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Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

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RE: Passus VII - Die erste Jagd - Erasmus - 07.12.2015

Eigentlich liebte ich die Tage. Die warmen und langen Tage im Sommer. Wenn alles hell erleuchtet war und man die Welt in warmen Farben betrachten konnte. Aber auf der anderen Seite hasste ich sie. Ich hasste es, dass es zu heiß war, wenn die Sonne am höchsten stand und mich ärgerte es, dass ich an diesen Tagen so kraftlos war und kaum einen Schritt gehen konnte. An diesen Tagen war es ratsam sich irgendwo zu verstecken. In einer Höhle oder sich in der kühlen Erde einzugraben. Irgendwo Schutz vor dem Licht und der Wärme suchen und hoffen, dass der Tag schnell sein Ende fand und die erlösende Nacht hereinbrach.
Aber an Tagen wie diesen, erlöste die Nacht nicht. Es war immer noch warm - zu warm. Auch wenn ein leichter Wind ab und an meinen Pelz streifte, der viel zu dick war für diese Jahreszeit, fand ich keinen Wimpernschlag, in dem mir nicht zu warm war.
Meine Zunge hing mir aus dem Hals und ich spürte, wie ab und an einige Speicheltropfen an ihr zu Boden tropften. Ekelhaft. Zu dem hechelte ich laut und es fühlte sich an, als würde ich austrocknen, obwohl ich vor nicht allzu langer Zeit meinen Durst an einem See gestillt hatte.

Dadurch, dass ich hechelte, sog ich mehr Luft in meinen Fang und konnte meine Umgebung fast schmecken. Warme, trockene Erde und vergilbte Blätter, die noch vom letzten Herbst den Waldboden säumten, legten sich auf meine Zunge. Meine Ohren zuckten, als ich einen Vogel durch das Geäst brechen hörte. Ich schmeckte Farn. Grün und klebrig, widerspenstig und sauer. Ich hatte nie Farn gegessen, aber ich wusste seltsamer Weise, wie er schmeckte.
Mühsam schleppte ich mich voran, durch den Wald, in dem die Hitze zu stehen schien. Ich überlegte, ob ich mich einfach hinlegen sollte, aber ich hatte den ganzen Tag gelegen und eigentlich musste ich mich austoben. Warum war ich nicht schwimmen gegangen? Die Nässe hätte mir bestimmt gut getan. Irgendwo in meinem Kopf fand sich die Antwort. Weil du es nicht kannst! Ich seufzte kaum hörbar, wobei es eigentlich nur ein erbostes Ausstoßen der Luft sein sollte. Ich war wütend und traurig. Wütend, weil ich kaum voran kam und traurig, dass ich mich nicht einfach bewegte, rannte oder sprintete, um voran zu kommen. Ich konnte nicht..

Nach dem ausstoßen der Luft, sog sich unweigerlich Luft in meine Lungen und neben dem Wald schmeckte ich noch etwas. Es war ein beißender, intensiver Geschmack. Es fühlte sich klebrig auf meiner Zunge an und ließ nach und nach alle anderen Geschmäcker verblassen, drängte sich in den Vordergrund und erwartete, dass ich es erriet. Durch die Hitze fühlte sich mein Gehirn wie Honig an. Dickflüssig und man konnte keinen klaren Gedanken fassen. Aber irgendetwas in mir erregte sich, bei diesem Geschmack. Meine Ohren zuckten etwas heftiger und ich spürte, wie mein Körper zu zittern begann und mein Atem ruhiger und immer stiller wurde.
Mit einem Mal hörte ich alle Geräusche, auf die ich zuvor nicht geachtet hatte. Mein Kopf richtete sich zu Boden und ich zog bestimmend, aber sehr ruhig die Luft ein. Der Geruch von etwas Fremden, irgendwie vertrauten, aber mit Angst geschürten, kam in mir auf.
Und schließlich erkannte mein Honig-Gehirn, weshalb ich mich automatisch ruhiger verhielt und viel mehr meinen Instinkten folgte, als ich es sonst tat. Menschen. Aber irgendetwas stimmte nicht. Wären es Menschen gewesen, hätte ich sie gehört und wäre vermutlich schon längst vor ihren Hunden geflohen. Warum rannte ich nicht weg? Warum blieb ich ruhig und wie angewurzelt stehen?

Blut. Diese Erkenntnis erschlug mich fast und ich spürte, wie ich für einen Moment wangte. Die Hitze schwächte mich einfach zu sehr. Ich spürte, wie mir die Fragen durch den Kopf schossen. Die Neugier in mir wollte befriedigt werden, obwohl sich mein Kopf dagegen wehrte, eine Pfote in die Richtung des Geruches zu setzen.
Da ein echter Abenteurer aber nur dann ein echter Abenteurer ist, wenn er Mut beweist, setzte ich eine Pfote vor die Andere und näherte mich mit jedem Schritt dem Waldboden immer mehr. In meiner Kehle breitete sich ein Knurren aus, das nur darauf wartete vor meinen Feinden hinaus gelassen zu werden.
Meine Ohren waren aufmerksam nach vorne gestellt und ich hörte eine Art Wimmern. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Es klang so wölfisch, irgendwie.
Vorsichtig glitt mein Kopf an einem Strauch vorbei und vor mir erstreckte sich eine Lichtung. Ich spähte kurz in den Himmel und blickte hinauf zu den kleinen funkelnden Punkten. Ich mochte die Nächte doch, irgendwie.

