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Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

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RE: Passus VII - Die erste Jagd - Dekaja - 04.08.2016

Ich war vollkommen erschrocken davon, wie die Welpen nun in Skadi den Sündenbock für das alles sahen. Vermutlich war es normal, dass sie so reagierten...und Chu hatte Tamias mit als erstes kennengelernt. Vielleicht war es logisch, dass sie in ihm nun den Helden sah, obwohl es ganz gewiss nicht so war. Dennoch tat es weh zu sehen, wie sie reagierten.

"Tamias ist auch nicht unser Alpha. Und selbst wenn Skadi ihn provoziert hat...das war kein Grund, so brutal zu werden, ohne sie vorzuwarnen. Aber es..."

Ich stockte kurz, weil ich eigentlich gar nicht wieder streiten wollte und so weh es tat zu hören, auf welche Seite sich Avis und Chu schlugen, so sah ich den beiden doch an, dass sie irgendwie verunsichert waren und sich vermutlich erst einmal beruhigen mussten.

"...spielt nun ohnehin keine Rolle mehr. Passiert ist passiert..."

Ich kannte das Gefühl so gut, wenn man meinte, dass die eigenen Gefühle einen schier zu überfordern schienen. Ich wollte so gerne helfen...für mich kam diese Situation einem Spaziergang durch die Hölle gleich, da ich es nicht konnte und mir ohnehin keiner wirklich zuhörte oder glaubte. Innerlich hoffte ich irgendwie, dass Tryss und Rúna und Kimya schon weiter gekommen waren. Ich lief nun ebenfalls los, neben den Jungwölfen her, fühlte mich nun aber mehr denn je einsam und isoliert, deswegen schwieg ich und konzentrierte mich nur darauf, eine Pfote vor die andere zu setzen.

(bei Chu und Avis| auf dem Weg zurück]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Avis - 12.08.2016

Ich konnte sehen wir Deka sich vor uns auf den Boden setzte, ich hörte ihre Worte und vielleicht verstand ich sie auch, doch all das änderte nichts an dieser ganzen Situation. Am liebsten würde ich jetzt die Augen schließen und alles wieder normal haben, aber das war wohl eine der bitteren Erfahrungen im Leben und wie ich Dekajas letzte Worte vernahm, sah sie es auch so. Geschehen war geschehen, nichts konnte das jetzt ändern. Inzwischen war ich einfach Skadi hinterher losgelaufen Richtung Lager und sobald ich eine Pforte vor die Andere letzte merkte ich wie wackelig sie eigentlich waren. Ich musste heftig schlucken und warf einen Blick zu Chu. Die hielt ihre Ohren eher gesenkt, saß so unglücklich aus wie Deka und wie ich mich fühlte.

Die nächsten Meter schwieg ich und war froh, dass auch die Anderen leise blieben, dann begann ich in meinem Kopf aufzuräumen, bevor ich meinen Kopf leicht drehte und zur Braunen sah. Meine Stimme war leise, klang fast heiser, als hätte sie für heute eindeutig genug.

„Weißt du Deka, du hast recht, Tami war nicht unser Alpha und wir hätten die Entscheidung vielleicht gemeinsam besprechen müssen, aber Skadi ist auch nicht unser Alpha, sie hatte nicht das recht über uns zu bestimmen. Wir sind vielleicht Jung, aber keiner von uns ist mehr ein Welpe im frischen Wolfsbau, wir haben alle schon Mist erlebt, oder denkt ihr ich wüsste nicht das unsere Mutter einfach keinen Bock auf uns hatte und abgehauen ist? Chu ist bei Menschenwelpen bisher aufgewachsen und lebt noch. Dabei hat Mutter immer gesagt Menschen sind böse! Denkst du nicht es wird langsam Zeit auch endlich mal unsere Meinung anzuhören und zu respektieren?“

Ich stoppte kurz, war beiden Fähen einen eher traurigen Blick zu, ich fühlte mich plötzlich leer und fertig, als hätte ich alles aus mir rausgelassen und würde jetzt vor nichts stehen. Ein kurzes Blinzeln.

„Wir waren ja nicht ganz dumm Deja, Kimya sollte euch holen und wir wollten zu den Menschen, Chu hätten sie geholfen, nur leider waren sie weiter gezogen, aber anstatt uns anzuhören würden nur Befehle gebellt. Tami hat Chu gegenüber auch einen starken Beschützerinstinkt entwickelt, vielleicht empfand er dasselbe für Melf und dann in der höhsten Not bellt Skadi uns an, stellt sich in den Weg. Wenn es um Kimya gegangen wäre, hätte ich Skadi auch angegriffen, wie wäre es bei Tryss gewesen?"

