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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 05.03.2018

Während Tryss und Dekaja auf Kimya einredeten, stand ich etwas abseits und beobachtete das Geschehen. Kimya schien völlig hin und her gerissen zu sein. Er war so oder so sensibel und anfällig für Angst. Jedoch hatte er bisher immer grenzenloses Vertrauen gezeigt und hatte das Handeln von uns Erwachsenen nie in Frage gestellt. Das er nun ähnlich wie Avis anfing Vorwürfe zu machen verwunderte mich. Und Tryss offensichtlich ebenso. Nur musste Kimya unter der Vorarbeit von Avis leiden, denn Tryss sprang direkt darauf an.
Ehrlich gesagt – ich hätte nicht anders als Tryss reagiert. Ich hätte dem Jüngling ebenfalls komplett spüren lassen, dass er völligen quatsch daher redete. Auch ich hätte die sensible Ader von Kimya völlig außer acht gelassen. Denn Tryss war zwar genervt und streng, aber nicht böse. Und Kimya unterwarf sich ihm sofort so, als würde er den Ärger seines Lebens bekommen.

Mit dem Abstand konnte ich all das sehen. Ich merkte wie altbacken und meckerich – aus Ungeduld und Genervtheit heraus – Tryss sein konnte. Und ich merkte, wie der sonst so aufgeschlossene, viel zu schmusige und liebe Kimya mit seiner Gefühlswelt überhaupt nicht zurecht kam. Er war unsicher und verängstigt, dabei gab es dazu gar keinen richtigen Grund.

Vorsichtig kam der Jüngling auf mich zu. Mit schief gelegten Kopf sah ich ihn an und ich konnte nicht anders, als ihm aufmunternd zu zu lächeln.

“Hast du in der letzten Nacht etwas komisches geträumt, Kimya? Von der Wölfin? Und von Tryss, Tamias und Kaya?“

Ich machte eine kurze Pause und sah zu den Falken hoch.
Dann blickte ich zu Dekaja und Tryss

“Also wir drei hatten den selben Traum.“

Nun blickte ich in den Himmel
“Und diese Falken dort oben, sie waren auch da. Und ich will jetzt wissen, ob Träume wahr werden. Kommst du mit?“

Mit einer Kopfbewegung in Richtung der Lichtung, wandte ich mich erneut ab. Jedoch blieb ich dieses Mal stehen und sah über meinen Rücken hinweg zu Tryss und Dekaja.

“Worauf wartet ihr jetzt?“

Fragte ich die beiden und zwinkerte ihnen zu.

Bei Tryss, Deka und Kimya



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 09.03.2018

Im nächsten Moment tat es mir schon wieder ein bisschen leid, dass ich Kimya so angefahren hatte. Der junge Wolf wurde sofort kleinlaut und entschuldigte sich, leckte mir sogar die Lefzen. Irks, war ja gut, konnte er das lassen? Ich drehte den Kopf ein wenig zur Seite – diese Schlabberei konnte er gerne bei Skadi veranstalten, aber doch nicht bei mir. Und woher kam überhaupt jetzt wieder dieser plötzliche Gefühlsumschwung? Eben noch wütend, jetzt wieder kleinlaut. Diese Welpen waren sehr schräg. Hoffentlich waren sie bald durch diese Pflegelphase durch. Das wurde langsam wirklich anstrengend. Immerhin schien Deka das ähnlich zu sehen wie ich, denn sie pflichtete mir sofort bei, was Kimya nur noch mehr in die Defensive drückte. Ach herrje, so wie er da saß wie ein Häufchen Elend, konnte er einem ja wirklich leid tun. Aber was hätte er denn hören wollen? Was hätte ich denn gegen diese Anschuldigungen sagen können, wenn sie so unbegründet waren? Und was konnte ich nun sagen, damit Kimya sich nicht in seinen Annahmen bestätigt fühlte, aber gleichzeitig nicht mehr so drein blickte wie ein geprügelter Hund? Ich versuchte meinen Kopf nach Worten zu durchsuchen, die meine Mutter mir zugeflüstert hatte, wenn mein Vater mir wieder eine seiner Predigten gehalten hatte. Doch mir fiel beim besten Willen nichts ein – und es war ohnehin zu spät, denn Kimya war schon zu Skadi weitergezogen. Seltsamerweise fiel ausgerechnet der Fähe, die mit Welpen eignetlich nicht viel am Hut hatte, ein ganz guter Weg ein, um Kimya auf andere Gedanken zu bringen. Ihn nach dem Traum zu fragen, war eine gute Idee. Wenn wir den jungen Wolf dazu bringen konnten, auch zu verstehen, was hier gerade vor sich ging, dann würde er unsere Aufregung vielleicht verstehen – und die anderen zum schneller werden bewegen. Denn wenn ein Welpe aufgeregt war, waren es die anderen beiden zwangsläufig auch. Das schien irgendsoein Welpengesetz zu sein. Ich atmete also einmal tief durch, stupste Deka die Nase gegen den Fang und wandte mich dann auch Skadi und Kimya zu.

