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Die Isolation nach Passus VII - Druckversion

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Die Isolation nach Passus VII - Kimya - 26.04.2016

Zwei Nächte und den dritten Tag nun waren wir etwas abseits von den anderen. Wir waren Avis, Chu, der neue Rüde Erasmus und ich. Wir sollten uns von den anderen aus Angst vor Ansteckung fern halten. Sie brachten uns Futter und wir mussten Früchte kauen um unseren Wasserhaushalt zu halten. Runa hatte mir schon verraten, dass wir nicht mehr lange so abseits leben mussten. Wir fühlten uns alle bisher gut und keiner zeigte Symptome.
“Die Bakterien und Viren brauchen ein paar Tage im Körper, bis sie so viel Unruhe gestiftet haben und dann die Symptome beginnen!“

War eine der ersten Lektionen die Runa mir beigebracht hatte, als wir über Wege der Ansteckungen gesprochen hatten.

Avis, Chu und ich hatten eine Ecke vom Lager bekommen. Eine mit einem schönen Baum der viel Schatten bot und nahe der Felswand, geschützt von Wind und Fremden. Ich lag gerade abseits von den beiden anderen und war wütend auf Avis. Er und ich hatten uns wieder ein Mal gestritten. Wie immer vermittelte er mir das Gefühl, ein jämmerlicher Nichtsnutz zu sein. Und er prahlte mit seinen Taten und seinem Mut. Er belächelte immer meine Erfahrung der Heilkunst und redete mich nieder und schlecht – als wäre ich nicht Wolf genug!

Der hat doch keine Ahnung, Die Einzig wahre Heldin hier ist Runa. Nicht weil sie die kräftigste ist sondern weil sie leben rettet!

Sagte ich mir immer wieder. Aber ohne die Zuflucht zu den Erwachsenen die mich nicht belächelten war es schwer eben die Meinung standhaft zu vertreten und Avis die Stirn zu bieten. Also hatte ich mich zusammen gerollt. Wütend, traurig und enttäuscht. Mein Blick glitt zu Erasmus.
Erasmus war am anderen Ende des Lagers – damit er uns nichts antun konnte, so richtig schien ihn noch keiner zu trauen. Er lag zwar auch am Felsen, jedoch hatte er nur einen kleinen schattigen Platz. Ich hatte oft zu ihm herüber gesehen. Ich fragte mich stetig, was er um den Hals trug und woher das stammte.

Die erwachsenen Wölfe hatten immer wieder mit ihm gesprochen und auch ihn mit Nahrung versorgt. Er war stets aufmerksam und genügsam gewesen. Ich sah in ihm keine Gefahr. Ganz im Gegenteil; aktuell sah ich in ihm Zuflucht! Obwohl ich bisher von ihm nur seinen Namen kannte und mehr nicht über ihn wusste stand ich entschlossen auf und ging zu ihm rüber. Auf den letzten Schritten zögerte ich und sah kurz zu den erwachsenen Wölfen herüber. Aber dann ging ich weiter, bis ich kurz vor ihm stehen blieb.

“Hey!“

Begrüßte ich ihn und wedelte dabei mit meiner Rute. Ein freudiges Strahlen auf den Lefzen und ein fragenden Ausdruck im Gesicht.





(Hier können auch Chu und Avis einsteigen und auch ein Erwachsener, wenn er sich denn einmischen möchte ;)


RE: Die Isolation nach Passus VII - Erasmus - 08.05.2016

Der kranke Hund hatte Folgen mit sich gebracht, die ich nicht hatte absehen können. Wir wurden unter Arrest gestellt, abgekapselt von den Anderen, damit die Gefahr sank, dass sich die anderen ansteckten und nur wir elendig sterben sollten, wenn auch wir befallen waren von diesem was auch immer den Hund getötet hatte. Ich konnte das verstehen, aber es sorgte für Unruhe und ab und an gab es auch Reibungen. Ich hatte mich immer dezent herausgehalten. Ich war es gewohnt, allein zu sein und zog mich deshalb oft von den Anderen zurück. 

