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PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Druckversion

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RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 15.05.2022

Adrenalin schoss durch meinen Körper und meine Pfoten trugen mich weiter. Ich hörte 'Warte' und 'Stopp' Rufe. Aber auch Mama, die 'Kommt mit' ruf. Ich wusste nicht, ob sie damit mich meinte, damit ich zurück kam - oder ob sie wollte, dass alle uns folgten. Und dann hörte ich Pfoten, die hinter mir her kamen. Dadurch bewegte ich mich nur schneller, angetrieben das Ziel zu erreichen. Ich wusste einfach, dass es das Richtige war. Ich musste dem Ruf des Raben folgen!
Die Pfoten kamen näher und holten mich ein. Aber ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Avis war. Sein Geruch eilte ihm voraus - wir hatten Rückenwind - und auch den klang seiner Bewegungen erkannte ich. Jeder hatte seinen ganz eigenen Rhythmus beim Laufen, und ich meinte, jeden aus unserem Rudel mit geschlossenen Augen am klang des Schrittes zu erkennen.

Als Avis neben mir war, war ich völlig überrascht, dass er mich tadelte. Gerade er, der Regelbrecher schlecht hin. Er hätte stolz auf mich sein sollen!

"Ich habe das richtige vor! Die Raben brauchen uns, ich weiß es einfach. Vertrau mir bitte."

Und dann musste ich noch etwas schelmisch grinsen.

"Und das wäre auch nicht das erste und letzte Mal, dass sie uns die Ohren lang ziehen."

Und dann wurden die Stimmen der Raben immer lauter. Der Himmel verdunkelte sich kurz unter den immer auffliegenden Vögeln, kurz bevor wir durch die Baumreihen brachen, die uns zu dem anderen Wolf führten.
Und als wir näher kamen, konnte ich ihn riechen, lange bevor ich ihn sehen konnte. Etwas großes. Einen Bären! Mein Nackenfell sträubte sich - und obwohl wir einem Bären nahezu gegenüber standen, war es der erwachsene Wolf, den ich anstarrte. Denn dieser buddelte an einem riesigen Loch. In dem Loch war der Bär gefangen. Er wollte ihm helfen. Und die Raben hatten uns zur Hilfe geholt.
Bevor ich etwas sagen konnte, fragte Avis genau das, was mir durch den Kopf schoss. Und als der Wolf uns Aufgaben zuteilte, kam unsere Mutter zwischen uns. Sie hatte etwas erfasst, was ich nicht so schnell gegriffen hatte: Der Bär war in einer Falle die aus Menschenhand kam. Also lag noch eine ganz andere, eine viel schlimmere Gefahr in der Nähe.

Ich nickte meiner Mama zu.

"Wird gemacht!"

Sagte ich ihr, und leckte ihr an den Lefzen. Als Dank, dass sie half. Und noch viel mehr, dass sie uns nicht, wie erwartet die Ohren lang zog - sondern offenbar erkannte, dass es richtig war, was wir taten. Und dann verschwand sie auch schon. Kurz überkam mich ein grausamer Gedanke: Aus so einer Situation ist sie schon ein Mal spurlos verschwunden.
"Bitte diesmal nicht. Komm zurück."

Doch diese beklemmende Angst musste ich schlucken. Ich hatte einen Auftrag. Ich lief an der Grube vorbei zu 'der Kleinen', wie der Wolf sie genannt hatte. Als ich von oben den Bären besser sehen konnte, blieb ich kurz stehen und starrte herab.

"Der ist aber ganz schön groß"

Dachte ich

"Und hat lange Klauen."

schnell blickte zu der jungen Fähe, die vor mir stand und fuhr meinen Weg fort.
Sie war etwas kleiner als ich, schien aber im selben Alter zu sein.

"Hey."

Begrüßte ich sie und stupste ihr aufgeregt ins Fell am Hals.

"Wie kommen dein Papa und du dazu, einem Bären zu helfen? Ist er euer Freund? Ich bin Kimya, und das ist mein Bruder Avis. Geht es dir gut?"

Die Worte schossen nur so aus mir heraus, als ich bei ihr angekommen war. Mein Blick wanderte zwischen Avis, dem Rüden und dem Stück vom Bären, das ich in der Grube sah. Ganz selten blickte ich zu der Fähe herüber, während ich auf eine Antwort wartete.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 28.05.2022

Das ausgerechnet ich versuchte meinen Bruder aufzuhalten, überraschte nicht nur Kimya sondern auch mich. Sonst war ich es der einfach drauflos rannte, die Schnauze ins Unbekannte streckte und vor nichts zurückschreckte. Doch das Feuer und die Zeit danach ganz allein, hatten mich verändert. Nur ein kleines Bisschen und doch reichte es aus, dass die Sorge für einen Moment überwog. Dennoch stellte ich mich Kimya nicht in den Weg oder versuchte ihn am Schwanz zu packen und aufzuhalten, nein ich lief an seiner Seite und schüttelte mit einem Grinsen auf den Lefzen den Kopf.

