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Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

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- Tryss - 12.08.2013

Mir war noch immer nicht klar, warum Skadi auf einmal so erpicht darauf war, sich näher heranzuschleichen. Sie hatte sich schon zuvor nicht an die Abmachung mit Tami gehalten und nun wollte sie ein zweites Mal gegen das verstoßen, was wir gemeinsam beschlossen hatten. Mir gefiel das nicht, schon gar nicht, weil die Gedanken um Ares in meinem Kopf herumspukten. Nie würde ich den Blick vergessen, den er mir auf der Flucht zuwarf. Nie den Moment als er stehen blieb und sich umwandte um sich den Hunden zu stellen. Er hatte sich geopfert, für uns. Für mich. Noch einmal eine solche Aktion zu starten würde sein Andenken beschmutzen – und alles zunichte machen, wofür er gestorben war. Nun, wenn er gestorben war. Ich erinnerte mich daran, was ich Kenzo entlockt hatte. Der Hund war auch im Dorf gewesen, doch gesehen hatte er keinen toten Wolf. Das hieß, dass Ares noch leben konnte – aber die Situation im Hier und Jetzt machte es auch nicht besser.

„Ich werde nicht alt, du hast mich nur überrascht",

brummelte ich Deka entgegen und klang dabei unfreundlicher als ich es vorgehabt hatte. Die Situation überforderte meinen jungen Wolfskopf. Ich lauschte Dekas Fragen und war sofort wieder Feuer und Flamme. Und trotzdem konnte ich die Bedenken nicht verdrängen. Es war nicht so, dass ich nicht auch neugierig war und die Menschen gerne sehen wollte. Natürlich wollte ich das, mehr als alles andere und ich wollte ihnen Fragen stellen, Freundschaft mit ihnen schließen und genau erkunden wie sie lebten, warum sie so lebten und warum so viele Wölfe Angst vor diesen Kreaturen hatten. Aber ich zögerte. Ich wollte Antworten, mehr als alles andere. Es gab nichts schlimmeres als unbeantwortete Fragen. Nein, ich korrigierte mich. Das gab es. Einen geliebten Wolf zu verlieren war sehr viel schlimmer. Antworten konnte man auf einem anderen Weg zurückbekommen, aber die Wölfe, die fort waren, waren für immer verloren. Da waren sie wieder, die Zweifel.

„Und wenn sie doch gefährlich werden? Ein ängstliches Tier, das man in eine Ecke treibt und das um sein Leben fürchtet, das wird panisch. Panik ist nicht kontrollierbar. Woher wollt ihr wissen, dass wir uns damit nicht in Gefahr bringen. Oder gleich die anderen mit? Skadi, durch so eine Aktion haben wir schon einmal einen Wolf verloren. Ich will nicht, dass es einem von euch genauso ergeht. Tamias sieht dich sicher lieber lebendig.“

Ich hatte mich an die ältere Fähe gewandt, in der Hoffnung, dass die Aussicht auf ein wenig Zuneigung von Tamias ihren Verstand dahin zurückbringen würde, wo er hingehörte. In ihren Kopf, nicht in meinen. Und dass sie dafür meine Neugierde und meinen Abenteuerdrang wieder herausrücken würde. Aber da war ja noch Deka. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah sie direkt an.

„Und dich möchte ich lieber lebendig hier haben...“

murmelte ich leise und seufzte, als ich erneut einen Blick auf die Kinder im Feuerschein warf. Warum war das nur alles so schwer?

[Skadi und Deka | nahe der Feuerstelle]