An der Lichtung war ein Gewässer und an dessen Ufer lag ein.. ein Hund? Wieso ließen die Menschen ihren Hund alleine? Ich legte die Ohren an, bereit jeder Zeit auf den Hund zu stürzen, der gekrümmt am Boden lag. Ein Häufchen. Der dominante Geruch von Männlichkeit drang in meine Nase. Ein Rüde also. Das Knurren auf meiner Zunge wurde unruhig und wollte endlich hinaus, aber ich ließ es nicht.
Je näher ich dem Hund kam, desto mehr schlich sich ein weiterer Geruch, ehr Gestank in mein Bewusstsein. Was war das?

Schließlich trat ich näher zu dem Hund heran und ich erkannte, dass er nicht mehr angriffsfähig war, wenn er überhaupt noch lebensfähig war. Er roch nach Hund und Mensch. Stank ehr danach, aber das Blut an seinen Lefzen und seinem Rumpf war frisch. Ich roch es und ich merkte, als ich meine Nase vorsichtig dem Geschöpf näherte, dass es noch warm war, dass er noch gelebt hatte vor wenigen Herzschlägen. Seine Augen schienen verklebt und waren leicht geöffnet, zeigten aber keinerlei Reaktion.
Ich schluckte unwillkürlich. Was war hier passiert?
Ehe ich aber weiter denken konnte, schlich sich dieser Gestank erneut in mein Bewusstsein. Neugierig nahm ich den Geruch auf und tappte etwas mehr vom Ufer weg und wieder näher zum Wald hin. Ich konnte in der Dunkelheit kaum etwas sehen, aber ich nahm irgendwelche Bewegungen wahr.
Es roch so abartig nach Hund und nach Mensch und nach Blut. Als der Wald eine Pause mit seinen Geräuschen einlegte und es einen Moment absolut still war, glaube ich es zu hören. Wie sich etwas dort bewegte. Sie es durch das Blut glitt, um sich zu sättigen. Ich erkannte die kleinen Punkte auf den Geschöpfen immer besser. Maden.

Ich würgte und einen Moment lang schüttelte sich mein Körper, so als wolle er das Grauen abschütteln oder abstreifen. Die Nacht schien nicht mehr warm und endlos, sondern kalt und qualvoll. Ich wollte nicht, dass es hell wurde und ich all das mit meinen Augen sehen konnte. Ich wollte nicht.
In voller Angst vor dieser Erkenntnis, bahnte sich das Knurren einen Weg durch meine Zähne und gleich darauf jagte mein Kopf in die Höhe, so, als wolle er das Knurren auffangen. Jedoch verharrte er, beim Anblick der Sterne und meine Kehle ließ ein schmerzvolles und gequältes Heulen von mir.
Ich wusste, dass ich mich nicht mehr im Griff hatte und wenn die Menschen kommen würden, wäre ich wieder einer von ihnen. Mein Halsband klimperte, als ich den Kopf neigen wollte und in der Trauer angesichts meiner Vergangenheit, löste sich wieder ein Heulen aus meiner Kehle, aber dieses Mal war es nicht wegen den Toten, die hier lagen, sondern wegen allen, die ich geliebt hatte und die bis zu ihrem Lebensende gekämpft hatten und letztlich doch in ihrem Blut erstickt waren. Es hatte genau so gerochen, in unserem Lager, nur war dort noch alles frisch gewesen und nicht abgestanden und von Maden durchbohrt.

{ Totenlager ;; alleine ;; heult vor Fassungslosigkeit und Trauer }



RE: Passus VII - Die erste Jagd - Chu - 09.12.2015

Sofort schmiegten sich meine Ohren abwehrend an den Kopf, als die Fremde geradewegs auf uns zukam und damit begann, uns auszufragen. Ich wollte nicht so recht einsehen, wieso wir uns jetzt auch schon vor fremden Erwachsenen rechtfertigen mussten. Und für einen freundlichen Plausch hatten wir nun absolut keine Zeit. Hilfesuchend blickte ich zu Avis, der sich prompt schützend vor mich stellte und angesichts dieser Entwicklung ebenfalls nicht gerade begeistert klang. Und dann … dann wurde alles noch schlimmer. Hätte ich mich normalerweise auch über Tamias‘ Auftauchen gefreut, so verkomplizierte es die Sache jetzt hingegen nur unnötig. Zu allem Überfluss wirkte er auch noch stinksauer und plötzlich bekam ich doch noch Angst. Vorsichtshalber stellte ich mich vor Melf, um ihn wenigstens ein bisschen abzuschirmen. Denn dass der kleine Hund langsam Panik bekam, war nicht zu übersehen. Und wenn ich ehrlich war, hatte auch ich ein ganz ungutes Gefühl dabei. Sie würden ihm doch nichts tun, oder?