“Am Ende werden wir beide Langohren haben wie die Hasen auf den Feldern!“,

entgegnete ich und schob mich durch das Dickicht bis ich die anderen Wölfe, die Grube und den darin gefangenen Bären erblickte. Ich hatte meinem Bruder vertraut, als er sagte die Raben brauchten unsere Hilfe, doch sie waren es nicht die Hilfe benötigten. Obwohl der Bär und die Falle nach Gefahr rochen, konnte ich nicht anders als die Worte aussprechen, die sowohl Kimya als auch mir auf der Zunge lagen. Ich erwiderte den eindringlichen Blick des fremden Rüden als er nur kurz zögerte und dann Anweisungen sprach, dabei deutete er kurz hinter sich auf die Jungwölfin. Sie schien nicht älter als Kimya und ich zu sein. Noch bevor er mir ebenso wie meinem Bruder sagen konnte, wobei ich ihm helfen konnte, kam Arkanis aus dem Gebüsch und stellte sich neben uns. Meine Augen huschten nur einen kurzen Moment zu ihr hinüber, doch die Anspannung in ihren Gliedern war zu spüren. Beinah rechnete ich schon damit, dass sie sich vor uns stellte und zurückdrängen würde, doch sie überraschte mich als sie uns lediglich vor denen warnte, die diese Grube gegraben hatten. Ich nickte und ließ meine Ohren kurz herumzucken, doch außer dem Rabengeschrei war nichts zu hören.

“Du auch“,

rief ich ihr noch hinterher als sie sich aufmachte die Umgebung im Blick zu behalten. Ein schmerzhaftes Ziehen durchzog meinen Brustkorb als ich ihr nachblickte, die Erinnerung daran, dass sie uns einst zurückließ. Ich schüttelte meinen Pelz und das Gefühl davon, konzentrierte mich auf den Rüden, den meine Mutter damit gedroht hatte, ihn in Stücke zu reißen, sollte er uns nicht fort bringen.
Während Kimya zu der jungen Fähe lief, rannte ich mit Abstand zur Grube hinüber zu dem Älteren und nickte. Sofort begann ich die Erde fort zu schieben, so wie er mir erklärt hatte und achtete dabei darauf nicht zu nah hinter ihm zu stehen.

“Kein Problem“,

schnaufte ich und fühlte mich gut. Vielleicht auch zu gut. Warum sollte ich bloß den Dreck hinter ihm davonschaufeln, wenn ich ihm nicht direkt am Rand helfen könnte. Nachdem ich einen weiteren kleinen Haufen beiseite gebuddelt hatte, trat ich nach vorne und begann direkt neben ihm zu graben. Immerhin waren meine Pfoten längst genau so groß wie die der Erwachsenen und ich schaffte genauso viel Sand wie der dunkel Melierte!

[ist überrascht über Arkanis / tut zunächst was Rakesh ihm gesagt hat / wagt sich dann doch an den Rand neben ihn und buddelt dort mit]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 07.06.2022

Arkanis reagierte sehr verhalten auf meine Fragen. Aber war es ihr zu verdenken? Sie und ich hatten nie ein gutes Verhältnis aufgebaut. Eigentlich hatten wir nie wirklich miteinander gesprochen, nur das nötigste und zweckgebundene Dinge. Smalltalk - darin war wohl keiner aus unserer Gruppe stark, außer vielleicht Kimya.
Um so wertvoller empfand ich ihre, für sie sehr ausführliche, Schilderung über den Vater der Jungs.
'Ob Kimya das weiß? Wohl eher nicht, wann hatte Arkanis ihm das erzählen können?'

Ich wollte sie gerade fragen, ob sie den Jungs von dem Vaterje erzählt hatte, doch dann kam eines zum Anderen.
Der Krach der Raben, Kimya, der sich von einem Raben davon treiben lies, der Ruf und - Kimya der durchbrannte! Das es gerade er war, der nicht hörte, irritierte mich extrem - und in Gegensatz zu Arkanis brauchte ich eine Weile, um in Gänge zu kommen. Mein Blick war noch bei Rúna und Kaya, die zwar nicht zusammen, jedoch beide weiter zurück standen.

"Na los!"

pflichtete ich Arkanis nur zu, den beiden Nachzüglern zugewandt, und machte mich dann auf den Weg, Arkanis und ihren Jungen folgend. Als ich durch das Dickicht brach, war Arkanis schon wieder in eine andere Richtung unterwegs und Avis stand einer Grube aus Menschenhand und buddelte. Neben ihm ein Fremde, in der Grube ein Bär, dessen Gestank alles überlagert hatte.

'Ist der Irre?'

Ein Knurren entwich mir bei dem Bild. Immerhin Kimya hielt sich von der Grube fern und war bei einer jungen Fähe seines Alters.

Mit angespannten Muskeln und zähne knirschend ging ich auf die Grube und Avis zu. Ich wollte ihm am Nacken packen und von der Gefahr weg ziehen - nicht wissend was hier die größte Gefahr war. Doch als ich nicht mal mehr eine Wolfslänge von dem Fremden entfernt war, stockte ich. Den Geruch kannte ich und würde ich immer wieder erkennen. Dann sah ich ihn genauer an, das Fell, die Statur - Alter und Größe. Alles stimmte, auch wenn ich sein Gesicht noch nicht erblickt hatte. Er musste es sein.

"Rakesh?"

Entwich es mir nur ungläubig. Ich war wie versteinert gewesen, bis mir der Name endlich über die Lefzen kam.
Und plötzlich musste ich handeln. Ich ging an Avis vorbei und stellte mich vor ihn, mit meinem Körper drängte ich ihn ruhig aber bedeutungsschwanger nach hinten ab.

"Die Erde hinter uns ist deine Arbeit, buddel die weg. Aber keine Pfote näher an die Kante, Avis."

