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PASSUS IX - Spuren in der Asche - Druckversion

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+--- Thema: PASSUS IX - Spuren in der Asche (/showthread.php?tid=341)

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RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 18.02.2020

Wedelnd wartete ich darauf, dass Kimya das Startzeichen gab. Er war sogleich Feuer und Flamme und segnete meinen Vorschlag auch prompt ab. Dass er zu mir kam um mir über die Nase zu schlecken registrierte ich allerdings einen Hauch zu spät und senkte den Kopf erst auf seine Höhe hinab, als mein Sohn bereits wieder abdrehte. Kopfschüttelnd sah ich ihm nach und wartete auch Kayas Start ab, bevor ich mich auf den Weg machte. Natürlich Kimya folgend, denn Kaya würde sicher auch gut alleine klarkommen. Ich blieb kurz am Ufer stehen, bevor ich beherzt hineinwatete. Das Wasser umspülte meine Pfoten und schließlich auch meinen Bauch, was mir ein wohliges Seufzen entlockte. Ich sank in den Gelenken ein, ließ das Wasser über meinen Rücken spülen und tauchte sogar kurz den Kopf unter Wasser. Es war eine wahre Wohltat, den Schmutz und Rauch, der scheinbar immer noch an mir haftete, endlich los zu werden. Ich schloss ganz kurz die Augen und atmete die frische Luft ein, bevor ich mich zum anderen Ufer durcharbeitete. Der Bach war nicht tief und so musste ich nicht schwimmen, um die andere Seite zu erreichen. Ich hievte mich aus dem Wasser und schüttelte mich kurz, während ich auf der anderen Seite nach Kimya Ausschau hielt. Ich wedelte ihm zu, bevor ich parallel zu ihm auf meiner Uferseite die Suche begann.
 
Okay, dann streng mal deine grauen Zellen an, Arkanis. Pelzige Blume, so groß wie ein Schwein… Nein… Moment… So groß wie Kimya. Was war mit dem Schwein…? Ich legte den Kopf schief und senkte die Nase auf den Boden, als würde ich dort die Antwort finden können, während ich verstohlen einen Blick zu Kimya hinüberwarf, als würde die Antwort in seinem braunen Fell stehen.
Violette Blüten auf jeden Fall. Kleine, Violette Blüten. Vorsichtig ausgraben…
 
Tja, nur dafür würde ich sie zunächst einmal finden müssen. Auf jeden Fall der Teil mit dem feuchten Boden sah schon einmal gut aus, meine Pfoten machten bei jedem Schritt ein leises, schmatzendes Geräusch beim Anheben. Also hielt ich die Augen aufmerksam offen und ertappte mich immer wieder dabei, die Nase schnüffelnd zu Boden zu senken, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie diese besagte Schweine-Pflanze riechen sollte. Das wäre vielleicht hilfreich gewesen, Rúna…
Ich spürte, dass mein Ehrgeiz geweckt war, auch wenn die Aufgabe keine war, die ich mir jemals freiwillig selbst gestellt hätte, so war es doch eine Aufgabe. Und wer wäre ich, wenn ich eine solche nicht würde lösen können? Meine Augen lagen nun nur noch auf dem Weg vor mir, betrachteten jede Blume aufs genaueste, dabei achtete ich auf das, was ich noch wusste. Kimya war ja zum Glück nicht weit weg, wenn ich eine Pflanze in seiner Größe mit violetten Blüten fand, konnte ich ihn ja immer noch fragen, was das Schwein da zu suchen gehabt hatte.

[versucht ihr Glück auf der anderen Uferseite, geht etwa auf Kimyas Höhe am Ufer entlang, sucht nach der Pflanze]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Skadi - 22.02.2020

Ich hatte die kurze Unruhe in Avis gespürt. Als hätte er Sorge, dass ich schimpfen würde. Und ich musste zugeben: Wir hatten nie ein liebevolles und inniges Verhältnis zueinander gehabt. Ich war je streng und ernst gewesen: tadelte viel und lobte zu wenig. Erst in den letzten Tagen war mir das wirklich bewusst geworden. Und so hatte ich mir vorgenommen mich zu bessern - aber ich wusste, dass es nie leicht war sich zu wandeln. Und gute Vorsätze verschwanden dann auch schnell, wenn Andere Dinge wichtiger wurden.
Aber in diesem Moment gab es für mich nichts zu Tadeln. Ich war einfach nur froh und erleichtert, dass Avis wieder bei uns war. Und auch seine Begrüßung an mich erleichterte mich. Er erwiderte meine Berührungen und nahm sogar meine Tränen auf. Nur flüsternd gab er mir zu verstehen, dass ich nicht weinen brauche. Ich musste sanft lächeln. Allerdings sah ich ihn gespielt erbost an, als er mir versicherte, dass er nun auf mich aufpassen würde.

