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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 15.06.2017

Ich war froh, dass ich zu den Welpen sah. So musste ich nicht sehen, wie Malik auf meine Worte reagierte. Ich sah dadurch allerdings auch nicht, dass er meine Reaktion auf die frage ob es meine Welpen war nicht missbilligte. Auch die Reaktion auf meine Ausführung, dass sie keine Mutter mehr hatten, entging mir. So fixiert starrte ich zu den Welpen, um seinem Blick aus zu weichen. Doch dann zuckten meine Ohren. Nur ganz flüchtig blickte ich zu ihm, als er sagte, dass mir Welpen stehen würden.
Macht er mir gerade den Hof? Meint er das ernst?

Wieder nutzte ich den Blick zu den Welpen, um seinem aus zu weichen. Mir war das Gespräch unangenehm - und mir war es genau so unangenehm, dass ich es so empfand. Und gleichzeitig wollte ich das Gespräch nicht abreißen lassen oder zwanghaft umlenken. Mein Herz schlug mir bis zum Hals bildete in eben diesem einen Knoten, der mich schwer schlucken ließ.
Welpen, das war eigentlich das normalste in unserer Welt. Wir waren dazu geschaffen, uns fort zu pflanzen. Unsere Gene weiter zu geben. So wie Malik es getan hatte. Drei Mal. Und er war offensichtlich stolz auf seinen Nachwuchs.
Ich schloss meine Augen und atmete tief durch.
'Ich habe meine einzigen Welpen verloren'
Der Satz lag mir auf den Lefzen. Niemand von den hier anwesenden Wölfen wusste davon. Warum es mir nun vor diesem Fremden so vergleichsmäßig leicht erschien darüber zu reden, war mir ein Rätsel.

"Mir ist das Glück bisher verwehrt geblieben, Junge groß zu bekommen."
Sprach ich dann mit heiserer Stimme und verriet damit nicht alles aber doch mehr als gewöhnlich.
Meine Augen hatten sich inzwischen von den Welpen gelöst und ich sah erst Gedankenverloren und dann etwas forsch, mit leicht schief gelegten Kopf zu Malik auf. Er war mehr als eine Kopflänge größer als ich und in seinem Blick und seiner Haltung lag weit aus mehr positives als das Freundliche und Einladende. Er strahlte für mich Erfahrung und Ruhe aus. Innere Kraft und Ausgeglichenheit, die hier in unserer Gemeinschaft fehlte. Nicht grundsätzlich fehlte dies - es ist auseinander gebröckelt, wie die Gemeinschaft selbst.
Weil sie uns nach und nach verlassen haben. Angefangen mit Arkanis, dann Kaya und Velvet. Alvarez und Tamias. Eine Unruhe hat die andere gejagt.

Noch immer sah ich zu Malik auf, allerdings wieder mit weicheren und leicht abwesenden Blick.Ich war wie vernebelt - vom Gas des Moores?

[Spricht mit Malik]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 16.06.2017

Als Tryss verriet, dass er uns gerade holen wollte, fing meine Rute sofort an zu wedeln. Ha, wenigstens einer, der uns nicht vergessen hatte! Gut gelaunt sprang ich an ihm hoch und schleckte ihm über den Fang, ehe er den Kopf zurückziehen konnte. Genauso schnell brach ich diese Begrüßungsattacke allerdings auch wieder ab, drehte mich zu meinen beiden Begleitern um und wuffte aufmunternd. Wahrscheinlich hatten sie sich erschrocken, anders konnte ich mir nicht erklären, warum sie wie eingefroren innehielten. Tryss war allerdings nicht Skadi und er schimpfte auch nicht, also war aus meiner Sicht alles gut.

„Ich glaube sie kommen gleich“, erwiderte ich und blickte dann mit schief gelegtem Kopf zu Kimya.

Er wusste vielleicht mehr, allerdings konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Runa und Deka nach dem ganzen Tumult noch allein auf dem Rudelplatz hockten. Überhaupt gab es ja gerade auch viel wichtigere Dinge zu klären! Schon ruhte mein erwartungsvoller Blick wieder auf Tryss.

„Und? Hat er schon was gesagt? Woher kommt er? Hat er unterwegs andere Wölfe getroffen?“

Ich musste wohl nicht extra erwähnen, dass ich dabei an jemand ganz Spezielles dachte. Am liebsten wäre ich direkt zum See gerannt und hätte ich den Fremden selbst ins Kreuzverhör genommen, doch plötzlich traute ich mich nicht mehr. Stattdessen schielte ich lieber an Tryss vorbei und versuchte möglichst viel von der Szene zu erhaschen – aus sicherer Entfernung, versteht sich. Plötzlich war ich nicht mehr die mutige Chu, sondern wieder die schüchterne Fara, die auf neue Situationen verunsichert reagierte und lieber jemand anders vorangehen lassen wollte.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 16.06.2017

