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Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

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- Tryss - 01.03.2015

Ich konnte es kaum glauben. Da waren sie, ganz plötzlich zwischen den Bäumen aufgetaucht und in das warme Licht der Morgensonne getaucht. Sie lächelten, sanft und liebevoll, alle. Sogar mein Vater. Nichts hatte er von seinem Stolz verloren, nichts von seiner Stärke. Ein leises Winseln verließ meinen Fang, als ich Mutter erblickte, die neben ihm stand. Ihr Blick so liebevoll, so herzlich und einfach ebenso mütterlich vertraut, wie ich ihn in Erinnerung behalten hatte. Meine Rute begann zu pendeln, zaghaft zunächst und doch so viel Freude ausdrückend. Ich konnte es kaum erwarten, wollte meine Pfoten in Bewegung setzen und zu ihnen laufen. Zu Rayo, der wie immer große Ruhe ausstrahlte und Vater immer ähnlicher zu werden schien und Hyala, meiner kleinen Schwester. Ich erkannte Deka in ihr, so wild, so wissbegierig und doch zerbrechlich und schützenswert. Ich öffnete meinen Fang, um sie freudig zu begrüßen, um ihnen entgegenzurufen, wie sehr ich sie vermisst hatte, wie sehr ich mich freute sie wiederzusehen. Ich wollte ihnen entgegenlaufen, die Rute schwenken, die Ohren zurücklegen und ihnen freudig mit der Zunge die Lefzen lecken. Ich wollte loslaufen – doch ich konnte nicht. Eine Stimme hielt mich davon ab, sie rief meinen Namen. Tryss, erklang es durch den lichten Wald.

„Tryss...“

Die Sonne begann zu verblassen. Und mit ihr die Gestalten meiner Familie. Erschrocken lief ich nun, auf sie zu. Schneller, immer schneller. Doch je hastiger ich meine Pfoten auf die Erde setzte, desto schneller entglitten sie mir.

„... du musst aufwachen.“

Irritiert schlug ich die Augen auf. Es war dunkel, von meiner Familie nichts zu sehen. Wo waren sie hingegangen? Warum hatten sie mich so schnell wieder verlassen? Erst langsam kehrte die Erinnerung zurück. Kimya hatte sich zu mir gelegt. Es war wohl seine Stimme, die mich geweckt hatte. Meine Familie war nicht hier. Nur die Wölfe unserer kleinen Wandergemeinschaft. Traurig ließ ich die Ohren zur Seite sinken. Es war ein Traum gewesen, nur ein Traum. Und doch so lebendig und schön, dass ich ihn hätte für ewig träumen können. Die Realität aber war gnadenlos. Sie hatte mich mithilfe des jungen Wolfes zurückgeholt.

„Ich komme...“,

brummte ich Kimya leise zu, als dieser sich aufmachte und zu den anderen verschwand. Ich rappelte mich auf, schüttelte noch etwas benommen den Kopf und blinzelte ein paar Mal, um klare Gedanken fassen zu können. Es gelang mir nicht, nicht gänzlich. Aber darauf nahm niemand Rücksicht, zumindest nicht heute. Die Jagd, deshalb mussten sie wach sein. Ich begann Kimya, der schon bei den anderen angelangt war, zu folgen. Rúna war nirgends zu sehen, genauso wenig wie Tamias. Dafür waren Skadi, Deka und Chu anwesend. Nun, und Avis. Ich wusste nicht recht, ob es sinnvoll war, die jungen Wölfe schon allein auf eine Jagd zu schicken. Kimya war zu verträumt, Chu zu unerfahren und Avis... nun, da fielen mir auf Anhieb hunderte Gründe ein, wegen derer es unklug war ihn allein in den Wald zu schicken. Wer sich schon von einem anderen Wolf erschrecken ließ.. aber ich war überstimmt und die anderen fanden es richtig, die Welpen so früh wie möglich für das Überleben fit zu machen.

„Dann seid ihr ja vollzählig und es kann losgehen.“

antwortete ich Kimya, als ich bei den anderen angelangt war. Ich versuchte meine Stimme so neutral wie möglich und so unbeschwert wie immer klingen zu lassen. Der Traum spukte allerdings noch in meinem Kopf herum, sodass ich kaum einschätzen konnte, ob es mir gelang.

