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PASSUS IX - Spuren in der Asche - Druckversion

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+--- Thema: PASSUS IX - Spuren in der Asche (/showthread.php?tid=341)

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RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Avis - 27.01.2021

Ich hob den Kopf und sah zu Rùna, die wohl die besten Worte in so einer Situation fand. Ganz bestimmt waren die anderen irgendwo zusammen und sie hatte recht, wenn wir unseren Weg fortsetzten und unser Ziel im Auge behielten, dann würden, wie sie ganz bestimmt wiedersehen. Was gab es Besseres als sich an dem Ort zu treffen, wohin wir ursprünglich alle gemeinsam gehen wollten! Ich nickte zustimmend und die Zuversicht kehrte gänzlich wieder zurück, verscheuchte die Sorgen und Zweifel.

“Ich werde mich beeilen und ganz schnell gesund werden, damit wir bald weiterziehen können“,

kam es enthusiastisch über meine Lefzen, dabei konnte ich die Heilung gar nicht wirklich beeinflussen. Außer brav die Kräuter zu akzeptieren und mich schonen. Gerade letzteres würde sicherlich nicht einfach werden, andererseits war ich so müde und K.O. wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Es fiel mir zunehmend schwerer mich zu konzentrieren und den Worten zu lauschen, die Rúna erzählte. Ich konnte ihr nicht ganz folgen als sie von weiteren Prüfungen sprach, vielleicht lag es auch daran, dass ich das Feuer nicht als Prüfung sah. Aber was wusste ich schon, fehlten mir doch die Jahre an Erfahrung, selbst wenn ich das nur ungern zugab.

Ein Geräusch unweit des kleinen Rastplatzes ließ mich aufblicken, meine Ohren schnippten umher und dann konnte ich Kimya, Kaya und Arkanis sehen. Sie waren endlich zurück und scheinbar auch fündig geworden. Meine Rute wischte sachte über den Boden und ich unterdrückte den Drang aufzuspringen, um sie zu begrüßen. Immerhin hatte ich eben quasi versprochen, dass ich mir Mühe gab schnell wieder Heil zu werden.

“Da seid ihr ja endlich wieder. Bist du ins Wasser gefallen kleiner Bruder?“,

fragte ich neckend, meinte es aber natürlich nicht ernst. Außerdem hatte er es ja für mich getan und ich sollte dankbar dafür sein.

[bei Rúna und Skadi / spricht, ist müde / bemerkt die anderen]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Rúna - 04.02.2021


PASSUS IX - 2 Tage nachdem Avis von Arkanis gefunden wurde



Kimya, Arkanis und Kaya waren erfolgreich mit der gesuchten Pflanze zurückgekehrt. Unter Rúnas anleitenden Worten zerkaute Avis die Pflanze und verteilte die breiartigen Reste auf seiner Pfote. Dann hieß es für alle geduldig zu warten, was besonders den beiden Brüdern schwerfiel. Während immer mindestens einer mit Avis am Lager verblieb, gingen andere auf die Jagd oder suchten hier und dort doch noch einmal nach weiteren Spuren der vermissten Wölfe.

Langsam begann sich der Herbst anzukündigen. Es wurde kühler und die ersten Blätter verfärbten sich und fielen. Die Natur erholte sich, langsam aber stetig, so wie sie es immer tat. Aufkommende herbstliche Winde begannen den Geruch von Asche und Tod zu vertreiben und auch vereinzelte Tiere kehrten bereits in die gebrandmarkten Gebiete zurück.

Nach zwei Tagen war der Schmerz in Avis Pfote beinahe gänzlich verschwunden und die Wunde soweit verheilt, dass er bereits kleinere Wanderungen durchstehen würde. Der Weg in den Norden konnte also wieder aufgenommen werden…




Kurzinformationen:

Datum: 06. Oktober 1202
Tageszeit: später Vormittag
Temperatur: 14°C
Wetter: klarer Himmel, nur vereinzelt treibende Wolken
Wind: leichter Wind
Situation in Kürze: Avis Pfote ist soweit verheilt, dass die Wölfe ihren Weg fortsetzen können.



