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PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Druckversion

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RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 26.01.2022

Mein Sohn erzählte mir etwas wehmütig, dass er gerne noch länger gerastet hätte.
Oh ja, ich auch, Kleiner. Ich auch!, dachte ich und zwang mich erneut zu einem schmerzhaften Atemzug. Etwas mehr Rast hätte mir sicher nicht geschadet, doch die Gruppe zum Anhalten bewegen? Ausgeschlossen. Also spielte ich die Starke und sah zu Avis hinab, mit etwas, was man vielleicht als gutmütiges Lächeln bezeichnen konnte oder auch als ulkige Grimasse von jemandem, der nicht so wirklich wusste, wie man lächelt.
 
“Es gibt zwei Arten von Erschöpfung. Körperliche und seelische“, antwortete ich ihm mit einem leichten Schnauben, während ich mich fragte, woher diese Äußerung gekommen war. Sie traf zu, keine Frage, doch seit wann machte ich mir Gedanken über solche Dinge? Die Zeit alleine hatte in mir eine philosophische Seite hervorgebracht, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können. Das war die Seite, die über Leben und Tod und verpasste Chancen nachdachte. Eine Seite, die mir die eigenen Fehler vorhielt. Brrr…
 
Avis nächste Worte rissen mich wirkungsvoll aus meinen Grübeleien und ich unterdrückte ein ungläubiges Schnauben. Hach, wir waren uns wirklich zu ähnlich!
 
“Oh, nicht das du hungern musst! Ich glaube, ich rieche da was! Soll ich dir ein Kaninchen fangen?“, fragte ich ihn mit Unschuldsmiene und streckte die Nase in den Wind, um meine Worte zu unterstreichen. Meine Augen fingen Skadis Blick kurz auf, die sich ein Stück fallen ließ und sich in unsere Nähe begab. Als sie von Wasser sprach spürte ich, wie rau meine Kehle war und unwillkürlich fuhr ich mir mit der Zunge über die Schnauze.
 
“Wasser hört sich gut an!“, antwortete ich ihr also und schielte zu Avis hinab, den Skadi wohl gleichermaßen angesprochen hatte. Da hatte er doch seine geforderte Pause.


[denkt nach | antwortet Avis und dann Skadi]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kaya - 30.01.2022

Ich war sehr erleichtert, dass das Blut, das ich sah, nicht mein eigenes war – zumindest das nahe meiner Nase, durch die ich schwerfällig zu atmen versuchte. Das gelang so leidlich gut, doch ich fühlte, dass sich mein Puls nur langsam wieder in Gefilde bewegte, die einem gesunden Rüden zugedacht waren. So ging etwas Zeit dahin…

…und als ich wieder mehr bei Besinnung war, hatte ich mich von den anderen getrennt. Nicht sehr viel, nicht sehr weit – und doch waren sie wohl allerhöchstens soeben in Rufweite. Mein Magen fühlte sich abartig voll an und so langsam wurde mir bewusst, dass ich mir den Wanst wohl bis zum äußersten Anschlag vollgestopft hatte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob das nun eine gute Idee war. Der Hunger, der mich zuvor gepiesackt hatte, war einem Sättigungsgefühl gewichen, das ich seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt hatte. Eigentlich hätte ich mich gerne schlafen gelegt, aber mir war, als hätte ich lange genug geschlafen und es wäre wichtig, nun auf den Staksern zu bleiben. Also folgte ich der Witterung meiner Mitwölfe und war alsbald wieder in Sichtweite.

Kurz nahm ich mir vor, zu Avis zu latschen, aber dorthin bewegte sich gerade auch Skadi, die nicht halb so satt aussah wie ich…aber wer war ich schon, zu beurteilen, wer satt aussah? Das bedeutete ja nicht, dass man sich nicht genauso satt fühlen konnte! Immerhin war der Bock ein großer Riss gewesen, das würde sicherlich niemand infrage stellen.

Ich hielt, als sich ein Trio aufmachte, Ausschau nach Rúna. Wo die wohl steckte? Und wo steckte eigentlich Kimya?

„Kimya?“

Ich lauschte.

„Rúna?“

rief ich und lauschte gespannt, ob ich denn eine Antwort bekommen würde. Immerhin konnte ich von mir sagen, dass ich die Frage eher geheult als schlicht gerufen hatte!


