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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 05.04.2017

Ich zeigte lange keine Anreize dazu, dass ich aufstehen würde, als nur einer der Wölfe  - und dazu noch ein relativ junger? – auf mich zukam. Unendlich geduldig musste ich wohl wirken, auch wenn ich niemals unaufmerksam blieb. Aber verkrampfen tat ich mich nicht, als befürchtete ich einen freundlich kaschierten Angriff. Meine Ruhe übertrug sich wohl auch auf meinen Besucher, denn er wirkte entspannt und fühlte sich anscheinend, so weit wie es ging, auch sicher und fühlte sich nicht bedroht. Als er mir erzählte, was er sonst noch gut für eine Abkühlung betrachtete, schmunzelte ich unbewusst väterlich und ein Bild eines Wolfes der mit der Schulter zuerst zu Boden ging, um sich dann in eine Schlammpütze zu schmiegen huschte durch meinen Kopf. „Dann solltet ihr noch etwas bleiben, hier am See ist die Hitze einigermaßen erträglich.“, antwortete ich mit einem kleinen Ratschlag und so lange man nicht versuchte mich vom See zu vertreiben, war ich durchaus bereit diesen See auch konfliktfrei zu teilen. Alles andere war eine unnötige Anstrengung.
 
Erst als der zweite Wolf zu mir herüber kam, wurde mir die Lage ein wenig zu heikel um weiter entspannt liegen zu bleiben. Ich nahm mir daher das Recht heraus, aufgrund dieser Nähe die zu mir aufgesucht wurde, auf zustehen und mich so größer zu zeigen, als ich es wäre wenn ich liegen blieb. Mich einer kleinen Gruppe Wölfe einfach zu unterwerfen ging dann doch gegen meinen Stolz…  Trotzt dessen das ich nun aufstand, blieb meine sonstige Haltung weiterhin neugierig und vorsichtig. „ Es gibt auch keine, weil es nicht mein Revier ist.“, antwortete ich der Wölfin die an der Seite des Jährlings aufgetaucht war und so wie sie ihn flankierte, fühlte ich mich stark an einen Traum den ich erst kürzlich gehabt hatte erinnert. Auch hatte dieser Wolf eine verblüffende Ähnlichkeit zu dem aus meinen Traum. Aber ich tat es als unbedeutenden Zufall ab. „Ich heiße Malik.“, konzentrierte ich mich wieder auf das Gespräch, um nicht weiter die Konstellation der beiden Wölfe vor mir, mit denen aus meinem Traum zu vergleichen. „Und richtig, ich bin auf der Durchreise und wegen dem Wetters raste ich nun schon eine Weile hier an dem See.“, was bedeutete, dass er allein hier gut klar kam was das Futterangebot anbelangte. Da man nicht sagen konnte wann und wo das nächste Wasserloch sein würde, war es klüger hier an diesem zu bleiben. „Mein Rudel wurde… von den Zweibeinern zerstreut. Wir haben uns danach nicht wiedergefunden.“, erklärte ich kurz und knapp wieso ich allein war, mehr wollte ich nicht unbedingt erzählen. Es half mir nicht weiter über den Verlust zu sprechen, als tat ich es nicht.
„Und ihr?“, stellte ich schließlich einige Gegenfragen, da man mir schon einige Antworten Abgerungen hatte, „Seit ihr schon alle oder nur drei?“ Beides konnte möglich sein, wenn ein Teil des Rudels noch nicht da war, überlegte ich, dann würde es für mich reichlich ungemütlich hier am See werden wenn man meine Anwesenheit nicht wollte.

[am See, unter einem nahestehenden Baum | unterhält sich mit Tryss und Shadi]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 05.04.2017

Als Avis zu mir kam und seinen Kopf auf meinen Rücken legte, fühlte ich diese Geborgenheit die ein nur Familie schenken kann. Die Hitze die er mitbrachte war mir in diesem Moment egal. Viel wichtiger war mir die Nähe meines Bruders. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie wenig wir seit unserem Streit beisammen geschlafen hatten. Sicherlich immer in der Nähe des anderen, aber auf- und nebeneinander lange nicht mehr. Es lag jeder für sich. Wobei ich beobachtet hatte, dass Avis und Chu sich mehr Trost und Nähe schenkten. Verdenken konnte ich es den beiden nicht. Ich hatte auch meine Wege - Runá war weiterhin meine liebste Anlaufstrecke und oft hatte ich mich unter ihrem Pelz zur Ruhe gelegt.
Avis antwortete schnell und ich sah bei seinen Worten zu Chu.

