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Passus VIII - Im Traum vereint - Druckversion

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RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Erasmus - 06.02.2018

Der Abenteurer in mir witterte eine gute neue Geschichte. Das hier war aufregend, keine Frage. Und trotzdem schienen die anderen noch immer zu zögern. Erst als Rúna die Welpen zum Aufbruch bewegte und auch Malik zum Mitgehen einlud, schien etwas Bewegung in die Sache zu kommen. Ich hatte die Jagd nicht wirklich miterlebt, nach der ich auf die Welpen getroffen war. Oder sagen wir – bei der Kimya sich heulend an meinen Hals geworfen hatte. Allerdings schien es die drei jungen Wölfe so nachhaltig beeindruckt zu haben, dass sie ziemlich vorsichtig geworden waren. Die mussten noch einiges lernen – zum Beispiel, dass man sich nicht ewig ins Boxhorn jagen lassen konnte. Wo blieb denn ihr Abenteuergeist?

„Allerdings...“, sagte ich deshalb, als Chu mit ihren Ausführungen in Welpengedanken zum Ende gekommen war, „... hast du etwas sehr sehr Entscheidendes vergessen, kleine Fähe. Nämlich, dass ihr am Ende auch auf mich getroffen seid. Und du willst das doch wohl nicht als gefährlich bezeichnen. Oder gar als Unglück!“

Mit gespieltem Entsetzen blickte ich die kleine Fähe an, neigte den Kopf leicht zur Seite und setzte schließlich eine furchtbar gekränkte Miene auf. Fast war ich versucht stehen zu bleiben, mich auf meine Hinterpfoten zu setzen, die Pfoten vor der Brust zu verschränken und mich dann nach hinten fallen zu lassen. Das hatte ich einmal bei einem anderen Wolf gesehen, als er mir einen besonders schweren Teil seiner Lebensgeschichte geschildert hatte. Er wollte damit wohl ausdrücken, dass sein Herz gebrochen wurde – oder sowas. Nun ja. Nein, das wäre wohl etwas zu theatralisch geworden. Und Malik lenkte mich auch ab. Während ich also mit den anderen in Richtung Skadi, Dekaja und Tryss mittrottete, konnte ich mir eine Erwiderung auf die Worte des Rüden nicht nehmen lassen.

„Nicht alles, das man verloren hat, ist zum Nachtrauern bestimmt. Und nur dem Vergangenen hinterherzuhängen ist wohl auch nicht der richtige Weg. Vielleicht wartet im Norden etwas Neues auf dich. Etwas Gutes.“

Es war ein bisschen widersprüchlich, dass ich die Vergangenheit so... nun, beschämend war wohl das falsche Wort, aber doch ein wenig entwertete, wo doch meine liebsten Schätze allerlei Geschichten aus der Vergangenheit waren. Der Nachklang war daher ein wenig bitter und unangenehm, sodass ich mich entschied ihn schnell zu vertreiben.

„Dazu fällt mir übrigens eine tolle Geschichte von einem Wolf und einem Raben ein!“ warf ich daher in den Raum und hoffte ein wenig, dass Chu oder Avis sich dazu hinreißen lassen würden nachzufragen – Kimya war ja leider schon vorgelaufen. Das würde dann wenigstens etwas Beschäftigung in die Lauferei bringen.

[Auf dem Weg zum Bach | Chu, Avis, Rúna und Malik]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 11.02.2018

