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PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Druckversion

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RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 26.06.2022

Wie in Trance stand ich neben Rakesh und buddelte. Als unsere Flanken sich berührten und ich seine Wärme und sein Fell spürte, durchdrang mich diese Berührung wie ein Blitz. Mein Herz schlug schneller - nicht nur wegen der müßigen Aktivität.
Immer wieder hörte ich, wie er mein Name hauchte. So viel Überraschung und Emotion war in diesem einen Wort gewesen. Und doch kam der Zweifel und die Angst, dass er ein Leben ohne mich hatte und nach dieser irrwitzigen Aktion wieder Tschüss sagen würde. Diese Angst packte mich und ließ mich schwer atmen. Sicherlich hatten meine geprellten Rippen auch mit dem Gefühl der Zugeschnürten Kehle zu tun.
Ich hasste diese Schwäche, das Gefühl von Angst, die er in mir auslöste. Ich hatte ihn schon ein Mal verloren. Es hatte mich fast das Leben gekostet, diesen Verlust zu spüren. Aber neben der Angst, den tausend Fragen und der Wut, dass er mich damals weg geschickt hatte, spürte ich auch etwas ganz anderes, viel intensiveres. Schmetterlinge, wie am ersten Tag, an dem er in das Revier meiner Eltern trat. Rakesh hatte noch immer genau diese Wirkung auf mich.
Jede unbeabsichtigte Berührung ließ das Feuerwerk in mir los brennen. Und so starrte ich nur auf meine Pfoten und die Erde, die diese bewegten. Versuchte das Gefühlschaos in mir zu beruhigen und regelmäßig zu atmen.

Ich merkte erst, dass Rúna und Kaya zu uns aufschlossen, als Rakesh in seinem Tun inne hielt und sich abwandte. Ich sah schnell über meine Schultern und erblickte die Beiden. Rúna war schon tatkräftig dabei Avis zu unterstützen.  Erleichterung kam in mir auf, als ich sie beide sah. Gemeinsam konnten wir es vielleicht wirklich schaffen! Wobei ich noch immer nicht verstand, warum wir einen Bären befreien wollten.

Ich fing wieder an zu buddeln und Rakesh trat wieder an meine Seite und tat das selbe. Dieses Mal überforderte mich seine Nähe nicht so sehr, wie bei der ersten Berührung. Dennoch musste ich mich stark auf die Atmung konzentrieren. Wieder verfiel ich in diese Trance.
Das Abrutschen der Erde unter Kimya und der kleinen Fähe, ließ meinen Blick hoch schrecken.

"Springt!"

Rief ich, nahezu zeitgleich, als Rakesh den Namen der Kleinen rief. Unsere Rufe und auch Rakeshs beherzter Sprung zu ihnen wären zu spät gewesen. Zum Glück hatte Kimya schnell genug reagiert und konnte sich aus der Situation retten, die kleine obendrein.

Doch als Rakesh verschwunden war, erblickte ich Avis, der wieder an erste Front gegangen war um mit uns zu buddeln.
"Wann lernst du endlich, wann du gehorchen musst!
platzte es aus mir heraus und ich biss nach seiner Brust.
Du bringst dich und damit uns alle in Gefahr. Geh!"
wieder schnappte ich nach ihm und zwickte mit meinen Zähnen ordentlich zu.
"Geh!"
Auch wenn wir keine feste Rangordnung hatten - er hatte zu gehorchen und nun musste er die Lektion vor allen zu spüren bekommen. Immer wieder drangsalierte ich ihn, setzte meine Körpergröße und mein Gewicht - so wie meine Zähne - gegen ihn ein, bis ich ihn von der Grube weg gebissen hatte und mit gefletschten Zähnen über ihm stand. Ich hörte mit dem Beißen auf und starrte ihn bedeutend schwanger in die Augen. Nun würden wir sehen, ob er es als Anweisung oder Herausforderung aufnehmen würde. Auch wenn es für einen Machtkampf dieser Art gerade der unpassendste Zeitpunkt war, es musste geschehen.

[Buddelt mit Rakesh an vorderer Front | Wird von heftigen Gefühlen überrannt | Weißt Avis körperlich zurecht und dominiert ihn]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 29.06.2022

Ich war voll und ganz aufs Graben konzentriert, so dass ich die Beinah-Tragödie neben mir erst bemerkte als der fremde Rüde halb über mich, halb an mir vorbeisprang und auf die junge Fähe und Kimya zu. Einen kurzen Moment hielt ich inne, musterte meinen Bruder, der sich längst wieder aufgerappelt hatte und nun zum Bären hinunterblickte. Hin und hergerissen zwischen dem Drang ihn an der Rute zu packen und weg von der Kante zu ziehen und einfach weiter zu graben, schüttelte ich schließlich den Kopf. Ich stand schließlich selbst genau an dieser gefährlichen, brüchigen Kante und ihm war ja nichts passiert! Außerdem hatte er eine seiner genialen Ideen, um die ich ihn all zu sehr beneidete. Die Erde musste nicht weg vom Abgrund, sie musste genau dort hinein!
All diese Überlegungen passierten innerhalb einiger, weniger Herzschläge und gerade als ich Sand und Dreck in die Grube schieben wollte, schnitten knurrende Worte durch die Luft und schließlich biss Skadi mich fort von der Kante.

Überrascht über diese Attacke wich ich zurück, legte die Ohren dicht an und zog meine Rute leicht zwischen die Beine als sie wieder und wieder mit ihren Zähnen nach mir schnappte. Was war denn in sie gefahren!? Rückwärts stolpernd landete ich schließlich auf dem Rücken und sah mich ihrem strengen Blick und den warnenden Lefzen gegenüber. Unweigerlich drückte ich eine Pfote gegen ihre Brust, wollte sie auf Abstand und fern von meiner Kehle halten, gleichzeitig sah ich nicht ein ihr meine empfindliche Unterseite zu zeigen. Ich hatte nichts falsch gemacht! Frustriert kräuselte sich meine Nase.

