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Prolog- Der Anfang einer Gemeinschaft - Druckversion

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- Tamias - 07.12.2009

Ich hasste sterbende Wölfe. Sie starben ohne das man was machen konnte. Man konnte sie nicht ermutigen, nicht das Leben schenken, sie beschützen. Sie waren wehrlos und man selbst hilflos. Egal was man tun würde, es würde nicht helfen. So war eben das Schicksal. Doch diese Wölfin hatte eine Botschaft und ich war mir sicher, sie hatte mit Menschen zu tun und mit Leid und so. Jedenfalls roch ich an ihr kaum was anderes. Blut und Menschen und Hunde und .. vieles möchte ich hier auch gar nicht aufzählen. Widerliche Gerüche, sie brannten in meiner Nase und ließ mich an meine eigenen Erfahrungen denken die ich mit Menschen gemacht habe. Mein Blick galt kurz Seritas, die das Wort erhob. Ich nickte kurz und sah wieder zu der Sterbenden. Meinen Kopf duckte ich zu ihr hinunter um ihre Worte besser verstehen zu können. Es war ein Zeichen das ich ihr zuhören wollte und sie sich zu bemühen hatte uns ihre letzte Botschaft zu vermitteln.


- Tryss - 07.12.2009

Na der bildete sich ja was ein. Ich konnte nicht wirklich verbergen, dass mir seine Antwort, die im Übrigen keine wirkliche Antwort auf meine Fragen war, keineswegs gefiel. Ich kniff die Augen zusammen und musterte den Rüden vor mir eingehender. Ein wirklich freundlicher Busche schien er ja nicht zu sein.

„Nein, bist du nicht. Aber wenn du ein bisschen Höflichkeit in deinem Herzen tragen würdest, dann könntest du einem jungen Wolf seine Fragen natürlich beantworten. Es sei denn du hast etwas zu verbergen und musst Gegenfragen stellen um von dir abzulenken.“

Meine Laune, meine erregte, freudige Laune von vorhin war mittlerweile irgendwie verflogen. Das störte mich, denn eigentlich wollte ich mir meinen Tatendrang nicht von einem solchen Rumschleicher verderben lassen. Zumal er meine Fragen nicht beantwortet hatte, was wohl der eigentliche Grund für meine emotionale Schwankung war. Ach, egal. Ich nahm mir vor, den Rüden da einfach links liegen zu lassen, wenn er eben nicht scharf auf meine Gesellschaft war. Und auch nicht auf seine Fragen einzugehen, wenn er nicht auf meine einging, obwohl es mich wirklich in den Pfoten juckte. Ich hätte noch so viel mehr auf der Zunge liegen.

„Und was mein Ziel ist... verzeih, aber das scheint ohnehin nicht von Bedeutung zu sein. Ich wünsche dir noch einen glücklichen Lebensweg, mögest du den Jägern nicht in die Hände laufen.“

Die jungendliche Leichtigkeit schien verschwunden, stattdessen hatte meine Miene einen ernsteren Ausdruck angenommen, bevor ich mich abwandte und wieder meiner ursprünglichen Spur zuwandte. Wollten wir doch mal sehen, was sich an ihrem Ende befand und sollte der andere doch selbst zusehen, was er tat und was nicht.


[Wald | Kaya]




- Die Wölfin - 09.12.2009

Für einen kurzen Moment war der Wölfin, als wäre sie wieder jung. Es war dieses Gefühl, dass von diesem Augenblick ausging, ein Gefühl, dass sie lediglich einmal erlebt hatte. Damals war der Sommer heiß gewesen, das Land war vertrocknet und die Blumen und Bäume hatten jegliche Farbenfröhlichkeit verloren. Das Land verdorrte und allmählich begann es vor sich hin zu siechen. Bis zu diesem einen Tag. Damals war sie jung gewesen und glücklich. Glücklich und von ihrem Rudel behütet, fast noch ein Welpe und grün hinter den Ohren. Durstig waren sie alle gewesen, oh ja. Nicht nur die Wölfe, alle Tiere. Wahrscheinlich hatten alle ähnlich empfunden als der Himmel sich plötzlich verdunkelte und das ferne Donnern die Luft erzittern ließ. Und dann... dann fiel er. Der erlösende Tropfen. Es war wie eine Reinigung, eine Auferstehung. Eine Wiedergeburt.
Ebenso wie heute. Die Sinne der Wölfin kehrten vollends zurück als sie den Kopf hob und ihre Begleiter direkt anschaute. Ihr Blick huschte von einem zum anderen, sie versuchte ihre Augen damit einzufangen, sie an ihre Worte und ihre letzte Botschaft zu fesseln.