- Avis - 13.08.2013

Ich gab mir die größte Mühe um Tamias zu gefallen und es ihm recht zu machen, auch wenn das bedeutete, dass meine Muskeln langsam schmerzten und ich bis aufs äußerste angespannt war. Eigentlich kam mir gar nicht der Gedanke ich könnte mit meiner Frage etwas falsch gemacht haben, offenbar war das aber dennoch so, denn der große Rüde knurrte plötzlich leise. Diese Rüge saß. Ich musste meine Zähne fest zusammen beißen um nicht bockig davon zu laufen. Stolz war mein wunder Punkt und Fehler zugeben nicht grad meine Stärke. Ich blieb schweigend und erstarrt hinter Tamias, als der sich plötzlich doch zu mir umdrehte und erklärte. Was er sagte war einleuchtend und das er mir eine Frage zu den Menschen stellte verwunderte mich irgendwie. Er wusste doch selbst, dass mir Menschen noch nie begegnet waren. Ich brauchte diese Frage nicht zu beantworten, denn er tat es selbst im nächsten Augenblick. Mein Blick war ernst auf ihn gerichtet und mein Herz schlug plötzlich schneller. Vielleicht hatte ich diese ganze Situation etwas unterschätzt, wenn selbst Tamias nicht genau wusste was jetzt auf uns zukam. Ich hatte unzählige Fragen auf der Zunge, doch ich brauchte sicher keine zweite Rüge und wollte keineswegs, dass man den Anderen berichtete ich hätte alles falsch gemacht. Es war zwar verdammt nochmal richtig schwer, aber ich schwieg und ging weiter, leise und dicht hinter dem Älteren. Ich würde mir keine Fehler mehr erlauben, nein! Immerhin war ich Avis und ich sollte schließlich auf Tamias achten und nicht umgekehrt. Ich konnte das, ja. Ich musste nur einfach besser aufpassen. So gut wie möglich versuchte ich mit der Natur zu verschmelzen, beäugte Tamias und tat seine Bewegungen nach, so gut ich es vermochte. Der Rpde war sehr gelenkig und schnell.

Plötzlich blieb Tamias stehen und an seiner ganzen Haltung konnte ich erahnen das etwas nicht stimmte. Ich blieb in geduckter Haltung und steckte meine Nase in die Luft. Witterte. Ich hatte inzwischen gelernt die verschiedenen Gerüche in unserer Gemeinschaft zu filtern und zu erkennen, wusste wie ein Wolf und ein anderes Beutetier roch, wie Wald und Freiheit riechen musste. Doch was mir nun in die Nase stieg war mir neu, seltsam, fremd. Falsch. Es roch ganz anderes als Tier. Meine Rute zuckte, meine Pfoten zitterten kurz. Da war aber noch ein anderer Geruch und als hätte Tamias es auch wahr genommen ging er plötzlich vorwärts, tief ins Gebüsch und meinte leise ich sollte ihm folgen. Ich brauchte einen Moment um seiner Aufforderung nachzukommen, nahm meinen Mut zusammen und schlich zu ihm. Leise. Mein Herz hatte ohne meinen Willen einfach begonnen wie eine Trommel in meinem Brustkorb zu schlagen. Bang-bang-bang. Ich musste kurz schlucken um meine aufkeimende Angst runter zu schlucken und spähte durch die Blätter. Doch bevor ich allzu viel erkennen konnte war da plötzlich dieses Geräusch, diese Stimme. Kein Wolf. Kein Tier und es war näher als ich dachte. Vielleicht war ein reiner Instinkt oder einfach meine Unwissenheit, vielleicht Angst oder auch alles zusammen, ich begann jedenfalls einen großen Fehler und machte einen Satz zurück. Weg von der Gefahr, weg, einfach weg. Ich zuckte merklich zusammen als es plötzlich unter mir knacke. Ich hatte einen Ast erwischt. Panik stand in meinem Blick den ich Tamias zuwarf, nichts war mehr da vom sorglosen und selbstbewussten Avis, nein. Die Unerfahrenheit hatte mir hier einen Strich durch die Rechnung gemacht und meine aufkeimende Angst hatte uns vielleicht verraten.

[steckt mit Tami im Gebüsch, hat Angst sie verrraten zu haben]