„Ja, genau. Es ist keine Schande von einem gutaussehenden, starken jungen Wolf zu träumen. Und nur um Missverständnissen vorzubeugen: ich meine weder Kaya, noch Tamias, noch die Wölfin.“

Ich versuchte meine vorherige Brummigkeit durch einen kleinen Scherz wieder wettzumachen und lächelte den jungen Rüden versöhnlich an. Etwas anderes kam mir nicht in den Sinn, um ihn aus seinem kleinen Tief wieder herauszuziehen – beziehungsweise Skadi darin zu unterstützen, das zu tun. Als Skadi nun die Dinge aufzählte, die gleich waren, stutzte ich einen Moment. Ja, natürlich. Die Falken waren da. Aber sie hatte etwas vergessen.

„Und der Bach, der Bach kam auch vor. Ganz plötzlich, einfach so war er da. Wie jetzt. Oder habt ihr ihn vielleicht bemerkt, als wir zum See kamen?“


Ich schaute zu Deka, ein wenig hilfesuchend. Im Traum war der Bach plötzlich aufgetaucht – genau wie hier oder? Ich blickte mich um und mir fielen die Blumen ins Auge – die waren auch noch nicht dagewesen, oder? Als Skadi nun wieder einige Schritte in den Wald hinein ging, erhob ich mich auch wieder, zögerte aber ein wenig. Hatten wir nicht warten wollen? Ich warf noch einmal einen Blick zurück zu den anderen, ersparte es mir aber ihnen noch einmal etwas zuzurufen. Vielleicht würden sie sich auch einfach etwas mehr beeilen, wenn wir vorgingen.

[Am Bach | Skadi, Deka und Kimya]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 12.03.2018

Es war ein Phänomen: Im einen Moment schien Avis lieb und freundlich, besorgt und fürsorglich zu sein – zumindest konnte man diesen Eindruck gewinnen, als er Chu die Nase ins Ohr schob und irgendetwas tuschelte. Die beiden waren wirklich niedlich anzusehen, selbst wenn man nicht verstehen konnte, was es zu flüstern gab. Man musste ja auch nicht alles wissen. Doch nur einen Moment und ein paar unbedachte Worte von Malik später, ging der junge Rüde förmlich durch das Blätterdach der Bäume über uns. Ai, ai, ai, der konnte wirklich unangenehm werden. Dabei konnte der Fremdling doch nun wirklich nichts für Avis' Erlebnisse. Ich selbst hatte auf Maliks Antwort nur mit einem Schulterzucken reagiert. Ich hatte nicht gesagt, dass er so wirkte – ich hatte lediglich angemerkt, dass es nicht gut war, Vergangenem allzulange nachzuhängen. Allerdings sprang der Rüde so verteidigend darauf an, dass ich ihm seine Aussage, er käme gut mit der Vergangenheit klar, nicht wirklich abkaufte. Ich erkannte einen Geschichtenerzähler, wenn ich einem begegnete. In jedem Fall aber schien er es sich noch mehr mit den Welpen verscherzen zu wollen.

