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PASSUS IX - Spuren in der Asche - Druckversion

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RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Rúna - 31.10.2019

Ein leises Wuffen weckte mich aus dem tiefen Schlummer, in den ich nach der erfolgreichen Jagd und einer erholsamen Mahlzeit gefallen war. Dies, sowie die grüne und lebendige Umgebung hatten dazu beigetragen, dass auch der Schmerz in meinem Innern langsam zu verheilen begann und ich mich entspannt nahe Kimya und Kaya nieder gelegt hatte.

Noch während ich den Kopf hob und meine Sinne versuchten den Grund für Arkanis ruhige Meldung aus zu machen drangen die Stimmen von Kimya und… Avis! In meine Ohren. Mit einem Schlag waren diese gespitzt und mit überraschtem Blick sah ich tatsächlich die Gestalt des lang vermissten Jungwolfes.

„Avis…“,

floss es mehr gehaucht denn gesprochen über meine Lefzen und zögerlich, noch immer völlig überrascht den kleinen Rüden lebendig vor mir zu sehen, erhob ich mich. Irgendwo tief in meiner Brust schien etwas geplatzt zu sein und eine wundervolle süße Wärme breitet sich in ihr aus. Die beiden Brüder ließen derweil ihrer Freude ungehemmt freien Lauf, begrüßten und herzten sich und schienen förmlich zu leuchten.

Auch ich freute mich, freute mich wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. Mit funkelnden Augen blickte ich erst zu Kaya und auch der alte Rüde schien von dem Anblick der beiden gerührt. Skadi hatte sich derweil Arkanis genähert und ihre Haltung ließ erahnen worüber die beiden sprachen. Auch ich nickte Arkanis mit dankbarem Blick zu, beließ es jedoch vorerst dabei, um sie und Skadi nicht zu stören.

Schließlich brachte Kimya seinen Bruder in Richtung der Beute und in diesem Moment, bereits wieder etwas ruhiger, wurde ich mir seines Zustandes bewusst. Ich erhob mich und kam mit langsamen Schritten auf die beiden zu, lauschte der stolzen Erzählung von Kimya und wartete bis zu deren Ende, ehe ich mich ebenfalls mit ruhiger Stimme an Avis wandte,

„Avis… es ist schön dich wieder bei uns zu haben…“

Einfache Worte und dennoch mochten meine Stimme und mein Blick ausdrücken wie viel sich dahinter verbarg. Wir hatten nie viel Nähe oder Gemeinsamkeit geteilt und dennoch war auch Avis ein Teil dieses Rudels, dieser Familie, den ich sehr schmerzhaft vermisst hatte.

„… ich weiß du musst sehr hungrig sein, aber versuche langsam zu fressen. Wenn du zu schnell und zu viel frisst wird dein ausgehungerter Magen nicht damit fertig und du wirst nur alles wieder erbrechen…“

Erklärte ich ihm mit sanfter sorgenvoller Stimme und wandte mich dann an seinen Bruder,

„Kimya, erinnerst du dich an den kleinen Bachlauf an dem wir auf dem Weg zu Jagd vorbei kamen? Es war nur ein winziges Rinnsal im Schatten einer kleinen Fellsgruppe, aber du hast es sicherlich bemerkt. Dort wo der Boden feucht ist müsstest du eine Pflanze finden, die in etwa so hoch ist wie du. Sie besitzt sehr lange dünne Blätter und vielleicht noch ein paar violette Blüten, die dicht zusammen stehen. Außerdem ist sie fast so borstig wie ein Schwein. Wenn du sie gefunden hast, grabe sie aus und bring sie mir samt Wurzeln!“

Der Weg dorthin war nicht weit, trotzdem ahnte ich, dass es Kimya nun sicherlich nicht ganz so leicht fallen würde seinen soeben wiedergefundenen Bruder so schnell und wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, wieder zu verlassen. Trotzdem wollte ich den Moment nutzen, der sich dadurch vielleicht ergab um Avis kurz nach weiteren Verletzungen zu fragen und ihm dabei die Möglichkeit zu geben offen und ehrlich zu Antworten ohne sich von seinem Stolz daran hindern zu lassen.

