensch herunterfällt, tötet ihn. Wenn ihr das nicht fertigbringt, nehmt ihm zumindest alles weg, was er in seinen Klauen hält. Und verhindert, dass er aufsteht! Der kleine Rebell, seine Mutter, sofern sie denn will, und ich wir konzentrieren uns auf das erste Huftier, der Rest übernimmt das Zweite!“ 

Mit dieser Aufteilung würde hoffentlich alles glattgehen. Sowohl der graue Rüde als auch ich würden körperlich bereits Eindruck auf die Menschen machen. Und so würde verhindert werden, dass wir uns gegenseitig umrannten, weil alle das gleiche Ziel verfolgten. Ich atmete einmal tief durch und heftete nun meinen ganzen Focus auf die Menschen und ihre Huftiere, wie sie selbstbewusst auf uns zu trotteten.


[Versucht alle Mitglieder der Gruppe einzuschätzen | spricht mit Amuary und Arkanis | erteilt ein paar letzte Anweisungen]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 29.01.2023

Ein unwirscher Laut verließ meinen Fang als Arkanis nach meinem Nackenfell schnappte, wenngleich sie mir nicht wehtat. Es war lediglich ein kurzes Ziepen und sie hatte ja recht, es würde definitiv mehr Eindruck machen, wenn wir alle auf einmal losstürmten, also übte ich mich weiter in Geduld und nickte.
“Ich werde aufpassen“, versprach ich ihr ehrlich und lauschte mit einem Ohr den Erwachsenen, mit dem anderen den näherkommenden Huftieren. Ich ahnte ja nicht wie viel Angst und Panik sich tatsächlich hinter den Augen meiner Mutter verbargen, ich wusste nicht was sie einst durchgemacht hatte. Vielleicht hätte ich sonst anders reagiert, wobei vermutlich hätte es nichts geändert. Flucht kam nicht für mich in Frage. Auch Skadi schien nicht sonderlich begeistert davon zu sein, dass ich versuchen wollte auf die andere Seite zu gelangen. Es war doch nur eine Idee, ein weiterer Vorschlag und was die Erwachsenen vergaßen, ich war kleiner und wendiger als sie. Ich hätte es ungesehen auf die andere Seite geschafft, dennoch konnte ich den Ernst der Lage durchaus verstehen und duckte mich ebenfalls näher an den Boden.

“Dann gehe ich mit Arkanis“, flüsterte ich zurück und schenkte meiner Mutter einen aufmunternden Blick. Ich würde nicht nur auf mich aufpassen, sondern auch auf sie! Als Skadi das Wort an Rúna und Kimya richtete, sah ich zu ihm und versuchte auch ihm mit meinem Blick zu sagen, dass schon alles gut werden würde. Ich würde für uns beide kämpfen und er würde auf Rúna und die kleine Fähe aufpassen.
Mein Blick richtete sich auf Rakesh, wanderte zwischen ihm und meiner Mutter hin und her, dann blieb er wieder an dem Rüden hängen. Auf sein Zeichen achten und gemeinsam mit ihm und Arkanis das erste Reittier erschrecken und in die Flucht schlagen. Ich hörte wohl so genau wie schon lange nicht mehr zu, versuchte mir alles zu merken. Vor allem jedoch die Tatsache, dass die Menschen nichts in ihren Händen behalten durften. Das würde ich auf jeden Fall hinbekommen.
Kurz darauf machten wir uns startklar, der Geruch der Pferde übertönte den der Zweibeiner nur ein wenig. Laute aus den Mündern klangen seltsam abgehakt und fremd, offenbar hatten sie den Bären entdeckt. Meine Augen huschten zu Rakeshs Rute und dann zuckte sie von einer zur anderen Seite und wir preschten los.

Mein Nackenfell sträubte sich und ließ mich größer erscheinen als ich auf das vordere Huftier losstürmte und den Kopf in den Nacken legen musste. Es war noch größer als die Hirsche, die wir bereits gejagt hatten, aber ich sah dieselbe Angst in den Augen des Pferdes. Ich knurrte und schnappte nach den Beinen, hörte das Grölen der Menschen und sprang vor und zurück als das Tier sich auf die Hinterbeine aufbäumte.