"Natürlich hab' ich Chu auch lieb. Aber Avis... Bitte lass uns nie wieder so streiten. So verschieden wir auch sind, wir haben das selbe Blut, die selben Eltern und die selbe Geschichte - und das selbe Ziel. Es tut mir leid was ich gesagt habe. Das war nicht so gemeint und hätte nie passieren dürfen."

Nur noch wenige Sekunden in dieser Vertrautheit waren mir vergönnt. Dann tönte ein jaulen auf, von einem Wolf, dessen Stimme ich nicht kannte. So wie Avis hob auch ich meinen Kopf sofort an und sah in die Richtung. Weit war er nicht weg. Er lud ein zum Wasser - oh wir mir in diesem Moment die Kehle brannte, als ich an Wasser dachte und mir bewusst wurde wie ausgetrocknet mein Hals war. Tryss, Skadi und Erasmus mussten bei ihm sein.

"Ja, aber er klang nett!"

antwortete ich leise Avis. Dann sah ich zu Runá. Während ich zu ihr sah, flüsterte ich zu Avis:

"Ich hab' so durst! Die anderen sind doch auch alle da, wir sollten Runá fragen ob wir auch zum Wasser gehen, oder nicht?"

Ich stand kurz darauf auf und spazierte zu Chu herüber. Sanft und stumm stupste ich meine Nase an ihren Kopf. Wenn wir Runá zum Gehen überreden wollten, dann mussten wir drei uns erst ein Mal einig werden.

[Bei Chu und Avis | Will auch zum Wasser gehen]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 06.04.2017

Also gingen wir auf den See zu - ohne eine Überraschung oder eine Party. Bodenständig, normal, langweilig. Es war äußerst unspannend, doch ich hielt mich zurück etwas zu sagen, erstmal. Mein ganzer Gedanke lag bei dem See. Erst wurde es etwas heißer, schwüler. Das Wasser kühlte die Luft zwar ab, aber in erster Linie wurde die Luft etwas dicker, bis wir das Ufer erreichten.
Tryss trat als Erster in das kühle Nass und als er seinen Durst gestillt hatte, trat er etwas tiefer in das Wasser und ließ seinen Körper hinein gleiten. Auch sein Kopf stecke er unter Wasser. Plötzlich - Überraschung oder? - sprang er auf und schüttelte sich das Wasser vom Leib. Sein Fell triefte, aber er wirkte befreit, glücklich, lebendig.
Skadi war anders. Ihr Blick folgte den Abdrücken, die vom Ufer aus zu einem Baum führten. Nur weil Skadi es gesehen hatte, hatte ich es auch gesehen. Unter einem dicken Baum lag ein Wolf. Friedlich. Noch? Skadi hielt ihren Blick misstrauisch auf den Fremden gerichtet. Ich sah zu ihm und blickte dann wieder zu Tryss, de, das Wasser wohl zu gut bekam. Fast hätte er mich an einen Welpen erinnert, der zum ersten Mal im Matsch spielt. Süß. Moment! Süß? Eigentlich war das ehr etwas anders, oder? Ich verwarf den Gedanken. Unfug!

