Obscuri
Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Der Weg in den Norden (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=9)
+--- Thema: Passus VIII - Im Traum vereint (/showthread.php?tid=310)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 21.09.2017

Ich nickte und machte mich gemeinsam mit Tryss auf den Weg in Richtung See. Er hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt. Ich blieb stehen und starrte auf die Szenerie. Skadi spielte wirklich? Wie war es denn dazu gekommen? Ich starrte immer noch in die Richtung von Skadi und Malik, die nun auch Avis in ihr Spiel eingebunden hatte. Verrückt. Einfach verrückt. Hätte ich doch mit so ziemlich allem gerechnet, aber weder mit dem Einsatz der Älteren und erst recht nicht in Kombination mit Avis. Ob das gut gehen würde? Mitten in meine Überlegung hörte ich Tryss leises Lachen. Mein Kopf fuhr rum. Ein wohliger Schauer durchging meinem Körper. Ich hörte Tryss so gern lachen. Seine und meine positiven Gedanken waren doch mein größter Schatz und doch war es in letzter Zeit so selten geworden. So verdammt selten. Umso kostbarer war dieser kurze innige Moment und ließ Sonnenstrahlen in meinem Herzen zurück. Dann begann Tryss zu reden. Ich neigte den Kopf und dachte über seine Worte nach, erinnerte mich noch an meine Kindheit.

"Als ich kleiner war, da hat man mir mal was erzählt. Seltsam, ich hatte er vergessen, aber jetzt fällt es mir wieder ein. Jeder Konflikt und jede schwierige Situation ist dazu da um uns wachsen zu lassen."


Ich starrte Tryss an, meine Lefzen schoben sich nach oben und meine Augen glitzerten verschmitzt.

"Ich glaube wir sind noch viel zu klein....wir alle. Wir können alle mit Konflikten nicht gut umgehen und ich war hoffnungslos überfordert als Tami auf Skadi losging und Avis dann auf Skadi. Es gibt Tage, da möchte ich nicht wachsen, da möchte ich doch nur die Zeit anhalten und alles so lassen wir es ist oder war!"


Ich hoffte Tryss konnte mir folgen, aber generell tat er das immer, auch ohne Worte.

"Ich weiß nicht ob unsere Reise jemals ein Ziel hat, ob wir es zusammen erreichen können, aber eigentlich ist es das Einzige was uns doch zusammen hält."

Ja ein gemeinsames Ziel hat uns verbunden und bis jetzt zusammen gehalten, nicht all, aber doch einige. Ich konnte mich noch lebhaft an den Zeitpunkt erinnern als meine Reise begonnen hatte. Auf einen Hügel und mit Tryss. Ich hatte meine Nase noch immer an seinem Fell, denn ich mochte seinen vertrauten Geruch. Ich rieb kurz über seine Flanke.

"In dein Leben zu fallen war die beste Entscheidung meiner ungeschickten Pfoten und das größte Abenteuer meines Lebens!"


Der große Rüde hatte wahrscheinlich keine Ahnung, das er ab diesem Zeitpunkt mein Wegbegleiter und mein persönlicher Held geworden war. Er war zu Beginn so, wie ich doch immer sein wollte und er ist mit jeder Herausforderung gewachsen. Egal was kommen würde, ich würde an seiner Seite gehen. Das musste aber auch gar nicht laut gesagt werden, das stand ohnehin fest.

"Natüüürlich haben sie die Besten und wenn wir sie nicht zusammen halten schafft es keiner"


Ich schnappte nach ihm als er über meinen Fang leckte und dann endlich zu Skadi wollte.
Ein Satz nach vorn und ich hatte sein Ohr im Fang und zwickte kurz zu. Ein gefährliches Knurren entwich meiner Kehle.

"Die haben keine Chance gehen uns!!"

Ein belustigtes Wauzen und schon war ich auf und davon, mitten auf Skadi, Avis und Malik zu.