“Was willst du?! Ich bin nicht gerade fast in die Grube gerutscht!“,

knurrte ich ihr entgegen und versuchte mich zu befreien. Warum wurde ich gerügt, obwohl ich Acht gab und noch dazu dabei half den Bären zu befreien. Das war unfair!

[konzentriert sich aufs Buddeln / ist von Skadi überrascht / ärgert sich und geigt ihr die Meinung]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 02.07.2022

Körperlich war ich Avis überlegen. Er wog, vor allem, nachdem er so lange alleine war, kaum etwas. Jedoch spürte ich die Kraft, die in ihm schlummerte. Es war sein Glück, dass er diese nicht gegen mich einsetzte, sondern nur, um mich von ihm fern zu halten. Mit seiner ausgestreckten Pfote drückte er mir gegen die Brust und hielt mich so davon ab, weiter nach ihm zu schnappen. Sicherlich konnte ich dieses Hindernis mit Leichtigkeit überwinden, wenn ich es wollte, doch ich tat es nicht. Statt dessen beließ ich es dabei, ihn zornig und mit gefletschten zähnen in die Augen zu sehen.

Seine Worte waren trotzig und es fehlte jede Spur von Reue. Eine letzte Warnung musste sein, daher schnappte ich noch ein Mal nach seinem Gesicht. Meine Zähne schnappten laut aufeinander, als diese nur um Haares Breite vor seine Nase zusammen trafen. Ein drohendes Knurren entfuhr mir, und mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich langsam und deutlich.

"Du beweist es immer wieder, was für ein kleiner Welpe du noch bist und das du noch lange nicht reif genug bist. Tu was man dir sagt, Avis, und verschwende hier nicht weiter unsere Zeit. Die Lose Erde ist dein Platz, weg von der Kante. Und das ist die letzte Ansage, hast du endlich verstanden?"

Ich ging von ihm weg und kehrte ihm den Rücken zu, ohne das ich auf eine Antwort wartete. Schnell war ich wieder an meinem Posten, nur kurz irritiert, warum nun alle in die andere Richtung buddelten. Ich ließ das, was parallel zu der Auseinandersetzung mit Avis passierte, noch ein Mal Revue passieren. Gut, dass das Gehirn so etwas irgendwo doch wahr nahm und man es - zumindest Stückchenhaft - wieder hervor zaubern konnte. #
Kimya hatte die Idee, dass die Erde in die Grube rein gebuddelt werden musste, anstatt von der Grube weg. Ich sah die Abriss kante, die vor dem Bären lag und die lose Erde, die Rúna, Rakesh und Kaya schon in die Grube gebuddelt hatten.

'Wenn Avis nur ein bisschen von Kimyas Kühnheit hätte, dann würde er ganz bald einen ganz anderen Platz haben können'

Dachte ich, und sah dabei noch ein Mal zu Avis, um ihn mit den Blicken an Rúnas Seite zu verweisen.
Auch Kayas Worte kamen im Revue bei mir an. Er witterte etwas unheilvolles. Ich konnte nur die feuchte Erde, den Bären und die Schar an Raben riechen. Zudem den Geruch von Angst, der unterschwellig aus jedem von uns Drang. Für weiteres war meine Nase nicht fein genug - oder ich nahm mir nicht die Zeit, um ausdauernd zu wittern? Ich blickte zu Kaya, fragend und besorgt. Waren die Menschen sehr nahe?
Dann schüttelte ich diesen Gedanken ab und platzierte mich wieder neben Rakesh. Mir sträubte sich das Fell, da es mir gar nicht behagte, einen Bären im Rücken zu wissen.

"Wer ist dieser Bär? Und wieso tun wir das für ihn?"

Fragte ich dann Rakesh. Jetzt, wo die Erde so lose war, war es gar nicht mehr so anstrengend und ich konnte ein kurzes Gespräch beginnen, ohne dabei aus dem Rhythmus zu geraten.

[Erteilt Avis die Lektion und verweist ihn ein letztes Mal | Kehrt wieder an Rakesh Seite zurück]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Amuary - 19.07.2022

Angespannt beobachtete ich wie die großen Wölfe alle gruben und versuchten den Bären frei zu bekommen.
Ich selbst wusste gar nicht so Recht wohin mit mir, also hielt ich mich an den jungen Wolf direkt neben mir.
Auch Rakesh hatte ja zu ihm gesagt, er solle ein wenig auf mich gucken, oder? Also würde es wohl ok sein.
Deshalb war mir gar nicht aufgefallen, wie wir immer näher zur Grube gingen.
Vielleicht war es auch meine eigene Neugier gewesen, aber am Ende ging es ganz schnell.

Plötzlich spürte ich wie die Erde unter mir nachgab. Mehr als ein erschrockened Winseln konnte ich auch nicht von mir geben, was aber im selben Moment erstickt wurde wie es entweichen wollte, weil der andere Jungwolf mich umschubste, weg schubste. Entweder mit Absicht, oder auch nicht.
Eigentlich war es auch egal.
Erleichtert atmete ich erstmal aus. Dass der Tag heute noch so aufregend werden würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

"Alles gut. Mir gehts gut", sagte ich zu Rakesh mit zitterndes Stimme. Es ging ja auch gut.
Ich brauchte nur eine kleine Verschnaufspause.
Die mir jedoch nicht wirklich gegönnt wurde. Es ging immer noch alles viel zu schnell.
Plötzlich hatte der kleine Wolf eine Idee, die gar nicht so schlecht klang. Die ganze Erde zum Bären buddeln.
Sollte ich mithelfen? Ich versuchte aufzustehen, machte ein paar vorsichtige Schritte Richtung Grube, beschloss mich aber mit einem Rückwärtsschritt wieder hin zu setzen.
Es waren schon so viele Wölfe um die Grube herum. Da wollte ich lieber nicht im Weg stehen.