Ich sah zu den beiden. Wie unterschiedlich sie waren. Skadi wachsam und vorsichtig und Tryss genau das Gegenteil. Vielleicht gab ihm die Gruppe Kraft und Sicherheit. Sicherheit, dass wir für ihn einstehen würden, wenn etwas passieren würde. Hatte er wirklich so großes Vertrauen zu uns? Zu mir?
Vermutlich war es ehr Skadi, in dessen Nähe der Rüde Geborgenheit und Schutz empfand. Ein bisschen Familie, endloses Vertrauen. Wie sollte er mir schon so schnell so vertrauen können? Das würde er nicht, nicht wenn ich ihn so einschätzte, wie ich ihn einschätzte.
Als einsamer Wolf, der ich noch vor ein paar Monden war, war ich  immer sehr unbeschwert gewesen. Entspannt. Nicht gerade ruhig, aber ich habe gemacht, was ich wollte und ich hatte niemals die Gewissheit, dass ich mich auf den verlassen könnte. Könnte ich mich auf diese beiden Wölfe verlassen? Bisher ja. Aber was wenn es ernst werden würde?
Irgendwie wurde mir an diesem heißem Tag unglaublich kalt und ich spürte, wie ich fast zu zittern begann. Mein Ohr zuckte nervös und ich fühlte mich für einige Herzschläge bodenlos und vollkommen vereinsamt, während ich die beiden beobachtete, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Doch die Hitze traf mich und aus meiner fast zitternden Kälte wurde unglaubliche Hitze. Hitze, die mich in die Knie zwang, die mich erdrückte mit all ihrer Macht. All ihrer sommerlichen, heißen Macht. Ich brauchte Wasser. Die paar Schritte, die ich noch vom Wasser entfernt war, schienen mir wie Kilometer zu sein. Ich legte die Ohren an, merkte, dass mein Atem schneller wurde und auch mein Herz mehr Blut als zuvor durch meine Venen pumpte.
Ich kannte das Gefühl. Es war wie eine Ohnmacht. Grausam und gnadenlos. Und ich würde ohnmächtig werden in dieser Hitze. Ich riss den Fang auf und entließ meine Zunge in die Freiheit, um mir etwas Kühle zu verschaffen und dann rannte ich in den See hinein.
Die Kälte von eben war nicht so, wie der See es war, in dem ich einbrach, bis ich den Sand nicht mehr unter den Pfoten spürte. Kurz, weil ich so kraftlos von dieser Ohnmacht war, wurde ich von meinem eigenen Körpergewicht nieder gerissen, ehe meine Lunge mich daran erinnerte, wieder atmen zu müssen und ich meine Läufe benutze, um an die Oberfläche zu paddeln.

Die Welt, die sich mir auftat war neu, frisch. Irgendwie schienen die Kälte und auch die Hitze vergessen. Ich spürte nur noch das Wasser, das mich umgab. Die tröstliche Kühle, die mich umgab.
Bis ich die Stimmen hörte und zu dem Baum blickte, unter dem der Fremde lag. Die beiden Anderen waren zu ihm gegangen und hatten angefangen mit ihm zu sprechen. Ich legte die Ohren an und paddelte langsam zum Ufer zurück. Jeder Schritt aus dem Wasser wurde mühseeliger, weil das Waser in meinem Pelz jetzt schwerer war. Als ich davon umgeben war, fühlte ich mich frei, bis ich es an Land schaffte und es mich zu erdrücken versuchte. Ich schüttelte meinen Pelz aus. Einmal. Zweimal. Das Wasser spritze. Nicht weit genug. Es traf die Anderen nicht. Das war egal.

Langsam setze ich mich in Bewegung, zu den Anderen. Stellte mich etwas abseits, hörte ihnen zu und fühlte mich, als würde ich nicht sprechen können.


[ am See bei Mailk, Skadi & Tryss ]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 10.04.2017

Die Erfrischung hatte Tryss mit Wucht seine Jugendhaftigkeit zurück gegeben. Nicht nur der kurze Anflug vom Toben, auch die Neugierde die sich im 'einfach drauf zu gehen' und mit der Fragenflut zeigte.
Der Fremde verhielt sich weiterhin ruhig und neugierig beobachtend. Er hatte sich erhoben, als ich dazu kam. Jedoch ohne dabei bedrohlich zu wirken. Und brav beantwortete er ausführlich die Fragen von Tryss. Ich hatte indirekt ähnliche Informationen aus ihm heraus holen wollen - doch Tryss offene und direkte Art bewies an diesem Tage, dass es ohne Umwege und Raum für Interpretation einfach leichter war.