[redet erst mit Tryss, flitzt dann direkt auf die Wasserbande zu]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Rúna - 22.09.2017

Glücklicher Weise waren tatsächlich alle vollauf mit sich selbst und den anderen beschäftigt, sodass ich mich ganz in Ruhe abkühlen und den Morast loswerden konnte. Entspannt tauchte ich unter und genoss die erfrischende Umarmung des Wassers, das meinen Pelz durchdrang. Auch die seltsame Stille hielt mich noch einen Moment gefangen, ehe ich wieder auftauchte und wenige Schritte zurück zum Ufer trabte. Ein kurzes kräftiges Schütteln folgte sowie ein kurzer Blick in Richtung Wald, doch von Dekaja und Tryss war noch nichts zu sehen.

Plötzlich erscholl aus anderer Richtung Kimyas ängstlicher Ruf und riss meine Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich. Während meine Sinne noch den Grund für die Aufregung des jungen Rüden suchten, bewegte ich mich bereits mit aufgestellten Ohren einige Schritte auf Erasmus und die Welpen zu. Doch weder Chu noch der Erasmus machten den Eindruck das Gefahr drohte und so wich der erste unterdrückte Schrecken einer ruhigeren Verwunderung. Ein leichtes Zucken der Ohren, ein Schlenker der Rute vertrieben die körperliche Anspannung als ich am Ufer entlang auf die drei zutrabte.

Davon abgesehen, dass ich keine akute Gefahr erkennen konnte, bemerkte ich auf meinem kurzen Weg jedoch auch die Reaktion des fremden Rüden. Ein kurzer Blick schweifte schließlich ganz zu ihm und den anderen beiden. Aus dem freundlichem, spielendem großen Bruder der mit den anderen im Wasser tollte, war ohne viel federlesen ein sehr wachsamer Rüde geworden. Wie ein Fels stand er im Wasser und blickte zu Kimya und seine ganze Haltung versprach der Gefahr, die dem Welpen auch nur ein Haar krümmen würde, dass er einer Lawine gleich über sie kommen würde.

Für einen winzigen Moment stockte mein Schritt bei dem Anblick, der längst und zum Teil sehr tief vergrabene Erinnerungen hervor rief. Nicht zu Letzt tauchte auch das Bild von Alvarez in meinen Gedanken auf, sorgte jedoch auch dafür, dass ich mich abwandte und zu Kimya, Chu und Eramus trat.

Als ich dessen Stimme vernahm blieb ich stumm und nach wenigen vernommenen Worten musste auch ich mir ein Schmunzeln verkneifen. Meine Aufmerksamkeit wohlweislich auf Erasmus gerichtet strich ich an Chu und Kimya vorbei, wobei ich ersterer ein leichtes begrüßendes Schnauben entgegen blies und Kimya sachte in die Seite stupste. Dann setzte ich mich ruhig und schweigend zu ihnen, vervollständigte den Kreis und hoffte dass ich die Erzählung von Erasmus nicht zu sehr störte und dem aufgeschreckten Welpen etwas Sicherheit vermittelte. Als der Rüde geendete hatte lag ein amüsiertes Glitzern in meinen Augen und auch ich war gespannt wie die beiden seine Geschichte auffassten und reagieren würden.

[erst im Wasser | bemerkt Kimyas Ruf und reagiert auf diesen | läuft am Ufer entlang und gesellt sich zu Erasmus und den Welpen]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 29.09.2017

Das Wasserspiel wurde immer wilder und eigentlich war ich doch froh, mich über und nicht unter Wasser halten zu können. Es war nicht ganz einfach meine Pfoten unter Kontrolle halten zu können. Aber eines musste ich zugeben, nachdem Skadi und ich zusammen arbeiteten waren wir ein ziemlich gutes Teams. Der Fremde geriet ziemlich schnell ins straucheln und verlor auf den Boden unter den Pfoten. Auch ich bekam Wasser in die Augen und zeitweise attackierte und schnappte ich einfach blind um mich. Ganz klar, wer auf der Siegeseiter stand, doch da wurde es dem Rüden offenbar plötzlich zu viel. Mit mehr Kraft brachte er seinen Körper wieder in eine stehende Position, was zur Folge hatte, das ich von ihm abrutschte und mit dem Kopf vollständig unter Wasser tauchen musste. Ich musste mich kräftig mit den Pfoten abstoßen und kam mehr schlecht als recht an die Oberfläche.

