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Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

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RE: Passus Vll - Die Erste Jagd - Rúna - 30.08.2015

Skadi war es, die auf meine Frage als erste antwortete und in ihrer entnervten Stimme spiegelte sich deutlich die angespannte Situation wieder. Während sie sprach beobachtete ich nach einander die Wölfe, von denen sie sprach. Zunächst Tryss, dessen Worte über Familie und Verlust ich zwar nicht vernommen hatte, dessen Sorge um die jungen Wölfe aber überdeutlich in seinen Augen zu sehen war. Unweigerlich fragte ich mich woher dieser große Drang des Beschützens herrührte, was er erlebt haben musste und ob dieser Wunsch allen drei Welpen und damit selbst Avis galt. Dann war da Dekaja, etwas unsicher in ihrer Haltung, bemüht Tryss beizustehen und mit einem Kompromiss die Wogen zu glätten. Für sie schien mir die Situation wesentlich unerträglicher, als die Sorge um die jungen Wölfe.  

Schließlich gab es da noch Tamias, der mir in diesem Moment, wie wohl auch den anderen, ein Rätsel war. Seine Unzufriedenheit war beinahe aggressiv spürbar und sorgte zumindest bei mir dafür, dass ich für einen Moment die Ohren anlegte und mich schließlich setzte als er erneut die Stimme erhob. Nachdenklich betrachtete ich den aufgebrachten Rüden. Obwohl er einer der Älteren war, erschien er mir in diesem Augenblick viel eher wie ein junger Rüde, der nicht vor und zurück wusste. Das Potential eine Gruppe zu führen sah ich in ihm, aber die Fähigkeiten dafür schienen ihm zu fehlen. Die Verbindung zu den einzelnen Wölfen, das Finden der richtigen Worte oder das rechte Maß an bestimmtem Auftreten. Zumindest schien er sich um die jungen Wölfe keine Sorgen zu machen. Ob er auf ihre Fähigkeiten und ihr Urteilsvermögen vertraute oder das was sie erleben mochten, ähnlich wie ich als gegeben hinzunehmen, wusste ich noch nicht zu sagen.

„Nein, weder habe ich die drei gesehen, noch gehört… noch ist mir etwas anderes auf dem Weg hier her aufgefallen. Der Wald ist ebenso friedlich, wie er es die letzten Tage war.“

Antwortete ich schließlich auf die von Skadi zu Letzt gestellte Frage. Dann sah ich zu Tryss,

„Wie glaubst du, wird Avis empfinden, wenn du auf seiner ersten großen Jagd erscheinst, Wolf? Kimya und Chu würden es vielleicht verstehen, aber Avis würde darin lediglich sehen, dass du ihm noch immer nichts zu traust, dass du in ihm noch immer nicht viel mehr als einen jungen hilflosen Welpen siehst. Ist es das was du willst?“

Ruhig sah ich ihn an, ließ ihm jedoch kaum eine Möglichkeit für einen Einwurf,

„Nicht du, aber Dekaja und Tamias sollten zum Wasser gehen… Wenn sie auf die Welpen treffen ist es gut und wenn nicht, können sie entscheiden… ob sie selbst auf Jagd gehen sollten. Sollten sie uns dann immer noch brauchen, können sie uns rufen!“

Mein Blick wanderte zu Dekaja

„Keiner der Welpen wird bei dir mehr als die eigene Neugierde sehen, wenn du ihnen nicht glaubhaft versichern kannst auf eigener Jagd gewesen zu sein…

und schließlich zu Tamias, dessen letzten Worten ich bewusst weniger Achtung geschenkt hatte,

