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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 23.06.2018

Okay, das waren also die Blumen und was jetzt? Ich verlangsamte meine Schritte und blieb schließlich stehen. Wir hatten sie gefunden, aber was war in unserem Traum als Nächstes passiert?

„Kimya?", fragend drehte ich mich um.

Erst jetzt merkte ich, dass der Welpe gar nicht mehr hinter mir war. Ich schaute mich um und entdeckte ihn schließlich ganz in der Nähe, wo noch mehr dieser Blumen wuchsen. Vielleicht sollten wir ihnen weiter folgen? Ich trabte zu Kimya und betrachtete erneut die gelben Blütenblätter. Warum sind sie uns vorhin nicht aufgefallen? Der Welpe wälzte sich währenddessen im Gras. Verwirrt blickte ich von oben auf ihn herab.

„Was machst du da?", fragte ich.

Belustigt schüttelte ich nur den Kopf über seine Euphorie, dann wurde ich wieder ernst.

„Weißt du noch was im Traum als Nächstes...", doch Kimya hatte bereits das größere Blumenfeld entdeckt und war wieder aufgestanden.

Er rannte voraus, während ich ihm nur langsam folgte. Der Rüde sprang an mir hoch und ermutigte mich, schneller zu laufen. Vielleicht war es ja gar nicht wichtig, was als Nächstes passiert war, und es ging nur darum, dass wir die Lichtung fanden. Auf welchem Weg, war egal, solange wir nur weitergingen.
Allerdings waren die Blumen ja auch von Bedeutung...
Schnell rannte ich hinter Kimya her, so aufgeregt, dass ich beinahe selbst ein paar der Blumen zertrampelt hätte. Ich senkte den Kopf und schnupperte, doch am Geruch der Blumen hatte sich leider nichts verändert.

„Vielleicht geht es ja gar nicht um die Blumen", sagte ich zu Kimya gewandt.

Sondern nur darum, dass wir den Weg zur Lichtung finden, dachte ich den Satz zu Ende, doch ich sprach ihn nicht laut aus. Auf einmal kam mir diese Theorie sogar ziemlich absurd vor. Wortlos setzte ich mich neben den Welpen, blickte auf das riesige Blumenfeld vor uns und wartete.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 24.06.2018

Achso, die Wölfin. Na dann war ja alles klar, warum wir plötzlich Falken sahen und Bäche und Blumen auftauchten, die vorher noch nicht hier gewesen waren. Nicht. Langsam beleidigte mich dieser Traum ein wenig – war er doch offenbar sehr viel spannender als eine meiner Abenteuer-Geschichten. Sogar die kleine Chu, eben noch meine aufmerksamste Zuhörerin, schien von dieser seltsamen Lichtung zu sehr abgelenkt zu werden, als dass ich weitererzählen konnte. Ich unterdrückte ein theatralisches Seufzen – wollte die Kleine ja nicht noch weiter verunsichern – und folgte dann erst einmal artig dem Tross, der sich am Bach entlang in Bewegung setzte. Es war nicht so, dass ich die Geschichte mit der Wölfin nicht kannte – sie wurde ja jedem förmlich entgegengeschleudert, der neu in diese Gruppe kam. Was nicht schlimm war, es war eine ganz ansehnliche Erzählung. Spannend gestaltet, allerdings fehlte ein bisschen die Pointe, der Schluss. Wie sollte es den auch geben, wenn wir in diesem Norden noch nicht angekommen waren? In jedem Fall hatte ich für mich beschlossen, den anderen weiterhin gerne das erzählen dieser Geschichte zu überlassen. Meine eigenen waren mir lieber – die waren wenigstens ausgegoren und hatten ein Ende.

„Am besten wären doch noch mehr Wölfe. Je mehr wir sind, desto besser wird die Reise. Man kann nie genug Gesellschaft haben, hm? Ich hätte da einen alten Weggefährten, mit dem ich das ein oder andere Abenteuer erlebt habe. Der würde wirklich gut in unseren kleinen Reisetross passen.“


