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Skadi & Avis - Nach Passus V - Druckversion

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Skadi und Avis - Nach Passus V - Avis - 11.07.2013

Zeit: Abenddämmerung, Wanderpause
Wetter: leicht windig, aber warm

Pause. Ich hatte keine Ahnung woher das Wort kam und wer es verkündet hatte, aber es war mit Abstand das beste Wort des Tages! Irgendwann nachdem die Mittagssonne über den Wald gelegen hatte, hatte ich aufgehört meine Pfoten zu spüren und musste mich zusammen reißen um nicht zu hecheln und den Anschein zu erwecken ich könnte nicht mehr. Nein, auf die Idee wäre keiner gekommen, Kimya und ich waren zwar gewachsen, aber dennoch jung. Ausdauer war bestimmt nicht das, was man mit in die Gene gelegt bekam. Ich hatte mich nun mehrere Stunden abgemüht mir eine Abgeschlagenheit und Anstregungen nicht anmerken zu lassen, wahrscheinlich nur mit mäßigen Erfolg, aber ich war zu stolz um nach Pausen zu betteln! Jetzt war die Zeit gekommen, endlich. Ich musste mich echt zusammen reißen um nicht total platt auf dem Waöldboden liegen zu bleiben und schwach zu wirken, was meien Laune nicht grad steigerte. Ich war frustiert! Dieses ganze rumlaufen war nicht einfach und ich kam nicht wirklich dazu neue Dinge zu lernen oder zui erfahren, weil mein Kopf viel zu müde war um zuzuhören. Ich schaute mich suchend nach meinem Bruder um, der hatte sich schon zusammen gerollt und wollte offenbar ruhen. Ich eigentlich auch, aber ich hatte etwas begriffen, ich wollte lernen und das konnte ich nur durch die Erwachsenen. Mama war nicht hier , die ich hätte fragen können, also blieben mir nur die Anderen. Ich hatte eins begriffen, Wissen war Macht und Macht war Kontrolle. Kontrolle ist etwas, das ich sehr mag und leider viel zu wenig habe weil ich noch zu jung bin, was aber nichts hieß, ich konnte lernen und wachsen würde ich hoffentlich schnell.


Müde legte ich meinen Kopf auf den kühlen Boden. Mein Körper war geschafft, nur mein Geist wollte einfach nicht zur Ruhe kommen, so würde ich nie einschlafen können. Mein Blick fuhr umher, einige Wölfe hatten sich zurückgezogen, wahrscheinlich um die Gegend zu erkunden, ob es sicher war. Andere hatten sich bereits hingelegt. Zu meinem Übel war die Auswahl der Anwesenden, noch wachen Wölfe klein und wenn ich lernen wollte musste ich mich beeilen, bevor mich selbst die Schläfrigkeit einholte. Tryss war da, aber den mochte ich nicht so sehr und Skadi. Bislang war die Fähe sehr distanziert uns gegenüber gewesen, mir war nie wirklich böse erschienen. Dekaja schlief leider schon, sie hatte sich offenbar auch noch nicht ganz von den Verletzungen erholt. Ich blinzelte. Sollte ich es wagen? Skadi konnte mir bestimmt viele Dinge erklären. Ich wollte es auf einen Versuch ankommen lassen. Etwas wackelig schaffte ich es mich aufzurappeln. Meine pfoten waren heut definitiv nicht mehr wirklich zu was nutze und ging langsam in Skadis Richtung.


[hat sich Skadi als „Ausfrageobjekt“ auserkoren und ist auf dem Weg zu ihr.]


- Skadi - 16.07.2013

Es war angenehm wieder zu wandern. Kaya und Velvet waren nun schon lange nicht mehr bei uns - und ich für meinen Teil empfand es als ruhiger und harmonischer, obwohl diese aufbrausende Fähe Rokuta sich bei uns angeschlossen hatte. Doch mit Rokuta kam ich gut zu recht. Wir redeten zwar nicht viel, doch ich fand sie sehr interessant und beobachtete sie gerne. Vielleicht kam mir es aber auch harmonischer vor, da die Welpen langsam nicht mehr aussahen wie Welpen. Sie waren gewachsen, hatten mehr Kraft, mehr Ausdauer und ja - auch ihre Stimmen klangen erwachsener. Zwar waren ihre Pfoten und die Rute noch immer im Vergleich zum restlichen Körper etwas zu groß, doch bald würden sie aussehen wie ausgewachsene Wölfe und das Welpenalter lag hinter ihnen. Sie waren jetzt schon Jungwölfe und sie konnten lange Tagesstrecken mithalten. Bald müssten wir unseren Rhytmus ändern. Die Sonne schien hell und warm über den Tag und machte das Wandern immer ansträngender. Doch auch das schienen die kleinen Wölfe noch aus zu halten. Sicherlich sah man ihnen die Erschöpfung an, doch auch an uns ausgewachsenen ging nicht jeder Wandertag spurlos vorbei. Die Aussicht auf ein Schläfchen oder auch nur eine kurze Rast war immer angenehm gewesen.