„Wir haben jetzt keine Zeit für dich. Je länger wir hier herumstehen, desto größer wird ihr Vorsprung“, versuchte ich die Fremde abzuwimmeln, die sich als April vorgestellt hatte, ehe ich mich bittend und eindringlich an Tamias wandte. „Wir müssen ihn zu den Menschen bringen, das ist wirklich wichtig. Es geht um Leben und Tod! Hilfst du uns?“

Während ich ihn so anflehte, setzte ich meinen traurigsten Welpenblick auf. Er durfte uns nicht wieder zurückschicken, auf keinen Fall! Was würde dann aus Melf und seinem armen Freund werden? Er musste einfach zu den Zweibeinern, es gab keine andere Lösung. Sie würden sich um die Hunde kümmern und sie an meiner statt mitnehmen, das wusste ich einfach. Und je länger wir hier diskutierten, desto schwieriger wurde es. Die Kinder waren leicht einzuholen, aber das alles kostete wertvolle Zeit. Zeit, die der kranke Hund vielleicht nicht hatte. Das Heulen in der Ferne beachtete ich nicht weiter. Unter anderen Umständen hätte ich beim Klang der fremden Stimme vielleicht interessiert die Ohren gespitzt, aber jetzt gerade hatten wir ganz andere Probleme.


[ehemaliger Lagerplatz der Kinder | Avis, Melf, Tamias, April]



RE: Passus VII - Die erste Jagd - April - 03.01.2016

Ganz automatisch verhielt ich mich den Welpen gegenüber so, wie ich es auch bei den Jungtieren aus meinem Rudel getan hatte. Es ist einfach nicht richtig das Jungtiere alleine unterwegs waren. Während sich der eine Welpe vor den anderen stellte und mich mit leicht trotzigem Blick ansah, wich der Hund vor mir zurück. Begeistert sahen die Jungtiere und der Hund  nun wirklich nicht aus und die Antwort die ich bekam  war eindeutig patzig. Den Hund konnte man nicht wirklich als gute Begleitung zählen, so wie jener sich zurückzog. Doch mein Blick wandte sich leicht von den Jungtieren ab als ein Geruch mir in die Nase stieg. Nur einen Herzschlag später sprang der mir durch den Geruch angekündigter Wolf aus dem Gebüsch. Ich bewegte mich kein Stück sondern legte einfach meinen Blick auf den Erwachsenen. Dessen Nackenfell sträubte sich und auch das leise Knurren entging mir nicht. Meine Ohren richtete ich aufmerksam auf ihn, wachsam beobachtete ich ihn. Meine Rute hob ich etwas, jedoch war mein Nackenfell glatt. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und dem Misstrauen anderer muss man nicht mit Aggression antworten. “Ja, ich sehe das ihr nicht allein seit.“ antwortete ich dem braunen Jungwolf. Dann jedoch schwieg ich, meine Frage hatte sich gerade beantwortet und die Sorge in mir ebbte ab. Als die graue Jungwölfin mich abwimmeln wollte sah ich sie nur an. Ich wusste nicht wovon sie sprach, weshalb ich auch nicht sinnvoll darauf reagieren konnte. Als dann jedoch im nächsten Satz , der nicht für sie bestimmt war, das Wort Menschen fiel sträubte sich fast von alleine ihr Nackenfell. Sie wollte freiwillig zu den Menschen? Das hielt sie für keine gute Idee und ihr Blick legte sich auf den Rüden. Würde er dieser waghalsigen Idee etwa zustimmen? Es war an mir abzuwarten und dennoch wusste ich da sich sollte der Rüde zustimmen nicht schweigend gehen würde, denn die Jungtiere würden sich mit diesem Vorhaben eindeutig in Gefahr bringen. Menschen waren unberechenbar und wieso ein Hund sich in den Reihen dieser Wölfe aufhielt verstand ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich wurde das Gefühl nicht los da sich in einem gänzlich unpassenden Moment auf  die mir fremden Wölfe gestoßen bin.              

[ ehemaliger Kinderlagerplatz | Tamias, Melf, Avis, Chu]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Dekaja - 04.01.2016

Trotz der zitternden Läufe von Kimya sagte mir meine Intuition, dass ihm die warmen Worte meinerseits irgendwie halfen, trotz seiner Sorge. Ich verzog meinen Fang zu einem aufmunternden Lächeln, versuchte ihm weiterhin Unterstützung zu geben, so gut ich es vermochte. Irgendwie fand ich, dass in dieser Situation Vorwürfe (selbst wenn ich welche hätte) fehl am Platz waren.