„Ihr müsst fliehen, verlasst dieses Land und zieht davon. Es gibt Regionen, da bleibt ihr verschont von Jagd und Leid durch den Menschen. Keine Hatz mehr. Ich kann euch den Weg beschreiben, erzählt so vielen wie möglich davon und rettet euch.“

Ihre Stimme klang plötzlich kräftiger, als wollte sich ihr Körper noch einmal aufraffen, als würde er die letzten Lebenssäfte zusammensammeln um ihren letzten Willen kund zu tun. Doch bevor sie endete, musste sie wissen, ob diese Wölfe bereit waren ihre Aufgabe zu übernehmen, den Weg zu gehen und die Botschaft weiter zu verkünden. Sie wollte für einen Moment warten, auf eine Regung in ihren Augen oder ihrem Körper achten und dann entscheiden, ob sie den Weg preisgab. Zumindestens hoffte die Fähe, dass die beiden würdig waren. Denn viel Zeit, das wusste sie, blieb ihr nicht mehr.


[Wald | Seritas, Tamias]


- Raskild - 10.12.2009


Ich habe gesehen was passiert war. Der Boden unter mir hat gebebt und in der Luft stand der Gestank der Angst. Auch ich hatte Angst, auch ich. Um mich herum das Geknurre und Gejaule von Hunden und Wölfen, obdenn ich nicht wusste wer nun Wolf und wer Hund war. Es waren Diener der Menschen und doch von eigenem Willen angetrieben. Wölfe und Hunde hassen einander seit Angesicht der Zeit und die Wurzel jenen Hasses liegt tief verborgen in der Seele. Ich weiß nur zu gut von was ich hier spreche, den ich habe es einst selbst erfahren. Nun denn, Wölfin. Ich bin dir gefolgt als der Mensch dich besiegte und ob es nun der Mensch selbst war oder die Waffe die er benutzte... An meinen Pfoten klebte ein Teil deines Blutes und ich roch den metallenen Geruch der uns eigentlich in Rage versetzen sollte. Dieses Mal jedoch war es anders, ganz anders. Ich habe mit dir gefühlt und ich habe verstanden. Du konntest mich weder hören, sehen noch riechen, denn ich bin ein Meister der Tarnung. Ich habe in Menschensiedlungen geplündert und mir diese Gabe schnell angelernt. Menschen wurden mir nie zum Verhängnis, dafür jedoch anderen Wölfen. Es sind immer die Anderen.

Es kamen mehr Wölfe, mit ihnen ein Rüde der mich ein wenig an Halldor erinnerte. Eine Fähe namens Seritas. Und zwei weitere Wölfe die mich nicht sahen, die ich aber sah. Zwei Rüden. Einer davon noch recht jung. Währenddessen sprach die verletze Wölfin und ich hörte zu. Sie sprach davon diesen Ort zu verlassen. Doch war es wirklich richtig den Menschen einfach den Platz zu räumen und mit eingeklemmter Rute abzuhauen? Hatten wir denn eine andere Wahl die nicht der Tod sein würde? Ein anderer Ort. Doch war ich nun schon so weit gereist und bald würde mir das Laufen schwer fallen. Nördlich von uns gab es viele Menschensiedlungen, östlich und westlich ebenfalls. Nur im Süden, da wo ich herkomme war es ruhig. Bald würde ich so rund werden das ich nur noch schwer laufen kann. In ein einhalb Monden werde ich werfen. Es war ausgeschlossen jene Wölfe zu begleiten die sich versammelt hatten. Ich würde in den Süden zurückkehren und meinem Rudel davon berichten was ich erlebt habe. Und dann werde ich ein ruhiges Leben haben. Doch was mich davon abhält ist ein stechender Schmerz in meinem Herzen. Zurückkehren wo ich doch auf ein neues Leben aufbauen wollte? Kurz blickte ich zu den drei Wölfen auf der Lichtung und gab einen fast lautlosen Knurrlaut von mir. Es war meine Entscheidung was ich tun würde. Wenn diese Wölfe ein Rudel bilden würden, wieso sollte ich nicht auch dazugehören? Wieso sollte ich mir denn keinen Schutz unter ihnen suchen? Meine Augen fielen auf Seritas, dann auf den Rüden. Wer war hier der Anführer dieser kleinen Gruppe? Fehlende Fragen die mir eine gewisse Entscheidung leichter machen würden. Ich spielte mit dem Gedanken Welpen in ein fremdes Rudel zu setzen. Als Leitwölfin vielleicht? Seritas schien nicht tragend zu sein. Noch könnte ich kämpfen. Noch könnte ich um meinen Anspruch im Platze des Rudels kämpfen um das Überleben meiner eigenen Welpen zu sichern.