Ich stupste Chu an, schaute ihr offen in die Augen und setzte mich wieder in Bewegung. Ich wollte mit Deka nicht streiten, dazu mochte ich die Fähe zu gern, aber mit jedem Schritt verschwand der Nebel und mein Verstand wurde klarer und umso klarer er wurde, umso beschissener wurde mir die ganze Situation klar. Das Lager war nicht mehr weit entfernt, hinter den nächsten Bäumen musste man es schon sehen können…..


[kann langsam wieder klarer denken, spricht mit Deka, geht zusammen zum Lager, fast in Sichtweite)


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Chu - 13.08.2016

Unbehaglich schmiegte ich die großen Ohren an den Hinterkopf. Nach wie vor hatte ich das Gefühl, dass Dekaja nicht so ganz verstand , was aus unserer Sicht gerade hier passiert war. Wir hatten versucht, es ihnen zu erklären, hatten unserer Empörung Luft gemacht, und trotzdem wollte niemand verstehen. Aus ihrer Sicht würde Tamias immer der Böse bleiben, aber ich hatte nicht den Kampfgeist, ihr wieder und wieder zu widersprechen. Desillusioniert wollte ich gerade den Kopf hängen lassen, da erhob Avis abermals das Wort. Und dieses Mal verstummte er nicht so schnell – er redete und redete und schaffte es dabei irgendwie, genau das auszudrücken, was auch mir auf der Seele brannte. Ich schluckte die Tränen herunter, die plötzlich in mir aufsteigen wollten. Es war alles so schlimm, so traurig, und im Gegensatz zu Avis fühlte ich mich innerhalb des Rudels plötzlich überhaupt nicht mehr wohl. Das alles hatte ziemlich an den Grundpfeilern meines Glaubens gerüttelt. Ich fühlte mich so hilflos und fremd, dass ich Mühe hatte, das alles zu verarbeiten und meine Gedanken in Worte zu fassen. So nickte ich bloß und vergrub dann mein Gesicht in seinem Fell.

„Sie hätte uns nicht verbieten dürfen, Melf zu helfen“, bestätigte ich seine Worte lediglich und schniefte dabei leise.

Erst als Skadis Hinterteil in der Ferne wieder auftauchte, fühlte ich erneut so etwas wie aus Trotz geborene Entschlossenheit aufkeimen. Was ihr widerfahren war änderte nichts daran, dass sie Unrecht hatte. Und es änderte erst recht nichts daran, dass wir Melf helfen mussten und Tamias und ihn nicht einfach sich selbst überlassen konnten. Also ignorierte ich sie nach Kräften und lief an ihr vorbei zu Kimya, als das Rudel endlich in Sichtweite kam.

„Kimya“, rief ich aufgeregt. „Komm schnell, alles ist schief gegangen und jetzt ist Tamias allein bei Melf! Wir müssen uns beeilen!“

Auch für den seltsamen, fremden Rüden hatte ich in diesem Moment kaum einen Blick. Viel wichtiger war, dass wir jetzt endlich, endlich etwas unternehmen konnten. Und ganz egal was auch passiert war, wenigstens Kimya würde helfen wollen und war auf unserer Seite. Solange wir drei zusammenhielten, war noch nicht alles verloren.

[kommt mit den Anderen beim Rest des Rudels an]



RE: Passus VII - Die erste Jagd - Tryss - 12.09.2016

Ich hatte eine scharfe Erwiderung erwartet, weitere Drohungen oder irgendetwas anderes, das einen Angriff ankündigen oder die Situation noch weiter verschärfen würde. Irritierender Weise tat der Fremde nichts davon. Gar nichts. Stattdessen schien er sich zurückzunehmen und stellte sich erst einmal vor. Misstrauisch kniff ich ein Auge etwas enger zusammen und beäugte den Rüden, der sich als Erasmus vorstellte. Er wirkte ein bisschen überheblich, wie er da stand, sich vorstellte und offenbar alles besser wusste. Nahm er sich zurück, weil er keinen Streit wollte oder nahm er sich zurück, weil er wollte, dass ich meine Deckung herunternahm und die Vorsicht schleifen ließ. Ich beschloss auf alles gefasst zu bleiben, entspannte aber meinen Körper ein wenig und nahm ein wenig von der Drohhaltung zurück.