"Wir haben noch fünf - davon drei Welpen - Wölfe die uns auf unserer Reise begleiten. Malik, vielleicht können wir dich ja in eine größere Jagt einspannen, damit du einen guten Happen Fleisch als Dankeschön für deine Teilbereitschaft von uns als Gegenleistung bekommen kannst. Ich bin Skadi."

Auf seine weiteren Erzählungen ging ich nicht ein. Wir hatten mit den Menschen ebenso unsere Erfahrungen gesammelt - jeder für sich - und letztendlich hatten die Welpen ihre Mutter durch diese Zweibeiner verloren. Und andererseits haben wir Chu durch sie bekommen. Und unser neuste Wegbegleiter schien den Menschen auch schon näher gewesen zu sein, als so manch ein anderer Wolf. Als ich an ihn dachte, wagte ich einen Blick über meine Schulter. Was trieb der Rüde - plötzlich so verstummt? Es war viel mehr das Platschen, dass mich auf ihn aufmerksam machte, als seine Stille. Als ich zu ihm sah, tauchte er gerade wieder auf. Auf dem ersten Blick sah es etwas taumelig aus. Ich legte den Kopf schief

"Gehts' dir gut?"

Wuffte ich dann zu ihm herüber, als er sich etwas abseits hingestellt hatte.

[Bei Malik mit Tryss und Erasmus am See]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 16.04.2017

Regungslos blieb ich liegen, obwohl ich natürlich spürte, wie Avis ein Stückchen wegrückte. Vielleicht war es ihm zu heiß geworden, so fest wie ich mich an ihn gedrückt hatte. Inzwischen war ich hellwach und die aufmerksam gespitzten Ohren verrieten mich vermutlich, aber das machte nichts. Ich wollte hören, was Kimya und Avis da flüsterten, aber so unauffällig wie möglich. Ich wagte kaum sie zu stören in diesem seltenen, zärtlichen Moment, also tat ich einfach so, als würde ich noch schlafen. Zumindest Avis wäre es sonst garantiert peinlich gewesen und damit wäre diese Aussprache jäh beendet. Das Heulen, das plötzlich die drückende Stille zerriss, erlöste mich schließlich. Sofort sprang ich auf, vielleicht ein bisschen zu vital dafür, dass ich angeblich gerade noch geschlafen hatte, und streckte mich ausgiebig. Während Avis weniger begeistert klang, begann meine Rute direkt zu pendeln. Mit einem freudigen Wuffen stimmte ich Kimya zu. Noch assoziierte ich nichts Schlechtes mit Fremden und auch keine Gefahr, bei den Kindern hatte schließlich ständig ein Kommen und Gehen geherrscht. Im Gegenteil ertappte ich mich sofort beim Gedanken an meinen verlorenen Freund.

„Vielleicht hat er Tamias gesehen“, hoffte ich. „Oder Melf.“

Nachdem Tryss ihn nicht hatte aufspüren können, hatten wir noch einige Tage gewartet und immer wieder nach ihm gerufen. Doch Tamias blieb fort und irgendwann musste selbst ich einsehen, dass wir nicht länger warten konnten. Trotzdem dachte ich oft an ihn und malte mir die verrücktesten Szenarien aus, warum er uns nicht hatte antworten können. Die schlüssigste und angsteinflößendste Begründung – dass ihm nämlich etwas zugestoßen war – verdrängte ich dabei mit aller Kraft. In meiner Vorstellung endete es immer mit einer rührenden Wiedervereinigung. Und diese Hoffnung, so klein sie auch sein mochte, die konnte mir keiner nehmen.
Noch ehe Kimya mich ‚wecken‘ konnte war ich bereits aufgesprungen und umrundete den noch liegenden Avis aufgeregt. Mit einem kleinen Bocksprung wollte ich über ihn hinweg setzen, nur leider verschätzte ich mich dezent, sprang zu kurz und trat ihm mit den Hinterpfoten in den Rumpf. Egal, jetzt war er wenigstens wach! Wedelnd drehte ich mich um und zog ihn auffordernd am Ohr.

„Wer zuerst am See ist!“, rief ich.

Die Erlaubnis dazu hatten wir ja schon, fand ich. Was sollte Runa dagegen haben? Der Rest des Rudels war schließlich bereits am See.


