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Passus VII - Die erste Jagd - Druckversion

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Passus VII - Die erste Jagd - Skadi - 31.01.2015

Foto: Ben R. | Dawnthieves.de

Passus VII - Die erste Jagd

Eine gefühlte  Ewigkeit war es für die einen Wölfe - für die Anderen verging die Zeit viel zu schnell. Die Zeit, nachdem sie die Brücke überquert hatten und gemeinsam beschlossen hatten, noch in der Nähe des Kinderlagers zu bleiben. Zu einem um die Neugierde die ganz besonders bei Runa, aber auch bei Dekaja und Tryss unersättlich war, einigermaßen zu stillen. Zum anderen, damit Chu sich ohne Druck und ganz in Ruhe Gedanken über die Zukunft machen konnte. Sie konnte die Wölfe kennen lernen und hatte noch die Chance sich anders  entscheiden, falls ihr die Menschen als Rudel lieber waren. .
Es gab einige Diskussionen, über die Einzelgänge.  Aber aus der letzten Situation im Dorf wurde gelernt. Tamias und Tryss konnten dieses Mal die Entscheidungen des jeweiligen anderen Rüden besser akzeptieren - oder den Frust darüber runter schlucken. Es kam nicht dazu, dass ein großer Streit entflammte und die Gruppe erneut trennte.
Der Verlust von Alvarez schmerzte genug. Lange war er als treuer und vor allem starker Begleiter dabei gewesen. Auch wenn er eher der Eigenbrötler gewesen war, er gehörte dazu und war jedem auf seine eigene Art ans Herz gewachsen. Er fehlte.
Rokuta war gegangen, doch darüber wurde nicht so viel gesprochen. Sie hatte sich selbst auf eine andere Art wie Alvarez es getan hatte abgegrenzt. Ihr Herz war voll Hass und diesen musste sie bekämpfen, das war eine Aufgabe, die ihr alleine zusprach.

Die erste Woche blieben die Wölfe so nahe an dem Menschenlager, dass sie ihre Musik hören konnten. Chu erfüllte dies immer mehr mit Sehnsucht - denn sie wollte bei den Wölfen bleiben, doch aus ihren Erzählungen und ihrem Verhalten sah man, wie nahe ihr die Menschenkinder waren. Wie lieb sie diese hatte. Also zogen sie ein bisschen weiter. Ungefähr einen halben Tagesmarsch von der Brücke entfernt fanden sie einen geeigneten Lagerplatz. Ein kleiner Felsvorsprung bot von hinten Schutz, Dornenbüsche mit Früchten ließ keinen von vorne schnell herein. Er war groß genug, dass alle Wölfe mit genug Platz zusammen liegen konnten - und die Welpen konnten sogar noch spielen.
An diesem Ort blieben sie, denn sie brauchten einen festen Standort. Es war eine stille Übereinkunft, die in der Gemeinschaft aufkam - Die Welpenschule begann. Eine Wanderung dabei war Kräftemäßig weder für einen Welpen noch für den ausgewachsenen Wolf wünschenswert.
Spurenlesen. Sternkunde. Jagen. Anpirschen. Anspringen. Das Gesetz des Stärksten. Windrichtung. Viele Themen kamen beim erwachsen werden auf den Tisch. Und um so mehr sie in die Schule gingen, um so mehr fiel den Wölfen auf, was noch gelernt werden musste.
Kimya schwänzte einige Unterrichtsstunden und richtete sich an Runa. Er bettelte sie lange an, bis sie einwilligte ihn von den anderen wichtigen Stunden ab zu halten und ihm ihr eigenes Vermächtnis weiter zu geben. Die Heilkunst.



Kurzinformationen

Datum: 28. August 1202
Tageszeit: 01:00 Uhr, nachts
Temperatur: 22°C
Wetter: Trocken, warm, in der Mittagsonne für einen Wolf zu warm für große Aktionen
Wind: Südwind
Situation in Kürze: Chu hat sich der Gruppe angeschlossesn. Ca eine halbe Tagesreise von dem Menschenlager entfernt haben sie ein neuen Lagerplatz für sich gefunden. Seit drei Wochen leben sie dort und die Erwachsenen haben sich zur Aufgabe gemnacht die drei Welpen zu Schulen. Sie sind in viele Themen auf das Selbstständige Leben eingeführt wurden - doch können sie sich schon wirklich alleine durchkämpfen? Vor allem Kimya, der sich mehr der Heilkunst hingibt als dem Jagd- und Kampfunterricht?



