Obscuri
Prolog- Der Anfang einer Gemeinschaft - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Der Weg in den Norden (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=9)
+--- Thema: Prolog- Der Anfang einer Gemeinschaft (/showthread.php?tid=27)

Seiten: 1 2 3 4 5 6


Prolog- Der Anfang einer Gemeinschaft - Tryss - 17.11.2009

Foto: Kati H. | Dawnthieves.de

Prolog- Der Anfang einer Gemeinschaft

Die letzten Tage des Winters waren angebrochen und eigentlich war alles, wie es Jahrhunderte lang gewesen zuvor gewesen war. Der Schnee auf den Bäumen und den Feldern schmolz, kleine Tautropfen bildeten sich auf den Grashalmen der Wiesen und allmählich erwachte die Welt zum Leben. Während die Vögel auf den Zweigen umhertanzten und fleißig dabei waren alles für die Brut und die Jungenaufzucht vorzubereiten, trauten sich auch Wild und kleine Nagetiere wieder aus ihren Verstecken, um den herannahenden Frühling gebührend begrüßen zu können. Alles war wie immer und hätte so schön sein können, wenn, ja wenn nicht der Mensch seine Finger im Spiel gehabt hätte. In den vergangenen Jahrhunderten hatte er sich immer weiter ausgebreitet, immer mehr Macht an sich gerissen und wo er im letzten Jahr noch Halt gemacht hatte, schreckte er nun nicht mehr zurück. Wälder wurden gerodet, damit der Mensch seine Nahrung anbauen konnte und dabei merkte er nicht, dass er denen, die die Wälder bewohnten, ihre Heimat nahm. Die Fürsten und Könige freuten sich an der Jags und merkten dabei nicht, dass sie denen, die auf das Wild als Nahrung angewiesen waren, ihre Nahrung nahmen. Was blieb, war der Hunger für die Wölfe, von dem sie nicht wussten, wie sie ihn stillen sollten. Jetzt, da der Frühling anbrach und die Nahrung wieder im Überfluss vorhanden sein sollte, der Hunger des Winters vertrieben werden sollte, war nichts mehr wie es war. Hunger stellte sich ein, Hunger, der dazu zwang anderweitig Beute zu schlagen und einige der Pelzträger dazu trieb sich an dem zu vergreifen, was sich außerhalb des Waldes und der Wildnis befand, innerhalb des Reiches der Menschen, auf ihren Wiesen und Weiden. Aber was sollten sie auch tun, wenn der Hunger sie quälte, weil der Mensch ihnen ihre Nahrung nahm? Doch der Mensch war kein nachsichtiges Wesen und jeder, der ihnen streitig machte, was sie für sich beanspruchten, musste mit bitteren Konsequenzen rechnen. So kam es, dass sich das Nackenhaar dessen sträubte, der das Jagdhorn in diesem beginnenden Frühling vernahm. Denn wo das Horn erklang, erklang der Ruf des Todes. Eines Todes, der seinen Sense in diesem Jahr ein wenig lauter und mit einem hämischeren Grinsen im Gesicht wetzte. Gehasst, verdammt und gejagt gibt es in diesen Zeiten nur eine Überlebensmöglichkeit. Der Wolf muss unsichtbar werden. Wenn der Mensch blind bleibt, für alles was sich bewegt. Doch aller Anfang ist schwer und dieses Unterfangen geht einem Erzähler leichter von der Zunge als denen von der Pfote, die es tatsächlich durchführen müssen. Eines jedoch ist auch in diesen schweren Zeiten sicher: Gemeinsam- und sei es auch nur eine wage Bekanntschaft, verbunden lediglich durch ein gemeinsames Ziel- lässt sich mehr bewerkstelligen, als wenn man allein durch die Lande zieht.



Kurzinformationen

Datum: 13. März 1202
Tageszeit: Vormittag
Temperatur: 12°C
Wetter: bewölkter Himmel, kein Regen
Situation in Kürze: Die Menschen befinden sich auf der Jagd nach einer Wölfin, lassen jedoch, nachdem sie ihre Spur verloren haben, von ihr ab. Was sie nicht wissen, ist, dass die Wölfin schwer verletzt ist und sich nur mit letzter Kraft auf eine kleine Lichtung im Wald retten konnte, die sich in der Nähe eines Baches befindet. Und was die Wölfin nicht weiß, ist ,dass in diesem Moment einige andere Wölfe ganz in der Nähe sind, um ihren Rat, den letzten Rat den sie auf den Lefzen trägt, zu hören.