„Vielleicht solltet ihr drei euch erst einmal besser kennenlernen und verstehen, bevor ihr miteinander diskutiert. Ich glaube nicht, dass das eine derartige Unterredung die momentane Stimmung sonderlich heben wird.“

Es war der klägliche Versuch das zu unterbinden, was nun wahrscheinlich folgen würde. Ich war noch nicht allzu lange bei diesen Wölfen, aber es reichte, um ihre wesentlichen Charakterzüge benennen zu können. Und dass Avis nur noch wütender werden würde, wenn es Fremder es wagte ihn infrage zu stellen, das schien mehr als absehbar. Leider war Rúna noch abgelenkt- oder zielstrebig auf die anderen fixiert, wie ich mit einem raschen Seitenblick feststelle - je nachdem wie man es betrachtete. Also versuchte ich es mit meiner üblichen (und liebsten) Ablenke-Taktik. Immerhin Chu schien ja noch an meiner Geschichte interessiert zu sein. Ich versuchte es also mit einer Überleitung, die zugegebenermaßen nicht unbedingt zu meinen besten gehörte. Aber wenn es half, noch mehr Streit zu verhindern – dann los.

„Wohingegen eine Geschichte zu hören übrigens sehr lustig sein kann. Oder traurig. Oder spannend. Oder überraschend. Also Chu, aufmerksamste Wölfin unter all meinen Zuhörern und nicht Zuhörern. Alles beginnt mit einem ungewöhnlichen Trio. Es waren zwei Wölfe – ein Rüde und eine Fähe – und ein Rabe, die gemeinsam durch das Land zogen. Obwohl der Vogel so anders war als die beiden anderen, verstanden sie sich sehr gut und verbrachten Tag und Nacht zusammen, wanderten durch Wälder, durchstreiften Wiesen, durchschwammen Seen und durchquerten Flüsse. Alles schien gut zu sein, bis die Wölfin eines Tages plötzlich spurlos verschwand.“

Dramatische Pause und ein Blick zu den anderen. Man musste ja überprüfen, ob das Publikum der eigenen Darbietung auch angemessene Aufmerksamkeit schenkte. Dabei stellte ich auch fest, dass wir dem Bach mittlerweile ein gutes Stück näher gekommen waren, allzu lange würde es wohl nicht mehr dauern, bis wir die anderen erreicht hatten. Wenn die nicht vorher schon die Nase voll hatten und ohne uns weitergingen.

[Malik, Chu, Avis und Rúna | Auf dem Weg zum Bach]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 13.03.2018

Ich zuckte zusammen. Dass Kimya sich nach diesen Worten sofort entschuldigen würde, hätte ich nicht erwartet. Unsicher drehte ich mich wieder zu ihm um. War es richtig gewesen ihn so anzufahren? Immerhin war er noch klein. Doch ihm einfach so verzeihen, schien mir auch nicht wirklich schlau zu sein. Er sollte ruhig lernen, dass Worte auch gefährlich sein konnten und man manch gar allzu mächtigen Worten auch ziemlich verletzen konnte. Auch von meinen Eltern hatte ich gelernt, dass diese schmerzhaften Worte manchmal mehr wehtun konnten, als Taten. Und selbst ich wusste, dass man immer vorsichtig sein sollte, was man laut aussprach und was man lieber nur dachte. Sonst hatte es schnell Konsequenzen und das sollte Kimya wohl besser schnell lernen.  Also sah ich nur wortlos zu, wie der Welpe zu Skadi aufschloss, ehe ich zurück zu den anderen blickte. So langsam setzte der Rest sich wieder in Bewegung. Zufrieden blickte ich Tryss an. Endlich!

Ich hörte weiter schweigend zu, wie Skadi versuchte Kimya zum Weiterlaufen zu motivieren. Auch Tryss schaltete sich kurz darauf ein, doch ich blieb weiterhin schweigend neben ihnen stehen. Erst als der Rüde den Bach erwähnte, erinnerte ich mich wieder genauer an den Traum. Hieß es nicht immer der Weg war das Ziel? Vielleicht ging es gar nicht um Lichtung, sondern nur um die einfachen Dinge, wie der Bach, der uns zu ihr führen würde, überlegte ich.

„Nein“, antwortete ich Tryss, der mich ein wenig verloren anblickte.

Der Bach war mir vorher wirklich nicht aufgefallen, aber um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht wirklich darauf geachtet. In Gedanken ging ich erneut den Traum durch. Hatten wir nicht direkt danach die Lichtung gesehen?