- Rúna - 02.02.2015

Nicht zu Letzt mein rabiates Verhalten Dekaja wie auch Tryss gegenüber hatten mir mehr als deutlich gemacht, dass ich noch nicht bereit war, das Treffen mit den Menschenkindern so einfach hinter mir zurück zu lassen. Zum Glück sorgte auch Chu aus ganz ähnlichen Gründen dafür, dass die Gemeinschaft beschloss noch eine Weile in der entfernten Umgebung des Lagers zu verweilen. Nur allzu bald wurde klar, dass wir die gesamte Wanderung für eine geraume Zeit unterbrechen würden. Die jungen Wölfe waren mehr als alt genug, um sich dem Ernst des Lebens zu stellen und dennoch fehlte ihnen so manches Wissen dafür. Dies wollte man nun nachholen und erkor einen abgelegen und von Felsen und dornigem Gestrüpp zum Lagerplatz auf vorerst unbestimmte Zeit.

Seit dem fluchtartigen Sturm über die Brücke hatte ich begonnen mich von der Gemeinschaft zurück zu ziehen. Langandauernde Streifzüge führten mich jeden Morgen zurück in die Nähe der Kinder. Der Jungwölfe wegen machte ich lange Umwege um sie gar nicht erst zu verleiten mir zu folgen. Jeden Abend kehrte ich jedoch zum Lager zurück, nicht selten eine kleinere Beute im Fang, denn mich plagte trotz allem ein schlechtes Gewissen. Wir waren zwar kein Rudel und jeder frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen, dennoch sollte selbst in unserer Gemeinschaft eine gewisse Einigkeit herrschen. Sollten auch andere der Wölfe ihrer Neugierde nachgeben, so bekam ich zumindest in den ersten Tagen nichts davon mit.

Kimya war es, dem es schließlich gelang mich wenigstens zeitweise von meinen Ausflügen abzubringen. Sein Wissensdurst für heilende Kräuter und anderen Methoden, die gegen kleinere und größere Leiden der Wölfe halfen, konnte schließlich von niemand anderem als mir gestillt werden. Und als er sich als aufmerksamer und folgsamer Schüler herausstellte, entschloss ich mich dazu, mein Wissen mit ihm zu teilen. Einfach hatte er es wahrlich nicht und zunächst einmal musste er mir beweisen, dass er meine Anweisungen strickt und wörtlich befolgte, denn der falsche Umgang mit dem falschen Gewächs konnte ihn ebenso leicht das Leben kosten, wie es eine unvorsichtige Begegnung mit einer Bache tat. Aber er besaß genügend Geduld, Gehorsam und Ausdauer sich meiner ganz eigenen Art der Ausbildung zu stellen.

Ab dieser Zeit beschränkte ich meine Ausflüge zum Menschenlager nur noch auf die frühen Morgenstunden und kehrte stets am späten Nachmittag zurück. Das bedeutete jedoch auch, dass ich die Gemeinschaft in der Nacht verlassen musste und so erhob ich mich auch in dieser. Leise trugen mich meine Pfoten durch den dunklen Wald davon….

[hat vor einer Weile das Lager der Wölfe verlassen und ist im Wald verschwunden | auf dem Weg zur Brücke]