Ich lag auf einem Stein, spürte die Sonne auf meinen Pelz fallen. Meine braunen Haare schimmerten leicht im Sonnenlicht. Mein Ohr zuckte ab und an, wenn ich ein Geräusch im Wald vernahm. Ich blickte zu Kimya, dem jungen Rüden, der Angst vor dem tod hatte und bei unserer ersten Begegnung direkt kehr gemacht hatte um sich zu beruhigen und nicht länger mit der Situation konfrontiert zu werden. Ich konnte ihn verstehen, aber es nicht nachvollziehen. Ich sah mit wenigen Monaten, wie mein Vater getötet wurde und hatte mir die Schuld dafür geben müssen, weil ich auch Schuld war. Das war theoretisch belastender, alsdas war Kimya durchgemacht hatte. Was hieß durchgemacht? Er hatte nur einen toten Hund gesehen, der an irgendetwas gestorben war und das auf relativ widerliche Weise. 

Kimya erhob sich und kam auf mich zu. Er sagte nichts über die letzten Tage, über den Tod des Hundes oder darüber, was er gerade dachte. Mein Ohr zuckte, als ich die kurze und knappe Begrüßung von Kimya hörte. Ein kurzes, aber freundliches Lächeln legte sich auf meine Lefzen.

"Na du. Alles klar?"

Mein Lächeln legte sich und mein Blick schoss in die Richtung, aus der ich ein Geräusch vernommen hatte. In meinem Blickfeld lag nun ein kleines Eichhörnchen, das von einem Baum zum anderen sprang und sich augenscheinlich überschätzt hatte und die eine Distanz falsch bemessen hatte. Es war abgerutscht und im Laub gelandet, das noch vom letzten Herbst am Boden lag. Danach hatte es sich schnell wieder ausgerappelt und war auf den nächst möglichen Baum geklettert. Dieses kleine Hörnchen war frei, wir waren es nicht.

"Vermisst du deine Familie? Also weil sie können dich ja nicht besuchen hier, wegen der Gefahr.. Das tut mir überigens leid. Du brauchst jemanden, an dem du dich orientieren kannst.. So eine Art Vorbild halt, du weißt schon, oder?"

Ich blickte den kleinen Rüden wieder in dei Augen und wartete geduldig auf seine Antwort.


RE: Die Isolation nach Passus VII - Kimya - 18.10.2016

Er lächelte! Er lächelte mich an und erwiederte meine Begrüßung. Und dann wandte er blitzschnell seinen Blick ab und beobachtete ein zu Boden gefallenes Eichhörnchen. Ich hatte das Rascheln ebenfalls gehört, empfand es in dem Augenblick nur nicht so spannend wie Erasmus selbst, der vor mir stand.
Und dennoch nahm ich mir die Zeit und beobachtete im Stillen, wie das rotpelzige Klettertier den nächsten Baum erklomm und unbeirrt weiter machte wie zuvor.
Erst als Erasmus mich wieder ansprach, sah ich wieder zu ihm auf - mit wedelnder Rute - bis er meine Familie ansprach. Meine Rute stand still und schmollend sah ich zu Avis herüber.

"Mein einziger Blutsverwandter ist hier - und den vermisse ich gerade nicht. Avis kann manchmal so gemein sein. Nein, gar nicht gemein. Er ist... so... so blöd. Für ihn ist alles ein Wettkampf und alles muss Spaß machen. Dass es aber manchmal nicht um Spaß geht ... ich meine...  ich habe verstanden, dass man manchmal das Spielen sein lassen muss - aber er nicht! Und dann ärgert er mich immer dafür. Blödwolf."

Ich hatte mich so auf das Schimpfen über Avis fokusiert, so dass ich die Vorbildssache völlig aus dem Sinn verlor.
Ich redete mir einfach den Frust von der Seele. Mit gemächlicher Stimme, es sollte ja keiner hören, außer Erasmus. Und schmollend und beleidigt wie ich war, hatte ich mich auf meine Hinterläufe nieder gelassen und eine Schnute gezogen.
Ich schüttelte dann irgendwann den Kopf, bevor Erasmus antworten konnte, und sprach meinen Mantra.

"Aber der wird es noch verstehen irgendwann. Und dann bin ich mal ihm voraus! Hah, und den Wettbewerb führe ich dann schon um Wolfslängen an!"

Mit einem echten strahlenden Glanz in den Augen sah ich zu Erasmus auf und meine Rute wedelte über den Boden.

"Was ist mit dir? Vermisst du.. deine Familie? Oder dein Rudel? Wo warst du, bevor du auf uns gestoßen bist und mit wem? Und wieso bist du dann von den anderen weg gegangen?"

'Und woher kommt das Ding an deinem Hals?' - die Frage stellte ich mir - immer und immer wieder. Ich konnte mir noch gerade so auf die Zunge beißen und die Frage nur in meinem Kopf geschehen lassen.