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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 24.02.2017

Nachdem ich meinen Durst gestillt hatte, stakste ich ein wenig weiter durch das Wasser. An einem solchen heißen Tag nahm ich mir die Zeit, mich wieder wie ein kleiner Welpe aufzuführen, der Spaß daran hatte durch das Wasser zu tollen. Auch wenn ich mich mit der energievollen Lebhaftigkeit eines Welpen nicht mithalten konnte, so wirkte ich doch sehr gut gelaunt während ich meine Bahnen durch das Wasser stampfte. Das kühle Nass hob meine Stimmung, weil ich der drückenden Hitze, die mich in die Knie zwingen wollte, für eine Weile entkommen konnte. Auf kurzer Sicht gedacht, ließ sich das Leben so doch gut leben – so lange mein Magen keinen Hunger signalisierte, der gestillt werden wollte.   
Als dann irgendwann die sirrende, stehende Luft mir schwerfällig einige neue Gerüche verriet, steckte ich meine Schnauze in die Höhe und versuchte mehr davon zu wittern. Ich konzentrierte mich darauf und nach einer Weile vermutete ich einen oder mehrere Wölfe in der Gegend. Still stand ich da, bis zum Bauch im Wasser und überlegte was ich mit dieser Information tun sollte. Fliehen? Nicht bei dieser Hitze, das wollte er vermeiden wenn es ging. Streitlustig das ganze Wasser für sich allein beanspruchen? Nein, das kam ihm nicht richtig vor bei dieser Hitze. Ich schlussfolgerte einfach, das diese Wölfe auf der Suche nach Wasser sein mussten, wieso sonst bewegten sie sich bei solchen Temperaturen und hatten den wenig tröstenden Schatten verlassen? Was ich nun tat, war wohl meiner guten Stimmung zuzuschreiben. Ich erhob meine Stimme zu einem freundlichen, einladenden Heulen, das über eine sehr weite Stecke zu hören sein würde. Hier war Wasser. Ich wollte es nicht allein für mich beanspruchen, meinen Durst hatte ich gestillt. Andere sollten dazu auch die Möglichkeit bekommen. So stampfte ich, nachdem mein Heulen geendet hatte, zurück zum Ufer. Ich wollte den Weg freimachen und nicht zwischen den Neuankömmlingen und dem Wasser stehen, das könnte eventuell zu einem Konflikt führen und den wollte ich vorsorglich aus dem Weg gehen. Kaum das ich einige Schritte an Land gesetzt hatte, schüttelte ich meinen Pelz und schritt langsam zurück in die Richtung wo sich mein kleines Lager unter dem Schatten eines Baumes befand.

[allein am See | reagiert mit einem freundlichen Heulen auf die Wölfe in der Nähe | verlässt das Wasser um den durstigen Neuankömmlingen platz zu machen]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 06.03.2017

Es war für mich unbegreiflich, wie Erasmus so viel reden und rumalbern konnte - bei dieser Hitze. Mir schien es so, als würden meine Läufe nur widerwillig dem Weg folgen. Als würde die Hitze meinen Körper in der gesamten Länge nach unten drücken und zum liegen zwingen wollen. Und Erasmus sprang wie ein junger Rüde der durch einen milden Frühlingsmorgen tobte. Und dabei erzählte er ohne Punkt um Komma - einen verrückteren Satz als den anderen. Zusammenhangslos Verwirrend.

"Was sind denn bitte Geheimnisse, die nicht geheim sind?"

- Hatte ich das gerade laut gefragt? Innerlich brummte ich mich selbst an. Immerhin tauchte die fremde Fährte auf und zog damit die Aufmerksamkeit von Erasmus ab. Tryss appellierte an den Überraschungsmoment und ich stimmte diesen mit einem stummen Nicken zu.