Das ich mit meinem gut gemeinten Kompliment einen wunden Punkt traf blieb mir verborgen, denn ich interpretierte das Verhalten von Skadi als ein völlig anderes. Meiner Vorstellung von einer geröteten Wölfin geschah kein Abbruch und so wertete ich ihren ausweichenden Blick und ihr vorläufiges schweigen als Verlegenheit aus. Meinem Ego gefiel das und Skadi kam es wohl auch zugute, dass ich keine unangenehmen Fragen stellte, tiefer bohrte und es einfach auf sich beruhen ließ. Das was ich sah reihte mir.
Allerding ließ ihre Antwort dann viel Raum für Spekulationen und aus dem Bauch heraus empfand ich plötzlich etwas Mitleid, was mich dazu verleitete etwas aufmunterndes sagen zu wollen. “Deine Zeit wird schon noch kommen.”, meinte ich aufmunternd und stupste sie leicht an ihrem Fang mit meiner Schnauze an. Sie war noch jung - nach seiner Einschätzung - jung genug um nicht schon aller Hoffnungen zu entsagen. Außerdem gesund und stark. Auf welche Bedingungen wartete sie also? “Außerdem, wirken die Kleinen auf mich putzmunter und sie haben ein Rudel.”, ich versuchte skadi vor Augen zu führen, dass sie Welpen bis zum Schluss aufziehen konnte, auch wenn es nicht ihre eigenen waren. Wenn die Welpen ihre Mutter verloren hatten, aber dieses Rudel sie deswegen nicht im stich ließ. Darauf konnte man Stolz sein, fand ich.

]So wie mich Skadi außerdem ansah, spürte ich dass etwas nicht in ordnung war. ich wusste nicht was und sie sagte es auch nicht, aber etwas machte sie Traurig und zang ihren Geist gerade in die Knie. Als Schwäche wollte ich es nicht abtun, aber ich entschied dass Skadi eine Ablenkung gut vertragen konnte und was eignete sich dafür besser als ein kleiner Haufen Welpen? Dazu noch ein See und eine Hitze die nicht viel an anderer Aktivität zuließ als sich im Wasser abzukühlen. “Los, komm!”, sagte ich und übernahm einfach die Entscheidung. Wieder stupste ich Skadi an, dieses mal etwas fester an ihre Schulter, weil ich wollte das sie die Richtung änderte. “Wenn eure Welpen noch nicht wissen wie man im Wasser herum tollt, ist jetzt ein geeigneter Zeitpunkt es ihnen beizubringen.” Ich war in Aufbruchstimmung. Bereit mich dem Rest des Rudels zu nähern und auch Kontakt zu den Welpen aufzunehmen. Wenn man es nicht wollte, so sollte man mich aufhalten und  mir vermitteln, dass man mich nicht in der Nähe der Welpen haben wollte. Aber so vorsichtig wie alle gerade waren, würden die kleinen in ihrem Busch noch verdursten oder einen Hitzestau bekommen. In meinem Kopf festigte sich das Vorhaben dem Rudel eine Abkühlung  zu verschaffen und für eine Weile Spaß anstelle von Sorgen zu haben.

[ spricht mit Skadi | versucht sie dazu zu bringen gemeinsam mit den Welpen im Wasser spielen zu wollen ]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 18.06.2017

Erst als Malik sanft meine Schnauze anstupste, löste ich meinen Blick wieder von ihm. Ich versteigte meine Haltung, nach der Berührung. Mir wurde bewusst, dass ich all meine Prinzipien die ich für mich aufgestellt hatte, gerade vernachlässigte!
Er war Fremd und wir redeten - und dann noch über Welpen. Wo war meine Vorsicht geblieben? Abstand halten, erst beobachten und durch Beobachtungen die ersten Einschätzungen machen. Fragen stellen aber aufpassen nicht zu viel von sich selbst zu verraten?! Alles lief schief, wenn ich es von außen betrachtete.
Und doch fand ich nicht den Fehler. Er hatte keinen begannen. Noch bevor er uns gesehen hatte und wusste, wie viele wir insgesamt waren, hatte er uns eingeladen das Wasser hier mit ihm zu teilen. Er war nicht auf uns zu gegangen - nein, ich war zu ihm gegangen und war bei ihm geblieben. Spätestens als die Welpen aufgetaucht waren, hätte ich gehen können - ich hätte gehen müssen - um sie zu begrüßen und mich wie eine schützende Mauer vor sie stellen müssen.
Hätten die Welpen sich einem Fremden gegenüber so verhalten wie ich es gerade tat, dann würden sie den Ärger ihres Lebens erhalten - all das war mir bewusst, und doch stand ich auf, als mich die Schnauze erneut antreibend an der Schulter berührte. Ich folgte ihm ins Wasser, positionierte mich so, dass ich näher an Tryss und den Welpen stand, und sah kurz zu ihnen hinüber.