- Tamias - 15.08.2013

Kein Mucks mehr von Avis. Funkstille herrschte im Wald und die Anspannung war zum zerreißen.
Ein wenig Unruhe kam bei Skadi auf und zu Avis´ Angst die ich roch, roch ich noch die Fährte von Dekaja. Mal wieder hielt sich keiner an die Regeln. Es konnte so gefährlich werden für uns. Ich stellte mich auf eine unruhige Reaktion von Skadi und Co ein. Es würde bald brenzlig werden.
Eines der Menschenwelpen kam auf uns zu, es musste uns bemerkt haben. Es hatte einen Welpen auf dem Arm, das konnte ich riechen. Eine Geisel? Hatte dieser Welpe keine Angst? Es war ein Wolf, einer von uns. Sie hielten ihn gefangen. Aber wieso? Dieser Welpe hatte auch Angst.
Stur verharrte ich in meiner Position, entschlossen mich keinen Zentimeter zu bewegen. Doch als Avis einen Satz zurück machte und einen Ast erwischte, der unter seinen kleinen Pfoten zerbrach, war es zu spät.
Gleich würden sie uns sehen und ich hatte keine Ahnung, was dieser Mensch mit uns machen würde. Hatte er es auf Avis abgesehen?
Der kleine Rüde war hinter mir, nur ein kleines Stück und würden wir nun fliehen, würde ich die Angst von Avis nur bestärken und ihm zeigen, dass man immer wegrennen musste, wenn Gefahr aufkam. Doch dazu hatten wir immer noch Zeit. Es war nur ein Menschenwelpe und er hatte keine Waffen. Er hätte keine Schnitte gegen uns.
Also tat ich den entscheidenden Schritt nach vorn um mich zu zeigen.
Kopf und Rute erhoben. Ich hatte keine Angst. Nur um Avis, doch mit nur einem Sprung hätte ich ihn in meiner Nähe und in Sicherheit. Ich könnte ihn immer noch packen und davonrennen, auch wenn er kein kleiner Welpe mehr war, so war ich kräftig genug ihn zu tragen.
Ich knurrte nicht, ich stand einige Meter von dem Menschenwelpen entfernt und sah ihn an. Einfach nur an und wartete ab. Kein Mucks.
Er beschützte seinen Welpen, ich meinen. Doch würde ich meinen besser verteidigen können und das würde ich.
In diesem Moment war es mir egal ob Avis mein Sohn, ein streunender Welpe oder einer von der Gemeinschaft wäre. Ich würde ihn verteidigen bis auf mein eigen Fleisch und Blut.
Doch dazu würde es wohl nicht kommen. Dieser Menschenwelpe hatte Angst. Er würde bald weglaufen oder wieder reden. Verstehen würde ich ihn nicht. Doch vielleicht konnte ich den Welpen auf dem Arm verstehen, würde er zu sprechen beginnen.

[beschützt Avis, ist dem Mensch entgegen gekommen]


- Chu - 17.08.2013

Ängstlich darauf bedacht, nicht zu viel Abstand zwischen uns beide kommen zu lassen, folgte ich Anyana auf dem Fuße. Mittlerweile schlug mir das Herz bis zum Hals, die Angst des Mädchens hatte sich längst auf mich übertragen – oder war es vielleicht genau umgekehrt? Zwei schöne Feiglinge waren wir, aber im Grunde spielte es keine Rolle. Wir waren allein im Wald, weit von den schützenden Zelten entfernt und auf uns allein gestellt. Das dünne Stöckchen, mit dem Anyana sich bewaffnet hatte, wirkte plötzlich lächerlich und nutzlos.
Mittlerweile konnte ich die Wölfe deutlich riechen. Kein unbekanntes Monster, nur zwei Artgenossen, die uns vom Dickicht aus belauerten. Seltsamerweise beruhigte mich das nicht im Geringsten. Ich hatte mir oft vorgestellt, wie es wohl wäre, anderen Wölfen zu begegnen, aber jetzt, wo es soweit sein sollte, fürchtete ich mich plötzlich. Was, wenn sie ganz anders waren, als ich sie mir vorgestellt hatte? Wenn sie meine Sprache nicht verstanden oder nichts mit mir zu tun haben wollten? Oder wenn die Kinder sich zu Recht vor ihnen fürchteten und sie gefährlich waren? Sie waren nicht wie ich. Sie waren wild und unberechenbar.
Als ganz in unserer Nähe plötzlich ein Zweig knackte, fuhr ich sichtlich zusammen. Auch Anyana musste sich erschrocken haben, denn sie eilte zu mir und schnappte mich. Ich hielt still und ließ zu, dass sie mich heftig an ihre Brust drückte. Ehrlich gesagt war ich froh, dass sie mich auf den Arm genommen hatte, denn ich hatte nicht weniger Angst. Jetzt konnte ich wenigstens ihr Herz klopfen hören und die warme Haut und den festen Griff ihrer Hände spüren. Das beruhigte mich – ich war nicht allein, ich hatte immer noch Anyana, und sie wollte mich offensichtlich beschützen. Mittlerweile mussten die Wölfe ganz nah sein.

