Obscuri
Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Der Weg in den Norden (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=9)
+--- Thema: Passus VII - Die erste Jagd (/showthread.php?tid=278)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Skadi - 06.10.2015

Und plötzlich wurden alle still. Als sei mit Runa die Vernunft eingekehrt. Keiner widersprach. Keiner zeterte. Tryss schwieg sogar. Es war ihm zwar an zu sehen, dass er lieber mitgegangen sei, aber vielleicht reflektierte er nun endlich die gesammelten Beiträge und verstand, dass er vor Avis nur noch schlechter dastehen würde.
Diese beiden Rüden, wenn Avis erst ein Mal in das Alter eines Halbstarken kommen würde, dann würde Blut fließen.
Ich schloss die Augen und genoss die Stille die eingekehrt war. Ich beruhigte mich innerlich. Ich war wütend auf Tamias, vor allem aber war ich wütend darauf dass ich wütend war. Wieso hatte der Rüde mich so im Griff? Es ärgerte mich.
Ein leises schnaufen wirbelte den Sand vor meiner Nase auf.

'Schluss jetzt Skadi'

ermahnte ich mich selbst. Ich wollte nicht weiter grübeln und ärgerlich sein. Irgendwann reichte es. Ich erkannte mich manchmal selbst nicht mehr wieder. Das ruhige und objektive Betrachten ging mir verloren. Ich reagierte sofort hitzig und genervt, stritt und setzte mich so manches Mal mit Zähnen gefletsche und körperlichen Drohungen durch. So wollte ich nicht sein! Ich wollte aber auch nicht mehr darüber nachdenken wann ich so geworden war und warum. Ich wollte einfach Mal ein paar Tage keinen Streit und keine Diskussionen. Vielleicht sogar mal wieder etwas Spaß haben.
Selbst die Welpenschule machte mit mehr Spaß, obwohl nörgelnde Welpen da waren die man anschimpfen musste damit sie aufpassten, als das Wandern und Reden mit den anderen. Bei den Welpen hatte das Meckern Sinn, da tat ich es, weil sie ermahnt werden mussten. Ihre Geduld und Ausdauer war noch nicht groß und sie mussten ständig zum Thema zurück geführt werden. Der eine Träumte hier, der andere da. Aber fast immer träumte einer, oder einer lenkte den anderen ab. Kurz schmunzelte ich, als mir Szenen in den Kopf kamen, wie sie versuchten mich aus zu tricksen und sich davon zu stehlen. Ich ließ sie dieses Spiel spielen. Zwar lernten sie nichts über Fährten lesen, aber sie pirschten! Sie lernten etwas ganz anderes an diesem Tag und hatten Spaß dabei, weil ich sie im Glauben ließ, dass sie mich austricksten. Das aus meinen leichten Lächeln ein fettes Grinsen geworden war, bemerkte ich nicht.

[In Gedanken am Lagerplatz]



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Tamias - 09.10.2015

Irgendwie grummelte ich so vor mich hin und meine Gedanken gingen in Richtung Freiheit. Ich war doch in Freiheit oder? Es fühlte sich nicht so an. Die Gruppe fühlte sich an wie eine Kette um meinen Hals die sich bei jedem Schritt in die andere Richtung sich zu zog. Ich bekam regelrecht keine Luft mehr. Ich wollte wandern, weiter ziehen. Tagsüber in der Sonne dösen und bei Sonnenuntergang weiter wandern bis die Pfoten wund waren. So kamen wir voran. Doch ständig kam irgend ein Mist dazwischen. Erst wurde akribisch alles besprochen und geplant, dann läuft alles anders weil sich keiner daran hält und dann lief alles schief und die Wölfe liefen wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend mit immer der selben Frage "was sollen wir jetzt tun? Wir müssen eine Lösung finden!" Ich hatte es so satt. Ich hatte keine Lust mehr auf Diskussionen und klärende Gespräche. Ich wollte das einfach mal alle die Klappe hielten. Kein Streit, kein dummes Rumgebrabbel und keine doofen Fragen. Einfach mal still wandern. Doch erstmal mussten wir die Welpen einfangen.
Und wenn man vom Teufel spricht kam auch direkt schon einer angerannt. Kimya war es der die grade frisch gewonnene Stille durchbrach mit dummen Gebrabbel. Aber hups. So dumm war es nicht und wie auch immer er es schaffte, legte sich in mir ein Hebel um. Ich witterte plötzlich Gefahr. Was ist ein Melf und wieso roch Kimya so fürchterlich und verdammt noch mal wieso Hilfe holen?
Automatisch stellte sich mein Nackenfell hoch. Ich hatte so viele Fragen zu dem was geschehen war das ich Kimya am liebsten damit an den nächsten Baum genagelt hätte doch das hätte auch ja niemanden was gebracht.