[Erwacht und nähert sich schließlich den beiden Brüdern an der Beute; beauftragt Kimya in der Nähe Beinwell samt Wurzeln zu holen um Avis Brandwunde zu versorgen]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Avis - 01.11.2019

Mit einem belustigten Blick beobachtete ich Kimya dabei, wie er mir in aller Einzelheit versuchte zu erklären, wie er gemeinsam mit den Erwachsenen gejagt hatte. Es machte mich froh ihn so glücklich zu sehen und auch stolz, dass er Erfolg bei seiner ersten Jagd hatte. Das Ergebnis schmeckte vorzüglich und ich hielt nur inne, um meinen Bruder kurz genauer anzusehen als er erzählte wie sie alle gemeinsam losliefen und den richtigen Zeitpunkt abgewartet hatten. Ich wäre gerne dabei gewesen… Kimya schaffte es mich von den trüben Gedanken abzulenken, als er über mich hinüber sprang und mich danach glücklich grinsend ansah. Er hatte sich verändert, ich konnte nur noch richtig die Pfote darauf legen was es genau war, aber er war nicht mehr so ganz der kleine Bruder, den ich vor den Flammen verloren hatte.

“Beim nächsten Mal bin ich auch dabei, dann kannst du mir zeigen wie es geht“,

sagte ich und gestand mir ein, dass ich zwar irgendwie allein klar gekommen war und das auch nur, weil ich zum Jagen gezwungen war. Ich hatte meine eignen kleinen Erfolge gehabt, aber in der Gruppe gemeinsam mit den Erwachsenen zu jagen war auch eine Gewisse Ehre und ich wollte niemanden enttäuschen, nicht schon wieder.

Meine Ohren spitzten sich als Rúna näher kam und mich begrüßte. Ich hatte nie sehr viel Kontakt zu der ruhigen Fähe gehabt, bevor ich verschwunden war und doch freute ich mich sehr sie wiederzusehen. Sie war Teil meines Rudels! Es ging ihr gut. Ich schlang das Stück sehnige Fleisch hinunter und bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich so hastig fraß. Aber ich hatte doch solchen Hunger! Ich rappelte mich auf, legte die Ohren etwas an und tapste hinüber zu Rúna, um sie mit einem sanften Schlecken über die Lefzen zu begrüßen.

“Ich versuche mich zurückzuhalten“,

wisperte ich, bevor sie Kimya eine Aufgabe gab und ich von ihr zu meinem Bruder blickte. Sie war schon immer sehr schlau gewesen, wusste ganz genau welche Pflanzen man fressen konnte und welche sogar heilende Wirkungen besaßen. Ich ließ mich wieder auf mein Hinterteil nieder, sah zum Fleisch und versuchte mich an ihren Rat zu halten und nicht zu viel auf einmal zu fressen. Meine verletzte Pfote hielt ich dabei leicht in die Luft. Die Wunde heilte schlecht und durch den langen Marsch an Arkanis Seite, war Dreck hinein gekommen.
Vorsichtig begann ich über die Wundränder zu lecken und daran zu knabbern, was jedoch wehtat und so schlich sich ein leises Winseln aus meiner Kehle.

“Ist die Pflanze, die Kimya holen soll für meine Pfote?“,

fragte ich und sah zu Rúna, ehe ich mich wieder hinlegte. Ich war wirklich müde.


[hört Kimya zu / frisst / begrüßt Rúna und spricht mit ihr]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 03.11.2019