Langsamer als er es tat, legte ich mich neben ihn.

"Ich habe es selbst erst sehr spät gelernt, Avis. Und oft kann ich es noch immer nicht. Aber manchmal weint man vor Freude. Einfach nur aus puren Glück. Kimya ist uns Beiden da voraus, der kann das alles sehr gut. Gefühle zeigen und so."

Flüsterte ich, und stupste ihn dann in den Brustfell. Ich beäugte seine Wunde an der Pfote. Dann sah ich zu Rúna, die uns den Raum gelassen hatte, um uns zu begrüßen.
Avis jedoch holte schnell die bittere Wahrheit wieder in die Gegenwart zurück. Mein Blick wurde ernst und eine spur Traurigkeit legte sich in meine Augen. Ich sah in den Wald hinein, konnte keinen Blickkontakt halten.

"Tryss und Dekaja wollten zu Dir, Chu und Erasmus aufschließen."

Sagte ich leise und fand keine weiteren Worte. Ich schimpfte innerlich über mich. Wir hatten viele Monde nach Avis gerufen, angetrieben von Kimyas Liebe. Jedoch haben wir Tryss, Dekaya, Erasmus und auch Chu dem Wald überlassen. Zumindest hatte ich es getan. Natürlich dachte ich an sie. An jeden Einzelnen. Aber die größte Sorge war es gewesen Avis nie wieder zu sehen.
Und nun kam eben dieser zu uns und zeigte mir, dass wir viel mehr Verluste erlitten hatte. Die schon drohten in die Vergessenheit zu geraten.
Hilfesuchend sah ich zu Rúna. Fand sie mehr Worte?

[Bei Avis und Rúna]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 23.02.2020

Bei jedem Schritt versanken meine Pfoten, die für meinen kleinen Körper noch viel zu groß waren, im Matsch. Daher wurde mein Gang ein eher schnellerer Hüpfen als gehen. Meine Mutter watete auf die andere Uferseite und schaute sich dort um. Kaya war auf der anderen Seite alleine auf der Suche. Immer wieder sah ich, wie die Nasen zum Boden gingen. Ich überlegte, wonach die beiden suchten. Für mich war es ganz klar, dass meine Nase mir hier nicht half. Runá hatte meine Augen und meine Beobachtungsgabe geschult, wenn wir uns Blumen ansahen. Erst später hatten wir an den Blüten gerochen - und noch später an den selben welken Blumen. Und in jedem Stadium hatten ein und die selben Pflanzen andere Gerüche.

'Erst wenn man den Geruch einer Pflanze in der Form in der man sie braucht gespeichert hat, bringt einem die Nase etwas. Vorerst sind die Augen gefragt. Und das man all sein Wissen bündelt und zusammen setzt.

So, oder so ähnlich, hatte ich Anweisungen bekommen, während wir alleine im Wald gesessen haben und die Käfer, Schmetterlinge, Gräser und Vögel einfach nur beobachtet hatten. Runá hatte mir gezeigt, wie die kleinen Tiere fraßen und überlebten. Und wovon unsere großen Beutetiere sich ernährten.

'Ich brauche meine Nase nicht, um eine Herde auf zu spüren. Manchmal sehe ich mir Büsche und Baumrinde an - und dann kann ich warten bis die Beute zu mir kommt'

Ich wusste auch, dass das kein typisches wölfisches Verhalten war. Avis hatte mich oft genug geärgert, wenn ich ihm bei der Pirsch Kotstellen oder abgeknabberte Baumrinde zeigte. Aber ich sah immer Runás wissendes und überlegendes Lächeln vor mir. Sie sparte Kraft und Energie, indem sie ihr Wissen einsetzte.
Ich muss sie unbedingt noch fragen, von wem sie all das gelernt hat!
dachte ich.