Aber der eine Wolf auf der anderen Seite. Meinte der nicht irgendwas von anderen Gerüchen vorher? Ich witterte die Luft. Zu viele fremde Gerüche flogen herum, die alle sehr stark waren. Ich wusste gar nicht auf welchen Geruch ich mich zuerst konzentrieren sollte.
Es war viel einfacher gewesen als ich mit meiner Familie unterwegs war oder auch alleine. Oder auch die kurze Zeit mir Rakesh. Wenn nach und nach neue Gerüche dazu kamen.
Aber im Moment waren überwältigend viele Gerüche die alle sehr nah zu sein schienen. Ich nieste ein paar Mal um meine Nase frei zu bekommen, aber irgendwie ... die Gerüche wurden dadurch nur noch mehr. Langsam wurde mir echt schwindelig von so viel Neuem ...


[ist beinahe abgeruscht zusammen mit Kimya | hält lieber Sicherheitsabstand | versucht sich ebenfalls auf die Gerüche zu konzentrieren]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 20.07.2022

Ich hatte den Schreck über den Beinahe-Absturz der beiden Jungwölfe überwunden und war erneut an Skadis Seite zurückgekehrt, da schien sie wahrzunehmen, dass der kleine Rebell ihre Aufforderung dreist ignoriert und sich wieder an vorderste Front gedrängt hatte. Ich begab mich bereits daran, die lose Erde hinab in die Gruppe zu schaufeln, während Skadi auf den Kleinen reagierte. Und wie sie das tat! Mit unverborgenem Interesse beobachtete ich, wie die Fähe den Rebellen heftig in die Schranken wies. Der Kleine zeigte nur wenig Reue und ich fand meine erste Einschätzung von ihm erneut bestätigt.
 
Mehr Mut als Verstand, sag ich ja, dachte ich und schüttelte schnaubend den Kopf. Der würde noch Arbeit machen. Dieser Gedanke huschte durch mein Bewusstsein und ich ertappte mich dabei, wie er mich kurz ins Stocken brachte. Plante ich bereits erneut meine Zukunft mit Skadi? Sie hatte sich je eine recht schöne ohne mich aufgebaut, wie es schien. Der graue Rüde konnte ihr neuer Gefährte sein. Nach seinem Auftritt zuvor hatte er jedenfalls durchaus etwas zu sagen in dieser kleinen Gemeinschaft… Die Eifersucht durchfuhr mich völlig unerwartet und traf mich mit voller Wucht. Ich sog tief die Luft ein und ließ sie durch meine angespannten Lefzen wieder entweichen. Ich hatte mir die letzten Jahre so wenig Gedanken um Skadi gemacht wie irgendwie möglich und nun stand sie wieder vor mir und alles kehrte auf einen Schlag zurück. Ich wusste nicht ganz wohin mit diesen Gefühlen, also versuchte ich sie ins Graben zu stecken. Doch die lose Erde flog nur so um uns herum und türmte sich in Windeseile in der Grube auf. Was gut war, sehr gut sogar. Doch leider war es viel zu leicht.
 
Als Skadi wieder neben mir auftauchte wandte ich kurz den Blick ab, um mich zu sammeln. Ich wusste, wie gut sie mich lesen konnte und machte mir nicht vor, dass sie diese Fähigkeit in den letzten Jahren verlernt hatte. Also stellte ich sicher, dass meine Miene wieder ausdruckslos war, als sie sich mit ihrer Frage an mich wandte. Wie es schien war auch für sie das Graben nun leichter und sie bekam die Zeit, die Fragen zu stellen, die in der Luft lagen. Ich sah sie aus dem Augenwinkel an, überlegte einen Moment, wie ich antworten sollte.
 
“Er hat mir das Leben gerettet. Das hier bin ich ihm schuldig.“ Es war nur ein Bruchteil der Wahrheit, doch zu mehr konnte ich mich gerade nicht durchringen. In welcher Situation dieser Bär mir den Pelz gerettet hatte beschwor nur wieder dieses Bild hervor. Dieser verletzte Ausdruck in Skadis Augen und der Anblick, wie sie für immer verschwand. Niemals hätte ich geglaubt sie je wieder zu sehen. Wie musste es da erst für sie sein? Der totgeglaubte Gefährte, der längst ersetzt worden war… Ob mein Auftauchen unangenehm für sie war? Vermutlich hatte sie angemessen um mich getrauert und dann ihr Leben fortgesetzt. Genau das hatte ich mir für sie gewünscht. Sie sollte nicht allein bleiben. Doch warum raste mein Herz so zornig, wenn ich näher darüber grübelte?
 