"Wenn du Runas Hilfe brauchst dann muss es was gesundheitliches sein. Hol sie, ich kümmer mich um Chu ... und Avis. Wenn es mit den Menschenwelpen zu tun hat klingt es nach Gefahr."

Ein entschlossener Blick zu Dekaja. Kimya hatte sich an sie gewand also sollte sie sich auch um Kimya kümmern.
Ich drehte mich fix um und rannte los. Die Nase auf den Boden, erst noch etwas am suchen, dann hatte ich ihre Spur. Weit waren sie noch nicht.

[rennt zu Avis und Chu / nicht begeistert]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Chu - 14.10.2015

Plötzlich ging alles ganz schnell. Ein letztes Mal wuffte ich Kimya zum Abschied zu und schon waren wir unterwegs. In meiner Aufregung hinterfragte ich nicht, warum Avis plötzlich hinter mir ging oder warum Melf nicht einfach an unsere Seite kam. Irgendwie war es ja auch nur logisch, dass ich bei dieser Expedition die Führung übernahm. Denn wenn ich auch sonst nicht besonders viel wusste, bei den Zweibeiner kannte ich mich aus! Ein bisschen anstrengend war es aber schon, als ich jetzt im Laufen den Kopf nach hinten zu Avis drehen musste.

„Nein, nein“, erklärte ich munter. „Da sind auch noch andere, viele sogar. Du hast sie ja auch gesehen, oder?“

Fragend legte ich den Kopf schief, ehe ich mich schnell wieder auf meinen Weg konzentrierte, um nicht gegen den nächsten Baum zu rennen. Die Strecke war schließlich noch weit genug. Überhaupt fragte ich mich langsam, ob wir den Weg nicht ein kleines bisschen unterschätzt hatten. Noch kam mir die Gegend jedenfalls nicht sonderlich bekannt vor. Früher oder später würden wir allerdings trotzdem ans Ziel kommen und das wusste ich. Eine Horde Zweibeiner, die durch den Wald trampelten, Lärm machten und noch dazu ziemlich penetrant nach Mensch rochen, die konnte man nicht so leicht verfehlen. Noch machte ich mir jedenfalls keine Sorgen. Nur dass Melfs Freund solange durchhalten musste, das gefiel mir ganz und gar nicht, aber wir konnten es nicht ändern.

„Erwachsene waren aber noch nie dabei, wenn du das meinst“, fuhr ich schließlich fort. „Ich hab‘ mich auch schon oft darüber gewundert. Sie ziehen einfach immer weiter und sammeln unterwegs noch andere Kinder auf. Komisch, nicht?“

Das war in der Tat sogar sehr komisch, eine Erklärung dafür hatte ich allerdings auch nicht. Es war eben einfach so und ich hatte sie danach fragen können. Was Avis dann sagte, kam allerdings so unerwartet, dass ich wie angewurzelt stehen blieb und mich nun doch zu ihm umdrehte. Gerührt drückte ich meine Nase in sein dichtes Halsfell und fiepte leise. Er hatte ja recht, ich vermisste Anyana und freute mich insgeheim sogar darauf, sie wiederzusehen. Gleichzeitig wusste ich allerdings auch, dass ich im Umkehrzug etwas sehr Wichtiges gewonnen hatte. Richtige, echte Freunde nämlich, die mich mochten und mich bei sich behalten wollten. Das war mir nie bewusster als in diesem Augenblick.

