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Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

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- Tamias - 16.04.2015

Lange hatte ich geschlafen. Nur langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte einige male. Es war hell. Es war sogar relativ still. Langsam drangen die Geräusche an meine Ohren. Meine trockene, warme Nase bibberte etwas vor sich hin und ich versuchte die Gerüche meiner Umgebung wahr zu nehmen. Das schrille Gezwitscher der Vögel, das Gemurmel verschiedener Stimmen der Mitglieder unserer Meute und der sanfte Wind in den Baumkronen. Alles erschien mir dumpf. Nur schwer konnte ich meinen Kopf erheben. Ich schleckte mir über die Nase, blinzelte noch ein mal und erhob mich mühsam. Träge setzte ich eine Pfote vor die andere, ehe ich meinen Pelz vom Staub und Dreck befreite. Da kam doch glatt mein Gleichgewichtssinn in Schwung. Kurz taumelte ich nach dem Schütteln ehe ich mich wieder fing und mit einem Seufzer mir kurz Gedanken über mein Alter machte. Fit und ausgeruht fühlte sich anders an. Ich sah mich um, um mich etwas zu orientieren. Ach da war doch was. Die Welpen wurden heute flügge. Die erst Jagd stand an. Das war nicht meins. Da hielt ich mich doch lieber raus. So stand ich also da in der Gegend rum. Selbst meine Gedanken waren träge. Ich vernahm Skadis Stimme und ohne weiter drüber nach zu denken folgte ich ihr. Was war denn los mit mir? Wurde ich wirklich so alt? Meine Knochen waren so schwer und meine Hüfte wollte sich nicht so recht in Schwung bringen lassen. Au! Da zwickte was. Ich biss mir in die Seite und schleckte mir übers Fell. Verdammt fühlte ich mich alt. Würde ich nach dem nächsten Schlaf überhaupt noch aufwachen? Kurz kratze ich mich noch am Ohr und schüttelte mich erneut, ehe ich den Weg zu Skadi fortsetzte. Bei ihr angekommen sah ich noch die Welpen im Wald verschwinden. Als ich meinen Blick schweifen ließ sah ich Deka und Tryss. Ich stupste kurz Skadi in die Seite und setzte mich hin. Da ich nicht mal klar denken konnte hielt ich mich auch mit Worten zurück und ließ erstmal alles auf mich wirken. Hatten die noch irgendwas vor? Bellend ins Verderben rennen hatten wir ja neulich erst und irgendwie war ich deswegen auch noch etwas sauer. Naja eher enttäuscht davon das nun wirklich irgendwie keiner sich an das Abgemachte hielt. Noch ein Grund erstmal gar nichts zu sagen.

[Stupst Skadi an und guckt doof]


- Skadi - 16.04.2015

Das sinnlose Geplapper schien für mich kein Ende zu nehmen. Spürte denn keiner die Ernstigkeit und Gefahr hinter dieser Aufgabe? Gefahr die drohte, wenn man eben nicht ernst an die Jagt ging? Oh Himmel, bitte lass die Welpen wirklich gut aufgepasst und zugehört haben.
Die Angst, dass es eine falsche und vor allem zu frühe Entscheidung war die Welpen auf ihre eigenen Pfoten zu setzen drängte sich auf. Mein Nackenfell stellte sich automatisch auf, als es gerade Kimya war, der sich abwandte um zu gehen. Avis und Chu folgten schnell. Ich ging Instinktiv einige Schrotte nach, meine Ohren waren gespitzt, die Rute aufgestellt. Ich blickte ihnen nach und hoffte, dass sie sich an die Lektionen erinnern würden, wenn es darauf an kam. Ein innerer Drang ihnen unauffällig zu folgen und im Notfall einschreiten zu können keimte in mir auf. Gerade in mir!
Ich hatte Welpen verloren, diesen durfte nun nichts passieren. Wie sollte ich damit umgehen können?
Gerade als die Welpen im Gebüsch verschwanden und ich meinen inneren Druck zu folgen kaum noch aushalten konnte, tauchte Tamias neben mir auf und stupste seine Nase in mein Fell. Er setzte sich neben mich und die Ruhe die er ausstrahlte wirkte auf mich ein. Trost suchend - obwohl ich mich nicht als traurig sondern aufgebracht beschreiben würde - schleckte ich dem Rüden über die Nase und drückte meine Schnauze unter die seine. Ich atmete seinen Geruch ein, spürte seine Wärme, hörte sein Herz als ich mich auf meine Hinterläufe nieder ließ und mein Kopf an seiner Brust bettete.