"Im Endeffekt ist es mir egal was das für eine Type ist, Hauptsache er beansprucht nicht das ganze Wasser für sich selbst. Wir sind zwar zu Dritt, aber nach viel Bewegung ist mir gerade nicht."

Zugegeben, es klang etwas grummelig und mies gelaunt, aber bei dem Gedanken um Wasser zu kämpfen konnte es mir bei dieser Hitze nicht freundlich gesonnen ergehen.
Zum Glück erreichte bald ein einladendes und freundliches Rufen meine Ohren. Ein sanftes Lächeln umschlich meine Lefzen, als mir dadurch die Sorge um starke Mühe abgenommen wurde.
Es dauerte nicht mehr lange, da konnte man das Wasser riechen. Wo sonst trockene und staubige Luft den Wald dominierte tauchte plötzlich der erfrischende und gesunde Waldgeruch auf. Eine leicht matschige und feuchte Note. Und es roch nach nassem Wolf. Nur kurz darauf leuchtete die Reflexion der Sonne in dem See vor meinen Augen auf. Wir waren angekommen und ich war mir ziemlich Sicher, dass wir nicht unbeobachtet auf das kühle Nass zugingen.

Zielstrebig steuerte ich auf das Wasser zu und schaute mich dabei genau um. Ein gutes Stück weiter links war eine nasse Uferstelle - und von dort führten nasse Pfotenabdrücke zu einem Baum- unter dem dessen Eigentümer lag. Ich suchte den Blickkontakt zu diesem Wolf und ging weiter auf das Wasser zu, während ich ihn ansah.
Er wirkte ruhig und friedlich. Es schien keine Gefahr von ihm aus zu gehen, so wie er es auch angekündigt hatte - und doch wusste ich, dass so manche stille Gewässer tief waren.

Meine Pfoten tauchten endlich in das Kühle Nass und langsam beugte ich meinen Kopf herunter um meine Kehle gierig mit Wasser zu benetzen - dabei ließ ich den Fremden nicht aus den Augen.

[Kommt beim Wasser an | Beobachtet Malik]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Rúna - 07.03.2017

Es war die Zeit, die mir die sichere Antwort gab, dass es den Jungwölfen und Erasmus gut ging und sich keiner von ihnen mit der schrecklichen Krankheit infiziert hatte. Mehrmals am Tag hatte ich sie besucht, hatte ihnen zusätzliche Nahrung gebracht, wenn wir anderen etwas Größeres erlegt hatten, und ihre Witterung überprüft. Doch nachdem der erste Schrecken über das Erlebte nachgelassen hatte, konnte ich keine Zeichen für eine Krankheit entdecken. Nach einigen Tagen, erst als in mir selbst jeglicher Zweifel ausgelöscht war, gab ich schließlich die erlösende Entwarnung für alle.

Trotzdem waren die erste Jagd und das, was dabei geschehen war, wie ein verheerender Erdrutsch über die ohnehin unruhigen Gewässer unserer kleinen Gruppe gekommen. Sie hatten die vertrauten Ufer hinfort gerissen, das gesamte Flussbett aufgewühlt und seinen Lauf unwiderruflich zerstört. Auch das Wasser selbst war schlammig trübe geworden und es würde noch deutlich mehr Zeit vergehen müssen, bis es wieder klar und ruhig in einem vertrauten Bett mit sicheren Ufern dahin fließen würde.

Kimya war es, dem die größte Sorge meines Herzens galt. Doch Skadis Wunden waren es, die mich am meisten schmerzten, denn sie waren von einer Art, die ich nicht einfach zu heilen wusste. Auch Chu hatte schwer an allem zu kauen, ebenso wie Avis. Auch ich brauchte meine Zeit, neben der Sorge um die Krankheit, in der ich versuchte meinen Weg zu finden.
Schließlich brachen wir auf, wir setzten unseren Weg fort. Den Weg, der wohl so etwas wie unser Ziel war. Und es tat gut, wir liefen, wir bewegten uns, fort von dem was wir erlebt hatten und die ständige Wachsamkeit, die das Wandern erforderte, die nötigen Jagden, erlaubten den Gedanken auch einmal einfache Wege zu gehen. Selbst der Schlaf brachte zumindest mir schon bald nur noch erholsame Schwärze. Nur an diesem Tag, als ich mich im dünnen Schatten des Wäldchens niederlegte, um der gnadenlosen Hitze wenigstens ein bisschen zu entgehen, war es anders…