Skadi zeigte mit ihrer Antwort, dass sie es noch immer nicht verstanden hatte. Und in dem Moment, in dem sie das Wort Wölfin mit dieser gewissen Verachtung aussprach, wurde mir klar, dass sie es wohl auch nie verstehen würde - zumindest nicht, wenn sie sich nicht von selbst darauf einließ. Denn den Anfang, die Begegnung mit der Wölfin, hatte sie nicht miterlebt. Keiner von denen, die unserer Gruppe noch angehörten. Keiner, außer mir selbst. Es war ein wenig bedauerlich, denn so konnte keiner von ihnen wirklich verstehen, was in mir vorging. Nicht einmal Deka, obwohl ich mir vorstellen konnte, dass sie sich noch am ehesten in das Gefühl hineinversetzen konnte. Als sie meine Finde-Wünsche ergänzte, wandte ich ihr den Kopf zu und lächelte. Ob sich die Reise gelohnt hatte? Oh ja! In jedem Fall - für mich zumindest. Immerhin hatte ich jemanden gefunden, der genauso neugierig und verrückt war wie ich. So einen Wolf fand man nicht zweimal im Leben und ich war froh drum, dass diese Reise uns zusammengeführt hatte. Genauso wie ich um jeden anderen Wolf froh war, den wir kennen lernten - und um jeden, der bei uns blieb. Denn sie waren jetzt die Familie, die ich nicht mehr hatte. Immerhin schien Skadi nicht sonderlich auf Streit aus zu sein, denn ihre Laune besserte sich fast augenblicklich wieder - ja sie war geradezu euphorisch weiterzukommen. Ein wenig irritiert legte ich den Kopf leicht schräg, als sie voran tänzelte. Nanu, woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Aber ich hatte nichts dagegen - bis Deka jemanden ansprach. Verdutzt blickte ich mich um, denn mir war zuvor niemand aufgefallen, aber als ich den Blick ein wenig senkte, sah auch ich Kimya, der uns erreichte, während die anderen immer noch ein Stück entfernt waren.

“Vielleicht sollten wir auf die anderen warten?”

fragte ich vorsichtig, weil ich Skadi und Deka nicht bremsen wollte - und eigentlich auch weiter wollte. Andererseits waren wir ja eine Gruppe, und wenn es die Lichtung wirklich gab und dort irgendetwas auf uns wartete - vielleicht sollten wir dem dann lieber gemeinsam begegnen? War das vielleicht eine erste Lektion? Dass nicht jeder in dem Tempo voran preschte, dass er für sich selbst am besten fand? Mussten wir uns womöglich mehr an den anderen orientieren?

[Skadi, Deka, Kimya | Bach]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Avis - 15.02.2018

Kimya ließ sich schneller von mir antreiben als ich erwartet hatte, so war er schon einige Schritte vor uns Anderen. Zielstrebig auf Dekaja, Skadi und Tryss zu. Ich drehte mich zur Seite, denn ich wollte meine kleine Schwester in meiner Nähe wissen. Chu schien die ganze Situation ähnlich zu ergehen wie mir. Das ganze es uns beiden offenbar ziemlich suspekt. Als sie meine Antwort kommentierte, die ich eben noch zu Kimya gesagt hatte musste ich grinsen. Ich hob meinen Kopf und knuffte sie kurz am Fang. So blöd es auch klang, sie hatte ja recht. Unsere sonderbare Jagd hatte das ganze Gefüge zusammen brechen lassen und einiges schlechtes hervor gebracht.
Ich brachte meinen Fang ganz nah an ihr Ohr...

"Naja wir haben zwar nichts gejagt, aber dafür einige wichtige Lektionen gelernt und wir wissen, auf wen wir uns verlassen können."

Meine Stimme war leise aber ein ernster Unterton war nicht zu überhören. Ich suchte ihren Blick und sah sie fest an. Sie war jetzt ein Teil von uns, von mir. Ich würde sie niemals im Stich lassen, egal was kommen würde. Ich schaute auf um zu sehen, wo Kimya inzwischen stand. Zwischen uns hatte sich einiges geändert. Gut? Schlecht? Das würde sich zeigen, aber er hatte die gleiche Stelle inne wie Chu, gehörte zu mir. Mein Bruder war inzwischen stehen geblieben und schien unschlüssig zu sein, ob er weiter gehen sollte. Die Anderen waren inzwischen ziemlich voran geschritten, während sich Era, Runa und der Fremde nur langsam bewegten. Als sich dann aber auch Malik in Bewegung setzte, wurde auch mein Schritt etwas schneller.

Die Unterhaltung die zwischen uns geführt wurde interessierte mich nur bedingt. Ich hatte die Geschichte von großen norden eh schon oft genug gehört. Das mit dem Traum irritierte mich mehr, aber auch darauf schienen die Anderen keine Antwort zu haben. Als Malik dann in typischer Erwachsenenmanier meinte kluge Ratschläge verteilen zu müssen während er an uns vorbei schritt blieb mir nichts anderen übrig als genervt zu schnaufen.