Ich spürte wie mein Herz wild in meiner Brust klopfte. Nicht jetzt, sagte ich mir. Es gebührte den Respekt der Sterbenden. Ich zeigte mich present und trat lautlos durch das Dickicht und dem Moose hinaus. Ich setzte mich hin und blickte die drei Wölfe kurz an. Ich sagte kein Wort, gab kam eine Gestik von mir die meinen Gefühlszustand verraten könnte. Aufmerksam, immer offen für Neues. Sie würden mich früher oder später nach meinem Namen fragen, mich testen, mich kennenlernen. Doch jetzt nicht. Wir sollten Anstand zeigen, Respekt und der sterbenden Wölfin zuhören ehe sie zu den Sternenwegen hinaufgehen würde.


[Wald, Seritas, Tamias und die Wölfin]


- Seritas - 10.12.2009

So stand ich also stumm bei der Wölfin, wartete die Momente ab und zählte die Minuten. Es dauerte und dauerte mir shcien es eine ewigkeit ehe sie Sprach. ich lauschte gespannt und wurde immer Neugieriger. Da nahm ich einen anderen Geruch wahr und drehte aprupt den Kopf in diese Richtung.. Da sah ich sie.. Eine Fähe... Sie musterte mich ein wenig argwöhnisch gar so als ob ich eine Rivalin währe.. Mein blick wurde kurze Zeit missmutig aber dan unterlies ich es zu knurren. Mein Blick richtete sich ohne ein Wort zu sagen wieder zu der Wölfin. Sie war es die ich nun ansprach.

"Ich meinerseits werde euch lauschen weise Fähe. Mein gehör gilt euren Worten und meine sind Gedanken gespannt auf eure Kunde."

Meinte ich in einem ruhigen sanften Tonfall... Dabei musterte ich kurz den Rüden der neben mir stand. Auch er shcien gespannt zu lauschen. Ich warf der neuen Fähe noch einen Blick zu, musternd und unbestimmt. Ich würde sie später ansprechen auf ihre Unfreundlichkeit. Ein Name hätte schon fallen können. Ich und Tamias hatten es ja auch geschaft und die Wölfin war dadurch nicht beeinträchtigt gewesen. So schwieg ich mich jedoch nun aus und wartete. Jede Minute war wie eine Stunde. Es musste ein Mystisches Bild sein.... Drei Wölfe lauschten einer Verletzten.


[Bei Tamias und später der neuen und der verletzten Wölfin, Lauscht den Worten mustert die neue Argwöhnisch ist enttöuscht von ihrer Unfreundlichkeit ]


- Kaya - 10.12.2009

Da hatte er mich also....eindeutig auf der falschen Pfote erwischt. Auch wenn die Steine nun langsam ins Rollen kamen, so hieß das doch nicht, dass ich gänzlich in der Lage war, zu fassen was hier gerade passierte. Für den Moment wäre ich dem Jungspund am liebsten an die jugendliche Gurgel gefahren und hätte ihn für nur einen Moment zum Schweigen gebracht. Leider kam er mir zuvor und maßte sich tatsächlich an, das Gespräch welches keines war, von sich aus zu beenden und die Distanz zwischen uns zu vergrößern. An sich hatte ich kein Problem damit, doch mein Stolz meldete sich und trichterte mir ein, dass das so nicht richtig sein konnte.