„Sicher. Mach dir keine Sorgen um sie. Avis ist sehr taff und Chu werden Menschen nicht unbekannt sein. Aber wir holen die anderen besser zur Hilfe. Tamias ist ja außerdem auch schon unterwegs zu ihnen.“

Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, auch wenn ich selbst etwas besorgt war, auch um den Hund. Typisch. Ich machte mir sogar um Fremde Sorgen und das, wo ich auch mit Hunden schon negative Erfahrungen hatte machen müssen. Aber ich fand es auch falsch, alle Hunde in einen Graben zu werfen. Auch Wölfe waren so vielfältig und verschieden. Wieso sollten es Hunde und Menschen nicht auch sein? Ich stupste Kimya aufmunternd, trat aber nicht zurück, als der junge Wolf sich hinter meinen Läufen versteckte. Dann sah auch ich auf zu Rúna und Tryss. Letzteren wiederzusehen erwärmte mich sehr trotz der nur kurzen Trennung, aber ich spürte auch seine Aufregung wegen Kimyas Frage, die Aufregung aller.

„Sie haben einen Hund gefunden, der verletzt ist. Avis und Chu sind noch bei ihm, Kimya hat sich auf den Weg zu uns gemacht, weil du ihm vielleicht helfen kannst, Rúna. Tamias hat sich bereits auf den Weg gemacht, da die anderen zwei ihn zu den Menschen bringen wollten…wir sollten sie schleunigst aufsuchen um zu sehen, was passiert ist und ob alles in Ordnung ist und bevor vielleicht doch noch irgendetwas passiert. Wir machen uns große Sorgen.“,

sagte ich mit unterdrückter Angst in meiner Stimme. Jetzt, wo ich das Problem aussprach, wurde auch mir meine eigene Sorge bewusster, die ich unterdrückt hatte, um Kimya aufzubauen und nicht zu beunruhigen. Am liebsten wäre ich sofort mit Tryss losgerannt. Nun tippelte auch ich von einer Pfote auf die andere, ungeduldig die Antworten abwartend. Nur groß diskutieren wollte ich nicht, solange nicht klar war, was nun war.

[bei Tryss, Skadi, Rúna, Kimya; unruhig]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Kimya - 06.01.2016

Meine Läufe zitterten vor Anspannung. Ich sah nur zu Runa. Tryss Fragenschwall hörte ich nur wie ein rauschen, denn ich beobachtete Runas Lefzen, wartete auf ihre Worte.
'Was hast du angestellt?'
oder
'Wie konntest du die anderen alleine lassen?'
Waren Sätze, auf die ich mich eingestellt hatte und vor denen ich Angst hatte. Aber so kam es nicht. Runa richtete den Blick auf Dekaja und fragte sie, was passiert war. In einem ruhigen Ton, keine Wut und keine Schimpferei. Vor allem nicht mir gegenüber. Runas Körperhaltung war angespannt und die Anspannung baute sich immer weiter auf. Vor allem als sich unsere Blicke trafen, passierte etwas Eigenartiges. Sie sah mich an, ohne dass ich sagen konnte wie ich diesen Blick zu deuten sollte. Er war nicht auffällig erbost oder besorgt, liebevoll oder rührend. Er war fragend und dann wurde er anders. Mich lähmte dieser Blick und ich hielt den Atem an. Mein Herz schien still zu stehen, selbst die ganze Welt schien stehen geblieben zu sein.
Die wenigen Augenblicke, die zwischen Runas Frage und Dekajas Antwort verstrichen, kamen mir vor wie eine langgezogene, erdrückende Stille. Eine ewig anzudauernde, zerfressende und verstörende Stille, in der Runa und ich uns ansahen und ich nicht wusste, wie mir als nächstes Geschah.

Dekajas Worte zerrissen endlich diese Stille, doch blieb mein Blick bei Runa. Erst als Dekaja etwas verdrehte und falsch erklärte, kam ich hinter ihr vor und sah zu ihr auf. Ich schüttelte unmerklich den Kopf.
'Nein, nein nein, ganz falsch. So ist es nicht gewesen!'
Nur mein vor Anspannung fest zusammen gepresster Kiefer stoppte das ich das was ich dachte nicht sagte.

"Es ist anders."

Sagte ich dann zu Dekaja, leise, entschuldigend, unterwerfend. Voller Angst. Und dann sah ich zu Runa. Ich sah zu Tryss und zu Skadi. Bei Skadi blieb ich stehen, denn dort erwartete ich dass ich, wenn ich nicht schnell etwas sagte nicht mehr zu Wort kommen würde.

"Avis und Chu sind mit einem ganz kleinen Hund auf dem Weg zum Menschenlager."

fing ich an zu erzählen, mit leiser und zaghafter Stimme. Doch dann redete ich ganz schnell weiter, lauter und erklärend, damit mich keiner unterbrechen konnte.

" Aber der Hund ist nicht verletzt! Und auch nicht böse, er ist kleiner als ich. Ich würde ihn alleine dominieren können! Er heißt Melf."

Ich machte eine kurze Pause und sah dann zu Runa.

"Melfs Freund ist krank. Eine Freundin von ihm ist an dieser Erkrankung gestorben und zuvor der Mensch mit dem sie zusammen lebten. Wir dachten..."

Nun schluckte ich den Satz runter. Mein Herz fing wie wild an zu schlagen und dröhnte in meinen Ohren. Ich schloss meine Augen. Als sich das Rauschen der Herzschlages in meinen Ohren wieder zurückzog, öffnete ich die Augen und hob die Pfote an um einen Schritt auf Runa zu zu gehen. Ich überlegte es mir jedoch anders und setzte die, für meinen kleinen Körper noch viel zu große Pfote, auf der Stelle wieder ab und hielt den Abstand zu Runa.