Zusammen bleiben. Alles klar. Etwas, das in dieser Gruppe besonders gut funktionierte. Ha! Allein der Gedanke daran ließ Wut in mir aufsteigen. Ja ich hatte stets das Gleiche immer und immer wieder gehört. Nie hatte es geklappt. Meine Schritte wurden und etwas schneller, ich wollte auf Malik aufschließen. Lauter als geplant platzte dann aus meinem Fang.

"Ja zusammen bleiben, meinst du so wie unser Mutter es ja nicht schnell genug haben konnte weg zu kommen von uns, oder meinst du wie Kaya oder Tamias?!"


Frustriert schnaufte ich erneut. Der Fremde hatte eigentlich kein Recht auf meine Familiengeschichte und es musste ihn auch nicht interessieren Das mein Lebenslang hörte ich wie wichtig zusammenhalten war und alles was man uns vorlebte war das ganze Gegenteil. Ich hatte gesagt was ich sagen wollte und schloss wieder zu Chu auf. Erasmus hatte uns offenbar beobachtet. Er fragte nach einer Geschichte. Ich wollte sie nicht hören, aber wenn Chu es wollte würde ich schweigen. Ich wollte lediglich wissen was da am anderen Ende des Weges war.

[steht bei Chu, möchte aber eigentlich zu den Anderen aufschließen]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Skadi - 16.02.2018

Dejaka, Tryss und ich schienen komplett einer Meinung zu sein. Wir drei hatten unabhängig voneinander erfasst, dass die Gruppe nicht mehr so gut zusammen hielt wie wir es eigentlich wollten. Wir störten uns alle daran. Und doch sprach es niemand ganz direkt aus. Ich konnte nur vermuten, dass die beiden jüngeren Wölfe es genau so anstrengend empfanden wie ich. Dass sie eine Lösung suchten.
"Vielleicht sollten wir..."

Fing ich an zu reden und blickte mich dabei um zu Dekaja und Tryss. Ich brach ab, da sie sich keinen Schritt bewegt hatten, sie standen noch immer an Ort und Stelle - und dann erblickte ich Kimya, der auf uns zu gerannt kam. Ich blieb stehen und sah die drei an. Bisher waren es nur wenige Wolfslängen, die ich entfernt war und ich konnte ihre Worte hören. Dekaja fragte ob alles in Ordnung sei und Tryss sprach eine wichtige Lektion. Auf die anderen warten - zusammen bleiben. Ich sah, seit ich Tryss zum Bach gefolgt war, zum ersten mal zurück zu den anderen. Chu und Avis, die bei Erasmus, Rúna und Malik zurück geblieben waren. Nur langsam folgten sie uns. Und Kimya, der so schnell er konnte zu uns aufschloss.

Ich ging wieder zurück zu Tryss und Dekaja und stupste ersteren ins Brustfell.

"Ja, warten ist wohl eine gute Idee"

Sagte ich leise und sanft. Dann sah ich zu Kimya, der aufgeregt wirkte.

[Bei Dekaja und Tryss - Kimya schließt auf]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 16.02.2018

Dekaja war die erste, die mich bemerkte und sie fragte mich, noch während ich lief, ob alles in Ordnung sei. Ich bremste erst ab, als ich direkt bei ihnen stand und hörte Tryss Worte kaum. Mit wütenden Blick fixierte ich Skadi, die schon wieder am weiter gehen war. Gerade als sie sich zu uns umdrehte, sah ich zu Dekaja.

"Wieso geht ihr weg? Sind wir euch egal?"

Fragte ich außer Atem und meine Stimme klang ungewohnt erbost. Skadi kam wieder zurück und stupste Tryss an. Alle drei standen mir nun gegenüber und sahen mich an. Ich sah mit den Augen, ohne mein Kopf zu bewegen, von einem zum anderen.

"Und wo lauft ihr eigentlich hin? Warum sagt keiner Bescheid? Nie redet ihr mit uns!"