Mein Fell war noch nicht ganz getrocknet - und doch brachte der Weg ins Wasser erneut eine angenehme Erfrischung. Welpenschule? Rumtollen?
So frisch fühlte ich mich dann doch nicht. Fragend sah ich zu Malik. Ich wusste gerade nichts mit ihm, den Welpen und schon gar nichts mit mir selbst an zu fangen. Steif und angespannt stand ich da und versuchte mir zu erklären, wieso ich diesen Fremden so anders behandelte als alle zuvor. Immer wieder öffnete ich mein Maul um etwas zu sagen, und schloss ihn dann doch wieder. Mir fiel nicht ein Mal mehr ein Wort ein. Hin und her gerissen von dem was hier passierte, von dem was ich immer dachte zu sein und wie ich sein wollte. Unnahbar, streng, vorsichtig und abgeklärt - über den Dingen stehend. Nein - ich stand mitten drin und hatte alle Kontrolle über die Situation verloren.
'Solange er den Welpen nichts tut, ist alles gut. Bleib ruhig. Du hast es so weit kommen lassen, jetzt beobachte einfach wie es läuft, wenn man es anders mit Fremden angeht. Du wirst erkennen wenn er umschlagen sollte und kannst dann noch handeln. Und du bist nicht allein. Bleib ruhig.'

Sprach ich innerlich zu mir.

Dann senkte ich meinen Kopf, trank einige Schlucke und wiederholte immer wieder innerlich, was ich mir selbst sagte.
Bleib ruhig.

Als ich den Kopf vom Wasser wieder anhob, sah ich zu Malik auf und ließ kurz meine Rute wedeln.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 24.06.2017

Ich lag unter dem Baum - nach wie vor. Und ich beobachtete das Geschehen. Die Wölfe, wie sie alle zusammen kamen. Kimya erweckte meine Aufmerksamkeit. Sie glitt durch einen Busch und blieb stocksteif in der Mitte des Busches stehen, sodass nur ihr Vorderkörper zu sehen war. Sie sah etwas panisch aus, ängstlich. Ängstigte sie der See? Ich kannte die Angst vor Dingen, die man nicht kannte und ich hatte sie im Laufe der Zeit - durch meine ganzen großartigen Abenteuer - abgelegt. Die Angst war unberechtigt, außer die vor Bären und Igeln, die war berechtigt gewesen und ich hatte sie damals ignoriert. Nochmal würde ich bei diesen beiden Zeitgenossen, aber nicht meine Angst vergessen und ihnen zu nahe treten. Das hatte Folgen und die kannte ich mittlerweile.

Mir fehlte der Mut, um Kimya anzusprechen. Warum genau, das wusste ich nicht, aber ich hatte soetwas wie Angst. Ich konnte mir nicht vorstellen, meine Stimme zu hören, wie sie fragte, ob alles in Ordnung ist oder einen Kommentar abgab, dass das Wasser nicht beißen würde. Mir fehlte die Vorstellungskraft um zu ihm zu gehen und ihm zu helfen, sich seiner Angst zu stellen. Ich konnte nicht aufstehen. Die Lähmung des Rüden war irgendwie auf mich übergegangen. Ich schaffte es den Kopf schief zu legen und ihn anzusehen. Wie er da stand. Regungslos, ohne den Mut näher zu kommen.

Die Schlagkraft, die mich traf, als die Lähmung von mir abfiel war enorm. Irgendwie, als würde man nach einem langen Traum aufwachen. Ich zuckte mit den Ohren und blinzelte ein paar Mal, ehe ich meinen Blick zu dem Fremden und Skadi wanderte, die sich unterhielten. Welpen, Junge, Würfe. All das hatte ich nie gehabt und nicht vor zu bekommen. Ich war alleine und das schon immer. Meine wahre Liebe galt dem Wandern, eigentlich dem Wandern und den Abenteuern. Und Nanuk. Mein lieber guter Freund Nanuk. Mehr hatte ich nie gebraucht. Ich hatte zwar immer von einem Rudel geträumt, aber dass dieser Traum wahr war, hatte ich immer bezweifelt. Dass es jetzt geklappt hatte, war ein Wunder. Aber wenn das hier mein Traum war, warum war ich dann trotzdem so alleine in dieser Menge von Wölfen?
Ich blickte nochmal zu Kimya, ehe ich meinen Kopf auf meine Pfoten bettete und einmal tief durchatmete, den Blick zum See gewandt, beobachtend, wie Skadi zum Wasser lief, trank, wedelnd zu dem Fremden blickte. Süß, die zwei.

[ alleine ; beobachtet Kimya, dann Skadi & Mailik ]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 27.06.2017

(Erasmus? Editierst du bitte noch deinen Beitrag, damit Kimya wieder ein Rüde ist? Er ist zwar zart, aber immer noch ein kleiner Bub!)

Ich dachte, dass sie mich nicht bemerkt hätten. So stürmisch wie Chu und Avis angekommen waren, mussten sie doch nur Augen für sie haben. Und ich, leise und langsam, unauffällig im Gebüsch zurück geblieben - wieso bemerkten sie mich? Ich hätte jemanden, der so langsam hinterher kam nicht bemerkt. Da war ich mir ganz sicher.
Wahrscheinlich würde ich es aber, wenn ich auch ausgewachsen war, bemerken. Dann achtete man auf mehr.
'Konzentrierte dich auf alles! Nicht nur auf eine Sache. Du musst den Wind, die Beute und den Untergrund im Auge behalten. Aber auch die Umgebung, sonst wird noch ein Jäger zum gejagten!'
Ich erinnerte mich an die Worte, die in einer Jagdstunde gesprochen wurden. Ich glaubte nun zu verstehen, was sie uns erzählen wollten.