Die großen schwarzen Vögel kehrten laut kreischend in ihre Nester hoch in den Baumkronen zurück. Sie kündigten uns so an, dass es bald Abend wurde. Ein Blick in den Himmel bestätigte es. Es waren am Horizont zwischen den Bäumen die rotfarbenden Streifen am Himmel zu sehen, die den Sonnenuntergang verrieten. Für uns hieß das: Morgen geht es weiter.
Ich war nicht erschöpft. Ich freute mich zwar, dass wir es für heute geschafft hatten, doch die Freude galt der Freizeit die sich ergab. Eine kleine Jagd, Runa oder Rokuta besser kennen lernen. Vielleicht auch mit Tamias die Gegend unsicher machen. Doch Tamias hatte sich schon davon gestohlen. Seit Kayas verschwinden sorgte er umso mehr um die Sicherheit des Rudels. Er sagte den Weg und die Geschwindigkeit an und nahm sich die Aufgabe zu Beginn der Rast nach Feinden in der näheren Umgebung Ausschau zu halten.
Runa und Rokuta waren schon in Begleitung oder hatten sich schon zusammen gerollt, also würde ich diese Fähen nun nicht noch weiter ansprechen. Meinen Kopf legte ich auf meine Pfoten ab und ich atmete ein Mal tief aus. Wenn Tamias zurück wäre, würde ich ihn schon dazu bekommen mit mir einen Bach auf zu suchen. Eine Pfütze würde reichen. Nur ein wenig die Kehle befeuchten.

Doch dann sah ich wie Avis in meine Richtung kam. Ich erhob meinen Kopf und sah ihn an. Sicherlich wollte er zu Tryss oder irgend einem anderen Wolf - doch dann fiel mir auf das ich die anderen schon alle gesichtet hatte und keiner weiter hinter mir war - außer Tamias hatte sich angeschlichen, doch das hätte ich gehört. Avis wollte zu mir?
Etwas unruhig bohrte ich die Klauen meiner Läufe in die Erde. Ich überlegte, ob ich nicht doch alleine etwas Wasser aufspüren sollte. Doch dann würde Avis noch denken, dass ich ihm zum Fangen Spielen auffordere, schließlich trafen sich unsere Blicke. Wieder atmete ich tief aus. Es musste ja irgendwann der Tag kommen, an dem einer der beiden Welpen direkt auf mich zu kam um mit mir zu sprechen. Bisher hatte ich wirklich meine Ruhe. Doch ich würde ihn nicht beschäftigen. Wichtige Fragen beantworte ich, schließlich haben beide noch viel zu lernen, doch irgendein lustiger smal talk und Spaß konnte er sich nicht bei mir versprechen. Noch immer etwas unruhig, doch mit ernster Miene würde ich den Wolf erwarten.


- Avis - 22.07.2013

Mein Vorhaben blieb nicht lange unentdeckt, was mich eh sehr verwundert hätte. Skadi war immerhin eine ausgewachsene Wölfin, die Ohren und Nase wahrscheinlich überall hatte, auch wenn ich mich immer wieder fragte wie die das alle konnten. Ich konnte mich irgendwie nie auf alles auf einmal konzentrieren. Das war wahrscheinlich wieder so ein „wenn du groß bist lernst du das auch-Ding“. Diesen Satz konnte ich langsam schon im schlaf, ätzend. Jeder fertigte mich so ab. Meist wurden meine Fragen kurz beantwortet, als wäre es lästig mir ausführliche Antworten zu geben. Manchmal fragte ich mich wie es denen ergangen war als die Welpen waren. Wobei? Waren die alle echt mal Welpen? Schwer vorzustellen. Wahrscheinlich waren sie alle eher wie Kimya und keiner wa so mutig und selbstbewusst wie ich!