Eigentlich waren es mehr Avis Schimpfereien über alles und Jeden, die ich nach plapperte. Zuvor hatte ich immer geglaubt, dass Avis einfach ein immer meckernder und hinterfragender Sturkopf ist. Ich hatte den Erwachsenen vertraut. Sie wussten wo es lang geht und was für uns das beste sei - dachte ich immer. Aber nun sprach ich dich das aus, was Avis sonst sagte. Ich war zwar noch immer der Überzeugung, dass die Großen uns nichts böses wollten und versteifte mich nicht gegen sie. Aber jetzt brauchte ich Antworten.
Was ich eigentlich brauchte, war Sicherheit. Tröstende Worte und Versprechen, dass niemand verschwinden würde. Das alles gut werden würde. Aber in meinen jungen Alter spürte ich nur das es mir nicht gut ging und ich konnte mit meinen Pfoten noch nicht fassen, was genau es war.

[Bei Tryss, Deka und Skadi]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Chu - 17.02.2018

Im Grunde hatte ich gar keine besondere Reaktion auf meine welpenhaften Ausführungen erwartet. Umso mehr freute es mich, als Avis seine Schnauze an mein Ohr schob und mir verschwörerisch zuflüsterte, dass wir dadurch enger zusammengewachsen waren. Es stimmte. Obwohl es eigentlich ein ernstes Thema war, musste ich ein Kichern unterdrücken. Sein Atem kitzelte an den Härchen in meinem Ohr und es fühlte sich einfach gut an, dazu zu gehören. Erfreut drückte ich ihm nun meinerseits die Nase ins Ohr, anstatt ihm jedoch irgendwelche Geheimnisse zuzuflüstern, prustete ich einfach nur leicht. Was die Erwachsenen wohl dachten, was es hier zu tuscheln gab? Malik war es schließlich, der als Erster auch laut auf meine Überlegungen reagierte, und ohne es wissen zu können erwischte er leider direkt unseren wunden Punkt. Ich machte ihm daraus keinen Vorwurf – es war eben eine dieser Plattitüden, die man überall hörte, der wir aber längst keine besondere Bedeutung mehr beimaßen. Inzwischen wussten wir es einfach besser, immerhin hatten uns schon genügend liebgewonnene Wölfe verlassen. Avis hatte in meinen Augen vollkommen recht, angesichts seines Ausbruchs tat mir Malik aber trotzdem zumindest ein kleines bisschen leid. Auch Erasmus mischte sich nun ein und hatte wider Erwarten ein ziemlich gutes Argument parat, das mich nachdenklich den Kopf schieflegen ließ. Okay, ohne das ganze Debakel hätten wir ihn nicht gefunden, das stimmte. Umgekehrt wäre dann aber vielleicht noch Tamias bei uns, und wenn man die beiden gegeneinander aufwiegen musste ... Der Gedanke kam wie von selbst und war vielleicht auch ein bisschen gemein, zumal Erasmus überhaupt nichts dafürkonnte und ich den Geschichtenerzähler mochte. Schuldbewusst senkte ich den Kopf.

„Das stimmt“
, piepste ich versöhnlich. „Aber statt zusammen etwas Doofes zu machen, wäre es doch besser, zusammen etwas Schönes oder Lustiges zu unternehmen.“

Ich war noch immer fest davon überzeugt, dass die Vögel uns nicht gerade zu einem Abenteuerspielplatz führen würden. Zu deutlich war mir noch der gruselige Traum im Gedächtnis, der haargenau so begonnen hatte. Da kam mir Erasmus‘ Angebot und die damit verbundene Ablenkung gerade recht.

„Raben sind gemein“, behauptete ich. „Aber du kannst die Geschichte trotzdem erzählen. Bitte“, ergänzte ich munter.

Seitdem mir Anyana damals ein Stück Brot zugeworfen hatte, das prompt Opfer einer Krähe wurde – die mir zu allem Überfluss auch noch auf die Nase hackte, als ich mir mein Brot schnappen wollte – mochte ich keine schwarzen Vögel mehr.