“Hallo?“, fragte ich mit dünnem Stimmchen, kam mir dabei aber unheimlich mutig vor.

Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass irgendjemand reagieren würde. Umso erschrockener war ich, als plötzlich tatsächlich ein Wolf aus dem Dickicht vor uns trat. Mit großen Augen starrte ich ihn an. Es war ein ausgewachsener Rüde, der ziemlich gefährlich aussah, wie ich fand. Eigentlich stand er einfach nur schweigend vor uns, aber ich muss zugeben, dass mir in diesem Moment wohl so ziemlich jeder Wolf bedrohlich vorgekommen wäre. Am Liebsten hätte ich mich in Luft verwandelt, aber Anyana presste mich gut sichtbar an ihre Brust – es gab kein Entkommen. Dann fiel mir plötzlich wieder ein, dass das Mädchen mindestens genauso verängstigt war wie ich, und dass ich im Gegensatz zu ihr wenigstens versuchen konnte, mich mit ihnen zu verständigen.

“Was wollt ihr von uns?“, piepste ich ängstlich.

Selbst in meinen eigenen Ohren klang meine Stimme dünn und verängstigt. Vielleicht hätte ich lieber etwas Anderes sagen sollen, etwas Mutiges, aber in diesem Moment war mein Kopf wie leergefegt. Anyana hatte Angst, ich hatte Angst, und vor uns stand ein ausgewachsener Wolf und starrte uns an. Das war doch kein gutes Zeichen, oder?

[bei Tamias & Avis | auf Anyanas Arm]


- Alvarez - 23.08.2013

Ihr achtet auf euch und einander

Die Worte der Wölfin ließen mich die Nase rümpfen. Achteten wir wirklich aufeinander und auf uns selber? Manchmal vielleicht, dass konnte ich nicht widerlegen, doch in erster Linie achtete doch jeder hier auf sich, oder seine eigenen Wünsche. So sehr ich gerne glauben würde, dass diese Gemeinschaft so überleben würde, so sehr sprach meine Innere Stimme dagegen. Es konnte nicht funktionieren. Doch dieses mal sprach ich es nicht aus, sondern ließ es auf sich beruhen, denn eine andere Frage stimmte mich wieder nachdenklich. Wieder stille meinerseits, denn ich überlegte gut, wie ich meine Worte äußern sollte, ohne dabei zu gleichgültig zu klingen.

„Mit Tryss und Dekaja wandere ich am längsten, aber ich bin nur noch wegen der Welpen hier. Sie mögen zwar nicht meine sein, aber die Wölfin, welche diese zur Welt brachte konnte ich gut leiden. Ich will dass ihre Nachkommen den Winter überstehen und selbst einmal die Möglichkeit haben eine Familie zu gründen. Kimya und Avis sind der einzige Grund, weshalb ich noch hier bin und Tryss Starrsinn ertrage.

Und meine Worte machten mir selber noch einmal deutlich, wie wenig mir bisher die anderen bedeuteten. Sicherlich würde ich sie ebenfalls beschützen, sollte Gefahr drohen, aber würden die Welpen nicht mehr hier sein, hätte ich diesen Haufen von Wölfen bereits wieder den Rücken gekehrt. Aber irgendwo war ich es Arkanis schuldig auf sie acht zu geben, soweit es mir möglich war. Immerhin hatte sie mich trotz meines versenkten Felles und schäbigen äußeren amüsiert, mich leben lassen und ohne es zu wissen eine leere gefüllt, die von Hoffnungslosigkeit und Trauer geschaffen worden war. Meine Offenheit, die mich so plötzlich ergriffen hatte, entlockten auch Rúna ein paar Informationen über ihre Vergangenheit. Ich betrachtete sie, wenn auch nicht mitleidig, sondern eher musternd.

„Ja, aus dir ist trotzdem eine gute Wölfin geworden. Wer auch immer dafür sorge getragen hat, dem solltest du dankbar sein.“

Ein wehleidiger Versuch wieder etwas weniger trübseliges zu sprechen. Leider bestand mein Humor meistens nur aus Sarkasmus oder fiel eher trocken und schwarz aus.

