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PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Druckversion

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RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 25.07.2021

Alle Wölfe hatten ihre Position gefunden. Weit weg von dem gefährlichen Geweih. Wir waren alle an den Hinterbeinen und an den hinteren Seiten. Der Hirsch stand lange still, durchbrach diese jedoch in unregelmäßigen Abstanden mit Fluchtversuchen. Er zuckte auf, versuchte sich aufzubäumen oder nach hinten aus zu treten. Jedoch hatten wir ihm gut in Schach. Wir zogen als Rudel an seinen Läufen, hielten ihn vom Ausbrechen ab. Er schaffte es nicht, seine Hinterläufe aus unseren Fängen zu befreien. Wobei meine schmerzenden Rippen bei jeder fremdbestimmten Bewegung deutlich zeigten, dass sie Ruhe verlangten. Der Schmerz raubte mir jedes Mal den Atem und ich war in großer Versuchung, die ganze Sache aus zu sitzen. Der Hirsch hatte inzwischen so große Verletzungen, dass man mit langen Atem abwarten könnte, bis er den letzten Atemzug tätigte. Jedoch hatten wir ihn schon ein Mal unterschätzt und noch schlimmer wäre es, wenn Fressfeinde die Zeit ebenso nutzen würden. Arkanis und ich brauchten nach diesem Kampf Stärkung. Wer weiß, wie es den Anderen am Ende erging. Für Kimya und Avis war es der erste riesige Beutefang. Und dann direkt mit so einem Kampf

'Aber vielleicht lernen sie dadurch Respekt vor den großen Beutetiere'

Dachte ich, und dann versuchte der Hirsch wieder nach hinten aus zu treten und ein stechender Schmerz durchzog von den Rippen ausgehend meinen ganzen Körper.

Arkanis teilte ihre Beobachtungen im richtigen Moment mit. Wenn wir an den Hinterläufen gleichzeitig reißen würden, dann könnten wir es schaffen. Ich wusste, dass keiner von uns seinen Biss lockern durfte, sonst hätte er die Chance, uns alle um zu reißen. Also fing ich an, in einem gleichbleibenden Rhythmus am Hinterlauf des Hirsches seitlich nach hinten zu ziehen. Ich ließ mich mit meinem gesamten Gewicht in den Riss fallen.
Stand wieder auf. Atmete kurz durch. Und wiederholte. Ich hoffte, dass die anderen schnell begriffen und mit einstiegen in diesen Rhythmus. Unser aller Gewicht gegen ihn würde ihn zum Sturz bringen.


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Rúna - 08.08.2021

Auf meiner Zunge schmeckte ich den herben Pelzgeschmack des Hirsches, aber darunter ströhmte mir bereits sein heißes Blut über die Fänge und erzählte von saftigem frischem Fleisch. Mein eigenes Blut pulsierte derweil im steten Schlag meines rasendenen Herzens durch meine Adern und mit ihm die Freude der Jagd.

"Wir haben ihn da, wo wir ihn haben wollten... es ist entschieden..."

wurde mir klar und als ich Skadis Tun endlich bemerkte, wartete ich auf den richtigen Moment und warf mich gemeinsam mit ihr zur Seite. Ein wütendes Röhren, ein Laut der sich in meine Ohren brannte und der soviel mehr als nur Angst in sich trug, schallte aus der Kehle des Hirsches, während seine Hinterbeine unter ihm weg gerissen wurden und er nieder stürzte.

Auch ihm war klar geworden, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Er, der König dieses Waldes, hatte seinen Platz im Leben verloren. Noch immer schlägelte er gefährlich mit den Vorderläufen, ließ seinen Kopf von einer zur anderen Seite ausholen... aber die Kraft schwand und in seinen Augen lag der Blick der gefallenen Beute.

Ein solches Tier zu töten war etwas anderes als ein Kaninchen oder ein Eichhörnchen. Er war ein Kämpfer, ein Krieger und er hatte lange gelebt. Doch weit älter noch als er selbst, war das Gesetz der Natur, das Gesetz der Stärke und des Kreislaufes.