[Avis und Kimya]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 17.04.2017

Der Fremde kletterte auf der Sympathie-Leiter Stück für Stück weiter nach oben. Mir war durchaus bewusst, dass das Fragenstellen einer meiner Charakterzüge war, mit dem nicht jeder Wolf umgehen konnte. Aber dieser hier ließ sich – falls es ihm missfiel – keine Missbilligung anmerken, sondern beantwortete jede einzelne Frage ruhig und so ausführlich wie nötig. Ich empfand das als äußerst zufriedenstellend und schob den Rüden gedanklich drei Stufen auf der Leiter in meinem Kopf nach oben. Während ich noch dieses Gedanken-Sympathie-Spiel spielte, spürte ich, wie Erasmus zu uns trat und ein wenig abseits stehen blieb. Das war mir durchaus recht. Ich tat als hätte ich ihn nicht bemerkt, ignorierte ihn einfach und konzentrierte mich stattdessen wieder auf das Gespräch, in dem Malik, so der Name des Fremden, das Spiel umdrehte und nun seinerseits Fragen stellte. Als Skadi antwortete und den Rüden ausführlich darüber aufklärte, aus wie vielen Wölfen unsere Gemeinschaft bestand, drehte ich den Kopf zu ihr und sah sie ein wenig ungläublich an. Das war für meinen Geschmack ein wenig viel Information für einen Fremden, den wir trotz aller Sympathie gar nicht kannten. Aber ich hielt meinen Mund, sie würde schon wissen, was sie tat. Dachte ich, bis sie eine Jagd vorschlug.

„Du willst doch nicht wirklich bei dem Wetter jagen?“
fragte ich noch ungläubiger und deutete mit dem Kopf gen Himmel. Trotz der kurzen Erfrischung war es noch immer viel zu heiß. Ich verspürte keine wirkliche Lust mich vor Einbruch der Nacht großartig zu bewegen. Wir würden wahrscheinlich überhitzt zusammenbrechen, bevor wir irgendein Beutetier überhaupt aufgestöbert hatten.

„Lass uns lieber noch ein wenig am See verschnaufen, bevor wir weiterziehen. Und uns vorher ausruhen. Den anderen wird eine Erfrischung auch gut tun.“


Deka konnte sicher ein wenig Wasser gebrauchen. Und ich war mir sicher, dass die Welpen auch nicht so bald erneut Lust verspürten Jagen zu gehen. Skadi konnte auch allein mit dem Rüden gehen – aber das schien mir noch weniger angebracht zu sein als eine gemeinsame Jagd. Ich verzichtete darauf, die Erlaubnis des fremden Rüden für die Nutzung des Sees einzuholen. Malik war zwar zuerst hier gewesen, jedoch war das Gewässer groß genug und er hatte selbst klargestellt, dass er keinen Anspruch auf dieses Revier erhob.

„Ah, und mein Name ist übrigens Tryss“, fügte ich noch an. Und damit waren dann auch alle Fragen des fremden Rüden zufriedenstellend beantwortet. Obwohl ich nicht glaubte, dass er darauf so viel Wert legte, wie ich es tat.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 21.04.2017

Mein Kopf arbeitete trotz der sengenden Hitze mit den Informationen die ich bekommen hatte und verarbeitete weiter was meine Augen sahen. Ich fühlte mich nicht von meinen Besuchern bedroht und gleichzeitig wirkte ich auch nicht so, als ob ich befürchtete dass sich dies in den nächsten Minuten vielleicht ändern konnte. Ich vertraute auf meine Kraft und auf meine Erfahrung, die mich weiterhin entspannt und selbstsicher zeigte. Ich lauschte der Wölfin Skadi und fragte mich ob sie oder wer sonst der Leitwolf ihrer Gruppe war von der sie erzählte. Da sie mich so unverblümt zu einer Jagd einlud, vermutete ich, dass sie sich vielleicht in einer solchen Position befand. Aber ganz sicher war ich mir nicht – ich dachte wahrscheinlich einfach zu viel nach und wartete auf Anzeichen, die es nicht immer gab. Den dritten Wolf faste ich kurz ins Auge, doch da er sich noch weiter entfernt am Wasser aufhielt und hinterher sich Abseits zu uns gesellte, schloss ich ihn als Kandidaten zum Schutz des Rudels vorerst aus.