Voller Neugier bewegte ich mich im Traum… folgte den Falken um letztlich SIE zu treffen…. für mich gab es keinen Zweifel wer die Wölfin war… auch die Wölfe an ihrer Seite waren mir vertraut, mancher mehr als der andere… und so vernahm ich die seltsamen Worte der Fähe…

Ich erwachte langsam, wie eine Feder die zu Boden schwebte. Ruhig blieb ich liegen, lediglich mein Kopf hob sich. Während die Ohren sich drehend der Umgebung lauschten und zeigte mir ein Blick in die Runde, dass ich nicht die einzige war, die so eben erwachte. Offenbar ließ die Hitze, die noch immer vom Himmel brannte, keinen lange ruhe. So dachte ich zumindest, nicht ahnend, dass auch sie denselben Traum geteilt hatten.

Dem Aufruf zum Wasser folgte ich noch nicht, blieb wo ich war und sah den drei aufbrechenden lediglich aufmerksam hinterher. Was ich sah erstaunte mich ein wenig, doch es weckte auch die Hoffnung, dass Skadi langsam ihren alten Weg finden würde. Schließlich wandte ich den Blick zu den jüngsten, Chu, Avis und Kimya und auch Dekaja schien vorerst hier zu bleiben. Noch in meinen Gedanken versunken vernahm ich plötzlich das freundliche Heulen eines fremden Wolfes. Sein Lied war einladend und trug die unverkennbar einsame Färbung eines Wanderers. Nun erhob ich mich doch, zumindest auf die Hinterläufe und lauschte, ob einer der drei ihm antwortet.

[bleibt am Lagerplatz und vernimmt Maliks Heulen]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 14.03.2017

Ich beobachtete Skadi aus dem Augenwinkel, während wir weiter vorangingen. Keine Regung deutete darauf hin, dass sie in Gedanken den Verlust von Tamias verarbeitete. Also verdrängte sie es doch? Und wie sollte ich ihr helfen ihr Lächeln wiederzubekommen, wenn sie sich den Ereignissen nicht stellte? Ihre Bitte verwirrte mich immer noch – und gemeinsam mit dem seltsamen Traum machte das den Nachmittag nicht gerade zu einem erfreulichen Zeitvertreib. Und dann war da auch noch Erasmus, der irgendwelches seltsames Zeug vor sich hin brabbelte. Ich brummte unzufrieden. Es ärgerte mich, wie unbesorgt er war. Und es ärgerte mich ganz besonders, weil das eigentlich meine Aufgabe war. Ich war der lockere, jugendliche, Unfug brabbelnde Wolf, der immer fragte und neugierig war. Und jetzt kam dieser Erasmus daher und spielte den Hofnarren.