„Trotzdem, die beiden sind ja nicht ohne Rudel – Gemeinschaft, wie auch immer. Ihnen wird vorgelebt ihren Kopf durchzusetzen, egal zu welchem Preis. Sei es Skadi die vehement versucht mit Tamias mithalten zu können, Tryss und Dekaja die in uns älteren die engstirnigen Muffel sehen. Oder alle zusammen, die mich zwangen weiter zu Leben, als ich gerne gestorben wäre und nur ein Wink des Schicksals dich zu uns gebracht hat. Was meinst du wohl wie lange sie mich hätten dort weiter verrecken lassen, nur weil sie unbedingt glauben wollten mich retten zu können, während ich nichts weiter tun konnte als es mit mir machen zu lassen, obwohl ich ihnen sagte sie sollen mich endlich erlösen? Nein, keiner von uns mag bisher ein gutes Vorbild für die Kleinen sein. Ich schließ mich da auch nicht aus, ich versuche erst gar nicht mich zu integrieren und wenn ich was sage ist es meist etwas negatives.“

[Bei Rúna]


- Skadi - 28.08.2013

In dem Moment in dem Dekaja näher heran getreten war und auch einen Blick auf die Menschenwelpen erhaschen konnte, verflossen viele Eindrücke auf ein Mal. Das was ich selbst beobachtete und mich fragte so wie all ihre Fragen. Doch war sie in diesem Moment wie ich. Ich war so, wie eigentlich Tryss oder einer der Welpen sein sollte. Unnatürlich neugierig. Ich wusste das unsere größte Gefahr vor uns war. Nur das es Welpen waren. Waren sie erst ein Mal ausgewachsen, so waren sie Skrupellose Mörder. Doch ihre Welpen unachtsam als dem selben zu bezeichnen konnte und wollte ich nicht, jetzt nachdem ich sie gesehen hatte.
Dekajas Fragen ignorierte ich, da Tryss mit seinen Bedenken wieder anfing. So kroch ich wenige Schritte zurück, stellte mich auf und sah lange sehr ernst in Tryss Augen.

“Du hast recht. Wenn wir sie bedrohen, sehe ich auch sehr große Gefahr. Aber das werden wir nicht tun! Wir werden uns nur zeigen. Ihnen zeigen, dass wir hier sind, das wir sie beobachten. Das wir sie interessant finden und das wir sie gerne von näheren Betrachten wollen. Ich sehe keine Bedrohung in diesen Welpen und werde sie auch nicht bedrohen.“

Noch immer sah ich ihn an. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lefzen.

“Keiner will das jemand zu Schaden kommt. Wir werden aufeinander aufpassen, beisammen bleiben. Wenn es dir lieber ist, kannst du aber auch zurück laufen und die anderen holen. Wenn Rokuta sieht das wir Auge in Auge zu den Menschenwelpen stehen und sie uns nichts tun – dann können wir sie vielleicht von ihrem Hass befreien!“

Dann wand ich meinen Blick zu Dekaja.

“Ich sehe zwar keine große Bedrohung, aber trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Erst Mal nur hier vor der Baumreihe zeigen, nicht näher heran gehen. Wenn sie genau so neugierig sind auf uns wie wir auf sie, dann können wir vielleicht näher heran. Aber halte dich von dem Feuer fern, das beißt unheimlich doll zu und kann unser ganzes Fell zerbeißen.“

Damit waren die Fronten geklärt. Vorsichtig ging ich erhobenen Hauptes an den beiden jüngeren Wölfen vorbei. Ich suchte mir einen Weg zwischen den Büschen hindurch und blieb stehen, als mein halber Körper für die Menschen sichtbar sein musste. Mit nach vorne gestellten Ohren, aufmerksamen Blick und pendelnder Rute sah ich ihnen entgegen.

[versucht Tryss die Angst zu nehmen | zeigt sich den Menschenwelpen]


- Die Kinder - 02.09.2013

(Für Tamias, Avis und Chu)


Noch immer drückte das Mädchen den jungen Wolf fest an sich. Anyana unterdrückte ein Zittern, doch ihr war schwer danach die Knie hemmungslos schlottern zu lassen. Immer wieder blickte sie sich panisch um, versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch sie konnte nichts sehen. Erst als im Wald ein Ast knackte und Fara plötzlich leise Laute von sich gab, war dem Mädchen, als ob ein Schatten sich zwischen den Bäumen und Büschen bewegte. Mit jeder Sekunde wurde der Schatten größer und dann konnte Anyana ihn erkennen. Er war groß, viel größer als Fara es war. Seine Augen waren trotz der Dunkelheit hell. Sie starrten sie an, unnachgiebig und jagten dem Mädchen einen Schauer den Rücken hinab. Sie fühlte sich kleiner, je länger sie ihn ansah und unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück.