- Die Wölfin - 17.11.2009

Das laute Zirren der Bogensehne zerriss die Luft, Hundebellen dröhnte an die Ohren der wenigen Wölfe, die noch in diesen Wäldern hausten und das wehleidige Jaulen des Getroffenen bohrte sich wie ein wirklicher Pfeil in die Brust der Horchenden. Mit letzter Kraft schleppte sich die Fähe weiter, durchquerte einen kleinen Bach und ließ sich keuchend in eine Erdspalte sinken. Ihre Brust hob und senkte sich in schnellem Rhythmus und die Braune schloss die Augen, während der tödliche Pfeil noch in ihrem Körper steckte. Vielleicht betete sie zu Wulf, dass die Jagdhunde ihre Spur im Wasser verlieren würden. Vielleicht betete sie für bessere Zeiten. Vielleicht dachte sie gar nichts. Eines war jedoch sicher. Als sie die Augen wieder aufschlug und erleichtert der Vorbeiziehenden Jagd lauschte, wusste sie bereits, dass sie sterben würde. Doch ihr Tod würde nicht umsonst sein. Es gab eine bessere Welt, eine Welt in der Wölfe nicht gehasst wurden, sondern als Sinnbild für Krieger galten. Die Braune würde es anderen Wölfen sagen müssen, bevor das letzte Lebenslicht sie verließ. Diese Gejagten würden den Weg gehen können, nach Norden in fremde Länder, wo man sie nicht jagte. Wo man nicht unsichtbar sein musste, um den tödlichen Waffen entkommen zu können.
In ihren Gedanken lag eine beinahe tödliche Gewissheit, eine Gewissheit, die in der Lage war ihr die Kraft zu geben, die sie brauchte. Die Fähe rappelte sich wieder auf und kroch- ja, sie kroch tatsächlich mehr als dass sie lief- am Bach entlang. Sie musste andere Artgenossen finden. Wie der Pfeill in ihrer Brust bohrte sich der Gedanke in ihren Kopf. Weiter, weiter, eine Pfote vor die andere setzend, während ihr Atem schneller wurde, schwerer wurde und ihre Läufe drohten den Dienst zu versagen. Doch was war das dort vorne? Licht? Ihre Augen waren schwächer geworden, die Welt begann zu verschwimmen und doch nahm sie alles klarer war als jemals zuvor. Sie spürte förmlich, wie sich die Bäume lichteten und eine kleine Wiese sichtbar wurde. Reif lag noch auf den Grashalmen, sie witterte den Duft, den altbekannten Duft, der ihr doch noch nie so schön vorgekommen war. Sie wollte weiter, in die Mitte der Lichtung und sie dann ganz überqueren, doch plötzlich versagten ihre Läufe. Die Kraft der Wölfin schwand. Und wenn nicht bald ein Wolf kam um ihre Nachricht zu hören, würde sie wohl niemand mehr hören. Das durfte nicht geschehen. Das durfte niemals geschehen.




- Seritas - 18.11.2009

Langsam, Sinnlich und Leise trugen mich meine Pfoten voran. Ich hörte das Jaulen der Jagdhunde in der ferne und den Schall des Hornes ertönen. Ich hielt inne um meine Sinne dem zuzurichten was Wichtig war. Diese Jäger schienen einen bestimmten Weg zu haben und dies sagte mir wiederum, dass es dort etwas gab was mich Interessieren könnte. Der Hunger nagte an meinen Knochen und fraß sich in meine Gedärme. Der Winter war vorüber und doch kam es mir vor als ob er gerade anbricht. Plötzlich änderte die Jagdtruppe ihre Richtung und ging weiter weg von mir auf Jagd. Leise wurde das Gebell und leise das Getöse der Jagdgemeinschaft. Ich war auf der anderen Seite eines Flusses und würde den Jägern nicht über den Weg laufen dessen war ich mir Sicher. Inzwischen jedoch lief ich geradewegs am Ufer entlang, ich Witterte Blut und Fleisch. Ein Artgenosse wie es mir schien.
Und da lag sie auf der Lichtung.. Eine Wölfin verwundet und eine Blutspur nach sich ziehend. Das Winseln das meine Kehle verlies klingt fragend. Lebt sie noch? Ich laufe zu ihr hin.