"Ich hoffe dass sie sich nicht unnötig in Gefahr stürzen."

hauchte ich leise heraus und blickte zu der Stelle an der sie verschwunden waren - die drei Welpen die ich hasste und irgendwo doch sehr lieb gewonnen hatte.
Dekaja und Tryss hatte ich in diesem Moment völlig ausgeblendet und vergessen. Es war das erste Mal, dass ich mich so an Tamias schmiegte und dessen Nähe so einforderte. Oft hatte ich zwar das Bedürfnis danach gehabt, doch nie hatte ich mich diesem Belangen einfach hingegeben. Nun waren meine Gedanken woanders und ich dachte nicht darüber nach ob ich mir die Schwäche zugestehen konnte oder wollte die es signalisierte, wenn man wo anders Trost, Schutz und Zuneigung suchte. Ich nahm mir einfach die Zuneigung die ich brauchte - und sie wirkte. Die innere Unruhe und der Drang die Welpen zu verfolgen und zu schützen verflog allmählich.
Ich genoss die Wärme und den Duft des Rüden. Die körperliche Nähe und selbst mein pochendes Herz das mir die Aufregung verriet fühlte sich angenehm an. Wie ein kleiner Rausch knallten die Gefühle über mich ein. Die Gefühle die ich sonst immer zurück hielt, unterdrückte, versuchte nicht ausbrechen zu lassen.

[schmiegt sich an Tamias]


- Avis - 20.04.2015

Wenn das Ganze nicht so ziemlich sonderbar gewesen wäre, hätte ich vielleicht darüber gelacht, aber irgendwie konnte mein Kopf gerade nicht so ganz begreifen was hier alles vor sich ging. Da war ich, nein wir jetzt auf den Weg zu einer Jagd. Mein Bruder der Träumer, Chu, die zwar Ahnung von Menschenwelpen aber nicht von wölfischen Dingen hatte und ich. Meine Ohren zuckten kurz, als Chu versprach ein Riesenkaninchen zu fangen und innerlich dachte ich, so chaotisch wie wir waren sollten wir wahrscheinlich so sein, einen Käfer zu ergattern, aber ich sprach es nicht aus. Nein. Wir hatten zwar keine Erfahrung, aber hallo? DAS war meine Chance und ich würde sie mich sicherlich nicht kaputt machen, in dem ich vorher schon aufgab. Entschlossenen Schritte tapste ich hinter Kimya her, konnte hören, dass Chu folgte und wartete ab. Es folgte aber kein Nachruf. Nichts. Stille hinter uns. Nicht zu fassen.

Kimya hatte sich offenbar vor lauter…Schock …entschlossen den direkten Weg vom Lager aus zu nehmen. Direkt durch enges Gestrüpp. Ich konnte einen Fluch gerade noch unterdrücken als ein Dorn an meiner Pfote entlang kratzte, genau da, wo nicht so viel Fell vorhanden war. Doch bevor ich meinen Bruder dafür angesäuert anblaffen konnte, bemerkte ich, wie er seine Nase im Fell von Chu versteckte. Das Bild wirkte ganz eigenartig auf mich, so als hätte Kimya Angst, wirkte verschreckt, doch bevor ich mich weiter darauf einlassen konnte war es vorbei und er schaute mich an. Mich. Als ob ich jetzt einen Plan hätte. Meine Ohren zuckten. Sollte ich den Beiden vielleicht lieber gleich erzählen, dass meine Erfahrungen ungefähr so gleich null waren wie bei ihnen? Nein, lieber nicht. Einer musste die Ruhe bewahren. Also Kopf hoch, Rute straff, Ohren nach vorn!

