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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 23.11.2017

Mit einem gewaltigen Platschen war ich im Wasser gelandet – und zu meiner Genugtuung stellte ich fest, dass Skadi nicht mehr ganz rechtzeitig reagieren konnte und erschrocken zurückwich. Leider war sie ohnehin schon nass, sodass meine Wasserattacke sie nicht noch mehr beeinträchtigte. Doch allein der Überraschungseffekt genügte, um mich sehr zufrieden zu stimmen. Als Skadi mich anwuffte und den Kopf neigte, stahl sich ein schelmisches Lächeln auf meine Lefzen und ich beugte ein wenig die Vorderläufe, machte mich zur Attacke auf die Fähe bereit. Dabei rechnete ich allerdings nicht damit, dass Deka sich gegen mich wenden würde.

„Was... he!“

rief ich überrascht, als ich plötzlich ihr Gewicht auf mir spürte, das Gleichgewicht verlor und im nächsten Moment ungeplant komplett unter Wasser tauchte. Wild mit den Pfoten rudernd kämpfte ich mich an die Wasseroberfläche zurück, wo ich prustend auftauchte. Ich blinzelte mir das Wasser aus den Augen und schüttelte mich kräftig.

„Na warte...“

Meine Rute pendelte aufgeregt, als ich mich erneut in Angriffsposition begab – nur, dass dieses Mal das Ziel nicht Skadi war, sondern Deka. So ein Hinterhalt musste sofort bestraft werden! Ich sprang nun meinerseits auf Deka zu, allerdings landete ich nicht auf ihr, sondern kam mit den Vorderpfoten direkt vor ihr im Wasser auf, sodass ein großer Schwall ihr direkt ins Gesicht spritzte. Zufrieden grinste ich sie an – wollten wir doch mal sehen, wer am Ende am meisten Wasser schluckte. Ich war mir recht sicher, dass das auf keinen Fall ich sein würde. Und damit das geschah, achte ich auch jede Bewegung, sie sich in meinem Augenwinkel abspielte. Denn noch war Skadi ja da, aber auf einen Angriff der Fähe würde ich in jedem Fall besser gefasst sein als auf Dekas Überraschungsattacke.

[Im Wasser | Skadi und Deka]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 05.12.2017

Wasser lief aus meinem Fell und tropfte auf die Wasseroberfläche. Ich hatte mein Spiel sofort unterbrochen und war einige Schritte in Richtung meines Bruders und Chu gelaufen. Doch dann war ich stehen geblieben, denn mir war nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Kimya machte einen nervösen Eindruck, schritt zunächst in meine Richtung, dann zu Chu und war sichtlich verwirrt. Wie wir alle irgendwie. Offenbar hatte Erasmus etwas erzählt, was beide verängstigt hatte? Ich legte meinen Kopf schräg, als Runa plötzlich am Wasser auftauchte und Kimya sich um ihre Pfoten wickelte. Kimya fühlte sich zu der älteren Fähe hingezogen, vielleicht lag es daran, dass sie ähnlich ruhig und besonnen war wie er? Sie würde ihn ganz sicher beruhigen können. Auch Chu rief mir ihr alles in Ordnung entgegen und so konnte ich mich wieder entspannen. Ich drehte meinen Kopf, aber auch Skadi und Malik hatte ihr Spiel unterbrochen. Verdammt. Ich ging unschlüssig noch ein paar weitere Schritte, bis Kimya zum Ufer geschossen kam und fragte ob Malik das Wasser mutig machte? Ich verstand ehrlich gesagt kein Wort, weder was Era zu Chu sagte, noch Kimyas Frage. Wie sollte Wasser mutig machen? Es war einfach nur nass und zum Trinken da! Keine Ahnung wie er nun wieder auf diese Idee gekommen war.


Gerade als ich ihm antworten wollte, schoss plötzlich Tryss aus dem Gebüsch und patschte zu Skadi, die noch immer im Wasser stand, dicht gefolgt von Deka. Beide hatten offenbar vor dort weiter zu machen, wo der fremde Rüde und ich angefangen hatten und die Idee gefiel mir sehr viel besser als ernste Gespräche. Ich mochte einfach nicht über alles nachdenken was jetzt weiter passieren würde, ich wollte einfach nur mal nicht nachdenken oder mir Sorgen machen, und hier bot sich eine neue Chance. Klar waren noch viele unausgesprochene Dinge zwischen Skadi und mir, auch hatte sich die Situation zwischen Tryss und mir nur wenig geändert, auch wenn ich oft über unser unfreiwilliges Gespräch nachdenken musste und genau darum drehte ich mich mit einem Grinsen auf den Lefzen um, nahm Anlauf und knuffte den viel größeren Rüden im vollen Lauf in die Seite. Dabei ging ich war selbst sang- und klanglos unter und Wasser schlug über meinem Kopf zusammen, aber allein dies einfach mal zu tun löste ein Hochgefühl in mir aus.