Von dem Moment gebannt, hielt ich seinen Hinterlauf mit eisernem Biss fest und den Blick fest auf ihn gerichtet...


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 25.08.2021

Die Zeit war etwas so verrücktes. Manchmal rannte sie - und manches Mal blieb sie stehen. Und doch verlief sie immer gleich. So verlässlich, wie die Zeit lief, so irreal fühlte sie sich auch an. Immer allgegenwärtig und doch nie greifbar.
So war es auch in der Situation, als wir den Hirsch erlegten. Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit, in der der Hirsch gegen den Tot ankämpfte. Und doch passierte so viel, in dieser Zeit.
Ich spürte, wie der Hirsch immer mehr an Kraft verlor. Wie die Zeitabstände, seiner Gegenangriffe und Abwehrtechniken, immer länger wurden. Er sammelte Kraft, um mit Ruckartigen Bewegungen frei zu kommen. Aber wir ließen ihm keine Chance. Wir agierten als Team, abgestimmt aufeinander. Jeder wusste, dass er nicht locker lassen durfte oder sich ablenken lassen durfte. Jeder Griff war wichtig.

Ich war hatte den Hirsch am selben Hinterlauf wie Skadi gepackt und hing in meinem biss drin: Ich benutzte mein ganzes Körpergewicht, zog ihn so nach unten. So konnte ich mich wenig bewegen, aber störte auch die Bewegung des Hirsches. Skadi riss immer wieder kräftig am Lauf. Das spürte ich, verstand jedoch nicht, dass sie uns auffordern wollte, ihr dies im selben Rhythmus gleich zu tun. Erst als Rúna sich im selben Moment mit aller Kraft in die Bewegung stürzte, der Hirsch sein Gleichgewicht verlor und umfiel - und ich dementsprechend an seinem Bein hängend halb unter ihm vergraben wurde, verstand ich.
Ich ließ den Biss vom Hirsch los und befreite mich zügig unter seine Bein heraus. Dann lag mir seine Innenseite des anderen Hinterlaufes zu Pfoten, und ich verbiss mich in das weiche Fleisch des Innenschenkels. Ich trennte die Haut auf und legte das reine Fleisch frei. Das Blut sprudelte in mein Maul, aber ich hörte nicht auf. Ich riss Fleischbrocken aus seinem Bein, so, als wäre der Hirsch schon erlegt. Ich grub mich so tief in sein Bein, bis ich eine Ader durchtrennte und das Blut mit seinem Herzschlag aus seinem Bein pulsierte.

Mein halber Körper war von seinem Blut getränkt, aber das bemerkte ich in diesem Moment noch gar nicht. Ich packte wieder an seinem Bein zu und zog mit meinem Gewicht am Bein, das falls er noch einen Versuch starten wollte auf zu stehen, dies erschwerte.

Bei meinem Vorhaben hatte ich all das, was beim Hirsch vorne ablief, nicht im Blick. Ich war so konzentriert gewesen - und zugegebener Weise musste ich auch all meine Kräfte bündeln und mich konzentrieren. Trotz des Adrenalins war die Müdigkeit in meinen Kiefern deutlich zu spüren.

[Trennt eine Hauptschlagader auf, nachdem der Hirsch stürzte | Zerrt weiter an den Hinterläufen]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kaya - 29.08.2021

Ich hatte mich mittlerweile voll auf mein für den Moment einziges Ziel fokussiert: Beute machen und damit einige hungrige Mäuler stopfen. Und ich hätte lügen müssen, wäre meines nicht in der Verlosung dabei gewesen! Denn in diesen Zeiten konnte sich niemand wirklich von Dingen wie Hunger freisprechen. Ich hielt das Riesentier also, so gut ich konnte, doch auch ich war nur ein Wolf….wenngleich mitunter ein toller. Aber der Hirsch, sicher einer derer, die ein riesiges Revier ihr Eigen nannten, weigerte sich beharrlich, klein beizugeben. Nun, wenn ich mich so umsah, musste er ja irgendwann keine Wahl mehr haben.