- Avis - 02.02.2015

Ein träges Gähnen entwich meinem Fang. Langsam, aber nur sehr langsam kam wieder Leben in meine müden Glieder. Irgendwie war gerade alles eigenartig, unwirklich. Seltsam. Hinzu kam noch dieses Wetter, was meinen Beinen einflüsterte, die beste Idee wäre es sich in den Schatten zu packen und am besten den kompletten Tag zu verschlafen. Eigentlich nicht meine Art, ja, aber wie gesagt, ich fand die letzten Tage eher sehr sonderbar. Ich grub meine Vorderläufe in den warmen Waldboden, irgendwie kühlte er nicht richtig ab. Endlich war die Luft auf eine erträgliche Temperatur gesunken, kamen diese dämlichen Summviecher, die so widerlich in meinen Ohren klangen und kam waren sie wieder weg, könnte ich mich am ganzen Fell jucken. Fragt sich nun, was mir das schlimmere Übel war. So ganz war ich mir da nicht sicher. Ein ungnädiger Laut entwich meinem Fang. Schnell schüttelte ich meine müden Glieder einmal kräftig durch und wagte es dann mich umzublicken. Da ich mich etwas abseits gelegt hatte, befand sich niemand in meinem direkten Blickfeld. Also würde ich sie suchen, weit konnten sie ja schließlich nicht sein.

Es waren einige Monde vergangen seit unserer Brückenüberquerung und wenn ich ehrlich war, wollte ich das nicht so schnell wiederholen. Ich war mir nicht mal sicher ob ich es darauf ankommen lassen würde überhaupt nochmal freiwillig in die Nähe vom Menschen zu kommen. Zumal ich wusste, das waren nur Menschenwelpen gewesen. Chu hatte nie schlecht über sie gesprochen und offenbar waren sie eher gefährlich wenn sie ausgewachsen waren, aber trotzdem, wenn sie es darauf angelegt hätten, hätten sie Kimya verletzten können! Auch was Skadi mir über die Menschen erzählt hatte, bestach nicht gerade durch Sympathie, vor allem wenn ich an Mutter dachte, aber davon hatte ich Kimya nie erzählt. Vielleicht war es möglich noch viele Fragen von Chu beantwortet zu bekommen, aber ich wollte sie auch nicht überrennen. Wenn dies schon andere neugierige Wölfe taten, im Gegenteil, am liebsten würde ich sie so beschützen wie Kimya und sie nicht überfordern und überhäufen mit Fragen. Ich hatte schon mehr als einmal Unsicherheit in ihren Augen gesehen und das gefiel mir gar nicht.

Es war komisch, dass Alvarez nicht mehr bei uns war. Schließlich kannte ich ihn schon mein ganzen Leben lang, genau wie Mama. Warum wollten eigentlich alle immer gehen? Etwas Positives hatten die letzten Tage aber gebracht. Vielleicht lag es an unseren dezimierten Erwachsenen, auf jeden Fall hatten Tamias und Co beschlossen uns nicht mehr wie Miniwelpen zu behandeln, sondern förderten uns nun. Das war ganz nach meinem Geschmack, auch wenn ich zugeben musste, dass mich leuchtende Punkte am Himmel nicht sonderlich interessierten, umso schlimmer, denn derzeit waren Wolken leider eine Seltenheit. Vielmehr interessierten mich die Jagd und alles was man zu überleben brauchte. Kimya hatte sich irgendwie in letzter Zeit immer mal abgegrenzt und schlich um Runa herum, aber mich sollte es nicht stören, solang er bei der Gruppe blieb, ich für meinen Teil wollte nichts verpassen. Umso eher ich von all dem Unabhängig war, umso besser.
Mitten in meine Gedanken hinein erblickte ich dann die Anderen und hielt suchend nach Kimya und Chu Ausschau. Hoffentlich wurde sie nicht wieder von Tryss oder Dekaja belagert!

[hält Ausschau nach den anderen Welpen]


- Skadi - 06.02.2015

Ich lag ausgebreitet im hohen Gras. Ausgebreitet, weil die eigene Körperwärme zu warm für mich war. Selbst die Dunkelheit der Nacht brachte kaum Erfrischung. Wenigstens schien es, als würde die Luft reiner werden. Keine Stickige Luft.
Ich lag wach. Die Ohren gespitzt lauschte ich auf die Geräusche. Ich hörte, wie sich ein Wolf mit elegant leisen Pfoten aus dem Lager schlich. Ich musste nicht raten oder vermuten, ich wusste es - es war Runa. Sie 'schlich' sich oft davon. Sie versuchte nicht ein Mal ein Geheimnis daraus zu machen. Sie passte nur auf, dass sie im Moment des Verschwindens unbeaufsichtigt und alleine war. Und dennoch blieb es unangesprochen. Wir waren alles undgebundene Wölfe, frei und eigenständig. Das wurde hier sehr deutlich klar.