Ich wurde also sofort gesehen. Meine Deckung war keine Gute gewesen. Daran musste ich arbeiten. Aber erst ein Mal, musste ich antworten. Chus und mein Blick trafen sich kurz.

"Sie kommen gleich. Auf jeden Fall kommt Rúna, ich glaube nicht das Dekaja alleine zurück bleibt, oder?"

Antwortete ich leise und sah dabei erst Chu und dann Tryss an. Dann wanderte mein Blick zu Skadi und dem Fremden. Sie gingen ins Wasser. Es sah so aus, als würden sie sich kennen. Zwischendurch sah Skadi zwar sehr angespannt aus, aber wann sah sie es nicht? Ich kannte sie nur streng und angespannt. Immer auf der Hut und sehr oft schimpfend. Selten kam ein Lob - aber dann wusste ich, dass ich wirklich gut gewesen sein muss, wenn sie lobte. Ein Lob von Skadi war viel wert, denn sie lobte keine mittelmäßigen Sachen.
Wenn sie nicht schimpfte, dann war das in Ordnung. Aber eigentlich fand sie immer etwas zum nörgeln.
Zu laut. Zu langsam. Zu unachtsam. Mit den Gedanken ganz wo anders. Eigentlich gut, aber auch nur mit einem zugedrückten Auge.
Ich schüttelte den Kopf, als ich daran dachte, wie ich meinen ersten Schmetterling erlegt hatte. Ich war so hoch gesprungen wie nie zuvor. Stolz habe ich ihr den gebracht und gezeigt, wie toll ich jagen konnte. "Davon willst du also satt werden?" War ihr Kommentwar gewesen und ohne mich oder den Schmetterling weiter zu beachten ist sie weiter gegangen. Mein ganzer Stolz war sofort verpufft. Tot, wie der Schmetterling selbst.
Beim Kopfschütteln merkte ich, dass ich beobachtete wurde. Von Erasmus. Er sah mich an, lange, bis er mit den Ohren zuckte und kurz zu Skadi und dem Fremden sah. Ich folgte seinem Blick und sah Skadi mit der Rute wedeln. Das war so selten, dass sie das tat, dass ich ab dem Moment meine Scheu verlor und zum Wasser ging.

Wenn Skadi keine Sorgen hat, dann brauche ich erst recht keine haben!'

Dachte ich und tapste in das Wasser. KALT! Ich zuckte erschrocken zusammen und musste dann leise vor mich hin glucksen. Endlich Erfrischung!
Ich ging einige Schritte in das Wasser, so dass meine Hinterläufe gerade so in der Wassergrenze standen. Dann streckte ich mich; meine Vorderpfoten ließ ich einfach durch den weichen Schlamm in den See rein gleiten. Mein Bauch näherte sich dem Wasser, Haarlänge um Haarlänge. Bis ich im Wasser lag, mit allen Pfoten ausgestreckt. Die Hinterläufe nach hinten, die Vorderläufe nach vorne. Ich öffnete mein Maul, um das Wasser auf meine Zunge laufen zu lassen. Welch Wohltat!
Nachdem sich mein ganzer Körper an das Wasser gewöhnt hatte, fing ich an zu trinken. Dabei blieb ich so liegen wie ich eben lag. Ich trank eine gefühlte Ewigkeit, bis ich keinen Durst mehr empfand. Dann zog ich die Hinterläufe an und schob mich mit diesen weiter in das Wasser. Tiefer und Tiefer, bis mein Rücken fast abtauchte. Irgendwann schob ich meinen Kopf ausversehen in eine Art Loch, die unter Wasser war. Ich gluckerte komplett unter, machte fast einen Purzelbaum über mich selbst. Es machte auf jeden Fall laut platsch und ich tauchte nach Luft schnappend und erschrocken aufjaulend wieder auf. Ich paddelte wie verrückt und kam doch nicht vor ran. ich wollte ans Ufer zurück. Ich bin doch noch nie geschwommen! Irgendwann berührte eine Pfote den Boden, und direkt darauf die nächste. Ganz klar, ich konnte noch stehen! Es war ja auch nur ein Loch, in das gerade mein Kopf komplett rein passte, in das ich mich rein geschoben hatte.
Sofort, als ich merkte das ich stehen konnte, richtete ich mich auf. Ich stand gerade mal bis zum Bauch im Wasser. Und davon hatte ich nach diesem Schreck und dieser Blamage auch erst Mal genug. Ich ging zu Erasmus, schüttelte mich ausgiebig neben ihm und stupste ihn aufgeregt an.

Mein kleiner Ausrutscher - den ließ ich mir nicht mehr anmerken. Ich war so erfrischt durch die Abkühlung - ich fühlte mich wie neu geboren. Jetzt wollte ich mehr wissen.

"Kennt ihr den Wolf? Kennt Skadi ihn? Du? Wer ist das?"