Skadi blickte mich direkt an, ihr Blick war für mich nicht zu deuten, eher neutral. Ich hielt meinen Ausdruck ernst, mir war nicht nach Spaß. Ich wollte lernen. Für einen schmerzlichen Augenblick sah ich in Skadi meine Mutter. Sie hat auch immer so geschaut, doch im Gegensatz zu allen Anderen war sie stets bemüht mir meine Fragen zu beantworten. Nun war sie weg. Schmerz kalt und leer durchfuhr mich, aber ich versuchte ihn zu verdrängen und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. Da Skadi nicht sehr weit weg lag, war ich selbst langsamen Schrittes schnell in ihrer Reichweite. Ich wollte nicht das sie weg ging, dann wäre ich allein da, also setzte ich mich einige Meter vor ihr hin, hielt aber Augenkontakt und versuchte meinen Kopf zu sortieren. Wo fing ich an? Einfach losplatzen wie sonst? Dann würde man mich wieder als Miniwelpe abstempeln, nein, selbst ich musste einsehen das dies der falsche Weg war. Leise, aber ernst fing ich an...

„Bist du auch noch nicht müde?“
Blöde Frage eigentlich, sonst würde sie ja nicht wach sein, okay, schlechter Anfang, neuer Versuch...

„Weißt du eigentlich wohin wir gehen und warum wir überhaupt gehen? Warum sind wir alle zusammen hier? Warum sind die anderen Wölfe nicht mehr bei uns, so wie meine Mama, wollte sie uns nicht mehr? Bist du schon lange auf den Weg nach Norden?“

Norden, dieses Wort ergab für mich genauso viel Sinn wie „Baum“, ich hatte keine Ahnung was ich mir darunter vorstellen sollte. Meine Ohren zuckten kurz, bevor ich mich aufmerksam nieder ließ und Skadi weiterhin anblickte.Hatte ich zu viel gefragt? Nein, aber ich hoffte das sie antworten würde....anwarten....


- Skadi - 27.07.2013

.Ich starrte den Rüden an. Ich sah ihn in die Augen und das mit einem ernsten Blick. Sollte das nicht einschüchternd genug sein, so dass er doch ab zog? Nein. Er kam weiter auf mich zu, setzte sich einige Meter neben mich hin. Er öffnete seinen Fang um zu fragen, ob ich auch noch nicht müde war. Nein, war ich nicht, doch ich antwortete ihm, indem ich meinen Kopf auf meine Pfoten ablegte und die Augen schloss. Nur war das wohl noch immer nicht genug um den Jungwolf davon zu überzeugen dass ich nicht gerade erpicht darauf war mit ihm zu sprechen oder zu spielen. Er redete weiter. Er fragte weiter. Ich hatte immer gedacht, dass er mit Tryss nicht sonderlich gut zu recht kam und doch teilten sie eine Eigenschaft. Fragen. So viele Fragen auf ein Mal.
Noch immer hatte ich meine Augen geschlossen und ließ mir seine Fragen erneut durch den Kopf gehen. Es ging nicht um das Wetter, warum unser Fell bräunlich und die Pflanzen grün sind. Es ging um weit aus mehr. Um das Rudel, den Weg und auch um seine Mutter. Das ließ mich erweichen. Als ich ein Auge leicht öffnete um ihn an zu sehen lag er auf dem Flecken, auf dem er eben noch gesessen hatte.

“Fragst du nach den vier Himmelsrichtungen oder nach dem Ort Norden?“

Erkundigte ich mich dann mit schroffer Stimme. Wie weit wusste der Rüde Bescheid? Wusste er, dass es nicht nur vorne und hinten gab sondern auch links und rechts?

“Wir wandern, weil wir es wohl alle aufgegeben haben eine Heimat auf zu bauen die wieder und wieder von den Menschen zerstört wird. Im Norden soll es einen Ort geben, in dem das nicht passiert. Eine Wölfin hat erzählt, dass dort die Menschen mit Wölfen in Frieden leben. Vielleicht gibt es dort auch keine Menschen, wer weiß das schon. Von uns war bisher niemand da. Aber wir haben alle ein Ziel vor Augen. Ein Ziel, das uns antreibt weiter zu wandern.“

Sprach ich mit geschlossenen Augen. Doch dann öffnete ich sie, erhob meinen Kopf und sah den Rüden an. Seine Mutter. Er hatte nach den Verlusten und seiner Mutter gefragt. Ich war mir sehr sicher, dass Arkanis es nicht geschafft hatte. Sie war mit Kimya geflüchtet – Kimya kehrte zurück, sie nicht. Für mich ein eindeutiger Hinweis, dass sie sich für das Wohle der Welpen und der Gemeinschaft geopfert hatte. Die Fähe hätte uns schnell gefunden. Lange Zeit mussten wir an der Selben Stelle verweilen um die Verletzten auskurieren zu lassen. Nicht weit von der Klippe entfernt. Von der Klippe bei der Kimya uns wieder gefunden hatte. Sie hätte uns gefunden und die Welpen waren zu der Zeit so jung, dass der Instinkt sie nicht zum Gehen verführen könnte. Doch noch keiner hatte dies den Welpen gesagt. Ihn anlügen und Hoffnung machen? Das konnte ich nicht.