[hört zu / ist Feuer und Flamme / stürmt gemeinsam mit den anderen los]

Spielleitung


Die Reiter haben den Bären in der Grube entdeckt und freuen sich über ihren Fang. Der zweite Reiter ist bereits dabei seine Armbrust zu laden, um den Bären zu töten.
Unsere Wölfe verhindern dies jedoch durch ihr Aufkreuzen. Die Pferde scheuen, wollen fliehen. Eines bäumt sich auf, so dass der Reiter den Halt verliert und stürzt. Der andere kann sich gerade so auf dem Rücken seines Pferdes halten, doch die beiden Huftiere gehen durch und preschen davon. Zurück bleibt der Mann mit der geladenen Armbrust in der Hand.

Kurzinfos:
-die Pferde scheuen und fliehen
-der Reiter, um den sich Skadi und Kaya kümmern sollten, fällt samt Armbrust zu Boden
-er kniet und sieht sich den Wölfen gegenüber, sein Kollege ist samt der Pferde verschwunden
-Tryss sollte sich nun ebenfalls ins Getümmel werfen
-Rúna, Kimya und Amuary sollten eigentlich fliehen, doch sie sehen das Geschehen durch die Büsche und verweilen zunächst noch an Ort und Stelle
-es gilt den übrig gebliebenen Menschen zu eliminieren und sich erneut um den Bären zu kümmern
-Achtung: Ein Mensch konnte fliehen und wird mit Verstärkung zurückkehren, wenn wir uns nicht beeilen!


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 02.05.2023

Skadi schien meinen Blick zu bemerken und für einen kurzen Moment trafen sich unsere Augen. Gut. Ich ließ darin allen Hass und all die Verachtung aufscheinen, die ich für sie empfand. Botschaft angekommen.
Ihre nächsten Worte schafften es allerdings, dass der Hass einem kurzen Aufflammen von Dankbarkeit wich, bevor ich es verhindern konnte. Zumindest einen meiner Söhne versuchte sie vom Kampf fernzuhalten. Ich konnte nur hoffen, dass Kimya ihren Plan anerkannte und sich mit Rúna im Hintergrund hielt. Normalerweise hörte er ja auf Skadi, wie ich mir zähneknirschend eingestehen musste.

Avis entschied sich, an meiner Seite zu bleiben und ich warf ihm einen kurzen Blick zu, der entschlossen wirken sollte. Ob mir das gelang war fraglich. Ob Avis wohl merkte, warum ich nicht in der Lage war, den Blickkontakt länger aufrecht zu erhalten? Ich schloss einen Moment die Augen, kämpfte darum meine panische Atmung unter Kontrolle zu bringen, als nun der Fremde mich ansprach.
Ein dumpfes Grollen kam aus meinem Brustkorb und ich bleckte kurz die Zähne über seine dreisten Worte. Was bildete der sich ein mit mir zu sprechen, als würde er mich kennen? Ich reckte den Kopf und starrte ihn einen Moment lang herausfordernd an.

“Ich bleibe an der Seite von Avis!“, fauchte ich ihm zu und nickte nun Avis zu, dieses Mal tatsächlich mit Entschlossenheit und Kampfgeist in den Augen. Der Fremde schien keine Ahnung davon zu haben, was es hieß, Welpen zu haben. Wenn er glaubte meine Angst wäre stärker als mein Bedürfnis meine Söhne zu schützen, war er sicher nicht nur einmal auf den Kopf gefallen! Umso mehr stachelte es meinen Kampfgeist an, dass er sich zu mir und Avis in die Truppe einteilte. So als fürchte er, ich würde einen Rückzieher machen und meine Familie im Stich lassen. Hah!