"Hallo? Alles in Ordnung? Ich bin Seritas. "

Entrang ich mir die Worte und senkte das Haupt zu der Wölfin. Sie war sehr schwach. So wartete ich nun auf Antwort. Lies mich dabei auf die Hinterhand nieder und legte mich anschließend komplett zu der Wölfin hin.



- Tryss - 20.11.2009

Nichts. Nichts und wieder nichts. Es war doch wirklich zum verzweifeln. Wie viele Tiere in diesem Gebiet hatte ich jetzt schon gefragt? Zwanzig? Dreißig? Hundert? Zumindestens kam es mir vor als wären es so viele gewesen und hundert ist für mich schon eine wirklich groß Zahl. Vielleicht auch, weil ich nicht viel weiter zählen kann. Noch nicht, aber was nicht war, konnte ja noch werden. Tatsache war, dass einfach niemand etwas wusste. Niemand hatte meine Eltern gesehen, nichtmal meine Geschwister. Kein Wunder, dass ich mich im Moment nicht wirklich erbaut fühlte. Zumal man das Wild ja nichts fragen konnte. Diese dummen Viecher rannten einfach immer weg, selbst wenn man ihnen versprach sie nicht zu fressen. Jedenfalls heute nicht. Vielleicht hätte ich diesen Anhang auch weglassen sollen, vielleicht waren die Rotfelle aber auch einfach nur so. Ängstlich. Pah, ich war nicht ängstlich! Ich hatte vor nichts und niemandem Angst! Irgendwo in der Ferne lärmte es laut, Hundebell, Hufgetrappel. Ich fuhr erschrocken herum, mein Nackenhaar stellte sich auf. Na gut, vielleicht vor den Jagden der Menschen. Aber wer erschrak dabei nicht? Ich schüttelte den Kopf und flüchtete mich in einen kleinen Bau, an dem ich vorhin bereits vorbei gekommen war, obwohl die Jagd sich nicht auf dem hierher, sondern wegzubewegen schien. Sicher war sicher. Es roch ein wenig seltsam hier drin. So metallisch, nicht nach Erde, wie es eigentlich duften sollte. Ich rümpfte die Nase und witterte etwas genauer. Und wieder erschrak ich. Das war doch Blut! Halbwegs frisch und die Witterung eines Wolfes vermischte sich damit. Wieder sträubte sich mein Fell. Das mit dem unerschrockenen Wolf würde mir jetzt wahrscheinlich sowieso niemand mehr abkaufen, also was sollte es. Ja, ich hatte ein bisschen Angst. Aber da war noch ein Gefühl, dass viel stärker war, das sich viel besser aufdrängen konnte. Fragen! Wer war hier gewesen? Wie lange war derjenige schon weg? War seine Wunde schwer? Wohin war er gegangen? Hatten ihn die Jäger angeschossen oder war er von etwas anderem verletzt worden? Vielleicht von den Rotfellen? Es war doch zu ärgerlich. So viel, was ich wissen wollte und es war niemand da, der mir Antworten geben konnte! Das war zutiefst unbefriedigend und ich war fest entschlossen diesen Zustand nicht so zu belassen.Mit störrischem Blick streckte ich den Kopf aus dem Bau und blickte mich um. Keine Menschen, keine Hunde, keine Gewehre, also worauf wartest du noch Tryss? Ich setzte die Pfoten vorsichtig voreinander und folgte der Blutspur, die sich kaum übersehbar über den Waldboden wand. Wenn der verletzte Wolf nicht zu schwer angeschossen war, konnte ich ihm womöglich helfen. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf und ich blieb stehen. Ich begann zu lächeln- und vor allem zu hoffen. Wenn es nun mein Vater oder meine Mutter wäre? Hitzige Erregung breitete sich in meinem Körper aus und der volle Eifer kehrte in meine Glieder zurück. Es wäre natürlich zu schön um wahr zu sein, aber irgendwann mussten Träume doch wahr werden, oder? Ein Geräusch beende meine Wunschvorstellungen und wieder fuhr ich erschrocken herum. Hörte das heute denn niemals auf? Nur was war das gewesen? Ein Vogel? Ein anderes Tier? Litt ich unter Halluzinationen? Oder trieb sich hier vielleicht noch jemand herum, der der misteriösen Spur folgte? So viele Fragen, aber ich würde schon auf alle eine Antwort bekommen, soviel stand fest. Ich duckte mich, stellte die Ohren auf und blickte mich aufmerksam nach allen Seiten um. Vorsichtig schlich ich weiter. Ich war fest entschlossen dem hier gründlich auf den Grund zu gehen.