[ist pappsatt und eher abseits zu finden, traut sich nicht zu Arkanis und Co und ruft Rúna und Kimya]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 13.02.2022

Unter meinen Pfoten spürte ich das Laub und den feuchten Boden, während ich im gleichen Tempo wie Arkanis lief. Im Augenblick machte mir die Langsamkeit unserer Schritte weniger aus als sonst, was wohl mit meinem vollen Magen zutun hatte. Allerdings wäre mir eine längere Rast wirklich lieber gewesen als dieses langsame Dahinschlendern. Natürlich wusste ich, dass die erwachsenen endlich das Ziel erreichen wollten, doch kam es dabei auf einen oder zwei Tage wirklich an?
Etwas verwirrt neigte ich den Kopf zu meiner Mutter, die davon sprach, dass es unterschiedliche Arten von Erschöpfung gab. Körperlicher und seelische…. Ich dachte einige Herzschläge über diese Worte nach, versuchte zu es zu verstehen. Das Feuer hatte mir körperliche Schmerzen gebracht und der Hunger die körperliche Erschöpfung. Der Verlust der Gruppe und die Trennung von den anderen musste dann wohl das mit der Seele sein. Ich nickte kurz, mehr für mich selbst als für Arkanis.

Und dann musste ich ja unbedingt damit rausplatzen, dass ich noch mehr hätte fressen können. Meine Augen weiteten sich und ich hob ebenfalls die Nase in den Wind, konnte jedoch nicht wittern was nach mehr Futter roch… zum Glück!

“Oh nein. Nein, dass brauchst du nicht. Ich… so großen Hunger habe ich gar nicht mehr“, versicherte ich meiner Mutter und schluckte einmal, um den Hirsch an Ort und Stelle zu halten. Als Skadi sich zu uns gesellte, hob ich den Kopf wieder etwas an und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Das ich dabei Arkanis so ähnlich war, war mir nicht bewusst. Schwäche zu zeigen, war eben gegen meine Natur. Ich war schließlich schon groß und alt genug, da durfte ein zu voller Magen mich doch nicht aus dem Tritt bringen.

“Eine Erfrischung wäre wirklich was Gutes, ich sag den anderen Bescheid“, stimmte ich zu und merkte erst jetzt, wie durstig ich eigentlich war. Zwar war das Fleisch saftig gewesen, doch nach dem Pfotenmarsch, den wir inzwischen hinter uns hatten, konnte etwas Wasser auf der Zunge echt nicht schaden! Just in diesem Moment erreichte der Ruf von Kaya meine Ohren und ich blickte mich verwirrt nach ihm um. Er war zwischendurch irgendwo hinter uns verschwunden und schloss nun wieder zu uns auf, allerdings rief er nach Rúna und Kimya, die unweit von uns entfernt liefen und noch immer von dem dunklen Federvieh umkreist wurden. Ich beschloss erst zu dem alten Grauen zu laufen und danach zu meinem Bruder und Rúna.

“Hee, alter Wolf“, wagte ich es ihn anzusprechen und hob die Lefzen zu einem schelmischen Grinsen, “wir wollen zum Wasser, etwas Trinken. Skadi wittert eine Quelle, kommst du mit?“ Ich wusste gar nicht wie alt genau Kaya war, nur das er in unserer Gruppe der Älteste war und von daher musste er wohl damit leben, dass ich ihn genau so auch bezeichnete.
“Rúna und Kimya plaudern dort vorne mit einem Raben, lass sie uns holen und dann weiter zum Wasser gehen“, schlug ich vor und beschleunigte meine langsamen Schritte etwas, um sie den beiden aufzuschließen. Zwischendurch warf ich einen Blick zu Skadi und Arkanis, denen ich zunickte. Es sollte so viel heißen wie, ‚ich trommele alle zusammen‘. Das sich unser Sparziergang zum Wasser auf unbestimmte Zeit verschob, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber ich hörte ja auch das Krächzen des Raben nicht, der eine wichtige Nachricht zu übermitteln hatte.