Der Fremde jedoch beachtete mich nicht weiter und richtete seinen Focus auf die Huftiere, die nun direkt vor uns auftauchten. Es blieb kaum mehr Zeit meine Beine unter meinem Körper zu sortieren, da gab er schon das Zeichen. Direkt hinter ihm stürmte ich auf das Huftier los, dass er für uns ausgewählt hatte. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und außer dem Rauschen des Blutes in meinen Ohren konnte ich kaum etwas hören. Doch so bedrohlich wie möglich mit aufgestelltem Nackenfell stürmte ich auf das Huftier zu, das sich unter unserem feindseligen Grollen tatsächlich erschrocken aufbäumte. Ich wich den schlagenden Hufen aus und fixierte den Menschen, der auf dem Rücken des großen Tieres ordentlich zu kämpfen hatte. Würde er herabfallen, würde sich der Fremde ihm hoffentlich annehmen… Doch irgendwie schaffte er es, sein Gleichgewicht zu halten, die Hufe landeten nur eine halbe Wolfslänge neben mir wieder auf dem Boden. Und während ich noch panisch grübelte, wie wir den Menschen dort oben erreichen sollten, fuhr das Huftier plötzlich herum und trug den Menschen in rasendem Tempo vom Geschehen weg.
Erschrocken und unfähig weiter darüber nachzudenken nahm ich die Verfolgung auf, stürmte knurrend und kläffend hinter dem Huftier her. Es sollte sich wagen nochmal zurückzukommen! Ich holte auf, doch das Reittier war schnell, verdammt schnell! Der Mensch auf dem Rücken drehte sich immer wieder um, kramte in seinen Fellgewändern und schien irgendwas zu suchen… Doch so lange ich noch genug Luft in meinen Lungen hatte würde ich ihn verfolgen! Je weiter weg ich ihn jagte, umso weiter weg war er von Avis und Kimya!


[stürmt mit den anderen los | nimmt die Verfolgung auf, als der eine Mensch flieht]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 06.08.2023

Erst hörte man das Donnern der harten, eckigen Pfoten. Es war gewaltiger, als der sanfte Lauf eines Rehs durch den Wald. Klang, wie ein Sturm, ein Angriff. Ich drückte meinen Körper noch näher an die Erde und legte meine Ohren an. Kurz bevor die berittenen Huftiere durch die Böschung sprangen, spürte die den Boden unter mir beben.

Die Menschen machten kurze Laute und zogen an langen Werkzeugen, die den Pferden aus dem Maul hingen. Dann zogen sie schnell ihre Klauen aus komischen, nach Tier riechenden Lappen, die den Pferden auf den Rücken gebunden waren und worauf die Menschen auch saßen. Sie schienen miteinander zu sprechen, zumindest machten die Menschen komische Laute. Ich fand es sehr interessant, dass diese Monster auch miteinander kommunizierten und nicht blutrünstig drauf los agierten.
Die Pferde trippelten Unruhig umher, legten die Ohren an. Sie rochen uns, die Gefahr, die wir ihnen boten.
Und doch verging die Zeit für mich wie in Zeitlupe. Skadi, der Fremde, Mutter und Avis brauchten ewig, bis sie sich endlich bewegten und den Plan umsetzten. Obwohl alles in mir nach Rückzug (für alle) schrie, wartete ich ungeduldig darauf, dass es endlich passierte. Sie hatten die Klauen schon angelegt und zeigten damit auf den Bären in der Grube. Bald würden die tödlichen Bisse los gehen, also warum kamen sie nicht aus dem Gebüsch?
Aber dann passierte es endlich. Und wie Rakesh es angekündigt hatte passierte es auch. Die Menschen und ihre Pferde erschraken so sehr, dass sie die komplette Kontrolle verloren - und das war unsere Chance!

Ein Mensch stürzte zu Boden - sein Pferd floh ohne auf ihn zu warten in den Wald. Der andere Mensch konnte sich auf seinem Tier halten, jedoch war von den Beiden nicht mehr lange etwas zu sehen.
Und dann war da noch jemand, der verschwand.