Kurz nachdem Runa unser Lager verlassen hatte, hörte ich die nächsten - kleineren - Tapsen laufen. Es war ein aufrechter Gang. ein zügiger, noch jugendlich tollpatschiger Schritt, den der kleine Rüde lief. Ich tippte auf Avis. Als ich meine Augen einen kleinen Spalt öffnete und meinen Kopf leicht zur Seite bewegte um in die Richtung zu sehen, bestätigte das was ich sah jenes, was meine Ohren hörten. Ein zufriedenes Seufzen ging von mir aus, dann schloss ich wieder die Augen.
Es war soweit. Heute war der Tag, an dem die Jungen jagen sollten. Alleine, ohne uns ausgewachsenen als Hilfe. Wir waren eigenständige, freie Wölfe. Uns lag es am Herzen, dass die Heranwachsenden sehr schnell lernten ebenfalls auf eigenen Pfoten zu leben und entscheiden zu können, ob sie sich unserer untypischen Lebensweise anschlossen oder ein Rudel oder Einzelgänger-Leben aufsuchen wollten. Deswegen schickten wir sie alleine los. Sie waren zu dritt. Sie würden den Auftrag bekommen Fleisch ins Lager zu bringen. Egal welches Tier. Hauptsache Fleisch. So viel, dass diese drei Wölfe die jagten satt werden würden. Egal ob es dann acht Mäuse, vier Hasen oder ein Gemisch davon war. Ich hoffte dass sie größeres jagen wollten, dass ihr Ehrgeiz und Können mehr schaffte als ungefährliches Nagetier. Und gleichzeitig hoffte ich, dass sie eben von dieser Gefahr da draußen Abstand hielten und kleine Beute erlegten.

Den Jungwölfen hatten wir gesagt, dass sie bald ihren ersten Alleingang vor sich hatten. Sie kannten die Voraussetzungen. Sie wussten nur nicht genau wann der Tag war, damit sie sich vorher genug ausruhten und nicht vor Aufregung wach hielten. Runa, Tamias, Dekaja, Tryss und ich hatten in dieser Nacht in stiller Übereinkunft beschlossen, dass es heute soweit war. Nun war der Erste wach, noch unwissend. Ich öffnete meine Augen nun ganz und sah ihn an.

[Im Lagerplatz | liegt im hohen Gras und bobachtet Avis]



- Dekaja - 14.02.2015

Träge wälzte ich mich im Schlaf herum, während mich Träume von aggressiven Kaninchen plagten, die mir in den Hintern beißen wollten. Kurz winselte ich auf, dann riss ich die Augen auf und wälzte mich zurück, einen Moment aufkeuchend und mich schüttelnd. Es war noch nachts, aber scheinbar waren schon einige auf den Beinen, zumindest sagten das meine Ohren. Sowohl Rokutas als auch Alvarez‘ Verschwinden hatten mich etwas getroffen. Bei ersterer verstand ich es, denn so extrem wie sie immer reagiert hatte, wäre es vielleicht doch schwierig geworden. Wir suchten schließlich nach einer Möglichkeit, in Frieden zu leben…aber Alvarez…trotz seiner mürrischen Art gehörte er irgendwie zur Gemeinschaft, egal, was er selbst sagte. Ich blinzelte in die Dunkelheit hinein und gähnte selbst noch einmal. War heute ohnehin nicht die Nacht, in der die Welpen ihre erste Jagd haben sollten? Ich hatte nie verstanden, warum das mitten in der Nacht vonstatten gehen musste, gerade wenn man noch in seinen kuschligen Träumen war, aber nach ein paar Minuten würde sich das wohl auch geben.

Ich seufzte leise auf und erhob mich streckend von meinem Schlafplatz, als ich Schritte hörte und Avis Geruch festmachen konnte, der irgendwen zu suchen schien. Meine Rute wedelte leicht.