[schließt sich Deka, Tryss und Skadi an, nachdem bei Kimya alles ok ist]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 07.12.2017


Foto: Mark Welker | Flickr.com (CC BY-NC-SA 2.0)

Spielleitung

Sie waren ohne Vorwarnung am Himmel erschienen, ganz plötzlich und lautlos. Keiner der Wölfe hatte die beiden Falken bemerkt, die ein wenig entfernt am Himmel über dem Wald neben ihnen kreisten. Zu sehr waren sie beschäftigt gewesen mit den erfrischenden Spielen im Wasser und dem Lauschen von Erasmus' Geschichte. Doch nun waren sie da, zwei Schatten am Himmel – denn ihre Gesichter waren verdeckt von der Sonne, die noch immer so unbarmherzig heiß auf sie herab schien. Fast hätten die Wölfe die Vögel nicht bemerkt, doch einer der Falken stieß einen lauten Schrei aus, nur um dann seine Runde in fast synchroner Perfektion mit seinem fliegenden Gefährten fortzusetzen. Und genauso gleichzeitig, so schien es, hoben die Wölfe den Kopf und blickten zum Himmel auf. Eine leichte Kühle breitete sich am Rand des Sees aus. War es der Wind, der ein wenig frische Luft zu ihnen trug? Und war er es auch, der sie plötzlich das Plätschern eines kleinen Baches gewahr werden ließ? Nur wieso hatten sie das Geräusch vorher nicht bemerkt? Die Falken indes ließen sich nichts anmerken. Sie zogen weiter ihre Kreise – immer über der gleichen Stelle im Wald.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Rúna - 09.12.2017

Die Geschichte von Erasmus hatte Kimya offensichtlich schrecklich aufgeregt, kaum einen Moment konnte der junge Wolf an einem Platz verharren. Chu schien da schon wesentlich ruhiger und verharrte immerhin an Ort und Stelle.

Wie so oft sagte ich jedoch nichts und wandte mich, nachdem Kimya schon wieder in Richtung des Wassers geeilt war, zu Erasmus und Chu. Der Blick der kleineren Fähe sprach dabei Bände und es war nur schwer zu erahnen, wohin ihre Gedanken trieben. Nur allzu gut kannte ich dieses Gefühl und ich wünschte der silbergrauen von Herzen, dass sie diese Erfahrung kein weiteres Mal erleben musste. Kurz streiften meine eigenen Gedanken zu Alvarez, ehe mich Erasmus Stimme wieder einfing und ich ihm weiter lauschte.

Auch Erasmus musste bewusst geworden sein, was er mit seinen Worten bewirkt hatte. Umso mehr bemühte er sich jetzt, die richtigen Worte zu finden.

Inder Zwischenzeit hatte Malik das Wasser verlassen und kurz drehten sich meine Augen und Ohren in seine Richtung, sahen ihm entgegen und wandten sich dann doch wieder den anderen zu. In diesem Moment war es mir wichtiger, zu sehen, was für Schlüsse die junge Fähe aus den Worten des dunklen Rüden zog.

Doch plötzlich verblasste alles andere zur Nebensächlichkeit als der Schrei des Falken die Luft zerriss. Durchdringend erscholl der Ruf über den Baumwipfel und bohrte sich in meine Ohren. Nicht dass er übermäßig laut wäre, aber etwas an ihm war anders als sonst. Ruckartig hob ich den Fang gen Himmel und erblickte im Gegenlicht die beiden Schemen der Raubvögel. Ein seltsames Gefühl wuchs in meinem Magen heran, als mir bewusst wurde, dass ich dieses Bild schon einmal gesehen hatte. Den Blick noch immer gen Himmel erhob ich mich wieder auf alle vier und erst als die Vögel ihren dritten Kreis begonnen sah ich langsam zu den anderen…

Ich wusste, dass ich gehen musste… ich musste dem Ruf folgen….