[stimmt Skadi zu / geht zu Kaya, um ihn zu informieren und will gemeinsam mit ihm auch Rúna und Kimya Bescheid geben]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 02.04.2022

Spielleitung




Als der Lärm der Raben lauter wird, können auch die anderen Wölfe der Gruppe es nicht länger ignorieren. Irgendetwas stimmte dort nicht, was auch immer die Rufe bedeuteten, es klang nach Gefahr, nach einer Warnung. Nur wenige Wolfslängen entfernt hinter dichtstehenden Bäumen und Büschen befand sich jene Gefahr, doch nicht der Bär oder die zwei Wölfe waren es, sondern die Falle in der das größere Raubtier saß, ließ die Schwarzgefiederten so unruhig durch die Lüfte kreisen. Eine Falle die durch Menschenhand errichtet wurde und nur einen Zweck hatte, Tiere wie sie zu fangen. Die Grube war tief, so tief das der Bär nicht allein hinauskam, selbst wenn seine Pranken am Rand entlang kratzten, so fand er doch nicht den nötigen Halt, um sich aus eigener Kraft hinauszuziehen.

Die zwei Wölfe hatten mehr Glück als der Bär, sie waren nicht gefangen und doch liefen sie nicht davon. Der drehenden Wind musste inzwischen die Witterung der Wolfsgruppe um Skadi zu ihnen wehen, doch der Lärm der Raben verschluckte ihre Stimmen.

Anders er ging es Kimya und Co. sie konnten die Panik des Bären bisher nicht riechen, dafür wurden der junge Rüde und die Fähe an seiner Seite von dem einzelnen Raben in die richtige Richtung gelenkt. Sein einzelner Ruf war anders, durchaus warnend und doch war er so tolldreist hinunter zu fliegen und an Kimyas Ohr zu zupfen, weil er ihn zu dem gefangenen Bär lenken wollte.
Auch Avis und die anderen mussten spätestens jetzt erkennen, dass dort irgendetwas vor sich ging. Nun lag es an ihnen, entweder dem Ruf zu folgen oder in die umgekehrte Richtung davon zu laufen. Wie würden sie sich entscheiden?


Kurzinformationen

-Rakesh und Amuary können die anderen wittern
-unsere Gruppe muss sich entscheiden, ob sie dem Lärm folgt oder nicht
-der Wind steht ungünstig, so dass sie weder den Bären noch die anderen beiden riechen können
-durch den Lärm wird auch das Rufen des Bären nicht gehört


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 17.04.2022

Arkanis und Avis gingen auf den Vorschlag, zum Wasser zu gehen, direkt positiv ein. Avis lief sogar direkt los, um den Rest zusammen zu trommeln. Dabei lief er an Rúna und Kimya vorbei, um den Nachzügler ein zu sammeln. Ich musste schmunzeln, und wartete, bis er außer Hörweite war. Dann wandte ich mich, dass erste Mal sie Arkanis wieder mit uns wanderte, an seine Mutter.

"Du weißt es ja selber, aber deine beiden Jungs sind so unterschiedlich, wie es nur möglich ist."

Ich machte eine kurze Pause. Bisher hatte ich mit Arkanis nur nötigstes gesprochen. Absprachen vor der Jagd, Abstimmung, wo wir lang gingen oder ob es eine Pause gab zum Beispiel. Sie hatte sich genau so wenig ein gebracht, wie ich mich ihr aufgedrängt hatte.
Lange war ich noch voller Misstrauen und Groll der Fähe gegenüber. Aber um so länger ich sie beobachtete, um so mehr schloss sich das Bild, welches ich ihr nun auch kund tat:

"Avis kommt ganz genau nach Dir."

Wieder machte ich eine kurze Pause.
"Stolz, mutig, unnahbar. Keine Schwäche zeigend."

Zählte ich auf, und sah dabei nicht mehr zu Arkanis, sondern blickte auf den Weg vor uns.

"Aber auch das ist dir bestimmt selbst schon aufgefallen. wie siehst du Kimya? Und kommt er nach dem Vater?"

Meine Stimme war ruhig und die Neugierde, die ich wirklich verspürte, war in ihr zu hören.
Gespannt auf die Antwort und Reaktion lief ich neben ihr her.
Doch wir kamen nicht all zu weit. Ein fürchterlicher Krach kam aus dem Wald. Immer wieder stiegen Raben in die Luft empor und schrien. Es war lauter, als die Rabenschwärme, die abends ihre Nester aufsuchten.
Ich wusste nicht viel über Raben - aber wenn sie sich so verhielten, musste dort irgendetwas vor sich gehen. Und ich wollte nicht wissen, was es war.
Wir hatten durch unsere Neugierde genug Leid erfahren, genug Verluste erlitten.
Sofort drehte ich mich zu Arkanis.