„Da waren noch Blumen“, rief ich plötzlich und sah die anderen an. „Sie waren gelb oder?“

Ohne länger darüber nachzudenken, stand ich auf und stupste Kimya im Vorbeilaufen kurz versöhnlich an, ehe ich meine Schritte beschleunigte und ein paar Schwanzlängen weiter am Bach entlanglief. Immerhin hatte sich der Welpe entschuldigt.
Ich blickte mich suchend um, doch gelbe Blumen sah ich nirgends. Hätten sie mir nicht sofort ins Auge stechen müssen oder war ich schon zu weit gelaufen? Ich drehte ich mich wieder um, lief einige Schritte zurück und wartete  ein paar Augenblicke. Die Ungeduld nagte nach wie vor an mir. Warum können sie sich nicht einfach noch ein bisschen beeilen? Widerwillig blieb ich schließlich stehen und wartete darauf, dass die Anderen aufholen würden. Vielleicht würden sie auf dem Weg ja sogar die Blumen finden. Hoffnungsvoll schaute ich zum Rest der Gruppe zurück.

[bei Tryss, Skadi und Kimya | Am Bach]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 20.03.2018

Ein wohliger Schauer ging durch meinen Körper als Chu vor vorsichtig ins Ohr pustete. Für mich war es nie leicht gewesen Nähe zuzulassen, was wohl doch eher unüblich war. Beim Kimya konnte ich es hinnehmen, aber ich hatte mich nie sehr wohl dabei gefühlt. Es hatte mir immer gereicht wenn mein Bruder einfach in meiner Nähe. Chu jetzt so dicht, unverfälscht und einfach nah und natürlich bei mir zu spüren ließ mich meinen Blick heben und sie kurz erstaunt ansehen. Ich hatte zwar eben selbst noch gesagt, dass wir zusammen gewachsen wurden, aber wirklich bewusst wurde es mir erst jetzt. Chu hatte mich verändert, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich suchte oft ihre Nähe und genoss es umso mehr wenn diese erwidert wurde. Einen kurzen Moment zog ich die Lefzen hoch.

Malik hatte den Moment aber unterbrochen und mich mit seinen klugen Worten ziemlich schnell in Rage versetzt. So was es bei mir leider immer und am Ende ärgerte ich mich über mich selbst, aber seine Worte ließen meine Pfoten neben Chu beben. Ich konnte nichts dafür, aber mein Körper durchzog diese Reaktion einfach völlig selbstständig. Aber dieser Fremde kam her und meinte sich ein Bild über uns machen zu können. Dabei hatte er keine Ahnung. Nicht in der Vergangenheit leben? Die Wölfte verletzen die uns vertrauten? Er hatte keine Ahnung! Doch entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten atmete ich diesmal durch anstatt gleich zu antworten.

Erasmus drängte sich in das Gespräch und gab nun einen Rat. Ich schaute kurz zu ihm. Besser kennen lernen. Hmm. Ich musste an meinen unerlaubten Ausflug in die Hütte denken und an Tryss Rettung, einiges hatte sich ergeben und einige meiner Meinungen waren dort revidiert wurden. Auch an Skadis Gespräch, was schon einige Monde her war. Wie Tryss meine Mutter gerettet hatte. Die Dinge waren nicht immer so wie es schien. Ein Fremder konnte dies kaum beurteilen und das wurde mir klar. Ich war in dieser Runde nicht der Außenseiter. Ich blickte mich kurz um. Ich hatte kein sonderlich großes Interesse an Diskussionen, außerdem konnte Malik mir eh erzählen was er wollte, ich hatte meine eigene Meinung. Meine Stimme klang daher recht neutral.

„Es mag sein, das du das denkst, aber du hast keine Ahnung von mir, oder unserer Geschichte.“

Mehr musste nicht gesagt werden. Ich schaute zu Runa und dann zu Dekaja, auch zu Tryss, zu meinem Bruder und Erasmus. Ich wusste ganz genau wem ich vertrauen konnte. Nur leider war vertrauen so ein total schwieriges Ding wenn es denn mal missbraucht wurde. Tamias hatte ihm im Stick gelassen, und auch wenn er seiner Mutter nicht mehr hinterher trauerte so hatte sie Risse hinterlassen. Es war schwer einen Unbekannten weg zu gehen ohne manchmal zurück zusehen. Noch ein tiefer Blick zu Malik.

„Ich habe meine Mission gelernt wem ich vertrauen kann. Du bist fremd. Du gehörst nicht dazu.“

Ich drehte mich um, er war ein Unbekannter und derzeit hatte ich kein verlangen mehr zu sagen. Mein Kopf strich seitlich an Chus Flanke lang. Sie hoffte wohl auf Eras Geschichte. Ich ging nun zielstrebig weiter, ließ Malik und die anderen hinter mir.
Mein Kopf wollte nun wissen was es mit den Vögeln auf sich hatte.