[nimmt das Graben wieder auf | antwortet Skadi | grübelt über die Vergangenheit]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 20.07.2022

Mein ganzer Körper wechselte zwischen äußerster Anspannung und unkontrolliertem Zittern. Ich stand wieder meiner größten Angst gegenüber. Wäre es nur um mich gegangen, so hätte ich längst mehrere Meilen Abstand zwischen mich und dieses drohende Unheil gebracht, wäre gerannt bis meine Lungen zu bersten drohten und meine Beine sich weigerten mein Gewicht zu tragen. Doch es ging hier um meine Söhne. Und ich würde nicht mit mir leben können, wenn ich erneut die Angst über meine Verpflichtungen siegen lassen würde. Also schob ich mich weiter vor, auch wenn sich alles in mir dagegen wehrte. Die Luft schien erneut nach Feuer zu riechen, nach Rauch, der sich in meine Lungen brannte und laut schreiend seine Opfer forderte. Dabei war der einzige Geruch, den ich mit großer Anstrengung wahrnahm der nach den vierbeinigen Huftieren, die die Menschen benutzten, um schneller vom Fleck zu kommen. Doch ich wusste, dass diese Tiere hier nicht alleine unterwegs waren. Und der Geruch kam näher und das nicht nur, weil ich mich angespannt darauf zu bewegte. Nein, die Menschen kamen genau in meine Richtung und hielten auf mich zu, beziehungsweise auf das, was sich in meinem Rücken befand. Ich hob den Blick über die Schulter gen Himmel und verfluchte im Stillen die Raben, die in der Ferne ihre Kreise zogen und den Zweibeinern zielsicher den Weg wiesen. Ich hätte umkehren und die anderen warnen können, doch ich wollte zunächst wissen, womit wir es genau zu tun bekommen würden. Also verfiel ich in einen geduckten Trab und lief in leichtem Bogen in die Richtung, aus der der tödliche Geruch immer näherkam.
 
Ihr Ziel ist die Bärenfalle, nicht du. Sie haben keine Ahnung, dass du hier bist, sagte ich mir immer wieder, während ich mit der alles einnehmenden Furcht rang und mich beinahe schon aggressiv dazu zwang, meinen Weg fortzusetzen. Die Gerüche wurden deutlicher, mischten sich mit Blut und Tod und als ich kurz innehielt konnte ich das leise Trotten der Hufe hören. Sie waren gemächlich unterwegs, kamen jedoch immer noch zielsicher in meine Richtung. Siegessicher und selbstbewusst, im Wissen, dass ihre Beute keine Möglichkeit zur Flucht hatte. Und dann schoben sie sich durch das Dickicht in mein Blickfeld. Es waren zwei Reiter auf ihren Huftieren, gut beladen mit ihrer Beute, toten Tieren deren Blut über die Körper der Reittiere tropfte, wo der Großteil bereits geronnen war und einen dunklen, schmierigen Film bildete. Ich blickte in die leeren Augen eines toten Kaninchens, doch statt Appetit verspürte ich nur Übelkeit. Ich drückte meinen Körper so weit es ging flach auf den Boden und verbarg mich im Gestrüpp, während mein Herz so laut gegen den Waldboden pochte, dass ich sicher war sie würden es hören. Doch sie ritten achtlos an mir vorbei, hatten nur Augen für ihr Ziel. Ich erlaubte mir einen zitternden Atemzug, dann rannte ich los.
 
Meine Beine trugen mich blitzschnell über den Waldboden, die Ohren angespannt zurückgedreht, wo das Trappeln der Hufe immer leiser wurde und schließlich hinter mir verklang. Doch wir würden es schon bald wieder hören, wenn wir uns nicht beeilten. Ich rannte, schneller als ich je gerannt war und nun wiesen auch mir die Raben den Weg zurück. Und während ich meine Muskeln bis ins äußerste Zwang überlegte ich, wie ich die Gruppe verdammt nochmal von dieser mörderischen Rettungsmission abbringen und in Sicherheit bringen könnte. Doch viel Zeit blieb mir nicht, denn der Weg war kürzer, als mir lieb war. Damit waren auch die Menschen nicht mehr allzu weit, auch wenn ich gerannt war, als hinge mein Leben davon ab. Ich sprang durch ein paar tiefhängende Äste und erreichte atemlos die kleine Lichtung mit der riesigen Grube, in der der Bär nach wie vor gefangen war. Kaya erblickte ich als erstes, dahinter konnte ich Kimya bei der jungen Fähe ausmachen, Avis ein Stück weiter bei Rúna, Skadi und dem Fremden. Ich stieß erleichtert die Luft aus, dass der Rest des Rudels auch hier war und der Fremde meinen Söhnen tatsächlich nichts getan hatte. Doch es blieb keine Zeit für Begrüßungen.
 
“Es sind zwei Reiter auf ihren Huftieren, sie sind bewaffnet und kommen genau auf uns zu. Wir müssen verschwinden!“, verkündete ich scharf und trabte währenddessen zu Kimya, der mir von meinen Söhnen am nächsten war und schnupperte angespannt an seinem Fell. Dabei legte sich mein Blick auf Skadi, weil sie vermutlich diejenige war, auf die meine Söhne am ehesten hören würden, auch wenn es mir nicht gefiel.
 
 
[entdeckt die Menschen | rennt zurück und warnt die anderen | drängt zur Flucht]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 24.07.2022

Nur kurz schlossen sich meine Augenlider als Skadis Kiefer dicht vor meiner Nase zusammenschlugen. Es war eine Warnung, dass war mir sehr wohl bewusst und doch gab es meinem Frust nur noch mehr Zündstoff. Ich verstand einfach nicht was ihr Problem war, warum sie mich so vehement von der Grube fort und zurecht wies. Kimya war beinah hinunter in das Loch gefallen, nicht ich. Ich hatte aufgepasst! Ich biss meine Zähne fest aufeinander, unterdrückte den Impuls Skadi doch noch in die Nase zu beißen und hielt sie weiterhin mit der Pfote auf Abstand.
“… was für ein kleiner Welpe du noch bist…“, die Worte trafen mich hart, weil ich mich längst nicht mehr als kleinen Welpen sah. Ich hatte eine ganze Zeit alleine ge- und überlebt, ohne die Hilfe der anderen. Ich war vieles, aber ich war ganz sicher kein unreifer Welpe mehr!