„Und das du auf Jagd gehst, werden sie wohl nicht in Frage stellen…“

Meine Worte entsprachen tatsächlich dem, was ich dachte und fühlte, allerdings gaben sie auch nicht alles preis. Ich hoffte, dass ein wenig Abstand zwischen Tamias und Tryss die Wogen weiter beruhigte. Zugleich hielt ich es gegenüber Skadi und Tamias für wenig angebracht ausgerechnet Dekaja und Tryss gemeinsam gehen zu lassen. Da ich davon ausginge, dass Avis gegenüber Tryss Erscheinen ebenfalls mehr als enttäuscht wäre blieb in meinen Augen nur diese Konstellation. Nun hatte ich jedenfalls mehr als genug gesagt und wartete ab, was die anderen dazu meinten…

[setzt sich schließlich nahe Skadi und Tryss und versucht auf ihre Weise noch etwas beizutragen][/b][/b]


RE: Passus Vll - Die Erste Jagd - Melf - 02.09.2015

Weiß leuchteten meine kleine Pfötchen auf dem Waldboden. Erst als ich die zaghafte Stimme des devoteren Welpenrüden hörte, sah ich auf. Er erklärte zaghaft und langsam auf sehr verständliche Weise, was meinem Freund fehlte. Wie ich helfen konnte. Also hatte ich instinktiv richtig gehandelt, indem ich mit ihm bei dem Wasser geblieben war und zum Trinken zwang! Meine Rute lockerte sich und zuckte zu einem abgeschwächten Pendeln. Mit fast strahlenden Augen sah ich die drei jungen Wölfe abwechselnd an. Sie wollten mir helfen. Alle drei wollten mir wirklich helfen! Der eine mit etwas mehr Elan dahinter, der andere vorsichtiger. Definitiv verstand ich die Vorsicht die der erfahrenste der Drei verspürte. Das dieser auch bei mir blieb, während die kleine Fähe uns zum Lager der Menschen führen sollte, empfand ich daher nicht als störend oder beängstigend. Er würde den nötigen Abstand aufrecht erhalten, den ich durch meine Euphorie sonst zerbrochen hätte. Nicht weil ich Schaden bringen wollte, sondern weil ich so glücklich über die Hilfe war!
Alleine das sie mich nicht verjagten oder verletzten - nein sie beabsichtigten nicht ansatzweise etwas böses - versetzte mich in eine mehr als erfreute Haltung. Dann auch noch diese riesige Hilfe.
Das der Dritte zu den Erwachsenen gehen wollte um Hilfe zu holen empfand ich ebenfalls als gut und richtig. Die Erwachsenen würden bestimmt noch viel bessere Hilfe leisten können, da sie sich besser auskannten in ihrem Revier. Und die Lebenserfahrung jedes Einzelnen würde helfen können.
Ja, bei den Gedanken entwich mir ein fiepsen und meine Rute schwang tatsächlich Freudig von einer zu anderen Seite.
 
"Oh Danke Avis, Danke Kimya! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll!"
 
Während ich mich bedankte, sah ich zu der Fähe.
 
"Und du! Du... Danke!"
 
Fiepste ich noch ein Mal zu ihr, ganz gesondert. Denn sie wollte mich zu Menschen führen. Und der Mensch war, das wusste doch jeder Welpe, der größte Feind eines Wolfes. Wie ich das je wieder gut machen könnte würde ich mir noch ausdecken müssen. Ich wusste jetzt schon, einfach würde es nicht werden mich auch nur ansatzweise so Dankbar zu zeigen wie ich wirklich war!
 
In Aufbruchstimmung stand ich nun vor den Dreien und sah weiterhin von einem zum anderen, dabei haftete mein Blick an meisten auf der Fähe. Sie würde den Ton angeben auf dem Weg und die Route zeigen. Trotz der ganzen Freude blieb ich auf dem Flecken stehen, auf dem ich war. Ich rückte nicht näher. Und ich würde versuchen diese Entfernung die ganze Zeit bei zu behalten.
 