Für Was-wäre-wenn-Szenarien war ich dagegen immer zu haben und so fiel es mir auch nicht schwer, auf Tryss' Frage direkt einzugehen, während ich eine Pfote vor die andere setzte. Mein Blick huschte kurz nach vorn zu Dekaja und Kimya, die schon einige Längen voraus waren und sich offenbar noch immer mit diesen Blumen beschäftigten. Dann fiel mein Blick allerdings auf Rúna. Die Fähe hatte äußerst wenig gesprochen in den letzten Stunden. War sie mürrisch? Oder besorgt? Ich schob mich ein wenig von Chu weg, hin zu der Fähe und begann ein paar Schritte neben ihr zu laufen, bevor ich schließlich fragte:

„Was ist mit dir, Fähe? Was würdest du gerne auf der Lichtung finden? Oder bist du mit deinen Gedanken schon dort angekommen?“


Sie wirkte irgendwie abwesend. Hm, vielleicht gefiel ihr auch einfach das Gesprächsthema nicht, wer wusste das schon. Dass ihr womöglich das Gespräch zu viel war oder sie sich Sorgen darum machte, was wir finden könnten, daran verschwendete ich keinen Gedanken. In meinem Kopf war kein Platz für Negatives – und schon gar nicht für Überlegungen darüber, dass jemand etwas so Aufregendes, so Abenteuerliches, nicht spannend finden konnte.

[Am Bach | bei Skadi, Tryss, Malik, Chu und Rúna]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 24.06.2018

Ich hatte mich weit von den anderen zurückfallen lassen und befand mich eine ganze Weile eher in der stillen Gesellschaft von Rúna, deren Schweigen für mich ganz angenehm war. Auch wenn sie schwieg, ihre Augen vermittelten etwas Warmes und Einladendes. Für das bedurfte es keiner Worte, die man aussprechen musste. Die Welpen waren zum Teil für mich nicht greifbar, da sie ab einem Punkt komplett dicht machten. Wegen Avis' Bemerkungen hatte ich doch tatsächlich mit den Zähnen geknirscht. Für mich war sein Verhalten ein Anzeichen dafür, dass das Herumtollen im See nicht ausreichend gewesen war, um sein Aufgestautes abzubauen. Was ich zu hören bekam, legte nahe, dass es viel gab, was den jungen Wolf aufwühlte. Einen Retter wollte er nicht, das zeigte er sehr deutlich. Und Chu schien mir sehr zurückhaltend, aber ehrlich zu sein. Dass sie Angst vor Wasser hatte, erstaunte mich nur kurz, nicht jeder war von dem Element angetan.

Irgendwann fielen mir die vermehrt aufkommenden gelben Blumen im Wasser des Bachs auf und mein Blick richtete sich ausschließlich darauf. Was der Rest gerade tat, ging in einem Teil an mir vorbei und ein anderer spielte sich deswegen völlig auf. Über alles, was um mich herum passierte, wollte ich genauestens Bescheid wissen, doch die zwielichtige Energie, die diese Welpen ausstrahlten, lud alles andere als dazu ein, sich mit ihnen befassen zu wollen. Vielleicht mit Chu als Ausnahme, sie zeigte am deutlichsten offene Zurückhaltung und sprang nicht von einem Extrem ins andere. Ich schüttelte meinen Pelz, um die aufsteigende Frustration von mir abzustreifen. Schnaufend sammelte ich mich wieder und schritt neben Rúna her. Richtete meinen Blick wieder auf die Handlung der anderen, hielt mich aber in dritter Reihe und beobachtete von dort.

Ich spitzte die Ohren als Skadi meinen Namen aus- und mich offensichtlich ansprach. Ein wenig reckte ich den Kopf in die Höhe, damit sie sehen konnte, dass ich sie gehört hatte. Jedoch war ich alles andere als begeistert, was sie mich fragte. Stumm sah ich Skadi eine Weile an. Woher zum Geier konnte sie einen meiner Träume so gut beschreiben? „Mir kommt das, was du sagst bekannt vor, vielleicht habe ich irgendwann einmal so etwas in der Art geträumt.“, antwortete ich ausweichend, aber überzeugt. Ich wollte es ihr nicht unbedingt auf die Nase binden dass jener Traum kaum ein paar Tage her war. Und dass ich Tryss sehr für einen der Wölfe aus meinem Traum halten könnte. Zunehmend empfand ich das alles als sehr seltsam und ich ließ mich nicht wie die zwei Welpenrüden zu ekstatischer Aufregung meiner Feststellungen verleiten. Ich blieb ruhig und ließ mir nichts anmerken, wie viel gemeinsamen Traum wir alle offensichtlich hatten. Und wie viele Zufälle mir in kürzester Zeit begegneten. Ich konnte all dem kaum folgen, was alle durcheinander durch ihre Erlebnisse schlussfolgerten und wartete einfach ab, was als nächstes passieren würde. Erst Vögel am Himmel, dann Blumen im Bach. Nach Norden. Liefen wir nach Norden in dem Moment? Ich schaute in den Himmel, als könnte dieser mir eine Antwort geben, die ich hier unten in meinem Kopf nicht finden konnte.

