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Skadi und Arkanis | Passus IX vor dem Zeitsprung - Druckversion

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Skadi und Arkanis | Passus IX vor dem Zeitsprung - Arkanis - 05.10.2019

Die Anspannung war noch lange nicht verschwunden und auch die Wut war noch da, selbst wenn ich äußerlich nun ruhig war. Selbst mein Fell hatte sich gelegt, doch der Blick blieb weiterhin hart und eiskalt.
Ihre nächsten Worte brannten in meiner Seele und ich unterstellte ihr, dass sie das genau wusste, ja wahrscheinlich sogar beabsichtigte. Trotzdem folgte mein Blick dem ihren hinüber zu Kimya und Rúna und ich spürte, dass beinahe so etwas wie Wärme in mir aufkeimte. Gemischt mit einem anderen Gefühl, zu dem ich kein Recht hatte: Eifersucht. War Rúna nun meine Retterin, die Wölfin, die meinen Sohn vor dem Absturz gerettet hatte, in den ich ihn gestoßen hatte? Oder war sie meine Konkurrentin?
Auch ich tat einen tiefen Atemzug und beschloss erst einmal, in Skadis Worten nur einen Informationscharakter zu sehen, zu dem es keiner Antwort bedarf. Ich hatte auch keine Antwort.
 
Ich lauschte stumm ihren nächsten Worten und ließ meinen Blick in die Ferne schweifen, während erneut Furcht in mir aufkeimte.
Ein ganzer Mondzyklus? Zu lange. Viel zu lange.
"Ja, kann gut sein..., murmelte ich.
Oh Gott, Avis! Mein Herz sehnte sich so danach meinen Kopf in seinem Fell zu vergraben. Ob er sich ebenso verändert hatte wie Kimya? Wie groß er wohl war?
 
Als Skadi weitersprach, lag mein Blick rasch wieder auf Kimya und ich nickte stumm in mich hinein.
Ja, Kimya. Ich bin auch noch nicht bereit, ihn aufzugeben. Vielleicht werde ich das niemals sein. Also… nicht noch einmal.
Doch was ich sagte, war etwas anderes.
 
“Wir könnten ihn suchen. Systematisch den Wald durchkämmen. Das hier ist zu wenig.“ Der Vorwurf in meiner Stimme wurde überdeckt von Sorge und ich sah Skadi schon beinahe drängend an. Es ging hier nicht darum, einen Schuldigen zu suchen, sonst wäre ich Skadi und allen anderen, die nicht genug auf ihn achtgegeben hatten, längst an die Kehlen gesprungen. Und mir selbst natürlich auch. Vermutlich als allererstes. Doch es ging nur darum, Avis zu finden.
 
Der letzte Teil von Skadis Worten, ließ wieder die Eifersucht in mir aufkeimen, doch das würde ich mir vor Skadi nicht eingestehen. Starke Gefühle? Sie machte es mir nicht leicht, doch ich nickte trotzdem.
 
“Mache ich nicht. Kimya braucht das.“ So lange ich auch weg gewesen war, er war immer noch mein Sohn und ich kannte ihn. Er war so sanft und verletzlich. Alleine hätte er das nicht durchgestanden und trotz der Vorwürfe, die in jedem von Skadis Worten steckten fühlte ich mich weit weniger angegriffen, als ich es vielleicht tun sollte.
 
“Ich möchte hier auch noch nicht weg. Vielleicht weil ich noch nicht so lange warte, wie ihr. Aber ich kann noch nicht weitergehen. Wenn ihr gehen wollt, werde ich euch nicht davon abhalten können, aber wenn Kimya das will, bleibe ich mit ihm so lange hier, wie er will.“ Egal wie das rüber kam, ich wollte es gesagt haben. Es ging mir nicht darum, ihnen Kimya wegzunehmen oder Rúna als Mutter zu verdrängen. Ich wollte ihnen einen Ausweg zeigen, wenn sie ihn wollten. Und ich wollte für Avis alles tun, was mir noch blieb. Auch wenn das nur darin bestand, ihn nicht aufzugeben. Niemals.


RE: Skadi und Arkanis | Passus IX vor dem Zeitsprung - Skadi - 06.10.2019

Ich beobachtete Arkanis Reaktion auf meine Worte. Auch ihre Blicke zu Kimya und Rúna blieben nicht unbeobachtet. In der Fähe vor mir schienen viele Emotionen zu kochen. Während ich meine Wut und Anspannung immer weiter runter fahren konnte, sah ich ihr die Anspannung deutlich an. Aber ich sah ihre Sorge um Avis, die Eifersucht um Kimya und auch die Hoffnung beide Söhne wieder zu finden. Hatte sie nach ihnen gesucht? Oder war es nur Zufall, dass wir aufeinander getroffen waren. Fragen, auf die ich aktuell keine Antwort bekommen würde – aber ich habe ja auch nichts dafür getan, Sympathiepunkte zu sammeln. Eher das Gegenteil.
Aber ihre Reaktionen und ihre Worte machten Hoffnung. Hoffnung, dass sie zumindest nicht in der ersten Nacht wieder verschwinden würde. Sie suchte Ideen, wie wir Avis finden könnten. Mit einer systematischen Suche schlug sie vor. Und dann signalisierte sie, dass sie bei Kimya bleiben würde, selbst wenn wir gehen würden. Ich schüttelte den Kopf.
Ich gehe nicht ohne Kimya. Und ich lasse ihn auch nicht alleine bei Dir.
Dachte ich sofort, warf es ihr jedoch nicht direkt an den Kopf.