Fragte ich ihn und stupste ihn erneut an. Meine Rute schwang schnell von einer zur anderen Seite und verteilte dabei Tröpfchen über all am Ufer im trockenen Boden.

[Traut sich aus dem versteck | 'geht baden' | Geht dann zu Erasmus]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 29.06.2017

Ich selbst hätte den Standort der Welpen direkt angesteuert, aber Skadi dirigierte uns so, dass wir zuerst an den See gingen. Auch wenn ich an anderes für den Beginn gedacht hatte, begleitete ich Skadi und hatte so einen kleinen Moment die  Stimmung aus vielen Ecken um mich herum wahr zu nehmen und mir darüber Gedanken zu machen. Meine Schritte waren selbstsicher, ohne ein Zögern. Meine Haltung stolz und nicht von Gefühlen nieder gedrückt. Mein Blick wach und forschend. Es kribbelte unter meinem Fell als ich neben der Wölfin herlief. Sie fühlte sich nicht wohl, oder war in Gedanken mit etwas beschäftigt dass man ihr schon ansehen und beinah deutlich spüren konnte. Auch als ich zu dem Rüden Namens Erasmus hinüber blickte,  glaubte ich deutlich eine niedergeschlagene oder antrieblose Stimmung erkennen zu können. Ich war mir sicher, wenn ich zu ihm hinüber gehen würde, würde mein Fell ähnlich kribbeln.
Meine Pfoten versanken grade im warmen Matsch am Ufer des Sees und ich musste mich mich erst einmal Schütteln, in der Hoffnung  die Stimmung die von Skadi auf mich überspringen wollte abschütteln zu können. Ich wollte einen klaren Kopf behalten und mich nicht der gedrückten Stimmung des Rudels ergeben. Mit erhobenem Kopf und aufgestellten Ohren wie leicht erhobenen Schweif, schaute ich zu Tryss und den Welpen, dann wanderte mein Blick wieder zu Skadi die mir am nächsten Stand und ich betrachtete sie. In ihrem Verhalten hatte ein Wechsel stattgefunden und ich wusste nicht warum, aber ich hielt fest an meinem Vorhaben das eine Runde spielen jedem hier helfen würde einen Moment das Leben zu genießen und ihren Sorgen für eine Weile zu vergessen. Das war ebenso wichtig wie vorsichtig zu sein. Ich wandte also einfach eine Einstellung an, mit der ich mein Rudel immer geführt hatte.
 
„Wenn du so verträumt bist, fällst du noch über deine eigenen Beine.“, sagte ich vergnügt zu Skadi und stampfte ebenfalls mit kräftigen Schritten ins Wasser. So konnte man nicht spielen. So wurde man beim Spielen überrumpelt wenn man nur halbherzig dabei war. Ihre schüchterne Freundlichkeit nahm ich so hin, sie vor eine Situation zu stellen in der sie entweder mit machte oder mich aus ihren Bereich Vertrieb. Jedoch würde eines bei allen gleich bleiben, es war ein beginnendes Spiel! Ich nutzte ihre Unentschlossenheit aus um den ersten Versuch zu starten, spielerisch machte ich mich bereit und stieß mich vom Boden ab und auf Skadi zu. Meine Schulter berührte ihre und meinen Fang drehte ich so, dass ich leicht an das dichte Nackenfell der Wölfin kam. Meinen Handlungen fehlte aber absolut die Ernsthaftigkeit. Ich war vorsichtig und kontrollierte meine Kraft. Ich wollte ja spielen und keine ernste Situation schaffen. Also zwickte ich Skadi mit meinen Zähnen im Nacken und drängte sie etwas ab, in dem ich einige Schritte auf sie zu machte und sie so schob wenn sie nicht dagegen hielt. Aber um dann nicht einen Gegentreffer zu riskieren, sprang ich von ihr Weg und tänzelte in einem Halbkreis um sie herum – auf der Suche nach einer weiteren Möglichkeit wieder den ersten Schritt machen zu können. Meine Augen funkelten lebhaft, mein Maul war gut gelaunt geöffnet und ich hoffte wirklich das Skadi sich von ihren Schatten ablenken ließ.
 
Weil ich bemüht war Skadi zum Spielen zu animieren, entging es mir etwas wie einer der Welpen zu uns an das Wasser kam. Da er außerdem entschieden hatte, dass Abenteuer allein zu erforschen, merkte ich erst auf als ich gieriges Geschlabber von Wasser hörte und ich drehte den Kopf herum. Bei der Position im Wasser des Welpen musste ich unwillkürlich schmunzeln. Das war die Beste Pose um sich abzukühlen. Ich sah Kimja eine Weile zu und meine verspielte Haltung  wurde von einem auf den anderen Moment sofort ernster, als der Welpe kurz vom Wasser verschluckt wurde, weil dieser sich soweit vorschob das ihm der Boden unter den Pfoten, oder viel mehr dem Bauch, verloren ging. Doch zum Glück tauchte er nicht viel später erschrocken wieder auf und suchte den rettenden Weg zum Ufer. Ich beobachtete Kimja ob er Hilfe brauchte. Todesmutig würde ich mich in die Fluten stürzen, ganz gleich ob es mein Welpe war oder nicht. Ich war ein Vater und dieser Instinkt hatte sich in mir verfestigt. Aber ich konnte auch erkennen wenn ein junger Wolf keine Hilfe brauchte und das Problem allein bewältigen konnte – aber Kimja hatte bei seiner unerwarteten kurzen Schwimmeinlage meine wachsamen Augen auf sich. Als ich mir dann endgültig sicher war und Kimja wieder Grund unter den Pfoten hatte, wandte ich mich wieder Skadi zu.