Noch nie zuvor konnte ich mein angesammeltes Wissen gebündelt einsetzten. Es waren immer einzelne kleine Lektionen gewesen. Lektionen, die zusammen bündig waren, aber einzeln so schwer zu verstehen und zu lernen. Jede einzelne Lektion gab kein Erfolgserlebnis und brauchte so viel Geduld. Nun aber wusste ich, dass ich meine Augen einsetzen musste und versteifte mich nicht auf meine Nase. So sah ich sofort, als ich zu Kaya zurück blickte, dass er sie schon direkt vor sich hatte.
Die Pflanze hatte noch wenige Blüten, war stachelig und ragte Kaya bis zum Bauch - die höchste Stelle bis zu den Rippen.

"Kaya, bleib stehen!"

wuffte ich und wedelte aufgeregt mit der Rute.

"Schau dich um, du bist nahe dran!"

rief ich lachend, während ich zu ihm lief.
Ohne es geplant zu haben oder gezielt zu wollen fiel ich in die Lehrerrolle. Ich behandelte Kaya so, wie Runá mich behandelt hatte. Sie hatte mir nie das gesuchte Objekt vorgezeigt sondern immer dafür gesorgt, dass ich sie selbst fand.
Ganz schnell hatte ich zu Kaya aufgeholt und sofort kribbelte es in meinen Pfoten. Ich wollte die Wurzel sofort ausgraben und so schnell es ging zu Avis bringen. Aber ich konnte mich zurück halten - ich konnte sogar stur zu Kaya schauen und die Pflanze die nur wenige Wolfslängen von ihm entfernt war nicht fixieren. Es war so schwer! Aber Kaya musste sie finden, nicht ich.

Ich schaute zu Mutter zurück. Entdeckte sie die Pflanze vor Kaya? Gerade sie hatte die Nase viel am Boden gehalten und sich nicht auf die optische Suche einlassen können.

[Erinnert sich an die Welpenschule von Runá | Entdeckt die Pflanze bei Kaya - will sie Kaya finden lassen]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Avis - 11.03.2020

Bei Skadis bösen Blick zog ich den Kopf etwas ein und blinzelte ein paar Mal beschwichtigend, ehe ich bemerkte, dass sie es nicht ganz ernst meinte. Dann wedelte ich wieder mit meiner Rute und nahm mir dennoch vor sie alle in Zukunft zu beschützen. Das war mein neues Ziel, auf alle Acht geben, jawohl!
Bei ihren nächsten Worten kippte mein Kopf leicht in die Schräge und ich runzelte die Stirn. Manchmal weint man vor Freude, echote ich in Gedanken und fand den das schon ziemlich suspekt. Irgendwie verband ich nasse Augen immer mit Traurigkeit und Angst oder eben einem Käfer oder Dreck im Auge. Dass man vor Freude weinte, war so gegensätzlich und wollte nicht so recht in meinen Kopf hinein gehen. Aber das konnte durchaus mit diesen Gefühlen zusammenhängen, von denen Skadi sprach. Das waren auch so komische Sachen, die für mich kaum greifbar waren. Nachdenklich sah ich kurz an ihr vorbei, dann zu Rúna und schüttelte ganz sachte den Kopf. Angst war auch ein Gefühl, genau wie Freude. Das wusste ich auch und manche von diesen Dingen konnte ich besser zeigen als andere. Manche wollte ich auch gar nicht zeigen.

“Hmm, dass kann schon sein“,

erwiderte ich nachdenklich als Skadi mir einen sanften Stupser gab. In Zukunft sollte ich meinen kleinen Bruder vielleicht mehr im Auge behalten. Auch wenn es mir nicht leicht fiel, aber auch ich konnte scheinbar noch etwas von ihm lernen und nicht nur er von mir.

Ich musste wissen, ob die anderen heil davon gekommen waren und damit hatte ich vor allem den kleinen Rest gemeint, der hier noch versammelt war. Oder gerade nach der Pflanze suchte, die meine verletzte Pfote heilen sollte. Eine Antwort bekam ich, jedoch bezog sich Skadi auf die Wölfe, die nicht mehr hier waren. Wir hatten also nicht nur Erasmus und Chu verloren, sondern auch Tryss und Dekaja. Letztere anscheinend auch nur deswegen, weil sie uns gefolgt waren. Schuldbewusst und traurig senkte ich den Kopf, rutschte soweit hinunter, dass ich wieder lag und meine Nase schließlich auf den Pfoten betten konnte. Insgeheim hoffte ich noch immer, dass es ihnen allen gut ging und sie einfach nur wo anders waren. Irgendwo gemeinsam rasteten und so wie wir an sie dachten, dachten sie auch an uns.