[Mit Avis und Chu fast auf dem Weg zum Lager - ist in Aufbruchstimmung und sehr glücklich]


RE: Passus Vll - Die Erste Jagd - Skadi - 07.09.2015

Es war eigenartig, aber Runa verstrahlte eine Ruhe als sie in das Lager kam, die zumindest auf mich wirkte. Ich hörte Dekajas Vorschlag, hörte Tryss Meckerei und das grummeln von Tamias. Es war alles mehr oder weniger unnütz. Dekaja wollte das Tamias blieb und sie mit Tryss ging. Tryss ging nur gegen an und Tamias... Tamias verhielt sich einfach nur eigenartig. Ich erkannte ihn nicht wieder. Er war es sonst, der eine anständige Lösung suchen wollte, nun kam es mir so vor, als wolle er einfach nur zeigen, dass er eh alles machen könne und sich ihn niemand in den Weg stellen würde.
Und damit hatte er wahrscheinlich auch recht. Ich würde mich nicht in seinen Weg stellen. Ich würde ihn nicht auf halten. Solle er doch gehen, wohin auch immer. Wenn er sich weiterhin so Anteilnahmslos verhalten würde, dann wäre es vielleicht besser so.

Erst Runas Worte besänftigen mein enttäuschtes und aufgebrachtes Gemüt. Sie sprach wahre Worte an jeden. Und machte einen Kompromiss, den zumindest ich als richtig empfand. Obwohl mein Innerstes danach schrie, den Welpen hinter her zu gehen und sie unsichtbar zu verfolgen, so war es doch das Gegenteil, was ich von mir erwartete. Ich wollte das die Welpen schnell auf eigenen Pfoten stehen konnten um nicht mehr den Welpenstatus zu tragen. Damit sie jederzeit ausbrechen konnten und ihre eigenen Wege beschreiten konnten. Denn so wie wir es taten war es nicht richtig und funktionierte ja offensichtlich auch nicht.

Jedenfalls ließ ich mich auf meine Hinterläufe nieder. Ich legte mich sogar hin. Einfach nur um zu zeigen, dass ich definitiv im Lager bleiben würde. So Meinungsfest wie Tamias blieb konnte auch ich bleiben - nur dass es bei mir keine durchgängige Trotzhaltung war!
Kurz sah ich zu Runa und nickte ihr zu, dann bettete ich meine Nase zwischen meinen Vorderlaufen und schnaufte durch die Nase. Mein Körper zitterte fast vor Anspannung. Diese gesamte Situation war frustrierend. Wie sollte es weiter gehen? Mit der Welpenschule. Mit dem Zusammenhalt. Mit Tamias und mir. Mit allem.

Irgendwie musste Ordnung und Struktur hier rein. Irgendein Halm an den wir alle ziehen würden. Irgendetwas oder jemand, an dem wir hielten und was uns zusammen hielt. Wir entfernten uns immer mehr. Alvarez war nun schon fort, vielleicht war er genau zum richtigen Zeitpunkt abgesprungen um diesen ganzen aufgehetzten Haufen hier zu entfliehen.


[Legt sich hin um zu zeigen, dass sie im Lager bleibt - ist von der ganzen Situation angefressen.]


RE: Passus Vll - Die Erste Jagd - Dekaja - 13.09.2015

Ich sah zu Tryss und dann zu Tamias. Seine Haltung erschien mir vollkommen unverständlich. Sonst konnte er es doch nicht abwarten, Anweisungen zu erteilen und nun? Oder war er tatsächlich einmal resigniert? Ich wusste es nicht, aber mir gefiel die angespannte, hitzige Situation nicht und mir wäre es am liebsten, wenn wir zu einem Kompromiss kommen würden. Zum Wasser gehen…schien da auch ein Vorschlag zu sein, an dem man nichts aussetzen konnte, auch wenn es vielleicht seltsam aussah, wenn das vier oder fünf Wölfe gleichzeitig taten, aber vielleicht stellten die anderen sich das irgendwie geschickter vor.