„Was um alles in der Welt ist eine Party?“
fragte ich ihn, während Skadi sich nach dem ungeheimen Geheimnis erkundigte. Wo auch immer er solche seltsamen Worte aufgeschnappt hatte. Ich schüttelte den Kopf, den ich zuvor zu ihm gewandt hatte, um ihn verständnislos anzusehen, und trabte weiter. Skadi hatte noch nicht entschieden, ob wir dem fremden Wolf einen Gruß schicken wollten, als er es seinerseits tat. Es klang einladend und es kam aus der Richtung, aus der der Geruch des Wassers kam. Der Fremde musste sich wohl an der Wasserstelle befinden. Vielleicht würde der Tag ja doch noch besser werden. Wir schienen auf eine Antwort zu verzichten, weil der Ruf nicht allzu weit entfernt war und in der Tat dauerte es nicht lange, bis ein See in Sicht kam. Das Gelände wurde morastig – was in Kombination mit der Hitze keine besonders angenehme Luft ergab. Aber hey, da war Wasser, also was sollte es. Sobald das Wasser in Sicht kam, schob ich mich an Skadi vorbei und lief ohne Umschweife in den See. Ich seufzte erleichtert, als das kühle Wasser meine Pfoten umspülte. Ich senkte den Kopf, trank gierig und spürte, wie die Flüssigkeit meine trockene Kehle entlangrang und wie eine erfrischende Sommerbrise meinen Körper wieder auf Trab brachte. Ich merkte mit jedem weiteren Schluck, wie durstig ich gewesen war.

„Das war nötig“,
murmelte ich, als ich meinen Durst gestillt hatte und zufrieden den Kopf hob. Ich fühlte mich ein wenig klarer in meinen Gedanken, erfrischt, mit neuen Lebensgeistern gefüllt. Eben wieder ein wenig mehr wie der Tryss, der ich noch vor einem halben Jahr gewesen war. Ich nutzte die Gelegenheit, um wie Erasmus ein wenig albern zu sein. Ich legte mich in den See hinein, tauchte den Kopf unter Wasser und kam abrupt wieder an die Oberfläche, sodass es nur so spritzte. Ich wollte gerade anfangen zu kichern wie ein Welpe, als mein Blick auf einen Baum fiel, der ein wenig entfernt stand. Darunter lag eine Gestalt – wohl der fremde Wolf. Den hatte ich beinahe vergessen. Ich rappelte mich wieder auf, wobei das Wasser von meinem durchnässten Pelz tropfte. Ich schüttelte mich und trabte zurück ans Ufer. Ich blieb einen Moment stehen, blickte zu Skadi und überlegte, ob ich um Erlaubnis bitten musste. Aber Skadi war nicht unsere Leitwölfin, und ich hatte auch vorher nie um Erlaubnis gebeten. Also trabte ich langsam, aber voller Neugier auf den Fremden zu. Einen Pluspunkt hatte er schon gesammelt: Er war nicht so vorlaut und aufdringlich bei unserer ersten Begegnung wie Erasmus. Konnte also nur besser werden.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 23.03.2017

Als ich erwachte, fühlte ich mich wie erschlagen. Zu einem durch die Hitze, die mich erdrückte - im Traum war es doch so schön kühl! Und dann die ganzen Bilder und Emotionen, die ich dabei empfand. Sie ließen mich nicht los. Da war diese Wölfin, sie hatte einen Pfeil in ihrer Brust, und doch schien sie so sanft und ruhig. So liebevoll und fürsorglich. Bis sie das stottern begann - es schien ihr so wichtig zu sein, dass wir zueinander halten und uns lieb haben sollten auf dem Weg. Ich weiß, dass ich ihr im Traum versichern wollte, dass wir aufeinander acht gaben. Das es mir so wichtig erschien wie selten etwas anderes, ihr zu versichern, dass wir uns nicht streiten würden.
Und dann waren da noch Tryss, Tamias und Kaya. Zwei von ihnen hatten uns verlassen, sollte Tryss etwa der nächste sein, der geht?
Er war es auch, der direkt beim erwachen aufgestanden war und ging - aber er fragte um Begleitung. Erleichterung

Aber ich muss ihm unbedingt sagen, dass er bei uns bleiben muss!

Dann kam Bewegung auf; Skadi und Erasmus schlossen sich Tryss an und kurz darauf kam Avis zu Chu und mir. Meine Augen waren noch immer geschlossen - alles hatte ich nur gehört. Erasmus und Skadi hatten sich mündlich angekündigt und Avis Laufgeräusche konnte ich blind erkennen.