[Bei Erasmus und Chu, registriert Maliks Näherkommen, reagiert auf den Ruf des Falken]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 10.12.2017

Auf Erasmus' Erklärung hin, warum er dem Wasser die Schuld gab, nickte ich wissend. Für mich klang das schlüssig, und da ich selbst ebenfalls nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte, hatte ich keinerlei Einwände was diese neue, übersinnliche Bedrohung anging.

"Ja, Wasser ist gefährlich", piepste ich zustimmend und äugte dann vorsichtig um Erasmus‘ breiten Rücken herum.

Da Malik bisher zwar noch keine Anstalten gemacht hatte, mich zu fressen, umgekehrt aber auch nicht so wirkte, als ob er sich direkt wieder trollen wollte, blieb ich vorsichtshalber erstmal in Deckung. Keine Ahnung, wie die Anderen so unbeschwert mit ihm spielen konnten – er war immerhin ein vollkommen Fremder, der jetzt noch dazu womöglich vom Wasser benebelt und unberechenbar war, wenn man Erasmus glauben konnte. Lange schaffte ich es jedoch nicht, ihn schüchtern und auch ein wenig misstrauisch zu beobachten, da Erasmus rasch wieder meine volle Aufmerksamkeit forderte. Dieses Mal leuchtete mir seine Erklärung allerdings nicht so ganz ein. Das traf ja auf uns überhaupt gar nicht zu, und trotzdem war Tamias nicht wiedergekommen. Und von den Erzählungen der Anderen, die ich her und da aufgeschnappt hatte, waren zwischenzeitlich auch noch andere Wölfe gegangen.

„Aber wir haben doch ein gemeinsames Ziel“, wandte ich aufgeregt ein. „Wir ziehen in den Norden und suchen das Paradies! Warum gehen sie dann trotzdem? Vielleicht sind wir kurz vor dem Ziel und sie wissen es gar nicht…“

Ich verstummte frustriert, gleichermaßen verärgert wie traurig über die Erkenntnis, dass Tamias jetzt niemals dort ankommen würde. Was auch immer dort auf uns wartete, egal wie toll es sein würde, er würde nicht bei uns sein. Erst der laute Falkenschrei riss mich wieder aus meinen Gedanken, und meine Ohren schnippten aufmerksam herum. Eigentlich hätte ich mir nichts dabei gedacht, doch als ich neugierig Runas Blick zum Himmel folgte, wurde auch mir ein bisschen mulmig. Verunsichert von der Ähnlichkeit zu meinem unheimlichen Traum und vor allem auch von der seltsamen Reaktion der älteren Fähe, schmiegte ich die Ohren prompt an den Hinterkopf. Vielleicht hatte sie auch schlecht geträumt?


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 23.12.2017

Nachdem ich meine Frage zu Malik gebellt hatte, erzählte Erasmus weiter. Im Rückwärtsgang trat ich bis zu Runá zurück und setzte mich ganz dicht an ihre Läufe. Erst als ich ihre Wärme an meiner Seite spürte, wandte ich den Blick von Malik ab und sah zu Erasmus.
Er sprach von einer komischen Luft und Träumen. Ich musste nicht extra wittern - dass die Luft hier anders war wusste ich auch so! Das hatten wir alle samt belächelt. Und geträumt hatte ich auch! Von Tryss und Tamias und Kimya. Und von einer Fremden. Ich glaubte, es war die Fähe, von der Tryss immer erzählte, wenn er von unserem Ziel sprach.
Die Geschichte hatte ich inzwischen so oft gehört, dass mir der Traum gar nicht komisch vor kam. Es war so, als würde ich das Träumen, was Tryss und erzählte.
Doch dann hörte ich den Ruf und Erasmus Worte hallten in meinen Ohren wieder. Wasser mit komischer Luft und wilden Träumen.

Nun war es Chu, die aufgeregt war. Ich ließ mich anstecken von ihrem kurzen Anflug der Euphorie. Meine Rute wischte über den trockenen Boden, bis ich aufstand und mich umsah.
Erstmals fragte ich mich, wie es im besagten 'Norden' überhaupt aussehen sollte und wie wir erkennen würden, wenn wir da waren.
Würde es einen Wolf geben, der an einem Baum sitzt und sagt "Willkommen im Norden" - Wohl kaum!
Vielleicht sind wir da! Vielleicht ist das hier der Norden!