[steht bei Chu, Malik u, Erasmus, Runa, spricht mit Malik, geht dann etwas schneller voran]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 21.03.2018

Als Skadi mich nach dem Traum fragte, sah ich sie erschrocken an.
Kann sie meine Träume sehen?
Ich hatte den komischen Traum wieder völlig vergessen - und tatsächlich diese ganzen Gleichungen nicht gesehen. Aber jetzt, wo die drei erzählten, dass auch sie den Traum gehabt haben, wedelte meine Rute aufgeregt von einer zur anderen Seite.

"Oh ja! Ja, das habe ich auch geträumt!"
Kläffte ich aufgeregt und sah zu Tryss, der sich selbst ein wenig lobte. Ich musste ihn angrinsen. Dann sah ich zu dem Bach, den er erwähnte. Unter er hatte recht. Der war im Traum - genau so wie die Blumen, die Dekaja erwähnte. All das hatte ich, so wie den Traum überhaupt, vergessen. Aber als es gesagt wurde, blühte die Erinnerung wieder auf. Ich erinnerte mich, dass es kalt war im Traum und ein Schaudern durchfuhr mich. An den Weg den Falken hinterher, an das helle Licht, aus der die Wölfin trat. Ich erinnerte mich an ihre Stimme, aber kaum an das, was sie gesagt hatte.

"Da war Holz in ihrer Brust."

erinnerte ich mich. Nicht wissend, dass es ein Pfeil, eine tödliche Waffe der Menschen, war.
In dem Moment stupste Dekaja mich an und ging am Bach weiter lang. Ich folgte ihr. Und sah beim Gehen zurück zu Avis und Chu. Ich war kurz versucht zu ihnen zurück zu laufen und ihnen zu erzählen, in welches Abenteuer wir uns gerade stürzten. Aber ich entschied mich zu bleiben. Vielleicht erfuhr ich noch mehr, wovon ich Avis dann berichten konnte. Oder wir entdeckten die Blumen, oder das helle Licht.
Auf jeden Fall war ich Avis etwas voraus! Darüber freute ich mich und das musste ich ihn unter die Nase reiben.
Trotzdem, ich wollte, dass er und Chu schnell dabei waren. Ich sah zu ihm, mit wedelnder Rute und rief nach ihnen, mit freudig jaulender Stimme.

"Avis, Chu, kommt schnell!"

Dann schloss ich ganz zu Dekaja auf.
"Glaubst du, die Blumen sind hier?"


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 30.03.2018

Ich war mir noch nicht sicher, was ich von Malik halten sollte, aber er machte es sich und uns nicht unbedingt leicht. Am See hatte er unbeschwert und ausgelassen gewirkt, jetzt dagegen machte er auf mich eher einen defensiven und verurteilenden Eindruck. Statt auf meinen Vorschlag einzugehen, der mir selbst in meiner Welpenlogik eigentlich unheimlich schlau vorgekommen war, drehte er den Spieß lieber um und konterte mit einer Gegenfrage. Verunsichert schmiegte ich die Ohren an den Hinterkopf. Ich konnte mir alles Mögliche vorstellen, das mehr Spaß machte, als einen Alptraum nachzuspielen. Doch das einzige, was aus meinem Fang kam, war meine größte Angst.

„Weil … weil ich Angst vor Wasser habe“, piepste ich und wandte den Blick ab.