„Erasmus, so so. Mein Name ist Tryss. Und du irrst dich. Ich möchte niemanden verrecken sehen, wie du es ausdrückst. Ich habe in letzter Zeit schon viel zu viele Tote gesehen.“


Ursprünglich sollte die Antwort ein wenig gewitzter und lockerer ausfallen, aber ich war immer dazu geneigt gewesen, die Wahrheit zu sagen – und das war leider die Wahrheit, wenn auch eine traurige. Die nächsten Worte des Rüden verwirrten mich dann allerdings etwas. Ein was wollte er sein? Ein Daddy? Nun war ich es, der welpenhaft den Kopf schieflegte und ihn anblickte.

„Ich weiß nicht recht, was du damit meinst. Aber so zu handeln wie du, ohne die Wölfe zu kennen oder gar die Umstände und Beweggründe ihres Handelns, scheint mir nicht sehr geeignet zu sein um besser in irgendetwas zu sein.“

Wums, der Konter saß. Zufrieden ließ sich mich auf die Hinterpfoten sinken, nahm die Drohhaltung noch ein wenig mehr zurück, blieb aber angespannt und in der Position, schnell zu reagieren, wenn es nötig wurde. Aber das wurde es nicht, weil Kimya zu uns trat und förmlich darum bettelte Erasmus bei sich behalten zu dürfen. Wie die Menschen, die die Hunde bei sich behielten. Erasmus als Kimyas Haushündchen, na wenn das nicht ein amüsierender Gedanke war – selbst wenn der Hintergrund eher ernsthaft war. Meine schlagfertige Antwort hatte unterdessen einen extremen Schub an Genugtuung ausgelöst, der in meinem Körper für Beruhigung und Besänftigung sorgte. Ich war schon geneigt meine Zustimmung zu Kimyas Idee zu geben, als noch Rúna zu uns trat. Sie sprach mehr als den ganzen Tag zusammen, so mein Gefühl. Und schaffte es mit ihren ruhig gewählten Worten bedrohlicher zu klingen, als ich es in meinem ganzen Leben je gekonnt hatte. Unauffällig warf ich ihr einen Seitenblick zu, der ein wenig Bewunderung für ihre unaufgeregte Drohung beinhaltete. Die Ansage war klar und eindeutig und nach ihrem Blick und der Übertragung des letzten Wortes an mich, blieb mir nichts weiter zu tun als dem Rüden den Kopf wieder zuzuwenden und dem jungen Wolf und der Fähe zu antworten.

„Ich werde niemanden verjagen, der mein Freund ist, Kimya“, sagte ich und lächelte ihn ehrlich an. Es lag ein wenig das Versprechen darin, Erasmus offener zu begegnen – solange er, wie die Fähe es schon gesagt hatte, sich im Rahmen verhielt und den Welpen nichts tat. „Zu entscheiden, ob er bleiben kann, liegt nicht allein bei mir, das weißt du. Allerdings seid ihr unsere Heiler – und deren Worten stelle ich mich nicht entgegen. Meinetwegen kann er bleiben, bis wir ausgeschlossen haben, dass die Krankheit euch befällt.“

Es wunderte mich, dass Rúna die Entscheidung in Teilen mir überließ. Sie war die ältere, sie hatte mehr Erfahrung, vor allem aber war sie die Heilerin. Und darum gab es keinen Grund den Aufschneider zu spielen, den tamias'schen Sturkopf und die Bitte von Kimya zu verweigern oder sich der Fähe entgegenzustellen. Rúna war ein Phänomen. Sie schaffte es zu akzeptieren, wo andere nicht akzeptieren konnten und vermittelte das Gefühl, dass sie auch jungen Wölfen die Kompetenz Entscheidungen zu treffen nicht absprach. Am Ende traf sie zwar die Entscheidung doch irgendwie selbst. Das Gefühl, das sie hinterließ, war aber ein wesentlich angenehmeres als das, das Tamias oder Skadi in letzter Zeit dauerhaft hinterließen. Sie gab das Gefühl, die Gemeinschaft entscheiden zu lassen – wie in einem zusammengewachsenen Rudel.
[Bei Erasmus, Rùna und Kimya]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Kimya - 19.09.2016

Runa brach endlich ihr Schweigen und wirkte nicht nur mit ihren diplomatischen Worten – sondern viel mehr wegen ihrer Ruhigen Stimme – beruhigend auf mich. An liebsten hätte ich mich an ihre Beine geschmiegt, aber ich hielt den Abstand ein, den ich halten musste. Als sie endete, nickte ich ihr zu und formte mit meinen Lefzen lautlos das Wort Danke.
Erwartungsvoll sah ich dann zu Tryss, der nun am Zug war die Entscheidung zu treffen. Inzwischen hatte er sich auf seine Hinterläufe nieder gelassen und wirkte alleine dadurch um einiges freundliches Erasmus gegenüber. Die Hoffnung, dass er meinen Vorschlag nicht gänzlich ausschlug stieg. Und ein zufriedenes Fiepsen entfloh mir, als ich seine Worte vernahm. Aber bevor Erasmus antworten konnte, hörte ich meinen Namen.