[Lagerplatz | bei den anderen]


- Avis - 05.03.2015

Es beruhigte mich doch ungemeint, dass am heutigen Abend definitiv keine Sterne anstanden, was mich allerdings noch mehr beunruhigte war die Tatsache, dass mein Gegenüber mehrfach versucht hatte diese zu zählen?!? Mein Blick musste ungefähr so verdutzt aussehen, wie ich diese Aussage fand.

"Du hast versucht sie zu zählen? Kann man denn soweit überhaupt zählen?"

Ich würde ja behaupten nein, zumindest ich nicht und überhaupt, wer war denn bitte so bescheuert und zählte Sterne? Was für eine Zeitverschwendung! Dekas nächste Aussage verwirrte mich noch etwas mehr.

"Äh...ein Kaninchen wollte dich fressen?!"

Ich musste sicherheitshalber nochmal nachfragen, da ich Hasen immer als kleine Viecher in Erinnerung hatte die nicht schnell genug vor uns Wölfen wegrennen konnten. Vielleicht hatte Deka was falsches gefressen, oder war noch gar nicht richtig wach? Vielleicht war sie ja auch krank? Oh nein, bitte lass sie nicht krank sein. Mein Blick hatte inzwischen schon besorgte Züge angenommen, als sich Chu plötzlich zu uns gesellte. Als die junge Fähe sich neben mich gesellte konnte ich nicht andrs als sie kurz grüßend mit der Nase anzustupsen. Inzwischen konnte ich Chu richtig zu am Geruch erkennen und wenn es ihr gut ging, fühlte auch ich mich etwas besser. Meine Züge waren sanfst, fast weich und offen wenn ich sie ansah. Ich mochte sie sehr gern und die Tatsache, dass sie sich gleich mit einer Frage einbrachte fand ich noch besser. Chu war zwar manchmal noch sehr ruhig, aber sie brachte sich immer ein, ganz im Gegensatz zu Kimya, der verträumte lieber sein ganzes Leben, deshalb konnte er wohl kaum ohne mich überleben.

Das Chu anders gelebt hatte als wir, zeigte mir ihre Frage. Ein Bär. Jeder wusste schon von Welpe an was das war und wie gefährlich er sein konnte, auch wenn wir Welpen nicht allzu oft in die Versuchung kamen einen zu sehen. Bevor Deka oder ich uns einbringen konnten kam auch Skadi zu uns und füllte Chus Unwissen. Offenbar waren so langsam alle wach. Das brachte Dekaja auch dazu uns den heutigen Plan zu erläutern. Zunächst traute ich meinen Ohren nicht...

"Wie? Zu dritt allein jagen? Allein allein, so ganz allein?"

Erst schaute ich Chu ratlos an, dann Deka, aus deren fang ja diese Aussage gekommen war. Mein Herz begann zu hüpfen und ein leuchten trat in meine Augen.

"Wir dürfen jagen ohne Euch????"

Immernoch Unglaube in meiner Stimme und mitten in die Frage hinein schlitterte mein Bruderherz. Oh wahnsinn das auch er mal auf die Pfoten kam. Leider hatte er keinen Anderen als Tryss im Schlepptau. Ich ließ mir meine Freude aber nicht nehmen, immerhin war das endlich ein Beweis das ich etwas allein konnte, ohne bevormundet zu werden. Meine Chance mich endlich zu beweisen. Ja! Ich ignorierte Tryss einfach.

[bei der Gruppe, freut sich]