So, jetzt war es raus. Garantiert hatten sie jetzt alle irgendeinen wohlmeinenden Ratschlag für mich, das wollte ich aber gar nicht hören. Es war eine ganz persönliche Erfahrung, die ich hatte machen müssen, und ich konnte meine Gefühle diesbezüglich auch nicht steuern.
Für mich wäre das Thema nun erstmal erledigt gewesen, aber leider legte Malik noch eine Schippe drauf und warf Avis nun fehlendes Vertrauen vor. Ratlos legte ich den Kopf schief und eines meiner Ohren klappte zur Seite. Fehlendes Vertrauen gegenüber wem? Ihm? Aber er war doch ein Fremder und Wölfe wie Skadi hatten uns immer und immer wieder eingetrichtert, allem Unbekannten gegenüber vorsichtig zu sein! Mit angehaltenem Atem blickte ich zu Avis, und auch Erasmus schien Böses zu ahnen. Der Geschichtenerzähler versuchte tapfer, die Diskussion, die nun unvermeidlich folgen würde, abzuwürgen. Doch Avis verblüffte zumindest mich mit einer verhältnismäßig gefassten, wenn auch schneidend kalten Reaktion. Insgeheim fand ich, dass er recht hatte, auch wenn man es sicher ein bisschen netter hätte ausdrücken können. Immerhin blieb die Explosion aus, vor der Erasmus sich wohl gefürchtet hatte. Einen Herzschlag lang lehnte ich mich gegen ihn, als er an mir vorbeistrich, dann verschwand Avis langsam in Kimyas Richtung. Und jetzt? Verunsichert und ziemlich zwiegespalten blinzelte ich zu Erasmus. Seine Erzählung hatte so vielversprechend angefangen, aber jetzt fiel es mir zunehmend schwerer, mich darauf einzulassen und in die Geschichte einzutauchen. Dennoch versuchte ich es, bis Kimyas aufgeregter Ruf von einer neuen, spannenden Entdeckung kündete.

„Erzählst du mir die Geschichte später?“, bat ich ihn und blickte mit Dackelblick zu ihm empor.

Auch wenn ich zuvor so gar nicht begeistert von diesem Abenteuer war, inzwischen siegte doch meine jugendliche Neugier. Irgendetwas mussten sie ja wohl gefunden haben, so aufgeregt wie Kimya klang, und in meinen Pfoten kribbelte es bereits. Alle meine Spielkameraden waren nun dort vorne und ich wollte nicht alles verpassen.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 25.04.2018


Foto: Joe Ennesser | Flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)

Spielleitung

Zunächst war es nur ein einzelnes Blütenblatt, das über die Oberfläche des kleinen Baches zu tanzen schien. Es tanzte ruhig – und scheinbar in Gedanken versunken, als die junge Fähe Dekaja es erblickte. Ein wenig war es, als würde die Zeit stehen bleiben, sobald ihre Augen die gelben Blütenblätter erfasst hatten – denn die Blüte kreiste langsamer und auch die Bewegungen der anderen Wölfe um Dekaja herum erschienen ihr seltsam ruhig und bedächtig. Der seltsame Augenblick dauerte nur einige Sekunden – und schließlich gesellten sich wenige, aber weitere gelbe Blüten zu der einen auf der Wasseroberfläche und schließlich entdeckte zunächst Dekaja, schließlich auch die anderen, die anderen gelben Blumen, die vereinzelt am Ufer standen. Hatten sie nicht zuvor schon alles gründlich mit ihren Augen abgesucht gehabt? Und dort hinten, standen die Blumen dort nicht dicht an dicht, wie geflochten zu einem dichten gelben Band? Ungläubig starrten die Wölfe auf ihre neue Entdeckung, als auch die anderen endlich am Bach eintrafen. Fragend waren einige Blicke – warum genau aber Skadi und die anderen zur Eile angetrieben hatten, das würde sich auch unterwegs erklären lassen, auch wenn es sicher einiges gab, das sich nicht erklären ließ. Wie der Drang, der eigentlich alle Wölfe der Gemeinschaft mit dem Ankommen am Bach erfasst hatte. Der Drang der Neugierde, der Drang zu erkunden – und Herauszufinden, was es mit dem seltsamen Traum auf sich hatte. Und was sie auf der Lichtung erwarten würde, sollte sie wirklich am Ende des Weges warten.


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 05.05.2018

„Ja, das glaube ich“, antwortete ich Kimya leise, der inzwischen zu mir aufgeschlossen hatte. Auch Rest der Gruppe schien mir nun nicht mehr ganz so weit entfernt. Ich war noch näher an den Bach herangetreten, von wo ich nun einen nahezu perfekten Ausblick auf alles hatte, was sich wohl in der Nähe des Bachs bewegen würde. In Gedanken versunken ließ ich meinen Blick noch einmal umherschweifen. Was würde auf der Lichtung passieren?  