Ich hatte so mit mir zu tun, als ich plötzlich hörte wie Kimya meinen Namen rief. Bis ich mich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte und den Geräuschpegel etwas filtern konnte kamen nur noch Wortfetzen bei mir an.....komisch....heh? Was war komisch? Ja, wir. Wer sonst, plötzlich bemerkte ich, das der Fremde Richtung Ufer sah und sein Spiel eingestellt hatte. Sofort flog mein Blick zu Kimya und mein Herz machte einen Satz. Er sah panisch aus und ging hin und her, während Ch und Erasmus noch immer an ihren ursprünglichen Posten saßen.

Ich machte ein, zwei Schritte Richtung Ufer. Das Spiel war vergessen. Meine Stimme war ernst und laut genug. Ich kannte meinen Bruder schon mein Leben lang und er hätte sicherlich nicht einer meiner Tätigkeiten unterbrochen wenn nichts wäre, mit Kimya stimmte offenbar etwas nicht.

„Kimya! Was ist los? Chu alles in Ordnung?“


Wasser tropfte von meinem Fell ins Wasser, doch ich rührte mich nicht. Erasmus fing plötzlich an weiter zu reden, er machte aber keinen allzu erschrockenen oder panischen Eindruck. Im Gegenteil vielleicht hatte mein Bruder was falsch verstanden. Aus den Augenwinkeln sah ich Runa, die sich zu uns gesellt hatte und auch Dekaja kam geradewegs auf uns zu. Durch meinem Körper ging ein Ruck. Ich schüttelte mich kräftig, sodass ich den Fremden und Skadi mit Wasser bespritzte, dann machte ich einige Sätze auf meinen Bruder zu.

[war erst am Spielen, wird dann durch Kimyas Ruf unterbrochen, beendet sein Spiel und geht zu Kimya]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 02.10.2017

Die Lage am See hatte sich verändert. Es war voller geworden. Noch vor Stunden war ich allein hier gewesen und jetzt entdeckte ich in mehreren Richtungen Wölfe – junge und alte. Ein Rudel und ich stand als fremder Gast den sie duldeten mitten drin. Trotzdem arbeitete mein Verstand gerade verschärft damit die jetzige Lage zu erfassen. Ein junger Wolf, noch fast ein Welpe, erregte mit dem Klang seiner Stimme meine Aufmerksamkeit und ich versuchte den Grund dafür herauszufinden. Ein wenig entspannte ich mich, da niemand sonst angespannt, unruhig oder hektisch schien. Witternd hob ich meine Nase in die Luft und konnte auch darin nichts Verdächtiges finden. Was war also los? Ebenfalls alarmiert stob auch Avis aus dem Wasser und auf die Stelle zu, wo sich die anderen Welpen mit zwei älteren befanden. Mein Blickt folgte dem jungen Rüden und dabei entdeckte ich, das der zweite Wolf bei den Welpen ein mir unbekannter war. Jedenfalls hatte ich diesen zuvor noch nicht gesehen. Es lag eine weibliche Note in der Luft. Mehr konnte ich von meiner Stelle aus, stehend im See, nicht herausfinden. Mein Blick flog hinüber zu Skadi, die ebenfalls mit ihrem Spiel gestoppt hatte und ebenso wie ich die Situation beobachtete. Ich war ruhig. Zwar war ich alarmiert und bereit für den Fall, aber ich verbreitete keine unsichere Nervosität. Als ich meinen Blick abwandte, starkste ich auch schon durch das Wasser und steuerte das Ufer an.  Der Unruhe bei den Bäumen wollte ich auf den Grund gehen. Das dabei eine zweite Wölfin aus dem trockenem Gebüsch auf den See zu geflitzt kam und ich meinte hinter ihr den jungen Tryss gesehen zu haben, sah ich zwar und ich bedauerte es auch das das Spiel von uns pausiert wurde.
 