- Chu - 15.03.2015

Instinktiv schauderte ich, während ich Skadis Erklärung lauschte. In meiner Vorstellung wurde der Bär prompt zum Supermonster – riesengroß, aber schlank und wendig, damit es auf Bäume klettern und uns im Sprint einholen und fressen konnte, mit überlangen Krallen und Zähnen. Trotzdem war da auch ein kleiner, vermutlich ziemlich ungesunder Teil in mir, der so ein Biest gerne mal gesehen hätte. Natürlich nur von ganz weit weg und aus einem sicheren Versteck heraus, so dass ich einen kurzen Blick darauf werfen und mich dann still und leise wieder verziehen könnte. Das wäre doch mal ein richtiges Abenteuer gewesen! Als Skadi fortfuhr, klappte ich dagegen ein wenig ratlos den Fang auf, nur um ihn dann gleich wieder zu schließen. Bedröppelt blinzelte ich zu ihr empor. Woher sollte ich denn bitte wissen, wie man eine Bärenfährte erkennen konnte, wenn ich noch nie eine gesehen hatte, geschweige denn den Verursacher? Nach allem, was ich wusste, konnte das Vieh Hufe haben… mit Krallen dran.
Deka war es schließlich, die die Bombe platzen ließ, und ich glaubte erst, ich könne meinen Ohren nicht trauen. Wie, in den Wald, Wir drei, allein? Das war … wahnsinnig aufregend, aber zugleich auch ein bisschen gruselig. Da war es also, das Abenteuer, das ich mir immer sehnsüchtig gewünscht hatte. Mein erstes, richtiges Abenteuer! Gleichzeitig lief mir allerdings prompt ein Schauder über den Rücken, als ich mich schon allein und orientierungslos im finsteren Wald herumirren sah, während von allen Seiten unheimliche Geräusche erklangen. Aber halt, ich war ja gar nicht allein – ich hatte Kimya und Avis, die auf mich aufpassen würden. Vor allem letzterer wirkte immer so selbstsicher und mutig, dass mich die Vorstellung direkt wieder beruhigte. Und seine überschwängliche Freude übertrug sich langsam auch auf mich, so dass auch meine Pfoten erwartungsvoll zu kribbeln begannen. Das … das würde toll werden!
Der noch ziemlich verschlafen wirkende Kimya wurde mit einem aufgeregten Wuffen und einem Rutenwedler begrüßt, Tryss etwas dezenter mit zurückgelegten Ohren, aber ebenfalls pendelnder Rute. Wie, was, es konnte losgehen? Etwa jetzt gleich? Das ging mir dann doch etwas zu schnell.

„Jetzt?“, rutschte es mir heraus.

Wir wussten doch gar nicht, was wir im Wald machen mussten, wie man sich zu verhalten hatte, wie man ein passendes Tier aufstöberte, wie man es fing, und wie man umgekehrt andere Waldbewohner vermied, die es eher auf uns als Beute abgesehen hatten. Konnten wir das wirklich schaffen?

„Was, wenn wir einen Bär finden? Oder … oder ein Riesenkaninchen?“

Plötzlich klang ich wieder ziemlich unsicher. Beidem wollte ich nicht unbedingt begegnen, vor allem dann nicht, wenn sie gerade Appetit auf Wolf hatten.


[Am Lagerplatz bei den Anderen]



- Skadi - 16.03.2015

Grillen zirpsten in der warmen Sommernacht. Hier und dort riefen sich Uhus kurze Botschaften zu. Leise hauchte der Wind seine Geschichten. Es war eine Nacht, die man mit tausend Worten nicht beschreiben konnte, mit ihrem sternklaren Himmel und den sommerlichen Düften.
Avis lautes Jubeln zerriss die Harmonie, die diese Nacht mit sich brachte. Ein großer Vogel flog aus den Baumwipfeln über ihnen empor, mit lauten knackenden Ästen unter seinen Fängen und hörbaren Luftstößen zwischen seinen starken Flügeln.
Innerlich musste ich mich stark zusammen reißen. Mein Drang war es, den Jungwolf in seiner Euphorie zu bremsen. Ihm zu sagen, dass jegliche Geräusche seinen Erfolg behinderten. Dass diese subjektive Gefühlsduselei seine Konzentration störte. Er solle sich zusammen reißen, sich an das erinnern, was ihm gelehrt wurde und sich an diese Dinge halten. Meine Lefzen zuckten kurz hoch, entblößten ganz kurz meine Zähne, zeigten meine eigene kleine Enttäuschung, die ich empfand. Ich hatte wahrhaftig gedacht, dass die Welpen nun weitaus mehr waren als Welpen. Dass sie bereit waren ihre erste Beute zu erlegen. Ich dachte, dass eigene kleine Rivalitäten ihr größtes Problem werden würden, jedoch nicht dass sie jede Grundlage vergessen würden.
Dann folgte Chu mit ihren Fragen. Sie tat, als hätte sie keine einzige Unterrichtsstunde von uns erhalten. Als hätten wir sie am Vortag aus den Fängen der Menschen geholt und ohne Vorbereitung in den Dschungel geschickt.
Ich hatte nur meine Lefzen angezogen – mein Fang blieb dennoch geschlossen. Meine Gedanken blieben den anderen verschlossen. Ich erwischte mich sogar selbst bei dem Tadel mir selbst gegenüber, dass ich den Jünglingen eine kurze Zeit der Euphorie zugestehen sollte. Oder eine Zeit des Zweifels. Unterschiedlicher konnten die Reaktionen nicht sein, die sich direkt vor uns zeigten. Der eine – bei dem ich vorhersagen konnte - der sich mehr als freute, endlich seine großen Worte in die Tat umsetzen zu dürfen. Die andere, die zögerte und sich einer eventuellen Niederlage gegenüber stehen sah. Doch bevor sie ihren Unmut äußerte, hatte sie den letzen Jäger begrüßt und dessen Begleitung. Tryss, der durchaus wusste, dass ‚die Nacht der Nächte‘ war, jedoch bei der Verkündung den Jungen gegenüber nicht anwesend war. Als etwas Ruhe einkehrte, räusperte ich mich.