In diesem Moment landete Arkanis sehr überraschend unter dieser Masse an purem Gewicht und Macht. Auch meine Position nahe des Kopfes änderte sich dadurch kurzfristig und ließ mich für einen Moment erschaudern – aber ich sah, dass Arkanis sich immerhin bewegte und das gab mir doch einiges an Sicherheit, mich so zu bewegen wie ich es für nötig erachtete. Arkanis war trotz der Situation erstaunlich wachsam und schaffte es tatsächlich, sich etwas vom Hirschen zu entfernen, wie ich aus dem Augenwinkel zu bemerken glaubte.

Ich bekam keine Gelegenheit, groß nachzudenken, denn so wie Arkanis sich entfernte, rief sie mir auch unverständliches zu. Kehle? Irgendwie so etwas, was durchaus Sinn ergab, weil ich mit am weitesten oben zu finden war, den Hufen auszuweichen aber mit der Zeit langsam aber sicher schwieriger wurde. Ein ziemlich zäher Brocken, dieser Hirsch! Die beiden Damen im Feld hatten inzwischen geschafft, das massive Tier endgültig zu Fall zu bringen und es passierte:

Ich schnappte zu. Und wenn ich jemals in meinem schon etwas längeren Leben einen Biss gesetzt hatte, der mit nicht nur das Wasser, sondern auch viel Blut im Fang zusammenlaufen ließ: Dieser war es! Ich legte alles, was ich irgendwie an Kraft erübrigen konnte, in diesen Biss, blendete dabei das einsetzende, infernalische Gebrüll aus, das sich in meinen Ohren breit machte und hoffte, dass es bald zu diesem bekannten Gurgeln werden würde, das ein erstickender Hufer von sich gab, der wusste, dass er diesen Kampf verloren hatte.

[braucht einige Momente, um auszuweichen, realisiert dann Arkanis‘ Zuruf und langt mit allem was er hat, zu]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 13.09.2021

Spielleitung  

Es war entschieden. Der König des Waldes war gefallen. Er hatte verbissen gekämpft, doch die Jäger hatten ihm keine Chance auf einen Sieg gelassen. Kayas Biss hatte dem großen Huftier den Rest gegeben. Doch der Verlust des einen war wie so oft der Gewinn der anderen. Und so erfreuten sich die Sieger an einem reichhaltigen Mahl. Auch Arkanis und Skadi konnten glücklicherweise daran teilnehmen, auch wenn die junge Mutter noch ein ums andere Mal innehalten und ihre schmerzenden Lungen zum Atmen zwingen musste.

Nach der Jagd gönnte sich die Gruppe eine kurze Pause und döste in der Sonne. In der Mittagszeit brachen sie wieder auf, Arkanis dieses Mal in der Mitte, wo sie sich erholen konnte, ohne wachsam die Umgebung im Auge behalten zu müssen. Skadi führte das kleine Rudel erneut an, während Kaya das Schlusslicht bildete.
 
Kimya lief am seitlichen Rand der Gruppe, als er im Augenwinkel etwas bemerkte. Ein junger Rabe umkreiste die Gruppe, flog im tiefen Flug an den Wölfen vorbei, stieg dann wieder auf und flatterte ein Stückchen davon. Und jedes Mal, wenn der junge Rüde dachte er würde verschwinden, kehrte er mit einem kehligen Ruf wieder zurück, flog dicht über seinem Kopf entlang, bevor er sich in engen Kreisen wieder hinaufwand… 
Und bei näherem Hinhören waren da noch mehr Raben, gar nicht weit entfernt, die sich in leisen, aufgeregten Rufen verständigten.

Rabe


Kurzinformationen

Datum: 12.Oktober 1202
Tageszeit: mittags
Temperatur: 13°C
Wetter: sonnig, leicht bewölkt
Wind: mäßiger Wind
Situation in Kürze: Die Wölfe setzen ihre Reise in den Norden fort


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Kimya - 18.09.2021

Der Hirsch wurde ruhiger, seine Bewegungen seltener und kraftloser. Bis er irgendwann schlaff zusammenbrach. Keine Muskelspannung war mehr zu spüren. Ich wartete jedoch so lange, bis Rúna, Skadi und Kaya ihre Kiefer lösten und siegreich in die Runde sahen. Sie konnten als erwachsene und erfahrene Wölfe wesentlich besser einschätzen, ob der König der Waldes uns eine List spielte oder wirklich erlegen war.
Das Mahl tat gut und gleichzeitig weh. Mein Kiefer war so erschöpft vom Gegenhalten, Reißen und Beißen. Doch durchs Fressen kam Energie zurück und irgendwann konnte ich den schmerzenden Kiefer ignorieren.