Kaum das ich festen Boden unter meinen Pfoten hatte, schüttelte ich mir das Wasser aus dem Fell. Das passierte nebenbei beim Laufen. Flüssig behielt ich meinen gewählten Pfad bei und ging langsam und gemächlich auf die Gruppe um Erasmus zu. Ich nahm an, das Skadi mir folgen würde, oder würde sie sich über den Neuankömmling am See in Form von Dekaja kümmern?
Mit nach vorn gerichteten Ohren kam ich dem Grüppchen mit dem aufgeregten Welpen näher. Gefahr witterte ich keine und auch kribbelte mir nicht das Fell. Dazu noch das ruhige Verhalten der Fremden Wölfin, Erasmus und Chu und ich war mir sicher, dass – was auch immer los war – nicht ganz so schlimm sein konnte.
 
[ verharrte im See und macht sich dann auf den Weg zur Gruppe um Erasmus]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 22.10.2017

Aufgeschreckt lief ich von Chu zum Wasserrand und starrte zu Avis - dann lief ich wieder zu Chu - nur um wieder zum Wasserrand zu starren. Malik, Skadi und Avis hatten sofort ihr Spiel unterbrochen und schauten zu uns. Skadis Blick war so streng wie gewohnt. Malik sah genau so aus wie sie: Ernst, besorgt und angespannt. Erasmus hingegen erzählte was es mit dem Wasser auf sich hatte. Es rauschte in meinen Ohren. Keine Angst war das erste was ich vernahm.

"Keine Angst!"

Rief ich zu Avis.
Und dann kam Runá. Endlich!
Sofort lief ich zu ihr und drückte mich ganz eng an ihre Vorderläufe. Als sie sich setzte, quetschte ich mich zwischen ihre Vorderläufe hindurch um mich kurz an ihren Bauch zu kuscheln - dann fiel mir auf, dass Chu ganz alleine war!
Also lief ich wieder zu ihr und schleckte ihr aufgeregt über die Nase, nur um dann wieder meinen Platz bei Runás Bauch ein zu nehmen.
Erasmus erzählte dabei von den Veränderungen. Wölfe die grimmig seien wurden fröhlich. Ängstliche wurden mutig.
'Das erste passt zu Skadi!'
Als Chu sagte, dass sich Menschenwelpen ihr Fell ausgezogen hatten, wurden meine Augen ganz groß und ich drückte meinen Kopf an Runás Vorderlauf vorbei um zu den dreien im Wasser zu schauen. Alle hatten noch ihr Fell, auch wenn es ganz nass war. Von Nase bis zur Rutenspitze - bei allen Dreien. Sie kamen alle auf uns zu.

"Du! Du, Malik!! Hat das Wasser dich mutig gemacht? Weil Skadi hat es verspielt gemacht - und Erasmus hat gesagt es macht mürrische lieb und ängstliche mutig!"

Ich war zur Wasserkante gelaufen um meine Fragen zu stellen, dabei sah ich nur den Fremden an.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 24.10.2017