Es war Chu, die aufgeregt auf mich zu lief. Ich stellte meine Rute auf und meine Ohren drehten sich nach vorne. In Ihrer Stimme lag so viel Aufregung, ich hörte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
Ich lief auf sie zu, meine blutende, selbst aufgebissene Vorderpfote im Lauf leicht schonend. Lange warten musste ich nicht, denn sie platzte sofort mit dem Heraus, was sie in diese aufgeregte Lage versetzte.
Aber ich verstand es nicht. Wieso war Tamias bei Melf und wo waren die Beiden?

“Ich verstehe nicht, wieso sind Melf und Tamias dort geblieben und wo genau sind die Beiden?“

Fragte ich und sah an ihr vorbei, Dekaja, Skadi und Avis folgten ihr. Dann blickte ich zurück zu Rúna, Tryss und Erasmus.

“Es ist wirklich alles schief gelaufen, Chu. Der Freund von Melf ist tot und er sah grausam aus. Und wenn wir uns bei Melf angesteckt haben, dann sind wir für Jeden eine Gefahr. Wir müssen uns von allen fern halten. Wir können nirgendswo hin, außer es ist dir egal wen du auf deinem Weg triffst und ansteckst.“

Ich sah sie traurig an. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass ich Erasmus vielleicht angesteckt hatte, aber ich traute mich nicht. Ich konnte mir diese Fehlhandlung nicht verzeihen und genau so schwer fiel es mir darüber zu reden.

“Können wir Tamias und Melf nicht rufen? Rúna würde ihn bestimmt auch in Isolation überwachen. Weiß Tamias wie gefährlich Melf für ihn sein kann?“

Zum Glück hatten Rúna und Tryss mich durch ihre Worte und ihr Einlenken gegenüber Erasmus wieder geerdet. Ich hatte mich gefasst und konnte mit Chu reden, ohne dass ich panisch war und sie noch mehr verängstigte. Natürlich sah man mir meine Sorgen an und hörte diese auch in meiner Stimme. Aber es bestand nun ein Plan und der gab mir Sicherheit.

[Redet mit Chu]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Avis - 27.09.2016

Noch bevor wir die Lichtung, und somit die Anderen endgültig erreicht hatten, waren Chu und auch Dekaja neben mir ziemlich ruhig geworden. Bleischwer lag das geschehene wohl auf all unseren Gemütern, auch auf meinem. Noch bevor ich etwas zu Chu sagen konnte, war sie an mir vorbei geeilt, direkt auf meinem Bruder zu. Ich hob den Kopf, meinte Ohren stellten sich auf und mir wurden zwei Dinge mit einem mal bewusst. Ich hatte einen Geruch in der Nase, der definitiv nicht zu uns gehörte und mein Bruder, der auf Chu zuging entlastete sein Bein. Plötzlich war die Angst wieder da. Mein Herz wummerte, meine Ohren sanken herab und schneller als mein Kopf denken konnte folgte ich Chu, stand plötzlich vor einem Bruder uns mir wurde kalt. Eine Verletzung klaffte auf seiner Pfote. Hatte ich ihn nicht extra zu den Anderen geschickt, wo er in Sicherheit war? Ich blickte ihn an, nahm Chus Worte zunächst gar nicht wahr und unterbrach sie fast barsch.

„Was ist mit deiner Pfote Kimya?“

Meine Frage klang rüge, fast vorwurfsvoll, obwohl eigentlich nur die Angst aus mir sprach. Er war mein Bruder, die einzige feste Konstante in meinem Leben die es gab, das einzig Gute darin. Er dürfte NIE verletzt sein, mein Blick fokussierte sich, blieb an den fremdartigen Geruch hängen. Nein, ein Neuer. Hatte er meinen Bruder verletzt. Ein leises, aber bedrohliches Knurren entwich meiner kehle. Am liebsten hätte ich Kimya, aber auch Chu geschnappt und hier weg geschleppt, weg von all diesen Besserwissern.
Erst nach und nach drangen nun die Worte
Kimyas in meinem Kopf vor. Ich starrte ihn ausdruckslos an. Mir, nein eigentlich uns war doch von Anfang an klar gewesen, was wir taten. Wozu es runter spielen, immerhin hatte Melf uns alles erzählt. Das Risiko sich anzustecken war immer da. Nun war Melfs Freund tot. Alles war umsonst gewesen