“Velvet und Kaya haben ein anderes Ziel vor Augen entdeckt. Das kann jeder Zeit mit jedem passieren. Wer weiß ob ihr beiden Knirpse noch mit reisen wollt, wenn ihr erst ein Mal stark genug seit um euch selbst zu ernähren. Eure Mutter hingegen hatte nur noch ein Ziel. Sie wollte das ihr überlebt.“

Mit wachsamen Blick beobachtete ich den jungen Wolf. Würde er verstehen? Folgten mehr fragen? Direkt ausgesprochen hatte ich es nicht doch mehr als angedeutet war es schon.Schmerzhaft trafen jedoch mich meine eigenen Worte. Arkanis hatte das geschafft was ich von vorne rein aufgegeben hatte. Ich hatte meine Welpen ermordet. Bevor sie in die Welt blicken konnten hatte ich mich darum gekümmert dass sie nicht überleben. Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich zur Seite. Mich traf die Erkenntnis erneut wie ein schmerzhafter Schlag direkt auf das Herz


- Avis - 20.08.2013

Ich blieb eine ganze Weile wie ein Stein sitzen. Verharrend in meiner Haltung und abwartend. Von Skadi gingen ziemlich viele, sogar offensichtliche Reaktionen aus. Erst legte sie den Kopf auf ihre Pfoten und schloss die Augen, sodass ich zunächst annahm sie würde mich vollends ignorieren. Ich wollte aber nicht so leicht abgespeist werden und das lautlose Warten lohnte sich, denn kurz danach erklang ihre Stimme. Sie fragte mich was ich meinte, den Ort, die Himmelsrichtungen. Zunächste blickte ich sie schweigend an, dann kam ein Gedanke durch meinen Geist, gehauchte Worte, leise. Ich hatte sie schon fast vergessen, zu klein war ich doch gewesen, doch jetzt konnte ich Mama vor mir sehen. Vor der Höhle in der wir zur Welt kamen, in den Himmel blickend. Sie hatte Kimya und mir versucht zu erklären, wo die Sterne waren und wo die Sonne aufging und wo sie wieder hinter den Bäumen im Wald verschwinden würde. Damals hatte mich das nicht interessiert, doch nun begann ich, zu verstehen wie wichtig dies sein konnte. Um sich nicht zu verlaufen, um seine Richtung zu kennen, seinen Weg. Ich kannte meinen Weg nicht, meine Zukunft und vor mir lag nur Ungewissheit, dennoch...

Mir war klar, dass es nicht um den Himmel ging, sondern um mehr. Heimat. Wir suchten eine Heimat, wenn Norden Heimat bedeuten würde dann würde ich immer Norden sagen, solang ich dort nicht allein war. Bevor ich Skadi meine Antwort mitteilen konnte und meine Gedanken beisammen hatte erzählte sie jedoch schon weiter. Ich neigte meinen Kopf vom Himmel zu ihr. Ein Ziel sagte sie. Ich war etwas irritiert und verwundert. Eine Wölfin hatte es ihnen erzählt. Niemand war jemals dort gewesen.

„Aber wenn Niemand je dort gewesen ist, woher wollt ihr wissen das es sich lohnt? Warum sind die Menschen hier so gefährlich und im Norden nicht? Waren sie hier früher nicht so?“

Ich ging meine Fragen selbst nochmal im Kopf durch. Woher sollte man wissen ob sich etwas lohnt, was treibt einen an? Ich würde meinen Bruder immer beschützen, immer, egal was passieren würde. Es war keine einfache Sache.