Scharf waren meine Worte und ein leichtes Knurren war darin zu hören.

"Und du"

Sagte ich noch schärfer an Rakesh gewandt.

"Wenn der Bär gefährlich wird oder Menschen kommen, dann sind wir weg - und du kommst gefälligst mit. Das schuldest du mir. Ansonsten nehme ich jetzt sofort die Jungs und dir hilft hier keiner mehr! Habt ihr drei das verstanden?"

Ich sprach so laut, dass alle anwesenden Wölfe mich deutlich hörten - trotz der Raben die um uns herum schrien.
Und dann fing ich an zu buddeln. Seite an Seite mit Rakesh. Nichts in der Welt hätte mich dazu getrieben einen Bären zu retten. Außer diese absurde Situation, dass Rakesh ihm helfen wollte. Und das tiefe innere Vertrauen, dass ich zu Rakesh einst gehabt hatte, schien noch immer zu greifen. Wenn er es für Sicher und Richtig hielt, dann musste ich dies nicht anzweifeln. Das wusste ich ganz tief in mir - wobei ich gelogen hätte, wenn ich gesagt hätte, dass das Wiedersehen mich gänzlich mit Freude erfüllte. Alles an dieser Situation war absurd und irreal.
Rakesh lebte, er war hier - er half einem Bären und hatte einen Welpen bei sich, sonst niemanden der ihn begleitete, das roch ich an seinem Fell. Nichts davon passte in das Leben, dass wir zuvor zusammen gelebt hatten.
Er war der Mittelpunkt von einem Rudel gewesen, war immer kühn und realistisch gewesen.
Innerlich riss én heftige Zweifel an ihm und an meinem Verstand.

'Wie vierl Zeit war vergangen?'

fragte ich mich, während ich monoton neben ihm die Erde weg schaffte. Einem Bären einen überwindbaren Weg nach draußen verschaffte - aus einer Grube, die von Menschen stammte.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 14.06.2022

Spielleitung



Während Skadi und die beiden Jungwölfe dem gar nicht mehr so Fremden dabei helfen die Kante der Falle erklimmbar zu machen und die junge Fähe zu beruhigen, ahnen sie nicht, dass sich eine weitere Gefahr nähert. Durch den Lärm der Raben waren nicht nur die Wölfe aufmerksam geworden, sondern auch zwei Reiter auf ihren Pferden. Menschen, die nur wenige hundert Meter ihre Kreise zogen und Fallen jeglicher Art kontrollierten. Die Ausbeute war gut, sah man bereits einige Kaninchen, Fasane sowie ein junges Wildschwein am und auf den Pferden. Doch die schwarzen Vögel versprachen noch eine viel größere Beute und so lenkten die beiden Männer ihre Reittiere geradewegs in Richtung der Bärenfalle. Bewaffnet mit Bärenspieß und Jagdmesser wussten sie nicht, dass mehr als nur ein Bär in einer Falle auf sie wartete.


Kurzinformationen


-die Reiter kreuzen Arkanis Weg bzw. wird sie die beiden Wittern können
-die Gruppe muss sich entscheiden: Kampf oder Flucht
-bedenkt, der Bär kann die Grube bisher noch immer nicht verlassen
-Rúna hilft fürs Erste Avis dabei den Sand hinter Rakesh und Skadi wegzuschaufeln
-die Raben sind noch immer laut, scheinen die nahende Gefahr jedoch ebenfalls nicht zu bemerken
-Achtung: es bleiben jedem nur etwa 2 Posts Zeit ehe die Reiter Arkanis bzw. die Falle erreichen!


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 19.06.2022

Der zartere der beiden Jungwölfe tat wie ich ihm aufgetragen hatte und huschte zu Amuary. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich den respektvollen Blick, den der Jungwolf der Grube zuwarf, während er sie in ausreichendem Abstand umrundete. Gut. Ich empfand wirklich wenig Lust mich mit deren kratzbürstiger Mutter anzulegen und wenigstens dieser Jüngling schien sich nicht blind in die Gefahr zu stürzen. Anders als sein Bruder, der meine Anweisung schon nach wenigen Herzschlägen missachtete und sich direkt neben mich begab. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, doch zugegeben, zu zweit kamen wir wesentlich schneller voran. Und außerdem war sein Nackenfell so nah neben mir, dass ich nur zupacken und ihn zurückzerren musste, wenn er abrutschen sollte.
 
“Ich hoffe wenn die Menschen kommen hörst du besser auf mich, als du es gerade getan hast“, raunte ich ihm vor Anstrengung keuchend zu. Ich klang wie ein Vater, die kurze Zeit mit Amuary schien mich irgendwie in eine seltsame Richtung gelenkt zu haben… Dennoch ich hatte es seiner Mutter zugesagt und außerdem wollte ich keinesfalls das Blut dieser Halbstarken an meinen Pfoten kleben haben.
 