„Ja“, fiepte ich leise. „Mach dir keine Sorgen. Alles wird wieder gut.“ Und dann, mit lauterer Stimme, wandte ich mich an den kleinen Hund, der nach wie vor ein Stückchen hinter uns zurückgeblieben war und dabei schrecklich verloren wirkte. „Hast du gehört, Melf? Du brauchst keine Angst zu haben, alles wird gut.“ Beinahe kam es mir so vor, als wollte ich nicht nur ihm, sondern auch uns beiden Mut machen. Vielleicht ja auch allen zusammen.

[unterwegs mit Avis & Melf]



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Dekaja - 19.10.2015

Die Entscheidung, die von Rúna gekommen war, gegen die ich aber auch nichts sagen konnte, drückte meine Stimmung. Nach wie vor wäre es mir am liebsten gewesen, mit Tryss zu gehen. Und so logisch es auch war, so gefiel mir das dennoch sehr wenig, mit Tamias zu gehen, der sich doch der Entscheidung einfach entzogen hatte, wo er doch sonst immer meinte, bestimmen zu müssen. Ich stupste Tryss noch kurz an, als dieser sich ins Gras gelegt hatte, dann drehte ich mich zu Tamias um und trottete diesem weitaus weniger euphorisch als sonst hinterher.

Aufmerksam sah ich mich dort am Fluss um, bis ich ein Stück ins Wasser ging und tatsächlich trank. Das kühle Nass fühlte sich weniger gut an als sonst und ich hätte auch gerne Tryss etwas aufgemuntert, indem ich ihn hier nass gemacht hätte, aber mit Tamias? Lieber nicht.
Mein Kopf hob sich, als ich einen vertrauten Geruch wahrnahm, vermischt mit etwas fremden, der aber geradezu rasend schnell auf uns zukam. Ich war vollkommen verwirrt und konfus und schaffte es nicht rechtzeitig zu reagieren, bis sich Fell an meine Brust schmiegte und ich Kimya sah, der vollkommen aufgelöst wirkte.

„Kim…ya?“

Sicher hatte ich mir gewünscht, einen Blick auf die Welpen und ihren Fortschritt werfen zu können, aber das hatte mich nun doch entsetzt. Ich sah, dass er weinte und sein Fell dort leicht feucht war. Und nachdem ich mich etwas beruhigt hatte von dem Schrecken, bemerkte ich auch eine kleine blutende Stelle am Hinterlauf. Was war passiert? Waren sie angegriffen worden? Wie schnell er wohl gerannt war? Wo waren die anderen? Oh…das erzählte er ja bereits. Ich sah ihn aus geweiteten Augen an und reagierte erst jetzt, als ich meine Schnauze tröstend an seinem Fell rieb.

„Alles in Ordnung, Kimya. Nur die Ruhe. Wir kümmern uns um alles…“

Ich versuchte ruhig zu klingen, um den Jungwolf zu beruhigen, der vollkommen aufgelöst wirkte, aber ich wusste gar nicht, ob ich darin so gut war. Allerdings erntete Tamias erst noch einen verständnislosen Blick von mir, als dieser lospreschte. Wie bitte? Sie hatten doch zuvor erst gute Erfahrungen mit Menschen gemacht. Vielleicht waren diese ja genauso? Es musste ja nicht sofort etwas schlimmes passiert sein…aber…nachsehen half wohl. Ich hoffte nur, dass Tamias nicht vollkommen kopflos und beschützerisch losbrechen würde. Das würde den Menschen vielleicht eher Angst machen, als junge Wölfe, wo sie doch schon das letzte Mal bei ihr Angst bekommen hatten, als sie mitgesungen hatte. Zumindest die Welpen schienen ebenso schreckhaft zu sein.

Dann wandte ich mich allerdings an Kimya.

„Was ist ein Melf? Wieso sind sie mit ihm gegangen?“

Allerdings klang es doch eher wie ein neuer Freund, nicht so, als wären sie verschleppt worden, denn ‚Hilfe holen‘ klang nicht unbedingt nach Zwang für sie. Ich nickte.