"Chu hat recht! Vielleicht sind wir da! Die letzten Menschen die wir gesehen haben waren die lieben Menschenwelpen von Chu.
Und Malik der Fremde ist ein lieber Wolf!
Und sogar Skadi spielt und ist glücklich!
Vielleicht ist das hier der Norden?"


Ich sprach ganz aufgeregt und meine Rute überschlug sich beinahe. Mit großen Augen sah ich zu Runá auf.

"Sind wir da?"

[Hat sich beruhigt. Steht neben Runá]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 23.12.2017

Dekaja und Tryss spielten ganz andrs als Malik und Avis;
Avis kämpfte mit ganzen Körpereinsatz und ohne sich zu zügeln. Er schien alle Kraft die er hatte ein zu setzten und wollte zeigen, was er konnte. Er testete sich aus, bewies sich und zweifel ohne: Er lernte! Wann gaben wir ihm auch mal die Chance seine Kräfte zu testen? Eigentlich nie, außer seiner Ausdauer beim Wandern stellten wir ihn kaum auf Probe.
Malik war vorsichtig gewesen. Er war mit Abstand kräftiger als ich - und wenn er gewollt hätte, hätte er das Spiel sofort beenden können. Aber er kämpfte sachte und des Spieles wegen. Austesten musste er sich nicht mehr.
Ich war ein Zwischending, zwischen diese Polen. Verletzten wollte ich niemanden und doch setzte ich mehr verfügbare Kraft ein als Malik - um mithalten zu können.
Aber selbst mit Avis zusammen hatten wir keine Chance gegen Malik, wenn es ernst wäre.
Und ähnlich verhielt sich es auch mit Tryss und Dekaja.
Sie waren jung und ungestüm. Wild und kräftig. In der Blüte ihres Lebens. Schnell und kräftig kämpften sie mal mit- und mal gegeneinander. Tryss attackierte meine Flanken und im nächsten Moment drängte er Dekaja ab. Dekaja rämpelte Tryss um, während sie auf mich zu preschte.
Selbst als Avis mit dabei war - ihm gegenüber waren sie gewiss vorsichtiger, aber nicht so gewissenhaft und ruhig wie Malik es war - konnten sie sich um alle gleichzeitig kümmern.

Ich wollte mich gerade heraus ziehen. Das Eingeständnis gegen Malik zu verlieren war in Ordnung. Aber ich hatte immer gedacht, dass ich eine gute Kämpferin sei! Ich war eine hervorragende Jägerin. Ausdauernd und kräftig! Ich erlegte Huftiere teils selbst! Aber offensichtlich war ich im direkten Kampf nicht so gut aufgestellt, wie ich selbst von mir gedacht hatte. Erst die Niederlage gegen Tamias - die in allen Belangen verletztend war. Dann Übertrumpfte mich Malik und direkt darauf musste ich mir auch noch eingestehen, dass Dekaja und Tryss mit zumindest ebenbürtig waren (mehr wollte ich in diesem Moment nicht wahr haben und auch nicht weiter austesten, das reichte für meinen Geschmack!)

Wie gesagt, ich wollte mich gerade raus ziehen, als ein Ruf das Spiel unterbrach. Ich sah augenblicklich auf und folgte den Falken bei ihrem Kreisen. Mit zusammen gepressten Augen sah ich ihnen nach.
Ein kalter schauer durchzog mich urplötzlich und ließ mich schaudern.
Der Ruf der Falken, die Kälte, die an die Trauer erinnerte. Ich sah sie vor mir, blutend. Die Rüden jaulten.

Geht und sucht den Frieden - Liebe ohne Hass - Und fangt auf eurem Weg bei euch selbst damit an.

Ich ließ den Blick von den Falken ab und sah zu Tryss.

"Sowas hat gefehlt."
flüsterte ich. Zu Tryss, aber noch viel mehr zu mir. Wir hatten zwar alle das selbe Ziel, aber wir haben nie richtig zusammen gehalten. Ich war mit mir selbst beschäftigt. Immer auf Abstand zu den anderen. Wollte niemanden gern haben aber es war mir auch nicht wichtig gern gehabt zu werden. Verluste sind zu schmerzhaft, das war meine Taktik mich davor zu schützen. Und dennoch hat Tamias einen Weg gefunden mich genau im wunden Punkt zu treffen. Obwohl ich verbittert und kalt war.
Abweisung ist der falsche Weg

"Ich habe diese Falken heute Nacht gesehen. Und dich, mit Tamias und Kaya. Bei der Wölfin."
kurz hielt ich inne.