“Eines kann ich dir Versichern: Ich werde Kimya nicht zurück lassen. Er gehört zu uns und wir alle passen auf ihn auf. Auch wenn du jetzt wieder da bist, werde ich nicht andere Wege einschlagen.“

Ich sprach für mich, weil ich nicht für die Anderen entscheiden könnte. Jedoch war ich mir sehr sicher, dass Rúna genau so dachte. Sie würde nicht gehen und Kimya zurück lassen. Malik und Kaya hingegen konnte ich nicht einschätzen.
Mein Blick ruhte ernst auf Arkanis, und bevor ich sprach, stellte sich mein Nackenfell leicht auf. Es war Zeit ernst zu werden.

“Ich weiß nicht, welche Beweggründe hinter deinem Verschwinden steckten. Aber ich kann nicht blind darauf vertrauen, dass es nicht wieder passiert. Auch deswegen würde ich Kimya nicht alleine lassen.“
Ich ging einen Schritt auf sie zu und sprach leiser, jedoch wesentlich ernster, weiter. Dabei sah ich ihr direkt in die Augen.

“Verschwinde nicht wieder ohne ein Wort und mache ihn keine Versprechungen, die du nicht halten kannst. Er braucht Sicherheit und keine weiteren Rückschläge.“


RE: Skadi und Arkanis | Passus IX vor dem Zeitsprung - Arkanis - 08.10.2019

Ich wusste, dass Skadi jeden Blick, jede Regung, jede verzogene Miene genau beobachtete und sich ihren Teil dazu dachte. Und ich war mir sicher, dass ihr das besser gelang als mir andersherum.
Ihre ersten Worte nahm ich mit einem langsamen Nicken zur Kenntnis, versuchte einzuschätzen, wie viel dahinterstecken mochte. Sicher waren diese Worte nicht nur ein reiner Ausdruck von Sympathie Kimya gegenüber. Aber noch deutete ich das nicht als direktes Missfallen allein mir gegenüber oder der Tatsache, mich mit meinem Sohn alleine zu lassen.
Doch dann machte sie klar, wie sehr ich die Bedeutung hinter ihren ersten Worten missverstanden hatte.
Ein tiefes Grollen drang aus meiner Kehle und bahnte sich seinen Weg über gebleckte Zähne, die ich nicht länger zurückhalten konnte. Mein Fell stellte sich auf und ich trat drohend einen Schritt auf die Braune zu.
 
“Unterstellst du mir gerade wirklich ich würde meinen Sohn völlig alleine zurücklassen, ohne Schutz?“, grollte ich und starrte Skadi warnend an.
 
“Ich ging, weil ich meine Jungs in Sicherheit wusste, weil ich darauf vertraut habe, dass ihr gut auf sie achtgeben werdet. Und doch habt ihr Avis im Feuer zurückgelassen und jetzt wagst du es tatsächlich mir Vorträge über Verantwortung zu halten?“ Das Grollen begleitete jedes meiner Worte, Falten hatten sich auf meinem Nasenrücken gebildet, während meine Lefzen immer wieder zornig nach oben zuckten. Ich war so wütend in diesem Moment, dass die Worte nur so aus mir herausdonnerten, ungefiltert und schneidend.
 
“Ich bin hier nur zwei Wölfen eine Rechenschaft schuldig und zu denen gehörst nicht du!“ Dass Avis nicht hier war, es vielleicht nie sein würde, stachelte meinen hilflosen Zorn nur weiter an.
Ich hatte mich vor ihr aufgebaut, meine grauen Augen blickten kalt und verurteilend, auch wenn sich immer mehr Verzweiflung hineinmischte.
Viele Vorwürfe, vielleicht nicht alle berechtigt. Doch darauf hatte Skadi auch keine Rücksicht genommen. Warum also ich? Außerdem brauchte ich in diesem Moment eine Schuldige, warum also nicht die, die mit aufgestelltem Fell vor mir stand?


RE: Skadi und Arkanis | Passus IX vor dem Zeitsprung - Skadi - 10.10.2019

Das Arkanis auf meine Worte ansprang hatte ich erwartet. Dementsprechend schüchterte mich ihre Drohgebärde nicht ein. Sie kam einen Schritt auf mich zu, sodass unsere Nasen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren und wir uns direkt in die Augen sahen. Ihr Fell sträubte sich. Ich merkte, wie sich mein Fell am ganzen Rücken aufstellte und auch meine Rute sich aufstellte mit aufgestelltem Fell. Ich bleckte meine Zähne und nickte langsam.