"Es ist so heiß"

Es war nur ein kurzes hauchen. Ich wollte nur zeigen, dass ich wach war. Aber jedes Wort schien an zu strengen.
Und trotzdem, es war jede Anstrengung Wert das folgende zu sagen:

"Ich hab dich lieb, Avis"

[Lagerplatz | Bei Chu und Avis]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 25.03.2017

Ich wusste nicht ob es an meiner freundlich verfassten Einladung lag, dass wenig später die anderen Wölfe sich dem See näherten. Der Teil von mir der sich nach Familie, einem Rudel und Gemeinschaft sehnte nickte eifrig, fast hektisch und ließ überhaupt keinen Zweifel daran zu und im hintersten Eckchen meines Kopfes murrte leise die Stimme der Vernunft, die mit einer viel nüchternen und rationaleren Begründung daher kam. Aber keinem von beidem Stimme ich zu und befasste mich her damit die Neuankömmlinge aus sicherer Entfernung zu beobachten. Ich hatte den See „freigegeben“, so dass sie ungestört ihren Durst stillen und sich etwas abkühlen konnten. Gewissermaßen erwartete ich im Gegenzug, dass man mich respektvoll in Ruhe ließ – sollte meine Anwesenheit missfallen. Wir könnten uns einfach gepflegt aus dem Weg gehen, ohne irgendwelche Auseinandersetzungen… Wasser war genügend für alle da, selbst wenn es drauf hinaus laufen sollte sich nun täglich hier am See zu begegnen.
 
Drei Wölfe waren es die ich sehen konnte. Ein kleines Rudel…, ging mir grübelnd durch den Kopf und meine Ohren waren gespitzt in ihre Richtung gestellt und ich schaute wohl etwas zu dreist direkt zu ihnen. Ich entschuldigte dies für mich einfach mit Neugier und Vorsicht. Jeder der Wölfe stillte zuerst seinen Durst und ich fragte mich, während ich weiterhin fast unbewegt unter meinem Baum lag und nur zu ihnen herüber sah, wie lange es wohl her sein mochte dass sie eine Wasserstelle besucht hatten. Relativ schnell bemerkte ich, wie mich einer der drei Wölfe ebenfalls nicht aus den Augen ließ, während mindestens einer von ihnen mich für eine Weile vergas und verspielt anfing durch das Wasser zu toben. Ob ihr Leitwolf dabei war?, fragte ich mich, aber war mir durch meine Beobachtungen nicht wirklich sicher.
Während ich ihnen weiter zusah, legte ich mit einem leicht brummenden seufzen meinen Kopf auf die Vorderpfoten. Das Dasein als Einzelgänger gefiel mir überhaupt nicht und ich mochte mich auch nicht wirklich daran wieder daran gewöhnen. Noch stellte ich mich stur dabei an, mich überhaupt mit dem Gedanken abzufinden. Die Bezeichnung für das aufgekommene Gefühl wollte ich auch nicht in meinen Gedanken Gestalt annehmen lassen – ich verdrängte es einfach.
 
Ich hob erst wieder meinen Kopf, als einer der drei sich von den anderen löste und direkt auf mich zukam. Sofort war mein Haupt aufmerksam wieder aufrecht und meine Ohren waren ebenfalls neugierig aufgestellt. Kühn, mutig…, ich suchte noch nach einer Bezeichnung für den jungen Wolf der da so unverfälscht näher kam. Der Teil von mit der vorhin schon  so außer sich war, hätte jetzt fast Purzelbäume geschlagen. Aber ich war nicht die Art Persönlichkeit die so etwas offen nach außen trugen. So verharrte ich einfach nur ruhig und hatte meine Gefühle fest im Griff und verbarg sie zum Teil sogar vor mir hervorragend. „War das Wasser erfrischend?“, fragte ich den Jungwolf als er nah genug heran gekommen war. Ich war freundlich, geduldig und irgendwas an meinem Tonfall musste wohl verraten das ich wusste wie man mit Welpen oder heranwachsenden Wölfen umgehen sollte. Ich durfte mir in der Vergangenheit von meiner Familie anhören, dass sie fanden das ich ein toller Vater, Onkel oder Aufpasser war – jedenfalls so lange bis ich bei irgendetwas streng durchgriff, dann redete man anders über mich. Aber hier und jetzt hegte ich keinerlei Absichten besonders aggressiv und abweisend aufzutreten. Von Neugier geprägtes Interesse überwiegte derzeit alles.