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 10.02.2021

Es war ein sonniger Herbsttag, auch wenn die Sonne mittlerweile bereits deutlich an Kraft verloren hatte. Ich konnte kaum spüren, wie sie mein dichtes Fell durchdrang. Doch zum Wandern war die Temperatur wie geschaffen. 

Ich lief am Ende der kleinen Gruppe und behielt aufmerksam alle im Blick. Leichter Wind trug mir frische Luft zu und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war darin keine Spur von Asche und Rauch zu entdecken. Befreit atmete ich durch, ließ mich von meinen kräftigen Pfoten tragen, während ich meine beiden Söhne beobachtete. Ich wusste nicht, wie lange Avis bereits am Stück würde laufen können, doch ich hatte es nicht eilig. Für den Moment hatte ich hier alles, was ich brauchte bei mir. Ja, es war beinahe möglich, mir so etwas wie gute Laune nachzusagen, auch wenn mein undurchdringlicher Blick diese natürlich verbarg. 

[läuft am Ende der Gruppe, ist gut gelaunt]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Skadi - 14.02.2021

Es tat mir so gut, dass wir wieder auf der Reise waren. Endlich wieder die Läufe bewegen, das Ziel verfolgen und voran kommen. Während der Rast war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr das stehen bleiben an meiner Verfassung gerissen hatte. Mir war zwar jeder Zeit bewusst gewesen, dass es für Kimya wichtig und auch richtig war, zu warten und ihm die Zeit zu geben, die er brauchte - und am Ende hatte es uns nicht nur Avis, sondern auch deren Mutter zurück gebracht. Und doch ging es mir von Tag zu Tag schlechter, ohne dass ich es gemerkt hatte. Und nun trugen meine Läufe mich schwungvoll durch den kargen Wald.
Ich lief voran, witterte immer wieder in der Luft nach Fährten und aufregenden Gerüchen. Mein Gedankenkarussel konnte endlich anhalten und ich konzentrierte mich auf die schönen Dinge, die in den letzten Wochen an mir vorbei gezogen waren: Die Natur holte sich ihr gebrandmarktes Land zurück. Die Asche war nur noch an den Stellen zu sehen, wo der Wind sie gesammelt hat. Die ersten Grashalme fanden den Weg durch die verbrannte Erde. Die Bäume, die nicht ganz gestorben waren, erholten sich sichtlich. Und wir Wölfe waren nicht die einzigen Tiere, die ihren Weg zurück gefunden hatten.
Mit jedem Schritt wurde mir leichter ums Herz. Es würde mich nicht wundern, wenn ich lächelnd durch den Wald lief. Ich spürte immer mehr den Drang, im Norden an zu kommen. Wobei ich nicht ein Zeil brauchte, einen Ort zum Ankommen, nach dem ich mich sehnte. Ich wusste nicht, wie der Zielort aussehen sollte. Hatte mir nie genaue Gedanken darüber gemacht, wie es dort im Norden sein würde. Aber ich wusste, dass ich es spüren würde, wenn es richtig wäre. Und ein 'zu Hause Gefühl' überkam mich eher jetzt, in dem Moment, wo wir wieder wanderten.

[Läuft voran | Ist froh, dass es weiter geht]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 14.02.2021

Ich war glücklich. Anders konnte ich mich nicht beschreiben. Ich schlief glücklich ein und wachte glücklich auf. Mein Bruder war wieder bei mir und ich konnte gar keine schlechten Schwingungen wahr nehmen. Kein einziges Mal war mir der Verlust von Tryss, Dekaja und Chu in den Sinn gekommen, seitdem Avis wieder bei mir war. Ich spürte, dass es ihnen gut ging, dass es uns allen gut ging.
Und ich redete ununterbrochen. Obwohl ich in den letzten Wochen gar nichts erlebt hatte - und über die Zeit der letzten Wochen sprach ich auch nicht. Sicherlich würden mich die Schatten dieser Tage irgendwann einholen - doch nicht jetzt. Ich hopste neben Avis her, lief oft ganz nahe an ihm, so dass ich sein Fell spürte. So manches Mal steckte ich meine Nase in sein Fell und sog seinen Duft ein. Der Geruch von Angst und verbrannten Fell hatten wir aus ihm heraus putzen können. Er war wieder da, mein Bruder.