“Ihr habt alle Grundlagen gelernt. Bringt euch nicht unnütz in Gefahr. Kommuniziert anständig.“

Die wichtigsten Dinge wiederholte ich noch Mal – wobei mir noch so viel mehr einfiel. Die Windrichtung. Dass eine Niederlage besser war als eine Verletzung. Gefahren anderer Jäger. Das Miteinander. Die Auswahl der richtigen Beute. Ich beließ es bei einer Warnung und einen elementaren Tipp. Umso mehr ich sagen würde um so weniger würden sie zuhören. Ungeduldige Biester waren das. Der eine mehr, der andere weniger. Außerdem hatten Dekaja und Tryss die selben Rechte noch einen letzten Rat mit auf den Weg zu geben.
Meine größte Sorge war der Übermut von Avis, der zu gefährlichen Taten führen konnte.

[Im Lagerplatz mit Dekaja, Tryss, Kimya, Avis und Chu | Gibt letzte Ratschläge]



- Dekaja - 26.03.2015

Ich neigte kurz den Kopf, als Kimya angerannt kam. Oh damit waren wir ja endlich vollzählig. Das hatte ja auch gedauert. Eigentlich nicht wirklich, aber ich war ungeduldig wie sonst auch. Ich blinzelte Tryss kurz vergnügt zu, aber irgendwie wirkte er etwas ernster als sonst, was mich kurz etwas stutzig machte, aber schließlich dachte ich nicht mehr dran, sondern sah zu Avis und Chu, die in ihre Diskussion vertieft waren.

„Na klar kann man das! Man kann bis unendlich zählen! Aber das dauert immer sehr lange. Ich wurde bisher immer unterbrochen…und dann muss man von vorne anfangen, sie zu zählen. Das ist wirklich frustrierend.“,

sagte ich etwas enttäuscht. Dann nickte ich überzeugt.

„Ja, es war wirklich groß und gefährlich und hatte Reißzähne. Du wärst auch gerannt wie der Blitz, wenn du es gesehen hättest.“,

entgegnete ich überzeugt und sah kurz zum Sternenhimmel, dann erneut zu Avis. Das Leuchten in seinen Augen wirkte fast ansteckend auf mich.

„Ja! Ihr dürft! Ganz ohne uns und völlig eigenverantwortlich! Ist das nicht wahnsinnig toll?“,

fragte ich selbst ganz aufgeregt, als wäre es meine eigene Premierenjagd. Es fühlte sich auch fast so an.
Dann neigte ich den Kopf.

„Natürlich jetzt? Wann willst du denn sonst los?“,

fragte ich Chu etwas konfus, dann schlich ich spielerisch um sie herum.

„Dann zeigst du den beiden, aus welchem Holz du geschnitzt bist! Wie Riesenkaninchen wohl schmeckt…also ich fand immer, dass an Kaninchen zu wenig dran ist. Von Riesenkaninchen dagegen würde man sicher satt werden, meinst du nicht auch?“

Ich schien völlig vergessen zu haben, dass ICH diejenige war, die im Traum Reißaus genommen hatte. Etwas unruhig setzte ich mich hin, als Skadi Ratschläge gab, die nützlich sein sollten. Ich wusste nicht, ob ich selbst auch welche geben musste. Ratschläge. Hm. Gute Frage.

„Vertraut auf eure Fähigkeiten. Ihr habt das Zeug in euch und könnt es mit der Beute da draußen aufnehmen.“,

entgegnete ich aufmunternd, insbesondere zu Chus Unsicherheit.