„Sieh nur, Fara... ein Wolf.“

Anyana fühlte sich dumm, kaum dass sie die Worte in den Mund genommen hatte. Natürlich wusste Fara was das war. Sie war doch selbst ein Wolf. Nur so viel kleiner. Und kuscheliger. Ihre Augen waren freundlicher und sie jagte einem keine Angst ein. Ein absoluter Vorteil, wie Anyana fand. Doch trotz ihrer Angst war sie fasziniert. Wahrscheinlich war es das, was sie dazu veranlasste nicht auf dem Absatz kehrt zu machen und ins Lager zurück zu laufen. Das Mädchen ging stattdessen in die Knie und setzte die Wölfin, die sie zuvor noch fest in ihren Armen an sich gedrückt hatte, auf den Boden. Fara hatte erneut herum gewufft. Aber leider verstand das Menschenkind nicht, was die Wölfin sagen wollte. Nur, dass es ängstlich klang. Oder war das Einbildung? Konnten Wölfe ängstlich sein? Anyana wagte es nicht zu Fara hinabzusehen, als sie sich langsam wieder aufrichtete und den Wolf vor sich erneut ansah. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und trat einen Schritt nach vorn.


- Die Kinder - 04.09.2013

(Für Skadi, Dekaja und Tryss)


Die Stimmung bei den Jungen, die die Wache hielten, war angespannt. Mittlerweile hatten sie bemerkt, dass Anyana sich davongeschlichen hatte. Doch sie glaubten, dass das Mädchen wieder zurück zu den Zelten gelaufen war. Auf die Idee, dass sie und ihre kleine Wölfin sich in den Wald gewagt haben könnten, kamen sie nicht. Immerhin war sie ein Mädchen. Sie hätte wohl viel zu viel Angst gehabt. So fuhren die Jungen fort abwechselnd ins Feuer und in den dunklen Wald zu starren. Sie erwarteten nicht etwas zu sehen. Vielleicht hatte sich die Wache den angeblichen Wolf nur eingebildet. Warum auch, sollte so ein Tier auftauchen und dann wieder verschwinden? So verging einige Zeit, ohne, dass etwas passierte und die Anspannung legte sich ein wenig. Dann raschelte es plötzlich. Zu ihrer Linken hatten sich die Blätter der Büsche bewegt, die einen Wall aus Pflanzen zwischen den Baumstämmen zu bilden schienen. Ruckartig wandten sich die Köpfe der drei Jungen in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Kurz warfen sie sich fragende Blicke zu, dann trat ein Wolf aus seinem Versteck. Den Kindern stockte der Atem, als ihnen bewusst wurde wer dort vor ihnen stand. Sie sprangen auf, nur um im Falle eines Falles schneller davonlaufen zu können. Doch nichts geschah. Der Wolf stand einfach nur da und sah sie an. Und die Kinder starrten zurück.


- Avis - 05.09.2013

Meine Hinterpfoten zitterten unkontrolliert, ich konnte nichts dagegen tun oder es abstellen. Es geschah einfach. Mein Blick zuckte wild nach vorn und auf Tamias, der hatte sich, wenn möglich nur noch mehr versteift und bewegte sich keinen Zentimeter. Was hatte ich denn nun getan, was würde jetzt passieren. Am allerliebsten wäre ich jetzt bei Kimya gewesen, aber ich hatte Tamias versprochen zu gehorchen, also tat ich, was noch möglich war. Ich schluckte schwer und versuchte meine Angst wieder unter Kontrolle zu kriegen, zähle meine schnellen Herzschläge, bis ich wieder klarer sah und nicht durch einen dunklen Angstschleier. Meine Sinne sprangen an, auch wenn ich nun hinter dem großen Rüden stand und nichts mehr sehen konnte, so konnte ich dch wittern. Fremd. Eigenartig. Doch da war noch etwas anderes, vertraut, bekannt. Das konnte kein Menschenwelpe sein, es sei denn er roch nach uns. Ich zögerte. Am liebsten hätte ich gesprochen, doch ich traute mich nicht. Dann tat Tamias etwas, womit ich niemals gerechnet hatte, er gab seine Deckung auf, trat einfach vor den Menschenwelpen. Hatte er nicht gesagt wir wollten nur beobachten? Was würde nun passieren. Ich stockte. Unsicher. Was sollte ich denn jetzt nur machen? Hilfe holen? Jetzt war es eh zu spät, man hatte uns bemerkt und bestätigt wurde es, als eine fremde Stimme leise sprach.


