Obscuri
Rúna und Tryss - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Abseits der Wege (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=10)
+---- Forum: Chatplays (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=12)
+---- Thema: Rúna und Tryss (/showthread.php?tid=282)



Rúna und Tryss - Tryss - 09.03.2015

Rúna und Tryss
21. August 1202
Einige Tage nach dem Überqueren der Schlucht und dem Umzug in das weiter von der Zeltstadt der Kinder entfernte Lager. Nächtliches Zusammentreffen.


(Sorry Rúna, ich hab vergessen deinen ersten Post mitzukopieren :/ Hast du den noch?)

Tryss: Es war eine kurze Nacht gewesen. Ich hatte versucht zu schlafen, doch so richtig gelungen war es mir nicht. Kimya hatte sich in dieser Nacht glücklicherweise zu Deka gelegt, sodass ich unbemerkt aufstehen und den Lagerplatz verlassen konnte. Die Möglichkeiten der nächtlichen Beschäftigung waren seit wir die Nähe der Kinder verlassen hatten begrenzt, also hatte ich mich entschieden auf die Jagd zu gehen. Einige Stunden später und zwei Mäuse im Magen später, machte ich mich auf den Weg zurück zu den anderen.

Rúna: Versunken in meine Gedanken bemerkte ich den Wolf beinahe zu spät der sich mir näherte, aber dann erkannte ich Tryss und blieb stehen. Ein leiser Ruf kam über meine Lefzen, falls auch er mich nicht bemerkt haben sollte, aber davon ging ich nicht wirklich aus. Darauf wartend dass er näher kam lächelte ich leicht und gab ein leises “Guten Abend…“ von mir. Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die es des Nachts umtrieb, blieb nur zu hoffen dass wenigstens die Welpen tatsächlich tief und fest schliefen…

Tryss: Ich hatte mit vielem gerechnet – aber nicht damit einem von den anderen zu begegnen, schon gar nicht Rúna. Ein wenig zuckte ich zusammen, als sie plötzlich vor mir stand und ihre Stimme erklang. „Oh, Rúna. Hallo... ähm... kannst du auch nicht schlafen oder was treibt dich zu so einer Stunde nach draußen?“ fragte ich ein wenig naiv, weil ich nicht erwartete, dass Rúna etwas anderes tun wollte, als sich die Pfoten ein wenig vertreten. Derweil hatte sich der kurze Schreck über die plötzliche Begegnung ein wenig verzogen und meine Rute begann fröhlich zu pendeln.

Rúna: Kurz überlegte ich, was ich Tryss auf seine Frage denn antworten sollte, doch eine Lüge kam für mich nicht in Frage. Als seine Rute in sachtem Pendeln ausschlug und zeigte, dass er den Schreck über die unerwartete Begegnung überwunden hatte erklärte ich also offen und direkt, „Ich möchte zurück zu dem Lager der Menschenkinder…“ und noch ehe er darauf direkt etwas erwidern konnte setzte ich nach, „Vielleicht möchtest du mich ja begleiten?“Durch aus gespannt wartete ich nun auf seine Reaktion auf diese kleine Offenbarung, denn noch immer fiel es mir nicht leicht die Wölfe der Gemeinschaft in ihren Reaktionen einzuschätzen… Tryss hingegen war mir an jenem verhängnisvollen Tag ebenso neugierig erschienen wie ich selbst es gewesen war und so würde er mich vielleicht eher verstehen als Skadi oder gar Tamias.

Tryss: Irritiert blinzelte ich, als ich die Antwort auf meine Frage vernahm und blickte die Fähe kurz schweigend an, als erwartete ich, dass sie jeden Augenblick zu lachen beginnen würde. Hatte sie tatsächlich gesagt, sie sei auf dem Weg ins Lager der Menschenkinder? Und hatte sie ihm wirklich angeboten, sie zu begleiten? Unschlüssig zuckten meine Ohren zur Seite und wieder nach vorn. War das vielleicht ein Test? „Ich dachte wir sollen nicht mehr dorthin?“ fragte ich zögerlich, obwohl sich nicht verbergen ließ, dass das Angebot mich durchaus lockte und neugierig machte. Ich wandte den Blick von Rúna ab und ließ ihn einmal über die nähere Umgebung schweifen. Saßen vielleicht Tamias oder Skadi hinter dem nächstbesten Baum und würden mir eine Standpauke halten, wenn ich zusagte?