Das helle Wasser glitzerte leicht im Sonnenlicht und  ich senkte vorsichtig den Kopf, bis ich es mit meiner Nase fast berührte.
Ich erschrak, als ich plötzlich etwas Gelbes heranschwimmen sah. Mit einem großen Satz sprang ich zurück, das Wasser spritzte leicht und durchnässte das Fell an meinen Pfoten. Ich schüttelte meinen Pelz, um die restlichen Wassertropfe loszuwerden, als immer mehr von diesen gelben Tieren auf der Wasseroberfläche auftauchten.

Erst jetzt erkannte ich, dass es gar keine Tiere, sondern Blütenblätter waren, die dort vereinzelt zu sprießen schienen. Wie in Trance starrte ich auf den Bach und beobachtete die Blüten. Von woher kamen sie so plötzlich? Da entdeckte ich auf der anderen Seite eine ganze Reihe heller, gelber Blumen. Ein leichter Wind wehte zu uns hinüber und einzelne Blütenblätter lösten sich von einer Blume und schwebten über den Bach, bevor sie schließlich mitten auf dem Wasser landeten und zu uns getragen wurden. Nur mein helles Fell wehte ein wenig im Wind, während ich, ungewohnt ruhig und bedacht, dort saß und das Schauspiel betrachtete.

Da fielen mir Tryss` Worte wieder ein. Dass es wichtig war, dass wir als Gruppe zusammenhielten. Wir alle hatten das selbe Ziel und wir würden auch nur zusammen stark sein. Da riss ich meinen Blick von den Blüten los und drehte mich um. Die anderen waren nur noch wenige Schritte entfernt und ich sprang schnell zu ihnen zurück. Meine Augen leuchteten und ich sah stolz zu Kimya. „Wir haben sie gefunden!“


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 07.05.2018

Abseits des Baches suchte ich nach den Blumen. Ich schnüffelte um die Bäume herum, suchte unter Gebüschen und beäugte hohes Gras. Ich fand Blumen mit weißer Blüte. Stinkende Blumen und duftende. Aber keine waren gelb. Immer wieder blickte ich mich um zu Tryss, Skadi und Dekaja, die inzwischen am Bach saßen und warteten.

'Erst drängeln sie, dass wir uns beeilen sollen und jetzt sitzen sie nur rum. Erwachsen sein ist komisch!'

Ich konnte jetzt nicht sitzen und warten - aber ich blieb instinktiv in ihrer Nähe. Als ich meine Nase gerade tief in ein Gebüsch steckte, hörte ich hinter mir ein platschen. Rückwärts kam ich aus dem Gebüsch heraus und sah zu dem Ursprung des Geräuschs. Dekaja stand mit ihren Vorderpfoten im Wasser und beobachtete ganz genau das Wasser. Mit aufgeregt pendelnder Rute lief ich zu ihr - jetzt erst bemerkte ich, dass auch die anderen angekommen waren, denn Dekaja sprang zu der gesamten Gruppe zurück. Aber ihr Blick galt mir! Mich strahlte sie an und sie sagte, dass wir sie gefunden hatten. Ich trat näher an den Bach heran und sah mit zusammen gepressten Augen in das Wasser - die Sonne spiegelte sich hell im Wasser. Und dann sah ich sie, die Blätter im Wasser. Ich sprang sofort hinterher und schnappte mir das erst beste Blatt. Dann schwammen immer weitere auf mich zu. Immer wieder öffnete ich mein Maul und schnappte nach den Gelben Blättern im Wasser.

"Wir haben sie!"

Lachte ich ihre Worte wiederholend, als sich Dekajas und mein Blick trafen.
Kein einziges Blatt blieb heil. Meine Zähne zerfetzten die empfindlichen Läppchen. Aber dann sah ich, woher sie kamen. Am anderen Ufer standen vereinzelte Blumen - das weiter hinten noch viel mehr standen übersah ich gekonnt. Ich lief zu der nahesten Blume und packte sie am Stängel. Samt Wurzel zog ich sie heraus. Während ich an ihr rupfte, verlor sie fast alle Blätter. Doch ich ließ mich nicht beirren und sprang mit dem kaputten Blümchen in meinem Maul wieder zurück in den Bach und zielte Dekaja an.

"Wir wer-fen be-fimmt mehr fhinden! Worauf wahteft du? Komm!"

Die letzte Blüte fiel von der Blume ab, während klitsch nass vor Dekaja stand und sie aufforderte mit zu kommen.