„Zum Bach gehen klingt doch nicht schlecht.“,

erwiderte ich und stimmte Tryss zu, dann glitt mein Blick zu Rúna. Na also – alles schien in Ordnung zu sein. Kein Einmischen von jemanden dritten, der Wald friedlich. Vielleicht war also tatsächlich einmal alles gut gegangen und sie machten sich umsonst Sorgen. Neugierig war ich aber ebenso, inwiefern die Welpen bereits Erfolg hatten. Ich hörte Rúna weiter zu und hörte ihrer Analyse zu. Ja, irgendwie hatte sie damit wohl schon Recht. Vielleicht war es wirklich besser, wenn nicht gerade Skadi und Tryss dort auftauchten, aber ich fühlte mich sehr unwohl, wie ein Blick zu Tryss verriet, ihn allein zu lassen und mit Tamias stattdessen zu gehen. Mir wäre es wirklich lieber, mit meinem Bruder zu gehen. Aber ich hatte außer dieser persönlichen Vorliebe nichts einzuwenden. Es sprach einfach nichts dagegen. Und auch Skadi schien einverstanden zu sein, wie ihre Körpersprache verriet, als sie sich ins Gras legte.

„Ich denke, an der Idee gibt es nichts auszusetzen. Wir bleiben ja dennoch in Hörweite, falls etwas sein sollte. Vermutlich ist es also der beste Vorschlag.“,

gestand ich mir laut ein, sah aber dennoch etwas betrübt zu Tryss. Es war wirklich nicht zu übersehen, dass ich ihn zuvor erwählt hatte, weil ich eben am liebsten mit ihm war, aber war es in der jetzigen Situation mit Tamias wohl am günstigsten. Wenn dieser so gleichgültig blieb wie zuvor, würde er mir zumindest keine Erziehungsreden halten, das war wohl ein Pluspunkt.

[stimmt Rúna zu | noch im Lager bei den anderen], fühlt sich unbehaglich]


RE: Passus Vll - Die Erste Jagd - Chu - 17.09.2015

Bittend blickte ich zu meinen beiden Begleitern. Ich wusste, dass Avis nicht besonders begeistert war und vermutlich befürchtete, dass wir Ärger kriegen könnten. Aber das hier war viel wichtiger als ein bisschen geschimpft zu werden. Das hier waren Wesen, denen es schlecht ging und die dringend Hilfe brauchten. Sie mochten anders sein als wir, aber sie waren uns doch so ähnlich, dass ich mir mühelos vorstellen konnte, wie es uns an ihrer Stelle gehen würde. Zum Glück hatte auch Avis kein Herz aus Stein und erklärte sich schließlich doch noch mit unserem – meinem! – Plan einverstanden. Erleichterte wedelte ich mit der Rute und fuhr ihm dankbar mit der Zunge über die Lefzen. Plötzlich war ich mir sicher, dass alles gut werden würde und dass wir keine Angst zu haben brauchten. Schon gar nicht vor den Menschen.

„Sie würden uns nie was antun“, erklärte ich im Brustton der Überzeugung. „Anyana nicht und die Anderen auch nicht. Sie werden kommen und uns helfen.“

Natürlich war nicht jeder der Zweibeiner so nett wie Anyana oder Stephan und ich mochte sie nicht alle gleich. Manche konnten nichts mit mir anfangen oder machten keinen Hehl daraus, dass sie mich nicht besonders gut leiden konnten. Trotzdem hatte mir nie jemand etwas Schlimmes getan – sie schoben mich weg, wenn sie mich nicht haben wollten, manchmal auch grob, aber mehr passierte in der Regel nicht. Ich glaubte jedenfalls fest daran, dass sie uns in einem Notfall ihre Hilfe nicht verwehren würden. Wir mussten nur einen lieben Mensch finden, einer, der uns zuhörte und zu verstehen versuchte. Und egal was Avis glaubte, davon gab es einige im Lager, das wusste ich.

„Sag‘ ihnen, dass sie nett sein sollen“, wandte ich mich zum Abschied an Kimya, der nun aufbrechen wollte, um die Erwachsenen zu holen.