"Ich dachte das du ihm vielleicht helfen kannst, Runa. Ich habe Avis und Chu mit Melf zu den Menschenwelpen geschickt um Hilfe von ihnen zu erbitten. Und ich wollte dich holen. Doppelte Absicherung, dachte ich."

Ich wollte noch erzählen, dass wir Melf nicht berührt haben und ihn auf Abstand lassen. Das wir Vorsichtsmaßnahmen im besten Wissen und Gewissen getroffen haben, als ein lautes Jaulen ganz in der Nähe mich völlig aus dem Konzept brachte. Vor Schreck winselte ich und drehte mich um. Das Jaulen war kurz und voller Qual und Schmerz.
Als kurz darauf ein Klagelied der Selben Stimme erklang, weiteten sich meine Augen.

"Von der Richtung her. Da muss Melfs Freund sein."

Plötzlich vergrub mein Tatendrang des Helfens die Angst und Mut flammte in mir auf.

"Bitte Runa. Ich weiß dass ich alles falsch gemacht habe. Ich verdiene alle Strafe. Aber bitte lass uns ihm erst helfen. Bitte."

Es war viel mehr als eine Bitte. Es war ein Flehen. Winselndes verzweifeltes Flehen, dass, wenn es nicht um Leben und Tod ginge, wie ein jammerndes Betteln klingen konnte. Die Dramatik und Wichtigkeit der Bitte wurde jedoch durch das Klagelied aus der Ferne untermalt.

[Im Lager | Erklärt die Situation | Bittet Runa um Hilfe]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Skadi - 07.01.2016

(Das Gespräch zwischen Runa/Tryss/Skadi lasse ich komplett weg, wegen dem NRPG)

Mit dem Auftauchen von Dekaja und Kimya, wich die gesamte Müdigkeit von mir. Das Gefühl geschwächt zu sein, keine Kraft mehr aufbringen zu können und sich nicht bewegen zu wollen, wenn es nicht sein musste, was von einer Sekunde auf die andere verpufft. Ich konnte nicht sagen, wie ich aufgestanden war. Ich weiß nur, dass ich schneller stand als ich bis drei zählen konnte.
Immer wieder erstaunlich, wie eine ernste Situation jede andere übertrumpfen konnte.
Sämtliche Gedanken die ich gegenüber Tamias geführt hatte waren weg - oder egal. Genauso wie das Gespräch das Runa, Tryss und ich bis zu dem Zeitpunkt geführt hatte. Wichtig war nun, dass wir von Kimya hörten wo die anderen seien, warum er blutete und warum er Runas Hilfe benötigte.
Tryss schaffte es diese Fragen aneinander zu reihen. Dekaja erklärte es und als ich ihre Worte hörte, stellte sich mein Nackenfell auf. Hunde. Menschen. Die Welpen auf dem Weg dorthin.
Den Fang schon geöffnet um einen Ruf aus zu senden, der die Welpen zurück rufen sollte, tapste dann Kimya hervor und sagte 'Nein'

Kimya erklärte die Situation etwas anders, während er mich an sah. Ein leises, kaum hörbares, Knurren entfuhr mir, als er von dem Hund erzählte. Klein und Hilflos, das ist doch egal. Er hätte sie in eine Falle locken können! Vielleicht tat er dies. Vielleicht waren Chu und Avis nicht mehr am Leben. Tamias hat auch noch nichts von sich hören lassen. Wir waren lange genug in diesem Lager geblieben um allen Raubtieren der Umgebung ein Dorn im Auge zu sein.
Kimya erklärte weiter, nur dieses Mal richtete er sich an Runa. Bis ein qualvolles Jaulen Kimya zum Winseln brachte.
Das Jaulen wurde kurz darauf zu einem Gesang, dass stark an Runas Lied zum Abschied von Alvarez erinnerte.

"Hörst du das, Kimya? Das hättet ihr tun müssen. Ihr hättet uns sofort rufen müssen und vor allem hättet ihr euch nicht trennen dürfen! Immerhin bist du nicht auf eigene Faust zu dem Kranken gegangen. Aber darüber müssen wir noch sprechen wenn wir - hoffentlich - alle wieder beisammen sind!"

Unterbrach ich das Flehen und Betteln mit harten Worten. Dann sah ich zu Tryss.

"Tryss, bitte bleibe bei Runa und Kimya, egal wie sie sich entscheiden. Und wenn der der da jault Probleme macht, dann sorge dafür das keiner unserer zu Schaden kommt!"

Ich stupste den Rüden an. Ob Runa der Bitte von Kimya nachkommen würde oder nicht war ihre Entscheidung. Da kannte ich mich nicht aus und würde mich auch nicht einmischen. Das Jaulen jedoch stammte von einem Wolf und von keinem Hund. Und wenn dieser Wolf Probleme machen wollte, war es gut, wenn Runa nicht mit dem Welpen alleine war.