„Na warte....“

raunte ich und setzte mich in Bewegung, als der Namenlose Rüde dies bereits vollzogen hatte. Seltsamerweise schlug er eine Richtung ein, die mir vollkommen recht war, entsprach sie doch ungefähr derer die ich hatte einlegen wollen. Ob er....? Dem musste ich auf den Grund gehen und hielt mich an den Rüden, füllte seine nicht zu großen Pfotenstapfen aus und setzte meine eigenen Pfoten in die Abdrücke der seinen, als habe ich niemals etwas anderes gemacht. Erst nach einigen Minuten kam ich auf die Idee, dass der Junge mich möglicherweise eher aufhielt als beschleunigte und setzte mich daneben. Schweigend sollte es zumindest von meiner Seite aus für den Rest des Weges zugehen, besonders als die prägnante Witterung von Blut – neuerlicherweise – in meine Nase kroch, sich dort ansammelte und für wohliges Bauchkribbeln sorgte, das ich nicht wirklich zuordnen konnte.

Aber je mehr wir uns dem Trio – die Fähe Raskild blieb mir verborgen – näherten, umso mehr wuchs meine Gewissheit und mein Gefühl, dass wir uns kaum viel an Zeit würden erlauben können, jene noch zu warten. Eile schien geboten und so stob ich voraus, setzte meine Läufe kraftvoll ein und langte schließlich bei Fähe, Fähe und Rüde an, mich so aufbauend wie ich es immer tat und es keiner ernstnahm – im übertriebenen Sinne wie jemand der ein Rudel führte, ohne jemals ein solches besessen zu haben – wobei man ein Rudel ja ohnehin nicht 'besitzen' kann wie etwas anderes, ein Stück Beute zum Beispiel...nun also hieß es abwarten und zu lauschen ob auch mehr als das leise seufzen der blutigen an meine Lauscher dringen würde. Den jungen Fragestellerwolf hatte ich darüber beinahe vergessen – ein Fehler...?



[Wald, schräg zu Tryss, nahe bei Tamias, Seritas, der Fähe sowie – nicht zu sehen für ihn - Raskild]


- Tamias - 11.12.2009

Neue Gerüche emfing meine sensible Nase. Innerlich hätte ich mich aufregen können. Verletztheit und Blutgeruch sollte Wölfe eigentlich abschrecken und doch zog es sie an wie Aßgeier. Ich selbst war zwar in einer ähnlichen Lage, aber ich versuchte wenigstens etwas zu tun. Die anderen Wölfe waren jedoch in einer Art Zwickmühle. Es wäre eine Unart sich jetzt einzumischen, wo deutlich ist das es einer sehr ernste Lage war. Würden sie also anfangen zu sprechen, könnten wir möglicherweise die Worte der Wölfin nicht mehr hören. Ich würdigte keinem Neuen einen Blick. Ich spürte wo sie standen, wo sie waren und auch so ganz wage wie sie sich positionierten. Das reichte vorerst. Es nützte nichts sich das Nackefell zu sträuben damit die anderen von der Pelle blieben. Das taten sie bislang so schon ganz gut. Also blieb meine Haltung sehr neutral. Ich war immer noch auf die Sterbende fixiert. Kurz schnippte ich mit den Ohren als Seritas etwas zu melden hatte.

"Sind es viele? Hätte auch ein großes Wolfsrudel keine Chanze?"

ich sprach leise und rau und vorallem ernst. Ich wollte nicht fliehen vor den nackten Menschen, die nicht mal viel Fell am Körper trugen und sich nicht mal natürlich zu wehr setzen konnten sondern Waffen bauten um mächtiger zu sein um mehr von uns töten zu können. Ich verabscheute diese Wesen zu tiefst und denen jetzt hier noch den Weg frei zu machen war absolut gegen das, was ich vor hatte. Die Wölfe sollten fliehen und hoffentlich hatte ich das jetzt richtig interpretiert, dass es um Menschen ging vor denen wir flüchten sollten, das war absolut nicht drin. Einige würden sich vielleicht beeindrucken lassen, aber so lange es noch eine Chanze gab die Menschen auszutricksen, würde ich diese Möglichkeit in Erwägung ziehen. Hätten wir wirlich keine Chanze, so sollten wir uns schnell einen Platz suchen, ihn besiedeln und verteidigen. Erst einmal fernab von dem Menschen. Es gab noch viel Platz, welches noch nicht vom Mensch bebaut wurde. Das sollte geschützt werden. Jedenfalls hatte ich das vor. Was der Rest hier vor hatte, würde sich später zeigen.