"Man Avis, weißt du noch, wie wir uns immer gestritten haben? Wegen so viel Blödsinn. Ich kann mir das gar nicht mehr vorstellen, dass wir uns streiten könnten. Kannst du dir das noch vorstellen?"

fragte ich ihn, nachdem es kurz ruhig um uns geworden war.

In den letzten Nächten hatte ich immer bei Avis geschlafen. Aber wenn ich nachts mehr wärme brauchte, dann trugen meine Pfoten mich schlaftrunken zu Rúna. Zu der Fähe, die mir in all meiner Lebenszeit die meiste Sicherheit gegeben hat. Die Fähe, die meinen Bruder gerettet hat. Von der ich das meiste gelernt hatte. In dessen Pfotenstapfen ich einst treten wollte.

[Läuft neben Avis | Textet ihn zu]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Rúna - 21.02.2021

Schritt für Schritt trugen mich meine Pfoten über den Waldboden, wieder dem Norden entgegen, wieder diesem seltsamen Versprechen nach dem mythischen Land folgend. Im Grunde war es egal, ob ich daran glaubte oder nicht. Ich wollte einfach mit dieser ungewöhnlichen Gemeinschaft, in der ich mich so wohl und am richtigen Ort fühlte, weiter ziehen. So war der Weg an sich mir wohl fast wichtiger als das Erreichen des Ziels.

Ich lief in der Mitte unserer so abrupt geschrumpften Grupp und genoss den Luxus zu wissen, dass Skadi vor uns auf jegliche Gefahren achtete und Arkanis wachsamer Blick die Gruppe von hinten schützte und sie sicherlich auch die jungen Rüden im Auge behielt. So blieb mir die Freude mich gänzlich auf die nicht ganz so wichtigen Eindrücke um uns herum zu konzentrieren. Immer wieder sog ich den Duft der Luft tief in meine Lungen, schmeckte förmlich das Versprechen nach kühlerem und feuchterem Wetter. Auch die Geräusche des Waldes veränderten, hier und dort konnte man bereits trockenes Laub rascheln hören und irgendwo in weiter Ferne ließ sich das Röhren der brunftigen Hirsche vernehmen.

Und ich freute mich, freute mich zu sehen wie beschwingt Skadis Schritte waren, wie sie uns voller Energie den Weg führte, den wir alle beschlossen hatten zu gehen. Ja es war mir eine Freude ihr zu folge, wie ich mir selbst mit leichtem Schmunzeln eingestehen musste. Und ebenso war es ein beruhigendes Gefühl die Sicherheit von Arkanis hinter mir zu wissen. Die wenigen Tage, in denen ich sie hatte ein wenig kennen lernen dürfen, hatten mir ein Bild einer durchaus starken, selbstbewussten Fähe gezeigt und trotz ihrer bisherigen Geschichte, hatte ich das Gefühl mich auf sie verlassen zu können, wann immer es nötig war. Vielleicht war ich in dieser Hinsicht tatsächlich naiv, aber vielleicht hatte ich auch recht mit meinem Gefühl. Und dann war da Kaya, der ebenfalls wieder zu uns zurückgekehrt war. Seine Ruhe und irgendwie auch das Wissen darum, dass er einer der ersten war, die den Weg in den Norden begonnen hatte, ließen ihn für mich zu einem Mittelpunkt werden, um den man sich sammeln konnte.