Nun war die Jagt und das Mahl schon längst beendet. Wir waren schon wieder, nach einer guten Verdauungspause, auf Reisen.
Ich trottete langsam am Rand der Gruppe umher. Ich war nicht sonderlich aufmerksam. Wenn es nach mir gegangen wär, dann wären wir noch nicht weiter gezogen. Ich hatte in meinem Leben nicht so viel gefressen wie bei dieser Beute und war noch immer nicht mit der Verdauung so weit fertig, dass ich spaß am Wandern empfand. Dementsprechend war ich ruhig.
Mein Fell war noch immer voller trockenen Blut. Ich hatte bisher keine Muße, mich zu säubern.
Irgendwann kam ein Rabe über unsere Gruppe geflogen. Ich bemerkte ihn jedoch erst richtig, als er seinen Ruf und seinen Auf- und Abflug immer wieder wiederholte. Misstrauisch sah ich ihm nach, ging ein wenig weiter von der Gruppe weg, um seinem Flug näher zu sein.
Und dann bemerkte ich, dass tiefer im Wald weitere Raben sich kurze Rufe zuschickten und immer wieder nervös aufstiegen, um sich wieder in den Bäumen nieder zu lassen und dann doch wieder zu rufen.
Anfangs dachte ich, dass der Rabe uns ärgern wollte. Das taten sie ja zu gerne, besonders, nach einer erfolgreichen Jagt. Doch der Rabe kam mir nie zu nahe oder zwackte nach mir. Er flog dicht an mir vorbei und stieß seinen Ruf aus.
Und dann begriff ich. Es war ein Warnruf. All die Raben warnten uns Waldtiere vor Räubern und Jägern. Aber es musste ein größerer oder andersartiger Feind sein als sonst. Kein Wolf, kein Fuchs, kein Mensch. Dafür waren die Raben zu aufgeregt. Sie verhielten sich so anders, so, als wüssten sie mit der Situation nicht um zu gehen.

Nervös leckte ich mir über die Lefzen und schaute mich um. Ich kläffte dem Raben dankend hinterher, als er wieder noch oben auswich - und dann huschte ich an Rúnas Flanke.

"Rúna."

flüsterte ich und versuchte sie ein bisschen vom Weg ab zu drängen, wen von Kaya, der in Hörweite war.

"Rúna, ich glaub', da draußen ist etwas. Etwas großes. Ein Jäger, aber anders als sonst."

Ich sprach leise und langsam, so als würde ich über jedes Wort das ich offenbarte nachdenken.

"Die Raben, sie sind unruhig und warnen den Wald."

Die letzten Worte sprach ich noch leiser und bedachter, so dass nur Rúna sie hören konnte. Ich schaute danach in die Richtung der Raben im Wald. Der Einzelne kreiste weiterhin über uns, stieg immer wieder hinab und rief.

[Ist noch müde und voller Trockenen Blut, trottet langsam mit der Gruppe mit | erkennt die Warnung der Raben und sucht Rúna auf]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 03.10.2021

Es war uns allen schlussendlich gelungen den tapferen Hirsch – ja er sich tapfer zur Wehr gesetzt, obwohl seine Verletzung ihn ohnehin zu Grunde gerichtet hätte – niederzustrecken. Ich hatte nur aus dem Augenwinkel mitbekommen wie mein Bruder sich am Schenkel verbiss, wie er die weiche Haut aufriss und das Fleisch darunter zerriss. Es hatte mir ein anderes Bild von Kimya gezeigt, eines das ich so an ihm noch nie gesehen hatte. Vielleicht hatten die Wochen in denen ich verschwunden war mehr mit ihm gemacht und ihn wachsen lassen als mich selbst. Er war auf jeden Fall nicht mehr der kleine Bruder, den ich ständig necken und beschützen konnte. Innerlich schüttelte ich den Kopf, ich würde ihn immer necken und beschützen, da konnte er von mir aus auch doppelt so groß werden wie ich. Nicht das das je passieren würde, ich würde immer der große Bruder bleiben. Du wirst schon sehen Kimya!