[am Moorsee | liegt unter seinem Baum | spricht Tryss an]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 26.03.2017

Dieser Traum. Dieser seltsame Traum. Was eigentlich ein Alptraum hätte sein müssen, wurde von einem seltsamen Gefühl der Ruhe und Friedlichkeit überlagert. Normalerweise hätte ich schon beim Anblick der tödlich verwundeten Wölfin Angst bekommen müssen, doch sie wirkte so sanft und friedlich, ihre Stimme strahlte eine solche Kraft aus, dass ich mich nicht vor ihr fürchtete und mich absurderweise nur fragte, ob der Pfeil in ihrer Brust vielleicht nur so eine Art Zierde war. Sie klang nicht wie ein sterbender oder auch nur verwundeter Wolf. Und dann war da plötzlich auch Tryss neben einem fremden Wolf und … Tamias. Ich wollte zu ihm laufen, fiepend und wedelnd, aber die seltsame Wölfin stellte sich mir in den Weg. Ich konnte mich nicht bewegen, mein Körper blieb wie festgenagelt an ein und derselben Stelle. Dabei bemühte ich mich so sehr! Inzwischen zuckten nun auch meine echten Läufe und ich winselte im Schlaf. Erst als ich plötzlich einen weichen, warmen Körper neben mir spürte, wurde ich ruhiger. Der Traum war vorbei. Eine Weile dämmerte ich noch im Halbschlaf vor mich hin, genoss den weichen Pelz und das vertraute Gefühl von Avis Körper an meiner Seite. Ohne ihn wäre sicher gleich der nächste Alptraum gefolgt,  jetzt fühlte ich mich stattdessen gut aufgehoben, kuschelig und sicher. Ein paar nichtssagende, beruhigende Bilder von Sommerwiesen und von Ayana mit aufgeschürften Knien und einem Strauß selbstgepflückter Blumen in der Hand zogen noch an mir vorüber, dann wachte ich von Kimyas Flüstern auf. Verschlafen blinzelte ich die beiden Brüder an, eine Spur Verwirrung in meinen Augen. Noch war ich nicht ganz im Hier und Jetzt angekommen. Wollte ich auch gar nicht. Mit einem Seufzen steckte ich die Schnauze in Avis Pelz und versuchte, wieder einzuschlafen. Konnte ich aber nicht. Auch wenn ich regungslos in dieser Position verharrte, ich war wach, und meine Ohren hatten sich bereits wie von selbst nach hinten gedreht, damit ich Kimyas leise Worte besser auffangen konnte.


[Lagerplatz | Avis & Kimya]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 26.03.2017

Wohltuend bahnte sich das kühle Wasser den Weg durch meinen Hals. Benetzte die trockene Zunge und floss vorbei an meiner rauen Kehle. Es umspülte meine heißen Pfoten. Mein Fell sog sich immer voller, die Abkühlung zog sich quasi wie von alleine von Pfote bis zum Bauch hoch - und sorgte somit für einen kurzen Schauer, der mir durch den ganzen Körper fuhr.
Doch während dessen behielt ich durchgehend den Fremden im Blick. Selbst Tryss Freudetanz - direkt neben mir - lenkte meinen Blickkontakt nicht ab. Erst als Tryss direkt auf den Fremden zu ging, blickte ich mich kurz um, ob noch andere Wölfe in der Nähe waren. Doch da schien die Nase uns keinen Streich gespielt zu haben, wir schienen zu viert zu sein. War der Wolf alleine unterwegs? Hatte er sich für den Ausflug zur Abkühlung kurz heraus gezogen? War dies hier sein Revier, oder war er wie wir nur am vorbei ziehen?