„Hattet ihr je eine andere Wahl? Was würde aus uns werden, wenn wir bleiben würden?“

Dann erzählte sie weiter und dadurch wurden meine Fragen auch beantwortet. Man hatte eine Wahl. Velvet und Kaya hatten sie getroffen und waren fort. Doch was würde aus ihnen werden, würden si das finden wonach sie suchten? Vielleicht war es besser allein zu gehen, aber ich konnte niemals ohne Kimya gehen, nein! Niemals. Ich konnte noch nicht jagen ob mir das nun gefiel oder nicht, aber ich war noch abhängig. Dann sagte sie etwas, was mich veranlasste meine Ohren zucken zu lassen. Mama wollte, das wir überleben. Lange Zeit sagte ich nichts mehr, legte mich auf meinen Platz vor Skadi und starrte in die Luft. Irgendwann ganz leise dann...

„Denkst du sie hätte uns verlassen, wenn sie eine Wahl gehabt hat?“

Keine Frage ob sie noch lebte, denn ein Teil von mir würde immer einen Funken Hoffnung haben das es sie noch gab, ja. Ich war ihr böse, sehr sogar, aber sie war doch usnere Mama und sie fehlte an so vielen Stellen.


- Skadi - 29.08.2013

Die Fragen die der junge Wolf vor mir stellte waren eigentlich schon beantwortet. Ich glaubte, er wollte sich nur noch ein Mal genau vergewissern, ob ich das gesagte so meinte wie es war. Oder er stellte eine Frage, anstatt zu sagen "Verstanden, es ist so". Vielleicht aber hatte ich auch meine Worte nicht direkt genug gewählt. Schließlich hatte ich versucht vieles auf ein Mal zu sagen um sein Verhör schnellst möglichst über mich ergehen zu lassen. Dies schien allerdings nicht so zu klappen wie ich es wollte. Der Jungwolf schien sehr interessiert mehr von mir zu hören. Konnte man es ihn verdenken? Es würde mich nicht wundern wenn er mich an meiner Stimme nicht erkennen würde - dies war unser erstes Gespräch und ich tat mich gut im Schweigen, wenn die jungen Wölfe in der Nähe waren.

"Ich kann dir nicht sagen ob die Menschen hier früher anders waren und ob sie im Norden wirklich anders sind. Vielleicht ist das alles nur eine Geschichte und im Norden sind die Menschen so wie hier oder gar schlimmer. Vielleicht gibt es im Norden aber auch nur ganz wenige Menschen, so dass man einen Platz findet in dem man wirklich seine Ruhe vor diesen Zweibeinern mit ihren Hunden und Huftieren hat. Ich für mich habe aber beschlossen, dass hier bleiben nichts bringen würde. Gerade wenn man sich wieder eingelebt hat, sein Revier liebt und schätzt, dann muss man weiter ziehen oder mit dem Leben bezahlen, wenn man es vor den hiesigen Menschen beschützen will. Für mich kommt es nicht in Frage jetzt irgendwo etwas auf zu bauen. Wer weiß, vielleicht möchte ich irgendwann so wie Kaya und Velvet etwas anderes als Wandern und einen neuen Versuch ein Revier und eine Heimat auf zu bauen beginnen, aber momentan - nein. Ich möchte wandern. Ob es dieses firedlichen Ort gibt oder nicht."

Nun glaubte ich waren seine Fragen beantwortet. Ich hatte mich große mühe gegeben von meiner Sicht zu sprechen. Ich wollte keinem Wolf vorschreiben, dass Wandern wie wir es taten die richtige Entscheidung war. Wie erklärt, war es fpr mich momentan das einzig richtige. Gerade so jungen Wölfen, die noch keine eigene Meinung haben konnten weil sie einfach noch nicht genug wussten musste man vorsichtig an solche Lebensentscheidungen führen. So dachte ich zumindest. Noch waren die Welpen gezwungen so zu leben wie wir, da sie nicht alleine jagen konnten. Doch wenn sie es schafften alleine zu überleben wollte ich nicht Schuld daran sein dass sie unglücklich mitwanderten, weil sie dachten das es sich so gehörte.

"Normaler weise bauen Wölfe sich ein Revier auf und leben nicht wie wir auf der ständigen Wanderschaft. Wusstest du das?"

Wieso auch immer ich nun das Gespräch weiter führen wollte anstatt es so ab zu tun. Es war wahrscheinlich wirklich die Sorge, dass wir mit unserem Verhalten eine völlig falsche Wolfswelt vorgaben. Wir waren anders und die Welpen - auch wenn sie keine wirklichen Welpen mehr waren - hatten keine Chance das normale kennen zu lernen. Daran wollte ich definitiv nicht Schuld sein.
Doch dann kam mir die letzte Frage des Jungwolfes in die Ohren. Ein Thema, das für ihn sicherlich wichtiger war als wandern oder nicht wandern und Norden oder hier.