Lächelnd blickte ich Dekaja hinterher, als zum Wasser zu Skadi, dem Fremden und Avis stürmte. Ich hatte ihr spielerisches Knurren mit einem kecken Blick, dem Pendeln meiner Rute und einem leichten Grollen, das in ein Lachen überging beantwortet, doch als sie nun loslief, blieb ich noch einen Moment stehen und dachte über die Worte nach, die sie eben noch an mich gerichtet hatte. War diese ganze Reise vielleicht wirklich nur dazu da, damit wir selbst wachsen konnten? Damit wir stärker wurden, unsere Charaktere beständiger? Und war das wirklich das, was wir wollten? Deka brauchte es nicht, nicht jeden Tag und auch mir kamen bei den Erinnerungen an die vergangenen Wochen und Monate Zweifel, ob das der Weg war, den ich für mich selbst erwählt hatte. Nur welche Wahl hatten wir? Jede Begegnung mit Menschen, Hunden, anderen Wölfen schien uns klar zu machen, dass es in diesen Wäldern keinen friedlichen Platz für uns gab. Das hatten schon die Welpen erfahren müssen. Und die Wölfin hatte uns doch ein Ziel für unseren Weg gegeben oder nicht? Deka zweifelte daran, dass wir dieses Ziel zusammen erreichen konnten, doch ich glaubte, dass wir es nur dann erreichen konnten – nur, wenn wir zusammenhielten. Doch den Zusammenhalt zu sehen, fiel mir schwer. Selbst jetzt, da Skadi ein wenig auf die Welpen zuging, weniger herrisch und bestimmend war, sondern sich zum Spielen überreden ließ, selbst jetzt, da Deka wieder ein wenig fröhlicher und unbesorgter zu sein schien,da die Welpen sich offenbar wieder vertragen hatten und die äußerlichen Wunden unseres letzten Abenteuers geheilt waren, erschienen wir nur als eine Gruppe aus wahllos zusammengewürfelten Wanderern und nicht mehr als Familie, als Rudel, verbunden durch einen gemeinsamen Traum.

Wann war dieser Traum verloren gegangen? An welchem Punkt unserer Reise? Als Kaya gegangen war und damit die Auflösung derjenigen, die die Wölfin hatten sterben sehen begonnen hatte? Als Tamias sich in einen irren selbstherrlichen Einzelgänger verwandelt hatte, der seine Freunde angriff? Oder als Kimya sich gegen Avis gewandt hatte? Ich legte die Stirn ein wenig in Falten und betrachtete die anderen nachdenklich. Ich wollte sie wieder zusammenbringen, ihnen das Ziel wiedergeben, das sie – nein, das wir – verloren hatten. Allein ich wusste nicht wie. Wie holte man etwas zurück, das verloren gegangen war? Wie machte man all die schrecklichen Ereignisse vergessen und lenkte die Gedanken wieder auf das,was über allem stand? Auf den Weg nach Norden, dorthin,wo wir nichts mehr zu fürchten brauchten? Ich ließ die Gedanken ruhen, als würde ich auf eine Antwort warten. Aber es gab keine. Nicht heute, vielleicht gab es sie nie. Oder ich musste sie selbst finden.

Avis' Rufe rissen mich aus meinen Gedanken. Ich sah, dass Deka schon fast am Wasser angekommen war. Wenn ich nicht bald folgte, würde sie wohl eine Vermisstenmeldung aufgeben. Also schüttelte ich meinen Körper – und somit die Gedanken ab. Irgendwie würden wir es schon schaffen, da hatte sie recht. Deka und ich würden sie zusammenhalten. Und wahrscheinlich war es am besten,wenn wir direkt mit uns anfingen. Ich kniff die Augen ein wenig zusammen, fixierte meine Schwester im Geiste und begann dann ebenfalls loszulaufen. Sehr viel schneller als Deka und bald hatte ich sie eingeholt.

„Wer zuerst im Wasser ist!“, rief ich ihr zu, als ich an ihr vorbei stürmte und im Vorbeilaufen spielerisch nach ihrem Ohr schnappte. Dann hielt ich direkt auf Skadi zu, erreichte das Seeufer und sprang dann, um mit einem lauten Platschen direkt neben der sonst so mürrischen Fähe zu landen.

[Am See | Erst allein, dann an Deka vorbei zum See | landet direkt neben Skadi]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 01.11.2017

Ich wollte mich auf Erasmus' Geschichte konzentrieren, das war aber gar nicht so einfach, solange Kimya wie eine aufgeregte Hummel hin- und hersauste. Mit zur Seite gedrehten Ohren beobachtete ich das Treiben und lauschte auf die aufgeregten Rufe, versuchte herauszufinden, ob es wirklich Grund zur Sorge gab oder nicht. Da allerdings weder Erasmus noch Rúna, die sich inzwischen zu uns gesellt hatte und die ich mit sacht pendelnder Rute begrüßte, sonderlich beunruhigt wirkten, blieb ich letztendlich bei Erasmus hocken.