"Wir müssen hier weg! Kümmer dich darum, dass Avis dir gehorcht!"

Sagte ich nur, wieder mehr als bitte, als als Befehl. Denn ein Abenteuer wollte ich heute nicht mehr erleben. Zu vollgefressen und Bewegungsunfähig war ich. Vielleicht hatten wir Glück, und wir konnten ohne Aufsehen zu erregen unter dem Krach der Raben verschwinden.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 27.04.2022

Tja so schnell konnte es gehen. Eben noch ein einsamer Junggeselle, der in den Tag hineinlebt und heute… ein Babysitter. Doch ich beschwerte mich nicht, jedenfalls nicht laut. Die tapsigen Schritte der Kleinen folgten mir durch den ruhigen Vormittag, ich drehte hin und wieder die Ohren zurück und lauschte dem ungewohnt lauten Trampeln der klobigen Pfoten in meinem Rücken. Wie konnte sie so einen Krach machen? Oder lag es daran, dass ich fremde Schritte um mich herum einfach nicht mehr gewohnt war? Ich konnte es nicht sagen, doch ich fürchtete das Echo dieser kleinen Trampelschritte würde noch meilenweit zu hören sein. Gut, dass wir beide bereits gefressen hatten und nicht auf der Suche nach Beute waren. Das wäre absolut hoffnungslos gewesen.
Stattdessen waren wir in der Hoffnung unterwegs, die Familie der Kleinen zu finden, damit ich mich wieder in mein friedliches Einzelgängerleben würde stürzen können. Ein verlockender Gedanke und ihr Getrampel dürfte uns vermutlich dabei helfen, ihre Sippschaft ausfindig zu machen. Wenn wir sie schon nicht fanden, würden sie vielleicht uns finden. Kurz drehte ich mich zu dem Zwerg um und begutachtete ihren Zustand. Etwas müde vielleicht und vollgefressen. Aber sie hielt Schritt. Gut.
 
Vor uns flatterte ein Rabe aus einem Strauch und erhob sich kreischend in den Himmel. Ich folgte ihm kurz unbeeindruckt mit den Augen, bevor ich den Kopf auf den Boden senkte, um nach Gerüchen zu suchen. Schnuppernd schob ich die Schnauze durch das Herbstlaub und stupste energisch ein paar Blätter zur Seite, als ein erneuter Schrei mich unterbrach. Ich hielt den Kopf gesenkt und hob den Blick hinauf, wo der Rabe – oder auch ein anderer, sahen ja schließlich alle gleich aus – erneut aufgetaucht war und erstaunlich tief um uns herumflatterte. Ich schüttelte das Laub aus meinem Pelz und richtete mich stirnrunzelnd auf. Der Flattermann flog in engen Kreisen um uns herum, drehte dann wieder ab und flog in eine Richtung davon, bevor er sein Spiel wiederholte.
 
“Ich glaub der ist nicht ganz richtig im Kopf“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu Amuary, während ich kopfschüttelnd die wilden Flugbewegungen des Raben verfolgte. Und als er erneut abdrehte und ich bereits überlegte, ob ich ihn nicht bei seiner nächsten Wendung aus der Luft schnappen könnte, sah ich hinter ihm noch mehr von seiner Sorte. Ob sie Beute gefunden hatten? Amuary und ich hatten bereits gefressen und in Gesellschaft der Kleinen wollte ich mich keinem Ärger aussetzen. Ich unterdrückte ein Seufzen, als meine Neugierde anstieg. Doch ich würde meinen Schützling nicht in Gefahr bringen.
 
“Wir sollten besser einen anderen Weg einschlagen“, murmelte ich fast schon bedauernd und als ich diesem seltsamen Vorkommen bereits den Rücken gewandt hatte, ertönte ein leises, warnendes Brummen aus der Ferne, das mich augenblicklich innehalten ließ. Ich kannte diese Stimme! Verdammt! Ich fuhr herum, die Ohren nun steil aufgerichtet und den Blick starr auf die Raben geheftet. Ich hob die Schnauze in die Luft, doch es roch überall nur nach Federn und Aas. Wir mussten näher heran!
 