„Hmm…wie wäre es wenn wir in die Richtung gehen, etwas weg vom Lager und mal sehen ob wir eine Fährte erschnüffeln können?“

Um das Lager würden wahrscheinlich alle Wildtiere einen Bogen machen, auch wenn die Aussicht in den dunklen Wald zu gehen nicht so ganz prickelnd war, so blieb uns wohl nichts anderes übrig?

„Außerdem sollten wir wahrscheinlich leiser sein um keine Aufmerksamkeit zu erregen.“

Meine Stimme senkte sich zu einem leisen Gemurmel. Ich sah die Beiden erwartungsvoll an.


[abseits des Lagers, macht Schlachtplan mit Kimya und Chu]


- Chu - 26.04.2015

Unsicher klappte ich ein Ohr zur Seite. Kimyas Berührung überrumpelte mich ein bisschen, hauptsächlich deshalb, weil er mir bisher eher zurückhaltend und nicht besonders zutraulich vorgekommen war. Trotzdem, es fühlte sich gut an. Ungewohnt, aber gut. Als er mir schließlich übers Ohr schleckte, lief mir ein angenehmer Schauer über den Rücken. Fühlte sich das so an, wenn man eine Familie hatte?

„Glaubst du wirklich?“, flüsterte ich zurück, allerdings schon halb überzeugt.

Meine Rute pendelte sacht, während ich mich bemühte, möglichst dicht an Kimyas Seite zu bleiben. Allmählich stellte sich sogar eine gewisse Vorfreude ein, als die ungleichen Brüder jetzt zu planen begannen. Auf Avis‘ Vorschlag hin nickte ich bekräftigend. Seine Idee klang gut, auch wenn ich sowieso zu fast allem Ja und Amen gesagt hätte, was die beiden beschlossen. Sie kannten sich schließlich besser aus als ich. Daher fühlte es sich auch ganz natürlich an, Avis als dem Selbstbewusstesten jetzt die Führung zu überlassen. Das schien Kimya ganz ähnlich zu sehen und ich schnaufte erleichtert darüber, dass es nicht zu Zankereien kommen würde. Je weiter wir uns von den Erwachsenen entfernten, desto mehr konnte ich außerdem aufatmen. Ich fühlte mich nicht mehr so beobachtet, als wäre ich auf dem Prüfstand, sondern eher als brächen wir drei zu unserem ersten gemeinsamen Abenteuer auf. Eigentlich war es ja auch tatsächlich ein bisschen so, auch wenn es natürlich trotzdem wichtig war, das Rudel dabei nicht zu enttäuschen. Mit leerem Mäulchen wollte wohl keiner von uns dreien zurückkehren. Und das mussten wir auch nicht, denn plötzlich hatte ich eine Idee, die mich in ihrer schlichten Selbstverständlichkeit regelrecht begeisterte.

„Ich weiß, wo wir Fleisch herbekommen können, falls wir nichts fangen“, verkündete ich Avis‘ Aufforderung gemäß mit gesenkter Stimme.

Erwartungsvoll und auch ein bisschen stolz, dass ich mit diesem genialen Plan einiges an Druck herausnehmen konnte, strahlte ich die beiden an.


[mit Avis und Kimya abseits des Lagers]


- Rúna - 27.04.2015

Während sich die Welpen bereit für ihre erste gemeinsame große Jagd machten und die erwachsenen Wölfe ihnen mehr oder minder gute Ratschläge mit auf ihren Weg gaben, war die allgemeine Aufmerksamkeit aller von dem Ereignis so sehr gefesselt, dass das Fehlen einer Fähe wohl zunächst unbemerkt blieb. Der ein oder andere mochte wissen wohin sie entschwunden war und wer es nicht wusste, der mochte es nicht schwer habe dies heraus zu finden.

Bereits in der frühen Nacht war die bunte Fähe aufgebrochen. Ohnehin eher immer etwas abseits liegend hatte sie sich leise erhoben und war wie schon viele Nächte zuvor zwischen den Bäumen verschwunden. Und auch in dieser Nacht gab es keine Ausnahme für sie, obwohl sie sich vorgenommen hatte nur einen kurzen Blick auf das Lager zu werfen, um zu sehen ob die Kinder noch dort waren und sich nichts verändert hatte. Dann würde sie umkehren und in einem weiten Bogen zurück laufen in der Hoffnung oder dem Wunsch aus sicherer Entfernung vielleicht einen Blick auf die jagenden Jungwölfe zu erhaschen.