Ich drehte mich zurück auf meine Pfoten, kehrte ihr den Rücken als sie ohne sich noch einmal umzusehen davon ging. “Du hast mir gar nichts zu sagen“, knurrte ich leise hinter ihr her und schüttelte den Sand aus meinem Fell. Anstatt ihrem Befehl zu folgen und die lose Erde nun wieder in die andere Richtung zu buddeln, ließ ich mich auf mein Hinterteil plumpsen und schenkte Kimya einen finsteren Blick. Dabei konnte er nun auch nichts für die Rüge, die ich von Skadi kassiert hatte. Allerdings hoffte ich einen letzten Moment noch, dass er ebenfalls eine Ansage bekam. Bekam er nicht. Frustriert schnaufte ich und sah den anderen stur dabei zu, wie sie seinen Plan umsetzten. Bis mich schließlich erneut Skadis funkelnder Blick traf und sie mir mit einem Nicken zu verstehen gab, dass ich Rúna helfen sollte. Ich rollte mit den Augen und trat an Rúnas Seite, wo ich mit deutlich weniger Elan begann die Erde wieder Richtung Grube zu schaufeln. Ich tat es nicht um Skadis Willen, sondern viel mehr für unsere Heilerin, damit sie nicht alles allein machen musste.

Für eine Weile versank ich in meinen eigenen zornigen Gedanken, während meine Pfoten fast wie von selbst weitergruben. Ich konnte und wollte es nicht verstehen, aber da niemand von den anderen etwas gegen Skadis Worte hatte, schienen sie wohl der gleichen Meinung zu sein. War ich wirklich noch immer ein nutzloser Welpe?
Das Rascheln zwischen den Bäumen riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte auf als Arkanis auf die kleine Lichtung sprang. Ihr Atem ging schnell und ihr Blick wirkte mehr als nur beunruhigt, da war Angst in ihren Augen. Ich hielt inne und lauschte ihren Worten, dann sah ich hinüber zur Falle.

“Was ist mit dem Bären? Es fehlt nicht mehr viel, dann kann er entkommen?“,

fragte ich und zuckte mit den Ohren, hob die Nase in den Wind und witterte. Ich hatte noch nie bewaffnete Zweibeiner gesehen, ich wusste nicht das sie fliegende Zähne und so lange Krallen hatten, dass sie einen auch aus über einer Wolfslänge entfernt angreifen konnten. Und ich ahnte nicht, wie schnell ihre Huftiere waren. Ich sah lediglich meine Mutter, deren Ausdruck von der Gefahr sprach und sie wollte das wir flohen. Aber wir waren doch viel mehr als die Menschen…

“Können wir sie nicht bekämpfen?“, ich sah mich einmal um, zählte die Mitglieder der Runde, “wir sind acht, sie sind nur zu zweit und wenn der Bär erstmal befreit ist, haben wir noch mehr Unterstützung!“

Ha! Wer war hier jetzt noch ein dummer Welpe?! Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lefzen und ich schob demonstrativ noch etwas Erde hinüber zu Skadi und dem Fremden… Rakesh.


[ist frustriert / hilft Rúna / macht einen Vorschlag und findet ihn prima!]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 28.07.2022

Es war für mich fast zu schön, um wahr zu sein. Schon das zweite Mal an diesem Tag wurde nach meiner Nase gehandelt. Ich war gewiss nicht der Wolf, der es darauf an legte, zu bestimmen und zu führen. Und doch gab es diese wenigen Momente im Leben, in denen man wusste, dass man richtig lag und was zu tun war. Ich war es gewohnt, dass zumindest Avis meine Ideen verspottete oder sie etwas abwandelte und dann so drehte, als sei es seine Idee gewesen. Oder die Erwachsenen schenkten mir nicht gehör. Vielleicht weil ich zu leise war. Bestimmt aber, weil ich noch ein Welpe war. Doch heute handelte ich einfach. Ich lief auf die Raben zu, die uns hier her geführt hatten. Und dann hatte ich diese irrwitzige Idee, dem Bären die Erde vor die Nase zu schaufeln - ich sprach sie direkt und unverblümt aus - und alle handelten wie ich geraten hatte.
Nur Avis und Skadi unterbrachen, weil Avis eine ordentliche Rüge erteilt bekam. SO hatte ich es noch nie erlebt, dass Skadi einen von uns zurecht wies.
Ich winselte fast aus Mitleid, als ich es sah, doch das Fiepen erstarb noch bevor ich den Laut geben konnte, als ich die Stimme des Bären hörte. Tief und Kehlig klang sie. Und doch fand ich sie sanft und wohlwollend.

"Du bist ein ja ein Fuchs, kleiner Freund. Scharfsinnige Idee. Sehr Klug"

Sagte er zu mir. Mit riesigen Augen und hämmernden Herzen starrte ich ihn an. Seine Stimme hallte immer wieder in meinen Ohren wieder.
Fuchs?
Dachte ich nur, und sah an mir herab.

Der Bär fing nun auch an behäbig mit einer Pfote an dem Rand der Grube zu buddeln. Er lies dadurch festerer Klumpen in die Grube gleiten und schob diese auf den Haufen loser Erde, die wir Wölfe ihn vor die Nase buddelten. Er schob alles an Erde so zusammen, dass sie sich auf türmte. Jedes Mal wenn es so aus sah, als könnte er nun heraus spazieren, drückte er die lose Erde durch sein Gewicht tief nach unten. Und dann sah es nicht mehr so aus, als könne er direkt heraus gehen. Und doch wuschs der Erdhaufen vor ihm und man konnte sehen, dass mein Plan auf ging. Seine Bewegungen waren nicht ganz flüssig - so, als hätte er Schmerzen. In meiner Aufregung konnte ich nicht ganz erkennen, was ihm Probleme machte. Außerdem hing mir noch immer die falsche Annahme nach, dass ich ein Fusch sei.
Wie nahm ich allen Mut zusammen und räusperte mich, bevor ich dies richtig stellte:
"Entschuldige, aber... ähm - ich bin kein Fuchs. Ich bin ein Wolf, wie wir alle hier. Ich bin nur so klein, weil ich noch jung bin. Aber Füchse erkennst du am Fell... sie sind Rot, fast so, als hätten sie in Blut gebadet."