"Ich glaube, wir haben das Ziel aus den Augen verloren. Wir reisen zwar in die selbe Richtung, aber wenn wir so weiter machen wie bisher, dann werden wir nie ankommen, selbst wenn wir den Ort erreichen."

Ich blickte über meine Schulter hinweg zu den anderen am Ufer. Es ist ruhiger geworden bei Ihnen. Auch sie sind den Ruf des Falken gefolgt.

[Unterbricht das Spiel beim Ruf des Falken]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 31.12.2017

Ich wusste nicht recht, ob ich den Welpen mit meiner Geschichte hatte Respekt vor dem Wasser einflößen wollen. Eher nicht. Aber ich hatte es dennoch geschafft, wie es schien. Nun, immerhin würden sie sich wohl hüten das nächste Mal in irgendeinen Tümpel zu hüpfen und sich in Gefahr zu bringen. Und wenn sie erwachsen wurden, würden sie wohl selbst herausfinden, dass Wasser eigentlich gar nicht so richtig böse war. Noch nicht aus der Welt geschafft war dagegen Chus andere Fragerei. Warum gingen Wölfe, warum kamen sie und zogen erst mit uns, um sich dann wieder zu verabschieden? Ich warf Rúna einen hilfesuchenden Blick zu, doch die Fähe schwieg und so musste ich mich wohl selbst wieder aus der Situation herauswinden, in die ich mich hineinmanövriert hatte.

„Das ist richtig, wir haben ein gemeinsames Ziel“, bestätigte ich die junge Fähe und nickte zustimmend. Doch Chu war jung und eines hatte sie noch nicht verstanden: dass Glauben nicht ewig währte und man Bestärkung brauchte, sonst verblasste er wie die Sonne am Abendhimmel. „Und es ist ein gutes Ziel, dass zu suchen es sich lohnt. Das wissen wir, deshalb sind wir hier und ziehen immer weiter, bis wir angekommen sind.“

Ich machte eine kurze Pause und sammelte meine Gedanken für die nächsten Worte, die ich mit Bedacht wählte. Ich wollte Chu nicht den Eindruck verschaffen, dass Tamias wegen ihr gegangen war – oder ihn in ihren Augen schlecht dastehen lassen. Das war gar nicht so einfach, würde sie doch jedes Wort genau in ihrem kleinen Kopf widerhallen lassen und bewerten. Welpen waren leicht zu beeindrucken, aber sie neigten auch dazu alles zu hinterfragen – jeden Satz, jedes kleine Wort. Eine falsche Aussage und sie nahmen es dir ewig krumm.

„Manchmal sind Ziele aber schwer zu erreichen. Und wenn der Weg lang ist und schwierig kann es vorkommen, dass man den Glauben an das Gelingen in ein Unterfangen verliert. Einen Pfad aber muss man mit ganzem Herzen und aus voller Überzeugung gehen, wenn man sein Ziel erreichen will“, erklärte ich mit sanfter Stimme. Erneut machte ich eine kleine Pause, um den jungen Wölfe die Möglichkeit zu geben das Gehörte zu verarbeiten, bevor ich fortfuhr. „Geht der Glaube verloren, dann rückt das Ziel in weite Ferne. Manchmal hilft es dann, einen anderen Pfad zu gehen. Die einen tun das für eine kurze Zeit, andere länger. Aber sie alle tun es, um sich selbst zu sammeln, um die eigenen Gedanken zu ordnen und zu sich selbst zu finden. Es ist ihre Art ihre Überzeugung wiederzufinden und den Glauben zurückzuerlangen, der ihnen abhanden gekommen ist.“

Ein Geräusch unterbrach mich, doch während Rúna zum Himmel blickte, widerstand ich dem Drang nach oben zu sehen. Ich wollte das hier erst zu Ende bringen, bevor ich mit etwas anderem widmete. Chu und Kimya sollten nicht das Gefühl haben, dass eine Erklärung für sie weniger wichtig war als irgendein kreischender Vogel am Himmel. Ich senkte meinen Kopf ein wenig und streckte ihn bei meinen darauffolgenden Worten daher erst Kimya und dann Chu ein wenig entgegen.