Nach einer Weile kam der dunkle Rüde an Rúnas Seite, während ich noch immer auf ihrer anderen her lief. Ihn empfand ich nun wesentlich angenehmer als bei unserem ersten Blickkontakt. Er wirkte ruhig und ausgelassen, doch das Funkeln in seinen Augen hatten etwas von einem heiteren Schalk.

[am Bach | läuft neben Runa ]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 25.06.2018

Es dauerte mal wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis Dekaja sich dazu aufgefordert fühlte mit zu kommen. Aber dann beschleunigte sie sich endlich und sie kam nur kurz nach mir an diesem riesigen Blumenfeld an. Ich wälzte mich in der Erde von einer zur anderen Seite. Als Dekaja neben mir stand, streckte ich meine Läufe nach ihr aus. Ich kam nicht ganz an sie heran, also grub ich meine Hinterläufe in die Erde und drückte diese dann durch. Damit schob ich mich zu Dekaja. Als ich an ihren Läufen ankam, knabberte ich vorsichtig an ihrem Vorderlauf. Ich hörte erst auf, als sie die Blumen in Frage stellte.
Noch halb auf der Seite, halb auf dem Rücken liegend drehte ich meinen Kopf schräg und sah zu ihr auf.

"Aber, worum geht es dann?"

Fragte ich sie und wurde augenblicklich etwas ruhiger. Noch immer gruben meine Pfoten um ihren Lauf herum, jedoch etwas halbherziger. Ich überlegte selber, was es sein konnte.
Erst die Vögel. Dann der Bach. Über den Bach zu den Blumen.

"Wir werden doch nicht die Wölfin finden! Es gibt doch keine Geister! Und Tryss und Tamias und Kaya haben immer gesagt, dass es die sterbende Wölfin war."

Vor Grusel stellte sich mein Nackenfell etwas auf und ich hatte mich auf den Bauch gedreht. Nur den Blick hatte ich nicht abgewandt - ich sah zu Dekaja auf.

[Bei Dekaja im Blumenfeld]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 02.07.2018

Ich ließ mich am Rand des Blumenfeldes neben Kimya nieder und blickte zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Erfreut stellte ich fest, dass der Rest der Gruppe doch noch aufgeholt hatte und nur ein paar Schritte von uns entfernt war. Dann ließ ich meinen stechenden Blick erneut über die gelben Blumen und die Landschaft dahinter gleiten. Irgendwo dort drüben, sollte auch die Lichtung sein.  Der Weg erschien mir mit einem Mal gar nicht mehr so weit. Ich wandte mich zu Kimya um und dachte einen Moment nach.

„Ich weiß nicht. Vielleicht geht es wirklich nur darum die Lichtung zu finden“, erwiderte ich.

Ich ignorierte es, als der Welpe anfing ungeduldiger zu werden, sondern dachte nur weiter über seine Worte nach.

„Die Wölfin? Im Traum war sie jedenfalls da. Genau wie die Vögel und die Blumen“

Meine Stimme begann ein wenig zu zittern. Kimya hatte recht. Die Wölfin war tot. Doch unser Traum musste doch einen Grund gehabt haben. Warum sonst sollten wir alle dasselbe geträumt haben? Ich wusste nicht, ob sie wirklich ein Geist war, aber ich bezweifelte, dass sie uns etwas antun würde. All die Zeichen und jetzt auch diese Blumen… all das wirkte viel zu fröhlich. Ich warf Kimya einen aufmunternden Blick zu.

„Mach dir keine Sorgen. Sie wird uns schon nichts tun. Selbst, wenn sie ein Geist sein sollte“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

Um ihm ein wenig die Angst zu nehmen, fügte ich hinzu: „Natürlich ist sie tot, Kimya. Aber solange, wie wir Wölfe sie in Erinnerung behalten können, ist sie doch noch irgendwie lebendig. Verstehst du, was ich meine? Denn Erinnerungen können sehr mächtig sein“.