In jedem Fall war die Fähe besonders wachsam und lauschte beständig zurück. Ernstliche Sorgen machte sie sich um die drei Jungspunde nicht, denn keinem der älteren war bisher in der Umgebung etwas begegnet, das eine ernstliche große Gefahr dargestellt hätte. Trotzdem, Rúna wusste dass heute wohl nicht nur Tamias ablehnend ihrem Ausflug gegenüber stehen mochte, sondern auch die anderen. Aber sie konnte nicht anders, mit jedem Tag der verstrich fürchtete sie mehr und mehr den Abschied von den Menschenkindern. So unvermeidlich er auch war gedachte sie ihn so lange heraus zu zögern wie es ging. Gezeigt hatte sie sich ihnen nicht mehr, aber sie beobachtete sie Nacht für Nacht und ab und an, wenn sie ganz sicher war, schlich sie sich über die Brücke zurück zu den Zelten.

Mittlerweile stand sie zwischen den Büschen am Waldrand, nicht mehr als ein Schatten zwischen anderen Schatten und schaute hinüber zu den glimmenden Lagerfeuern, den großen Zelten und den wenigen Kindern die wachend oder viel eher vor sich hin dämmernd zwischen diesen saßen. Sie waren noch da… doch trotz ihres festen Vorhabend gelang es Rúna nicht ihre Pfoten direkt wieder umzuwenden. Gebannt starrte sie über die Schlucht, während weit hinter ihr Avis, Kimya und Chu aufbrachen….

[Ist beim Aufbrauch der Welpen nicht dabei, sondern bereits wieder an der Schlucht | trotz festem Vorhabens kann sie sich nicht so einfach dazu entschließen wieder umzukehren da jede Nacht die letzte sein könnte]


- Dekaja - 29.04.2015

Ich bemerkte erneut, dass Tryss‘ Reaktion irgendwie nicht so ausfiel, wie sonst. Das sah ihm nicht ähnlich, wo er sonst doch ähnlich gut gelaunt war wie ich. Fragend sah ich ihn an und überlegte, ob vielleicht irgendetwas vorgefallen war. Vielleicht etwas zwischen Kimya und ihm? Oder im Schlaf? Ich sah dennoch noch einmal kurz zu den drei Abenteurern, die sich in den Wald aufmachten um dort zum ersten Mal auf die Jagd zu gehen. So richtig hatte ich Skadis plötzlichen Stimmungsumschwung deswegen nicht verstanden. Ich war als Welpe mindestens genauso euphorisch gewesen wie Avis oder durcheinander wie Chu. Ich nahm an, sie mussten ihre eigenen Erfahrungen machen, wenn sie auf eigenen Beinen stehen wollten. Und wir konnten ja auch nicht immer da sein. Und außerdem vertraute ich den dreien einfach. Sie würden sicher erfolgreich zurückkehren.

Als sie im Dickicht verschwunden waren, registrierte ich auch, dass Tamias zurückgekehrt und sich zu Skadi gesellt hatte. Diese wirkte noch immer etwas aufgebracht auf mich, aber scheinbar half ihr Tamias‘ Nähe, genauso wie Tryss mir immer half. Ob das zwischen ihnen beiden genauso war? Die Berührung in meinem Pelz schreckte mich auf und ich sah erneut etwas verwirrt zu Tryss, als dieser mich anstupste.

„Alles in Ordnung? Du wirkst irgendwie anders. Und nicht wirklich da. Ist etwas geschehen?“,

fragte ich ihn ernsthaft und stupste ihn leicht an.