“Es tut mir leid, dass wir davongelaufen und nicht bei der Gruppe geblieben sind“,

entschuldigte ich mich sowohl bei Skadi als auch bei Rúna. Automatisch ließ ich meine Ohren hängen und schleckte unbewusst über die Wunde, die mich wohl immer an das Feuer erinnern würde.

“Ich hoffe es geht ihnen gut“, murmelte ich und runzelte die Stirn, atmete tief durch und versuchte mehr Zuversicht in meine Stimme zu packen, “nein, ich weiß das es ihnen gut geht. Sie sind nur irgendwo anders gelandet bei ihrer Flucht. Immerhin habe ich euch auch wieder gefunden!“

Ich lächelte vorsichtig, auch wenn nicht ich sie gefunden hatte, sondern Arkanis mich. Dennoch bedeutete das doch, dass wir alle noch lebten und so war es ganz bestimmt auch bei den anderen. Ich weigerte mich einfach, jetzt noch zu glauben, dass sie es nicht geschafft hatten. Chu hatte sogar bei den Zweibeiner gelebt und war schlau, Erasmus genau so abenteuerlustig wie ich und die anderen beiden waren stark und schnell, außerdem wussten sie ganz sicher was zu tun war.

[spricht mit Skadi und Rúna / wird kurz traurig / dann jedoch zuversichtlich]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kaya - 22.03.2020

Das Wasser war nie mein Freund. Ich erinnerte mich an den Regen, den ich oft erlebt hatte – und versuchte so, den Abstand einigermaßen groß zu halten, wenn es um Wasser ging. Aber hier? Hier ging es doch um jemanden und, wenn man mich fragte, nicht irgendwen! Also strengte ich mich an, soweit sich ein Kaya eben anstrengen konnte – und hielt die Nase unten, die förmlich vor Geruchseindrücken vibrierte, ganz wie ich es erwartet hatte. Aber ich hatte meine Rechnung natürlich ohne das Wasser gemacht, dem ich immer mal wieder näherkam, als ich gedacht und beabsichtigt hatte.

So stratzte ich eine Weile vor mich her, ganz in Gedanken versunken – und doch immer wach, sollte ich finden, was wir suchten. Wieder hatte ich mich etwas abgesetzt, als sich Kimya ähnlich lautstark meldete wie mein Gewissen beim Fund von Aas.

Aber Kimyas Worte waren eindeutig – war ich so in Gedanken versunken gewesen, dass ich den Blick für die Umgebung mehr oder minder verloren hatte? In diesem Moment kam ich mir ein wenig wie vor ein Welpe, der gerade die ersten Schritte auf der Jagd machte und rüde von seinem Vater zusammengestaucht wurde. Aber ich konnte Kimya in diesem Moment nicht wirklich böse sein – was er an Bruderliebe empfand, ging einfach über das, was ich jemals für Velvet zu fühlen imstande gewesen war.

Im nächsten Moment hätte ich mich fast vertreten. Meine Augen wurden groß und ziemlich größer, als ich gewahr wurde, vor was ich da eigentlich stand. War das nicht…? Ich warf einen Blick zu Kimya, der allerdings nicht so wirkte, als würde er mir verraten wollen, ob ich richtig lag.
Es schien, als würde ein Monster vor mir liegen, dem ich mich stellen musste – und so begann ich zu graben. Irgendwo musste das Ding doch eine Wurzel haben….und ehe ich mich versah, bekam ich außer graben nicht mehr viel mit!


[bleibt zunächst schusselig, scheint dann aber doch das Objekt der Begierde zu finden – oder ist es das doch nicht? Jedenfalls gräbt er mal]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 23.03.2020

Allmählich hatte ich es rausbekommen, den Kopf hoch zu halten und die Umgebung mehr mit den Augen abzusuchen, als mit der Nase. Es war eine ungewöhnliche Art der Suche für einen Wolf und ich kam mir eigenartig unbeholfen vor. Die Pflanzen hier waren teilweise bis schulterhoch und ich musste sie mit der Brust zur Seite schieben, um mir meinen Weg hindurch zu bahnen. Immer wieder stachen mich zarte Dornen in die Nase, wenn ich den Kopf hinabsenkte, um zwischen den Sträuchern nach den lila Blüten zu suchen und ich zuckte zurück, bevor ich mit einem wütenden Knurren meinen Weg fortsetzte.
 