- Kaya - 22.11.2009

Brrr. So kalt wie an diesem Tag hatte mir der Wind noch nie um die Lauscher geweht. Und dann auch noch derart heftig, dass ich meinte, die müssten förmlich abreissen…was sie glücklicherweise nicht taten. Aber noch war nicht aller Tage Abend, nicht wahr? Es war ein Wald in den mich meine Pfoten getragen hatten und nun machten sich genau diese stämmigen Pfoten daran, Ihrer Bestimmung zu entsprechen und mich nicht nur in sondern auch durch den Wald zu tragen. Offen gestanden kann ich Wäldern nicht viel abgewinnen, aber so ab und an ist deren Ruhe und Verschwiegenheit durchaus annehmbar.

Ich hatte es nicht eilig an ein Ziel zu kommen, das ich ohnehin nicht hatte. In den Zeiten der Einsamkeit hatte ich mir vorgenommen, eine gewisse Strecke am Tag zurückzulegen und zu laufen bis meine Pfoten wund wurden. Mitunter schaffte ich das sogar, aber meistens holte mich die Müdigkeit doch schon sehr rechtzeitig ein und hielt mich vom Wundlaufen ab.
So war ich meines Weges gezogen und hatte mich, wolfstypisch, vorwiegend von Aas ernährt, als ein Knall in einiger Entfernung die heimelige Stille zerriss und mich kurz taumeln ließ als sei ich es, den man getroffen hatte. Aber dem war nicht so und ich nach kurzem Ausschütteln meiner vier Läufe davon überzeugt, dass ich noch heile war. Puh. Warum es so geknallt hatte, war mir indes nicht wirklich klar – aber wie so manch neugieriges Wesen rang ich zunächst mit mir, ehe ich mich dazu entschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.

Sehr lange tat ich dies allerdings nicht. Nicht nur, dass sich der Geruch von Blut ganz langsam aber sicher näherschob, es schienen hier auch andere Wölfische Individuen zu sein. Das Bauchkribbeln war untrüglich und ließ mich noch einige Meter weiterschleichen – bis ich auf etwas trat. Ich weiss nichtmal mehr, ob es ein Ast oder nur ein Blatthaufen war, aber es war im Verhältnis zu meiner Schleichgeschwindigkeit unsagbar laut. Ich zuckte zusammen und sog die Luft ein, die ich anzuhalten versuchte – dass da jemand war war nicht zu überspüren. Aber blieb ich möglicherweise unentdeckt? Sehr geschützt stand ich zwischen den Linden nicht unbedingt…


[nahe Tryss, noch etwas entfernt]