“Dann musst du dir nämlich deinen Bruder und die Kleine schnappen und hier verschwinden. Ist das klar? Ich weiß nicht, wie viel von den Menschen du schon erlebt hast, aber wenn sie hier auftauchen und euch entdecken kann euch niemand mehr helfen!“
 
Die Erde flog um uns herum, meine Pfoten fühlten sich bereits wund an. Doch der Jungwolf und ich kamen voran, schon bald waren wir ein Stückchen tiefer gelangt als die umliegende Erde. Außerdem schufen wir Seite an Seite einen Pfad, der für den großen Bären breit genug wäre. Sofern wir es schafften, bei ihm anzukommen, bevor die Menschen es taten. Verbissen zuckte ich mit den Lefzen, während ich monoton grub. Ich hatte zu viel Zeit an der Seite der Menschen verbracht, um zu wissen, dass sie uns nicht viel Zeit lassen würden. Sie ließen Fallen dieser Größe selten lange alleine. Zu wertvoll war der Fang, den man damit machen konnte…
Ich hatte die anderen Wölfe, die ich zuvor gewittert hatte bereits vergessen, als plötzlich eine Stimme hinter mir meinen Namen aussprach. Ich hielt inne und drehte die Ohren zurück. Wann hatte mich das letzte Mal jemand beim Namen genannt? Mein Kopf fuhr herum, meine Augen folgten der Bewegung etwas langsamer und legten sich stirnrunzelnd auf die Fähe. Mein Blick verlor sich in diesen Bernsteinaugen und ich ertappte mich dabei, wie ich sie eine Sekunde lang mit offenem Maul anstarrte. Sogar das Atmen vergaß ich, während unsere Blicke sich kreuzten und der Klang meines Namens in meinem Kopf widerhallte, gesprochen von dieser Stimme, von der ich geglaubt hatte, sie nie wieder zu hören.
 
“Skadi“, flüsterte ich vorsichtig, so als könnte sie verschwinden, wenn ich sie zu laut ansprach. Vor meinem inneren Auge sah ich sie im Gebüsch verschwinden, sah diesen letzten Blick, den sie mir zugeworfen hatte, bevor sie für immer verschwunden war. Und nun stand sie hier vor mir.
Sie war älter geworden, reifer. In ihrem Blick lag etwas, was dort vorher nicht gewesen war, doch ich konnte es nicht greifen und bevor ich weiter danach suchen konnte, brach sie den Moment indem sie den Jungwolf zur Seite drängte, dorthin wo auch ich ihn hatte haben wollen. Mit scharfen Worten wies sie den Kleinen zurecht und ein Schmunzeln bildete sich auf meinen Lefzen über diese surreale Situation, bevor sie sich an mich wandte.
Ich wollte beschwichtigend nicken, ihren ersten Worten zustimmen. Es stand mir nicht zu sie in Gefahr zu bringen und ich würde sie eigenhändig vertreiben, wenn es eng werden würde. Es wäre schließlich nicht das erste Mal. Doch dann sprach sie weiter und meine Züge wurden hart.
Ich schulde dir gar nichts, Skadi! Doch ich sprach es nicht aus, sagte gar nichts, wandte mich stattdessen angespannt ab, den Blick zurück auf die Grube gelegt, auf den Pfad in die Freiheit, den nun Skadi mit mir graben würde. Ich schluckte meinen Stolz und meine Gefühle, das war ich nämlich Basuu schuldig. Und ich rang mich zu einem knappen Nicken durch, den Blick stur auf die Erde vor mir gerichtet.
 
“Klar und deutlich!“, brummte ich zur Antwort und begann zu graben, während meine Kiefer angespannt mahlten. Die erste Freude war verflogen mein Hirn hatte kaum Zeit genug diese Situation zu verarbeiten und ein Teil von ihm hielt es immer noch für einen seltsamen Traum. Doch Skadi war hier, ich spürte ihr Fell an meiner Flanke, hörte ihr Atmen neben mir. Doch ich konnte mich jetzt nicht damit befassen, wenn ich uns nicht alle in den Tod stürzen wollte.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kaya - 20.06.2022

Ich hatte keine Antwort auf meine Frage nach Rúna bekommen. Und wer wusste schon, ob ich jemals eine bekommen würde. Stand ich neben mir? Vermutlich mochte es auf manch einen Außenstehenden so wirken, aber ich stand nicht neben mir, im Gegenteil: ich war vollstens bei mir. Dennoch war da keine Rúna. Ich beschloss, noch etwas zu warten und mich derweil anderen Dingen zu widmen, denn für eine Pause, egal wie man sie betrachten wollte, war keine Zeit.

Es folgte eine kleine Unterbrechung, denn statt Rúna und Kimya, den ich ja ebenso gerufen hatte – hatte ich etwas an den Augen? - erschien Avis auf der näheren Bildfläche und nannte mich das, was ich wohl zu sein schien: Einen alten Wolf. Das konnte ich dem jungen Herrn nicht einmal übel nehmen, denn im Vergleich zu ihm war ich ja genau das: Alt. Allerdings mochte es durchaus Wölfe geben, die mir in Monden noch einiges voraus waren. Nur war hier niemand davon zu finden.

Ich kam nur wenig dazu, auf den jungen Rüden einzugehen, denn auch mir fielen inzwischen die Raben mehr und mehr auf. Viel zu viele, als dass es sich um einen Zufall handeln konnte. Es überschlugen sich ein wenig die Ereignisse und fast wirkte es, als betäubte mich etwas. Bären waren nichts, mit dem ich bisher viel zu tun gehabt hätte und wenn, waren die Begegnungen meistens kurz und immer schmerzlos gewesen. Doch irgendetwas in mir sagte mir, dass das hier möglicherweise anders sein könnte. Irgendjemand dort, soviel war zu erkennen, litt durchaus Schmerzen. Mehr, als ich sie mir vermutlich jemals hätte vorstellen können. Ich hörte Arkanis grummeln und knurren und entdeckte schließlich auch den Rüden, der sich großartiger aufspielte, als es Tamias jemals gekonnt hätte. Wirklich: Ich mochte Tamias nicht und vermutlich würden wir uns nicht das Fell vollheulen, sollten wir uns jemals wiedersehen, doch das hier, das war noch einmal eine gaaanz andere Ebene! Ich kam nicht umhin, das lange Rückenfell anzusträuben und im Nacken eine kleine, aber feine Bürste  mit mir herumzutragen.