Rúna: Sorgsam beobachtete ich Tryss Reaktion, konnte das Zögern nur zu gut verstehen und bemerkte aber auch die Neugier, die er zu verbergen suchte. Scheinbar war trotz des gleichberechtigten Verbundes der Gruppe doch eine gewisse Rudelstruktur nicht zu leugnen. Tamias und Skadi, als die älteren besaßen scheinbar doch durchaus eine gewisse Autorität. „Wenn es nach Tamias und wohl auch Skadi geht, dann sollten wir dem Lager fern bleiben und wenn es um die Jungwölfe geht halte auch ich das für durchaus richtig…“, begann ich vorsichtig und ruhig zu sprechen, „Aber… wir sind eine Gemeinschaft, kein Rudel und auch wenn ich euch folge, so ist mein größter Wunsch doch das Sammeln von Wissen und so viel wie möglich zu erfahren und zu begreifen… die Menschen faszinieren mich Tryss und ich bin sicher dass ich auch von ihnen lernen kann. Diese Gruppe, das Lager, das sind Welpen und haben sie nicht auch Chu in ihrer Mitte aufgenommen?“

Tryss: Erleichtert, dass offenbar kein Standpaukenkommando irgendwo auf mich wartete, wandte ich mich zurück an die Fähe. Ein Lächeln erschien auf meinen Lefzen, als sie die ersten Sätze gesprochen hatte und als sie geendet hatte, war es zu einem breiten Grinsen angewachsen. „Ich glaube, das sind die ersten vernünftigen Sätze, die ich heute höre“, sagte ich freundlich in dem Wissen, dass ich heute schon viele Sätze gehört hatte und nickte zustimmend. „Ich glaube auch nicht, dass sie gefährlich sind.“, stimmte ich ihr zu, auch wenn es am Ende unserer Lagerdurchquerung kurz brenzlig geworden war. Nichtsdestotrotz war nichts passiert, denn es schien einige unter ihnen zu geben, die Chu gut genug gekannt hatten, um uns nicht als Gefahr einzustufen. „Also dann, ich nehme das Angebot gern an.“ endete ich schließlich und wandte mich schon um, damit wir den Weg alsbald antreten konnten.

Rúna: Tryss Reaktion fiel durchaus mehr als zufrieden stellend aus und auch auf meinen Lefzen zeigte sich ein gewisses Schmunzeln, „Dann komm….“, womit ich ihm folgte und meinen Weg nun gemeinsam mit einem weiteren Wolf an meiner Seite fortsetzte. Dass der Rüde mich begleitete freute mich ungemein, denn es nahm mir die Sorge der Gemeinschaft allein gegenüber zu stehen, falls meine Ausflüge tatsächlich Tamias oder Skadi zu Ohren kämen, geschweige denn wenn die Jungwölfe es bemerken würden. Ich hatte sie gern alle gern gewonnen und es würde mir sehr schwerfallen müsste ich sie deswegen verlassen. Denn verbieten lassen würde ich mir den Weg zu dem Lager von niemandem. Eine ganze Weile schwieg ich, ehe ich mit einem kurzen Blick zur Seite wieder die Stimme erhob, „Tryss… würdest du mir erzählen, was du denn für dich in diesem Land das ihr sucht zu finden hoffst? Wenn ich es richtig verstanden habe soll es dort keine Menschen geben oder zumindest sollen sie friedlich mit den Wölfen leben oder nicht?“

Tryss: Ich ließ mich nicht zweimal auffordern, sondern begann neben Rúna herzutraben. Diese Nacht schien tatsächlich noch eine sehr interessante Wendung zu nehmen. Ich fragte mich, wie oft die Fähe das Menschenlager wohl schon besucht hatte. Hatte sie sich den Kindern noch einmal gesagt? Und was hatte sie wohl herausgefunden? Es war unglaublich aufregend – nicht nur, dass wir noch einmal dorthin zurückgingen, wo es so viele Antworten und unglaublich viele Fragen gab. Nein, es war, als würden wir beide künftig ein kleines Geheimnis teilen. „Oh...“ Der plötzliche Themenwechsel überraschte mich daher ein wenig und ich brauchte einen Moment, bis ich mir eine passende Antwort zurechtgelegt hatte. „Nun, ich hoffe, dass es Frieden gibt. Dass wir nicht mehr darum bangen müssen die Wölfe zu verlieren, die wir lieben. Ich hoffe, dass ich Antworten finde auf die wichtigsten Fragen und auf noch mehr Fragen, die mir bis dahin in den Sinn kommen und..“ Ich hielt einen Augenblick inne, weil es für die erwachsene Fähe sicher ein wenig albern klingen würde, fasste mir aber dennoch ein Herz einen geheimen Wunsch auszusprechen. „Und vielleicht sehe ich dort meine Familie wieder.“ Meine Stimme war leise und die Trauer, die darin lag, nicht zu überhören.