 Schließlich ich teilte den Einwand von Tryss, für eine Jagd war es viel zu heiß. „Er hat recht. Wenn euch nicht der Hungertot quält, solltet ihr lieber in den Schatten der Baume und Sträucher Schutz vor der Sonne suchen.“, richtete ich mein Wort nach einem zustimmenden Blick auf Tryss an Skadi. Innerlich war ich durch ihre Einladung Zwiegestalten. Ein Teil von mir freute sich und machte übermütige, jugendhafte Sprünge, mein Verlangen nach Familie und Gemeinschaft wollte mich vorschnell und unüberlegt sofort Antworten lassen. Mein Bauchgefühl wollte ja sagen und mein Kopf bremste dieses Gefühl kontinuierlich aus. Ich konnte es nicht vermeiden das ich Skadi lange dabei ansah, während ich überlegte.
Was hatte ich schon groß zu verlieren? Freundlich nickte ich, „Aber ich helfe euch gern wenn ihr in einer Dämmerung aufbrechen wollt.“, sagte ich, als hätte es die kurze Pause von mir nicht gegeben. Und dank meiner Gastfreundschaft geschuldet, schien es nun so, als wägte Tyrss ab den Rest ihres Rudels zum See zu holen. Das würde hier deutlich viel mehr leben bedeuten, vor allem wenn drei Welpen dabei waren. Sehnsüchtig wünschte ich diesen Moment herbei, aber wusste auch nüchtern, dass es nicht mein Rudel war. Eifersüchtig  könnte ich nun den See für mich beanspruchen und mein friedliches Verhalten umkrempeln. Aber ich tat es nicht und verbannte diese negativen Gedanken einfach ans hinterste Ende meines Kopfes. „Holt beruhigt die anderen.“, meinte ich verständnisvoll und an Tyrss gewandt, der sich anscheinend um die anderen sorgte. Ich wusste nicht wie lange diese Gruppe schon ohne Wasser auskommen musste, vielleicht war jemand dabei der ganz dringend Wasser benötigte? Und dann sagte ich zu Skadi, weil sie mir älter als Tyrss erschien, „Vor mir braucht ihr nichts zu befürchten, es ist genug Wasser für alle da.“, sagte ich – weiterhin bereit zu teilen, wenn sie es taten. Ich würde keinem von ihnen zu nahe kommen wenn sie misstrauisch wären. Ich konnte mich durchaus damit begnügen ihrem Treiben an der Wasserstelle aus der Ferne zu betrachten.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 26.04.2017

Kimyas Worte ließen meine Kehle eng werden, aber die aus seinem fang zu vernehmen machte mein Herz  weich. Es war nicht gut, was zwischen uns geschehen war und Worte waren viel schlimmer als körperliche Schmerzen. Sie hinterließen Narben auf unseren Seelen und ließen sich nicht mehr so schnell fortwischen. Aber mein Bruder hatte recht, wir waren aus demselben Blut und hatten das gleiche Ziel vor Augen. Ich liebte ihn, fest verankert bis in die Grundfugen jeder meiner Zellen, auch wenn ich ihm dies wohl nie richtig innig zeigen konnte. Das war sein Part. Einfühlsam und sanft. Eigentlich müsste Kimya viel besser zu Chu passen, aber wir waren jetzt eben zu dritt. Wenn ich eben der dumpfe Stein und Trotzkopf der Gruppe war, der nicht viel Gutes zu sagen hatte, dann war es ebenso. Ich war kein Träumer, sondern Realist! Die Zeit als ich blind von Abenteuern träumte und an alles Gute glaubte war vorbei. Zerrissen und zerbrochen in den Pfotenabdrücken die unsere Mutter hinterlassen hatte.
Mit einem Ruck kehrte ich aus meiner Gedankenwelt zurück, mitten als Chu aufsprang. Kimyas Worte hatte ich dumpf gehört, sparte mir aber einen Kommentar wozu wir Runa um Erlaubnis fragen sollten. Wie er bereits bemerkt hatte waren die Anderen bereits am Wasser und wir kannten den Weg. Ich glaubte ihn allerdings nicht, dass er Durst hatte. Das war ganz eindeutig eine Manipulation. Wenn ich sagte ich hab Durst geht Avis bestimmt mit, wenn ich aber sagte ich will wissen, wo das Heulen herkommt…ja dannnnnn. Ich schüttelte leicht den Kopf und mir warf man Leichtsinn und Übermut vor? Pah! Chu war sofort Feuer und Flamme und wollte eigentlich schon los, allerdings ließ mich ihr Kommentar die Miene verziehen. Tamias? Bisher war noch kein Wolf zurückgekehrt und Tamias wurde es auch nicht. Ich wollte nicht, dass Chu sich Hoffnungen machte, die dann die Wasserblasen zerplatzen würden. Ich wollte überhaupt nicht, dass Irgendjemand traurig war.

