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PASSUS IX - Spuren in der Asche - Druckversion

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RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kaya - 23.03.2021

Es mochte nicht sehr verwundern, dass es mich zutiefst freute, diesen kleinen Erfolg errungen zu haben – auch wenn es „nur“ um eine Pflanze, ja ein Pflänzlein, ging, so war es doch ein ungleich wichtiges für die nächste Zeit. Tatsächlich hatte Kimya mich inzwischen fast so weit, dass ich dem Halbwüchsigen fast überall hin gefolgt wäre – im tiefen Vertrauen, dass es zumindest nicht das Verderben sei. Avis‘ zustand hatte sich in der Tat schnell gebessert und auch wenn wir, zumindest ich, immernoch nicht richtig schlauer waren, wie es weitergehen sollte, so war ich doch beruhigt ob des Umstandes, dass der karge Rest von denen, die wir einmal waren, zusammengeblieben war, respektive wieder vereint.

Schließlich hatten wir uns wieder in Bewegung gesetzt. Ich hielt es für eine gute Idee, in Bewegung zu sein. Zum einen boten wir so kaum ein Ziel, zum anderen konnten wir neue Eindrücke sammeln. So hielt ich mich nahe der beiden Klatschrüden halbstarker Natur – namentlich Avis und Kimya – und warf ab und an eine, vielleicht etwas zu bissige, Bemerkung in die Runde. Insbesondere Kimyas Blicke mochten jedesmal recht herzhaft sein! Dennoch hatte ich das Gefühl, dass sich der Faktor der gegenseitigen Akzeptanz von Mal zu Mal erhöhte.

Was aber war das? Fallende Blätter? So viel hatte ich noch mitbekommen und runzelte innerlich die Stirn. Seltsam war dies junge Volk! Kaum hatte das seltsame Spiel begonnen, rumpelte es auch schon und irgendwie sah ich nach wenigen Sekunden Avis förmlich im Staub liegen. Seltsam, wie vertraut wir alle waren, nicht?

„So fängt man aber kein Blätter…“

gab ich, ohne groß zu Grummeln, von mir und beobachete. Kimya hatte seine Chance, aber würde er sie auch nutzen?

[trottet ein wenig mit und gibt den Jungs etwas Kontra, stellt fest, dass Kimya durchaus noch ein Blatt erhaschen könnte…]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 05.04.2021

Ich bemerkte nur am Rande, wie Avis seine Augen verdrehte und bebte innerlich ein bisschen hoch.
'Ich werd's dir beweisen, du blöder Esel. Irgendwann nimmst du mich ernst.'

Und da war sie deutlich zu spüren: Die Anspannung, die in den letzten Wochen in meinen Knochen lag. Der Stress, die Angst und all die Sorgen, die mein Gemüt so nach unten gezogen haben. Ich war zwar schon immer sehr empfänglich für Emotionen, hatte schnell Angst oder panikartige Gefühle. Oder wollte mich vergraben oder weglaufen. Aber das meine Reaktion so schnell voller Wut oder Zorn war, das hatten die letzten Wochen aus mir gemacht. Wie ein böser Schatten, der ein plötzlich von hinten angreift, fest im Nacken packt und einen nicht mehr so schnell davon lässt. Auch wenn Avis nun da war und alles gut war, irgendwo in mir drin war dieser Schatten, der mich im Wutkreislauf gefangen hielt.

Der Moment jedoch verging so kurz, dass ich mir in der Situation direkt gar keine Gedanken über meine Empfindungen und Gefühle gemacht hatte. Avis begann sofort mit der Blätterjagt, so tat ich es auch:
Ich erstarrte in meiner Bewegung und schaute mich um.

Wo kommen viele Blätter runter? Wo sind die großen, langsamen?'

Wie auf der Pirsch, schlich ich mich langsam in eine Richtung, in der viele große Blätter, etwas behäbiger ,herunter segelten. Dann erstarrte ich wieder in meiner Bewegung, und fixierte die Blätter genau. Viele kamen in meine Nähe - aber nicht nahe genug heran, dass ich sie aus der Starre heraus mit einer schnellen Bewegung fangen könnte.
So blieb ich stehen und wartete. Wartete auf das Blatt, dass zu mir kam. Das mir Mühe und Kräfte sparen ließ.
Völlig fixiert in die Welt der schwebenden Blätter, vergaß ich alles um mich herum. Ich blendete die Wölfe aus, die an mir vorbei zogen. Achtete nicht darauf, ob der Vorsprung, den die ersten Wölfe hatten, deutlich ausgebaut wurde. Auch Avis verschwand aus meinem Blick-, Hör- und Gedankenfeld. Bekam nicht mit, dass Avis sein Blatt fing und auch nicht, dass Kaya mich beobachtete. Wie in Trance stand ich einfach nur da und wartete auf das Blatt, dass zu mir kommen würde.

Und dann kam es auch. Es flog in sanften Wögen leicht nach links und rechts, blieb aber konstant auf dem Weg zu meiner Nasenspitze. Ich wartete, wartete geduldig, bis es mich fast berührte. Und dann schnappte ich mit einer schnellen und gezielten Bewegung zu und hatte es sicher zwischen meinen Lefzen gefangen - ohne, dass meine Zähne es durchbohrten.

Als ich mich umdrehte, sah ich Avis. Mit einem nicht so sauber gefangenen Blatt in seinem Maul - und einem gesamten Blätterhaufen in seinem Fell. Kaya, ud all die anderen Wölfe, bemerkte und beachtete ich noch immer nicht.
Sanft legte ich das Blatt ab und schüttelte ungläubig den Kopf.

"Willst du jetzt angeben, weil du mehr gefangen hast als ich, oder was?"

Fragte ich leicht schnippisch, auf seine Blätterpracht im Seitenfell starrend.

[Hat auf etwas eigene Art ein Blatt gefangen]