Rúna: Es war nicht der erste Abend an dem ich mich auf den Weg zu dem Menschenlager begab, daher hielt sich meine Aufregung wohl ein wenig eher in Grenzen. Achtsam hörte ich hingegen auf die Worte des jüngeren Rüden und erfuhr mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Seine Antwort war offen und ehrlich und die Gefühle die ich vernahm erzählten noch mehr. Während ich also neben ihm her lief wischte meine Rute zur Seite, streifte ihn knappt, „Ich werde meine Familie erst wieder sehen, wenn ich mit ihnen über den Sternen jagen werde… sie haben sich den Zorn der Menschen zu gezogen und sind ihm nicht entkommen, ich jedoch hatte Glück…“, gewährte ich ihm Wissen über mich, dass ich sonst nicht so ohne weiteres Preis gab. Hier jedoch erschien es mir nur angebracht, zumindest diese wenigen Worte zu offenbaren. Eine kurze Traurigkeit in meinem Blick konnte ich nicht verhindern, aber dann zwang ich ein Lächeln zurück auf meine Züge, „Ich bin sicher, wenn wir sie nur besser verstehen würde… ein unerfahrener Wolf vergreift sich vielleicht an hilflosen Frischlingen weil er nicht weiß dass ihre Mutter in der Nähe über sie wacht und ihm zur tödlichen Gefahr werden wird. Ein erfahrener Wolf aber weiß, dass er sich besser fern hält. Ich bin sicher mit den Menschen ist es ganz ähnlich… wir verstehen sie nur einfach nicht, sie verhalten sich so ganz anders als jedes Tier…“, wechselte ich umgehend wieder zurück zu den Menschen an sich und erzählte frei von meinen Gedanken, von denen ich in diesem Moment nicht wusste, ob sie dem Rüden nicht genauso albern erscheinen mochten oder zumindest unverständlich, wie seine zuvor.

Tryss: Wir hatten also alle eine traurige Geschichte. Ich nickte mitleidig. Mir war es ebenso ergangen, während meine Familie verschwand, konnte ich mich verbergen – und war nun allein. Nun, fast allein, immerhin hatte ich eine Art Ersatzrudel gefunden. Das war doch schon einiges wert, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. „Unberechenbar ja..“, stimmte ich Rúna erneut zu, nachdem ich ihren Worten aufmerksam gelauscht hatte. Immerhin konnte man einem Wildschwein entkommen. Es kämpfte mit den gleichen 'Waffen', die wir zu Verfügung hatten. Aber die Menschen? Sie waren so viel stärker – und hielten sich doch augenscheinlich nicht an die Gesetze der Natur. „Vielleicht können wir auch ihnen etwas beibringen. Über unser Leben. Über das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod und dass man nur so viel nehmen muss, wie man für sein Überleben braucht?!“ warf ich als Vorschlag ein und warf einen Blick auf die Fähe. „Hast du denn bereits etwas Interessantes über die Kinder herausgefunden?“

Rúna: Ja sicherlich, sie mussten alle ihre Geschichten haben, denn wie sonst hätte sich eine solche Gemeinschaft wie sie es waren bilden können? „Vielleicht….“, reagierte ich zögernd auf seinen Vorschlag, dass man auch den Menschen noch etwas beibringen könnte. Möglich wäre es, aber wie sollte man es anstellen? Nun ich schon diese Frage zu den zahllosen übrigen die sich in meinem Kopf tummelten. „Nein… nicht viel, leider schlafen die meisten des Nachts und diejenigen die wach sind werden unruhig und ängstlich wenn sie zu viele Geräusche vernehmen, sodass ich mich ihnen nicht mehr nähere…. Ich glaube ihre Sinne sind nicht die besten…“, fügte ich das wenige an, dass mir bisher aufgefallen zu sein schien.

Tryss: Tryss fiel auf, dass er sich noch immer nicht ausführlich mit Chu unterhalten hatte – das musste er unbedingt ändern. Nur wann? Sie wurde die meiste Zeit von Avis und Kimya beschlagnahmt – oder bekam gemeinsam mit ihnen Lehrstunden. „Warum gehst du nicht tagsüber, wenn die anderen mit den Welpenstunden beschäftigt sind? Auffallen würde es sicher kaum, sie würden wahrscheinlich denken, du gehst Kräuter suchen oder zur Jagd.“ Ich neigte den Kopf ein wenig. Wenn nachts nichts los war, erschien ihm das die beste Lösung. Oder wollte sie nicht, dass die Menschen sie sahen? „Aber da hast du Recht, glaube ich. Deshalb brauchen sie sicher die Hunde, die für sie riechen und hören.“ Das kam mir unglaublich logisch vor, denn die Zweibeiner hätten sicher sonst keinen Grund gehabt, sie zu halten und ihre Häuser bewachen zu lassen.