„Und ihr wisst, was das heißt oder? Nichts, was gegangen ist, muss ewig verloren bleiben. Was abhanden kam, kann zurückkehren – wenn ihr es zulasst, sollte es soweit sein.“ Ich richtete mich auf und nickte betont langsam und bedeutungsschwanger. Und war sofort verwirrt (und ein wenig brummelig, dass Kimya mir ein so schönes Ende meiner Geschichte kaputt machte), als Kimya plötzlich behauptete, wir seien vielleicht schon da. Ich unterdrückte den Drang genervt mit den Augen zu rollen. Stattdessen lächelte ich ein wenig amüsiert und schüttelte den Kopf.

„Der Norden ist noch weit entfernt, glaub mir – zumindest, wenn wir den Weg gehen, den die Wölfen beschrieben hat. Außerdem ist es dort nicht so brütend heiß wie hier.“


[Bei Chu, Kimya und Rúna]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 02.01.2018

Ich hatte Tryss im Überraschungsmoment voll erwischt und er ging blubbernd unter, was mir eine große Genugtuung verschaffte. Meine Lefzen zogen sich breit auseinander, als er mich fixierte und sich rächte. Das tat meinem Spaß aber keinem Abbruch, selbst als mein Kopf in einem Schwall Wasser unterging musste ich wuffend lachen. Ich schüttelte mich und blinzelte um das Wasser Fell und Augen zu bekommen. Mein Blick glitt zur Seite, dort stand Skadi, noch beteiligte sie sich nicht am Spiel, sodass ich beschloss sie doch glatt mit anzugreifen. Avis hatte sich gedreht und war nun ebenfalls zu uns gekommen, so was es komplett klar, dass er sich auf Tryss stürzte. Seine sonderbare Wut auf den großen Rüden hatte so einen wunderbaren Puffer.

Unser Spiel wurde je unterbrochen, plötzlich erklang über uns der Ruf eines Falken. Er klang laut und seltsam in meinen Ohren, nicht wie normal, nicht als ob ich ihn ignorieren hätte können. Ich hob ruckartig den Kopf und kniff die Augen zusammen. Direkt über uns kreisten sie. Zu zweit. Runden flogen sie und eine kalte Brise strich durch mein nasses Fell. Meine Pfoten bebten plötzlich als ein Schauer meinen Rücken hinab kroch, obwohl es eben noch unerträglich heiß war. Ich senkte den Blick, schaute zu Tryss, selbst zu den anderen Wölfen am Ufer, offenbar empfand nicht nur ich so sonderbar, ihre Mienen sagten mir, das es ihnen ähnlich ging.

Ich bewegte mich und ging einen Schritt näher zu Tryss. Hatte das Bedürfnis nicht allein zu stehen und die Situation war komisch. Der Traum viel mir wieder ein, aber was hatten Träume schon mit der Realität zu tun, sicherlich nur Zufall. Zufall, zumindest bis ich Skadis Stimme vernahm. Sie schaute zu Tryss doch ihre Worte erreichten auch meine Ohren. Mein Fang blieb leicht geschockt geöffnet, als sie sprach. Sie hatten den gleichen Traum wie Tryss und ich gehabt? Wie kann das sein? Das ging doch gar nicht! Mein Blick sah deutlich ernst und schockiert aus als ich meine Stimme suchte.

„Du hattest letzte Nacht diesen Traum? Da bist du nicht allein, ich hatte ihn auch...“

Meine Stimme war leise und irgendwie war mir der Abenteuersinn abhanden gekommen, ich fand das ganze ziemlich gruselig. Was die Ältere dann noch sagte, stimmte allerdings. Wir waren nie eine Gruppe mit großen Zusammenhalt gewesen und bisher war Tryss von Beginn an eine große Stütze. Als ich ihn und die Anderen gefunden hatte, da war mit nicht bewusst welchen Weg ich gehen würde und überhaupt hatte ich doch vom Norden überhaupt keine Ahnung gehabt, doch ich hatte mich angeschlossen, weil ich auf keinen Fall allein sein wollte, hatte Zusammenhalt und Wärme gesucht. Doch die Zeit war hart gewesen, viele waren seitdem gegangen und einige gekommen und doch war der Weg kein bisschen näher gerückt. Oft lag ich da und fragte mich, warum ich überhaupt ging und ob wir das ziel jemals erreichen würden. Gab es ein Ziel. Ich war noch jung, bestand mein Leben darin einen Ort zu finden den es vielleicht nicht gab?