Nicht, dass ich sie für bösartig hielt oder so, aber vorsichtshalber. Skadi konnte manchmal schon ein bisschen gemein sein und ich erinnerte mich noch gut daran, wie unheimlich Tamias mir bei der ersten Begegnung vorgekommen war. Für einen kleinen, todkranken Hund war das sicher noch viel gruseliger.

Mit diesen Worten drehte ich mich schließlich rum, rief Melf noch ein knappes „Komm!“ zu und marschierte los.


[(Kimya), Avis & Melf]



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Tryss - 20.09.2015

Sollte einer aus diesen erwachsenen Wölfen schlau werden. Tamias jedenfalls kam mir mit seiner Haltung, seiner Gleichgültigkeit, seiner Ich-Bezogenheit alles andere als erwachsen vor. Anstatt die Führung zu übernehmen, anstatt Lösungsvorschläge anzubringen, anstatt etwas dafür zu tun, dass der Zusammenhalt in der Gruppe sich verbesserte, verbreitete er schlechte Laune und schien keinen Hehl daraus zu machen, dass wir ihm alle mehr oder weniger egal waren, ebenso wie die Welpen oder die Entscheidungen, die wir trafen. Eine Last. Das war das richtige Wort. Die Gemeinschaft schien eine Last für den Rüden. Und er wollte uns führen? Mit jedem Auftreten solcher Art würde er Vertrauen verlieren. Skadi traf vielleicht keine populären Entscheidungen, ich fand sicher nicht alles gut, was sie tat. Allerdings tat sie wenigstens irgendetwas - und dachte dabei nicht nur an sich selbst, sondern an alle. Jedenfalls war das mein Eindruck. Die Erkenntnis stimmte mich ein wenig gütlicher. Ein wenig.

Meine Miene verfinsterte sich erneut ein wenig, als Rúna zu sprechen begann. Da eine Antwort auf ihre Worte uns erneut zu einem Punkt geführt hätte, an dem wir bereits Minuten zuvor angelangt waren und ich keine Lust hatte mich noch einmal mit den anderen in diesem Tanz der unterschiedlichen Meinungen im Kreis zu drehen, verzichtete ich darauf. In meinem Kopf aber beantwortete ich - so, wie ich es von anderen auch erwartete - artig jede ihrer Fragen. Es war mir relativ egal, was Avis empfand, wenn ich auf „seiner“ ersten Jagd auftauchte. Ich traute ihm nicht zu, dass er auf die anderen beiden Acht geben konnte, dass er Chu, Kimya und sich selbst beschützen könnte. Und in meinen Augen war er ein hilfloser Welpe. Welpen waren immer hilflos, bis man ihnen erlaubte erwachsen zu werden. Aber diese Erlaubnis gab niemand von uns. Diese Erlaubnis hielt das Leben bereit - wenn es die jungen Wölfe vor Entscheidungen stellte, vor denen sie niemals stehen wollten. So wie das Leben Deka und mich als junge Wölfe vor diese Entscheidungen und Wege gestellt hatte. Daran waren wir gewachsen, dadurch waren wir selbstständig geworden - nur dass dieser Status und von Skadi, Tamias und selbst von Rúna ständig aberkannt wurde. Ebenso wie jetzt. Mir erschloss sich keineswegs, wieso ich nicht ebenso glaubhaft wie Deka versichern konnte nur neugierig gewesen zu sein. Warum mir böse Absicht unterstellt werden konnte. Aber die Aussicht auf Erfolg mit einem Einwurf war mehr als gering, da niemand der anderen Einspruch erhob.