Ja wir waren schon eine gute Gemeinschaft, auch wenn wir jene, die uns fehlten schmerzlich vermissen mochten…


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Avis - 26.02.2021

Mit dem Wissen nicht länger allein zu sein und der Geborgenheit eines Rudels schlief ich in den nächsten zwei Tagen so gut wie lange nicht mehr. Als ich beinah die Hoffnung aufgegeben hatte, war meine Mutter aufgetaucht und hatte mich zurück zu den anderen gebracht, allen voran zu meinem Bruder, den ich von allen am meisten vermisst hatte. Immerhin musste ich doch auf ihn aufpassen! Seither hatte ich mit Arkanis kaum gesprochen, zwar war ich froh darüber, dass sie uns zukünftig begleitete, doch ich traute dem Frieden nicht ganz. Immerhin hatte sie uns schon einmal zurückgelassen und war gegangen, wer konnte uns schon sagen, dass es nicht wieder passierte. Doch diese Gedanken spielten im Augenblick keine große Rolle, da wir uns endlich wieder aufmachten und das verbrannte Land langsam, aber sicher hinter uns ließen. Dafür begannen die Blätter an den Bäumen sich zu verändern, änderten ihre Farben und fielen hier und da von den Bäumen. Es war ein faszinierendes Bild und das Rascheln unter den Pfoten lockte mich dazu hier und da hin zu hüpfen. Ab und an versuchte ich auch eines der fallenden Blätter zu fangen, aber das war gar nicht so einfach. Wie so ein Flatterfalter flogen sie durch die Gegend ohne das man den Weg vorhersehen konnte.

Meine Pfote zwickte nur manchmal noch, Rúnas Medizin hatte gut geholfen, auch wenn die Wurzel ekelig geschmeckt hatte. So lief ich nun an der Seite von Kimya mal Fell an Fell, mal eine halbe Wolflänge vor ihm oder hinter ihm, aber nie weit von ihm weg. Ich glaube ich hatte immer noch Angst ihn wieder zu verlieren und er hegte wohl ähnliche Gedanken. Mein Blick wanderte kurz nach vorn zu Skadi, die unsere Truppe anführte und ihr Schritt war beschwingt. Ich ahnte nicht wie sehr das Warten vor allem sie zermürbt hatte, aber ich war froh, dass sie es getan hatten. Hinter uns liefen die anderen Drei, Rúna direkt hinter uns und Arkanis am Ende, so dass sie uns alle im Blick hatte. Gleichzeitig hatte sie so niemand von uns im Blick, vielleicht sollte ich ganz hinten laufen, um sie im Auge zu behalten. Dieser Gedanke flog jedoch davon, weil Kimya schon wieder anfing zu plappern.

“Klar erinnere ich mich noch daran. Manches war wirklich blödsinnig, aber bei manchen Sachen hatte ich einfach recht und du nicht!“,

antwortete ich ihm und schnappte spielerisch nach seinem Ohr, um herausfordernd daran zu zupfen.

“Ich bin schon gespannt, wenn ich endlich wieder mit auf die Jagd gehen darf. Ich möchte nämlich mit eigenen Augen sehen, ob aus dir wirklich noch ein passabler Jäger geworden ist!“

Ich neckte ihn viel zu gerne und im Moment glaubte ich ebenso wenig wie er daran, dass wir jemals wieder streiten würden, dafür waren wir beide einfach zu froh uns wieder zu haben. Ein leises Stimmchen in meinem Kopf rief etwas anderes, denn Streitigkeiten gehörten zum Leben dazu und wir zwei waren schon immer und oft verschiedener Meinung.

“Was hältst du von einem kleinen Spiel? Wer als erster eines der fallenden Blätter fängt. Okay!?“


[denkt nach / redet mit Kimya / fordert ihn heraus]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 02.03.2021

Avis sprang immer wieder Blättern hinterher, oder hüpfte über am Boden liegende Blätterhaufen. Es raschelte tatsächlich total spannend, wenn wir durch die dunklen und trockenen Blätter gingen. Interessant, wie sehr sie sich veränderten, die Bäume und die Natur.
Ich hätte es fast übersehen, war so sehr mit dem was ich fühlte beschäftigt. Aber Avis Spiel in der Natur ließ es mich dann doch noch bemerken.

Als er dann jedoch auf meine Frage antwortete, schnaubte ich kurz lachend auf.