Das Mahl war eine ausgezeichnete Stärkung, doch unsere Rast war in meinen Augen viel zu kurz. Hätte ich gewusst, dass sie wir so bald schon weiterlaufen würden, ich hätte eindeutig weniger gefressen. Jetzt lag es schwer in meinen Magen und ich konzentrierte mich vor allem darauf, das gute Fressen nicht wieder hervor zu würgen. Gleichzeitig lenkte ich meinen Blick immer wieder auf Arkanis und Skadi, die beide ordentlich Paroli bekommen hatten, doch man merkte es ihnen kaum an. Wenn ihnen etwas wehtat, dann konnten sie es sehr gut verbergen. An der Stelle an meiner Schnauze wo mich der Huf getroffen hatte, spürte ich noch jetzt ein leichtes Pockern. Immer wieder zuckte ich mit der Nase, weil es kribbelte.

Ich holte zu Arkanis auf, um eine bessere Ablenkung zu finden. Ich musterte sie von der Seite und für einen Augenblick kehrte der Schreckmoment zurück, indem sie unter dem Hirsch begraben wurde. Mir nicht bewusst gewesen, wie viel sie mir nach allem was passiert ist, noch bedeutete. Ich dachte ich wäre noch immer sauer auf sie, weil sie Kimya und mich zurückgelassen hatte. Das war ich auch noch, nur hatte ich eben auch Angst davor sie erneut zu verlieren. Gruseliges Gefühl, dass ich am liebsten ganz weit weggeschoben hätte und doch nicht abschalten konnte.

“Warum haben wir nicht länger gerastet? Hätten wir nicht eine Nacht dort verbringen können und am nächsten Morgen noch die Reste fressen können?“,

fragte ich sie und ließ die Ohren kurz zur Seite und zu meinem Bruder und Rúna schnippen, die von einem Raben abgelenkt wurden. Was wollte der Gefiederte denn? War er lebensmüde und wollte gefressen werden? Dann hatte er leider Pech, wir waren alle satt und vollgefressen.


[ist vollgefressen / denkt nach / spricht zu Arkanis]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Arkanis - 06.11.2021

Wir waren langsamer unterwegs, als es sonst der Fall gewesen wäre. Natürlich war allen klar, wieso das so war. Ich war nun in einer Position, in der andere Rücksicht auf mich nehmen mussten. War das vielleicht beschissen!
Meine Laune war dementsprechend schlecht. Nach der Rast hatte ich mich deutlich besser gefühlt, doch nun pochte mein Brustkorb wieder bei jedem Atemzug. Die Erwachsenen hatten es natürlich bemerkt und Skadi hatte schnell das Tempo gedrosselt. Ich war ihr dankbar dafür, doch es machte mich gleichzeitig wütend. Ich hatte impulsiv gehandelt und das war die Strafe.
Der Marsch war schweigsam und mein Verstand quälte mich damit, das Geschehene immer und immer wieder zu durchdenken. Was ich getan hatte, war an Dummheit kaum zu übertreffen gewesen und doch fiel mir keine andere Lösung ein. Avis wegzustoßen wäre viel zu riskant gewesen, er hätte das Gleichgewicht verlieren und erst recht unter die rasenden Hufe gelangen können. Ich hätte versuchen können, den Hirsch etwas weniger körperlich von meinem Sohn abzulenken. Vielleicht hätte das funktionieren können. Doch wie hätte ich das riskieren können? Ein vielleicht reichte da nicht. Also ertrug ich schmerzende Lungen und langsames Tempo. Für Avis.
 