Sagte ich leise und leicht unsicher zum Bären. Dann wich ich zu Amuary zurück, aus angst, dass er sich nicht verbessern lassen wollte. Amu war von der Grube weiter weg getreten und mir fiel erst jetzt auf, dass sie etwas zu wittern schien. Fragend sah ich sie an.

Aus der Grube ertönte ein kehlig, brummendes kurzes Lachen. Gerade setzte der Bär noch an etwas zu sagen, als Mutter durch die Büsche geschossen kam. Sie blickte sich noch im Lauf um und schloss direkt zu mir auf. Meine Rute wischte erleichtert und erfreut von einer zur anderen Seite und ich sprang an ihr hoch und leckte ihr über die Lefzen - doch dann sah und roch ich ihre Angst und das Gefühl kroch direkt in mich herein. Als würde eine kalte Pfote mich zu Boden drücken und ihre Temperatur in mich hinein fließen lassen. Meine Rute legte sich ganz eng an meinen Bauch. So hatte ich Mama noch nie gesehen und so wollte ich sie auch gar nicht mehr sehen.
"Was sind Reiter?"

Fragte ich mich nur, doch wagte es nicht diese Frage laut zu stellen,

"Wo sollen wir hin?"

Fragte ich statt dessen und fixierte Mama.
Avis Zweifel den Bären zurück zu lassen kamen nahezu zeitgleich mit meiner Frage. Und dann kam er mit einem ganz anderen Vorschlag um die Ecke. Warum wir nicht kämpfen würden. Wir waren in der Überzahl. Ich sah zu ihm herüber. Völlig verwundert und bewundernd, wie mutig er war. Während ich die Angst sofort adaptiert hatte und mich ohne zu zögern in die Flucht und die tiefsten Verstecke gezwängt hätte, schlug er einen viel mutigeren Weg ein.

Ich verharrte einfach in meiner Position. Ich wusste nicht mehr, was hier das richtige war und was nicht. Ich würde einfach das tun, was man mir sagen würde - nicht in der Lage, eine eigene Entscheidung geschweige denn Meinung in dieser Situation zu treffen.

"Ich habe dich damals nicht gerettet, damit wir zusammen sterben, Rakesh."

Hörte ich dann die tiefe Stimme des Bären aus der Grube. Als ich zu ihm sah, hatte er mit den Bemühungen sich selbst zu retten auf gehört und sah Rakesh ernst an. Ich glaubte auch Angst in seinen Augen zu sehen - doch strahlte er in dieser Ausweglosen Situation auch eine Ruhe und Gutmütigkeit aus, die ich so bisher noch nie gesehen hatte,

[Spricht mit dem Bären | Bekommt sofort Angst und Unsicherheit, als Arkanis in die Gruppe kommt und die Botschaft übermittelt]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 29.07.2022

Ich spürte, dass Rakesh irgendetwas versuchte zu verbergen. Ich wusste nicht, ob es eine Verletzung, eine Schwäche oder einfach nur ein paar Gedanken waren - ich wusste nur, dass er sich sammelte. Und als er sich mir wieder zu wandte, um meine Frage zu beantworten, war seine Mimik ausdruckslos und leer. Für wohl jeden hier, nur mir verriet dieser Blick mehr als er wollte. Doch jetzt war nicht die Zeit nach zu haken, was ihn so beschäftigte. Es gab nicht ein Mal mehr die Zeit nach zu fragen, wann dieser Bär ihn gerettet hatte.
Ganz automatisch war mir zwar das Bild vor Augen gekommen, in dem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Rakesh, gefangen in diesem fürchterlichen metallenen Gebiss von den Menschen. Jaulend vor Schmerz, blutend und nicht in der Lage zu fliehen. Selbst wenn die Falle nicht in der Erde verankert gewesen wäre, dann konnte er so nicht laufen. Ich wollte ihn retten, doch meine Versuche die Falle zu öffnen endete nur mit einem kleinen Kratzer in der Nase und Frust. Dann jagte er mich fort.
Er biss und schnappte nach mir, trieb mich mit aller Kraft die er noch hatte von ihm weg.
Das war mein letztes Bild von ihm. Für mich starb er in diesem Moment, weil ich keinen Ausweg für ihn sah, als unser Rudel mich ebenfalls davon jagte, als ich sie antreiben wollte Rakesh zu retten. Eine weitere Zukunft für Rakesh hatte ich mir daher nie für ihn ausgemalt - er war tot - gestorben an diesem Ort. Alleine. In Gefangenschaft.

Und nun erzählte er, dass er gerettet worden ist. In den Sekunden die mir blieben um die Information zu ordnen, konnte ich mir keine andere Lebensbedrohliche Situation für Rakesh ausmalen. Ich sah zu dem Bären herunter, der bei jedem Versuch zu fliehen den Erdhaufen wieder herunter drückte. Mein Blick war voller Dankbarkeit. Dankbar dafür, dass er einen Fressfeind das Leben gerettet hatte. Und nun war es mir genau so ein Herzensanliegen, eben diesen Bären aus der Menschenfalle zu befreien.

Allerdings traf Arkanis ein und sie sah mehr als nur beunruhigt aus. Ihre Angst schwappte auf Kimya direkt über - und ich hätte gelogen, wenn ich behauptet hätte, dass ich sie kein bisschen teilte.
Die Worte des Bären wollten es nur unterstreichen, dass ich der Angst und dem natürlichen Fluchtinstinkt nachgeben sollte. Nur einer schien es gar nicht zu kümmern, dass es Menschen waren, die auf dem Weg zu uns waren.