"Alles gut", antwortete ich Avis' und versuchte mich damit gleichzeitig selbst zu beruhigen.

Es dauerte sichtlich einen Moment, bis ich mich wieder entspannen konnte. Erst als Kimya vorbeigewuselt kam und mir kurz über die Schnauze schleckte, klopfte meine Rute wieder etwas fester auf den Boden.
Inzwischen hatte sich der Großteil des Rudels bei Erasmus eingefunden, um zumindest den letzten Sätzen seiner Geschichte zu lauschen. Nachdenklich nickte ich, als er endete. Wie nicht anders zu erwarten war mal wieder das Wasser die Quelle allen Übels. Inzwischen war es mir allerdings fast schon ein bisschen zu viel Trubel, wenn ich ehrlich war, denn bis auf Tryss, Dekaja und Skadi, die noch am Wasser waren, hatte sich jetzt das ganze Rudel um uns versammelt. Jetzt kam ich mir fast schon ein bisschen doof vor, vor versammelter Mannschaft die Fragen zu stellen, die mir mittlerweile auf der Zunge lagen. Trotzdem - Avis und Kimya kannten sich ja genauso wenig aus wie ich, und Rúna lächelte so geduldig, dass ich mir ein Herz fasste.

"Woher wusstest du, dass es das Wasser war?", piepste ich.

Nicht, dass ich das bezweifelte - Wasser war schließlich komisch und unheimlich, das wusste ich nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Kein wildgewordener Eber hätte mich jetzt noch ins Wasser gebracht. Aber je mehr ich über das verhasste Element wusste, desto besser. Und dann gab es da noch einen Part in dieser Geschichte, der mich beschäftigte. Ein harmloser Nebensatz, dem wohl kaum einer sonderliche Bedeutung beimaß, der gerade jetzt aber etwas in mir zum klingen brachte. Sie kamen und gingen, so wie der Regen kommt und geht.

"Und warum gehen sie alle?"
, ergänzte ich geknickt.

Es war klar, an wen ich gerade denken musste. Es ließ mir einfach keine Ruhe - Tamias hatte gesagt, ich sei wie eine Tochter für ihn, er hatte versprochen, auf mich aufzupassen, und trotzdem war er jetzt weg. Das bedeutete entweder, dass er mir ins Gesicht gelogen hatte, oder dass ihm etwas Schlimmes passiert war. Ich entschied mich dafür, an Letzteres zu glauben. Doch so sehr ich auch versuchte, mir einzureden, dass es keine böse Absicht war und ihn irgendetwas an der Rückkehr hinderte - ein kleiner, nagender Restzweifel blieb dennoch. Erst Maliks schwere, sich nähernde Schritte holten mich wieder zurück in die Gegenwart. Vorsichtshalber brachte ich mich hinter dem liegenden Erasmus in Sicherheit, denn der Fremde war mir immer noch etwas suspekt. Vor allem jetzt, wo er zusätzlich noch durch das Wasser benebelt war. Keine Ahnung, wie Kimya und Avis es schafften, so offen und begeistert auf ihn zuzugehen. Am Ende würde er vermutlich sowieso wieder weiterziehen.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 09.11.2017

Als Kimyas Ruf zu uns kam, stoppte ich sofort das Spiel. Im ersten Augenblick nahm ich gar nichts mehr aus dem Wasser wahr – ich sah nur zu Kimya, Chu und Erasmus. Meine Rute aufgestellt, die Ohren nach vorne geneigt. Unterbewusst suchte meine Nase nach einer Fährte – fand jedoch nichts was zuvor nicht auch schon da war – außer die Frische die das aufgewühlte Wasser mit sich brachte und uns direkt umgab.
Ich ging einen Schritt auf die Gruppe am Ufer zu, als Malik mich überholte. Erst zog ich meine Lefzen an und wollte ihn zurück zitieren – doch in dem Augenblick lief Avis an uns vorbei und eilte zu seinem Bruder ans Ufer. Ich blieb zurück, beobachtete die Gruppe – in der Erasmus redete. Leider konnte ich nur Wortfetzen aufschnappen die nichts sinnvolles ergaben. Runá kam zu der Runde und setzte sich gelassen dazu. Das signalisierte mir, dass es nichts akutes sein konnte. Irgendetwas muss Kimya einen Schrecken eingejagt haben. Vorsichtig sah ich mich um, ob im Wasser irgendetwas schwamm, was verdächtig aussehen konnte. Doch immer wieder richtete ich meinen Blick auf Malik, der sich den Welpen näherte. Bis ich meinen Kopf schüttelte