[bei Tryss, sieht den Welpen nach]


- Tryss - 05.05.2015

Ich schaute den Welpen noch eine Weile nach, bis sie aus unserem Blickfeld verschwunden waren. Kaum, dass sie die Pfoten in Bewegung gesetzt hatten, hatte mich ein ungutes Gefühl beschlichen – wie bereits zuvor hielt ich es für keine gute Idee die drei schon jetzt allein auf die Jagd zu schicken. Zwar hatten seit der Jagdmeute keine feindlich gesinnten Menschen mehr gesehen, auch die Kinder waren ja keine Gefahr. Dennoch: Nicht allein von den Zweibeinern drohte Welpen Unheil. Ich traute Avis durchaus zu die anderen beiden leichtsinnig in eine gefährliche Situation zu führen. Vielleicht kamen sie sogar auf die dumme Idee ein Wildschwein zu jagen oder in eine Rotwild-Herde einzufallen. Mancher Jungwolf hatte bereits bewiesen, dass das nicht der klügste Einfall war. Womöglich hätte ich ihnen vorher von meinen ersten Jagderfahrungen erzählen sollen. Nein, den Gedanken verwarf ich schnell wieder. Chu hätte es nur noch mehr Angst eingejagt, Kimyas Freude vielleicht gedämpft und der Kern der Nachricht wäre bis zu Avis gar nicht erst durchgedrungen. Also war es wohl besser, dass ich den Fang gehalten hatte. Als Deka mich ansprach und schließlich anstupste, zwang ich mich die Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt zu lenken. Ich ließ mir einen Moment Zeit mit der Antwort, bevor ich sachte nickte, gleichzeitig aber ein wenig ratlos die Schultern hob.

„Ein schlechter Traum. Wahrscheinlich bin ich einfach noch nicht ganz wach.“

Ich rang mir ein Lächeln ab, das jedoch sofort wieder verblasste, als mein Blick auf Skadi und Tamias fiel. Wo war der auf einmal hergekommen? Und was genau machten die da? Und warum mussten sie es hier machen? Ein wenig angewidert verzog ich das Gesicht und schüttelte an Deka gewandt den Kopf.

„Die sollten sich eine eigene Höhle nehmen...“

murmelte ich und hoffte, dass ihre Sorge um mich mit diesem witzig gemeinten Kommentar verflog. Ich zwinkerte verschmitzt und wandte mich schließlich an die beiden Turteltauben einige Meter entfernt.

„He, wenn ihr endlich fertig seid... könnten wir den dreien folgen. Avis bringt die drei noch um, wenn wir sie unbeaufsichtigt Jagen lassen.“

Die Anmerkung war trocken und ließ keinen Zweifel daran, dass das ausnahmsweise kein Scherz meinerseits war. Während ich auf die Antwort wartete, blickte ich mich unauffällig noch einmal um. Rúna war nicht da. Ich entschied mich allerdings dagegen die anderen darauf aufmerksam zu machen. Immerhin konnte ich mir denken, wo sie hingegangen war und warum sie die erste Welpenjagd verpasste. Nur war es besser, wenn Skadi und Tamias davon nichts erfuhren.

[Skadi, Tamias, Deka]


- Tamias - 06.05.2015

Endlich waren die drei jungen Bestien verschwunden .Jetzt konnten wir doch endlich die Reise in den Norden ungestört fortsetzen. Achja, ich hatte die anderen beiden Riesenbabys vergessen. Erst jetzt fiel mir auf, dass Runa fehlte. Auch nicht schlecht, obwohl ich sie eigentlich nicht so übel fand. Sie hatte mit ihrem Wissen wenigstens einen Nutzen in dieser Gruppe, was man von den beiden Riesenbabys ja nicht behaupten konnte.
Skadis Worte ließ ich erstmal so stehen. Sie schien grad was anderes zu gebrauchen als einen schlauen Spruch oder gar noch meine ausgesprochenen Gedanken. Ich leckte ihr über den Kopf und die Ohren. Soviel Zuneigung auf einmal was also ok? Aber anstatt mich wie sonst überrumpelt zu fühlen, ließ ich es gerne zu und genoss ihre Zuwendung.
Jedenfalls bis Tryss mal wieder dazwischen quakte mit einem der dümmsten Sprüche die ich seit langem mal wieder von ihm gehört hatte.