„Avis. Du bist ja wach.“,

bemerkte ich warm und ging auf ihn zu. Ich war mir nicht sicher, ob ich diejenige sein sollte, die ihm offenbarte, dass diese Nacht die richtige war. Deswegen fing ich zunächst mit einem anderen Thema an.
„Ich hatte wirklich einen seltsamen Traum eben, das kannst du dir nicht vorstellen.“

Ich wusste nur nicht, ob Avis das hören wollte. Er war immer so ernsthaft. Und er konnte Tryss so gar nicht ausstehen, was ich so gar nicht verstehen konnte. Aber vielleicht kamen wir beide ja etwas besser klar, selbst jetzt, während ich noch halb verschlafen war.

[geht auf Avis zu]


- Avis - 17.02.2015

Von Kimya und Chu war noch nicht so viel zu sehen, verpenntes Pack. Wer weiß wo die sich zusammen gerollt hatten. Dafür hob Skadi ihren Kopf und sah in meine Richtung, immerhin war irgendjemand schon wach. Mein Kopf senkte sich kurz, schweigsam aber respektvoll grüßend. Die Fähe war mir stets freundlich gesonnen, auch wenn sie sich zurück hielt, so hatte sie meistens ein offenes Ohr für meine Fragen. Wobei sich die Wölfe dramatisch reduziert hatte, die überhaupt Fragen beantworten konnten. Mir fehlte Alvarez, denn irgendwie war er mir ähnlich gewesen. Mit Rokuta hatte ich nie wirklich viel anfangen können, dieser Wolf war schon an sich ein Widerspruch für sich.

Ich drehte mich und ging einige Schritte weiter, als ich plötzlich Dekaja entdeckte. Allein! Kein Tryss in ihrer Nähe, wenn das mal kein Zeichen war. Ich mochte Deka ja, aber sobald Tryss in ihrer Nähe war, fand ich es besser einen großen Bogen um sie zu machen. Egal was war, dieser unfähige Rüde schaffte es immer und immer wieder mich zu verärgern und in meinen Augen war der Wolf eh ein hoffnungsloser Fall. Ich wunderte mich ständig, wie er es geschafft hatte bis jetzt zu überleben. Etwas schlimmer schritt ich auf Deka zu, die gerade am Gähnen und Strecken war, offenbar war sie eben erst erwacht, wie ich auch. Ich hatte schon fast das Gefühl mich beeilen zu müssen, um sie allein anzutreffen, bevor besagter Hasswolf sie wieder für sich beanspruchte. Ich hatte schon Ewigkeiten nicht mehr mit ihr allein gesprochen. Warum eigentlich nicht? Naja, ich war irgendwie auch nicht ich selbst in letzter Zeit. Kurz vor ihr blieb ich stehen, mein Blick war eher neutral und neugierig, aber keineswegs unfreundlich.

„Hallo Deka! Natürlich bin ich wach!“

Was war das auch für eine Frage, ich musste ja wach sein.

„Wenn ich schlafe kann ich ja nichts lernen.“

Da kam mir etwas grauenhaftes in den Sinn…

„..aber bitte keine Sterne anschauen heute ja?“

Mein Blich hatte fast etwas flehendes, keineswegs der Rüde der ich sonst war, oder vorgab zu sein, nein definitiv nicht, ich glaub ich würde sogar vor Tryss Männchen machen, wenn ich dafür bloß keine leuchtpunkte am Himmel anstarren musste, die waren sooooo langweilig!
Aber Deka schien ebenso keine Sterne im Sinn zu haben, sie redete ernsthaft mit mir! Sofort ergriff ich die Gelegenheit, ein fast schelmischer Ausdruck erschien kurz in meinen Augen, meine Stimme war aber betont unschuldig.