„Und ihr seid zu dritt. Macht euch das bewusst.“


Meine Rute pendelte dabei aufgeregt.

[bei Skadi, Tryss und den Welpen]


- Kimya - 28.03.2015

Das es gerade Tryss war, der beim Aufstehen so mürrisch und träge und müde war, irritierte mich. Sonst war er einer der Großen, der noch verspielt und lustig war. Der manchmal mehr fragte als wir. Vielleicht mochte ich ihn deswegen so gerne. Nur neben ihm fühlte ich mich nicht so, als wäre ich dumm. Dekaja war zwar auch noch verspielt, aber sie war ein Mädchen. Sie war anders, so wie Chu anders war. Und selbst Avis war anders als ich, obwohl wir doch Brüder waren. Während ich noch überlegte, rannte er schon los. Es war immer so. Er war der Mutige, der Tapfere und der Aufregende. Er war so schnell genervt von den Unterrichtsstunden, viel früher als ich. Ich wurde immer von ihm abgelenkt, bis ich mich auch nicht mehr konzentrieren konnte. Es gab kein Thema, bei dem ich zu erst die Interesse verlor. Ich versuche immer das Große Ganze zu sehen. Die Themen zu verknüpfen, aus einer Unterrichtsstunde schon etwas für die nächste mit zu nehmen – denn irgendwie hat alles miteinander zu tun! Nach und Tag. Mond und Sonne. Winter und Sommer.
Endlich wachte Tryss auf. Ich ließ ihn aber stehen und lief los zu den anderen. Als ich ankam, war diue Verkündung schon kund getan. Ich musste nur noch zusammen reimen, was Avis sagte. Eine Jagd? Zu Dritt? Chu bellte mich aufgeregt an, das steckte mich an. Auch ich wedelte aufgeregt mit meiner Rute, überwand die kurzen Schritte zu Chu und stupste ihr meine Nase aufgeregt in ihr Fell am Hinterlauf und dann am Hals. Avis bellte ich kurz an, dann stockte abrupt meine Rute. Wie, alleine Jagen?

“Aber“

Fing ich an, aber es ging unter in diesem wilden Durcheinander: Dekaja faselte übers Zählen, Chu über Riesenhasen und Bären, Avis Euphorie zeigte keine Grenzen. Und dann gab Skadi mit ihrer Strengen und distanzierten Art Anweisungen. Dekaja fügte welche hinzu. Tryss drängte zum schnellen Aufbruch.

“Chu, es gibt keine Riesenhasen. Und wir sind schneller als Bären und laufen weg.“

Ich versuchte das Chaos auf zu räumen. Ich wollte erst noch fragen, ob wir überhaupt soweit waren. Ich wollte protestieren, nicht mitmachen, streiken. Avis würde mich auslachen. Oder hassen, wenn wir dann alle hier bleiben müssten. Also behielt ich meine Zweifel für mich. Um ehrlich zu sein, es war Angst und kein Zweifel. Was, wenn wir einen Bären nicht entdecken würden, bevor er uns entdeckte? Oder wenn Avis in seinem Übermut einen Bären fangen wollte als Beute? Er hatte doch nie wirklich aufgepasst bei der Schule, vielleicht wusste er gar nicht was Feind, Freund und Beute war! Und Chu, oh weh Chu, sie glaubte an Riesenhasen. Sie kannte doch den Wald noch gar nicht. War ich denn der einzige in diesem Trio, der mit Verstand an die Sache gehen wollte? Und welchen Verstand sollte ich schon besitzen? Ich Zwerg, der doch noch gar nichts verstand und wusste von dieser großen Welt! Ein Winseln entfloh mir und erschreckte mich zugleich.

‘Nein, Kimya. Nein, zeig keine Angst, zeig keine Zweifel. Versau Avis nicht das Abenteuer! Sei stark, du schaffst das. Wir schaffen das. Wir müssen es schaffen, wir müssen weiter kommen. Also sei stark Kimya. Sei stark und mach es einfach. Sei ein bisschen mehr Avis als sonst.‘

Betete ich mir selbst vor, pendelte unsicher gezwungen mit der Rute hin und her und fasste all meinen Mut zusammen um als Erster den Aufbruch an zu kündigen. Die Nase dabei in die Höhe gestreckt, die Rute aufrecht, den rechten Vorderlauf erhoben positionierte ich mich. Noch ein tiefes Durchatme, dann sagte ich:

“Okay, dann lasst uns gehen.“
Und ich kehrte der Gruppe mit flackerndem Herzen den Rücken zu um aus dem Unterschlupf zu kriechen - auf eigenen Pfoten, begleitet von einem wilden Halbstarken und einer halbstarken Ausgewilderten.