„Ja, Runa ist zurück. Sie ist bei den anderen mit am Lager. Tryss hatte wohl Recht, nach euch sehen zu wollen, nur vorsichtshalber. Lass uns zu den anderen zurückgehen und ihnen erzählen. Komm, Kimya. Gib dir nicht die Schuld dafür…du hast Hilfe geholt. Alles wird gut, vertrau mir.“

Ich stupste ihn aufmunternd an, dann trabte ich mit ihm Richtung Lager zurück, betont etwas langsamer und nicht kopflos, auch wenn ich ebenfalls Sorge hatte, was da vorgefallen sein mochte. Wer war dieser Melf? Ein anderer Wolf? Aber wieso gingen sie dann zu den Menschen? Wieso haben sie ihn nicht zu uns gebracht? Und überhaupt...wieso brauchte sein Freund Hilfe? Waren sie nur zu zweit...wo war der Rest des Rudels? Was war mit Avis und Chu...ging es ihnen gut? Ich unterdrückte einen Anfall von Panik.

[am Fluss, dann mit Kimya auf dem Weg zurück]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Melf - 21.10.2015

Mit pendelnder Rute, freudigen Augen und riesigen Pfoten voll neuer Hoffnung folgte ich den beiden jungen Wölfen. Ich hielt Abstand, groß genug um sie nicht zu belagern, verschrecken, schlimmsten Falls an zu stecken. Jedoch blieb ich nahe genug dran um ihre Worte zu hören.
Als mich Avis nach meinem Mensc hen fragte, blickte ich auf. Ich schüttelte mit meinem Kopf, holte ein ganz kleines Stück auf und ließ das pendeln meiner Rute sein. Bei dem Gedanken an ihn, trat ein Stechen in mein Herz. Auch wenn wir ihn nicht verstanden haben, weil er eine andere Sprache sprach als wir - wir konnten uns sehr gut verständigen. Er war immer gut zu uns gewesen. Auch wenn es Mal einen Schlag oder Tritt gab, desn bekamen wir nur wenn wir nicht horchten auf das, was er befahl.
Er hatte uns Futter gegeben und gestreichelt. Er sorgte dafür, dass das Jucken aufhörte, wenn Ungeziefer uns belagerte. Wir schliefen immer im trockenen. Wir wurden gestreichelt und gekrault, wenn wir Zuneigung suchten. Ich durfte einige Tage auf seinem Schoß liegen, wenn meine kleinen Beinchen schwächelten und ich mit dem Kutschpferd und den beiden großen Hunden nicht mehr mithalten konnte. Auch wenn meine Artgenossen mich schikanierten dann - sie hatte kurz bevor sie starb gesagt, dass sie dies nur tat weil sie neidisch war. Weil sie auch erschöpft war,  es aber nicht zugeben wollte. Und weil auch sie auf Herrchens Schoß hätte schlafen wollen, aber einfach zu groß für den Kutschwagen war.
 
"Es gab nur ihn und uns Hunde. In Dörfern haben wir Halt gemacht aber immer nur für kurze Zeit. Mit uns auf Reisen waren wir nur mit ihm alleine. Immer."
 
Sagte ich leise - und traurig. Solange ich denken kann, mir war immer bei mir gewesen. Für mich da gewesen. Und nun gab es ihn nicht mehr. Es gab nur noch einen - und dieser eine lag im Sterben. Was würde aus mir werden, wenn er es nicht schaffen würde? Warum konnte nicht ich an seiner Stelle krank sein? Er würde immerhin alleine in den Wäldern eine Überlebenschance haben. Ich war ein gefundenes Fressen für alle. Selbst die Füchse würden mich als kleinen Happen bezeichnen.
Sollte er es nicht schaffen, dann war ich so gut wie tot. Selbst wenn ich Anschluss finden würde an Menschen oder andere Tiere  - ich wäre ohne ihn nichts wert. Wie sollte ich leben, ohne seine Hilfe und sein Dasein? Er war doch alles, was ich noch hatte.
Als Chu mir aufmunternde Worte zusprach, sah ich erschrocken aber auch dankbar auf. Ich wünschte ich könnte Ihren Worten aus voller Überzeugung glauben. Aber die Angst saß tiefer als die Hoffnung und sie überrannte mich wie eine Hirschkuh.
 