"Ach Avis, du müsstest doch langsam gelernt haben, dass wir andere Ansätze haben Dinge an zu gehen. Und keine Art davon ist richtiger als die des Anderen, nur anders."

Klärte ich ihn auf und rollte unbewusst mit den Augen. Da wollte er doch gleich wieder beweisen, dass er der 'Gewinner' und der 'Stärkere' war. Er war kräftiger als ich, das wussten wir beide, aber ich hatte ganz andere Stärken als er. Und die übersah oder belächelte er gerne. Aber ich wollte mich nicht mehr provozieren lassen, wenn er mich dominierte. Ich hatte viele Dinge gelernt und viele verinnerlicht, die er noch lange nicht konnte. Und vielleicht würde ich nie so kräftig sein wie er, aber Avis würde bestimmt auch nie so geduldig sein wie ich. Ich grinste innerlich überlegen, denn das würde ich ihn noch beweisen und ganz feste unter die Nase reiben.

"Ich kann's dir Beweisen Avis."

Sagte ich geheimnisvoll und überlegen, bezogen auf sein Jagdgedanken. Ich konnte jagen, anders als es uns beigebracht wurde. Ich hatte beobachtet, wie andere Jäger Beute erlegten und mir diese Taktiken, so gut es ging, angeeignet. Und kleine Mäuse und Hasen konnte ich so selbstständig erbeuten.

"Ich bin gespannt, wie gut du inzwischen jagst, jetzt wo du dich so lange alleine durchgekämpft hast. Du bist bestimmt ein spitzen Jäger geworden"

Sagte ich, mit wedelnder Rute. Und das meinte ich auch ganz ernst. Avis war bestimmt ein richtig guter Jäger geworden. Ich malte mir abenteuerliche Szenen aus, in denen Avis selbst ein kleines Rehjunges erlegte.

Als er zum Spiel aufforderte, nickte ich nur zustimmend und knabbelte Avis am Ohr.

"Dann los!"

[Lässt sich nicht provozieren / nimmt die Herausforderung an]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 13.03.2021

Entspannt spielten meine Ohren von rechts nach links, ruhten eine Zeit lang zurückgedreht an meinem Kopf, behielten jedoch nie lange eine Position bei. Es war herrlich ruhig um uns herum, kein Anzeichen von Gefahr. Es wäre ein leichtes, unaufmerksam und träge zu werden. Doch ich würde mich nicht von dieser Idylle einlullen lassen. Nicht jetzt, wo ich wieder etwas zu verlieren hatte.

Ich beobachtete die Umgebung um uns herum, steckte immer wieder prüfend die Nase in die Luft, genoss jeden Geruch, der so rein und frei von Asche und Rauch war. Beinahe wie ein Welpe, der zum ersten Mal den Bau verließ. Naja... beinahe.
Mein Blick wanderte immer wieder zu meinen Söhnen und ich lauschte beschwingt dem scherzhaften Gezanke zwischen den Zweien. Legte sich dann nach und nach auf meine restlichen Weggefährten, an die ich mich immer noch nicht vollständig gewöhnt hatte. Jedoch hatte ich mich mit der Situation arrangiert. Und es war ehrlich gesagt nicht schlecht, wenn man nur mehr eine Richtung im Blick behalten musste. Wenn man nachts ruhen konnte, in der Sicherheit, dass jemand achtgab. Seltsam, wie sehr man sich an die Strapazen der Einsamkeit gewöhnen konnte. Manchmal ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie mein Leben jetzt wäre, wenn Kimya mich nicht gefunden hätte. Wäre es... besser?

Die Wärme in meinem Herzen, wenn ich meine Söhne ansah ließen daran ihren Zweifel. Dennoch... hin und wieder konnte ich nicht anders, als grübeln. Dann bemerkte ich kaum, wie mein Blick in die Ferne wanderte, ich in Gedanken alleine in meine Freiheit wanderte. Ich bestimmte Richtung und Weg. Verdammt, manchmal vermisste ich sogar die vollständige Leere in meinem Inneren..