- Tamias - 24.11.2009

Rechts ein gerroderter Baumstamm, links alte gestandene Bäume, vor mir ... ich sah nicht geradeaus. Hinter mir lag instinktiv Laub, Gras, Wildtiere und der weiter Kram. Ich war eindeutig im Wald. Meinen Fang, der mit eindeutig den Weg wies, hatte ich auf den Boden mehr oder weniger gedrückt. Ich roch nur noch wohin ich ging und meine Pfoten setzten dann mein Vorhaben in die Tat um. Ich dachte auch nicht weiter drüber nach, denn seit Tagen roch ich im Großen und Ganzen immer nur das selbe. Das alte zertrampelte Laub, die Waldbewohner, das Harz was aus den Bäumen rann, die Bäume an sich und Wasser. Wasser hatte zwar keinen Geruch aber meine empfindliche Nase konnte es dennoch wahrnehmen. Vielleicht war es die erhöhte Luftfeuchtigkeit die ich vernahm. Ich ging ausgeglichen Schrittes durch den Wald. Bemühte mich, nein ich bemühte mich nicht, ich lief schon fast automatisch so lautlos wie möglich. Ich hinterließ auch keine Spuren oder ähnliches, selbst meine Gedankengänge waren eingeschränkt auf das Minimum.
Ein leises knurren unterbrach die Stille.
Mein Magen meldete sich zu wort und ich überlegte wie lange meine letzte Mahlzeit her war. Exakt 2 Monde war es her gewesen. Aber ich hatte auch eine große Mahlzeit gehabt.
Ich blieb stehen, horchte auf und sah mich um. Ich witterte und suchte eine Fährte. Vorerst vergebens. Ich ging wieder wie gewohnt weiter und hielt die Schnauze so lange auf den Boden, bis ich eine Fährte gefunden hatte. Schon fast wie im zick-zack lief ich durch den Wald, verfolgte die Fährte bis sie so stark war, dass ich sie eigentlich hätte sehen müssen. Ich erhob meinen Kopf langsam und sah, was mir mein feiner Geruchssinn versprochen hatte. Zwei Rehe. Außergewöhnlich, fand ich. Aber besser als gar keins. Normalerweise waren Rehe nie zu zweit, es waren immer mehrere. Eins der beiden war jünger als das andere und es war verletzt. Vielleicht sind sie deswegen von den anderen getrennt. Ich hielt mich im Unterholz geduckt und meine Augen erspähten die Beute. Mein Atem wurde ruhiger, jeder Muskel spannte sich an. Eine Strategie bildete sich in meinem Kopf. Langsam schlich ich mich an, lautlos. Beabsichtigt ließ ich einen Ast knacken, die Rehe schreckten auf und rannten panisch davon. Ich hielt sich im Schacht, ließ sie in Richtung Fluss laufen. Trieb sie weit durch den Wald, eins stolperte über die Äste, die auf dem Boden lagen und ich verbiss mich in den Hinterlauf, zerrte es zu Boden und biss noch einmal nach. Das andere Reh hatte sich bereits in Sicherheit gerettet. Mein Körper war warm gelaufen, der Hunger hatte zugenommen und leidenschaftlich biss ich in die Beute, zerrte Sehnen und Adern herraus und aß mich satt. Den Rest verbuddelte ich unter einerm Baum, so gut es ging. Mir selbst war zwar bewusst, dass ich den Kadaver nie wieder so vorfinden werde, aber ich hatte bereits einen anderen Geruch in der Nase. Blut und zwar von einem anderen Wesen. Ein Artgenosse!
Die Fährte trieb mich flussaufwärts und ich witterte mehrere Wölfe. In einigen Metern Entfernung blieb ich stehen. Nicht angespannt aber vorsichtig verblieb ich einige Zeit um zu schauen was passiert. Es regte sich nichts und ich ging langsamen Schrittes zu der liegenden Wölfin hin. Eine weitere hatte sich dazu gesellt.

"Tamias."

Sagte ich bestimmt ohne jeglichen Unterton an die gesunde Wölfin. Das sollte zur Begrüßung reichen. Ich richtete mich an die sterbende Wölfin und hob ihren Kopf mit der Schnauze an. Er sackte unter mir wieder ein. Kein gutes Zeichen. Sie atmete kaum noch. Ich entschloss mich ihr Wasser zuzuschaufeln um sie aufzuwecken. Doch es passierte nichts.



- Tryss - 26.11.2009

Nein, ich hatte mich weder verhört noch getäuscht. Dahinten in den Büschen trieb sich doch jemand herum. War das nicht sogar ein Atmen? Den Körper wie ein aufmerksamer Jäger gen Boden gedrückt schlich ich weiter, der verdächtigen Stelle immer näher kommend. Und wenn man es genau nahm, dann war ich ja auch ein Jäger. Nur das meine Beute heute keinem Wild entsprach, sondern einem Artgenossen. Hoffte ich jedenfalls und die Witterung, auch wenn sie nur sehr schwach war, ließ auf jeden Fall darauf schließen.
Mittlerweile war ich nur noch einen My von dem lebenden Busch entfernt, den ich mit strengem Blick fixierte. Und was war das dort? Ein graues Etwas musste sich dahinter befinden, die Fellbüschel die da durch die Zweige schimmerten, belegten das ganz klar. Da Hirsche und Rehe meines Wissens nach auch im Winter rotbraun blieben und die Natur im Normalfall keine plötzlichen Farbeingebungen hab, war es zumindestens schonmal kein Wild, ohnehin kam nicht wirklich viel in Frage. Es musste also ein Wolf sein.

