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Kimya & Avis - vor Passus VI - Druckversion

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Kimya & Avis - vor Passus VI - Avis - 26.06.2014

Kimya und Avis
Seltene Momente
Einige Tage vor Passus VI



Es war Dunkel. Ich hatte noch den Geruch von Mama in der Nase. Wusste genau wie sie sich anfühlte, wenn ich meine Nase in ihr weiches Fell drückte, wie sie doch Sicherheit ausstrahlte. Doch ich konnte nur zusehen wie sie sich immer weiter entfernte. Ich schrie, brüllte, heulte, doch egal wie laut sich war. Die ging. Sie drehte sich nicht einmal um, wurde immer kleiner, bis sie nur noch ein Schatten in meiner Erinnerung war. Ich versuchte meine Pfoten zu bewegen, doch es ging nicht. Sie waren so müde und so schwer, ich konnte ihr nicht folgen. Ich konnte sie nicht beschützen und plötzlich war sie weg. Einfach weg. Panisch versuchte ich mich umzudrehen. Kimya. Mein Bruder war doch eben noch hinter mir gewesen, doch nun umhüllte mich Dunkelheit. Mein Blick zuckte nach recht und nach links, doch ich konnte nichts erkennen. Ich war ein Wolf verdammt. Ich hatte gute Augen, doch ich war blind. Kein Geräusch war zu hören, nur der immer lauter werdende Schlag meines Herzens. Wo war Kimya? Wo war Mama? Wo waren die Anderen? Die plötzliche Erkenntnis brach durch mich mit voller Wucht, ließ mich als zitterndes Knäul am Boden zurück.

Ein Ruck ging durch meinen Körper. Ich stand schneller auf meinen Pfoten und starrte in alle Richtungen als mein Gehirn all das erfassen konnte. Ein kläglicher Laut hallte noch durch meine Ohren, kam er von mir. Ich wusste es nicht, doch plötzlich bemerkte ich die Helligkeit. Sah Bäume. Wald. Licht. Meine Pfoten zitterten noch immer und meine Krallen fuhren in die Erde. Ich konnte meine Füße wieder bewegen. Mein Blick fiel hinter mich. Kimya war weg. Nein. Erleichterung erfasste mich, ließ mich schwindeln, fast taumeln. Nein. Kimya war nicht weg. Mein Bruder lag nicht mal 5 m von mir entfernt zusammen gerollt und schlief. Ich holte erst einmal tief Luft, bevor ich es schaffte mich zu sammeln. Ein Traum. Es war nur ein Traum. Nein, das stimmte nicht ganz. Es war mein Alptraum und er wiederholte sich Nacht für Nacht seit Mama weg war. Warum? Vielleicht hatte ich einfach Angst meinen Bruder auch noch zu verlieren, aber viel mehr hatte ich doch Angst vor dem Alleinsein. Ich konnte damit nicht umgehen und die Anderen dürften davon nicht erfahren. Wie würde es aussehen, wenn ich als kleiner Angstwolf dastehen würde der nicht allein sein konnte. Nein. Keiner dürfte davon wissen! Ich musste doch auf Kimya aufpassen, auch wenn wir so verschieden waren, war er doch alles was mich von meinen Alpträumen trenne.

Ich unterdrückte den inneren Zwang zu ihm zu gehen, mich neben ihn zu legen. Das würde nur auffällig wirken. Es war ganz früher Morgen, alle schliefen, wir waren noch nicht lange hier zum Rasten, immerhin liefen wir oft Nachts um keinen Menschen zu begegnen. Der Alptraum hatte ziemlich schnell zugeschlagen, aber offenbar hatte es niemand bemerkt. Zum Glück. Nur an Ruhe war jetzt wohl kaum noch zu denken, ich war viel zu aufgewühlt. Verdammt. Ich legte mich wieder hin, bettete meinen Kopf auf die Pfoten und starrte Kimya an. Vielleicht würde ich wieder müde werden...irgendwann.