- Tryss - 13.12.2009


Sobald ich den unoffenen Griesgram hinter mir gelassen hatte, ging es mir besser. Die Witterung des Blutes wieder in der Nase, trieben mich meine Pfoten voran und ich achtete kaum darauf, was der fremde Rüde von eben tat oder eben sein ließ. Meine Augen fixierten den Weg vor mir und folgten der Spur, während sich in meinem Kopf bereits wieder Fragen über Fragen angehäuft hatten, die ich unbedingt loswerden wollte. Vor allem aber wollte ich wissen, was geschehen war. War der verletzte Wolf von den Pfeilen der Jäger getroffen worden? Oder von einem Bären angegriffen? Oder gar von einem anderen Wolf? Ich lief undd fragte mich selbst- und zuckte plötzlich zusammen, als ein Körper neben mir auftauchte. Meine Rute verfing sich zwischen den Hinterläufen und die Ohren legte ich ehrfürchtig zurück, so groß war der Schreck, den der Griesgram mir einjagte. Nun ja, so viel zur Theorie des furchtlosen Tryss. Dennoch hielt der Schock nur so lange, bis ich bemerkt, dass es der Graue von eben war. Schnell stellte ich meine würdevolle Haltung wieder her, ließ mich aber nicht davon abbringen ein nicht wirklich begeistertes Gesicht aufzusetzen.

Mittlerweile waren wir dem Ziel der Spur wohl recht verdächtig nahe gekommen, denn die Witterung verstärkte sich. Ich hatte derweil beschlossen dem Grauen einfach keine Beachtung zu schenken und wandte den Kopf hier und dorthin, nur um den Rüden nicht ansehen zu müssen. Das gelang mir auch ganz gut- bis der der Meinung war lossprinten zu müssen. Oooh! Das konnte ich mir ja wohl nicht entgehen lassen! Nachher bekam er Antworten vor mir- oder noch schlimmer: Ich bekam überhaupt keine Antworten, während er alle erhielt! Das ging einfach nicht. Also nahm ich die Läufe in die Pfoten und lief was das Zeug hielt- immer die Hinteransicht des Grauen im Blick. Zum Glück bemerkte ich rechtzeitig, wann er anhielt, sonst wäre ich wohl noch in den Hinter des Rüden gelaufen und hätte mir wieder etwas anhören dürfen. Was blieb der auch einfach stehen? Ich scherte aus und drängelte mich ein wenig an Herrn Griesgram vorbei bis ich sah, was der Grund war. Da lag ja die Ursache für die Blutspur und nicht nur die. Drum herum standen noch zwei Wölfe. Eine Fähe und ein Rüde. Und letzterer sah ähnlich unbegeistert aus wie der erste, dem ich heute begegnet war. Dementsprechend war ich weniger geneigt mich ihm zu widmen.

Stattdessen interessierte mich ein viel interessanteres Objekt, nämlich die Blutende. Ich schob mich vollends am Grauen vorbei und betrat die Lichtung, bis ich neben dem anderen Rüden zu stehen kam und einen genauen und guten Blick auf die Fähe vor mir hatte. Aber da war noch ein Gefühl, ein unbestimmtes als ob ich beobachtete würde. Ich ließ die Augen schweifen, doch trotz genauer Beobachtung hätte ich die eher braune Fähe trotzdem beinahe übersehen. Einen kurzen Moment ruhte mein Blick auf ihr, aber sie schien keine Anstalten zu machen sich auch nur auf irgendeine Weise zu bewegen oder etwas sagen zu wollen. So wie auch sonst niemand hier. Also richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Fähe, die etwas Erwartungsvolles in ihrem Blick hatte. Sie schien die Runde zu mustern, trotz der klaffenden Wunde in ihrem Körper. Ein Teil des Pfeilschaftes ragte noch daraus hervor, wenngleich das Blut daran teilweise bereits verkrustet war. Die Fragen, die mir vorhin wie Feuer auf der Zunge gebrannt hatten, waren urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte Wölfe sterben sehen und ich wusste, dass die Menschen Jagden veranstalteten. Ohja, das wusste ich nur zu gut, hatte ich doch meine Familie durch sie aus den Augen verloren. Der Anblick der Fähe und die Erinnerung an meine Eltern und Geschwister machten mich traurig, mein Blick wurde wehleidig, meine Stimme leise, beinahe brüchig.