Es handelte sich tatsächlich um einen Bären, wie ich nach dem Eintreffen festzustellen hatte – und mich selbst erst einmal einen Moment sammelte,  um nicht wie ein junger Derrwisch neben mir zu stehen. Ich nahm aus dem Augenwinkel Kimya war, der sich einer jungen Fähe genähert hatte, die seltsamerweise zu dem Bären und dem posaunenden Rüden zu gehören schien. Mit einem Male erledigte sich für mich das Thema 'Bürste' und ich atmete, auch wenn die Situation fraglos immernoch angespannt war, etwas auf. Die Bedrohung kam, wenn es sie gab, zumindest nicht aus dieser Richtung.

Als nächstes folgte eine wahre Flut an Worten von meiner Rechten, denn auch Skadi war mittlerweile am Ort des Geschehens angekommen und so sehr ich auch keine Ahnung hatte, wie die Fremden und sie zueinander standen, so sehr vernahm ich doch, dass sie aufgebracht war. Sehr aufgebracht....was auf einer Skadi-Skala noch einmal etwas ganz anderes ist, als die übliche leicht aufgebrachte Wölfin. Ich setzte an, ein, zwei beruhigende Sätze zu sprechen, doch ehe ich dazu kam, flogen weitere Wörter um mich herum. Ich beschloss, vorerst einfach zu graben, denn das wesentliche hatte Skadi ja bereits kundgetan. Und doch kam ich nicht umhin, sehr oft den Kopf zu heben, die Umgebung zu beobachten und zu wittern, ob sich aus der einen oder anderen Richtung nicht doch so etwas wie eine – vermeidbare – Gefahr näherte. Das war ich mir, Skadi und der Gruppe schuldig....dem Bären eher weniger, auch wenn ich mir eingestehen musste, dass ich mich über seine Hilfe – oder die eines anderen Bären – bei Velvets Absturz dereinst sehr gefreut hätte.

Der Fremde Rüde jedenfalls schien sogar auf Skadi zu hören und es ergab sich fast so etwas wie Burgfrieden, wenn man es so nennen konnte. Ich beschloss, meine Schritte nicht weiter grabend zu tun, sondern die nähere Umgebung  in Nasenschein zu nehmen.

„Seid vorsichtig! Es scheint, als erzähle mir meine Nase von Gerüchen, die nicht in diese Luft gehören!“ kam ich nicht umhin, schon nach einigen Augenblicken zu sagen. Ein seltsamer, ja markanter Geruch hatte sich in den Geruchsmix gemischt....Huftiere vielleicht, aber anders als wir sie bisher kannten!


[trottelt unüblicherweise eher nebenher, wird später aber zum Nasenrecker und wittert zwar nicht die Menschen, im Unterbewusstsein aber Pferde]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Amuary - 25.06.2022

Etwas müde folgte ich dem großen Wolf. Es war angenehm einfach wieder jemandem hinterher rennen zu können, der den Weg kannte. Sich auf jemandem zu verlassen und nicht selbst versuchen den richtigen Weg zu finden.
Ich wusste bar nicht ob ich deshalb müde war, oder weil ich vollgefressen war, oder weil wir schon länger gelaufen waren.
Den umherflatterned Raben sah ich eher verträumt nach und nickte nur als Rakesh vorschlug einen anderen Weg zu gehen. Er war groß, er würde schon wissen was gut war.

Doch plötzlich änderte sich seine Haltung und sein Plan. Einem Freund helfen? ok!
"Gut!" Damit folgte ich dem großen Wolf zügig hinterher. Doch was wir dann fanden, war ... anders.
Es war laut. Sein Freund war laut. War das sein Freund?
Mein Herz pochte wieder ganz laut in meinen Ohren, da nicht nur ein fremder Geruch - nicht ganz fremd, ich glaube das war ein Bär aber ich hatte noch nie zuvor einen gesehen, sondern auch ein anderer Geruch hier überall zu finden war. Menschen. Ganz eindeutig.

Mir brummte der Kopf vor so vielen Gerüchen, von denen ich eigentlich wegrennen wollte. Aber der große schreienede in der Grube war ein Freund von Rakesh. Ich wollte auch helfen, damit er seinen Kopf nicht verliert, doch Rakesh schob mich von der Grube weg. So stand ich etwas unsicher da, mit angelegten Ohren und Rute und bestimmten Riesengroßen Augen. Müde war ich zumindest defenetiv nicht mehr. So konnte ich erstmal nur zusehen wie Rakesh anfing zu graben.

Und nach einer Zeit hörte ich Äste knacken und dann tauchten aus dem Nichts ... Wölfe auf? Aber die waren so groß wie ich!
Ich glaube, wenn es hier nicht so nach Mensch und Bär riechen würde und ich nicht eigentlich weglaufen wollen würde, dann würde ich mich freuen. Glaubte ich zumindest...
Auch ein anderer Wolf tauchte auf, während ich immer noch fast regungslos dastand. Vielleicht sah ich aus wie ein Baum? Oder der neue große Wolf sah mich gar nicht. Vielleicht sah mich gar niemand?