“Amuary, Planänderung. Ich glaube dort hinten ist ein Freund von mir und er braucht Hilfe. Bleib dicht bei mir! Und wenn ich es dir sage, dann läufst du hierhin zurück und versteckst dich! Alles klar?“, wies ich die junge Fähe mit eindringlicher Stimme an und sah ihr kurz fest in die Augen. Dann trabte ich angespannt auf den Rabenschwarm zu. Amuary behielt ich nun dicht an meiner Seite und warf ihr immer wieder aus dem Augenwinkel Blicke zu. Der Rabe flatterte nun aufgeregt um uns herum, flog immer wieder vor uns und ließ sich wieder zurückfallen, bis er über uns schwebte. Seine Rufe schmerzten in meinen Ohren, doch ich ließ mich nicht beirren. Das Brummen wurde lauter, ebenso das Schreien der Raben und mein Herz setzte einen Schlag aus. Dort vor uns befand sich eine riesige Grube, viel zu tief und zu gerade begrenzt, um natürlich zu sein. Es roch beißend nach Mensch, so stark, dass ich mit Mühe ein Würgen unterdrückte. Ich trat steifbeinig näher an den Rand der Grube und spähte hinein. Ein riesiger Bär kämpfte dort unten um seine Freiheit, versuchte angestrengt Halt an den geraden Kanten der Menschenfalle zu finden und sich mühevoll aus dem Erdloch zu kämpfen. Und dann hob er den Blick und meine Augen legten sich auf seine. Ich keuchte leise auf. Das da unten war Basuu, der Bär, der mir vor Jahren das Leben gerettet hatte. Der einzige Freund, den ich auf dieser Welt hatte. Verdammt!
 
“Amuary, geh bloß nicht zu nah an den Rand, du könntest abstürzen!“, brummte ich mit belegter Stimme und schob sie angespannt einige gute Wolfslängen vom Abgrund weg.
“Bleib da!“
 
Ich lief zurück an den Rand, meine Augen suchten fieberhaft das Erdloch nach einem Ausweg ab. Unten drunter hatte Basuu ein wahres Schlachtfeld hinterlassen, doch die Erde bröckelte immer weiter ab, bevor er Halt finden konnte. Und die Raben schrien über meinem Kopf so ohrenbetäubend Laut, dass ich mich nicht konzentrieren konnte.
 
“SEID STILL!“, stieß ich ein scharfes Bellen aus, woraufhin das Geplapper erschrocken verstummte. “Verdammt, Basuu, wie hast du das geschafft?“, fragte ich keuchend und begann von oben zu graben und Basuu suchte sich die selbe Seite aus. Vielleicht würden wir uns ja aufeinander zu bewegen können.


[ Wird von den Raben gestört | findet mit Amuary den Bären und will ihm helfen | stößt einen lauten Ruf aus, um die Raben zum Schweigen zu bringen | beginnt zu graben ]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 02.05.2022

Ich kann nicht sagen, wie lange mich der Rabe ärgerte. Und ich konnte auch nicht nicht sagen, wie lange ich brauchte, bis ich seine Not verstand.
Ich dachte kurz, er wolle spielen. Also bückte ich meinen Vorderkörper gen Boden und streckte den Po in die Luft - meine Rute von einer zur anderen Seite peitschend.
Daraufhin verzog sich der Rabe nur auf einen Ast, der über mir war. So dass ich ihn nicht erreichen, jedoch sein empörtes schimpfen nicht zu überhören war.
Immer wieder blickte ich zu Rúna. Sie sah es doch auch, dass der Rabe Kontakt auf nahm, oder?
'Oder wurde ich nun ganz verrückt?`

Unruhe breitete sich in mir aus. Und als dann im Wald aus der Ferne ein Geschrei von vielen weiteren Raben immer lauter wurde, da begriff ich endlich. Er hatte uns aufgesucht, um uns etwas zu zeigen! Was dort los war, wusste ich nicht, doch der Vogel zeigte mir nun sehr deutlich, dass er da hin zurück wolle - jedoch nicht allein.

"Wir müssen da hin!"

beschloss ich, und verkündete es dabei Rúna.
Das Skadi im eben den Selben Moment einen anderen Plan verfolgt hatte wusste ich nicht. Und selbst wenn ich es gewusst hätte - dieses Mal konnte ich ihr nicht blind vertrauen und gehorchen.