"Ich bin mir sicher, dass sie alles gegeben hätte bei euch zu bleiben, wenn sie eine Wahl gehabt hätte."

Kurz biss ich mir auf die Zunge, ehe ich die nächsten Worte aussprach die mich mehr verletzten als sie es sollten.

"Keine Mutter lässt ihre Welpen zurück, wenn es keinen anderen Weg gibt. Sie wusste, dass wir uns um euch kümmern."

Dann wandt ich den Blick ab und sah durch die Baumreihen hindurch in die weite Ferne. Ich hätte damals eine andere Wahl gehabt und es spendete mir keinen trost, dass meine Welpen noch nicht geboren waren als ich entschied sie zu verlieren. Es war auch kein Trost, dass es eigentlich keine Entscheidung war.


- Avis - 25.09.2013

Ich hatte mich vor der braunen Wölfin nieder gelegt, weit genug entfernt um ihr nicht zu nahe zu treten, nah genug um alles mitzubekommen. Meine Ohren waren weit geöffnet und mein Blick klar, interessiert. Skadi machte zwischen ihren Sätzen oft Pausen, aber ich drängte sie zu keiner Antwort, dazu war ich inzwischen zu alt. Eins hatte ich gelernt, wenn man drängelte bekam man oft nicht die Antworten, die man hören wollte, sondern nur solche, die einen vertreiben sollten. Zu meiner Überraschung erzählte mir die Fähe mehr als ich erwartet hatte und noch etwas. Sie tat nicht mehr so alt wäre alles schön und perfekt, sondern sie stellte klar, dass auch sie nicht wusste was passieren würde. Meine Rute fegte kurz über den Waldboden. Einerseits war es beruhigend, nicht mehr wie der kleine dumme Welpe behandelt zu werden, andererseits war es beängstigend nicht zu wissen was kommen würde. Ich schloss kurz die Augen, mein Gesicht war angespannt. Meine Zunge schlecke kurz über meine Nase um diese zu befeuchten. Als ich meine Augen wieder öffnete sprach Skadi weiter. Rudel. Wie ein Rudel funktioniert, was eins ist. Ich senkte meinen Kopf, beschämt meiner Unwissenheit. Meine Stimme war ziemlich kleinlaut.

„Naja, nicht so wirklich. Als Mama noch da war, waren wir noch so klein, sie erzählte so viel und es war schwer sich alles zu merken, dann zeigte sie uns die Anderen und naja, den Rest kennst du ja. Da war nie viel Zeit für Erklärungen. Aber anders als jetzt haben Kimya und ich es ja nie kennen gelernt.“

Kurz überlegte ich mir wie es wohl gekommen wäre, wenn wir in ein Rudel hinein geboren wären, aber da dies nicht der Fall war, wozu sollte ich mir darüber den Kopf zerbrechen.

„Bist du in einem Rudel geboren?“

Die Frage war schon interessanter für mich, da konnte ich vielleicht mehr erfahren und lernen. Aber zunächst kam noch ein ganz anderes Thema zur Sprache. Skadi war sich offenbar sicher das unsere Mutter nicht freiwillig gegangen war. Kurz durchfuhr mich Kummer, Ihre Stimme klang so sicher und mich durchfuhr wieder die Trauer sie nicht hier bei uns habe zu können. Diese Worte bedeuteten mir mehr als Skadi ahnen konnte, denn inzwischen hatten sich einige Zweifel in mir festgesetzt ob sie uns verlassen hatte, weil sie uns nicht haben wollte. Ich beäugte Skadi, als diese plötzlich den Kopf drehte. Ihre Aussage klang so anders, traurig, mit einer Gwissheit dessen Bedeutung ich nicht verstehen konnte und dann bemerkte ich kurz die tiefe Traurigkeit in ihr. Ich senkte meinen Kopf, bettete ihn auf die Pfoten und sagte zunächst eine ganze Weile nichts weiter, lauschte den Stimmen des Waldes und ordnete mein Kopfchaos. Irgendwann, ganz leise, so überhaupt nicht zu mir passend..