[ im See mit Skadi | betrachtet die Stimmung im Rudel | will Skadi zum spielen animieren | wacht über Kimjas unfreiwilliger Schwimmeinlage ]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 29.06.2017

Die ganze Situation kam mir ziemlich suspekt vor. Tryss starrte mich wahrscheinlich genauso an wie ich ihn. Die ganze Situation ist sonderbar und eigentlich hatte ich auch nicht vor sie zu kommentieren. Chu machte es mir auch leichter, indem sie ganz locker war und den Rüden begrüßte. Ein Stich fuhr durch meinen Körper. Es war sonderbar, wie locker und problemlos meine kleine Schwester mit dem Rüden kommunizieren konnte. Ich hingegen war dazu nicht in der Lage. Das war von Beginn an so gewesen. Tryss hatte und konnte stets alles, was ich nicht konnte. Da fuhr es wie Blitze durch meinen Kopf. Ich. Vielleicht lag es auch einfach nur an mir. Genau wie bei Kimya, er hatte schließlich auch nie geahnt, was er mir bedeutete. Vielleicht habe ich ihm aber auch nie eine Chance gegeben. Alle Anderen außer mir schienen ja schließlich keine Probleme zu haben. Ich versuchte das Thema weiter zu verdrängen, es war zu warm. Viel zu warm um darüber jetzt näher nachzudenken. Allerdings bemerkte ich daraufhin gleich etwas anderes. Es tat gut Chu so zu sehen, frei von dem Schmerz, der in letzter Zeit über ihr gehangen hatte. Langsam schien sie wieder mehr sie selbst zu sein.

Ich blieb ruhig stehen und beobachtete einfach nur stumm, da Tryss uns offenbar holen wollte bestand scheinbar keine Gefahr. Denn eins war sicher, die Erwachsenen hätten uns nicht in Gefahr gebracht, das hatten sie noch nie. Nie. Im Gegenteil, sie behandelten uns wie rohe Vogeleier. Zerbrechlich, klein hilflos.

"Runa und Deka ...."

..setzte ich an, doch da schloss Kimya plötzlich zu uns auf und nahm mir die Worte aus dem Fang. Ich musste innerlich grinsen. Ich liebte meinen Bruder, ganz egal wie anders er doch im Vergleich zu mir war. Ich machte ein...zwei Schritte und stand wieder neben Chu, knuffte sie in die Seite und zog meinen Fang vor, deutete auf den Weg, den Tryss eben angedeutet hatte. Kimya hatte sich ohne ein weiteres Wort schon auf den Weg gemacht war im Wasser. Ich hingegen zögerte, obwohl ich dort einen fremden Wolf sehen konnte, beunruhigender hingegeben fand ich jedoch Skadi.
Ich hatte seit unserem Vorfall kein einziges Wort mehr mit der Fähe gesprochen und wenn es nach mir ging würde sich dieser Zustand wahrscheinlich nie ändern, dann konnte ich plötzlich sehen wie die Braune auf den Fremden reagierte. Ihre Rudel bewegte sich. Ich musste kurz schlucken. Ich hatte sie Fähe schon in einer Vielzahl von Konfliktsituationen und anderen Gegebenheiten erlebt, aber so definitiv noch nie. Ich drehte ruckartig meinen Kopf und starrte Tryss an. Hatte er es auch bemerkt, war es ihm egal?

"Los komm Chu, sonst trinkt Kimya das ganze Wasser aus!"

Ich brummte und gab mir einen Ruck. Setzte mich in Bewegung und hoffte sie würde folgen. Die Hitze drang wieder zu mir durch und erhobenen Hauptes ignorierte ich zunächst alles steuerte direkt das Wasser an, mitten zwischen ihnen.
Das kühlte Nass floss über meine Zunge und war eine Wohltat. Meine müden Sinne erwachten endlich wieder zum Leben. Ich zögerte nicht, sondern ging ein paar Schritte. Kälte umzog meine überhitzten Pfoten, es tat so gut. Ich beobachtete aus den Augenwinkel plötzlich Kimya, wen um Wolfes Willen hatte er denn da gefunden? Mein Körper drehte sich, ich stand so immer noch im Wasser, blickte aber direkt auf die Meute. Mein Blick klar, ruhig, überhaupt nicht welpisch. Kurz streifte er Skadi, dann den Fremden. Er hatte ein Wunder vollbracht. Er hatte die Fähe offenbar kurz glücklich gemacht. War sie das je gewesen, war irgendjemand von uns in letzter Zeit je glücklich gewesen? Wo war eigentlich Chu???