“Dumme Pflanzen mit euren verdammten Dornen! Seid froh, dass ich es eilig habe, sonst würde ich euch alle einzeln ausrupfen und dem Erdboden gleichmachen!“, brummte ich vor mich hin, während ich gleichmäßig durch den Schlamm stapfend meine Suche weiterführte. Allmählich war ich wirklich drin, meine Augen suchten systematisch die Pflanzen nach violetten Blüten ab und teilweise schaffte ich es sogar, die Dornensträucher vorsichtig mit dem Pfotenrücken zur Seite zu schieben.

Kimyas Ruf ließ mich mitten im nächsten Schritt innehalten, mit angehobener Pfote verharrte ich und hob ruckartig den Kopf, weil die Pflanzen mir die Sicht versperrten. Ich fuhr in einem einzigen Satz herum und kämpfte mich aus den Sträuchern, blieb mit hoch erhobenem Kopf eine Sekunde stehen, während meine Augen das andere Ufer nach ihm absuchten. Ich hatte seit einiger Zeit die Luft nicht mehr geprüft und sogar kurz vergessen, mich nach Kimya umzusehen! Hatten die anderen unerwarteten Besuch bekommen? Waren sie in Gefahr?
Hektik wallte in mir auf, bevor ich ihn endlich entdeckte, während ich bereits auf meiner Uferseite zu ihm aufschloss, viel schneller, als es nötig gewesen wäre.
 
“Was ist passiert?“, fragte ich etwas kurzatmig, bevor mein Blick auf Kaya fiel, der konzentriert zu graben begonnen hatte. Ich stieß in einem tiefen Seufzen den Atem aus. Sie hatten die Pflanze gefunden! Ich leckte mir ein paar Mal über das Brustfell, eine Art Übersprungshandlung um mich wieder zu beruhigen. Ich hoffte, dass die beiden zu sehr in ihre Suche vertieft waren und nicht bemerkten, dass sie mich ein wenig erschreckt hatten.
Ich setzte mich zu Boden, beschloss, noch ein wenig auf dieser Seite zu bleiben, für den Fall, dass Kaya die Pflanze zerstören sollte. Was angesichts seiner exzessiven Ausgrabungen nicht allzu unwahrscheinlich schien. Er hatte seitdem nicht einmal den Blick gehoben und schien wie in Trance zu sein. Mir wurde bewusst, dass es an mir nagte, dass der alte Rüde die Pflanze vor mir gefunden hatte. Die ganzen Dornen in der Schnauze waren also völlig umsonst gewesen. Dennoch versuchte ich mich nicht zu sehr damit zu befassen und prüfte stattdessen die Umgebung. Irgendwer musste schließlich Wache halten, während die Schnauze des Grauen immer mehr im Erdboden verschwand.

[sucht nach der Pflanze und hört Kimyas Ruf | eilt schnell zu den anderen | hält Wache während Kaya gräbt]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 11.05.2020

Nachdem ich bei Kaya angekommen war, versuchte er mir eine Antwort zu entlocken.

"Ja, du hast sie! Los, grab schon, gab!'
schrie ich innerlich, konnte die Worte aber zum Glück zurück halten. Statt dessen tretelte ich auf der Stelle und beobachtete Kaya genau. Er nahm die Pflanze vor sich unter die Lupe. ich konnte förmlich erkennen, wie er die einzelnen Merkmale absteckte. Die haarigen Stängel, die Größe und die Blüten.
Als Kaya endlich mit dem Graben begonn, feuerte ich ihn innerlich an.
Es fiel mir so schwer ihm nicht zu helfen. Unbewusst machten meine Pfoten kleine Grabbewegungen mit.
Mutter kam auch dazu, sie wirkte genau so aufgeregt wie ich es war. Das sie meinen Ruf falsch aufgenommen hatte und eine ganz andere Situation befürchtet hatte, bemerkte ich nicht. Diese feinen Antennen hatte ich in diesem Moment nicht für sie.
Ich war so bedacht auf die Pflanze und Avis Rettung.

Kaya grub und zertsörte die ersten kleinen Wurzelenden - Anfängerfehler - also musste ich ihn ausbremsen.
"Stopstop, langsam"
Sagte ich sachte, drängte mich aber energisch zwischen seine Pfoten. Ich sah etwas erschrocken und erbost zu ihm auf.

"Die Wurzeln sind zart und zerbrechlich. Du musst vorsichtig weiter graben. Und von allen Seiten heran."