„Hast du sie schon länger gekannt, unsere Mutter?“


- Skadi - 22.01.2014

Meine Augen sahen in die Ferne. Meine Gedanken schlichen sich immer weiter davon. So geschah es, dass die erste Frage des Jungwolfes erst in meinen Ohren ankam, als er die Zweite schon gestellt hatte. Langsam wand ich meinen Kopf zu ihm herüber und sah ihn an, holte die Worte in meine Ohren und meine Gedanken zurück um wieder in die Realität zurück zu gelangen und meine Gedanken Gedanken sein zu lassen. Die Frage war, ob ich in einem Rudel geboren wurde. Die andere, ob ich seine Mutter kannte. Nun auf beides gleichzeitig antworten fand ich nicht richtig. Die Rudelgeschichte war für ihn wichtig um zu lernen, dennoch war es wichtiger in diesem Moment das er über seine Mutter erfuhr.
Also schüttelte ich den Kopf.

"Nein, wir kannten uns nicht lange und nicht gut. Ich kann dir nicht sagen was für einen Charakter deine Mutter hatte."

Ich ließ dem jungen Wolf eine kleine Pause um zu schlucken.

"Sie war trächtig mit euch, als ich sie kennen lernte. Sie war gefangen durch Menschenhand. In einem Käfig - so nannten die Hunde der Menschen es. Dicke Zweige, die nicht aus Holz waren, rangten nach oben. Überdacht und ein Boden, beides aus Holz. Deine Mama - Arkanis - kam alleine nicht heraus."

Wieder eine kurze Pause.

"Es war Tryss, der sich dafür einsetzte diese fremde Fähe zu retten. Ich kam nur zufällig vorbei und kannte mich in der Gegend aus. Ich wollte helfen und führte die für mich fremden Wölfe zu einem Unterschlupf. Tamias, Kaya und Tryss waren die einzigen aus dieser Gruppe die noch übrig sind. Nun ja, wir brachten deine Mutter zu meinem Unterschlupf. Tryss und ich stützten Arkanis, sie war sehr geschwächt durch die Gefangenschaft bei den Menschen."

Nun kniff ich die Augen zusammen. Ich musste selbst kurz überlegen wie es dann genau weiter ging.

"Sechs, vielleicht sieben Monde blieben wir zusammen. Aber Kaya, Tamias und Tryss gerieten in einen heftigen Streit. Wegen deiner Mutter. Tryss wurde beschimpft zu unüberlegt gehandelt zu haben für eine Fremde. Sie hatten einen Wolf verloren. Einige hatten sich vorher von der Gruppe abgekapselt weil sie eben nicht helfen wollte, einer ging verloren. Ich glaube aber dass dieser eine Wolf der totgeglaubt schien doch davon gekommen ist. Aber das ist eine andere Geschichte und die muss Tryss dir erzählen."

Wieder musste ich meine Gedanken ordnen. Selbst hatte ich mich aus den Takt gebracht.

"Nun ja. Tryss und Arkanis wanderten alleine weiter. Tamias, Kaya und ich blieben zusammen. Dann trafen wir uns alle irgendwann zufällig wieder. Die Gemeinschaft war von beiden Gruppen her gewachsen. Kannst du dich da noch dran erinnern?
- Nun ja. Tamias und Kaya scheinen Tryss verziehen zu haben. Vielleicht haben sie durch euch beiden gesehen das sie nicht nur Arkanis sondern eben drei Wölfe gerettet haben."


Skadi schenkte Avis bei diesen letzen Worten ein sehr warmes lächeln. Sie hatte sich beim Erzählen so sehr auf die Geschichte konzentriert, dass sie sich selbst vergaß. Sie vergaß ihren Kummer und ihre Scheu den Welpen gegenüber. Sie sah nur das was geschehen war und konnte in diesem Moment durchaus das Wunder des Lebens - von Welpe auf an - sehen. Doch bei dem nächsten Atemzug kehrte sie wieder zurück und sah in die Ferne. Sie bettete ihren Kopf auf den Vorderpfoten als sei sie durch das Reden ermüdet davon.


- Avis - 27.01.2014

Die Stimmung, die zwischen uns in der Luft lag, war irgendwie sonderbar. Klar war ich zu Skadi gegangen, um mehr über alles zu erfahren. Ehrlich musste ich jedoch zugeben, dass ich niemals erwartet hätte, wirklich etwas zu erfahren. Es bewies mir, dass Mut wieder einmal siegte. Vielleicht hätten mir die Anderen auch schon mehr erzählt, wenn ich sie einfach mehr gefragt hätte. Oder Skadi war heut einfach in der Stimmung. Was auch immer es war, ich wollte die Fähe auf keinen Fall daran hindern weiter zu reden. Ich musste mir also viel Mühe geben, um mir meine vielen Fragen im Kopf zu behalten und ruhig zu bleiben, denn eines wusste ich wohl von Skadi schon. Wenn ich sie mir Fragen durchlöchern würde, würde sie mir aus dem Weg gehen. Also hielt ich meinen Kopf weiter gesenkt auf meinen Pfoten und beobachtete stumm, ließ mir das bisher gesagte nochmals durch den Kopf gehen. Die Fähe schien immer erst zu überlegen, bevo sie antwortete und es dauerte stets solange, dass ich immer schon dachte sie würde gar nicht mehr antworten.