„Das wussten wir auch vorher. Melf hat bereits gesagt das mehrere davor gestorben waren, trotzdem haben wir geholfen und wären wir an seiner Stelle, wäre ich an seiner Stelle, hätte ich da nicht auch gehofft Hilfe zu finden?“

Es war mir egal ob ich mich angesteckt hatte, ich brauchte diesen ganzen Panikquatsch nicht, mir war das Risiko immer bewusst gewesen…aber…

„Warum verdammt nochmal warst du bei ihm. Du solltest HIER bleiben, HIER in SICHERHEIT!!!!!“

Am liebsten würde ich jemanden beißen, zu allererst den, der meinen Bruder zu diesem Hund geschleppt hat. Kimya sollte hier auf mich warten, hier wo ich wusste, ihm konnte nichts passieren, aber ihm war etwas passiert. Wieder einfach hatte ich versagt. Ich senkte meinen Kopf.

„Ich glaube nicht, dass Tamias zurück kommt….ich glaube es nicht….“

Jetzt standen wir hier. Unsere erste Jagd. Hervorragend. Es hab einen Wolf weniger, dafür einen Fremden mehr. Einen toten Hund, einen noch lebenden Hund, ach und nicht zu vergessen eine Fähe, an die ich lieber nicht denken wollte. Keine schlechte Bilanz! Vielleicht sollten wir lieber Gras fressen!

[steht bei Chu und Kimya, ist langsam durch mit seinen Gedanken und Gefühlen]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Erasmus - 01.10.2016

Tryss also. So hieß der Rüde. Ich legte den Kopf schief, sah ihn an, der Name passte irgendwie zu ihm, fand ich. Der Rüde schien sich etwas zu entspannen, wirkte misstrauisch auf mein Entgegenkommen. Irgendetwas sagte mir, dass er immer misstrauisch sein würde, egal, wie sehr ich mich anstrengen würde.

"Manchmal da muss man direkt sein und das Beste daraus machen. Wir beide wissen doch, dass die aufregendsten Begegnungen die Besten sind, oder? Keine gute Geschichte beginnt mit einem einfachen Hallo. Es ist das Hallo, das die Geschichte ausmacht!"

Poetisch. Ja. Es war poetisch. Nicht zu poetisch, aber poetisch. Schön. Ich war mit mir selber zufrieden. Und ich wusste, wovon ich redete, immerhin zog ich nun schon eine Weile umher, ohne Rudel, ohne Weggefährten. Es war nicht schlecht, aber manchmal einsam. Ich selber hatte kein Problem mit dem Alleine sein, aber ich brauchte dafür andere Wölfe. Es war okay, isoliert von ihnen zu sein, nicht akzeptiert zu werden, aber Einsamkeit war schlimmer, als ein Rudel, das nicht mit einem sprach.

Die Fähe neben dem Rüde meldete sich auch zu Wort. Sie sprach lange und viel. Um es auf ein paar Sätze zu reduzieren, sagte sie, dass sie mir vertraute, weil ich den Welpen nicht getötet oder entführt hatte, obwohl ich die Zeit dazu hatte. Sie würde mich pflegen, wenn ich mich als würdig und loyal erweisen würde, falls ich krank werden sollte. Falls ich nicht würdig und loyal war würde sie mich töten oder verjagen. Klang eigentlich nach einem guten Deal, fand ich. Zwar etwas brutal in der Ausdrucksweise, aber vielleicht waren die Wölfe hier so. Leben und Tod. Wie dramatisch, aber irgendwie glaube ich ihr, dass sie mich versuchen würde umzubringen. Und wenn sie es nicht schaffte, gab es noch Tryss. Und der würde mich töten, da war ich mir irgendwie sehr sicher. Ich mochte die Fähe.

"Nichts zu danken, dass ich Kimya nicht erlegt habe. Hatte nicht vor heute noch was zu snacken. Muss auf meine Linie achten.."

Ich neigte den Kopf etwas. Es war lustig oder? Ich musste grinsen. Ich fand es lustig! Ja, es war lustig. Gleich würden alle lachen, weil es so lustig war.