Ich zuckte sichtbar zusammen, als ebendieser plötzlich neben mir aufgetaucht war und mich ansprach. Meine Lunge quittierte diese unerwünschte Bewegung sofort mit einem scharfen Stechen, dass mich kurz das Gesicht verkrampfen ließ. Doch ich beließ es bei dieser kurzen Reaktion, auch wenn meine Brust erneut schrie. Avis sollte nicht sehen, wie angeschlagen ich immer noch war. Ich blinzelte kurz, bevor ich zu ihm hinabsah. Und ihn hier zu sehen riefen in mir – ohne es zu wissen – ganz ähnliche Gefühle hervor, wie in ihm. Ich war unheimlich erleichtert, dass er hier war. Und ich würde versuchen, für ihn da zu sein.
Seine Frage war nicht sehr einfach und ich suchte einen Moment nach der Antwort.
 
“Ich fürchte das lange Rasten hat uns alle erschöpft. Das klingt vielleicht im ersten Moment unlogisch, doch Abwarten und Stillstehen kann viel Kraft kosten. Ich denke wir alle wollten so schnell wie möglich wieder auf der Reise sein.“, antwortete ich ihm so gut ich konnte und zuckte mit den Schultern. Dann wurde mein Blick etwas verständnisvoller.
 
“Du und Kimya ihr habt lange nicht mehr so viel gefressen. Tut dir dein Magen weh? Ich schätze Rúna kennt sicher ein paar Kräuter, die dagegen helfen würden.“
 
Mein Blick folgte meinen Worten zu der Heilerin, die dicht neben Kimya lief. Die beiden schienen etwas Privates zu besprechen und meine Ohren zuckten neugierig nach vorne, doch ich konnte sie nicht verstehen. Etwas skeptisch sah ich zurück zu Avis und beobachtete ihn von der Seite. Würde er zugeben, dass ihm sein Magen drückte? Und würde er – um Himmels Willen – Hilfe annehmen? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Er war mir viel zu ähnlich. Ob ihn das manchmal störte? Vermutlich schon. Ich war mir sicher, dass ich bei ihm immer noch unter Probe stand. Irgendwie machte mich das nervös, ein Gefühl, welches ich sonst nicht kannte.


[hat noch immer Schmerzen, ist genervt davon, die Gruppe zu bremsen | spricht mit Avis]



RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Avis - 04.12.2021

Für einen kurzen Augenblick wirkte es so als hätte Arkanis Schmerzen oder kribbelte ihr lediglich die Nase? Jedenfalls hatte sie ordentlich das Gesicht verzogen, nachdem ich zu ihr aufgeschlossen hatte. Nun war dieser Ausdruck jedoch wieder verschwunden und sie sah zu mir hinab. Ich wollte wissen, weshalb wir nicht länger gerastet hatten, und meine Mutter suchte nach einer Antwort. Dabei war es nicht schwer mit ihr Schritt zu halten, ohnehin war das Tempo unserer Gruppe recht langsam. Wenn wir so schlichen wie eine Schildkröte, dann hätten wir auch gut noch länger rasten können.
Nachdenklich sah ich zu ihr hinauf als sie endlich antwortete. Das würde zumindest das langsame Laufen erklären.

“Hmm, ich wollte nicht so schnell wieder los“,

antwortete ich wahrheitsgemäß und seufzte tief. So recht wollte ich auch nicht verstehen, wie eine Rast jemanden erschöpfen sollte.

“Ist eine Pause nicht dafür da, die Erschöpfung zu besiegen?“, ich schüttelte verwirrt den Kopf, ehe mein Blick ertappt zurück zu Arkanis ruckte. Ob Mütter einen Extrasinn besaßen, mit dem sie genau spüren konnten, was nicht stimmte? Ich hob die Nase an und bewegte den Kopf hin und her.

“Er tut kein Stück weh! Wenn ich gewusst hätte, dass wir so schnell aufbrechen, hätte ich noch ein oder zwei Portionen mehr gefressen!“, antwortete ich großspurig. Mein Magen kommentierte das Ganze mit einem schmerzhaften Zusammenziehen. Ich drehte den Kopf etwas zur Seite und blies die Backen auf, weil mir beinah etwas vom leckeren Hirsch wieder hochgekommen wäre. Nur keine Schwäche zeigen! Jawohl! Zu blöd, dass sich in diesem Moment ausgerechnet Skadi etwas zurückfallen ließ und meine aufgeplusterten Backen dadurch bestimmt bemerkte. Schnell riss ich mich zusammen und tat so als wäre gar nichts. Sah man mal von diesen komischen Raben ab, der immer noch bei Rúna und Kimya herumflatterte.