Dann sah ich zu Dekaja.

"Komm mit, wir müssen Tamias hinterher. Er hat noch nichts von sich hören lassen. Wenn es eine Falle ist, dann müssen wir uns auf einen Kampf bereit machen!"

Ich sprach diese Bedenken absichtlich vor Kimya aus, damit dieser Welpe mitbekam, in welche Gefahren sie laufen können, wenn sie so unüberlegt handeln. Dann ging ich zum Rand des Lagers, blickte mich aber noch ein Mal zu Runa um, kurz bevor ich aus dem Lager ging.

"Passt auf euch auf!"

Sagte ich leise und wuffte Dekaja noch ein "Kommst du? Oder willst du auch mit Tryss und Runa mit? Entscheide dich nur schnell" zu.

Ich wollte mir angewöhnen den beiden, Dekaja und Tryss, mehr Verantwortung und Entscheidungen zu überlassen. Allerdings war es jetzt nicht an der Zeit lange zu besprechen wer an besten wo hingehen sollte. Deswegen bestimmte ich, versuchte aber auch zu Signalisieren, dass ich bereit war Kompromisse ein zu gehen. Für mich war nur wichtig, dass ich jetzt schnell in die Tat überging und keine Zeit mit Reden und Planen verschwendete. Ich sah Kimya bei Runa und Tryss in Sicherheit. Meine größte Sorge lag bei Avis und Chu. Ich wollte sehen, dass es ihnen gut ging. Und ich wollte den Hund am Nacken packen und in tausend Stücke reißen. Ich wollte ihn fern haben von unserem Nachwuchs. Klein, Schwach, traurig und Melf heißend hin oder her - er bedeutete für mich Gefahr.

[Teilt die Gruppe auf, lässt aber Entscheidungen offen | Steht direkt vor dem Aufbruch zum Menschenwelpenlager]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Tryss - 20.01.2016

Es kostete mich einige Mühe Skadi nicht einen „Siehst du, ich hab es doch von Anfang an gesagt, dass das keine gute Idee ist“-Blick zuzuwerfen. Aber ich verzichtete darauf und lauschte stattdessen den Worten Dekajas, Kimyas und schließlich auch denen von Skadi. Auf einmal ging alles so schnell. Irgendwo erklang ein Jaulen und das schien Skadi nur noch mehr zur Eile anzustoßen. Ihre Reaktion Kimya gegenüber fand ich ein wenig unfair – nur weil der junge Rüde nicht so gehandelt hatte, wie sie das vielleicht getan hätte, musste sie ihn nicht zur Schnecke machen, wo er doch offensichtlich eingeschüchtert genug war. Aber wie zuvor – ich hielt meinen Fang und ließ sie machen. Das sie Deka erneut mitnehmen wollte und mich zum Hierbleiben degradierte gefiel mir zwar nicht unbedingt, denn so würde ich ein weiteres Mal an diesem Tag zum Warten und Herumstehen verdammt werden. Allerdings war Rúna vielleicht auch nicht unbedingt mit Skadis Entscheidungen einverstanden. Eventuell ergab sich hier die eine oder andere Möglichkeit, sobald die beiden Fähen außer Sicht und auf dem Weg zu den anderen waren.

„Komm her Kimya, beruhige dich erst einmal. Skadi und Dekaja kümmern sich darum, es wird schon alles gut werden“,

sagte ich an den jungen Rüden gewandt und versuchte es mit einem beruhigenden Lächeln, das ihm nicht verriet, welche Gedanken wirklich durch meinen Kopf schossen. Zum Beispiel, ob er und die anderen beiden Welpen sich womöglich bei dem Hund angesteckt hatten – und nun selbst bald erkranken würden. Ich trat schließlich einen Schritt auf Dekaja zu und flüsterte ihr leise, sodass nur sie es hören konnte zu:

„Geh lieber mit. Vielleicht kannst du sie und Tamias davon abhalten etwas Dummes oder Ungerechtes zu tun.“


Ich stupste ihr noch kurz die Nase gegen den Fang, damit der Moment auf die anderen nicht allzu verdächtig wirkte. Dann trat ich wieder zurück und machte den beiden Fähen Platz zum Aufbruch.

[Lagerplatz | Dekaja, Kimya, Rúna und Skadi]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Tamias - 24.01.2016

Eigentlich stand ich nur da und wartete ab was passierte. Während dessen starrte ich der Wölfin in die Augen. Eine Gefahr war sie nicht. Dennoch störte sie mich. Nicht nur sie. Der Gestank des Hundes gefiel mir ebenfalls nicht. Den Menschenkindern zu folgen war ebenfalls nicht sinnvoll und gefiel mir auch nicht. Und das Chu mich so flehend an sah gefiel mir auch nicht. Am liebsten hätte ich die Wölfin fort geschickt, den Hund getötet und meine Schafe wieder zurück zur Gruppe gebracht. Statt dessen schaute ich in Chu´s Augen und wusste,.. ich konnte das nicht. Es schien ihr so wichtig zu sein. Ich schnaubte kurz, sah zu den anderen herüber und hielt abermals meine Nase in den Wind. Ich hatte das nicht alleine zu entscheiden.
Um den Menschenwelpen nicht zum Opfer zu fallen brauchten wir diesen Köter und Chu.
Ich hielt meinen Rüffel in die Luft und heulte. Klar und deutlich rief ich nach dem "Rudel".