[Avis, Erasmus, Malik, Runa]



RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Malik - 25.02.2018

Das meine Worte mir eine… ich wusste es nicht so ganz einzuschätzen was mir Erasmus damit sagen wollte mit dem was er zu mir sagte. „Wirke ich so dass ich Vergangenem nachhänge?“, fragte ich daher. Immerhin hockte ich nicht mit hängendem Kopf irgendwo herum oder schnappte nach jedem der mich ansprach. Ich hatte nur etwas erwähnt das ich verloren hatte, nicht das es mich lähmte Neues anzunehmen. „Wäre es so, würde ich jetzt nicht mit euch kommen oder hätte vorhin gespielt. Ich komme gut damit klar.“, stellte ich klar. Er kannte mich nicht, aber das machte nichts. Ich brauchte jetzt keinen Trost, ich konnte mich sehr gut auf das aktuelle Konzentrieren ohne dass der Schmerz der Verlorenen Dinge betäubte.  Dennoch entwich mir ein nachdenkliches „Hm…“, was konnte es geben das im Norden auf mich wartete? Ich versuchte es mir bildlich vorzustellen, aber ich erkannte nichts wonach sich mein Herz sehnte.
 
Das ich mit meinem Rat auf einen wunden Punkt traf und damit wenig Vertrauen wecken konnte, konnte ich ja nicht ahnen. Auch konnte ich nicht in die Köpfe der anderen schauen, aber dafür legte sich mir einiges offen durch die Antworten die meine Worte hervorriefen. Ich war teilweise überrascht von den Welpen und erstaunt von den Altwölfen. Wachsam richteten sich meine Ohren auf und meine Rute blieb entspannt erhoben. Ich hatte genügend eigene Welpen aufgezogen und ihnen so einige Flausen aus dem Kopf vertrieben, als das mich die ehrliche Wahrheit aus den Mäulern dieser drei Welpen beklemmen konnte. Sie klangen alle frustriert und ich beobachtete sie zumindest Erasmus versuchte sie spielerisch abzulenken. Aber sonst? Nachdenklich legte ich den Kopf schief und musterte Chu, Avis und Kimya nacheinander. „Also findest du, dass es in Ordnung ist deinen Frust darüber an denen auszulassen die noch bei dir sind und ihnen offen fehlendes Vertrauen schenkst?“, erwiderte ich wie beiläufig auf Avis kleinen Gefühlsausbruch und meinte damit hauptsächlich die älteren Wölfe ihres Rudels denen er mit seinem Verhalten und Worten wehtun konnte. Natürlich konnte man traurig sein das man verlassen wurde und es schmerzte, aber deswegen diejenigen verletzten die bei einem waren? Mir stand es vielleicht nicht zu die Welpen zu erziehen, aber ich sah im Moment niemanden der den Jungen eine Grenze klare Grenze zog und sie daran hinderte unfaire zu werden. Ich ließ mir kein schlechtes Gewissen einreden und ewig in seiner Trauer und Frust zu suhlen war auf Dauer nicht gesund. Auch auf Chus Kommentar wusste ich etwas zu erwidern. „So? Vorhin beim See bei den Wasserspielen habt ihr ja nicht mitgemacht.“, sagte ich mit einem leicht amüsierten Unterton in der Stimme. „Oder was stellst du dir unter lustiges vor?“, fragte ich die kleine Fähe, denn das verriet sie nicht.
 


 
[spricht erst mit Erasmus, dann mit Avis und  Chu ]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Tryss - 03.03.2018

Herrje, jetzt fing der nächste Welpe mit diesem Unfug an! Von Avis waren wir Anschuldigungen ja gewohnt – aber von Kimya? Mit wütendem Blick hatte er sich an Deka gewandt und warf uns nun vor, die anderen wären uns egal. Wie oft mussten wir es ihnen eigentlich noch erklären, bis sie es verstanden? Wie stur konnte man sein? Und wieso sahen sie ständig Zeichen dafür, dass sie uns „egal waren“, aber übersahen ständig die vielen Zeichen dafür, dass sie uns eben nicht gleichgültig waren?

„Wir gehen nicht weg, wir wollen nur etwas nachprüfen. Da hinten könnte was Spannendes sein. Würdest du da nicht wissen wollen, was es ist? Und wir warten ja auf euch, wie du siehst – aber ihr seid leider nun mal furchtbar langsam.“

Ich kniff die Augen zusammen und sah den jungen Wolf fest an. Normalerweise war das der Blick gewesen, mit dem mein Vater mir elendig lange Vorträge über Verantwortungsbewusstsein und das Erwachsenwerden gehalten hatte, wenn ich von einem unerlaubten Streifzug zurückgekehrt war – oder etwas furchtbar Ungeschicktes oder Leichtsinniges angestellt hatte. Zumindest in den Augen der Erwachsenen. Aber dieses Mal verdiente nicht ich ihn, sondern der junge Wolf, der vergaß seinen Verstand einzuschalten und genau über seine Worte nachzudenken. Offenbar hatte Avis mit seinen furchtbar negativen Gedanken endlich auch Kimya infiziert. Gratulation, du kleiner Brummbär.