Ich lag noch rücklings am Boden und war am Lachen, als Avis mir sagte, dass ich ihm beim nächsten Mal zeigen solle, wie die Jagd funktioniert. Ich richtete mich auf und sah ihn direkt an. Ich schloss meine Augen und nickte ihm ernst und bestätigend zu. Seine Worte hatten mich mit Stolz erfüllt. Er hatte mit diesem kurten Satz so viel mehr gesagt. So vieles mehr, das mich bestätigte und uns eine ganz neue Beziehung bot.
Ich hatte früher alles gegeben, um ihn davon zu überzeugen, dass ich gut genug war. Und nie hatte es gereicht.  Nun stellte er sich hinten an und forderte von mir, dass ich ihm etwas beibrachte. Früher wäre das nicht möglich gewesen. Selbst wenn ich etwas besser gekonnt hätte, hätte Avis Mängel gefunden um mich klein zu halten. Oder Dinge präsentiert, die ihn wieder groß machten. Zumindest hatte er mir immer das Gefühl gegeben, dass es so war.
Bevor ich mehr dazu sagen konnte, kam Rúna zu uns. Meine Rute wischte wieder aufgeregt von einer zur anderen Seite, als sie Avis begrüßte. Und wieder erstaunte mich mein Bruder, als er Rúnas Rat direkt folgte. Er stänkerte nicht gegen an, dass er seinen Bauch doch besser kennen würde als sie oder das sie ihm ohnehin nichts zu sagen habe.
Mit zur Seite geneigtem Kopf betrachtete ich ihn. Nicht wissend, dass er genau das Selbe über mich dachte, erfasste ich für mich, dass er sich verändert hatte. Ich lächelte sanft, als ich die besonnene Seite an ihm entdeckte – und dann kam mir gleich wieder die Frage, was er alles erlebt haben muss und ich schluckte innerlich.
Genau zur rechten zeit gab Rúna mir den Auftrag. Ich merkte mir alles genau – feuchter Boden  - meine Größe – Blätter lang und dünn – dichte violette Blüten – borstig wie ein Schwein – Wurzeln heil lassen.

“Wird gemacht!“

Bestätigte ich Rúna, während ich aufstand. Doch bevor ich los lief, ging ich zu Avis. Meine Nase steckte ich tief in sein Halsfell.
“Ich bin ganz schnell wieder da. Ich kann das. Und falls ich Hilfe brauche rufe ich – versprochen!“
Flüsterte ich zu ihm, dann stupste ich ihn etwas fester in das Brustfell und kam in Bewegung. Mit wedelnder Rute  sprang ich noch ein Mal an Rúna hoch, um ihr an den Lefzen zu lecken und rannte los.
Ich musste an Mutter und Skadi vorbei. Während ich auf sie zu lief, rief ich.

“Bin gleich zurück! Auftrag zu erfüllen!“

Und lachend lief ich vom Schlafplatz in die Nacht hinein.

[Läuft vom Platz weg und sucht eine Blumenwurzel für Rúna]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kaya - 11.11.2019

Es war und blieb eine seltsame Szenerie, der ich hier beiwohnen durfte. Die beiden jungen Wölfe, von denen einer hungrig war und die sich nunmehr so viel zu geben hatten auf der einen, die beiden kämpferischen Damen auf der anderen Seite…und dann war da noch irgendwo Runa, der Kitt unserer Gruppe, der sich jetzt gerade aber offensichtlich eine kurze Auszeit gönnte.

Die Wölfin, Arkanis, hatte mir ein durchaus deutliches Zeichen gegeben, nichts gegen meine Gesellschaft zu haben, allerdings war ich da schon fast auf dem Weg zu den jungen Wölfen. Beide trabten schließlich zur Karkasse, die ich schon kannte und einen Moment vermochte ich ratlos dastehen und nichts zu tun. Auch Runa schien inzwischen festgestellt zu haben, dass wir uns gewissermaßen wie von Geisterhand vermehrt hatten – meiner inneren Zufriedenheit gab das aber eben nicht den alles entscheidenden Weckruf, das Grummeln blieb.

Erneut streckte ich mich kurz und legte dann den Kopf in die Schräge, ehe ich einige Schritte in die Richtung machte, in der vorher noch Kimya gestanden hatte. Aber wo war Kimya jetzt? Ah! Manchmal sollte ich meine Lauscher deutlicher aufsperren, aber die Ohren waren ohnehin nicht das Beste Sinnesorgan, das ich mit mir herumtrug. Aber ich watschelte dem Rüden auch schon flugs nach, denn so richtig schien auf unserer ausgetretenen Wiese gerade kein Platz für mich zu sein.

„Kimya!“

rief ich also eher unbeholfen hinterher und mühte meine alten Knochen über einen umgeknickten Riesenast, ohne hängenzubleiben. Ha! Irgendwas konnte ich dann doch eben noch. Jetzt galt es nur noch, den jungen Spund einzuholen, der – für mich plötzlich – losgestratzt war.