"Lass sie, Tryss. Mach es lieber nicht. Bemerken sie es, darfst du erklären wieso wir uns nicht an die Absprache gehalten haben und du sie belogen hast, als du sagtest es wäre ihre erste eigene Jagd. Es passiert schon nichts, vertrau ihnen. Wie viele Wölfe sind dir denn bei der ersten Jagd hinterher geschlichen? "

Mein Tonfall war sogar recht weich, auch wenn ich ihm am liebsten die Zähne gezeigt hätte. Aber einmal damit angefangen hätte ich mich wohl kaum eingekriegt. Ich war ja nicht wirklich grad sauer, es war eher, dass ich es so langsam leid war. Es war so typisch für diese Gruppe. Etwas absprechen und abklären und sich dann nicht dran halten. Was war denn daran so schwer? Wieso sprach man überhaupt noch was ab? Natürlich machte ich mir auch Sorgen um Chu, aber was sollte passieren? Sie würden keinen Erfolg haben, vielleicht sogar auf die Schnauze fliegen und sich Verletzungen zufügen. Meine erste Jagd war genau so und trotzdem kann ich es jetzt. Das kommt mit der Zeit und in "warmes Moos packen" bringt nichts. Dadurch werden sie nicht erwachsen.
Ich sah Tryss noch eine Weile an und wartete auf eine Reaktion. Deka ignorierte ich komplett.
Wäre es nicht wirklich besser, mit Skadi einfach durchzubrennen und ein eigenes kleines Rudel zu bilden? Chu kann ja mit kommen. Wenn wir erstmal den Norden erreicht haben, haben unsere Welpen die beste Zukunft die man sich doch wünschen kann.

[kuschelt mit Skadi / antwortet Tryss]


- Kimya - 06.05.2015

Die Unsicherheit die ich in jedem Muskel - 'gar in jeder Fellfaser - meines Körper spürte, schien Avis komplett außen vor zu lassen. Die Frage die ich ihm stellte beantwortete er promt und gezielt. Zuvor erreichten mich zum Glück die Worte Chus', die zwar überzeugt klangen jedoch die Selbe Unruhe ausstrahlten die ich verspürte. Zum Glück war ich nicht der einzige, der irgendwo eine Angst verspürte - und sei es nur die Angst zu versagen. Die Erwachsenen zu Enttäuschen. Oder Avis überzeugen zu müssen keine Dummheit zu machen - und dabei zu versagen. Aber ich musste ganz schnell aufhören mir Gedanken über sämtliche Möglichkeiten zu machen die eintreten könnten. Ich musste den Kopf frei lassen um mir im Ernstfall einen schnellen Plan einfallen zu lassen - und ich musste Energie sparen um Avis überzeugen zu können wenn sein Temperament uns in Gefahr bringen könnte.
Doch es kam natürlich anders wie gedacht es war Chu die einen Plan hatte. Sie wusste wo wir Fleisch her bekamen? Mit großen Augen starrte ich sie an. Sprach sie nicht noch eben von Riesenhasen? Mit großen Augen und offenen Maul schaute ich Chu an. Die Ohren gespitzt, die Rute aufgestellt.

"Wo?"

Fragte ich flüsternd. Ein Zucken durchdrang meine Rute, als es mir zu dämmern schien. Bei den Menschenwelpen. Hände die ihr Futter gaben. Aßen Menschen auch Fleisch wie wir? Das Selbe Fleisch?
Meine Augen Schmälerten sich bei dem Gedanken. Bisher hatte ich mit Chu nicht über die Welpen gesprochen. Ich hatte sie mit dem Thema in Ruhe gelassen. Ich wusste wie es war Familie zu vermissen. Ich sehnte mich oft nach Mama. Aber ich wollte nicht darüber reden, zu oft hatte ich nur beim Gedanken an sie so einen tief sitzenden Klos im Hals. Und nun schien der Gedanke auf zu kommen in das Menschenlager zurück zu kehren.
Doch da kam mein Verstand noch bevor Avis Tatendrang sich meldete zum Einsatz.