Rúna: Auch ich hatte mich mit Chu noch nicht unterhalten, beließ es jedoch auch vorerst dabei, da ich befürchtete sie mit meinen Fragen zu sehr zu bestürmen. Auf Tryss Frage jedoch hin schnaubte ich leise, „Du unterschätzt die Neugier der jungen Wölfe… und wenn mich Tamias oder Skadi oder du und Dekaja mich auf die Jagd begleiten wollen würden? Oder Kimya bei der Suche nach Kräutern? … nein das wollte ich nicht…“, erwiderte ich nur darauf und wurde ein wenig langsamer, bald wären am Ziel angekommen. „Das mag sein, die Menschen halten viele Tiere… nicht nur Hunde. Manche halten auch ihre Beute nahe ihrer Häuser gefangen, sodass sie eigentlich nicht jagen müssten. Und sie halten diese großen seltsamen Tiere… wie Hirsche, aber noch viel größer… auf denen sitzen sie und lassen sich tragen… hast du das schon einmal gesehen? Manchmal jagen sie auch auf ihnen… , geriet ich ein wenig ins aufgeregte Erzählen, denn seit ich allein durch die Welt zog hatte es kaum jemanden gegeben, mit dem ich über solche Beobachtungen reden konnte…

Tryss: Ich glaubte nicht, dass ich die anderen unterschätzte. Im Gegenteil, ich glaubte, Rúna war hier ein wenig zu vorsichtig. Und ich musste es ja einschätzen können, immerhin war ich schon um einiges länger mit diesen Wölfen unterwegs als die Fähe. Aber ich wollte nicht diskutieren und beließ es dabei. Immerhin war es ja ihre Entscheidung. Viel interessanter war ohnehin, dass sie langsamer wurde. Die Gegend kam mir bekannt vor, sicher waren wir bald da. „Ja, die kenne ich. Mit denen haben sie uns verfolgt, bevor wir dich getroffen haben. Wir sind ihnen und den Hunden nur knapp entkommen.“ erinnerte ich mich und war erstaunt, dass dieses Ereignis eine gefühlte Ewigkeit zurück lag. Damals war auch Arkanis noch bei uns gewesen. Genau wie Velvet und Kaya.

Rúna: Auf seine letzten Worte hin stockte ich, denn sie riefen unweigerlich eine Flut von Erinnerungen hoch… bevor ich auf die Gemeinschaft getroffen bin, „Waren deswegen so viele von euch so schwer verletzt?“ Natürlich erinnerte sie sich an jede Verwundung die sie damals gepflegt hatte, aber ein Wolf, ein Wolf hatte sich von ihnen allen so sehr unterschieden… Die Situation hatte ein Band entstehen lassen das nun schmerzlich gespannt war, vielleicht sogar gerissen… das vermochte sie noch nicht zu sagen. Mühsam bemerkte sie, dass auch Tryss scheinbar ein wenig in Gedanken versank und fragte sich was damals noch alles geschehen war oder was die Gemeinschaft an sich erlebt haben musste…

Tryss: Ich nickte stumm, weil ich nicht weiter auf die Ereignisse dieses Tages eingehen wollte. Alles war so schnell gegangen und am Ende so furchtbar gewesen, selbst wenn bis auf Deka und Alvarez alle weniger schwere Wunden davongetragen hatten. „Wie weit ist es noch?“ fragte ich daher und versuchte die Aufmerksamkeit wieder auf unser eigentliches Ziel zu lenken. Ich war gespannt, was uns im Lager der Kinder erwarten würde, ob wir überhaupt eines sahen. Ich dachte an die Begegnung auf dem Platz zurück. Sie hatten gespielt und getanzt. Wie schön wäre es, wenn sie das noch einmal tun könnten.

Rúna: Auf seine zurückhaltende Reaktion hin beließ auch ich es bei den Erinnerungen die nur bitteres hervor riefen. Schließlich schlug sie einen kleinen Bogen, „Wir sind fast da, vorsichtig jetzt…“, gab sie leise von sich und lief nur noch Pfote für Pfote voran, während der Wald sich zu lichten begann. Bald schon würde der Waldrand erkennbar sein und dahinter die Schlucht über welche sich die dünne Brücke spannte. Gegenüber im Lager der Kinder brannten noch vereinzelte Feuer und wenige einzelne saßen um diese herum…