[Folgt Chu und Avis zu den Kindern]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Tryss - 24.10.2015

Ich hatte den Kopf auf den Pfoten abgelegt und lediglich die Augen bewegt, um Dekaja und Tamias dabei zuzusehen, wie sie davonwackelten. In mir wuchs der Drang einfach aufzustehen und mitzugehen, denn noch immer wollte mir nicht so recht in den Sinn, warum es einen Unterschied machen sollte, wer den Welpen nachging. Wenn die anderen einen Vertrauensbruch fürchteten, so würde er nicht weniger heftig ausfallen, nur weil Tamias und Dekaja womöglich von den drei Welpen entdeckt wurden und nicht Skadi und Rúna – oder Deka und ich. Letztlich unterdrückte ich den Drang den beiden nachzulaufen, auch wenn es mir schwer fiel.

Erst als Rúna zu mir trat, ließ ich die beiden aus meinem Blick entgleiten und hob die Augen. Ich musste sie ein wenig verrenken, denn den Kopf heben wollte ich nicht. Die Fähe hatte bis jetzt immer gute Entscheidungen getroffen. Sie war ein kluger Kopf und ebenso neugierig wie ich, wie ich festgestellt hatte. Umso mehr hatte sie mir mit ihrer Entscheidung vor den Kopf gestoßen. Ich würde es sicher nie zugeben wollen, aber ich war ein wenig enttäuscht, vielleicht sogar etwas angefressen. Es kam mir vor, als wäre sie mir in den Rücken gefallen. Nichtsdestrotrotz hob ich schließlich doch den Kopf von den Pfoten, als ich ihr auf ihre Frage hin ein Kopfschütteln schenkte.

„Nein, setz dich ruhig.“

Ich beobachtete die Fähe, wie sie sich niederließ und warf dann einen kurzen Blick zu Skadi herüber. Sie wirkte auch nicht sonderlich glücklich, warum auch immer. Würde sie auch rüberkommen? Würde sie reden, worüber auch immer? Würde es wieder Streit geben? Darauf konnte ich gut verzichten. Ich wandte den Kopf wieder zu Rúna, blickte sie erwartungsvoll an und war gespannt zu hören, was jetzt kommen würde – bereit jederzeit aufzustehen und zu gehen, wenn es mir nicht passte.

[Skadi und Rúna]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Avis - 26.10.2015

Chu ging vor, was ich auch gut fand, immerhin wusste nur sie wohin es ging. Ich hatte den Geruch der Menschen zwar noch in der Nase, aber wahrscheinlich würde ich nie so reagieren wie es richtig war, sollten wir diese endlich erreicht haben. Ich war immer noch sehr unsicher und es war definitiv falsch was wir hier machten und würde uns auch ganz sicher Ärger einbringen, aber als mein Blick auf Melf fiel, war mir klar, dass es genau richtig war. Melf ging mit traurigen Blick und fast in sich zusammen gesunken neben uns, allerdings mit Abstand. Einsam. Wenn wir ihren Freund nicht retten konnten war sie ganz allein und davon verstand ich wahrscheinlich mehr als irgendjemand eh erahnen konnte. Meine größte Angst. Hoffentlich würde sie nie wahr werden. Wie konnte ich da einem fremden Wesen Hilfe verwehren, wenn es ohne uns meinen Alptraum erleben würde? Nein! Das war jeden Ärger wert!!! Chu drehte sich öfter um und behielt mich im Blick, als es mir bewusst wurde schloss ich etwas näher auf, direkt hinter sie. Ich wollte sie nicht verlieren, hatte sie doch schon den Status einer kleinen Schwester für mich. Sie gehörte zu uns, basta, kein Mensch würde sie uns wieder wegnehmen!