"Lasst uns zu den Raben gehen, los. Wir müssen dort hin."

verkündete ich dann noch ein wenig lauter, mit einem kleinen Jaulen, damit auch jeder aus der Gruppe das vorhaben hören würde. Mein Herz pochte mir wahrlich bis in den Hals und ich spürte den Blutrausch bis in meine Pfoten. Noch nie hatte ich den weiteren Weg bestimmt.
- Und ich dachte da tatsächlich, dass es in unserer Gruppe so funktionierte, dass einer einfach die Führung übernahm, wenn er den richtigen Weg kannte. Den richtigen Riecher hatte.

Also marschierte ich los.
Auch als ich aus dem Wald den Ausruf eines Artgenossen hörte, der die Raben für einen kurzen Moment zum Schweigen brachte, zögerte ich nicht. Ich lief einfach weiter. Und ja, ich lief wirklich los, darauf vertrauend, dass der Rest mir folgen wollte und es auch tun würde.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 15.05.2022

Ich blieb abrupt stehen, blickte hinauf in die Baumwipfel, aus denen der laute Krach der Raben kam, dann hinüber zu Kimya, der nur ein einziges Ziel verfolgte. Nämlich den Raben zu folgen und dass, obwohl Skadi im selben Augenblick genau das Gegenteil verkündete. Unschlüssig sah ich zu ihr und Arkanis hinüber, spürte eine ungeahnte Spannung in mir aufsteigen, weil mein Bruder nicht auf die Älteren hörte, sondern seinen Weg durch die Büsche fortsetzte. Er folgte den Rufen der Raben, die zunehmend mehr nach Gefahr klangen und dann hörte ich ein wölfisches Bellen, dass die Federtiere kurz verstummen ließ.  Noch einmal drehte ich mich zu Skadi herum, sah den warnenden Blick meiner Mutter, doch ich konnte und wollte Kimya nicht allein lassen. Was wenn es ein fremdes Rudel war? Was wenn er geradewegs in die Gefahr rannte?!

“Kimya! Warte!“,

rief ich und setzte ihm nach, holte mit langen Sätzen zu ihm auf und schob mich dicht an ihm ebenfalls durch das Gestrüpp.

“Was zum Kuckuck hast du vor?! Skadi wird dir die Ohren langziehen und mir gleich mit!“

Vielleicht würde sie es auch nicht tun, denn als wir die Nase durch die Blätter schoben und auf eine kleine Lichtung traten, nahm ich sofort die panische Witterung eines Raubtieres auf und dann sah ich die anderen Wölfe am Rand eines großen Loches, umkreist von einigen schreienden Raben. Unweigerlich sträubte sich mein Nackenfell und ich blieb stehen, spähte von weiten hinunter in die Grube. Es war kein dritter Wolf, der sich darin befand, sondern ein ausgewachsener Bär und ganz offensichtlich versuchte der fremde Rüde ihn zu befreien in dem er am Rand die Erde wegschaufelte.
Nun trat ich doch einen weiteren Schritt vor.

“Braucht ihr Hilfe“,

kam es über meine Lefzen, obwohl wir als Welpen vor Bären gewarnt wurden, doch wieso sollte der Fremde versuchen ihn zu befreien, wenn der Braunpelz Böses im Sinn hatte?

[ist unschlüssig / folgt schließlich Kimya / bietet unerwartet Hilfe an]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 15.05.2022

Ich hatte vieles erwartet aber sicher keine fast schon als freundschaftlich zu deutende Konversation mit Skadi. Meine Ohren drehten sich unbehaglich nach hinten und zunächst beschloss ich, ihren Worten nur zu lauschen, als Reaktion so wenig wie möglich preiszugeben. Es ging um Avis und Kimya, wie so oft. Hin und wieder fragte ich mich, welche Rolle die braune Fähe im Leben meiner Söhne eingenommen hatte. Sie war eine Autorität in ihrem Leben geworden, doch die tatsächliche Anführerin der Gruppe schien Skadi nicht zu sein. Zumindest ich sah sie nicht so und bisher hatte sie auch nicht versucht, diesen Respekt von mir einzufordern. Eine seltsame Dynamik in dieser kleinen Gruppe…
Skadis Blick wandte sich ab, doch ihre Worte waren alles andere als beiläufig. Ich nickte nachdenklich, auch wenn ich dieses Gespräch eigentlich nicht führen wollte. Avis war mir ähnlicher, als gut für ihn war…
 