'Gib Verantwortung ab. Runá und Erasmus sind jetzt zuständig.'

Ich zwang mich dazu mich ab zu wenden – noch gerade rechtzeitig um zu sehen, dass Tryss an Dekaja vorbei zog und direkt auf mich zu steuerte. Obwohl ich ihn sah, erschrak ich und sprang zurück.
Meine Augen funkelten ihn an und meine Lefzen zogen sich zu einem provokanten Lächeln.

“Als ob du es mit mir aufnehmen kannst!“

Sagte ich schnippisch, dann wuffte ich ihn auffordernd an und neigte spielerisch meinen Kopf. Mein Hintern blieb Rute wedelnd oben. Das Spiel war also doch noch nicht vorbei. Aber ob ich noch ein mal Avis zu Hilfe holen konnte bezweifelte ich.
[Bleibt beobachtend im Wasser | Lässt sich auf Tryss Angriff ein und fordert ihn auf weiter zu machen]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 14.11.2017

Ich näherte mich rasch der Gruppe und meine Pfoten trugen mich so beschwingt wie schon lange nicht mehr. Ich wollte mir meine lockere Stimmung nicht durch trübe Gedanken vermiesen lassen und wenn ich näher darüber nachdenken würde, was würde es bringen? Sollte ich meine Leben danach richten einen Traum nachzujagen? Sollte ich wirklich nur mit einem Ziel vor Augen leben können? Was ist wenn es dieses Ziel nicht geben würde, was wenn wir es nie finden? Dann hätten wir unser ganzes Dasein vergeudet für nichts? Drüber würde ich mit Tryss unbedingt nochmal reden müssen, denn ich wollte nicht auf mein Leben zurück schauen und es bereuen nicht gelebt zu haben. Spaß konnte man doch schließlich immer haben und neue Abenteuer erleben. Das haben wir bisher doch auch immer, nur irgendwie war das immer weniger geworden und immer schlechter.

Meine Augen erfassten kurz die Situation, der große graue Rüde hatte sein Spiel beendet und ging aus dem Wasser, während Avis und Skadi zu den Anderen schauten. Ich hatte die Situation nicht mitbekommen und stoppte kurz vorm kühlen Nass. Doch es schien offenbar alles in Ordnung, Runa war inzwischen auch angekommen: es war das erste Mal seit längerer Zeit die Gruppe mal nicht in einer Extremsituation beisammen zu sehen, zumindest für mich. Irgendwer hatte sich sonst immer ausgegrenzt. Es machte mich froh und im dem Moment rannte ein braunes Fell an mir vorbei und sprang ins Wasser. Ein Knurren entwich meinen fang als ich Tryss nachsetzte. Mein Herz machte einen Satz ihn so zu sehen.

„Wer weniger Wasser schluckt!“

Noch während ich sprach machte ich einen Satz und sprang direkt auf Tryss. Mein Gewicht würde ausreichen um ihn zumindest von den Pfoten zu holen, denn er hatte es auf Skadi abgesehen und mich nicht im Blick gehabt. Überall spritzte Wasser um mich. Das kühle Nass durchdrang mein Fell und ich spürte es auf meiner erhitzten Haut. Ich fühlte mich gleich wieder lebendiger und erfrischt. Kopfüber landete ich im Wasser, nachdem ich Tryss erwischt hatte und kam lachend wieder hoch, nur um meinen Fang nochmal unter Wasser zu tauchen. Es fühlte sich phantastisch an. Ich hob den Kopf und blickte grinsend zu Skadi, die in „Hab-Acht-Stellung“ geben Tryss stand. Ich hatte den Rüden definitiv gut nass gespritzt.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 22.11.2017