Als hätte sie meine Gedanken gehört drehte sie sich um, ihr Blick war voller Wärme, da war nichts mehr von der ängstlichen Fähe und dann flüsterte sie mir etwas zu. Komisch. Ich war nie der Typ für große Worte, aber ihre Stimme beruhigte mein klopfendes Herz und meine Gedanken. Ich nickte ihr zu und bevor sie sich wieder auf den weg konzentrierte stupste ich sie mit meinem Fang. Sie war schließlich wie meine Schwester und wenn ich Kimya schon keine richtige Zuneigung zeigen konnte, so konnte ich das jetzt. In diesem Augenblick. Hier waren wir schließlich allein. Gut nicht ganz allein, aber Melf kannte uns nicht. Mein Gesichtsausdruck hatte sich nicht wirklich dabei geändert. Er blieb und war wie stets ernst. Ich ging weiter zugigen Schrittes.
Melf berichtete von der Einsamkeit des Menschen. Sonderbar. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, hatte aber immer vermutet sie würden in rudelähnlichen Gemeinschaften leben, wie ihre Welpen auch. Es gab aber offenbar auch Einzelgänger…

„Hatte er euch deshalb bei sich, weil er allein war?“

Der Gedanke kam mir einfach so. Vielleicht hatten Menschen ja ähnliche Probleme wie er selbst? Wer wusste das schon. Zumindest konnte ich mir darüber später Gedanken machen.

„Chu denkst du wir haben die Menschen bald erreicht? Wenn Kimya bei den Anderen eintrifft gibt es sicher Ärger..es wäre bestimmt besser wenn wir dort wären, bevor alle dort sind!“

Wenn ich an Tollpatsch Tryss dachte, der wohl nie still war würde das wahrscheinlich kein gutes Ende nehmen und wenn sie vor uns da wären sicherlich noch viel weniger!


[läuft mit Chu und Melf Richtung Menschenkinder, hat Tami noch nicht gewittert]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Kimya - 29.10.2015

Zitternd und schluchzend presste ich mich ganz fest in das weiche Fell von Dekas Brust. Meine Läufe zitterten und mein Herz raste so schnell, dass es in meinen Ohren zu pochen hören war. Tamias Worte hörte ich kaum, als er mit mir sprach. Ich sah ihn nach, als er davon rannte. Er folgte meiner Fährte, meinen Weg. Bald würde er den schlimmen Geruch in die Nase bekommen, der uns erst zu Melf geführt hatte. Dann hier am Wasser war er nicht. Das war mir auf dem Weg hier her aufgefallen. Die Luft wurde immer besser, meine Angst immer größer.

"Melf ist ein Hund. Ein kleiner Hund. Und er hat seinen Menschen und einen anderen Hund schon verloren und der einzige der noch da ist für ihn ist krank. Chu glaubt, dass die Menschen helfen können. Ich wollte Runa holen. Wir wollten doch nur helfen Dekaja. Wir wollten niemanden gefährden. Wir wollten nur Melf helfen!"

Ich hatte meinen Kopf von ihrer Brust gelöst und sah nun zu ihr auf.
Meine Muskeln zitterten noch immer, doch mein Puls hatte sich langsam herunter gefahren. Dekaja - und vor allem die Tatsache, dass ich nicht mehr alleine war, beruhigte mich. Ich konnte wieder klare Gedanken fassen und zu mir zurück finden. Panik war wirklich nichts Gutes, wenn man Entscheidungen zu treffen hatte - und vor allem handeln musste. Und das gewissenhaft.

"Lass uns schnell zu Runa gehen bitte!"

bat ich. Leicht bestimmend, leicht flehend. Es war eine Mischung aus beidem. Mit langsamen und zittrigen Schritten löste ich mich gänzlich von Dekaja und bemerkte erst in diesem Moment, dass mein Hinterlauf schmerzte. Ich sah mich um und entdeckte das Blut auf meinem Fell. Erschrocken sah ich zu Dekaja. Ich schluckte meinen Frust und ganz tapfer meinen Schmerz. Das war meine erste Verletzung die wirklich blutete. Es war ein komisches Gefühl. Aber alles war komisch in diesem Moment. Nichts war so, wie es sein sollte. Tapfer schritt ich voran. Ich wusste wo ich war, wo ich lang gehen musste - um zu unserem Lager zu kommen. Und doch ging ich so langsam, dass Dekaja mich lenken könnte, wenn sie mir einen anderen Weg befahl.