„Was hast du denn geträumt? Wurde Tryss von einem Bären gefressen?!“


[redet mit Deja, macht auf seine Art Spaß]


- Chu - 18.02.2015

Seitdem wir nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Zweibeinerlagers blieben, ging es mir ein bisschen besser. Natürlich dachte ich immer noch oft an sie. Vor allem Anyanas Gesicht spukte mir immer und immer wieder im Kopf herum. Anfangs ertappte ich mich beinahe stündlich bei dem Gedanken, was sie jetzt wohl gerade machte, ob sie auch an mich dachte und traurig war, oder mich schon vergessen hatte. Erst hier, in der relativen Abgeschiedenheit unseres Zufluchtsorts, kam ich ein bisschen zur Ruhe. Jetzt, wo nicht mehr ständig die Lagergeräusche zu uns herüberwehten und ich die Kinder spielen oder lachen hörte, konnte ich endlich damit anfangen, mich auf das Rudelleben zu konzentrieren. Und das war gerade anfangs reichlich seltsam und ungewohnt, aber auch ungemein spannend! Es gab so viel zu lernen, dass ich mir manchmal nicht mehr sicher war, ob ich das überhaupt alles schaffen konnte. Ich wusste doch noch so wenig… aber dann waren da auch Kimya und Avis, mit denen ich gemeinsam durch die Welpenschule ging. Und als ich erst Mal gemerkt hatte, dass sie auch noch längst nicht alles konnten, atmete ich mit jedem Tag ein bisschen mehr auf. Vor allem Avis gegenüber war ich inzwischen recht anhänglich geworden. Das lag allerdings weniger daran, dass ich Kimya nicht gut leiden könnte, sondern dass er oft einfach nicht für mich greifbar war. Manchmal, wenn ich aufwachte, war er schon fort. Ich wusste, dass er dann irgendwo mit Rúna unterwegs war, aber so ganz verstand ich das nicht – musste er denn nicht auch das lernen, was die anderen Wölfe uns in der Zwischenzeit beibrachten?

Heute schlief ich besonders lange. Obwohl ich normalerweise lieber unter freiem Sternenhimmel schlief, hatte ich mich jetzt unter dem dichten Dornengestrüpp zu einer Kugel zusammengerollt. Vielleicht deshalb, weil mir die Klippe so nah an unserem Schlafplatz ein bisschen unheimlich war – schon mehr als ein Mal hatte ich geträumt, dass ich mich im Schlaf herumgerollt und dann den Abhang hinabgepurzelt wäre. Ich wachte erst auf, als eine besonders vorwitzige Fliege um mich herumschwirrte. Träge schnippte ich mit dem Ohr, um sie zu vertreiben, rappelte mich dann schließlich aber doch noch auf. Ungeschickt kroch ich aus dem Gestrüpp. Während ich mich noch gähnend streckte, hielt ich bereits nach meinen neuen Spielgefährten Ausschau. Avis war natürlich schon wach. Noch ein bisschen verschlafen wackelte ich auf ihn und Dekaja zu, die Rute schlenkerte dabei gutmütig. Von ihrem Gespräch schnappte ich gerade noch den letzten Teil auf und meine Ohren spitzten sich gespannt.

„Was ist ein Bär?“, wollte ich mit schiefgelegtem Kopf wissen.

Ich versuchte, dabei nicht allzu beunruhigt zu klingen. Auch wenn die Vorstellung, dass dieses Wesen einen ganzen Wolf verschlingen könnte, schon ziemlich gruselig war…


[Lagerplatz | Avis & Dekaja]



- Skadi - 20.02.2015

Als wäre das Aufstehen von Avis ein Zeichen gewesen, so regte es sich in sämtlichen Ecken des Lagers. Dekaja ging auf Avis zu und begann ein kleines Pläuschchen mit dem Jungwolf. Selbst Chu hat sich aus ihrem Dornenversteck heraus gerollt und kam dazu. Sie brachte sich sofort in das Gespräch mit ein. Bären? Hatten wir nie von Bären gesprochen? Bestimmt, jedoch war alles am Wolf sein Neu gewesen für dieses junge Geschöpf. Chu musste erst sich und ihren Körper mit all ihren Fähigkeiten kennen lernen - also hatte ich Nachsicht mit der Frage, was ein Bär sei. Avis hingegen hätte ein Schnapser an seine Lauscher bekommen und eine weitere Stunde über Gefahren anderer Jäger über sich ergehen lassen müssen.