Die Fragen die sich in meinem Kopf bildeten zogen mich hinter Tryss her - so watete ich durch das inzwischen Bauchhohe Wasser dem jüngeren Rüden hinterher und auf den Fremden zu.

"Wir haben keine Grenzmarkierungen gerochen, als wir in dieses Gebiet kamen."

Erklärte ich unser zielgesteuertes Auftreten und kündigte uns somit durch die Blume als reisende Gruppe an. Bisher schien er weiterhin freundlich gesonnen zu sein. Er war sehr aufmerksam und hatte die Ohren direkt auf uns gerichtet. Dabei blieb er aber angenehm ruhig und distanziert. Im Rückschluss tatsächlich so distanziert, dass ich - nach Tryss natürlich - den ersten Schritt auf ihn zu ging. Ich wollte seine Absichten erfragen. Wissen, ob wir neben ihm den See als Erfrischung nutzen konnten, solange die Hitze die Reise so erschwerte.
[Am See |Geht auf Malik zu]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 27.03.2017

Ich blies Luft durch meine Nase und selbst da noch war sie unerträglich heiß. Ich konnte Chu neben mir atmen hören und spürte ihren Herzschlag, so richtig zur Ruhe kam ich dennoch nicht mehr. Ziemlich schlechte Idee, es war viel zu warm für engen Körperkontakt, aber ich brauchte das jetzt eben einfach. Nach allem was in letzter Zeit passiert war, tat es mir innerlich ziemlich gut Nähe zu erfahren und auch zu geben, auch wenn mir das selbst eigentlich unheimlich war. Wenn man aber genauer darüber nachdachte, Traum, Hitze, kein Wunder, dass ich mich komisch benahm. Ich blinzelte kurz und schaute mitten in Chus Fell, als diese sich bewegte und unruhig wurde, kurz danach aber wieder still weiter schlief. Ob sie wohl genauso etwas träumte wie ich? Egal, ich war da und zum Teufel, ich würde sie beschützen, sie hatte genug erleiden müssen, es war an der Zeit endlich mal wieder etwas Schöneres zu erleben. Aber war uns das vergönnt? Bisher war unser Leben doch eigentlich nur von solchen Situationen geprägt. Momente die einschneidend jedes Mal das bisschen Normalität zerrissen und für immer veränderten.

Neben mir bewegte sich mein Bruder, ich drehte den Kopf und schaute ihn an, er lag nicht weit von uns entfernt, hob aber den Kopf nicht. Wunderte mich auch nicht, seine Aussage sprach das au, was ich auch dachte. Es war viel zu heiß und jede Bewegung war zu viel. Doch dann sagte er etwas, was mich meinen Kopf weiter drehen ließ. Ich kniff kurz meine Augen zusammen und leckte gleichzeitig über meine trockene Nase. Kimya lag weiterhin genauso da wie zuvor. Hatte ich mir das eben nur eingebildet oder hatte mein Bruder mir eben gesagt, dass er mich lieb hatte. Nach unseren Zusammenprall hatten wir wenig miteinander gesprochen, uns aber auch nicht großartig gemieden. Wahrscheinlich hatten bis bislang beide um alles drum herum geschlichen und niemand hatte deswegen etwas gesagt. Dass er ausgerechnet jetzt etwas sagte wunderte mich. Mein Fang war plötzlich staubtrocken und mir kam die Hitze noch drückender vor. Doch ich konnte und wollte es nicht unkommentiert lassen. Mein Bruder hatte schließlich einen Schritt in meine Richtung gemacht, also musste ich ihm entgegen kommen. Ich drehte mich und kroch mehr, als dass ich lief zu ihm und ließ meinen Kopf einfach auf seinen Rücken fallen. Ich schloss die Augen und knurrte mehr rau