Ich nickte also stumm, aber unzufrieden, um meine widerwillige Zustimmung zu signalisieren. Die Aussicht darauf, nun hier weitere Zeit untätig herumzuliegen und nichts tun zu dürfen, erheiterte mich nicht gerade. Wenn wenigstens Deka hätte hierbleiben können, aber nein, sie würde mit Tamias gehen. Ich warf ihr kurzen Blick zu, bevor ich es Skadi einigermaßen gleich tat: Ich ging ein paar Schritte zur Seite, suchte mir ein Fleckchen Erde, das halbwegs gemütlich aussah. Dann drehte ich mich zweimal um mich selbst, bis ich die komfortabelste Position ausgemacht hatte und ließ mich geräuschvoll auf den Boden sinken.

[Dekaja, Rúna, Skadi, Tamias]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Avis - 21.09.2015

Es wenig mulmig war mir schon in der Bauchgegend, als ich meinem Bruder nachsah. Ich wollte ihn nicht allein lassen, nicht verlassen und am Liebsten eh an meine Rute binden. Denn wer wusste schon was immer passieren würde, allein wenn ich an unsere Mutter dachte. Aber nein. Ich schluckte meine Ängste hinunter und schloß sie ein, ins hinterste Verlies, oder zumindest versuchte ich es. Mein Bruder würde schon zurecht kommen, denn wir waren nun mal keine Welpen mehr. Allerdings war unsere erste Jagd wohl ein Witz. Aus fang das Reh wurde jetzt rette den fremden Hund. Meine Nase blies Luft aus und mein Magen drehte sich. Ärger. Oh ja, uns würden nachher die Ohren um den Kopf fliegen, aber…verdammt. Deka und Tryss machten schließlich auch nur Mist und lebten noch, also, ran ans Werk.

Ich konnte die Freude von Melf fast mit den Pfoten anfassen und ich konnte ihn auch verstehen, er war allein wenn er seinen Freund verlieren würde, meine größte Angst. Ja ich konnte ihn verstehen, aber nur solange wie es nicht um Kimyas oder Chus Sicherheit ging. Ich setzte mich auf Chus Befehl hin mit in Bewegung, ging noch hinter ihr, jeder Zeit bereit mich allerdings auch neben sie zu stellen und zu beschützen, Melf hielt Abstand zu uns. Es war vielleicht gemein, aber ich fand das gut, denn auch wenn er gesund aussah, niemand konnte sagen ob es dem Hund schlecht ging. Schräg hinter Chu zu laufen hatte außerdem einen Vorteil, ich hatte Melf im Blickfeld.

„War dein Mensch immer allein oder gab es noch Andere?“

Die menschenrüden waren ja eine Sache, aber die ausgewachsenen Menschen. Ich dachte an das Schicksal unserer Mutter und an Tryss Rolle darin, an die Geschichte ihrer Rettung und die ganze Sache gefiel mir nicht wirklich. Meine Ohren legten sich nach hinten. Ich wusste nicht ob ich die Menschen mögen konnte wie Chu es offenbar tat. Vielleicht empfand ich dieses Gefühl der Zugehörigkeit eh nur bei Kimya, auch wenn mit Cho inzwischen wichtig war.

„Chu…du kommst aber wieder mit uns…nicht wahr?“

Wenn sie jetzt wieder zu den Menschenwelpen ging und sah, was sie aufgegeben hatte wollte sie vielleicht nicht wieder mit zurück. Das alles bereitete mir ein flaues Gefühl, aber trotzdem ging ich weiter, schließlich ging es auch um ein Leben.


[mit Melf und Chu auf dem Weg zu den Menschenwelpen]


RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Tryss - 04.10.2015


Spielleitung für Tamias

Tamias hatte es satt zu diskutieren, sich mit allem herumschlagen zu müssen. Der Rüde war erleichtert, als die Heilerin auftauchte und die leidige Streiterei endlich beendete. Alle waren unzufrieden, alle schmollten – und alle schienen von ihm eine Lösung zu erwarten. Eine, die er nicht geben konnte. Nicht im Moment jedenfalls. So war er froh, dass Rúna ihn zum Fluss schickte. Zwar war Dekaja nicht unbedingt die Begleitung, die er sich wünschte – lieber wäre er mit Skadi gegangen oder ganz allein – aber es war besser als sich mit Tryss herumschlagen zu müssen, der ihn womöglich mit Fragen löcherte und nicht in Ruhe lassen würde.