„Es klang nicht wie Tamias…“
Ich brummte.

„Na dann los, lasst uns zum Wasser gehen, aber wir müssen trotzdem aufpassen, wer weiß was los ist. "



Ich schaute die Beiden ernst an, so als erwartete ich eine eindeutige Zustimmung. Wann bitte war ich denn hier zum Obermoralapostel mutiert? Die letzte Zeit war wirklich nicht gut und dieser seltsame Traum und die Hitze taten offenbar ihr Übriges. Zielstrebig und mit schnellen Schritten setzte ich mich in Bewegung. Ich konnte das feuchte Wasser fast auf der Zunge schmecken, aber viel wichtiger war der Fremde.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 03.05.2017

Ich verdrehte innerlich die Augen, als ich Tryss Einwand einer sofortigen Jagd vernahm.
Als ob ich mich jetzt freiwillig weiter bewegen würde als ich müsste
Aber auch Malik schien mich anders verstanden zu haben. Ich schüttelte sanft den Kopf.

"Natürlich würde ich nicht bei der Mittagssonne los ziehen, Tryss. Aber in der Nacht hätten wir mit Malik bessere Chancen auf einen Erfolg und einer wirklich sättigen Mahlzeit für uns alle."

Erklärte ich - zu Tryss gewandt. Dabei sprach ich ruhig, obwohl ich ihn in Gedanken ein Mal mit dem Kopf unter Wasser gluckerte.
Also wirklich, so Hitzköpfig wäre ja noch nicht ein Mal Tamias gewesen

Dann blickte ich wieder zu Malik. Um meine Worte noch ein mal zu bestätigen, nickte ich ein Mal.
Er beteuerte dann endlich seine Hilfe für die Jagd - mit den Bedingungen dies erst bei Dämmerung zu tun, was für mich auch nicht anders in Frage kam. Kurz funkelten meine Augen. Meine Nase streckte sich instinktiv in die Luft um kurz nach einer Fährte zu suchen.
"Ich schätze das auch Beutetiere hier zur Tränke kommen?"

Fragte ich dann den Rüden. Meine Idee war es, einfach auf die Beute zu warten; Sie dann zu verfolgen und erfolgreich zu erbeuten. Das würde uns die Kraftaufwendung der Beuteaufspürung ersparen.
Ich freute mich auf die Jagd. Seit Alvarez und Tamias uns verlassen hatten, wurden die Jagden auf großes Wild immer seltener. Die Welpen halfen zwar bei der Aufspürung und Fährtenlesung. Auch zum Fluchtweg abschneiden warne sie schon eine kleine Hilfe. Aber die Kraft der Rüden beim Erlegen fehlten dann doch. Und mit Erasmus hatten wir zwar einen Rüden gewonnen - aber er kam zu einem gänzlich schlechten Zeitpunkt dazu. Ganz zu Beginn mussten wir für ihn jagen. Ich musste zugeben, ich wusste gar nicht genau wie gut er sich als Jäger machte.
Und meine Zurückgezogenheit durch die Wut auf Tamias machte das alles auch nicht gerade besser.
Aber nun stand hier ein Rüde der erfahren genug wirkte und in mir kribbelte die Aufregung auf. Endlich wieder laufen und reißen. Auspowern und richtig satt werden. Fleisch zerreißen.