„Hey, komm raus du bist entdeckt und umzingelt!“

rief ich dem unbekannten Verstecker zu und gab meine Schleichhaltung auf. Sicher hatte er mich ohnehin schon bemerkt, da brachte das elende Rumgekrauche auch nichts mehr. Außerdem ging das ziemlich auf die Gelenke. Okay okay, ich bin ein junger Wolf, ich weiß. Aber hey, man sollte früh anfangen an seine Zukunft zu denken oder nicht? Und ich wollte in ein paar Jahren keinesfalls als alter gebrechlicher Rüde faul irgendwo in einem Rudel herumliegen und mich von meinen Nachkommen durchfüttern lasssen. Ich schüttelte mich. Was für eine grauselige Vorstellung! Aber daran sollte ich wahrscheinlich auch noch gar nicht denken, immerhin wartete hier ein Artgenosse auf mich. Ich überlegte kurz, ob ich nicht doch noch Vorsicht walten lassen sollte, aber was sollte schon passieren? Den Kopf würde er mir ja schon nicht abbeißen oder? Nun, diese Frage durfte keinesfalls unbeantwortet bleiben, also setzte ich mich in Bewegung und stürzte mich wagemutig ins Unterholz, na ja, mit anderen Worten tapste ich soweit weiter, dass ich dem Etwas da halbwegs gut in die Augen schauen konnte. Ich stellte fest, dass ich ihn- denn es war wohl ein Rüde- nicht kannte. Ein Grund mehr, ihn ein wenig auszufragen.

„Warum schleichst du denn hier herum? Und wozu versteckst du dich? Hast du Angst? Vor den Menschen? Und wie heißt du überhaupt? Was tust du hier in der Gegend? Lebst du hier? Oder bist du auf der Durchreise? Hast du..“

Ich brach ab, denn mir wurde bewusst, dass das schon reichlich viele Fragen waren, die ich da stellte. Aber es fiel mit reichlich schwer, denn es brannten noch so viele Fragen auf meiner Zunge, sie drängten sich förmlich darauf, füllten meinen Fang und wollten unbedingt hinaus in die Freiheit. Ich musste sie zurückhalten, denn die Höflichkeit hielt mich davon ab sie zu stellen. Zu Fenris mit der Höflichkeit. Und warum dauerte es überhaupt so lange bis der Typ da antwortete?




- Die Wölfin - 30.11.2009

Schemenhaft, als ob ein grauer Schleicher auf ihren Augen liegen würde, nahm die Wölfin wahr, was vor sich ging. Ihr war, als wäre sie in einen Traum gefallen, einen schönen Traum, der eine wunderschöne Waldlichtung vor ihrem Auge bildete und in welchem plötzlich eine Fähe neben ihr lag. Der Klang ihrer Stimme war klar und süß, wie eine Versuchung, die man unbedingt kosten musste, deren Geschmack man sich auf der Zunge zergehen lassen wollte und doch konnte die Wölfin die andere Fähe nicht klar fassen. Ihre Züge verschwammen und was blieb, war nur ihre Stimme.
Plötzlich bewegte ruckte ihr Kopf nach oben, dann blickte sie nach unten und der Boden unter ihren Pfoten war verschwunden. Sie fiel, fiel immer weiter und erwartete einen dumpfen, harten Aufprall. Aber nein, stattdessen wurde es nass um sie herum, ihr Gesicht, ihr Fang unter Wasser getaucht, dunkel umspülte es sie und drohte sie zu erdrücken. Aber was war das? Licht... ein Wolfsgesicht und dann...
öffnete die Fähe blinzelnd die Augen. Nicht sehr weit, denn ihre Kräfte waren nicht zurückgekehrt. Aber so weit, dass sie sie beiden Artgenossen erkennen konnte, die bei ihr waren. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lefzen, doch alsbald wurden ihre Züge wieder starr. Zu ernst war die Situation, sie musste ihre Aufgabe erfüllen.

„Endlich.. Ihr müsst.. hört mir zu... und dann.. flieht.“

Ihre Stimme war schwach, nicht mehr als ein leises Flüstern. Es blieb der Wölfin nichts anderes übrig als zu hoffen, dass sie bis zum Ende halten würde.