Okay. Gut. Der Rüde sagte sogar, dass ich bleiben könnte, wenn ich nicht krank werden würde. Was das gut? Vielleicht wollte er nur sicher gehen, dass ich mitverrecke, wenn ein anderer krank wurde. Das waren natürlich auch bombastische Aussichten.
Neben der Tatsache, dass ich mir noch nicht so sicher war, ob ich die Idee so genial fand mich diesem Drama hier anzuschließen, war ich etwas verwirrt durch das, was darauf passierte.

Ein Wolf stürmte auf uns zu, plapperte. Ein anderer kam auch und tat das Gleiche. Ab da verlor ich die Übersicht, worum es ging. Eigentlich war ab da alles hinfällig, was zuvor besprochen wurde. Der eine Wolf sprach mit dem anderen neuen Wolf und mit Kimya. Und sie ignorierten mich. Ich sagte aber nichts. Noch nichts. Jedenfalls plapperten sie aufeinander ein, wirkten etwas gehetzt, gestresst, waren total aufgeregt und schrien sich irgendwann nur noch an. Geil.
Ich blickte von dem einen zum anderen und wusste nicht, ob ich die Situation absurd oder interessant finden sollte. Ich fühlte mich überfordert und war irgendwie neugierig, aber es war so laut. Gott, waren die laut.

[Kimya, Tryss, Rúna, Avis & Chu (und ggf. sonst noch wem...)]
#nichtgeilerpost #postistpost



RE: Passus VII - Die erste Jagd - Skadi - 18.10.2016

Viel Zeit zum Selbstbemitleiden hatte ich nicht. Avis, Chu und Dekaja holten mich schnell auf. Ich hörte ihre Schritte im Unterholz. Sie schlossen nicht zu mir auf.
Bald - und das irritierte mich - konnte ich die anderen wittern. Tryss, Rúna, Kimya und einen beißenden Geruch. Dieser Geruch hing schon an Melf - wie konnten die Welpen nicht gewarnt gewesen sein? Mir sträubte sich alles, nur bei dem schwachen Duft der in der Luft hing.
Aus der Entfernung war er jedoch so präsent, dass er die Fährte des Fremden überdeckte. Und ich hatte durch die Situation an der Brücke den Ruf dessen völlig vergessen. Es geschah zu viel auf einmal.
Ich witterte nun die anderen und überlegte, warum sie auf direktem Weg zum Lagerplatz waren. Sie wollten den Hund aufsuchen. Und dann passierte alles gleichzeitig. Die Silhouetten der Anderen tauchte auf - eine ausgewachsene zu viel! Der Geruch des Fremden und auch der Geruch der Erkrankung verstärkten sich und Chu hastete an mir vorbei. Sie rief nach Kimya, dessen kleiner Körper sich aus der Gruppe löste und Chu entgegen kam.
Avis überholte mich ebenfalls und ich ließ Dekaja zu mir aufschließen. Ich nickte ihr dankend und anerkennend zu. Mir wären die Beiden nicht gefolgt und ich war kurz davor gewesen sie gewaltsam zurück zu drängen, was alles nur verschlimmert hätte und wirklich nicht mein Recht gewesen wäre. Aber der Schmerz den Tamias mir verpasst hatte - nicht die sichtbaren Wunden - hatte meine Geduld zu einer hauchdünnen Eisschicht schmelzen lassen.

Unbeirrt ging ich an den drei Jungwölfen vorbei und schloss zu Rúna und Tryss auf. Den Fremden beäugte ich, nickte ihm kurz zu. Die Luft Situation wirkte angespannt, jedoch hatte kein Kampf stattgefunden und es sah auch nicht so aus, als würde dieser explosionsartig beginnen. Und ich hatte meinen Kampf für heute schon geführt, gnadenlos verloren und war nicht gewillt einen weiteren zu führen.

"Tamias wird nicht mehr zurück kommen. Der Hund ist auf den Weg zu den Menschenkindern. Die Welpen... Dekaja hat es zum Glück geschafft sie zurück zu führen. Sie wollten Tamias und dem Hund folgen"

Berichtete ich kurz und knapp. Ich hatte mich so positioniert, dass ich Rúna und Tryss ansehen konnte. Mein Kopf war gerade erhoben, meine Rute hing locker herab. Ich zeigte keinen Schmerz und keine Emotion. Meine Stimme war neutral gewesen, nahezu sachlich. Es war nicht leicht meine Wut und meine Enttäuschung zu verbergen - und all die Empfindungen, die ich in diesem Moment noch gar nicht zuließ - und ich war mir sicher, dass nur Erasmus mir die starke Maske abkaufte. Tryss kannte mich lange genug und Rúna ist so ein empathischer Wolf, vor ihr kann so etwas nicht geheim halten.
Nach einer kurzen Pause sah ich zu dem Fremden. Dann wieder zu Tryss. Die Fragen musste ich nicht stellen. Hoffte ich zumindest. Auch ich wollte einen möglichst schnellen Lagebericht und dann in das Lager zurück. Ich wollte mich hinlegen. Zurück ziehen. Für mich verdauen.