Doch was dann kam, nahm mir fast den Atem. Nach der ersten Antwort war ich erst enttäuscht. Skadi kannte Mama auch nicht gut, aber was dann kam. Nie hätte ich damit gerechnet. Menschen hatten Mama gefangen? Eingesperrt? Meine Ohren spitzten sich, ich richtete mich halb auf, starrte Skadi an, wartete auf mehr Informationen. Die kamen und ließen mich erstarren. Hatte ich richtig gehört? Tryss hatte sich für meine Mama eingesetzt? Nie hätte ich das von dem erwartet, ich hatte doch immer gedacht der würde nur die Rute einziehen und weg laufen wenns ernst wurde. Hmm. Die Sache musste ich nachher nochmal überdenken, erst musste ich weiter zuhören! Irgendwie war das alles seltsam und doch ...es war ein Wolf gestorben, nur weil sie uns gerettet hatten? Mein Kopf war ein einziges Durcheinander und als ich wieder richtig Beisammen war, bemerkte ich Skadis kurzes Lächeln. Bisher hatte ich es noch nie gesehen und es machte die Fähe so schön, schade, leider schenkte sie es viel zu selten.

Zunächst senkte ich den Kopf, schwieg und ließ mir alles durch den Kopf gehen. Mama hatte uns schon in ihren Bäuchen, war gefangen....hmmm..
„Also kannte eigentlich keiner hier unsere Mama schon vorher oder?“
Ich überlegte kurz....

„Wisst ihr warum die Menschen sie gefangen genommen hatten? Vielleicht auch was mit unseren Vater passiert ist?“

Das, was ich jetzt grad erfahren hatte war eher traurig für mich, denn so wie es aussah würde ich nie wirklich viel über meine Mutter erfahren können, außer ich musste doch nochmal mit Tryss reden, offenbar war er länegr mit Mama zusammen gewesen, aber da musste erstmal noch ein Wunder passieren bvor ich mit dem über sowas sprach. Hmpf! Doch plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, einer der mir Angst machte.

„Skadi? Die haben Mama einmal eingesperrt, Denkst du, die würden das ein zweites Mal schaffen?!“

Bitte nicht, hoffentlich war Mama nicht in Gefahr, ganz egal wo sie war!


- Skadi - 05.05.2014

Mein Kopf lag noch immer schwer auf meinen Pfoten. Der Wind huschte mir durch das Fell, das noch durch die letzten Sonnenstrahlen erwärmt wurde. Als Avis sprach, sah ich weiter in die Ferne. Auf die Frage, die eher seine Antwort schon Inbegriff - ob keiner seine Mutter kannte - antwortete ich nicht. Die kurze Stille die zwischen uns entsand nutzte ich zum durchatmen. Meine Augen halb geschlossen - die Ohren jedoch aufmerksam und wartend auf neue Fragen gespitzt - lag ich da.
Und die Fragen kamen. Und sie waren gut. Sie waren mit jungen Verstand gewählt. Leider musste ich sie mit folgenden Worten beantworten:

"Gefangen genommen wurde sie höchst wahrscheinlich weil sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Von deinem Vater weiß ich nichts."

Bis zur nächsten Frage dauerte es nicht lange. Meine Ohren zuckten und ich erhob meinen Kopf und sah ihn ernst an.

"Ich glaube nicht, dass ihr das noch ein Mal passieren wird. Und ich wünsche ihr eher den Tot als eine erneute Gefangenschaft. Denn noch ein Mal befreit werden ist noch unwahrscheinlicher als zwei Mal gefangen genommen zu werden. Aber deine Mutter war nicht dumm."

Die Worte sprach ich ruhig, jedoch sehr ernst. Mein Blick blieb weiter auf dem jungen Wolf. Dieses Mal beobachtete ich ganz gezielt seine Reaktion auf meine Worte. Hatte er verstanden was ich glaubte was mit Arkanis sei?