Ich war wohl nur halb in dieser Welt, den dass plötzlich einer der kleinen Wölfe vor mir aufgetaucht war mit einem Hey ließ mich zusammen zucken und plötzlich nahm ich die Welt wieder deutlicher war. MIr war gar nicht aufgefallen dass die Welt irgendwie unwirklich geworden war zuvor.
Aber jetzt war ich wieder da. Und mein Herz pochte immer noch.
"Hey..", ahmte ich ihn nach. So viele Fragen. Etwas verwirrt aber neugierig sah ich ihn an. Trat jedoch etwas unsicher einen Schritt weg. Immer mal wieder zu Rakesh und dem Bären guckend.
"Rakesh ist nicht mein Papa. Mein Papa hat keinen Kopf mehr. Aber der ... Bär ist Rakesh Freund und er hilft ihm und hat gesagt ich solle hier warten..."
Was hatte er noch mal für Fragen gestellt? ... Irgendwie verging unglaublich viel Zeit. Mein Kopf fühlte sich so neblig an. "Ich bin Amuary und ja ... ich denke ... mir geht es gut?"
Die Frage war an mich selbst. Ging es mir gut? Ich wusste es nicht. Aber mein Kopf war dran. Ich wusste auch nicht wie das passierte dass ein Kopf plötzlich verschwand, aber das hatte eindeutig was mit dem Geruch der Menschen zu tun.

Immer mehr große Wölfe tauchten auf und budelten und ... sprachen von Menschen ...
"Ich hoffe der Freund kommt frei und wir können hier weg, bevor jemand seinen Kopf verliert." Etwas gedankenverloren teilte ich das dem kleinen Wolf neben mir mit.
Auch wenn ich durchaus registrierte dass er etwas größer als ich war. Doch es war immer noch zu seltsam und ich wollte immer noch weg von den Gerüchen, als starrte ich angestrengt auf die grabenden Wölfe und konzentrierte mich auf Rakesh, falls er was sagen würde.

[verwirrt und etwas panisch / tut wie von Rakesh aufgetragen und wartet hinter ihm / spricht mit Kimya oder mehr mit sich selbst / sehr angespannt, jederzeit bereit davon zu laufen]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 25.06.2022

Eines meiner Ohren schnippte zur Seite, aber ich sah nicht zu dem Fremden an dessen Seite ich buddelte, um einen verdammten Bären aus einer Grube zu befreien.

“Verstanden“,

gab ich lediglich zurück, denn auch wenn er eindeutig der Ältere von uns beiden war, hatte er mir im Grunde nichts zu sagen. Außerdem würde ich schon wissen was zu tun war, wenn die merkwürdigen Zweibeiner hier aufkreuzten. Jedenfalls nicht tatenlos ins Leere starren, so viel stand fest. Also vergaß ich meinen vollen Magen und legte mich richtig ins Zeug, während Kimya sich um die kleine Fähe kümmerte und unsere Mutter irgendwo zwischen den Bäumen verschwand, um uns rechtzeitig warnen zu können. Hoffentlich kam sie wieder…

Nur wenige Augenblicke später kam auch Skadi dazu und schien für einen kurzen Moment wie erstarrt, ehe ein Name ihre Lefzen verließ. Kannte sie den Rüden? Es schien beinah so, doch ehe ich länger darüber nachdenken konnte, schob sie mich vom Rand der Grube fort und verwies mich genau wie der Rüde zuvor nach hinten. Ich verzog die Lefzen, sah sie denn nicht wie viel ich gemeinsam mit Rakesh bereits geschafft hatte? Ich war gewillt ihr leichtes Knurren zu erwidern, tat es einzig und allein nur deswegen nicht, weil Rúna ebenfalls dazukam und mir einen sanften Blick schenkte. Sie begann den Dreck hinter Rakesh davon zu graben und ich half ihr schließlich dabei, während Skadis nächste Worte laut genug waren, dass auch Kimya sie hören konnte. Was war nur so schlimm an diesen zweibeinigen Wölfen? Meine Augen wanderten zum Rand der Grube und zum Bären, der mir mit seinem panischen Blick eine deutliche Antwort gab. Sie hatten dieses Loch gegraben, um ein so großes und starkes Tier zu fangen und ihn zu erlegen. Niemand von uns legte sich mit den Braunpelzen an, solange es sich vermeiden ließ, doch die Menschen schienen mutig genug zu sein, um genau das zu tun. Eine gewisse Bewunderung stahl sich in meinen Verstand, doch ich schüttelte den Kopf. Auch wenn sie Chu damals nichts getan hatten, hatten alle anderen nur warnende Worte und Blicke für sie übrig. Irgendwann war auch Kaya dazugestoßen und grub nun auf der anderen Seite von Rakesh, half seinerseits dabei den Bären zu befreien, während ich gemeinsam mit Rúna dazu verdammt war, lediglich das bisschen Erde beiseite zu schieben. “Hirschdreck“, fluchte ich leise und sah erneut auf als Kaya etwas von einem seltsamen Geruch faselte. Ich witterte, konnte aber im Grunde nur den Bären und die anderen riechen.