Ich hatte nicht gemerkt, wie aus dem kurzen Funkeln in meinen Augen ein richtiges Strahlen geworden war, als ich über die bevorstehende Jagd nachdachte.
Als ich mich dann jedoch selbst ertappte, wurde mein Blick wieder ernster. Ich bewegte mich dann hinter Tryss weg zum Ufer und schüttelte dort kurz mein Fell aus, so dass es noch feucht genug war um für eine Abkühlung zu sorgen. Dann ließ ich mich auf die Hinterläufe nieder und suchte kurz den Blick zu Erasmus. Noch immer zog er sich etwas zurück.

[Bei Tryss und Malik | Erasmus im Hintergrund]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 03.05.2017

Der Ruf des Fremden hatte unser Gespräch völlig zerrissen. Aber vielleicht war das genau das beste was passieren konnte. Avis hatte zwar nicht mehr geantwortet - aber in seinen Gesichtszügen war so ein Blick getreten. So ein weicher und sanfter, fast mütterlicher Blick. So hatte ich ihn bisher nicht oft gesehen. Aber dieser Blick erzählte mir als jedes Wort, dass er hätte sagen können. Denn für große Gefühlsduseleien war er nicht gemacht. Eher würde er mich bitten das Maul zu halten oder mich auslachen, um seine Gefühle nicht zeigen zu müssen. Die Unterbrechung - und Beendung des Themas - kam also genau zur rechten Zeit. Ich wusste das Avis mich verstanden hatte und das er mir verziehen hatte. Zumindest war der Prozess des Verzeihens nun ins Rollen gekommen. Das so ein Vertrauensbruch nicht sofort gekittet werden konnte wusste ich inzwischen.

Chu war Feuer und Flamme und trieb uns Beide sofort an los zu laufen. Avis steckte sie auch an und auch ich folgte ein paar Schritte. Doch dann bremste ich mich selber aus und lief zu Runa. Ich schlich durch ihre Läufe durch, rieb meine Schnauze an ihrem Vorderlauf und blickte zu ihr auf. Zu meiner Lehrerin und meiner Freundin. Zu meiner selbst ausgesuchten Mutter.

"Ich passe auf Avis und Chu auf!"

Versprach ich ihr und lief dann meinem Bruder und Chu hinterher. So wie Avis Chus als Schwester adoptiert und in die Familie aufgenommen hatte, so hatte ich Runá. Ich mochte Chu, aber ich fühlte mich mit ihr nicht so verbunden, als könnten wir richtige Geschwister sein. Das lag wohl daran, dass Avis sie sehr für sich beanspruchte und ich gleichzeitig auch die Nähe zu Runá suchte. Aber es war für mich in Ordnung. So hatte jeder von uns seine Bezugsfähe.

Schnell hatte ich aufgeholt. Aus dem schleunigen Gehen war inzwischen ein Laufen geworden. Und durch mein dazu stoßen von hinten trieb ich die beiden noch weiter an. Wir liefen fast um die Wette. Und bald wurde die Luft schwüler. Das Wasser war fast vor uns.

Abrupt bremste ich ab.
"Stop!"
Rief ich zu Avis und Chu.

"Ich will verschnaufen. Ich will nicht außer Atem ankommen!"
Erklärte ich mich dann, rechnete aber damit, dass ich Chu und Avis nicht bremsen könnte.
Für mich war es nur wichtig, dass ich nicht völlig außer Atem ankam. Vielleicht mussten wir gleich fliehen. Oder uns erklären müssen. Da kam ich lieber in einem Zustand an, in dem ich Reden konnte ohne nach Luft zu schnappen.
Langsam ging ich weiter. Ich konnte Skadi, Tryss und Erasmus riechen. Ja auch den Fremden roch ich. Und das Wasser: Matsch und Morast. Nur noch wenige Büsche mussten uns von dem Anblick des Wassers trennen.

[Mit Chu und Avis auf dem Weg zum Wasser | Kurz vorm Ziel]