„Warte mal….“

rief ich gleich hinterher und hatte zu hoffen, dass seine Juvenile Hoheit auf mich zu warten gedachte – sauer war ich nicht, wie auch. Aber neugierig. Verdammt neugierig!


[überlegt etwas und folgt dann Kimya, weiß aber nicht, wo der hin will]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 12.11.2019

Eine Zeit lang beobachtete ich meine Söhne und mein Herz machte einen kleinen, etwas schmerzhaften Hüpfer, als ich sah, wie ausgehungert Avis sich auf die Beute stürzte. Doch nun war er in Sicherheit und würde sich hier schnell erholen. Rùna näherte sich den beiden und ich beobachtete die Szene, vor mit einer Mischung aus Skepsis und Neugierde. Die besondere Rolle, die die Fähe in diesem Rudel einnahm war mir bekannt, was jedoch nicht hieß, dass ich es vollständig begreifen konnte. 

Als Kimya nun an uns vorbeilief und uns etwas über einen Auftrag zurief, bemerkte ich erst verzögert, dass ich aufgestanden war und ihm interessiert nachblickte. Zumindest redete ich mir ein, dass das der Grund war und nicht etwa diese Sorge, mit der ich jeden seiner Schritte beobachtete. Mein Blick flackerte kurz zu Avis und mir wurde klar, dass ich diese Sorge jetzt würde aufteilen müssen. Oder sie würde sich vermehren, verdoppeln. Das klang anstrengend... Ich hatte mich auch in ihren frühen Welpentagen nie daran gewöhnen können.

Avis stand bei Rùna und ich wusste, er brauchte mich im Moment nicht. Außerdem wagte ich zu behaupten, dass es ihm anfangs ganz gut tun würde, mich nicht ständig um sich zu haben. Diesen Gefallen würde ich ihm tun, wenn ich konnte.

Unschlüssig blickte ich Kimya nach, dem nun auch Kaya sich angeschlossen hatte. Ich warf Skadi einen Blick zu und nickte in Avis Richtung.

“Dann gebe ich dir auch mal die Möglichkeit, ihn zu begrüßen und schaue währenddessen mal, welch wichtiger Auftrag Kimya zugeteilt wurde.“, sagte ich beinahe im Plauderton und nickte Skadi nochmal zu, bevor ich mich etwas verzögert in die Richtung wandte, in die Kimya verschwunden war. Kurz fing ich Avis‘ Blick auf und wedelte ihm zum Abschied zu, bevor ich etwas langsamer hinter Kaya hertrottete. 

Ich hielt mich zunächst im Hintergrund, wenn auch in Sicht- und Hörweite, während ich  hin und wieder die Umgebung im Auge behielt. In meinem Kopf war einiges los und auch wenn ich wissen wollte, was Kimya eigentlich vorhatte, hatte war ich mir sicher, dass ich es früh genug erfahren würde.

[Erst noch bei Skadi, verabschiedet sich noch kurz mit einem Blick von Avis und folgt dann Kaya und Kimya]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kimya - 13.11.2019

Ich muss zu einem Bachlauf. Bei Felsen. Eine Blume suchen mit violette Blüten. So groß wie ich. Stachelig. Die Blätter sind lang und dünn. Die Wurzel darf nicht kaputt gehen

Meinen Auftrag betete ich immer wieder vor mir her, während ich so schnell ich konnte lief. Ich war an Mutter und Skadi vorbei gelaufen, als mich eine andere Stimme rief. Es war Kaya, der mir bis da hin gar nicht aufgefallen war. Kurz zögerte ich, lief dann jedoch ohne Antwort weiter.

Kaya kommt auch ohne mich klar!

Dachte ich, also brauchte ich nicht hören.
Ich kann auch sagen, dass ich ihn nicht gehört habe!

Die Idee kam mir auch. Doch als er mich dann aufforderte, dass ich warten sollte, bremste ich widerwillig ab. Ich sah zurück, sah wie langsam er hinterher trottete, und jammerte genervt los.

“Dann beeil dich doch Kaya. Wir haben keine Zeit!“

Um das zu unterstreichen, stampfte ich noch mit der Pfote auf den Boden vor mir auf. Als Kaya auf halber Strecke zu mir war, ging ich weiter. Jedoch nicht auf den Rüden zu. Sondern zu meinem Ziel! Ich wollte die Blume suchen und ausgraben. Das würde noch genug Zeit beanspruchen – und dabei wollte ich doch so schnell es geht zurück zu Avis. Meine Geduld war am Ende. Und ich war ungewohnt widerspenstig und gereizt den Erwachsenen gegenüber.