"oh nein"

keuchte ich erstickt, als ich nur noch die Rute von meiner Mutter im Gebüsch verschwinden sah. Nicht nur meine Mutter, unsere Mutter. Avis würde es kein zweites Mal ertragen, sie zu verlieren. Sein Herz war so voller Zweifel, Wut und Misstrauen - es würde nur noch mehr damit genährt werden und so würde ich auch ihn verlieren. Das durfte ich nicht zulassen!

"Bleib stehen! Warte!"

Rief ich knurrend und voller Wut in meiner Stimme, als ich schon aus meinem Versteck heraus gehechtet war. Ich lief in einem Bogen um den Menschen herum, der auf dem Boden lag und nahm die Verfolgung auf. Immer wieder erhaschte ich einen Blick auf sie. Das Pferd sprang über Büsche herüber und gewann einen großen Abstand. Mutter hingegen, musste um die Büsche herum laufen. Ich war so klein, dass ich zwischen den Ästen - nahezu ungebremst - hindurch schlüpfen konnte. Zum Glück schützte mich mein Fell größtenteils vor Dornen und spitzen Ästen. Aber ich würde es auch ignorieren, wenn es nicht so wäre - denn ich musste sie einholen und zur vernunft bringen!

Ich rief nur noch zwei Mal nach ihr, sparte mir dann die Luft für den Sprint. Alle Kraft legnte ich in meine Beine und ich rannte so schnell wie noch nie in meinem Leben. Nur noch eine Wolfslänge fehlte. Eine Halbe. Dann berührte meine Nase fast ihre Rute. Ich setzte noch ein mal nach, sprang ab - und rammte mit voller Wucht gegen ihre Hinterläufe.
Ein gewaltiger Ruck bremste mich aus. Kurz waren wir ein zu einem Knäuel zusammen geworfen wurden, dann trennten sich unsere Körper und wir landeten nicht weit voneinander entfernt. Das Pferd stürmte weg - sie würde es nicht mehr einholen können. Gut so.

"Wenn du uns nicht willst, dann sag es wenigstens ehrlich!"

Knurrte ich, während ich noch lag. Dann drückte ich mich auf und mein Nackenfell stellte sich auf. Während ich auf sie zu schritt und ihr in die Augen sah, spürte ich die Wut in mir aufkochen. Ich würde sie nicht zurück halten können, so mächtig waren die Gefühle. Und ich wollte es auch nicht. Sie hatte Avis und mich verlassen und tief im Herzen verletzt. Avis war nie darüber hinweg gekommen. Er hatte sich abgekapselt und so getan, als würde er niemanden brauchen - obwohl ich wusste, dass er sich so nur vor weiteren Verletzungen schützte. Aber ich sah, dass es ihm nicht gut ging. Auch er brauchte Jemanden. Jemanden, auf den man sich verlassen konnte. Ich habe nie versucht alleine damit klar zu kommen. Ich war immer der schwächere und sanftere von uns gewesen und ich habe mir jemanden gesucht, der mir beim lecken meiner Wunden half und an der ich mich Wärmen konnte.

"Rúna wird immer eine bessere Mutter für mich sein als Du. Ich brauche dich nicht. Von dir kann ich nur Feigheit lernen und all die Dinge, die ich verabscheue. Verschwinde, hau ab und lass uns für immer in Ruhe - aber vorher bist du Avis etwas schuldig. verabschiede dich. Lüg meinetwegen, aber lauf nicht wortlos weg. Also komm, nur noch heute, dann bist du uns los und frei."

Während ich sprach spürte ich, dass mir die Worte weh taten. Es war nicht ganz die Wahrheit - ich wollte nicht, dass sie geht und uns wieder im Stich lässt. Ich wollte, dass sie bei uns blieb uns wir wieder eine Familie werden könnte. Aber ich vertraute ihr nicht und ich würde, besonders nach heute, für immer in der Angst leben, dass sie wieder und wieder plötzlich verschwinden würde.