Wenn es einen von uns gab, den die Geschichte mehr als aufgewühlt hatte, dann war das Kimya. Wie Chu beobachtete ich, wie der junge Rüde wie von einer Tarantel in den Hintern gestochen hin und her flitzte. Nun, es war wohl eher ein Schwarm Hummeln, der sich im welpischen Gesäß tummelte und der offenbar sehr viel Auslauf brauchte. Zum See, zurück, zu Rúna – ich kam bald nicht mehr hinterher. Doch ich schwieg, weil ich dem jungen Rüden die Zeit geben wollte sich auf die Geschichte einzulassen, zumal seine Aufgeregtheit ja ein sicheres Anzeichen dafür war, dass meine Erzählung ihre Wirkung bereits entfaltet hatte. Pluspunkt für die Wassergeschichte. Das musste ich mir merken. Als Kimya schließlich seinen Ruhepunkt zwischen Rúnas Pfoten gefunden hatte, nickte ich zufrieden und auch Chu schien weniger abgelenkt zu sein. Mittlerweile waren noch der dritte Welpe und der Fremde zu uns gestoßen, aber das störte mich nicht. Im Gegenteil, mehr Zuhörer waren umso besser, auch wenn ich wusste, dass Erwachsene sehr viel schwerer von guten Erlebnissen zu überzeugen waren als Welpen. So war es dann auch Chu, die sich ein Herz fasste und begann Fragen zu stellen.

„Nun, das ist ganz einfach. Wir hatten bis dahin auf unserer Reise alles geteilt. Futter, Wasser, Wege, Schlafplätze... es gab keinen Flecken Erde, den die beiden ohne mich betreten hatten. Außer diesem speziellen Wasser.“


Ich nickte, um meine Worte zu unterstreichen, streckte dann den Fang ein wenig zur Seite in Richtung der jungen Fähe, die sich zu mir gesellt hatte und sagte mit leiserer, fast heiserer Stimme.

„Und dann war da noch dieses Gefühl in der Nähe des Wasser. Es lässt sich kaum beschreiben, alles, was ich merkte war, dass es anders war als alles, was ich bisher erlebt hatte. Mein Herz begann in einem seltsamen Rhythmus zu schlagen. Und in der Nacht gab es Träume, die so lebendig wirkten, als wären sie Wirklichkeit.“

Wieder nickte ich und sah Chu fest in die kleinen Welpenaugen, bevor ich auch Kimya einen Blick zuwarf und mich schließlich wieder in eine würdevollere Liegehaltung aufrichtete. Auf die nächste Frage der kleinen Fähe war ich allerdings nicht vorbereitet. "Und warum gehen sie alle?" Ich Trottel. Natürlich hätte ich daran denken müssen, was in den vergangenen Wochen geschehen war. Wie konnte ich nur so dumm sein und zu den Welpen etwas wie „Sie kamen und gingen“ sagen. Innerlich schalt ich mich einen Narren, doch in meinen Augen war in diesem Moment nur mitefühlendes Bedauern zu lesen. Ich beugte mich wieder zu Chu herab und stupste ihr sanft gegen die kleine Welpenbrust.

„Nun... sie gehen, weil sie kein gemeinsames Ziel haben, nichts an das sie gemeinsam glauben können und was sie zusammenhält.“

Dieses Mal wählte ich die Worte mit mehr Bedacht und hoffte, dass ich Chu nicht das Gefühl geben würde, der Rüde Tamias sei gegangen, weil sie ihm nichts bedeutete. Allerdings wusste ich nicht, ob es überhaupt Worte gab, die ihr dieses Gefühl nehmen konnte.

[Etwas abseits des See | Chu, Kimya, Rúna, Avis und Malik]