Doch auch die Fähe bei Kimya schien verunsichert, erzählte etwas von Kopf verlieren. Für eine kurze Zeit hielt ich inne und musterte sie und meinen Bruder, dann sah ich hinüber zu Kaya und schließlich zu Skadi und Rakesh, die eifrig gruben und gruben. Genau wie es auch Rúna noch immer tat.
Kurzentschlossen schüttelte ich mich, schob einen kleineren Haufen hinter Skadi davon und trat schließlich an dem Rüden, den sie zu kennen schien vorbei und an seine andere Seite.

“Keine Ahnung was Kaya riecht, aber ich glaube wir sollten uns beeilen“,

meinte ich mit einem kurzen Blick über Rakesh Nase hinweg zu Skadi. Ich begann erneut am Rand zu buddeln, auch wenn mir die Beiden genau das verboten hatten. Doch wer waren sie schon? Sie waren weder meine Eltern noch die Leitwölfe unseres kleinen Rudels, sofern man es überhaupt so nennen konnte. Niemand hatte mir zu sagen, was ich tun sollte. Außerdem kamen wir zu Dritt viel schneller voran, nur noch eine halbe Wolfslänge, dann könnte der große Braunpelz es vielleicht schaffen. Angespornt durch meinen eigenen Ehrgeiz es allen zu zeigen, grub ich so schnell und so doll ich konnte. Sie würden schon sehen, ich konnte genau so viel wie sie!

[ist wenig begeistert davon, dass Skadi ihn zur Seite drängt / bemerkt Kaya und wundert sich über ihn / begibt sich auf Rakeshs andere Seite und buddelt wieder an der Grube]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 25.06.2022

Als ich bei der Fähe angekommen war und sie angesprochen hatte, schien es so, als würde sie sich innerlich wach schütteln. Ich kannte es, wenn ich so viele Dinge sah und sortieren musste, dass ich mich in einer Art Nebel verlor, bis mich irgendein intensiver Reiz wieder erweckte. Bei der Fähe war ich der Reiz, als ich sie ansprach. Sie musste den Nebel kurz verziehen lassen, dann antwortete sie mir. Ich legte den Kopf in Schieflage.

"Äh, wie kann denn jemand ohne Kopf leben?"

dachte ich verwirrt, als ich mir einen Wolf ohne Kopf vor stellte, doch als ich am letzten Wort angekommen war, verstand ich was sie mir gesagt hatte.

"oh. Oh nein. Oh das tut mir leid."

Stotterte ich nur verlegen. Zum Glück hatte ich meine Gedanken nicht direkt ausgesprochen. Das wäre für uns beide bestimmt sehr unangenehm gewesen. Ich nahm mir vor sie in einem ruhigeren Moment mit ihr noch ein Mal darüber zu sprechen. Das sie nun zu uns gehörte, war für mich irgendwie ganz selbst verständlich.

Ich nahm noch Skadis Anweisung wahr. Zu meiner riesigen Überraschung, antwortete der Fremde darauf. Er signalisierte, dass er verstanden hatte.
"Okay Skadi."

Reagierte ich dann auch. Vielleicht tat man das so, wenn man erwachsen war? Ich würde auf jeden Fall auf den Befehl hören. Nichts würde mich näher an den großen Bären bringen.

Amuary erzählte während dessen, dass der Wolf, Rakesh, den Bären kannte und wir ihm deswegen halfen. Neugierig sah ich in die Grube hinein.
'Freundschaft mit einem Bären?

Ich war ganz vertieft in meinen Gedanken. Ich konnte mich mit den Raben verständigen. Nicht wörtlich, aber ich konnte sie lesen und sie mich noch viel besser. Aber Bären? Raubtiere untereinander? Ich hatte noch nie einen getroffen. So vertieft in den Gedanken, hatte ich Skadis Befehl und meine eigentlichen Absichten völlig vergessen. Ich war doch näher an die Grube heran getreten und gerade kurz davor all meinen Mut zusammen zu nehmen um ihn zu fragen, ob er meine Worte hören kann und um zu lauschen, ob er mir antwortete. Ich stellte mir seine Tiefe brummige Stimme vor, die in Mark und Bein ging. Gerade, als ich seufzte, um meine Stimme zu finden, bemerkte ich, dass der Boden unter mir nach gab. Er rutschte einfach langsam, aber sicher, herunter.
"Oh nein!"

Rief ich entsetzt, als ich zu Amuary sah, die mit mir zusammen abrutschte. Ich konnte gerade so von dem Brocken abspringen. Dabei sprang ichdie Fähe um, und wir beide lagen neben der Abbruchkante oben, meine Rute un ein Hinterlauf hingen noch herunter, aber die waren schnell heraus gezogen und ein kleiner Abstand zur Kante wurde genommen.

"Das war knapp. Gehts' dir gut?"

Mein Herz pochte mir wild in der Brust. Ich hatte mich schon direkt vor dem Bären liegen sehen. Mitgefangen - bei ihm, der mich faszinierte und zu gleich ängstigte.

Wieder stellte ich die gleiche Frage. Und dich merkte, dass ich das erste Mal ihre Antwort gar nicht mehr richtig wahr genommen hatte, weil ich so in meinen Gedanken war. Oh wie ich mich schämte dafür.
Aber wieder wichen meine Gedanken vollkommen von Amuary ab.

Ich sah in die Grube hinein. Dort vor dem Bären war nun ein riesiger Haufen Erde. Und plötzlich wusste ich, dass die erwachsenen völlig falsch an die Rettung ran gingen.