„Ich dich auch du Knallkopf, dich und unsere neue Schwester!“

Wer mit Schwester gemeint war stand außer Frage und auch das ich sicherlich nicht zum Schmusewolf mutieren würde, aber da sich grad eh Niemand für uns zu interessieren schien konnte ich auch weiter den Softwolf spielen. Mitten in der Ruhe hinein aus dem nichts erklang plötzlich ein Heulen. Meine Ohren zuckten und mein Kopf fuhr hoch, eindeutig keiner von uns, es war fremd! Sofort ging mein Blick über die Lichtung, außer Runa konnte ich keinen hier mehr ausmachen.

„Ein Fremder?“

Meine Stimme plötzlich hellwach und etwas lauter. Alles was zuletzt fremd war hatte uns nichts als Ärger bereitet.

[liegt bei Kimya und Chu, hört plötzlich Maliks Heulen]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 03.04.2017

Der Fremde machte keine Anstalten aufzustehen. Er blieb einfach ruhig, auch als ich noch näher kam. Ich bewegte mich so lange auf ihn zu, bis ich den Punkt erreicht hatte, an dem man es gemeinhin als aufdringlich und unangenehm empfand, wenn das Gegenüber noch näher kam. Dort blieb ich stehen, weil ich dem Rüden keineswegs auf den Nerv fallen wollte, so wie Erasmus es bei uns getan hatte – und weil ich im Zweifelsfall genügend Abstand haben wollte, falls eine Flucht nötig werden sollte. Man lernte ja auch dazu. Ein bisschen zumindest. Aber der Rüde machte keine Anstalten irgendeine Form von Aggressivität zu zeigen.

„Ja, sehr sogar, danke“, antwortete ich rasch auf seine Frage und die Rute pendelte dabei leicht, denn es war wirklich ein sehr angenehmes, kurzes Bad gewesen – und dringend notwendig. „Allerdings wäre bei dieser Hitze wohl auch jede brühwarme, schlammige Pfütze eine Erfrischung gewesen.“

Ich hatte meine flachsende Antwort gerade beendet, als Skadi zu uns trat – und sich ganz förmlich erklärte. Ich war versucht die Augen zu verdrehen, aber ich ließ es, wusste ich doch, dass das zu den Höflichkeiten erwachsener Wölfe gehörte – selbst wenn der Rüde überhaupt keine Zeichen von Unmut darüber zeigte, dass wir hier eingedrungen waren. Im Gegenteil hatte er doch auf seine Art und Weise für uns Platz gemacht.

„Ist das überhaupt dein Revier?“,
fragte ich daher und legte den Kopf welpenhaft neugierig zur Seite. „Oder bist du wie wir auf der Durchreise? Wer bist du denn überhaupt? Und wo ist dein Rudel?“

Und wenn er keines hatte, war er wohl auf der Suche nach einem? Vielleicht wollte er sich uns anschließen? Ich warf einen flüchtigen Seitenblick auf Skadi, ließ die Augen aber sofort wieder Richtung des Fremden wandern. Ich konnte noch nicht sagen, ob der Fremde mir sympathisch war. Zumindest unsympathisch war er nicht, schien ruhig und überlegt. Vielleicht genau das, was unsere Gemeinschaft jetzt brauchte? Sogar das, was Skadi brauchte? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht der Wolf war, der ihr ihr Lachen zurückgeben konnte – aber vielleicht ein Rüde, der sie Tamias vergessen ließ? So wie unser Fremder? Nichts war unmöglich – so viel hatte ich auf unserem Weg immerhin gelernt.

[Bei Malik und Skadi (und Erasmus) am See]