[redet mit Arkanis / ihm wird übel / reißt sich zusammen, da Skadi kommt]


RE: PASSUS X - NEUE FREUNDE UND ALTE FEINDE - Skadi - 05.12.2021

Mein Magen war übervoll. Zufrieden erschöpft führte ich mit langsamen Schritten die Gruppe weiter in den Norden. Wäre mein Körper nicht am Verdauen und meine Rippen nicht am Schmerzen, wäre das Tempo für mich unerträglich langsam gewesen. Aber so gefiel es mir. Und da keiner groß aufschloss oder zum schneller gehen antrieb, schien es für keinen zu langsam zu sein.
Wie ich da so daher trottete, ohne nach Beute Ausschau halten zu wollen, konnte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Arkanis hatte sich Hals über Kopf in die Gefahr gestürzt, um ihren Jungen aus der Schusslinie zu bringen. Obwohl ich diese Aktion Kopflos fand und das für eine gemeinsame Jagd nicht förderlich einschätzte, stieg sie damit in meiner Anerkennung. Ich hatte immer die Befürchtung, dass sie einfach wieder verschwinden würde. Doch das sie sich so für sie einsetzte, zeigte mir, dass sie für sie kämpfte. Aus welchen Gründen auch immer sie gegangen war. In diesem Moment beschloss ich, sie einfach in einer ruhigen Minute danach zu fragen.
Ihr Verhalten hatte mir allerdings noch mehr offenbart: Avis hatte mich mit seinem Temperament oft um den Verstand gebracht. Wie oft fragt man sich, warum er absichtlich Regeln und Anforderungen missachtet. Und obendrein war er immer unnahbar, stolz und arrogant. Eine Mischung, die ihn oft unsympathischer und frecher erschienen ließ, als er tatsächlich war. Doch nun wusste ich, dass er gar nicht anders konnte - er hatte das von seiner Mutter geerbt. Diesen Charakterzug, der ihn eine Karriere als Einzelgänger versprach, wenn er in die Pfotenstapfen seiner Mutter trat.
Und durch diese Gleichung zwischen Avis und Arkanis schien ich beide etwas besser verstehen und akzeptieren zu können.
Und auch Avis schien seiner Mutter näher zu sein. Immerhin suchte er für Fragen und Gespräche sie auf.
Ganz anders war Kimya. Obwohl dieser seine Mutter mit offenen Pfoten empfangen hatte und ihr sofort verziehen hat, so suchte er Schutz und Fürsorge nicht bei ihr, sondern nach wie vor bei Rúna.

Der Geruch von modriger Erde riss mich aus meinen Gedanken, über dieses Mutter - Sohn - Duo. Ich folgte mit der Nase der Spur - und ganz eindeutig war eine Wasserqualle ganz in der Nähe. Automatisch kam mir Speichel in mein Maul gelaufen.

Als ich zurück blickte, um meinem Plan zum Wasser zu gehen kund zu tun, musste ich schmunzeln. Avis war zu Arkanis gegangen. Und beide taten sie das Selbe: sie versteckten den Schmerz ihrer eigenen inneren Kämpfe voreinander um sich stark zu machen.
Von dieser Entfernung war es sehr deutlich zu sehen. Und so wie ich mich fragte, warum sie nicht ehrlich zueinander waren, ertappte ich mich selbst, wie ich die Schmerzen in meinen Rippen zu verbergen versuchte.

Ich ließ mich zurück fallen, bis ich in Hörweite der Beiden war. Von ihrem Gespräch hatte ich nichts mithören können.

"Ich habe eine Wasserquelle gewittert. Wollen wir uns eine Erfrischung abholen, oder noch weiter wandern. Was meint ihr?"

Avis bezog ich in die Entscheidung bewusst mit ein.

[Hat sich Gedanken über Avis und Arkanis gemacht | Schlägt vor zum Wasser zu gehen]