[Achtet auf die Umgebung | grübelt | bekommt unbewusst unschöne Gedanken]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Avis - 14.03.2021

Natürlich hatte Kimya recht mit seinen Worten, aber das musste ich ihm ja nicht sagen und außerdem bedeutete es ja nicht gleich, dass ich das gut finden musste, was er gut fand.

“Ja, ja“,

kommentierte ich also und rollte leicht mit den Augen, bevor ich spielerisch nach seinem Ohr schnappte. Das wir beide verschieden waren und manchmal eben doch nicht, konnte man wohl an unseren Reaktionen sehen. Beide verdrehten wir die Augen und dachten uns unseren Teil.

“Ich bin gespannt kleiner Bruder.“

War ich wirklich, immerhin hatten wir uns eine ganze Weile nicht gesehen und das Leben war dennoch weitergegangen. Auch dieses Mal ahnte ich nicht, dass Kimya seine ganz eigenen Methoden entwickelt hatte und es würde mich sicherlich noch überraschen. Seine nächsten Worte holten für einige Herzschläge lang die Erinnerungen zurück an die Zeit des Alleinseins und mein schmaler Körper sprach mehr Bände als meine Lefzen. Ja ich hatte irgendwie überlebt, aber nicht, weil ich so ein hervorragender Jäger war. Es hatte nicht selten eine gute Portion Glück dazugehört und ich verschmähte auch kein Aas. Ein paar Mal half mir sogar einer der dunklen Rabenvögel etwas fressbares zu finden. Ich wusste, dass mein Bruder all das nicht schlimm finden würde und doch war der Stolz und meine Sturheit größer als die Ehrlichkeit. Sicher würde mir das später noch auf die Pfoten fallen, ganz bestimmt und doch erwiderte ich mit einem beinah überheblichen Grinsen:

“und ob ich das bin. Unsere Beute wird erstarren vor Angst!“

Genau. Genau das würde sie tun und dann würden sie mich auslachen, dachte ich still und ließ den Blick zu den bunten Blättern wandern, ehe ich einen Vorschlag machte, um von dem Thema abzulenken und irgendwie auch nicht. Immerhin konnte man diesen kleinen Wettkampf auch als Übung ansehen.

Als Kimya an meinem Ohr knabbelte, zog ich den Kopf weg und rempelte ihn an, bevor ich nach dem nächsten fallenden Blatt Ausschau hielt und dabei immer wieder argwöhnisch zu meinem Bruder sah. Und dann sah ich es, ein großes gelb-grünes Buchenblatt segelte in einem unbestimmten Muster gen Boden. Ich sprang nach vorne, dann blieb ich stehen, nur um kurz darauf einen kleinen Hüpfer zur Seite zu machen, weil der Wind das Blatt in die andere Richtung lenkte. Dabei stieß ich leicht gegen Rúna, die aufgeschlossen hatte. Ich nuschelte ein „tschuldige“, behielt aber weiterhin das Blatt im Blick, dass höchstens noch eine Wolfsnase von meinem Fang entfernt war und dann schon wieder die Richtung änderte. Erst kurz nach oben und dann nach hinten.

“Du dämliches Blatt!“,

knurrte ich und sprang in die Luft, schnappte zwei Mal danach und erwischte es doch nicht, weil jedes schnappen es davon wehte. Ich landete unsanft auf der Seite und dann schaffte ich es gerade noch so bevor das Blatt den Boden berührte es mit den Schneidezähnen zu erwischen.

“Tscha, tschab ich disch“,

kam undeutlich aus meinem Fang und ich hatte keine Ahnung, ob Kimya bereits eines gefangen hatte oder nicht, dafür lag ich nun direkt vor Arkanis und blickte stolz mit meiner Beute zu ihr hinauf, bevor ich mich aufrappelte und nach meinem Bruder sah.


[spricht mit Kimya / zu stolz um die Wahrheit zu sagen / jagt das Blatt / rempelt Rúna dabei an / liegt schließlich vor Arkanis]