[steht im Wasser, starrt auf Skadi und Malik]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 02.07.2017

Die ganze Situation wurde mir nach und nach zu unübersichtlich. Skadi und der Fremdling unterhielten sich kurz, dann brachen sie noch vor den Welpen zum Wasser auf. Erasmus stand seltsam steif und einsam da – immerhin machte er so keinen Ärger. Kimya war erst bei uns, dann im Wasser, und im nächsten Moment hatte er sich schon zu dem einsamen Erasmus gesellt. Seit wann war der junge Rüde so schnell und lebhaft? Was war aus dem schüchternen Geschöpf von einst geworden? Und wieso war mir das alles zu viel? Immerhin beantworteten die Welpen gnädigerweise meine Frage nach den beiden Fähen, die noch fehlten. Ich nickte ihnen dankbar zu und wollte gerade einen Schritt in Richtung des ursprünglichen Lagerplatzes machen, um den beiden ein wenig entgegen zu gehen, doch Chu schien nach einer überfallartigen Begrüßung, die ich kommentarlos und mit nur ein paar Zungenschlägen als Gegenreaktion über mich ergehen ließ, neugierig auf den fremden Rüden zu sein. Und wer wäre ich, wenn ich nicht auf Fragen Antworten geben würde?

„Er heißt Malik, sagt er und ist auf der Durchreise. Sein Rudel ist zerstreut worden, er ist also Einzelgänger. Ob er noch weitere Wölfe getroffen hat, weiß ich nicht. Aber ich verrate dir ein Geheimnis: Der beste Weg, um an Informationen zu kommen, ist direkt zu fragen.“

Das klang nach meiner ersten Lektion für junge heranwachsende Wölfe. Allerdings war ich in diesem Punkt ja auch Experte auf meinem Gebiet, wenn man es so wollte. Immerhin hatte ich im Laufe meines jungen Lebens schon einige Erfahrungen mit Fragen gesammelt – und warum sollte ich sie nicht an Chu weitergeben.

„Hab keine Angst, frag ihn einfach frei heraus, wenn du etwas bestimmtes wissen möchtest. Die wenigsten Wölfe verweigern Antworten – solange du nicht fünf Fragen auf einmal stellst und ihnen Zeit zum Luftholen lässt.“


Ich hatte den Kopf verschwörerisch ein wenig tiefer zu der jungen Fähe gesenkt, als ich das sagte und zwinkerte ihr aufmunternd zu, als ich geendet hatte. Dieser Rat war mein voller ernst und ich hoffte, dass Chu sich traute ihn anzunehmen. Als ich den Kopf wieder hob, fiel mein Blick auf Avis. Er hatte wohl Skadi angesehen, schaute nun mich an. Erwartete er von mir, dass ich eingriff? Skadi maßregelte? Mich als Anführer aufspielte? Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Als Tamias noch bei uns gewesen war, hatten wir Jungwölfe schon wenig zu sagen gehabt. Und wenn ich ehrlich war, war mir das ganz recht gewesen. Früher hatte sich Kaya mit den sturen Altwölfen auseinandergesetzt, er und Tamias hatten sich die Köpfe eingehauen und sie hatten uns mit der Verantwortung in Ruhe gelassen. Wir hatten sein können, wer wir waren und hatten uns nicht verstellen müssen. Aber nun? Nun schien Skadi zu erwarten, dass ich der vernünftige Rüde an ihrer Seite war. Und diese Erwartungshaltung, die auch Avis zu haben schien, behagte mir gar nicht.

Ich erinnerte mich plötzlich, dass ich eigentlich im Begriff war zu gehen. Ich wandte den Blick von Avis ab, der Chu auffordete mit ins Wasser zu kommen. Zustimmend und lächelnd nickte ich der jungen Wölfin zu und gab ihr einen sanften Stoß mit der Nase, den sie als Aufforderung zum mutig sein verstehen durfte. Dann setzte ich meine Pfoten in Bewegung und ging erst langsam in Richtung der beiden fehlenden Fähen, nach und nach wurde aber ein Trab daraus – trotz der Hitze. In mir regte sich eine tiefe Unruhe, die nicht verschwinden wollte. Ich musste mit jemandem reden, der mich verstand und mir einen Rat geben konnte. Ich musste mit Deka reden.

[Erst bei Chu und Avis, dann Richtung Dekaja und Rúna]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 04.07.2017