[Bei Dekaja | Bricht zum Lagerplatzt auf]



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Rúna - 01.11.2015

Langsam ließ ich mich neben dem Rüden nieder und zwar auf solche Art und Weise, dass wir beide in nahezu dieselbe Richtung blickten. Ganz bewusst wählte ich damit eine Position, bei der ich mich ihm nicht förmlich in den Weg stellte, sondern mich neben ihm befand. So wie es in einem Rudel sein sollte, ginge es nach meiner Vorstellung des Ganzen. Aber wir waren kein Rudel, wir waren eine Gemeinschaft, eine Gruppe von Wölfen in der jeder dem anderen gleich gestellt war und in der sich keiner dem anderen unterordnete… oder? Wieder kam ich nicht völlig umhin mich zu fragen, ob dies denn tatsächlich die richtige Entscheidung war oder ob es nicht doch eine gewisse Ordnung geben musste? Ein kurzes Schnauben verdrängte diese Gedanken, denn nun galt es sich etwas wesentlich wichtigerem zu widmen…

Ich spürte die Angespanntheit von Tryss in jedem Härchen. Das Bild einer Weide drang in meinem Kopf. Einer Weide deren hängenden Äste sich tief in einen strudelnden Fluss neigten und deren Wasser die Blätter hin und her trudeln ließ. Dennoch löste sich kein einziges von ihnen, sie gaben nach, ließen das Wasser an sich entlang gleiten und folgten den von ihm bestimmten Strömungen. Vielleicht konnte auch ich wie die Äste und Blätter dieser Weide sein, auch wenn ich die Gefühle, die in dem Rüden brodeln mochten nur erahnen konnte. War es tatsächlich Wut? Wut auf uns anderen und die Entscheidung? Wut auf mich und meine letzten Worte? Oder Sorge um die jüngeren Wölfe? Oder… vielleicht doch noch etwas ganz anderes, dass er vielleicht selbst noch nicht erkannte, ebenso wenig wie ich?

Ich wusste es nicht.Was ich aber fühlte und zu wissen glaubte war, dass das Brechen eines einzigen weiteren Astes in dem Damm, der Tryss Gefühle noch zurück hielt, fatal wäre. Also nahm ich mir die Zeit und schwieg eine kleine Weile, nagte gedanklich an den Worten herum, die ich an Tryss richten wollte.

„Du bist unzufrieden, Wolf… weswegen?“

Fragte  ich ihn schließlich mit sanfter Stimme und in der Hoffnung, dass er mir seine Gedanken, seine Sicht der Situation offen legen würde. Zwar ahnte ich gewisse Dinge, aber direkte offene Worte würden es mir vielleicht ermöglichen ihn besser zu verstehen. Ja vielleicht sogar seine Sichtweise in diesem Zwiegespräch auf etwas zu lenken, von dem ich annahm, dass er es bisher nicht wirklich in Betracht gezogen hatte.

Es würde sich zeigen und nur kurz gestattete ich mir einen seitlichen Blick auf den braunen Wolf an meiner Seite…


[liegt im Lager neben Tryss und versucht ein Gespräch zu beginnen]



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Rúna - 09.11.2015

Spielleitung

Es brauchte seine Zeit, aber irgendwann hätten die beiden Jungwölfe und der Hund den Wald durchquert. Sobald sie aus dem Dickicht am Rande hinaus traten und auf die andere Seite der Schlucht blicken konnten, würde sich zumindest Chu und Avis ein überraschender Anblick bieten.

Das Lager der Menschenkinder war verschwunden und an seiner Stelle herrschte eine große wüste Fläche. Kaum ein Grashalm war auf der festgetretenen Erde zu entdecken. Dafür lagen hier und dort sehr gerade und seltsam glatte Äste herum. Vereinzelt fanden sich noch Knochen und andere Essensreste wieder und auch die Feuerstellen waren noch deutlich zu entdecken. Große Haufen scharf riechender Asche und verkohltes Holz markierten sie, doch die behagliche Wärme war auch aus diesen schon verschwunden.

Dafür fand sich auf zwischen den seltsamen Überresten des großen Lagers etwas anderes, dass die Aufmerksamkeit der drei Suchenden wecken mochte. Über den leeren Platz bewegte sich die vertraut wirkende Gestalt einer fremden Fähe…