„Waren sie das? Haben dir die Menschen das hier angetan?“

Ich glaube, das war der erste Augenblick in dem ich nicht mehr genau wissen wollte, was eigentlich genau geschehen war. Nur der Täter, der war von belang für mich.

[Waldlichtung | Tamias, Seritas, die Wölfin- Kaya und Raskild jeweils etwas abseits]


- Die Wölfin - 13.12.2009

Es war als hätte das Glück sie erhört. In jenem Moment, als sie für einen Augenblick innehielt um die Wölfe zu gut wie möglich einzuschätzen, erschienen noch mehr auf der Bildfläche. Zunächst ein grauer Rüde, schon etwas älter an Jahren und hinter ihm ein jüngerer Rüde. Die Fähe, die sich am Rand der kleinen Lichtung zu ihnen gesellt hatte und dort stumm zuhörte, abwartete, konnte die Wölfin nicht sehen, da sie mit dem Rücken zur Braunen lag. Und dennoch, zwei weitere Zuhörer, vier zusätzliche Ohren für ihre Botschaft. Nun war es egal, wer am würdigsten war, wer das vertrauenswürdige Funkeln der Abenteuerlust in seinen Augen trug. Wenn sie alle hörten, was sie zu sagen hatte, würden mehr davon erfahren, egal wer von ihnen aufbrach und egal wer von ihnen blieb. Die Chancen auf Erfolg stiegen in diesem Moment, auch wenn sie immernoch nicht groß waren.
Als die Fähe neben ihr zu sprechen begann, nickte die Wölfin und ein sanftes, leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lefzen. Ein plötzliche Stich in der Brust ließ sie jedoch aufkeuchen, das Lächeln verschwand ebenso schnell wie es erschienen war. Die Stimme des Rüden drang von fern an ihre Ohren und plötzlich noch eine weitere Stimme. Sie zwang sich den Kopf zu heben und ihr Blick fiel auf den jüngeren Rüden, der sich plötzlich neben dem Braunen befand. Sein mitfühlender Blick rührte sie.

„Es waren die Menschen mein Junge, die Menschen. Mit ihren Waffen kommen sie uns zu jagen, ihre Hunde, die uns doch eigentlich so ähnlich sind, werden abgerichtet und auf uns gehetzt.“

Ihr Kopf drehte sich leicht, langsam, denn sie fühlte, dass die neu gewonne Kraft wieder dahinschwand. Ihre Augen lagen nun auf Tamias.

„Sie sind unzählbar, groß an ihrer Zahl und es werden von Jahr zu Jahr mehr. Sie roden die Wälder und nehmen uns Lebensraum und Nahrung. Es gibt kein Entrinnen, denn wenn wir versuchen uns zurückzuholen, was uns genommen wurde, werden wir getötet, einer nach dem anderen. Sie sehen uns als Feind, die Verkörperung des Bösen, sie nennen uns Teufel.“

Ein Laut, der einem Husten glich, drang aus ihrem Fang. Der metallene Geschmack von Blut breitete sich im Inneren ihres Fanges aus. Die inneren Verletzungen begannen ihren Tribut zu fordern. Die Fähe wusste, sie musste sich beeilen, wenn sie alles berichten wollte, was sie wusste.

„Es gibt andere. Menschen, die anders denken, uns nicht al Feinde ansehen. Ihr müsst davonziehen und den Ort aufsuchen, den diese Menschen besiedeln. Die Zweibeiner hier nennen sie Barbaren, weil sie uns als Symbol für Stärke und Kraft verehren. Ich nenne sie gütig, weil sie uns nicht Jagen wie Vieh. Dorthin müsst ihr gehen, dort wird es sicherer sein und wir können wieder frei leben, ohne vor Hundegebell oder Bogensehen erschaudern zu müssen.“

Ob sie ihr glaubten? Die Wölfin hoffte es sehr. Wäre sie so glücklich gewesen weiterleben zu dürfen, sie wäre gegangen. Weil sie an eine bessere Zukunft glaubte. Und an Menschen, die andere Hände besaßen als die in diesen Landen. Andere, als diese, die von Blut und Hass nur so trieften.