“Nun lauf doch mal!“
Rief ich noch, als ich wieder zu ihm sah, und er noch immer nicht schneller ging. Da bemerkte ich auch, dass Mama uns ebenfalls folgte. Meine Rute wischte von einer zur anderen Seite. Sofort hatte ich DIE Idee!

“Mama, begleite du Kaya. Der will nicht alleine gehen und ist viel zu langsam. Ich lauf vor!“

Und ohne auf die Antwort zu warten lief ich wieder los. Richtung Bachlauf. Dort wo die Blume für Avis steht.
“Bis gleich!“
Fügte ich noch schnell hinzu.
 Bach bei Felsen. Violette Blüten. So groß wie ich. Stachelig. Lange Blätter. Und dünn.
Immer wieder wiederholte ich die Anforderung an die Blume, damit ich ja kein Detail vergessen würde.


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Rúna - 16.11.2019

Mit einem sanften Schnauben erwiderte ich die Begrüßung von Avis und war froh über das Verständnis, dass er zeigte. Nach allem was er durch gemacht hatte war es aber wohl verständlich, dass auch er einfach erst einmal wieder froh war zurück in der Sicherheit der Gemeinschaft zu sein.

Nicht ohne einen gewissen Stolz sah ich kurz darauf Kimya hinterher, der wie ein Wirbelwind davon stob. Trotz seiner Aufregung war er so gewissenhaft auch den anderen, vor allem seiner Mutter, kurz Bescheid zu geben, bevor er aufbrach. Und noch während der helle Pelz im Wald verschwand, schien es mir für einen kleinen Augenblick als sähe ich einen älteren Kimya, einen voll erwachsenen Rüden, zwischen die Bäume ins Dunkel springen.

Verwirrt schnippte ich kurz mit einem Ohr, schüttelte leicht den Kopf und wandte mich schließlich wieder mit einem über mich selbst amüsiertem Lächeln an Avis zurück. Ja die beiden wurden älter, sie erlebten die Welt und ihre ersten Abenteuer und bald schon würden auch sie erwachsene Wölfe sein. Doch dort wo Kimya mir eher als der ruhige und verlässliche Felsen erschien, würde Avis wohl eher die treibende Kraft, wie der Wind selbst sein, der alles und jeden in Bewegung hielt. Ich war gespannt, ob sich diese Ahnung tatsächlich bewahrheiten würde…

Vorerst war es jedoch Avis leises Winseln und seine Stimme, die mich wieder aus den Nebeln meiner Gedanken in die Gegenwart zog.

„Ja, das ist sie… sie wird die Hitze aus deiner Pfote vertreiben und dafür sorgen, dass die Wunde besser heilt…“

antwortete ich ihm mit mitfühlender Stimme,

„Trotzdem solltest du sie ein paar Tage etwas schonen und darauf achten wohin du trittst. Wenn du sie sauber hältst und nicht zu viel herum tobst wird sich die Wunde bald schließen und du wieder ganz der alte sein. Dann kannst du mit deinem Bruder gemeinsam auf Jagd gehen…“

Natürlich versuchte ich Avis mit meinen letzten Worten etwas aufzumuntern, denn ich vermutete stark, dass wenig Bewegung das letzte war, das er sich nun, wieder mit seinem Bruder vereint, wünschte. Als er sich schließlich erschöpft niederlegte kam ich sachte ein paar Schritte näher und würde, sofern er mich ließe, nach kurzem Abwarten behutsam an seiner Pfote wittern und mit größter Sanftheit darüber lecker.

[Bei Avis | schenkt ihm ihre volle Aufmerksamkeit und redet mit ihm | wenn er sie läst untersucht sie seine Pfote und reinigt die Wunde noch etwas]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Avis - 16.11.2019

Ich happste sanft nach Kimyas Ohr als er seine Nase gegen meine Brust drückte und mir versprach, bald wieder da zu sein.