“Ich gebe dir eine Chance zu beweisen, dass du es jetzt besser machst. Das heißt jedoch nicht, dass ich dir direkt vertraue.“

Sagte ich kühl. Ich gab ihr eine Chance. Eine Chance, die sie annehmen konnte. Und damit gab ich ihr viel mehr, als ich es zu beginn des Gespräches gedacht hätte.
Als sie auftauchte, hätte ich sie anliebsten verjagt, wenn Kimya nicht gewesen wäre. Sie hatte einen Unverzeihlichen Fehler gemacht. Einzig die Sorge in ihren Augen und die Hilflosigkeit in ihren Gesten, die sie nicht kontrollieren konnte, hatte mich dazu gestimmt nachgiebig zu sein. Ich hatte ihre Muttergefühle gesehen. Ich hatte gesehen, dass sie ihre Kinder liebte. Das sie für Avis kämpfen würde. Und für Kimya stark sein wollte. Vielleicht konnte man ihr diesen Fehler doch verzeihen – aber mir musste sie beweisen, dass es nicht nur ein kurzer Moment war, in dem sie bereute.

Auf die weiteren Worte ging ich nicht ein. Natürlich traf mich der Vorwurf, dass Avis unter unserem Schutz verloren gegangen ist. Jedoch war es nicht ihr Recht so mit mir zu sprechen. Nicht nach all dem, was wir für die Beiden getan hatten. Ungefragt, plötzlich und aus einer Katastrophensituation heraus.
Um zu untermalen, dass ich die Worte und den Vorwurf nicht annahm, schüttelte ich mein Fell. Ich wollte die Kampfeszeichen nieder legen und tat es auch. Meine Rute senkte sich. Meine Lefzen bedeckten wieder die Zähne und ich schaute sie Streng, jedoch nicht feindlich an.

“Für heute sind wir fertig.“

Sagte ich dann noch und ging an ihr vorbei – und dieses Mal wusste ich nicht, wie sie reagieren würde. Gefasst auf alles, doch hoffend, dass sie mein Angebot erkannte und annahm, lief ich an ihr vorbei und kehrte ihr so meinen Rücken zu.


RE: Skadi und Arkanis | Passus IX vor dem Zeitsprung - Arkanis - 21.10.2019

Kalt sah ich sie an, während die mehr als knappe Antwort über Skadis Lefzen kam. Was sollte ich schon darauf erwidern? Ich brauchte keine Chance von ihr. Ich brauchte sie von Kimya und die hatte er mir gegeben. Selbst wenn sie es wollte, würde es Skadi nicht gelingen, mich von meinem Sohn fernzuhalten.
 
Darum nahm ich ihr das Beenden des Gespräches auch kein bisschen übel, auch wenn es mich ärgerte, dass sie sich mit keinem Wort zu meinem Vorwurf äußerte. Schließlich hatte auch sie mich nicht gerade mit ihren Anschuldigungen verschont. Aber es hätte ohnehin nichts gegeben, was entschuldigt hätte, dass Avis nun nicht mehr hier war. Egal wessen Schuld es nun war, meine oder die der anderen, oder vielleicht eine Mischung aus den Umständen. Ich konnte ewig einen Schuldigen suchen und doch würde es ihn nicht zurückbringen. Allerdings würde es mich vielleicht davor bewahren durchzudrehen.
 
Doch für den Moment sah ich Skadi nur kopfschüttelnd hinterher, bevor ich mich abwandte und in entgegengesetzte Richtung davonging. Mein Fell hatte sich wieder gelegt, ebenso wie Skadi hatte auch ich meine Aggression niedergelegt. Oder zumindest verschoben. Sie konnte mein Schweigen deuten wie sie wollte, doch ich hatte schlicht nichts mehr zu sagen. Ich ließ mich in einiger Entfernung zum Rudel nieder und legte den Kopf auf die Pfoten. Natürlich würden ihre Worte mir noch ein wenig im Kopf herumspuken, auch wenn ich nicht alles annahm, was sie gesagt hatte. Vor allem war ich verärgert darüber, dass sie nichts dazu gesagt hatte, wie wir Avis finden konnten. Ich schnaubte und beobachtete die kleine Staubwolke, die dabei vom Boden aufstob. Das Gefühl der Einsamkeit war ich mehr als gewohnt, oft genoss ich es sogar, begrüßte es wie einen alten Freund. Doch gerade fühlte ich mich völlig allein in einem Kampf, der vielleicht längst verloren war. Mit einem leichten Grollen blickte ich zurück zu Skadi, die mir das Gefühl gab, die einzige zu sein, die noch an Avis festhielt.