Als ich zu Skadi, Avis und Rakesh sah, erblickte ich Kaya und Rúna, die nun auch da waren. Meine Rute wedelte freudig von einer zur anderen Seite, als ich Rúna erblickte,

"Rúna! Ihr müsste die Erde rein buddeln!"

Rief ich so laut zu ihr rüber, dass alle es hören konnten.
Ich blickte zu Amuary und bedeutete ihr, dass sie mitkommen solle. Dann lief ich zu dem losen Erdhaufen, der hinter allen Wölfen lag und buddelte die Erde aufgeregt zurück.

"Skadi, wenn ihr dem Bären die Erde vor die Pranken buddelt, dann kann er drüber steigen. Es geht einfach schneller."

Als ich den Fremden kurz ansah, sah ich ihn direkt in die Augen. Er musste mir glauben. So wie die anderen Erwachsenen auch. Doch ich hielt dem Blick des Rüden nicht lange stand und lief wieder zu der Stelle, wo ich eben noch war.

"Mister Bär? Wenn du mich verstehst, dann grab am Rand."

Sagte ich leise und unsicher.

"Gra-ben"
wiederholte ich es noch ein Mal und sagte es dabei laut und langsam in. Und obendrein zeigte ich es ihm, indem ich einer Pfote etwas Erde von oben in die Grube herein schubste. Mein Herz schlug noch immer so wild, dass ich den Blutstrom in meinen Ohren rauschen hörte.

[Ist bei Amuary | Rutscht mit ihr fast in die Grube | Hat die Idee, Erde in die Grube zu buddeln und verkündet diese | Nimmt Kontakt zum Bären auf]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 26.06.2022

Das einträchtige Graben neben Skadi währte nicht lange, ein weiterer Artgenosse tauchte hinter uns auf und ich spürte sofort die leichte Feindseligkeit, die von ihm ausging. Für einen kurzen Moment hielt ich inne und warf einen angespannten Blick über die Schulter, musterte das aufgestellte Rückenfell des Grauen, der mir an Größe und Gewicht absolut ebenbürtig schien. Der Rüde nahm die Situation in Augenschein, schien jedoch nicht ernsthaft die Absicht zu verfolgen, diese Begegnung hier unschön werden zu lassen. Und als der schweigsame Graue Amuary entdeckte, schien die Anspannung fürs Erste aus seiner Haltung zu weichen. Ich stieß erleichtert die Luft aus und wandte mich wieder meiner Aufgabe zu, während der Graue die Umgebung zu inspizieren schien.
Erneut wurde meine Aufmerksamkeit schon nach wenigen angestrengten Grabarbeiten abgelenkt, als Fell an meiner Flanke auftauchte und der freche Jungwolf erneut an meiner Seite auftauchte. Ich warf ihm einen knappen Seitenblick zu, verzichtete allerdings auf eine erneute Rüge. Wer sich Skadis scharfen Anweisungen so dreist widersetzte besaß ohnehin mehr Mut als Verstand. Der Kleine war mir seltsam sympathisch, musste ich feststellen.
Während ich weitergrub, warf ich einen Blick hinab auf Basuu, der immer halbherziger mit seiner einen Pfote weitergrub. Er sah wirklich nicht gut aus… Ich biss mir angespannt auf die Lefzen und zog die Stirn in Falten. Selbst wenn wir ihn hier heraus bekamen, konnte ich nur hoffen, dass er in der Lage wäre zu fliehen. Verdammt, die Zeit lief uns davon!
Der Graue warnte uns vor eigenartigen Gerüchen und auch der kleine Rebell neben mir trieb uns besorgt zur Eile an.
 
Nebenbei lauschte ich Amuary und dem Jungwolf, die ein Gespräch begonnen hatten. Die Kleine schien sich ein wenig aus ihrer Starre zu lösen und ich warf dem männlichen Jungwolf einen dankbaren Blick zu. Doch mitten in der Bewegung stockte ich, denn die Kleinen waren viel näher, als sie hätten sein durften! Viel zu nah! Ich wollte gerade zu einer scharfen Ermahnung ansetzen, als ich mit Entsetzen feststellen musste, wie die Erde unter den beiden nachgab.
 
“Amuary!“, rief ich und sprang zurück, an dem rebellischen Jungwolf vorbei der sich zum Graben genau zwischen mich und meinen kleinen Schützling begeben hatte. Doch zum Glück schafften es die beiden zurückzuweichen und dem Sturz in die Tiefe im letzten Moment zu entgehen. Mit pochendem Herzen trat ich zu den beiden, stupste die Kleine an und beschnupperte sie besorgt. Dann fiel mein Blick auf den Kleinen, der erneut in die Grube spähte. Gerade wollte ich ihn knurrend von dort zurückziehen, als er die zündende Idee hatte. Ich trat an seine Seite und sah hinab auf den Erdhaufen, den sie Basuu ungewollt vor die Pfoten geworfen hatten.
 
“Du hast Recht, so könnte es klappen!“, stimmte ich ihm zu. “Bleibt verdammt nochmal weg vom Abgrund!“, warnte ich ihn erneut, noch immer vor Schreck etwas atemlos und sprang zurück zu Skadi, dem Rebellen und der anderen Fähe, die hinter und gegraben hatte. Und so begann ich die lose Erde zurückzuschaufeln und den Bären unter uns mit Dreck zu bewerfen. Ich konnte nur hoffen, dass es so besser funktionieren würde.