[Kommt bei Tryss, Rúna und Erasmus an - berichtet]


Ich habe Dekaja einmal kurz 'mitgezogen', deswegen auch Fett geschrieben.


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Tryss - 26.10.2016

Das Chaos nahm seinen Lauf, als Chu plötzlich wieder auftauchte. Kein Wort des Grußes, keine Erklärung folgte, nur an Kimya richteten sich ihre Worte und die waren nicht nur für Erasmus verwirrend. Ich blickte die Fähe an, fragte mich ob ich sie daran hindern sollte Kimya zu nahe zu kommen. Ich warf Rúna einen kurzen Blick zu und entschied, mich herauszuhalten. Sie war die Fähe mit der Ahnung von Heilung – sie würde einschreiten, wenn es zu gefährlich würde. Auch als Avis eintraf stand meine Entscheidung noch, und das obwohl der Rüde es wieder nicht schaffte sich im Zaun zu halten, anfing herum zu schreien und Kimya anfuhr. Nun, gute Vorsätze waren dazu da über den Haufen geworfen zu werden.

„Kimya hatte seine Gründe, Avis. Hör auf ihn anzubrüllen, damit änderst du nichts und besser geht es ihm dadurch auch nicht.“

Ich sprach ruhig und leise, nur ein leicht brummiger Unterton war in meiner Stimme zu hören. Ich blickte zu Kimya und hoffte, dass Avis ihn nicht wieder in den Schockzustand von vor einigen Minuten zurückgeworfen hatte. Mochte ja sein, dass sich der Rüde Sorgen um seinen Bruder machte und deshalb so reagierte. Aber man konnte es auch übertreiben. Avis brauchte dringend einen Kurs in Gefühle beherrschen. Und Dickschädel beherrschen. Als Skadi zu uns trat, wandte ich den Blick von den Welpen ab und lauschte ihrer Erklärung – die im Prinzip nur noch mehr Fragen aufwarf. Warum würde Tamias nicht zurückkommen? Was machte sie so sicher? Wieso hatten die Welpen Tamias und dem Hund folgen wollen? Und wieso wollten sie überhaupt zu den Menschen? Um sie auch in Gefahr zu bringen? Es fiel mehr schwer, die Fragen nicht laut auszusprechen. Doch Skadis Miene wirkte aufgesetzt stolz, starr und unnahbar. Ich nahm an, dass sie vor dem Fremden ihr Gesicht wahren wollte. Also nickte ich und schluckte meine Fragen hinunter. Dennoch konnte ich nicht umhin, einen langen Blick auf ihr blutendes Bein zu werfen und ihr dann fragend in die Augen zu sehen. Ich war immer noch anfressen, wegen der Diskussion um die Jagd der Welpen. Ich fühlte mich im Recht mit den Bedenken, die ich angebracht hatte – und die von allen ignoriert worden waren. Doch auch wenn ich Skadi die Diskussion in der Nacht noch nicht verziehen hatte, machte ich mir dennoch Sorgen. Was war passiert? Wieso wirkte sie so... verletzlich? War es das? Ich war mir nicht sicher. Zeit weiter darüber nachzudenken blieb mir ebenso nicht, denn Skadi erwiderte meinen Blick und schien wohl ihrerseits auf Erklärungen zu warten.

„Das ist Erasmus. Er ist uns über den Weg gelaufen, als Kimya den toten Gefährten von Melf in... in Augenschein genommen hat. Kimya hat ihn berührt, also ist er womöglich auch krank. Wir sind überein gekommen, ihn mit Kimya und den anderen zu isolieren, sodass Rúna sie behandeln kann.“

Ich ließ geflissentlich aus, dass er uns an der Nase herumgeführt hatte und Kimya selbstständig nachgelaufen war, um Rúna und mir aus dem Weg zu gehen. Das würde Skadi schon früh genug erfahren – und so eine kleine Dosis weniger Wahrheit war doch ab und an sehr zuträglich, wenn es darum ging Ruhe in eine Situation zu bekommen. Als ich geendet hatte mich meinem Bericht sah ich mich erneut um und entdeckte schließlich Deka, die als letzte den Platz erreichte. Ihre Miene wirkte niedergeschlagen und mutlos.