„Wir haben euch doch gerufen. Und wenn ihr die Zeichen nicht gesehen habt, dann ist das nicht unsere Schuld, die beiden Falken waren ja wohl deutlich zu sehen. Außerdem...“

Ich holte kurz Luft und verkniff es mir, mit den Augen zu rollen, denn ich war die ganze Diskutiererei mit den jungen Wölfen langsam ein wenig leid. Wir taten doch alles dafür, dass es ihnen gut ging. Wir kümmerten uns um sie, lehrten sie die Dinge, die wir wussten. Wir versuchten sie zu beschützen, wir ließen sie eigene Erfahrungen machen, ließen sie jagen gehen und wir gaben auf jede Frage eine Antwort. Aber das alles schien nicht zu reichen. Nichts war genug.

„... reden wir ständig mit euch. Nur mir scheint, ihr hört überhaupt nicht zu. Oder ihr sucht einfach einen Grund zu streiten oder eure schlechte Laune an uns auszulassen.“


Ich ließ mich trotzig auf die Hinterpfoten sinken und vermied es, Deka anzusehen. Denn eigentlich war es ein bisschen erschreckend, wie sehr ich nach meinem Vater klang. War ich als Welpe auch so furchtbar penetrant und uneinsichtig gewesen? Es kam mir nicht so vor, allerdings war das eine gefühlte Ewigkeit her und ich konnte mich täuschen. Im Moment allerdings kam es mir so vor, als wäre die Zeit gekommen, klar auszusprechen, was man dachte. Auch wenn ich dann klang wie ein meckernder alter Opawolf.

[Deka, Kimya, Skadi | Am Bach]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Dekaja - 04.03.2018

Ich verdrehte genervt die Augen. Was dachte sich Kimya denn da bloß? Ich hörte still zu, wie Tryss versuchte den jungen Welpen zu beruhigen und bedächtig auf ihn einredete. Merkten die Welpen denn gar nicht wie sie uns dadurch nur noch mehr ausbremsten? Waren sie denn nicht auch neugierig, was jetzt auf uns wartete? So ungeduldig wie Kimya jetzt auf eine Antwort zu warten schien, erschien mir das sogar möglich. Dennoch machte er nicht den Eindruck, als hätte er gerade Lust auf ein Abenteuer.

„Ihr seid uns natürlich nicht egal“, versuchte ich den Welpen zu besänftigen.

„Aber warum sind wir jetzt plötzlich an deinem ganzen Elend Schuld?“

Meine Stimme klang plötzlich schärfer als beabsichtigt, aber ich hatte einfach keine Lust mehr auf diese Welpenspiele. Mein Blick glitt sehnsüchtig weiter in die Richtung, aus der Skadi wieder zurückgekommen war. Wenn es so weiter ging, würden wir noch bis heute Nacht hier stehen. Und wir alle oder zumindest Skadi, Tryss und ich hatten den gleichen Traum. Hatten wir nicht gerade genau deshalb beschlossen, als Gruppe zusammenzubleiben?
Deswegen hatten wir doch auf Kimya gewartet. Waren es nicht eher wir, die unsere Neugier und die Ungeduld für das Wohl der anderen zurückgestellt hatten? Erneut flammte die Wut in mir auf. Wie konnte ausgerechnet dieser Welpe uns vorwerfen, er wäre uns egal? Und dass er nur noch nicht wusste, was seine Worte für Auswirkungen haben könnten, bezweifelte ich. Als ich jünger war, hätte selbst ich mich nicht getraut, so etwas zu älteren Wölfen zu sagen, es überhaupt nur zu denken.