"Das ist eine gute Idee, Chu. Aber erst Mal sollten wir unseren richtigen Jagderfolg ausprobieren. Ich bin mir sicher dass wir etwas kleines ganz alleine fangen können! Oder Avis? Wir erlegen bestimmt eine Maus oder ein Eichhörnchen!"

Herausfordernd pendelte ich nun mit meiner Rute. Die Herausforderung mehr zu erbeuten als Maus und Eichhörnchen musste höher sein als sich dem Menschenlager zu stellen.
Und unbemerkt wich die Angst von mir. Ich war abgelenkt von meinen Gedanken. Sah es als meinen persönliche Aufgabe Chu zum Erfolg zu motivieren und Avis vom Größenwahn ab zu halten. Ich hatte mir damit eine wichtige Aufgabe gegeben. Eine wichtige und ich schätze eine sehr schwierige. Vor allem, weil es keiner von Beiden merken sollte, dass ich ihre Bipolaren Eigenschaften nutzte um das heraus zu holen, was ich mir von dieser Jagd erhoffte - einen kleinen Erfolg der uns und die Großen stolz machen würde. Keine Niederlage aus Angst und Scheu oder Übermut.

[Mit Chu und Avis im Wald]


- Avis - 11.05.2015

Noch während ich Kimya und Chu beobachtete und versuchte aus deren Mienenspiel schlau zu werden, sank sich mein Gemüt auf „Oh Gott wir werden uns so blamieren herab“. Chu sah so aus, als würde sie eh keine wirkliche Ahnung haben und einfach mitmachen und Kimya, nun ja, der sah auch nicht viel besser aus. Ich fand es zwar einerseits ganz gut hier die Führung zu haben, schließlich hab ich ja auch aufgepasst und würde nicht versagen. Nein. NIEMALS. Erst recht nicht vor Tryss. Andererseits war es schon befremdlich so ohne Wenn und Aber plötzlich mitten im Wald zu stehen und gesagt zu bekommen, nun fresst mal was. Ja toll, warum konnte kein Nase vom Himmel fallen wenn man ihn denn so dringend brauchte?!? Mitten in diese Überlegung hinein meinte Chu plötzlich sie wüsste wie man an Fleisch kommt. Meine Ohren spitzten sich. Hmm. Ich wusste ja, dass Kimya nur bei den Menschenwelpen war, meinte sie dort? Das würde sicherlich nur Ärger bedeuten und wer wusste schon ob die Erwachsenen nicht doch hinter einem Baum lauerten?

Umso überraschter war ich dann doch über die Aussage meines Bruder, von dem ich dann doch angenommen hätte er wäre über Chus Vorschlag begeistert. Aber er überraschte mich dann doch manchmal noch. Seltsam. Meine Augen blitzten, denn ich konnte seine Ansicht diesmal nur teilen.

„ja, ich denke wir sollten es versuchen, wobei eine Maus uns drei nicht satt machen wird. Wenn wir uns nur Ärger einhandeln macht das bestimmt keinen guten Eindruck und wir werden wieder zu Babywelpen deklariert!“

Meine Stimme klang sichtlich genervt, naja wen wunderte es denn auch. Durch die ganze Geschichte mit den Menschenwelpen und allem was davor passiert war, waren wir ja wahrscheinlich auch nicht gerade aufgewachsen wie andere Welpen, dazu kam noch der Abgang unserer Mutter.

„Kimya, weißt du noch was Mutter gesagt hat, damals schon? Wölfe jagen am Besten im Rudel, wir sind zu dritt, ein kleines Rudel, vielleicht haben wir so die Chance ein größeres Tier zu erlegen, einen Hasen oder so?“

Es war schmerzhaft unsere Mutter zu erwähnen, aber vielleicht auch wichtig, sie hatte uns immerhin nicht blöd allein stehen lassen, nein, sie hatte uns immer erklärt wo unsere Beute herkam, auch wenn wir damals noch viel zu klein gewesen waren um das alles zu verstehen.

„Lasst uns erstmal schauen ob wir ein Beutetier erschnüffeln können und wenn jemand eins findet meldet er sich und wir sehen weiter?....“

Mein Blick war erwartungsvoll, hoffentlich ging es bald los?

[Kimya und Chu, plant ...]