[Hat Angst vor der Jagd, versucht dies zu verstecken und macht sich auf den Weg]



- Tryss - 28.03.2015

Ich versuchte Dekas Blinzeln ebenso vergnügt zu erwidern, merkte aber schnell, dass es mir heute nicht gelingen würde. Noch immer hing der Traum in meinen Gedanken nach und sorgte dafür, dass ich mich kaum auf die anderen konzentrieren konnte. Ich folgte dem Gerede über Riesenkaninchen oder Bären nur mit halbem Ohr, sah mich stattdessen ein wenig um. Tamias fehlte, Rúna auch. Bei der Fähe verwunderte es mich nicht. Unsere Heilerin hatte schnell klar gemacht, dass sie mit uns gemeinsam den Weg in den Norden ging und auch zu unserer kleinen Gemeinschaft zählte – aber dennoch ihre Freiheiten brauchte. Da war es schon seltsamer, dass unser selbsternannter Leitwolf sich die Gelegenheit entgehen ließ drei Welpen auf ihre erste Jagd zu schicken. Die drei indes schien das kaum zu stören – selbst Kimya, der zwar erst zögerlich wirkte, hatte offenbar der Mut gepackt, denn so schnell wie er zum Aufbruch aufrief, hatte ich ihn noch nie bei einer Sache gesehen. Merkwürdig, aber nicht weiter schlimm. Eine erste Jagd war aufregend, das wusste ich selbst noch ganz genau – und immerhin entband mich sein Übereifer davon noch länger als Welpensitter fungieren zu müssen. Danach war mir heute eher weniger. Stattdessen nutzte ich die kleine welpische Unordnung, um mich an Dekas Seite zu gesellen und mich auf die Hinterläufe sinken zu lassen. Während Skadi den dreien schlaue Ratschläge mit auf den Weg gab, stupste ich kurz die Nase an Dekas Hals. Allerdings war sie ebenfalls noch mit den Welpen beschäftigt, sodass die Aufmunterung, die ich mir erhofft hatte, wohl noch einen Moment warten musste. Stattdessen war ich nun der einzige der erwachsenen Wölfe, der noch nichts gesagt hatte, den drei jungen Jägern noch nichts mit auf den Weg gegeben hatte.

„Ja, ähm... seid vorsichtig.“

Sonderlich kreativ war das nicht, aber immerhin erst gemeint. Und ein Ratschlag, der vor allem bei Avis bitternötig war, das wusste ja wohl jeder.

[Lagerplatz | bei den anderen]


- Avis - 09.04.2015

Wenn ich mal davon abgesehen hätte, dass alle offensichtlich an totaler Macke litten, fand ich die ganze Situation so was von sonderbar. Erst wurden wir verhätschelt, betüddelt und dürften keine Pfote vor die Andere setzen und jetzt DAS? Der Unglaube stand mir bestimmt ins Gesicht geschrieben und ich hörte dem Gefasel von Riesenhasen und Sternen nicht mehr zu. Ich dürfte jagen, JAGEN....ohne Babysitter, ohne Wegschleichen und ohne.....ach nein. Verdammt. Ich war nicht allein.Kimya und Chu waren bei mir. Der Träumer und die Unerfahrene. Das tat meiner Laune aber keinen Dämpfer, auch wenn ich immer noch skeptisch drein schaute, denn ich war mir noch nicht so ganz sicher, dass uns die Großen nicht doch folgen würden. Skadi, Dekaja und Tryss gaben uns noch Hinweise, naja eigentlich nichts Neues. Passt auf Euch auf..bla...begebt euch nicht in Gefahrt..blablabla. Ich hatte es schon sooft gehört und schaltete jetzt einfach ab.

Da Chu direkt neben mir stand, konnte ich ihre Unsicherheit praktisch spüren und sogar verstehen. Anders als Kimya und ich war das alles Neuland und auch wenn wir selbst noch nicht gejagt haben, so waren wir doch in der Natur aufgewachsen und an gewisse Dinge gewöhnt. Ich schenkte ihr einen aufmunternden Blick.