Ich grub auf der anderen Seite weiter um es ihm zu verdeutlichen.
Dann, als ich wieder zu ihm auf sah, entdeckte ich direkt hinter ihm eine weitere Pflanze.

"Mama, schau. Da ist noch eine. Grab die doch auch aus, dann haben wir auf jeden Fall genug Wurzeln!"

Ich ging kurz zu ihr und stupste sie an, ehe ich mich wieder Kayas Ausgrabungen widmete.

[Mit Kaya und Arkanis am Bachlauf]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kaya - 09.06.2020

Selten hatte ich mich dem Graben so sehr hingegeben wie in diesen Momenten, und alles was ich mitbekam, war wie durch einen Nebel, der zudem Stimmen verzerrte. Während Arkanis‘ Frage an irgendwen wie ein böser Schatten klang, es aber sicher nicht war, bekam ich gar nicht mit, dass auch Kimya inzwischen mit Feuereifer bei der Sache war – mit vernünftigerem Feuereifer als ich allerdings offenkundig, denn er flankierte mich nach geraumer Zeit und verhinderte, dass ich mich zum anderen Weltenende durchbuddelte.

Etwas erschrocken hob ich den Kopf, als ein etwas sauertöpfischer Kimyakopf vor mir erschien und mich doch tatsächlich schalt! Sofort hielt ich inne, auch wenn ich einen Lauf in der Luft hielt, weil ich eigentlich nur sehr ungern gerade nicht graben wollte. Aber Kimya hatte ja recht, mit dem was er sagte. Ich musste wirklich vorsichtiger sein, oder?

„Ist ja gut…“ erwiderte ich brummend und begann weiterzugraben, allerdings diesmal um einiges vorsichtiger, auch wenn ich nie im Leben so feinfühlig hätte graben können, wie es Kimya vielleicht vermochte – oder auch Arkanis, die ich im Augenwinkel nun ebenfalls graben sah, nachdem Kimya sie angefeuert hatte. Aus ihm würde mal ein echt toller Wolf werden – wobei, eigentlich war er das ja sogar schon. Und das so früh….ich überlegte kurz, ob ich in diesem Alter eine ähnliche Reife an den Tag gelegt hatte, doch kam ich zu keinem klaren Schluss. Und während ich so vor mich hin dachte, schien mein Handeln mehr und mehr zum Erfolg zu führen….

Ziemlich stolz sah ich auf das, was da zu meinen Pfoten lag, drehte den Kopf dann zu Arkanis und konnte mir eine kleine Neckerei nicht verkneifen.

„Erster!“ meinte ich und wirkte wohl tatsächlich für den Moment ziemlich zufrieden mit dem Erreichten. Blieb nur zu hoffen, dass der Schaden tatsächlich so gering geblieben war wie zu Beginn – und dass das Ganze Avis auch wirklich würde helfen können!


[Der große Graber, der mit Kimya und Arkanis gräbt - mit Erfolg]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 14.06.2020

Ich hatte es mir auf der anderen Seite bequem gemacht, saß auf einem einigermaßen trockenen Fleckchen Erde und beobachtete aufmerksam das Treiben auf der anderen Seite. Kaya wirkte wie in Trance, er grub und grub und grub, bis Kimya sich ihm quasi zwischen die Pfoten werfen musste, was mich dazu veranlasste, mich unauffällig wieder auf alle Viere zu erheben. Nicht, dass ich Kaya boshafte Absichten unterstellt hätte, so weit wäre ich nicht gegangen. Doch so tief versunken, wie er gerade in seinem Element zu sein schien, wäre es immerhin möglich, dass er Kimya in seinen wilden Grabbewegungen eine über den Schädel zog, ohne es überhaupt zu merken.
Doch der graue Rüde wich augenblicklich zurück und ich ließ erleichtert von den beiden ab, ließ den Blick hinter mich schweifen, scannte erneut die Umgebung und machte mir ein Bild von der aktuellen Lage.
In diesem Moment machte Kimya mich auf eine weitere der wertvollen Pflanzen aufmerksam, nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der ich saß. Brauchten wir wirklich noch eine? Oder wollte Kimya sicher gehen, dass zumindest eine ganze Pflanze es zurück zu Avis schaffte? Ich zog in einem schadenfrohen Schmunzeln die Lefzen ein Stück nach oben und nickte Kimya zu.
 