"Bären sind große Jäger, viel größer als wir es sind. Sie sind gefährlich für uns. Ihre Krallen sind scharf, sie können klettern. Ich kenne sie nur in einem braunen Fell."

Erklärte ich, nachdem ich meinen Kopf gehoben hatte. Dann streckte ich meine Läufe unter meinem Körper aus um mich auf zu richten. Erst nachdem ich meine Hinterläufe ordentlich durchgestreckt hatte, mir die Müdigkeit aus dem Fell schüttelte und einen tiefes, lautloses Gähnen von mir gelassen hatte, trottete ich langsam zu der kleinen Ansammlung rüber.

"Eigentlich würde ich jetzt fragen, woran ihr die Fährte eines Bären erkennen könnt und wie ihr euch dann zu verhalten habt, aber heute steht anderes auf dem Plan."

Ich sah zu Dekaja, lächelte kurz. Ich glaube ich war aufgeregter als die Welpen zusammen. Hatte unsere Schule gereicht? Konnten die Drei zusammen jagen, ohne sich gegenseitig in Gefahr zu bringen?

[Ist bei Deka, Avis und Chu]



- Dekaja - 28.02.2015

Ich neigte verwirrt den Kopf. Wieso beeilte sich Avis so, zu mir zu kommen? Irgendwie fand ich das seltsam, aber vielleicht war es ein gutes Zeichen. Das hieß zumindest, dass ich ihn nicht auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Ohje, ich kannte eigentlich niemanden, der so launisch als Welpe war, aber irgendwie kannte ich ohnehin größtenteils fröhliche und ausgelassene Welpen wie ich selbst einer war.

„Ja…wohl wahr! Aber es soll auch Wölfe geben, die noch im Schlaf sind, während sie sich bewegen! Merkwürdig, aber wahr!“,

spielte ich auf schlafwandelnde Individuen an, auch wenn ich nicht sicher war, ob das nur ein Märchen war, das man mir da aufgetischt hatte, aber eigentlich nahm ich es für bare Münze. Wie das wohl aussehen musste? Und was diese Wölfe wohl träumten?

„Oh , sag das nicht, selbst aus Träumen kann man lernen, finde ich! Hö…Sterne?“

Verdutzt sah ich nach oben zum Himmel.

„Also wenn du unbedingt Sterne zählen möchtest, so können wir das auch tun, aber ich verzähle mich immer, wenn ich von links anfange, weil ich irgendwann vergesse, wo ich angefangen habe und welche Stern ich schon gezählt habe. Ich frage mich, wer diese Punkte da oben festgemacht hat…hm…“

Ich drehte den Kopf wieder zu Avis.

„Ha…nein, MICH wollte ein Kaninchen fressen! Lästige kleine Biester…bei denen muss man mit allem rech…“

Ich stoppte abrupt, als Chu bei uns auftauchte und fragte, was ein Bär war. Wie hatte sie mich erschreckt! Ich hatte bei meiner Erzählung und den Gedanken über die Sterne gar nicht registriert, wie sie aufgetaucht wurde. Gerade öffnete ich (altklug) den Fang, als mir schon Skadi zuvorkam. Nutzte hier denn niemand die Nacht zum Schlafen? Auch wenn das ja ohnehin der Zeitpunkt der Prüfung sein sollte…naja. Immerhin waren alle wach. Ich wartete bis sie bei uns angekommen war und setzte mich hin. So wie Skadi sprach, fühlte ich mich manchmal selbst wie einer ihrer Schüler. Als sie unsere Abmachung andeutet, hüpfte ich aufgeregt auf, weil ich mitfieberte.

„Oh ja…heute ist die Nacht! Freut ihr euch auch schon so wie wir? Ich bin ja so gespannt! Achso…die Nacht, in der ihr allein zu dritt etwas erjagen sollt!“,

verkündete ich ausgelassen. Dann hielt ich kurz inne.

„Aber bis jetzt seid ihr nur zwei...öh…Kimya…schläft er noch?“

Suchend sah ich mich um.