Ich schnaubte.
"Du naiver. kleiner. Wolf"

Raunte ich zu ihm. Dich ich kam ins stocken. Naiv war die Idee. Und gefährlich. Aber genau so mutig. Und vielleicht war es genau das, was den Bären retten könnte. Wenn wir etwas taten, womit niemand rechnete.

"Vielleicht ist das gar nicht so dumm."

Flüsterte ich - mehr zu mir, aber an Avis gewandt. Und dann blickte ich zu Kaya, Arkanis und Rúna. Rakesh traute ich in diesem Moment nicht an zu sehen. Zwar war er es, der angefangen hatte, einen Bären retten zu wollen - doch Avis Idee zu verfolgen und Menschen zu vertreiben - das war verrückt. So verrückt, dass er mich nicht wieder erkennen würde und gehen würde? Oder imponierte es ihn.
"Schäm dich Skadi. Denk doch jetzt nicht über Gefühlsduseleien nach!"
Rügte ich mich. Immerhin hatte ich mit dem Buddeln nicht gestoppt - sondern noch eine Zahn zu gelegt, so das meine Pfoten ab und an wieder feste Erde auf buddelten, wenn keine lose vor mir lag.

"Avis, vielleicht ist das gut. Aber nur, wenn es alle wollen. Keiner von uns - Keiner! - darf eigenmächtig handeln."

Mein Blick ging zu Rúna und Kaya. Arkanis stand hinter uns, so dass ich zu ihr, Kimya und der kleinen Fähe nicht sehen konnte - und Rakesh auslassen konnte.

"Die Raben müssten laut genug sein. Wenn wir uns im Gebüsch verstecken, dann können wir unentdeckt besprechen. Fliehen können wir noch immer, aber vielleicht gibt es einen Weg um die Menschen zu vertreiben. Los, Lauft."

Nun sah ich zu Arkanis und den jungen Wölfen und wies ihn mit einem Nicken den Weg. Dann sah ich endlich Rakesh an.
"Komm, mehr können wir erst mal nicht tun"
hauchte ich zu ihm. Mein Blick heftete sich noch kurz an seinen Augen fest. An Augen, die ich nie geglaubt hatte wieder zu sehen. Mein Herz würde zu rasen beginnen, wenn es durch die Tätigkeit und der Aufregung nicht schon wild schlug. An liebsten hätte ich meine Nase tief in sein Fell geschoben, doch diesem drang konnte ich nach geben. Ich schloss statt dessen meine Augen, sog seinen Duft ein - und dann ging ich von der Grube fort und suchte in nächster nähe eine Stelle im Gebüsch, die groß genug für uns alle war - aber vor Blick schützte.

[Wirft Avis Plan nicht gänzlich über Board, ruft zur Besprechung in Deckung auf]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 17.09.2022

Skadis prüfender Blick brannte sich in meinen Pelz, doch ich ließ nicht zu, dass uns dieser Moment wertvolle Sekunden kostete. Ich grub weiter mit voller Kraft und ließ ihr Zeit genug, das Gesagte zu verdauen. Dabei vermied ich es so gut es ging, sie aus dem Augenwinkel dabei zu beobachten. Noch vor gefühlten Herzschlägen hatte sie mir zugeraunt, dass ich es ihr schuldig war, mit ihr und den anderen zu fliehen, sollte es gefährlich werden. Dachte sie nun anders über die Schuldfrage in dieser Situation? War das nun der Kreis, der sich schloss? Sie war damals nicht fähig gewesen mich zu retten und nun bekam sie die Chance meinen Lebensretter ihrerseits zu retten, sozusagen als Wiedergutmachung? Ich schnaubte. Ein boshafter, zynischer Gedanke, schließlich hatte ich selbst doch damals Skadi vertrieben, um sie aus der Gefahrenzone zu bekommen. Und dennoch… ein Teil von mir war immer noch verletzt darüber, dass sie mich verlassen hatte. Was ein sinnloses, unfaires Gefühl. Die lange Zeit allein schien meine Wahrnehmung völlig verzehrt zu haben.
Ich biss mir von innen auf die Lefzen, um durch den Schmerz wieder zu mir zu kommen. Ich hatte Skadi damals vertrieben, um sie zu schützen! Und sie war gegangen, weil sie mir nicht helfen konnte. Und derjenige, der mir hatte helfen können saß direkt hinter mir in der Falle. Ich musste jetzt fokussiert bleiben!
 
Doch leichter gesagt als getan, denn gerade kam die Mutter der beiden Jungwölfe zurück und verkündete, dass die Menschen schon sehr nahe waren. Sie hatten zwei Reittiere und Waffen bei sich. Einen kurzen Moment hielt ich inne und sah mich angespannt um. Uns lief verdammt nochmal die Zeit davon! Stimmen wurden laut und Unruhe machte sich breit, doch inmitten des Gemurmels meldete sich der kleine Rebell zu Wort und was er sagte, ließ für einen Moment meinen Kiefer ungläubig herunterklappen. Die Menschen bekämpfen? Ich hatte so lange in ihrem Windschatten gelebt und mich vor ihnen verborgen, selbst wenn ich ihnen die meiste Zeit so nahe gewesen war wie vermutlich sonst keiner hier. Aber sie offen bekämpfen? Und doch schoss Adrenalin durch meine Adern und ich nickte, bevor ich merkte, dass ich es tat, und in mein Gesicht trat ein entschlossener Ausdruck. Wenn die Flucht keine Option war, blieb nur der Angriff und ich würde nicht ohne Basuu gehen.
 