Überrascht über meine eigenen Worte, die plötzlich viel zu sehr nach einer von Erasmus` Geschichten klangen, wartete ich einen Augenblick, ehe ich fortfuhr.

„Wir leben vielleicht nicht für immer, aber zumindest die Erinnerung an uns kann für immer sein. Du musst nur immer versuchen, den Wölfen mit deinen Taten in Erinnerung zu bleiben“.
Kurz überlegte ich, ob ich ihn mit diesem Satz nicht indirekt dazu aufgefordert hatte, noch mehr Unfug anzustellen, doch ich verwarf ihn schnell wieder.

„Na los, jetzt komm schon“, rief ich ihm ungeduldig zu.

Ich lief ein paar Schritte voraus, ehe ich zu Kimya zurückblickte. Mit einem Mal war ich wirklich gespannt, ob wir tatsächlich die Wölfin treffen würden!

[bei Kimya]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 02.07.2018

Für mich war das ganze mehr als verwirrend. Es irritierte mich, meinen Bruder wie einen Frischling diese sonderbaren Blüten schnappen zu sehen und meiner Meinung nach drehte er zu sehr auf, genau wie Dekaja, aber wer war ich ihnen vorzuschreiben wie sie sich zu verhalten hatte. Ich glaubte jedoch weder an irgendwelche Träume, noch an deren Verwirklichung. Noch bevor ich weiter vorangeschritten war, fing ich Erasmus bedeutungsvollen Blick auf. Es interessierte mich nicht. Sollte er Geschichten erzählen, ich jedenfalls glaubte noch, was ich wirklich zu sehen bekam. Auch für die Krähen und Blüten musste es eine sinnvolle Erklärung geben. Mein Bedarf an Abenteuer war auf jeden Fall mehr als gestillt.

Ich konnte Chu hören, wie sie ihre Ängste kund tat. Ich spürte ein Ziehen und drehte den Kopf um ihren Blick aufzufangen, doch Tryss und Skadi liefen ja alle neben uns. Ihr würde nichts passieren. Skadi wiederholte nochmal die Geschichte, wie sie einst wirklich passiert war, Tryss unterstützte sie auch. Es war seltsam etwas im Traum zu sehen, was so wirklich passiert sein soll.
Ich drehte mich zu Tryss und schaute ihn ausnahmsweise mal eher neugierig an, als besorgt.

"Ist das bei euch wirklich genau so passiert? Die Wölfin, als sie gestorben ist, sah sie da auch so aus?"

Das Bild der Wölfin tauchte vor meinem inneren Auge auf, sie hatte grauenvoll ausgesehen, aber sie war bereits tot. Man kam niemals zurück, so war der Kreislauf, so hatte man es uns gelehrt. Als Tryss dann fragte, wen ich gern wieder treffen würde, da erstarrte ich zur Salzsäule. Ich biss die Zähne aufeinander, denn auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, hatte ich sofort meine Mutter im Kopf. Nein ich wollte sie nicht wieder sehen und sie erst recht nicht mit diesem Traum vergleichen, aber sie war meine Mutter und wahrscheinlich hatte sie mich mit am meisten enttäuscht. Tamias wäre dann noch, aber auch der Rüde, zu dem ich einst aufschaute, hatte mich enttäuscht. Als wollte ich lieber nicht näher darüber nachdenken und schwieg lieber, beschleunigte mein Tempo und hatte wieder meinen Bruder mit Deka vor meinen Augen. Dieser Spuk ging mir auf die Nerven. Schluss damit!

Vor mir hatten sich die Blüten zu einem wahren Blütenmeer vermehrt, wie im Traum. Das war wirklich unheimlich. Ich hielt den Atmen an, sehen konnte ich allerdings nichts weiter, auch in der Luft lag kein sonderbarer, oder gar anderer Geruch.