[Waldlichtung]


- Raskild - 13.12.2009


Schweigsam stand ich am Rande des Waldes, lauschte und spürte Herzschlag für Herzschlag wie Wut in mir aufstieg. Es war eine unbestimmte Wut, denn sie galt keinem Wolf in diesem Wald. Der sanfte Wind trug mir die Witterung des Blutes zu und ich roch auch den Pfeil der in ihr steckte. Wir Wölfe haben einen guten Geruchssinn, ich konnte den Menschen riechen der diesen Pfeil gemacht hat. Auch die zwei Rüden kamen näher und ich blieb still harrend als schweigende Beobachterin dort und lauschte nur. Fragen kamen auf, Trauer kam auf aber auch der Hauch von dem was die Wölfin sagte. Eine Reise, ein Ort an dem wir geachtet wurden oder was wahrscheinlicher war, nicht beachtet wurden. Ein Teil einer Welt die es noch gibt, doch musste man diesen finden.

"Im Norden",

hauchte ich leise und runzelte meine Wolfsbrauen. Ja, dieser Ort war im Norden, weit weg von hier und dort wo Bären, Elche und wir Wölfe noch einen Sinn im Leben der Menschen haben. Eine Aufgabe. Eine Bedeutung. So stand der Bär für Stärke, der Fuchs für die List und wir Wölfe für die Familie. Da würden wir keine sogenannten Teufel sein. Plötzlich pochte in mir das unbändige Verlangen das Wissen der Wolfheit, nein besser, das Wissen der Bewahrung der Wolfheit in mir und ich wollte es am Liebsten hinausheulen, doch...doch, die Menschen würden es hören. Nicht gut, nein überhaupt nicht gut. Wo waren wir sicher? Nicht hier. Es war Zeit sich in Bewegung zu setzen, genau jetzt. Und das tat ich auch. Bedächtig trat ich auf die kleine Gruppe jener Wölfe zu die ein Geheinmnis in ihrem Herzen trugen. Und nickte ich jenen Wölfen jedem einmal respektvoll zu, noch immer schweigsam, stets irgendwie folgsam, schob ich meinen Körper zwischen jene Rüden die neu dazugekommen waren und in das Blickfeld der sterbenden Wölfin.

"Wölfin",

sagte ich leise, sanft und lächelte ihr zu. Es war seltsam den Tod in ihren Augen zu sehen, denn noch war ihr Geist klar und der Wille ihren Teil an die Wolfheit zu geben groß.

"Mein Name ist Raskild",

flüsterte ich der Sterbenden zu und berührte mit einer liebevollen Geste ihre Pfote mit der meinen.

"Im Land des Bären, nicht wahr? Dort wo wir Wölfe noch eine Bedeutung haben. Im Norden, Wölfin. Im Norden. "

Ich hatte von diesem Ort gehört, denn war ich stets wissbegierig und fand so einige Geheimnisse heraus. Würde sich nun die Sünde meiner Welpenzeit bezahlt machen?
Man muss nur weit genug nach Norden gehen, bishin zum Meer und einige Tage an dessen Strände verbringen. Dann würde ein Licht das Himmel erleuchten und uns den weiteren Weg zeigen. Ein Land voller Geheimnisse, wo Menschen auf seltsamen Bäumen über das endlose Mee kamen und Adler ihre Horste an Klippen bauten. War es dieses Land? War es wirklich das Land des Bären oder gab es noch einen weiteren, fremden Ort der sich vor der Wolfheit verstecken wollte? Und wenn, gab es tatsächlich zwei Orte an denen die Wolfheit mit der Menschheit zusmamenleben konnte? Gab es das?
Mein Atem wärmte die kalte Schnauze der sterbenden Wölfin.
Norden. Mein Herz konnte vor Aufregung kaum mehr Stand halten ohne zu zerbersten.



[Lichtung / bei allen Anderen]