[bei Skadi, Chu und Avis, eröffnet 'die Mission', sieht sich suchend nach Kimya um]


- Kimya - 01.03.2015

Verschlafen rollte ich mich noch ein wenig enger zusammen. Draußen war es laut geworden, dabei war ich doch so müde. Die Tage waren anstrengend geworden. Zusätzlich zu den Lehrstunden, die die älteren Wölfe uns Welpen gaben, unterwies Rúna mich in der Heilkunst. Es war anstrengend sich alles zu merken, so genau zu sein beim Sammeln und Zusammenfügen und es erforderte viel Geduld, denn die ältere Fähe war sehr genau und achtete auf jeden Schritt und jede Bewegung meiner Pfoten. Doch es machte Spaß – und war all die Mühe wert, wenn es nur ein kleines Lob aus ihrem Fang für mich gab. Der doppelte Unterricht sorgte allerdings dafür, dass ich die Nächte durchschlief, wenn ich konnte. Am liebsten kuschelte ich mich an einen der älteren Wölfe – vor allem bei Dekaja und Tryss fühlte ich mich wohl, denn bei ihnen war ich immer willkommen. Skadi war eher vorsichtig mit uns Welpen, vor Tamias hatte ich großen Respekt und Rúna – nun, sie ging ebenso lieb mit uns um, wie die beiden jüngeren Wölfe, aber sie stand früh am Morgen auf und ich wollte nicht geweckt werden, wenn ich es vermeiden konnte. Auch zu Alvarez hätte ich mich gern gesellt, doch der Rüde war gegangen. Schon wieder hatte uns jemand verlassen. Avis begann schon davon zu sprechen, dass wir gar kein richtiges Rudel waren, wenn ständig jemand von uns ging. Aber wie Rokuta hatte der Rüde sicher seine Gründe gehabt. Ich versuchte sie zu verstehen, so gut ich es konnte. Es gelang mir nicht so recht, aber ich war dennoch sicher, dass er nicht wegen uns oder der anderen davongegangen war. Etwas anderes musste der Auslöser gewesen sein.

Noch immer müde versuchte ich die Ohren so unter Tryss' Fell und meiner Pfote zu verstecken, dass die Geräusche an unserem Lagerplatz leiser wurden. Aber nicht einmal das half heute. Mit einem unwilligen Brummlaut rollte ich mich auf den Bauch und öffnete blinzelnd und verschlafen die Augen. Tryss, an den ich mich heute Nacht zum Schlafen gekuschelt hatte, schien noch zu schlafen. Vielleicht tat er auch nur so, damit die anderen ruhiger wurden oder davon gingen, und er weiter dösen konnte. Nachdem ich den letzten Schlaf endgültig aus den Augen vertrieben hatte, öffnete ich den kleinen (aber nicht mehr ganz so kleinen!) Fang und gähnte herzhaft. Dann stupste ich Tryss an, zunächst vorsichtig, dann etwas energischer.

„Du musst aufwachen. Die anderen sind wach, ich glaube, irgendetwas ist passiert.“

flüsterte ich ihm zu und warf einen besorgten Blick über den Lagerplatz. Die anderen standen ein Stück weit entfernt, während er und Tryss im Schatten verborgen lagen. Wahrscheinlich sah der Rest der Gruppe uns deshalb nicht. Ich spitzte die Ohren und versuchte etwas zu von den Worten zu erhaschen, die gesprochen wurden, konnte aber nur Bruchstücke erhaschen – wie meinen Namen, den Deka aussprach. Ich schaute erneut zu dem Rüden bei mir, der aber noch nicht aufbruchbereit schien und entschied mich, schon einmal vorzugehen. Immerhin schien es um mich zu gehen. Ich beeilte mich loszutapsen, verhedderte mich kurz mit meinen Beinen – argh diese Müdigkeit – bekam sie aber schnell sortiert und hastete schließlich immer schneller über den Platz. Kurz bevor ich die anderen erreichte, drosselte ich mein Tempo, blieb schließlich stehen und keuchte etwas atemlos:

„Bin... hier... Hier bin ich.“

[Am Lagerplatz | Skadi, Chu, Avis, Deka | Tryss etwas abseits]