[spricht Tryss kurz an, will diesen ganzen Unsinn endlich aufklären]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 04.07.2018

Mit Großen Augen starrte ich Dekaja an. Meinte sie es wirklich ernst? Die Wölfin konnte da sein? In Form eines Geistes?
Das ist doch verrückt! Oder?
Ich war so irritiert durch diese Vorstellung, ja ich gruselte mich wirklich ein bisschen, dass ich kaum mitbekam, was Dekaja noch so sagte. Beruhigend sollte es sein, zumindest ihrer Stimmenlage nach. Aber wirklich beruhigend fand ich es nicht.
Als sie dann los lief und mich unvorbereitet liegen ließ, stand ich auf und blickte ihr nach. Für einen kurten Moment wollte ich nicht einer der ersten sein, der diesem unbekannten Etwas entgegen stand.
Vorsichtig sah ich mich um
Puh, zum Glück!
Avis, Chu, Runá, Erasmus und der Fremde hatten endlich aufgeholt! Und sie waren mit Skadi und Tryss ganz dicht auf unseren Fersen.
Also sprang ich auf und kläffte Rute meinen Altersgenossen zu.

"Nun kommt schon ihr lahmen Käfer! Avis, du hast doch wohl keine Angst, oder?"

Auffordernd nickt eich ihm zu, und dann lief ich Dekaja hinterher.
Sie wird schon auf mich acht geben
Dachte ich noch und setzte zum Sprint an, um sie schnell ein zu holen. Als ich auf ihrer Höhe war, musste ich wieder etwas abbremsen.

"Ist es noch weit?"


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 08.07.2018

Ich versuchte gar nicht erst, meine Überraschung angesichts von Skadis Offenbarung zu verbergen. Das war also die Wölfin, die ihnen vom Paradies im Norden erzählt hatte? Mit offenem Mund starrte ich sie an, bevor ich mich auf das ziemlich dümmliche Bild besann, dass ich wahrscheinlich gerade abgab, und ihn wieder zuklappte.  Stattdessen wandte ich mich staunend an Tryss, der so ruhig über eine an und für sich doch recht grausame Szene berichtete, dass auch ich mich unwillkürlich wieder ein wenig beruhigte. Avis war es schließlich, der mir die Worte aus dem Fang nahm.

„Hatte sie wirklich einen Stock in der Brust?“, ergänzte ich.

Kurz fragte ich mich, ob ihn das denn gar nicht aufgewühlt hatte. Mich hätte dieses Bild mit Sicherheit nicht mehr so einfach losgelassen, nachdem ich es schon im Traum so unheimlich und düster fand. Natürlich hatte ich auch die drei Rüden im Hintergrund bemerkt, aber ich hatte den Zusammenhang nicht erkennen können. Erst jetzt, wo die beiden mir von dieser seltsamen Begegnung erzählten, ergab alles ein bisschen mehr Sinn. Und dann stellte Tryss plötzlich genau die Frage, die ich bisher tapfer zu verdrängen gesucht hatte. Wenn bisher alles genau so passierte, wie wir es geträumt hatten – würde dann vielleicht auch Tamias auf dieser Lichtung auf uns warten? Fast schon hilflos wanderte mein Blick zu Skadi, die ich seit unserem Gespräch am See zumindest in Sachen Tamias ein wenig als Leidensgenossin erkannt hatte.

„Aber er … er kommt nicht mehr wieder, oder?“

Ich flüsterte es fast. Sie würde sicher wissen, wen ich meinte. Es hatte so schrecklich endgültig geklungen, als ich an Skadis Flanke gekuschelt lag und um Tamias weinte. Ein Teil von mir nahm ihm diesen Verrat noch immer sehr übel, aber da war auch noch ein anderer, winzig kleiner Part, der an eine Rückkehr glauben wollte. Ich hörte kaum, was Erasmus gerade erzählte, auch wenn ich ihm sonst sicher recht gegeben hätte. Erst Kimyas ungeduldiger Ruf riss mich wieder aus meinen Gedanken, aber mehr als entschuldigend mit der Rute zu wedeln brachte ich gerade nicht zustande. Ich wollte erst Skadis Antwort hören.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 11.07.2018