 Ich stellte mich aufrechter hin, bereit dem Kleinen den Rücken zu stärken vor allen anderen. Und doch fand mein Blick nur wieder Skadi. Und ich sah sie herausfordernd an, bereit mich ihr entgegenzustellen, sollte sie die anderen zur Flucht drängen. Doch sie mied meinen Blick konsequent und die Worte, die sie aussprach, ließen mich erneut sprachlos zurück. Sie stimmte dem Zwerg zu? Sie war bereit, Basuu zu helfen? Eine Welle von Dankbarkeit durchströmte mich, doch sie riss ein anderes Gefühl mit sich, eines von dem ich mir in diesem Augenblick wünschte, sie könnte es in meinen Augen sehen, wenn sie mich nur endlich ansehen würde: Angst. Angst davor Skadi erneut in Gefahr zu wissen und Angst vor der Möglichkeit sie hier zu verlieren, nachdem ich sie gerade erst wiedergefunden hatte. Und während diese Gefühle in mir tobten, sprach sie zu den anderen, erneut mit dieser Autorität in der Stimme und diese Stärke riss mich mit. Ich trat an die Grube und blickte zu Basuu hinab. Er erwiderte meinen Blick mit diesen treuen Augen und seine Worte waren voller Furcht und dennoch bargen sie eine beeindruckende Entschlossenheit.
 
“Ich habe dich damals nicht gerettet, damit wir zusammen sterben, Rakesh.“ Ich schüttelte den Kopf und ließ in meinem Blick alle Überzeugung aufleuchten, die ich aufbringen konnte.
 
“Es gibt einen anderen Weg, alter Freund. Du und ich wir kennen die Menschen gut. Hier stirbt heute niemand.“, raunte ich ihm mit einem Grinsen zu, welches meine Augen nicht erreichte und wandte mich von ihm ab, bevor ich seine Antwort vernehmen konnte. Ich fürchtete sie würde mich sonst auf ewig verfolgen, sollte das hier schief gehen. Und dann, endlich trafen meine Augen auf die von Skadi. Von der vorherigen Angst war in meinem Blick nun nichts mehr zu sehen, doch die Dankbarkeit konnte und wollte ich nicht vor ihr verbergen. Kurz ließ ich den Blickkontakt zu, erlaubte den Sturm, den das in mir auslöste. Vielleicht hatte ich nicht mehr viele Gelegenheiten in diese Augen zu schauen. Dann riss ich mich los und stellte sicher, dass Amuary uns in das Gebüsch folgte. Ich kauerte mich zu den anderen, während mein schneller Herzschlag mir das Gefühl gab, der Boden unter mir würde beben. Doch ich nutzte dieses Donnern in meinem Inneren um meinen Worten die nötige Stärke zu verleihen.
 
“Danke, dass ihr mir helft. Ich weiß, ich bin für euch ein Fremder und ich habe euch in eine gefährliche Situation gebracht.“, raunte ich allen zu, die sich in meiner Hörweite eingefunden hatten.
 
“Doch ich kenne die Menschen und weiß um ihre Schwächen. Wenn ihr mir vertraut, kann ich uns da durchbringen!“ Ich wusste in diesem Moment, wie ich mich anhörte und ich ahnte, dass mein Befehlston nicht bei jedem gut ankommen würde. Doch darauf konnte ich nun keine Rücksicht nehmen. Mir lief die Zeit davon und verletzter Stolz war das letzte, was uns nun weiterbrachte. Ich warf Skadi einen kurzen Blick zu, in dem ich nichts als Entschlossenheit und Selbstsicherheit zuließ. Sie und die anderen mussten mir vertrauen!
 
“Die Huftiere der Menschen sind es, auf die wir uns zuerst konzentrieren müssen. Sie sind sehr schreckhaft und wir sind ihre natürlichen Feinde. Wir müssen versuchen, sie zu überraschen und so zu erschrecken. Wenn sie sich aufbäumen oder einen Satz machen, könnten wir Glück haben, dass die Menschen herunterfallen. Wenn nicht werden sie versuchen uns mit ihren Waffen zu bedrohen. Sie haben lange Stöcke, die vorne sehr scharf sind, ähnlich wie die Stacheln eines Igels nur sehr viel größer. Sie werden sie auf uns werfen und versuchen, uns so zu töten. Wenn wir uns so bewegen, dass wir zwischen den Menschen sind, haben sie am meisten Probleme uns zu treffen, ohne dabei den jeweils anderen Menschen zu gefährden.“ Ich hielt einen Moment inne und warf allen, die in meinem Blickfeld waren einen eindringlichen Blick zu.
 
“Aber auch die Huftiere können uns gefährlich werden, wenn sie nach uns treten. Das kennt ihr schon von der Jagd auf Hirsche oder Wapitis. Allerdings sind die Hufe der Reittiere oft mit einem Material verstärkt, welches in der Sonne glänzt und sehr hart ist. Viel härter als ein normaler Huf, was die Tritte gefährlicher macht.“
 
Die Information war viel und schnell und ich hoffte, dass die anderen mir würden folgen können. Mein Blick fiel auf Amuary und mein Magen verdrehte sich unangenehm. Würden wir wirklich die Jungwölfe da mit hineinziehen? Die Kleine hatte so viel an die Menschen verloren, ich vermutete, dass sie ohnehin vor Angst wie gelähmt sein würde… Und der andere war schwer einzuschätzen. Bei dem Rebellen hatten sie vermutlich das gegenteilige Problem: gefährliche Selbstüberschätzung. Ich seufzte und fing erneut Skadis Blick auf. Ich wusste, dass sie die Zweifel hinter den starken Worten würde sehen können, doch vor ihr hatte ich meine Gefühle noch nie verborgen. Sinnlos, es heute zu versuchen.


[stimmt Avis und Skadi zu | folgt ihnen in Deckung | erläutert einen Plan]