Kimya war da deutlich schwerer einzuschätzen, zumindest für mich. Wir hatten uns voneinander entfernt, er war erwachsener geworden und hatte sich in eine Richtung entwickelt, die mir Sorgen bereitete. Doch er war auch intelligent und scharfsinnig, viel mehr noch als früher. Er war lange nicht mehr der naive kleine Welpe, der in den Tag hinein träumte. Doch all das waren keine Gedanken, die ich ausgerechnet mit Skadi teilen wollte, auch wenn ich es durchaus schätzte, dass sie auf mich zu ging. Um meinetwillen war es mir egal, was Skadi von mir hielt. Doch für meine Söhne versuchte ich mich mit dem Gedanken anzufreunden, Skadi zu akzeptieren. Auch wenn ich dazu nicht unbedingt diesen Gefühlsaustausch gebraucht hätte.
 
“Kimyas Vater war zu gut für mich, dass hat er schnell erkannt“, brummte ich, ohne das gutmütige Blitzen in meinen Augen zu verbergen. “Er war sanft und vorsichtig, kein Kämpfer aber sehr intelligent. Kimya hat sehr viel von ihm.“ Ich hielt die Antwort so knapp ich konnte, dennoch legten sich meine Augen nachdenklich auf meinen Sohn, während ich sprach. Ich beobachtete seinen Tanz mit dem Raben und wie er sich spielerisch hinabbeugte, um den Vogel zum Spielen aufzufordern, eine Geste, die mir so fremd war, dass ich ungläubig den Kopf schüttelte. Doch ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzugrübeln, denn plötzlich änderte sich Kimyas Körperhaltung und auch Skadi schien es bemerkt zu haben. Sie rief mir zu ich solle mich um Avis kümmern und mein Nackenfell stellte sich auf, während meine Augen nach meinem zweiten Sohn suchten, der sich sofort in Bewegung versetzte und zu seinem Bruder eilte. Ich lief los um ihm zu folgen und entdeckte in der Ferne Kimya, der sich ebenfalls bereits von der Gruppe entfernte. Ich drehte den Kopf herum zum Rest des Rudels.
 
“Kommt mit!“, rief ich scharf, während ich im schnellen Schritt meinen Söhnen folgte. Der Wind stand so ungünstig, dass ich keine Ahnung hatte, was uns erwarten würde, doch als ich zu den beiden aufgeholt hatte, standen sie bereits Auge in Auge mit einem fremden Rüden. Ich stellte das Nackenfell auf und schob mich auf Höhe meiner Söhne um angespannt die Situation zu beäugen. Dem Fremden galt ein warnender Blick und ein leichtes Zucken meiner Lefzen, doch augenblicklich versuchte er, mich mit seiner Gestik zu beschwichtigen. Avis schien die Situation bereits erfasst zu haben und bot dem Fremden Hilfe an, der offensichtlich so geisteskrank war, einem Bären zu helfen, der in eine Menschenfalle getappt war. Alles in mir schrie, dass wir hier verschwinden mussten. Ich wollte Kimya und Avis nacheinander packen und so lange schütteln, bis sie zur Vernunft kamen. Ich wollte einen von ihnen packen und mit ihm fliehen und beten, dass der zweite mir folgen würde. Ich wollte diesen Rüden dort vorne in die Grube stürzen, damit er meinen Jungen nichts antun konnte. Doch ich entschied mich für einen völlig anderen Weg. Ich schob mich neben Avis und Kimya und raunte ihnen ins Ohr. 
 
“Wo solche Fallen sind, sind auch die Menschen nicht weit. Sobald ihr irgendetwas eigenartiges riecht oder bemerkt, schlagt sofort Alarm!“, raunte ich Avis und Kimya zu und hob angespannt die Nase in den Wind. Es gab keine Chance meine Jungs von hier weg zu bekommen, das war mir leider klar geworden, als ich Kimyas eindringlichen Blick bemerkt hatte. Und Avis Sturkopf kannte ich zur Genüge... Vielleicht würden sie eher kooperieren, wenn ich sie als ebenbürtig behandelte. Ich warf den beiden noch einen Blick zu, bevor ich den fremden Rüden genauer beäugte, der bereits Befehle an meine Söhne verteilte. Ich knurrte tief in der Kehle, trat jedoch näher und warf einen Blick hinab in die Grotte. Angespannt legte ich meinen Blick wieder auf den Fremden, der bisher keine Anstalten machte, feindselig aufzutreten.
 