“In Ordnung, mach ich.“
 
Mit einem Blick hinüber verglich ich mein Pflänzchen nochmal mit dem, an welchem sich der gute Kaya gerade vergangen hatte und begann zu graben. Die Erde war feucht und klebrig und schon nach wenigen Augenblicken hatte ich immer wieder dicke Matschbrocken zwischen den Pfoten. In einer Art langsamen Tanz wanderte ich beim Graben Schritt für Schritt im Kreis um die Pflanze herum, um wie von Kimya aufgetragen, von allen Seiten an der Wurzel graben zu können. Meine Schnauze senkte sich tiefer hinab, kontrollierte meine Ausgrabungen, während ich mich wohl oder übel darauf verlassen musste, dass die anderen Zwei in diesem Moment ein Auge auf die Umgebung hatten.
 
Kayas Siegesmeldung kommentierte ich, indem ich die Schnauze ein Stück weit aus meinem Loch hob und tonlos die Lefzen anhob, während ich ihm einen kalten Blick aus dem Augenwinkel zuwarf. Seine Sticheleien gingen mir gegen den Strich, doch ich würde mich damit begnügen, dass meine Wurzel am Ende zumindest die Brauchbarere sein würde.
Mit diesem Grundsatz brauchte ich länger als gedacht, bis ich die Pflanze endlich am Stängel packen und vorsichtig aus dem Boden ziehen konnte. Triumphierend drehte ich mich mit meiner Beute im Maul zu den anderen beiden um und warf noch einen kurzen Blick in alle Richtungen, bevor ich durch das Wasser zurückwatete und dabei wohlig seufzend den Dreck aus meinem Fell spülen ließ. Vorsichtig senkte ich die Schnauze weit genug hinab, um die Pflanze vom Matsch zu reinigen, bevor ich sie tropfend wieder über die Oberfläche hob und die letzten Meter zu Kaya und Kimya zurücklegte. Behutsam legte ich das Pflänzchen am anderen Ufer ab, bevor ich meinen nassen Pelz ausschüttelte.

"Ab zurück?", fragte ich und blickte meinen Sohn abwartend an. Er hatte schließlich hier das Kommando und das machte er ziemlich gut, würde ich sagen.

[am Bachlauf, bei Kaya und Kimya]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Rúna - 10.01.2021

Den Blick noch immer in der Ferne nickte ich leicht und stimmte Avis zu,

„Ja das denke ich auch. Was immer sie daran hindert uns jetzt zu antworten oder zu uns zurück zu kehren… Irgendwann werden wir sie wieder sehen.“

Dann wandte ich mich ihm und Skadi wieder zu,

„Doch wir sollten sehen, dass wir deine Pfoten wieder heilen und unseren Weg fortsetzen. Wir alle hatten ein gemeinsames Ziel und vielleicht ist es diese, dass uns wieder zusammenführen wird. Genauso, wie auch Arkanis, deine Mutter, wieder zu uns gefunden hat…“

Das war es tatsächlich was ich glaubte, was ich hoffte. Alle Wölfe dieser Gemeinschaft, egal wie kurz oder lange sie dabei waren, hatten wie ich an das Land im Norden geglaubt. Und auch wenn der ein oder andere die Gemeinschaft wieder verlassen hatte, so war es doch nie direkt aus Zweifeln an der Existenz des Landes im Norden gewesen.

„Es wird vielleicht nicht einfach und diese Prüfung war sicherlich nicht die letzte, aber wenn wir gemeinsam weiter gehen…. Wer weiß wohin uns unser Weg führt und was er für uns bereithält?“

Damit erhob ich mich, streckte ein wenig den Rücken durch und witterte erneut. Wo blieben Kimya und die anderen beiden, eigentlich sollten sie die Pflanzen längst gefunden haben? Dass meine Rute ganz leicht von einer zur anderen Seite schlug merkte ich kaum, und auch das seltsame Gefühl das sich aus einem winzig kleinen Samenkorn heraus langsam in meiner Brust ausbreitet entzog sich meinem direkten Bewusstsein. Und doch war es da… vielleicht durch Avis Rückkehr ausgelöst… und es verdrängte die Lethargie, die Traurigkeit, den Dämmerzustand in den ich während des scheinbar endlosen Wartens geraten war und der nicht nur mich gefangen gehalten zu haben schien.

[Bei Skadi und Avis | Erwacht aus der Lethargie des Nichtstun und Wartens]