„Entschuldigt mich...“, murmelte ich Skadi und Rúna zu und verschwand dann ohne eine Antwort abzuwarten. Ich drängelte mich an den Welpen vorbei, darauf bedacht sie nicht zu berühren und fing Deka ab, bevor sie die anderen vollends erreichen konnte. Etwa einen Meter abseits empfing ich sie, indem ich die Rute vorsichtig pendeln ließ und ihr sanft mit der Nase gegen den Fang stupste.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“
, fragte ich leise, sodass nur die Fähe es hören konnte und musterte sie, nicht in der Lage meine Sorge zu verbergen. Für diesen einen Moment wünschte ich, die anderen wären weit weg und wir alleine, damit wir ungestört reden konnten – abseits von Streit, Diskussionen und Schreiereien.

[Bei den anderen | zunächst bei Skadi, Erasmus und Rúna, dann bei Deka]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Chu - 13.11.2016

In meiner Aufregung bemerkte ich gar nicht, dass auch Kimya leicht angeschlagen wirkte und seine Pfote schonte. Für mich geriet gerade eine ganze Welt aus den Fugen, da war für solche Feinheiten kein Platz mehr.

„Weil niemand sonst ihnen helfen wollte, da sind sie alleine aufgebrochen“, erklärte ich aufgeregt.

Was Kimya allerdings dann sagte, wollte so gar nicht in meinen Kopf. Fassungslos blickte ich ihn an, unsicher, ob ich ihn vielleicht einfach nur falsch verstanden hatte oder ob er wirklich gerade eine 180°-Wende machte. Was er sagte, klang so gar nicht nach dem Kimya, den ich kannte und mochte. Es klang eher so, als würde er das herzlose Mantra eines der Erwachsenen nachplappern.

„Wir … wir können sie doch nicht einfach im Stich lassen“, erwiderte ich mit erstickter Stimme.

Das … das konnten sie doch nicht ernst meinen! Als dann unerwartet auch noch Avis und – weniger unerwartet – Skadi an Tamias Rückkehr zweifelten, platzte mir endgültig der Kragen. Wie kalt und emotionslos sie über ihn und die dummen Welpen sprach, als stünden wir nicht direkt neben ihr und könnten jedes Wort hören. Natürlich wollten wir ihm folgen, wie jeder Wolf mit Herz das getan hätte! Und überhaupt, wie konnten sie sich nur alle so sicher sein, dass er nicht mehr kam?

„Doch, er wird zurückkommen“, behauptete ich voller Inbrunst. Dennoch zitterte meine Stimme unter dem Ansturm an Emotionen, dem ich im Grunde überhaupt nicht gewachsen war. „Und wenn nicht, dann ist ihm bestimmt was passiert und wir müssen ihm helfen!“

Er würde mich nicht einfach so im Stich lassen. Nicht Tamias. Jeder andere, vielleicht, aber nicht er. Im Grunde war er doch das einzige, was mich hier noch hielt. Er und Avis. Allen Anderen fühlte ich mich so fern wie noch nie zuvor in meinem Leben. Hilflos begann ich zu schluchzen, als sich nun auch noch Tryss abwandte und zu Dekaja trabte, als würde ihn das alles gar nichts angehen. Sie interessierten sich nur füreinander, für niemanden sonst. Tamias hatte sie schon so lange begleitet und trotzdem warfen sie ihn jetzt einfach weg wie ein kaputtes Spielzeug, gaben ihn einfach auf ohne mit der Wimper zu zucken. Ich verstand es nicht, wollte es auch gar nicht verstehen. Bei den Menschenkindern war das anders gewesen. Sie hatten zusammengehalten, hatten sich umeinander gekümmert. Ich war kein Mensch und trotzdem hatten sie mich aufgenommen, hatten mich geliebt und mich versorgt. Es war nicht immer leicht gewesen. Wir hatten nicht einmal die gleiche Sprache gesprochen. Und jetzt stand ich inmitten dieser Wölfe, einer Familie, einem „Rudel“, und musste mit ansehen, wie es vor meinen Augen zerfiel, weil einer dem Anderen scheinbar vollkommen egal war.
Noch nie hatte ich mich so unverstanden gefühlt, so hilf- und wertlos.

„Ich will wieder nach Hause“, schluchzte ich leise und die Tränen rollten mir über die Wangen.


[beim Rest, versteht die Welt nicht mehr]