“Hilfe ist auf dem Weg. Ich laufe ein Stück in diese Richtung und halte nach Menschen Ausschau. Ich warne euch sofort, wenn ich jemanden wittere. Und wenn du dann nicht augenblicklich meine Söhne in Sicherheit bringst und diesen Bären sich selbst überlässt, dann reiße ich dich in Stücke!“, drohte ich knurrend dem Fremden und starrte ihm einige Augenblicke direkt in die Augen. Ich vertraute fest darauf, dass die anderen nachkommen würden, nur so traute ich mich, meine Söhne bei diesem Fremden zu lassen. Außerdem fürchtete ich die Menschen um so vieles mehr, als diesen halb verzweifelten Rüden. Ich hatte gesehen, wozu diese Zweibeiner fähig waren...
 
“Passt auf euch auf Jungs und hört auf Skadi!“, rief ich noch und machte mich in schnellem Tempo auf den Weg in den Wald. Ich sah nicht zurück, die Sorge um meine Jungen hätte mich sonst zerrissen. Meine beste Möglichkeit ihnen zu helfen war es, den Menschen immer ein Stück voraus zu sein. Ich trabte in den Wald und hielt die Schnauze in den Wind.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rakesh - 15.05.2022

Meine Pfoten pochten und schmerzten vom Graben, Dreck und Staub flogen durch die Luft und reizten meine Augen. Ich grub weiter, die Hinterbeine breitbeinig in den Boden gestemmt um nicht abrutschen zu können, während ich so gut es ging Erde aus dem Weg schaufelte. Basuu war erschreckend weit unten und er grub nur mit einem Vorderlauf, den anderen hielt er vorsichtig in die Höhe, als wäre er verletzt. Ich war drauf und dran nach unten zu springen und ihm vor dort aus einen Weg zu schaffen, doch mein Überlebensinstinkt flüsterte mir zu, dass das eine wirklich miese Idee war. Die Raben hatten ihr Geschrei wieder aufgenommen, meine Ohren dröhnten und mein Kopf pochte, doch ich gab es auf erneut nach Ruhe zu fordern.
 
In einer kurzen Atempause, in der ich den Kopf hob und den Staub aus meinen Lungen hustete, vernahm ich den Geruch nach Artgenossen. Erstaunt fuhr ich herum und sah mich beinahe gehetzt um. Zwei Jungwölfe brachen aus dem Gebüsch und ich stellte erstaunt die Ohren auf und hob die Schnauze in den Wind. Sie waren nicht alleine, ich hatte den Geruch nur vor lauter Aufregung nicht bemerkt. Einer der beiden Jungwölfe fragte mich, ob ich Hilfe brauchte und ich rang innerlich mit dem Wunsch, ihre Hilfe anzunehmen und gleichzeitig dem, die beiden Zwerge nicht in Gefahr zu bringen. Mein Blick huschte zu Amuary, die ich bereits aus der Gefahrenzone verbannt hatte und legte sich dann auf den zweiten der beiden, der bisher nichts gesagt hatte.
 
“Könntest du nach der Kleinen sehen? Schau, ob es ihr gut geht, ja? Und haltet euch bloß von der Grube fern, wenn ihr abrutscht kann euch keiner mehr helfen! Und du…“, sprach ich nun den zweiten an, der das Wort erhoben hatte.
“Folgen die anderen euch?“, fragte ich gerade, als eine bräunliche Wölfin hinter den beiden auftauchte. Sie starrte mich herausfordernd an und ich senkte besänftigend den Kopf. Ich hatte keine Zeit nun einen Streit mit dieser Fähe zu beginnen, die nun hier war und vielleicht bereit zu helfen. Sie bot sogar an vorauszulaufen und uns vor den Menschen zu warnen. Ich nickte ihr dankbar zu und wandte mich erneut an den jungen Rüden, der mir sofort seine Hilfe angeboten hatte.
 
“Geh niemals zu nah an den Abgrund, klar? Ich schiebe die Erde vom Rand des Erdloches nach oben, stell du dich hinter mich und schieb sie aus dem Weg, damit sie sich nicht hinter mir auftürmt, ja? Und danke, euch beiden!“, rief ich und sprang wieder zurück zu der Falle, wo Basuu unten keuchend an den Rand gelehnt versuchte zu Atem zu kommen. Ich biss die Zähne zusammen und grub weiter, die Ohren zurückgedreht um auf die restliche Hilfe zu warten.