“Wehe, wenn nicht!“,

riet ich ihm und sah ihm kurz nach als er an Skadi und Mutter vorbeiwuselte, um Rúnas Auftrag zu erfüllen. Kaya, der alte Graupelz folgte ihm und irgendwie beruhigte mich das noch ein bisschen mehr. So war mein kleiner Bruder nicht allein Unterwegs, selbst wenn der Bachlauf gar nicht so weit entfernt war. Erleichtert darüber eine Sorge weniger zu haben, ließ ich mich neben Rúna nieder und schleckte über meine Pfote, während sie mir erklärte, was es mit der Pflanze auf sich hatte. Ich hob den Kopf und sah zu ihr, lauschte den Worten und seufzte tief. Im Moment hatte ich nichts gegen etwas Ruhe und Schonung, aber das würde morgen bestimmt schon wieder ganz anders aussehen. Doof herumliegen gehörte nicht zu den Dingen, die mir gefielen. Ich wollte lieber mit Kimya und den anderen laufen, herumspringen und jagen.

“Ich werde es versuchen“,

murmelte ich diplomatisch und versprach lieber nichts.

“Du hast sicher recht und ich kann doch nicht hinter Kimya her hängen. Es geht schließlich nicht, dass er besser beim Jagen ist als ich“,

kam es vermutlich ziemlich überheblich über meine Lefzen, aber daran hatte sich nichts geändert. Ich wollte schon immer der Beste in allem sein und als großer Bruder war es meine Aufgabe Kimya Dinge beizubringen oder ihn immer wieder herauszufordern. Ich blickte hinüber zu Skadi und Mutter, fing ihren Blick auf und zuckte leicht mit den Ohren, damit sie wusste das ich verstanden hatte. Sie verschwand nicht wieder, sie ging nur ebenfalls Kimya nach. Vielleicht hatten wir uns am Ende alle verändert. Nicht nur Kimya und ich, sondern auch Arkanis. Letzteres hoffte ich insgeheim und doch würde ich mehr als skeptisch bleiben, mein Vertrauen musste sie sich erst wieder erarbeiten. Dass sie mich gefunden und hier hergebracht hatte, war schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

Ich zupfte erneut an einem Stück alter Haut, die mich beim Laufen störte, bis ich sie endlich ab hatte und die Wunde darunter leicht anfing zu bluten. Ich sah hinauf zu der klugen Fähe, die ihre Nase meiner Pfote näherte und hielt still. Manchmal war es vermutlich besser still zu halten und da ich schon viel zu lange mit der Verbrennung herumlief und meine eigenen Versuche, die Wunde zu pflegen gescheitert waren, ließ ich es zu, dass sie sich das mal ansah.

“Ich hab das heiße Glutnest nicht gesehen und bin direkt hinein gelaufen“,

erzählte ich ihr und zuckte mit der Pfote, weil es pochte und brannte. Die Erinnerung daran war noch immer sehr frisch, was nicht zuletzt daran lag, dass ich immer und immer wieder davon träumte. Ich war durch das verkohlte Waldstück gerannt, hatte nach Kimya, Chu und den anderen gesucht und sie nicht gefunden. Ich schloss die Augen für einige Herzschläge lang und atmete tief durch, nahm den Geruch von Rúna und Skadi, die sich näherte wahr und die frische der Umgebung, die nichts mehr mit der toten Brandwüste zu tun hatte, in der ich so lange herumgeirrt war.

[sieht Kimya, Kaya und Arkanis nach / lässt sich von Rúna helfen und erzählt ihr / bemerkt Skadi]



RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Kaya - 28.11.2019

Ich weiß nicht, welcher Impuls mich dazu verleitete, Kimya zu folgen. Vielleicht war es das Bauchgefühl, welches ich in mir trug, das sich auch schon einige Male als untrüglich erwiesen hatte.
Als ich mich umsah durfte ich feststellen, dass auch Arkanis sich an Kimyas Fersen geheftet hatte. Ob aus Sorge oder Neugier wusste ich indessen nicht. Das hinderte mich aber nicht, meinen Weg fortzusetzen und dem alles andere als langsamen Kimya auf den Fersen zu bleiben.
Dieser hatte inzwischen netterweise ein wenig gestoppt, mopperte mich aber voller Ungeduld an. Ich konnte immerhin in den Raum werfen, dass ich auf Arkanis warten wollte, doch das unterließ ich, da ich vorher ja gar nicht wusste, dass sie mir und damit auch Kimya folgen würde.