Ich blickte kurz prüfend zu Tryss und schmunzelte. Er klang mit einem Mal, als wäre er um Jahre gealtert, aber in diesem Moment war es mir egal, denn in jedem Fall hatte er recht mit dem was er sagte. Ja, wir waren immer für die Welpen da gewesen, hatten so wie auch jetzt, unsere eigenen Wünsche für sie zurückgestellt. Sollten sie sich da nicht eher bei uns bedanken? Ich verdrehte ich nur erneut die Augen. Das hat doch alles keinen Sinn!

In diesem Moment wollte ich einfach nur noch meiner Ungeduld nachgeben und herausfinden, was auf dieser Lichtung vor sich gehen würde, vorausgesetzt wir kämen heute noch an... War es denn wirklich so sinnvoll auf den Rest der Gruppe zu warten, wie ich gedacht hatte? Auch wenn sie sich mittlerweile  in Bewegung gesetzt hatten, waren sie noch immer nicht bei uns angekommen. Ich seufzte. Der Drang einfach loszupreschen und alleine auf dieser Lichtung zu warten bis die anderen aufholten oder wenigstens irgendetwas passierte, war einfach zu groß.
Ich erhob meine Stimme und begann genervt auf und ab zu laufen.

„Jetzt kommt schon, wollt ihr nicht auch wissen, was da auf uns wartet?“

Ich deutete mit dem Kopf in Richtung der Lichtung.
„Wenn ihr nur ein kleines bisschen schneller laufen würdet, wären wir auch gleich da und…“ meine Stimme wurde wieder ungeduldiger. Hatte das überhaupt einen Sinn oder würde ich sie nur alle gegen mich aufhetzen? „...ihr…“ Meine Stimme verstummte und ich ließ mich wieder neben Tryss nieder. Fast schon verzweifelt sah ich die anderen an. Hatten sie überhaupt den Ansporn oder irgendeine Motivation mit uns zu kommen? Oder sahen sie es möglicherweise, genau wie Kimya, als eine riesige Zeitverschwendung?


[bei Kimya, Tryss und Skadi, spricht später alle an]


RE: Passus VIII - Im Traum vereint - Kimya - 05.03.2018

Eine Antwort auf meine Frage kam sofort: Tryss sah mich an, mit zusammen gekniffenen Augen und hielt einen Monolog. Mit großen Augen sah ich ihn an, meine Rute klemmte sich langsam zwischen meine Hinterläufe, die Spitze hingegen stand noch nach hinten weg.
Du bist zu langsam – Du hörst nicht zu wenn man mit dir spricht – Du siehst die Zeichen nicht, die man dir sendet!
Waren die Sätze die ankamen.

“Tut mir leid.“

Sagte ich kaum hörbar und senkte den Blick auf meine Pfoten nieder. Und es ging weiter. Tryss vermutete, dass ich Streit suchen würde.

“Nein. Ich will nicht streiten.“

Sagte ich leise und blickte nun wieder zu ihm auf. Meine Hinterläufe hatten sich eingeknickt und meine Ohren angelegt. Ich ging auf Tryss zu und schleckte ihn zur Entschuldigung über die Lefzen.
Dann fing Dekaja an. Sie warf mir an den Kopf, dass ich sie als Schuldige für mein Elend gefunden hatte. Ich senkte wieder den Kopf und wich ihrem Blick aus, während sie auf und ab lief. Dann wurde sie ungeduldiger und forderte zum schneller laufen auf.

"Es tut mir doch leid."

Sagte ich noch ein mal, nur ein bisschen lauter.
Dann sah ich zurück zu den anderen. Langsam kamen sie näher, jedoch wirklich nur langsam. Mit geduckter Körperhaltung ging ich an Tryss und Dekaja vorbei, die nebeneinander saßen. Ich steuerte unsicher auf Skadi zu. Gegenworte traute ich mich nicht zu sagen. Aber richtig motiviert zu folgen war ich auch nicht.
Ich verstand die Spannung einfach nicht, in der sie sich befanden. Ich wusste nicht, wem oder was sie nach jagten.
Aber ich wollte keine Bremse sein. Und noch weniger wollte ich, dass jemand auf mich böse war. Das letzte was ich wollte war streiten oder Diskussionen schaffen.

[Bei Tryss, Dekaja und Skadi | Geht zögerlich weiter]