„Dann komm“,

sagte Tamias an Dekaja gewandt und setzt die Pfoten in Bewegung, um sich auf den Weg zum Wasser zu machen. Sie hatten eine Stelle gefunden an der der Fluss leichter zugänglich war. Nicht wie im Dorf der Zweibeinerwelpen, wo das Wasser unten in einer Schlucht floss und nur über eine Brücke überquert werden konnte.



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Rúna - 05.10.2015

Erstaunlicher Weise schienen meine Worte bei den Wölfen zu fruchten. Skadi legte sich nieder und gab somit ein deutliches Zeichen, dass sie bleiben würde. Auch Dekaja stimmte vernehmlich zu, wenngleich nicht zu übersehen war, dass sie lieber das beständige Gespann zu Tryss aufrechterhalten hätte. Etwas, dass ich ihr kaum verübelte, ja nicht nur verstehen, sondern nachempfinden konnte. Ja sogar Tamias gab keine Widerworte mehr und schien dem Vorschlag zuzustimmen.

Bei Tryss sah es jedoch ganz anders aus. Ich konnte nur erahnen was in seinem Kopf vorging, doch es war offenkundig, dass er sich nicht wirklich einverstanden mit allem zeigte. Mein Blick folgte ihm, wie er sich aufraffte, einige Schritte ging und sich deutlich vernehmbar wieder niederließ. Alles in allem gab der Rüde, der für mich eigentlich durchaus kein Welpe mehr war, ebenso wenig wie Avis, Kimya und Chu, für mich das Bild eines schmollenden Jungwolfes ab. Und das stimmte mich nicht nur traurig sondern auch nachdenklich.

Ein letzter Blick zu Skadi, dann erhob ich mich und trat langsam zu Tryss,

„Möchtest du, dass ich dich in Ruhe lasse…?“

Meine Stimme war sanft und ohne Drängen, um dem Rüden alle Freiheit einer offenen Antwort zu ermöglichen. Gerne hätte ich mit ihm gesprochen, aber nur wenn er dazu bereits wäre. Würde er aufsehen, so könnte er auf meinen Zügen ein Lächeln, sowie die Spur einer Entschuldigung erblicken.

So ich durfte würde ich mich mit etwas Abstand neben ihm niederlegen, sollte er ablehnen, würde nur ein sachtes Nicken folgen, ehe ich mich zu Skadi wenden und nahe dieser niederlegen würde…

[Ist überrascht und erleichtert, dass keine Widerworte auf ihren Vorschlag folgen und wendet sich schließlich erneut an Tryss um mit diesem ein Gespräch zu führen]



RE: Passus VII - Die Erste Jagd - Kimya - 06.10.2015

Plötzlich konnte es keinem schnell genug gehen. Der Weg sollte sich also hier trennen. Avis, Chu und Melf würden zu den Menschenwelpen gehen. In diesem Moment hatte ich völlig vergessen, dass der Weg dort hin bestimmt eine halbe Tagesreise gewesen war.
Ich sollte mich auf den Weg zu den anderen machen - und ich musste hoffen das Runa wieder da war. Denn Runa war es, die ich brauchte. Die der Freund von Melf brauchte.


"Passt auf euch auf! Und kommt zurück!"