„Ist der Weg unser Ziel oder was erwarten wir überhaupt von dieser Reise. Was haben wir aus den Augen verloren, was gab es schon, was hat uns zu dem gemacht wie wir jetzt hier stehen?“


So viele Fragen, die ich leise zu mir selbst sprach. Ich war verwirrt.

[steht bei Skad, Avis und Tryss]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 03.01.2018

Es war nicht nur ein schönes Gefühl, Deka Wasser ins Gesicht zu spritzen. Nein, auch sie danach lachen zu hören, war befreiend und für einen Moment fühlte ich mich frei und glücklich – so wie am Anfang, als wir uns begegnet waren, oder eher gesagt: ineinander gerollt. Da Skadi kein Anstalten machte, sich in unsere kleine Wasserkeilerei einzumischen, entspannte ich mich ein wenig und gab meine Wachhaltung zunächst auf. Das allerdings stellte sich nur wenige Augenblicke später als riesiger Fehler heraus. Mit Avis hatte ich nämlich keineswegs gerechnet und so konnte ich nicht mehr ausweichen, als er auf mich zugestürmt kam und mir in die Seite knuffte. Verblüfft gab ich ein leises Knurren von mir und versuchte noch reflexartig nach einem seiner Ohren zu schnappen, doch meine Zähne bissen ins Leere. Immerhin kam er nicht dazu, mir sein triumphierendes Grinsen zu zeigen, weil er selbst ins Wasser platschte wie ein kleiner, dicker, nasser Sack. Dennoch wurmte es mich natürlich, dass der junge Rüde es geschafft hatte mich so zu foppen.

Zeit für einen Gegenschlag blieb mir nicht, denn wie die anderen hörte ich den Schrei des Falken über uns und blickte fast automatisch zum Himmel. Es war seltsam. Als Deka mir von ihrem Traum erzählt hatte, hatte ich einen Zusammenhang als reinen Zufall abgetan – und das obwohl sie ihn genauso erzählte, wie ich ihn ebenfalls gesehen hatte. Aber ich hatte die Geschichte von der Begegnung mit der Wölfin viele Male erzählt, es hätte mich nicht gewundert, wenn wir irgendwann beide gleichzeitig davon träumten. Doch als ich nun nach oben sah, traf es mich fast wie ein Blitz. Auch zwei Falken waren in dem Traum vorgekommen – und ein Bach, den ich plötzlich auch plätschern hörte. Ich fröstelte ein wenig, als ich den Kopf wieder senkte und ihn dabei ungläubig schüttelte.

„Das ist doch nicht möglich“, murmelte ich fast zu mir selbst, als auch Skadi zu sprechen begann – zunächst rätselhaftes, doch dann erzählte auch die Fähe, dass sie geträumt hatte – von mir, von Kaya, Tamias und der sterbenden Fähe. Das konnte doch kein Zufall sein. „Wie kann das möglich sein?“ murmelte ich erneut ungläubig, denn eine Erklärung wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. Ich hörte kaum zu, als Skadi und Deka nun sprachen und über unser Ziel und unsere Charaktere philosophierten, doch ich konnte mich darauf nicht konzentrieren – nicht jetzt. Krampfhaft versuchte ich mich an den Traum zu erinnern. Die Falken waren gekreist, dann war ich gegangen – durch die Bäume hindurch? Oder am Bach entlang? Ich entsann mich, dass am Ende des Weges eine Lichtung auf mich gewartet hatte. Und dort...

„Die Wölfin!“ rief ich plötzlich aus. Blitzschnell wanderte mein Blick zu dem Bach, der sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte und meine Ohren schnellten nach vorn. Mein rechter Vorderlauf zitterte vor Anspannung, als ich zu den Fähen neben mir sah, dann zu Avis und schließlich zu dem fremden Rüden und den anderen, die alle nur herumstanden und keine Anstalten machten sich zu bewegen. Worauf warteten sie nur? Hatten wir doch nicht alle den selben Traum gehabt? Wollten sie etwa nicht die Wölfin sehen?

„Kommt schon, na los. Worauf wartet ihr? Wir müssen sie finden!“ rief ich den anderen zu, doch ich wartete nicht auf eine Antwort. Stattdessen setzte ich mich in Bewegung und stürmte auf den Bach zu.

[Erst im See bei Deka, Skadi und Avis, dann Richtung Fluss]