Kimya jedoch schien andere Pläne zu haben, warf Arkanis Worte zu, die ich so deutete, als dass sie zu mir aufschließen sollte – und wir zu Kimya – so dass ich für den Moment auf sie wartete. Hätte ich genauer hingehört, wäre ich vermutlich etwas sauertöpfisch gewesen, denn ich sah dass Kimya noch einen Zahn zulegte – und gab meine Anspannung an die Fähe weiter.

„Nun komm doch, wenn du unbedingt mitwillst…sonst hast nicht nur du, sondern auch ich Kimya aus den Augen verloren!“

Ich meinte das wahrlich nicht böse, aber unzufrieden aussehen mochte ich in diesem Moment schon. Aber es war nur eine Frage von Momenten, bis Arkanis zu mir aufschließen würde….


[folgt Kimya, hält dann aber inne, weil er denkt, Kimya warte auf ihn UND Arkanis]


RE: PASSUS IX - Spuren in der Asche - Arkanis - 28.11.2019

Aus der Ferne konnte ich die ungeduldigen Worte meines Sohnes hören, die Kaya zur Eile antreiben wollten. Überrascht zuckte ich mit den Ohren und musterte ihn in einer Mischung aus Besorgnis und Strenge, als ich beinahe zu ihnen aufgeschlossen war. Ich war es nicht gewohnt, dass er so aufbrausend reagierte. Avis, ja. Aber Kimya? Meine Augen verengten sich leicht, doch solange sich seine gereizten Worte nicht an mich richteten, würde ich mich vorerst zurückhalten. Noch war ich nicht wieder ganz zurück in der Mutterrolle, würde es vielleicht auch niemals sein. Kaya konnte das selbst regeln, ihn zur Rede stellen, wenn er wollte.
 
Gerade war ich zu dem Grauen aufgeschlossen, nur um zu merken, dass sich seine Unzufriedenheit plötzlich gegen mich richtete. Ich grummelte leise und hob kurz warnend den Kopf, beließ es aber dabei. Das war es nicht wert deswegen einen Streit zu beginnen.
 
“Den verlieren wir schon nicht so schnell“, murmelte ich, während ich nur noch Kimyas buschige Rute zwischen den Bäumen verschwinden sah. Aber gut, wenn es Kaya zu langsam ging würde ich ihn sicher nicht aufhalten. Ich zog merklich das Tempo an, ein klein wenig angefressen über seinen Kommentar, was er ruhig merken durfte. Trotzdem hatte ich mein eines Ohr zurückgedreht, sichergehend, dass der ältere Rüde auch mithalten konnte.
 
“Worum geht es überhaupt?“, fragte ich im Trab, denn ich ging davon aus, dass der Rückweg ebenso flink vonstattengehen würde, wenn wir Kimya ließen. Und dann würde er es sicher nicht gutheißen, wenn wir ihn mit Fragen nervten. Vorausgesetzt Kaya wusste überhaupt mehr, als ich.
Mir wurde klar, dass all meine Handlungen sich mehr oder weniger darum drehten, Kimya nicht auf die Pfoten zu treten. Klar, ich hatte einiges gutzumachen, aber musste ich ihn deswegen mit Samtpfoten anfassen? War das der richtige Weg?
Und durfte ich andererseits wieder hier auftreten, meine Söhne als Mutter zurechtweisen, nachdem ich sie zuvor ja auch sich selbst überlassen hatte? Vielleicht musste ich mir in einem stillen Moment einmal ernsthaft darüber Gedanken machen…
 
Doch für den Moment beließ ich es dabei, schob meine Bedenken auf später und achtete auf die Umgebung. Weit war Kimya nicht weg, dennoch machte es mich ein wenig nervös, ihn nicht mehr im Blick zu haben. Ganz, ganz wenig vielleicht.
In der Ferne konnte ich das leise Plätschern des Bauchlaufes hören und ich spitzte die Ohren.
 
[schließt zu Kimya und Kaya auf, fällt dann mit Kaya zurück]