Spielleitung für Dekaja


Meine Pfoten bewegten sich unruhig vor und zurück. Ich lag auf der Seite im Schatten der Bäume und doch fühlte es sich so an, als würde ich mitten in der Sonne schmoren. Meine Augen waren wie Baumharz zusammen geklebt und ich brauchte einige Momente, um mich aus meinem Traum zu befreien, indem ich sie aufriss. Mein Blick klärte sich und vor mir sah ich nur den staubigen Boden des Waldes. Meine Lunge pumpte, als hätte ich eben eine Hetzjagd durch den Wald veranstaltet und immer noch konnte ich klar das Bild vor mir sehen. Eine ruckartige Bewegung und mein Körper drehte sich, sodass ich den Kopf heben konnte. Ein Traum. Es war ein Traum? Mein Blick flog umher, aber außer Runa, die gerade von unserem Lagerplatz verschwand, konnte ich niemanden sehen. Die Hitze drückte in mein Gesicht und es wehte kein Lüftchen, die Luft stand und selbst über dem Waldboden hing sie wie eine Blase. Die anderen mussten Wasser gesucht haben - und wie es aussah, hatten sie auch welches gefunden. Ich leckte kurz über meinen Fang. Ich würde mich gleich anschließen und zu ihnen gehen, doch noch versuchte ich meinen Traum zu ergründen. Die Wölfin war so real gewesen - eben so wie das, was sie uns sagte. Meine Fantasie war ja schon immer grenzenlos gewesen, aber das war alles zu passend. Der Weg nach Norden und die Tatsache mit dem Streit. Die letzte Zeit war so bösartig, so unvorhersehbar gewesen. Ich hatte eigentlich nie behaupten können, mein Leben wäre langweilig - im Gegenteil. Es gab zu viel zu ergründen und zu entdecken. Seit ich damals auf Arkanis und Tryss gestoßen war, hatte mein Leben ziemlich sonderbare Wege bestritten, nicht alle waren gut. Warum ich ausgerechnet jetzt sowas träumte? Okay: Tamias Abgang war noch frisch, aber Kaya war schon vor einer ganzen Weile abgehauen. Dann war da noch Tryss. Warum war er dort? Was hatte das zu bedeuten? Kurz flog mein Blick folgte Rúna, die mich mit einem Nicken noch zum Folgen aufgefordert hatte, aber ich wollte sie nicht belästigen mit meinen komischen Traumdeutungen. Außerdem fand sie dieses Verhalten wahrscheinlich kindisch, wir hatten schließlich genug andere Probleme. So blieb nur ein Verbündeter übrig. Einer, bei dem ich stets selbst noch neugierig sein konnte, der mir jede meiner Fragen beantwortete und dem ich vollkommen vertraute. Tryss. Plötzlich hörte ich ein Heulen. Meine Ohren zuckten. Na huch? Das war aber keiner von uns?

Schleppend brachte ich meine Glieder dazu sich zu sortieren und rappelte mich auf. Eigentlich war es viel zu warm für Bewegungen, aber nun hatte meine Neugier gesiegt. Wer was das? Es klang nicht bedrohlich, so viel konnte ich inzwischen einordnen. Die Welpen waren weg, also mussten sie bei den anderen sein. Ich setzte mich in Bewegung, Richtung Wasser. Ich überholte Rúna, der ich aber lediglich einen kleinen Stupser mit der Nase zuteil werden ließ. Ich wollte meine Entscheidung, sie mit dem Traum nicht zu belästigen, nicht umwerfen. Außerdem war die Neugierde so groß, dass ich auf die betagtere Wölfin nicht warten wollte. Ich zog an ihr vorbei und trabte voran. Ich war aber noch nicht weit gekommen, als ich sah, wie sich Tryss näherte. Er war ein ganzes Stück größer als ich. Unfair, warum mussten Rüden eigentlich immer so viel kräftiger sein? Ich wollte keine kleine hilflose Fähe sein. Zum Glück waren Chu, Avis und Kimya noch kleiner, aber irgendwann würden sie mich ein- und überholen. Ich machte ein, zwei schnelle Sätze und kam direkt vor Tryss zum Stehen. Sein Blick war ernst. Viel zu oft war sein Blick in letzter Zeit ernst. Weg war die Leichtigkeit, die Zwanglosigkeit, die uns doch ausmachte. Bei mir auch? War das der Preis, den man zahlen musste, um sich vollständig „erwachsen“ zu fühlen? Verantwortung, Pflichten? Egal. Ich schüttelte meinen Kopf.

„Tryss…“ Ein freudiger, überraschend neugieriger Blick. „Ich hab dich gesucht. Was war das für ein Heulen?" Halt ich hatte doch eigentlich was ganz anderes loslassen wollen…

„Tryss ich muss der was erzählen, aber du darfst es nicht weiter sagen okay und vor allem darfst du mich nicht auslachen versprochen?“

Ich war so aufgeregt und tänzelte auf meinen Vorderpfoten vor ihm.

„Ich hatte einen sonderbaren Traum. Also, naja sind Träume ja immer, oder? Auf jeden Fall war da diese Wölfin und sie hatte einen Pfeil in der Brust, aber lebte trotzdem - obwohl kann man in einem Traum leben? Jedenffalls, sie erzählte vom Norden und  von Frieden und das vollkommen Verrückteste: Du warst auch da - und Tami, und Kaya!! Verrückt, oder? Jetzt träume ich schon von dir!“

Mein Fang stupste ihn an. Ich blickte wie ein treudoofer Hund. Was er wohl von meinem Traum hielt? Wahrscheinlich würde er gleich losbellen vor Lachen.


[Erst am Rastplatz, dann an Rúna vorbei Richtung See | Danke für den Post, Avis! <3]