"Chu, du hast vor Menschenwelpen keine Angst, also dürfte das doch ein Kinderspiel werden!"

Mein Fang war nah an ihrem Ohr und meine Stimme eher leise, zum Mut machen. Dann fiel mein Blick auf Kimya, dem ein missmutiges Geräusch entwichen war. Er sah alles andere als begeistert aus, auch wenn er sich sichtlich bemühte dies zu verstecken. Er war aber nun mal mein Bruder und ich kannte ihn, also lag es wohl an mir. Ich war zwar auch unsicher, hatte aber den Anderen gegenüber einen Vorteil. Wer hätte denn jemals gedacht, dass Tryss zu etwas nutze sein könnte, aber die Hinweise, die er mir damals gegeben hatte, als ich ihm heimlich gefolgt war, die könnten von größten Nutzen sein. Mein Blick ging kurz in Tryss Richtung, neutral, ein kurzes Nicken, dann plötzlich drängte Kimya zum Aufbruch. Wie verwunderlich. Schnell löste er diese bizarre Situation auf.

"Komm Chu, das schaffen wir!"

Ich wartete kurz auf die, dann schloss ich mich meinem Bruder an, erst mal weg von den Anderen, dann Plan ausdenken, oder was auch immer, vielleicht hatten die Anderen ja Ideen. Ich kehrte dem Lager den Rücken ohne mich erneut umzudrehen.

[verabschiedet sich, folgt Kimya]


- Chu - 15.04.2015

Skadi war böse, das merkte man. Automatisch zog ich die Rute ein und legte die Ohren an, als sie stumm die Zähne bleckte. Ihre Reaktion verunsicherte mich nur noch weiter und ich fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Beschämt presste ich die Kiefer aufeinander, damit mir ja kein weiteres Wort mehr entschlüpfte. Damit sie mich nicht für dümmer und unfähiger hielt, als ohnehin schon. Denn Skadi hatte sich als keine besonders geduldige oder einfühlsame Lehrerin erwiesen. Im Gegenteil kam ich mir in ihrer Gegenwart immer wie der dumme, kleine Wolf vor, der den Anderen in so viel nachstand. Wie ein hoffnungsloser Fall. Sie setzte so vieles voraus, das ich einfach noch nicht wusste oder konnte – woher denn auch? Aber statt trotzig oder beleidigt zu reagieren, nagten stattdessen die Selbstzweifel an mir. Denn sie war alles, das ich nicht war und womöglich niemals sein würde. Geknickt schielte ich zu Avis, doch da lenkte mich glückweiser Deka ab. Ihre Reaktion war schon sehr viel ermutigender und so bemühte ich mich um ein tapferes Nicken.

„O-okay. Ich bring‘ dir ein Riesenkaninchen mit. Vielleicht. Wenn wir eins fangen…“

In diesem Moment hätte ich wirklich nichts lieber getan, als ihr diese Freude zu machen. Aber da hatte Kimya mich schon korrigiert und ich blinzelte peinlich berührt. Okay, dann eben kein Riesenkaninchen.

„Oder irgendwas anderes Riesiges“, fügte ich hastig hinzu.

Vielleicht eine Maus, die ein bisschen dicker und größer war als gewöhnlich. Das konnte ja nicht so schwer sein, hoffte ich zumindest. Meine Rute pendelte zaghaft, als nun auch Avis versuchte, mich aufzumuntern. Hm, ja. Menschenwelpen waren schon ziemlich groß, da hatte er nicht ganz Unrecht. Und seine Begeisterung war irgendwie so ansteckend, dass sogar ein Hasenfuß wie ich sich dem nicht gänzlich verschließen konnte. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Eilig hoppelte ich hinter meinen beiden Spielgefährten her, um nur ja nicht den Anschluss zu verlieren. Ein letzter Blick zurück, weil ich glaubte, Skadis kritischen Blick in meinem Nacken zu spüren. Dann Aufatmen, als ich mich wieder umdrehte und vor mir Avis‘ und Kimyas schwingende Ruten sah. Ich war nicht allein.