"Wir warten, bis die anderen da sind. Wir beide und dieser Hund. Mehr kommen nicht mit. Je weniger von uns sich in Gefahr bringen desto besser. Aber ich helfe dir."

Ich sah zu dieser verrückten Wölfin. Sie konnte zwar gehen, wohin sie wollte, dennoch sollte sie erst einmal von den anderen in Augenschein genommen werden. Sie war mir nicht geheuer.

"Und du, Wölfin. Geh wohin du willst. So weit weg wie möglich von uns wäre mir lieb, möchtest du uns kennen lernen und gegebenenfalls bleiben, warte auf die anderen. Stehst du mir jedoch im Weg, oder hast böse Hintergedanken, töte ich dich."

Dann sah ich zu diesem armseligen Haufen Hund.

"Hab keine Angst, wenn die anderen kommen. Die sind überwiegend freundlicher als ich. Ich tue dir nichts, solange du dich zu benehmen weißt. Verstanden?"

Absolut bescheuert, was ich hier tat. Doch Chu war für mich meine Welt. Skadi hingegen wurde mir immer fremder. Sie ist so zickig geworden, so stur. Anders als sonst. Dennoch würde ich für sie wohl immer eine Schwäche haben. Vielleicht war es auch besser, wenn ich mich hier nach von der Gemeinschaft abkapseln würde. Ich liebte meine beiden Mädels doch würden sie mir nicht folgen und das konnte ich auch nicht erwarten. Dieser Weg in den Norden war zwar ein Ziel, doch kamen wir kaum voran. Fast jeder hatte mir irgendwem ein Problem. Reden, reden, reden. Diskutieren. Abwägen. Das war nicht mein Ding. Wir gerieten so oft an einander. Es würde irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem es besser war, das ich ging.

[ruft nach den anderen, entscheidet sich Chu zu helfen]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Avis - 01.02.2016

Wenn dieser Tag dazu bestimmt war noch, nunja dämlicher zu werden dann tat er es genau jetzt. Es war doch eigentlich vorherzusehen, dass nicht ein netter, eventuell verständlicher Wolf zuerst unsere Gruppe erreichte. Nein. Es war natürlich Tamias, der unbeugsame „Mein Wort gilt immer...blablabla“ Wolf. Ich konnte ein kurzes frustriertes Knurren kaum unterdrücken und stand weiterhin vor Chu. Die Fremde hatte sich nicht weiter bewegt, aber Tami nun offenbar war genommen. Mir gefiel es nicht wie sie uns anschaute, so von oben herab, so ganz typischer Blick von „Ich bin größer und klüger!“ Ich hasste diesen Blick, wir alle hatten wahrlich schon genug durchgemacht um nicht mehr als Kuschelwelpen durchzugehen und auch genug Erfahrung, da ihr Augenmerk bei Tami blieb, schwieg ich. Behielt meine Körperhaltung bei und hoffte die würden endlich zu einer Entscheidung kommen. Melfs Geruch drang in meine Nase und mahnte zur Eile. Doch noch bevor ich die Geduld verlor sprach Tamias und überraschte mich. Hatte der gerade wirklich gesagt er würde Chu und Melf helfen????

Ich neigte meinen Kopf kurz zur Seite und versuchte Melfs Reaktion zu sehen und auch Chus. Eigentlich sollte ich verärgert sein, weil Tami mich wie immer ausschloss, aber würde ich jetzt einen Aufstand machen, dann riskierte ich noch eine Umentscheidung von ihn und das war es nicht wert. Ich knirschte mit den Zähnen und drehte mich dann um meine Schwester mit der Nase zu stupsen.

„Kommst du klar Chu?“

Mein Blick fiel auf Melf, die immer kleiner geworden war und plötzlich stieß Tami ein lautes Heulen aus. Gleich würden die Anderen kommen, gleich würde Kimya kommen. Warum konnte in meinem Leben nicht einfach mal was so einfach laufen, warum musste aus wirklich allem immer ein Desaster werden. Eine verpatzte Jagd, naja wir hatten ja immerhin was gefunden, wer hatte denn damit gerechnet, das es ein Hund sein würde? Immerhin kein Bär. Vielleicht sollte ich es aus der Perspektive sehen, alles besser als ein Bär.

„Tami passt du gut auf Chu auf?!“

Das war eigentlich keine Frage, mehr ein Befehl und so klang meine Stimme wahrscheinlich auch.

„Sie ist wie eine Schwester für uns und auch wenn sie neu ist, wir möchten sie wieder bei uns wissen!“

Musste ja mal gesagt werden, dann blickte ich wieder zu April, die einen nicht gerade positiven ersten Eindruck hinterlassen hatte. Mal schauen was sie jetzt tun würde wenn das ganze Rudel eintraf.