Rief ich ihnen nach, als sie zügig aufbrachen. Noch kurz sah ich ihnen nach, dann ging auch ich los. Ich durchbrach nur wenige Baumreihen, ehe mein Schritt immer schneller wurde. Jetzt wo ich alleine war, wurde mir plötzlich ganz komisch. Mein Herz fing an zu rasen, obwohl ich gar nicht lief. Ohne darüber nach zu denken wurden meine Pfoten immer schneller. Bald merkte ich, wie mein Fell im Gegenwind wehte. Angst kam auf. Sie trieb mich an immer schneller zu werden.
Was hatte ich nur getan? Wir waren einem kranken Hund direkt in die Pfoten gelaufen und halfen ihn nun. Mein Bruder und Chu ganz alleine auf den Weg zu den Menschen, mit diesem kranken Tier. Dabei wurde uns gelehrt, dass der stärkste gewinnt. Bei der Jagt zumindest. Die schwachen und kranken fallen, damit die starken weiter leben und sich weiter vermehren. Und nun schickte ich meinen starken Bruder mit dem Kranken Hund davon! Wieso hörte Avis auch plötzlich auf mich?! Und wieso fand ich plötzlich das Abenteuer so spannend?!
Mir wurde irgendwo bewusst, dass ich es dieses Mal war, der mehr wusste, der gefragt war. Und ich hatte es ausgenutzt. Ich hatte es ausgenutzt Ruhm zu erlangen, nur zu welchem Preis? Was, wenn ihnen etwas zustieß oder wenn die Menschen ihnen etwas taten?
Panik kam in mir auf und ein verängstigtes Winseln begleitete meinen Sprint. Ich lief so schnell ich konnte, die Tränen konnte ich nicht mehr unterdrücken. Nasse Augen ließen meine Sicht verschwimmen, bis ich über eine Wurzel stolperte und unsanft zu Boden fiel. Ich kullerte noch einige Male um mich selbst, ehe ich zum stehen kam. Schmerzen spürte ich nicht, zu sehr war ich von der Angst gefangen. Selbst dass ich an meinem Hinterlauf ein bisschen blutete und beim weitergehen etwas lahmte, merkte ich nicht. Ich wollte nur zu den anderen. Zu Tamias und Skadi und Runa. Zu Tryss und Dekaja. Sie hatten sicherlich sofort eine gute Lösung und würden alles wieder richten was ich falsch gemacht hatte!

Plötzlich knallte mir der Geruch von Tamias ins Gesicht und ich blieb stehen. Ich sah zu Boden und sah ganz frische Wolfsspuren - und dann nahm ich auch den wesentlich dezenteren Geruch von Dekaja wahr! Hatten sie den Lagerplatz verlassen? Ich riss die Augen auf - und folgte wieder rennender Weise und mit neu aufkommender Riesenpanik den frischen Fährten der beiden Erwachsenen.
Tatsächlich musste ich nicht weit laufen, als ich ihr dunkles Fell durch ein Gebüsch sah - sie waren zum Wasser gegangen!
Ungebremst lief ich durch das enge Gestrüpp, verhedderte mich nur kurz und taumelte noch immer mit hoher Geschwindigkeit bei Ihnen wieder raus.


"Dekaja!"


Jammerte ich sofort laut und mit laufenden Tränen. Ich lief direkt auf sie zu und scmiegte mich ganz eng an ihre Vorderläufe, drückte meine nasse Schnauze in ihr Brustfell und sah zu ihr hoch.


"Ich habe schreckliches getan. Avis und Chu sind mit Melf auf dem Weg zu den Menschen um Hilfe zu holen. Ich brauche Runa, um zu Melfs Freund zu gehen. Ist sie zurück? WO sind die anderen? Es tut mir so leid, es ist alles meine Schuld, es war meine blöde Idee. Avis war diesmal der vorsichtige, wirklich!"


Schluchste ich los, dachte nicht darüber nach das die beiden unter Melf nicht mehr als Blattlaussuppe verstehen würden.

Mit geschlossenen Augen und zitternden Körper drückte ich mich noch enger an den warmen Pelz von Dekaja und weinte bitterlich los. Erleichterung nicht mehr alleine zu sein ließ alle Hemmungen fallen. Und die Angst um meinen Bruder.

[Kommt bei Dekaja und Tamias an]