[bricht mit Avis und Kimya zur Jagd auf]


- Kimya - 15.04.2015

Mein Herz pochte mir bis in den Hals hinein und meine Läufe fühlten sich wackelig an. Passierte das wirklich? Hatte ich die ersten Schritte in unsere erste Jagt eingeleitet? Führte ich den Anfang an?
In den wenigen Augenblicken die ich voran ging und mich dem Grenzgebüsch näherte, durchliefen mich unzählige Schreckensgedanken, Würde Tamias gleich hinter der Hecke auf uns warten und uns auslachen, dass wir auf diesen Witz herein gefallen waren? Oder würde Skadi uns zurück rufen, sie schien genau so angespannt zu sein wie ich es war. Vielleicht würde auch Avis mir gleich in den Rücken springen und die Führung gewaltvoll an sich reißen. Oder würde Chu bei der Jagt einen Fehler machen der eine schwere Verletzung bei einem von uns hervorrufen konnte? Was wenn wir wirklich einen Bären trafen? Gibt es doch riesige Hasen? Wieso sollten wir plötzlich groß genug sein und alleine jagen? Würden Dekaja und Tryss und als Aufpasser 'unauffällig' folgen? Würden wir erfolg haben? Wo war eigentlich Runa hin und wo Tamias? Hinter der Hecke?
Endlich tauchte Avis neben mir auf mit seiner lockeren und aufgedrehten Art. Er schien sich überhaupt keine Sorgen und Gedanken zu machen.Wahrscheinlich sah er uns schon mit einem Dicken Reh in das Lager zurück kehren. Seine wild pendelnde Rute klopfte ständig gegen meine Hinterläufe. Ich konnte nicht anders und wurde von seiner Leichtigkeit mitgezogen. Halb verspielt und halb verzweifelt schnappte ich - ohne ihn treffen zu wollen - nach seinem Fang. Und dann spürte ich auch shon Chu direkt hinter uns.

Ich kam an dem Gebüsch an und krabbelte unter den Ästen hindurch. Als ich auf der anderen Seite ankam, blieb ich kurz stehen. Sicherlich war ich schon oft 'da draußen' gewesen - doch dieses Mal war es anders: Wir waren allein. Wirklich ganz allein auf uns gestellt. Kein Tamias ´stand vor uns und lachte und auch keine Runa tauchte unerwartet auf. Die Dunkelheit der Nacht war viel dunkler als sonst. Die Eulen schrien warnende Drohungen anstatt nächtliche Grüße. Der Wind flüsterte einen gruseligen Gesang. Die Welt die vor mir lag sah viel bedrohlicher und gefährlicher aus, jetzt wo keiner da war der mich führte und die Gefahren für mich erkennen würde. Meine Rute hörte abrupt auf sich zu bewegen.

'Fühlt sich so erwachsen sein an? Alles sorgenvoll zu bedenken und die Leichtigkeit der Dinge zu verlieren?'

Ich atmete tief durch und sah zu Chu und Avis. Wahrscheinlich gehörte das wirklich zum erwachsen werden dazu. Es fühlte sich nicht schön an, aber vielleicht würde ein Erfolg bei der Jagt für ein großartiges Gefühl sorgen, dass die Sorgen wieder ausgleichen würde. Vielleicht sollte ich mich auch einfach ein Mal zusammen reißen und nicht alles versuchen zu bedenken was eventuell auf mich zu kommen könnte - sondern nur die Jagt im Augen behalten. Außerdem war ich nicht allein. Avis und Chu waren bei mir! Meine Nase stopfte ich schnell in Chus Fell. Plötzlich kam mir in den Sinn, wie alleine sie sich fühlen musste in dieser riesigen Welt. Avis war schon immer bei mir gewesen und mein Bruder. Ich wusste, dass er immer für mich da sein würde, auch wenn wir uns manchmal furchtbar stritten. Ich vertraute ihm. Diese Art des Vertrauens konnte Chu nicht haben.

"Wir schaffen das! Wir werden die Großen stolz machen!"

Flüsterte ich in ihr Ohr und schleckte dieses kurz ab. Die Worte sprach ich für uns beide. Nicht für Avis, der glaubte das ja wirklich - dem musste man nun wirklich nicht noch mehr positive Gedanken zuflüstern.
Als ich meine Zunge von Chus Ohr gelöst hatte, sah ich eben zu diesen Avis.

"Wo wollen wir unser Glück versuchen?"

Wenn ich je die Führung gehabt hatte, so gab ich sie mit dieser Frage an Avis gewand ab.

[Mit Avis und Chu außerhalb des Lagers]