- Seritas - 30.11.2009

Ich lag neben ihr und wartete eine schmerzhaft lange Zeit... Dan bemerkte ich eine Regung im Augenwinkel. Die Fähe war wach und regte sich sie schien mich anzusehen aber nicht richtig fixieren zu können. Ich wartete und wartete aber es kam kein Wort aus ihrem Fang. Bis ich eine weitere Regung wahrnahm die aber diesmal nicht von der Wölfin sondern aus der Umgebung. Ich sah mich um und erblicke einen fremden.. War er Freund oder Feind? Ich war mir nicht sicher also erhob ich mich und wartete. Er begrüßte mich mit seinem Namen und sah ebenfalls besorgt zu der verletzten alten Wölfin.

"Seritas"

Erwiderte ich nur und nickte knapp. Meine Stimme klang wieder wie ein Vogelgesang so sachte im Wind. Ich legte mich wieder nieder und wartete.. DA! Worte erklangen von ihr. Stockend und abgerissen aber sie ertönten doch leise und fast ungemerkt.

"So sagt uns was ihr auf der Seele habt."

Meinte ich und schleckte ihr über den Kopf. Sie durfte nicht Schlafen. Nicht gehen solange sie etwas sagen musste. Ich wartete gespannt sah hin und wieder zu dem Rüden.. Er schien ebenfalls zu Warten.



[Bei der Wölfin und Tamias redet mit der Wölfin stellt sich Tamias vor]


- Kaya - 04.12.2009

Da hatte ich doch schonmal einen kleinen Hinweis – vielleicht sogar auf das was mich in naher Zukunft erwarten würde? Wie hatte ich auch nur so töricht und welpisch sein können, zu denken man würde mich nicht ertappen, mir nicht auf die Fährte kommen, sich an jene heften und mir dann klammheimlich auflauern? Zumindest empfand ich das für den Moment so, als auf einmal die Juvenile Gestalt vor mir erschien. Umzingelt? Oh ja, ich glaubte dem jungen Fellhaufen jedes Wort; wahrscheinlich hatte er hier eine ganze Bande um sich geschart, die nur darauf wartete, ausgewachsenen Rüden den Garaus zu machen nur um sich dann sämtliche Pfründe einzuverleiben, wenngleich der 'heisse' Winter ja schon vorbei war – es würde ja kaum das letzte Jahr auf Erden sein, so dachte ich zumindest.


Ich kam nicht einmal zu einer Erwiderung, denn der junge Rüde schoss gleich einen ganzen Wust an Fragen ab, als sei sein einziges Ziel, mich unter jenen zu begraben. Beinahe gelang dem Jungspund, den ich auf wirklich nicht älter als ein gutes Jahr schätzte, sein Unterfangen. Zwar witterte ich weiter in die Richtung in die ich eigentlich hatte traben wollen, doch zunächst musste ich mich aus dem Wust von Fragen befreien, die eigentlich viel zu viele auf einmal waren um sie gebührend zu beantworten. Dass ich dem Jungen Hüpfer ja eigentlich gar keine Rechenschaft schuldig war, ignorierte ich in diesem Moment einfach mal. Ein wenig begeisterter Blick meinerseits trug hoffentlich dazu bei, dem jungen Herrn aufzuzeigen wann man besser schwieg – und ob es nun an jenem Blick lag oder eben nicht, Sekunden später herrschte tatsächlich so etwas wie Stille, wenigstens ansatzweise.

„Du weisst nur zu gut, dass ich Dir gegenüber keine Rechenschaft abzulegen habe. Aber Du bist sicher nicht hinter mir her sondern etwas wichtigerem, hm?“

Die Nervosität schien ihn ja völlig aufzufressen wenn man richtig hinsah. Leiden lassen wollte ich den jungen Knaben zwar gern, doch fehlten mir aufgrund der eigenen Neugier ein wenig die nötigen Mittel um dies zu bewerkstelligen. Und ja, meine herrliche Arroganz würde ich beibehalten, wenn ich denn konnte. Mein Blick aber lag nun auf dem Namenlosen, dem Fragensteller. Ob jener nun so überrumpelt aussah wie ich zuvor? Ich hoffte es doch sehr, wenn nicht sogar von Herzen. Das würde die kleine Schmach die ich soeben erlitten hatte, ein klein wenig schmälern und abmildern.



[gegenüber Tryss, von Fragen erschlagen]