[wartet auf Ankunft der Anderen, bei Melf, April, Chu und Tami]


RE: Passus VII - Die erste Jagd - Rúna - 04.02.2016

Nein, Kimya würde keine Vorwürfe von mir hören. Nicht in diesem Moment und auch in den darauffolgenden nicht. Später, wenn der Augenblick richtig war, dann würde ich mit ihm über das Geschehene reden. Später, wenn es allen gut ginge. Unweigerlich drohte mich die Sorge zu überwältigen, ein Gefühl so stark, dass es mich hinweg zu reißen vermochte, wie der reißende Strom ein gefallenes Blatt. Erst die Stimme der jungen Fähe riss mich noch einmal ans rettende Ufer. Ein Ohr zuckte als ich aus dem Blick von Kimya, in welchem ich versunken war, wieder auftauchte und meine Konzentration auf Tryss´ Schwester richtete.

Auch in Dekajas Stimme ließ sich Angst vernehmen. Wie dunkle Wolken zog die Sorge um Avis, Chu und nicht zu Letzt Kimya über unsere kleine Gruppe auf. Plötzlich empfand ich die Wärme der Sommernacht erdrückend und stickig. Die angespannten Muskeln in meinen Läufen schienen sich zu verkrampfen, aber das spürte ich kaum. Jedes Wort von Dekaja sog ich auf, denn das Wissen darüber, was tatsächlich geschehen war, vertrieb die Angst vor namenlosen Schrecken.

Doch während die Fähe mir ein erstes Bild des Geschehens gab, war es Kimya, der mit seinen ergänzenden Worten einen schwarzen Schatten hervor rief. Eine Gestalt aus meinen Welpentagen schien aus dem Dunkel des Waldes hinter Kimya auf zu tauchen. Langsam sah ich, wie sie den Kopf hob und ein Heulen erklang. Ein trauriges, endgültiges Heulen, ein letzter Gruß an den Tod…

Da rührte sich Kimya und riss mich mit seiner Stimme abermals aus den unheilvollen Gedanken und Bildern empor. Nein, hinter meinem Schüler stand nichts, nur der Wald lag vor uns. Aber das Heulen, das Heulen erklang tatsächlich. Eine fremde Stimme.

„Nein… das ist kein Hund...“ … das ist ein Wolf, ein Rüde…,

murmelte ich beinahe mehr zu mir selbst. Und plötzlich zog ich die Lefzen an, knurrte verärgert und wütend über alles und jeden und vor allem mich selbst. Ich schüttelte mich, vertrieb so gut ich konnte die Angst aus meinem Pelz.

Skadi war indes wesentlich schneller und effektiver. Lehrreiche Worte fand sie für Kimya und traf die nötigen Entscheidungen. Schnell und direkt und dennoch mit dem nötigen Feingefühl für alle. Ein kurzer nachdenklicher Blick lag auf Skadi, dann nickte ich kurz. Ich war einverstanden mit dem was sie sagte.

Doch bevor die Fähe davon stürmte rief ich sie noch einmal an,

„Skadi! Seht zu dass ihr dem Hundewelpen nicht zu nahe kommt! Und ganz gleich was ihr tut, ihr dürft ihn nicht berühren. Hast du verstanden? Haltet ihn fern von euch und dem Rudel!...“

ich zögerte und konnte nicht verhindern dass ich bei meinen nächsten Worten Kimya ansah

„… und… haltet euch auch von Avis und Chu fern. Wir wissen nicht, was den Menschen und die Hunde getötet hat. Aber wenn es für die Hunde gefährlich war. Das Beste wäre ihr bringt Tamias und die Jungen zurück zum Lager…“

Während ich sprach war meine Stimme ruhiger geworden, hatte zugleich jedoch auch begonnen an Emotion zu verlieren. Nicht nur Sorge und Angst verschwanden aus ihr, auch alles andere. Und auch die Worte, welche ich wählte, waren sicherlich nicht die Besten, aber es war alles was ich in diesem Moment vermochte. Ich verbannte meine eigenen Gefühle und versuchte klar an das zu denken was getan werden musste, was nötig wäre.

Erst als ich sicher war, dass Skadi mich verstand, dass sie auch das verstand, was ich nicht ausgesprochen hatte und sie zwischen den Bäumen verschwand, wandte ich mich zu Tryss,

„Ich muss zu diesem Lager, ich muss die Hunde mit eigenen Augen sehen…“

Ich versuchte zu erklären, was ich nicht in Worte fassen konnte. Denn es gab nur einen einzigen Grund, weswegen ich zu den Toten musste. Nur sie konnten mir möglicherweise zeigen, woran sie gestorben waren… und was zu tun wäre…. Sollten sich Avis, Chu oder Kimya bereits infiziert haben….

Ich wagte nicht Kimya anzublicken, denn ich zweifelte nicht daran, dass er langsam aber sicher begriff, dass es hier nicht mehr um die Hunde ging… sondern etwas viel wertvolleres auf dem Spiel stand.

[gibt Skadi vor ihrem Aufbruch noch kleinere Anweisungen | wartet dann auf Tryss Antwort]