Ohne auf Kimya zu warten, lief ich weiter, die Augen wachsam auf die Umgebung gerichtet. Die Lichtung schien jetzt nicht mehr weit entfernt zu sein und vielleicht würden wir ja auch schon vorher etwas Auffälliges bemerken. Dass die Lichtung einfach so aus dem Nichts auftauchen würde, bezweifelte ich jedenfalls. Ich hörte noch wie Kimya Avis etwas zu rief, doch verstehen konnte ich nichts.  
Ich wandte den Kopf und blickte zurück. Der Rest der Gruppe war, wie ich erfreut feststellte, noch immer hinter uns.  Ich suchte nach Tryss` braunem Pelz, doch der Rüde schien in ein Gespräch vertieft. Also drehte ich mich wieder um und folgte, mit immer schneller werdenden Schritten, dem Bach. Da spürte ich auf einmal Kimya an meiner Seite und erschrak, weil der Welpe so plötzlich neben mir auftauchte.
Warum ist er nicht bei Chu und Avis geblieben?
Auf seine Frage, ob es noch weit sei, wusste ich keine genaue Antwort. Nur, dass wir der Lichtung mit jedem Schritt näher kamen, dem wir weiter dem Bach folgten.  

„Nein, allzu weit kann es nicht mehr sein“
, erwiderte ich deswegen und blickte ihn an.

Dann wurde ich wieder schneller und preschte mit trommelnden Pfoten voran. Immer weiter folgte ich dem Bach, ohne noch wirklich auf meine Umgebung zu achten oder auch nur ein einziges Mal zu Kimya zurückzublicken. Wenn ich recht hatte und es wirklich nicht mehr so weit war, wollte ich nicht unnötig Zeit verschwenden. Wir liefen sowieso schon recht lange am Wasser entlang. Da sah ich, dass der Fluss auf einmal abrupt die Richtung wechselte. Entsetzt ruderte ich mit den Pfoten, um nicht im Wasser zu landen. Ich schlitterte ein Stück hinab und kam schließlich doch noch eine knappe Schwanzlänge vor der Kurve zum Stehen. Mühsam rappelte ich mich wieder auf und atmete einmal tief durch. Dann lief ich ein paar Schritte zurück, in die Richtung, aus der ich gekommen war und rief laut:

„Kimya, komm schnell!“

Mit einem Mal wusste ich, dass wir nun wirklich nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 11.07.2018

Endlich waren die Welpen gebannt dabei. Es hatte ja eine halbe Ewigkeit gedauert, bis sie verstanden, um was es eigentlich ging.
'Also los.
Dachte ich noch, und dann traf mich Chus Blick. Noch bevor sie ihren Fang öffnete, wusste ich, was sie Fragen würde. Die Frage, die wir uns Beide wohl verkneifen wollten. Nicht wagten zu fragen.
Nur das Chu sich freuen würde - ich nicht!
Für ihn und mich ist hier kein Platz mehr.'
Dachte ich sofort und unwillkürlich zuckten meine Lefzen kurz hoch, als ich an ein Wiedersehen mit ihm dachte.
Die Sekunden froren ein. Alle anderen gingen langsam weiter, vorbei an Chu und mir. Kimyas Ruf hallte, als wären meine Ohren unter Wasser. Mein Puls rauschte hingegen hörbar durch meine Ohrmuscheln.
Endlich atmete ich tief durch und ging einen Schritt auf Chu zu.
Ich schüttelte den Kopf. Nicht, weil ich ihre Frage beneinen wollte - sondern weil ich es für mich einfach nicht haben wollte, dass es so sein könnte.

"Den Gedanken hatte ich auch schon."
Auch von mir war es nur ein Flüstern. Und ein leises, kurzes, gequältes Winseln ertönte aus mir.
Und mehr konnte ich nicht sagen. Ich wollte ihr sagen, dass ich es nicht hoffe. Ich wollte auch sagen, dass sie dann weg gucken solle, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren würde. Ich wollte ihr auch sagen, dass ich ihn verjagen würde - oder das ich selbst gehen würde. Aber ich sagte nichts. Ich sah sie an, eine gefühlte Ewigkeit. Ich fühlte mich, als wäre ich eingefroren. Erst ein Windhauch, der mein Fell am Rücken anhob und es mich schaudern ließ, brachte Bewegung in mich. Ich schüttelte mich, von Kopf bis Rute, und dann ging ich auf Chu zu und ich putzte ihr über den Fang und den Kopf, bis ich ihr in die Flanke und an Po Stupste.

"Lass uns einfach nachsehen gehen."

Trieb ich sie dann an. Ich versuchte wirklich aufmunternd und animierend zu klingen - auch um mich selbst wieder in Bewegung zu bekommen

[Bleibt bei Chu stehen | Treibt sich selbst und Chu dann an weiter zu gehen]