Doch das klang alles ganz anderes als gedacht. Unsicher klang es, leise. So klang niemand der uns gleich angreifen würde. In Anbetracht dieser Tatsache fasste ich wieder Mut, ging einen kleinen Schritt nach vorn und spähte durch das Gebüsch. Was ich dort sah erstaunte mich mehr als alles Andere. Dort war dieser Menschenwelpe, aber nicht nur das. Auf seinen Pfoten hielt er einen Welpen, wie ich einer war. Dieser schaute mehr als ängstlich in unsere Richtung, während Tamias einfach abwartend dastand. Unzähluge Fragen ratterten durch meinen Kopf. Warum war der Welpe dort, waren die Menschen vielleicht doch nicht gefährlich? Zumindest sah er nicht so aus, als wäre er unfreiwillig in dessen Pfoten. Doch was sollte ich jetzt machen. Ich wollte bei Tamias bleiben. Ich wollte auch mutig sein. Ja genau das konnte ich. Ich dürfte nicht als Angsthase zu den Anderen zurückkehren. Ich hatte zwar keine Ahnung was jetzt passieren würde, aber mit wild klopfenden Herzen kroch ich durch das Gebüsch, rappelte mich auf meine Pfoten blieb im Schatten hinter Tamias stehen. Mein Blick lag auf dem fremden Welpen, ich spähte neugierig in dessen Richtung. In Anbetracht der ganzen Lage schwieg ich lieber, denn Tamias würde bestimmt böse sein, weil ich meine Deckung aufgegeben hatte. Immerhin war ich ja mitgegangen um ihn zu beschützen, ja. Ich hatte eine Aufgabe. Die ganze Situation war so angespannt, dass man fast den Atem anhalten konnte. Ich wartete auf eine weitere Reaktion, konnte mich dann aber doch nicht ganz zurück halten, laut, klar, aber auch unsicher dann meine Stimme.

„Wer bist du und warum bist du bei dem Menschenwelpen?“

Meine Ohren zuckten, meine Augen suchten Tamis Blick, würde ich jetzt Ärger bekommen?

[steht hinter Tamias, spricht dann Chu einfach an]


- Tamias - 06.09.2013

Es passierten seltsame Dinge. Menschen war doch eigentlich die bösen Kreaturen, die mit Feuer und Waffen mit ihren Hunden auf uns Jagd machten. Auf Pferden verschafften sie sich den Vorteil alles überblicken zu können und uns besser verfolgen zu können. Doch hier war alles anders. Ich verstand es nicht. Ich verstand ehrlich gesagt gar nichts mehr.

Oo.. sieh dich nur an Tamias,.. du rebellischer Einzelgänger und Kämpfer. Beschützt einen Welpen der nicht einmal deiner ist und stellst dich gegen die Menschen? Und du tust nichts? Dir wären so viele Möglichkeiten damals eingefallen was du tun könntest, doch jetzt stehst du nur da und tust nichts. Früher hättest du einfach einen Weg um das Lager gemacht und wärst gegangen. Nun was machst du jetzt? Versuchst mit ihnen zu kommunizieren? Du bist ein Irrer geworden, Tamias, ein Irrer...oO

Gedanken schwirrten in meinem Kopf als ich diesen Menschen ansah. Er würde uns nichts tun, das war sicher. Womit sollte er auch? Mit seinem "Wolf"?
Jedenfalls schien dieser Welpe keine Geisel zu sein sondern völlig freiwillig bei dem Menschen zu bleiben und ich vermochte eine Art Bindung zwischen den beiden zu verspüren.
Meine Haltung blieb wie sie war. Nur kurz sah ich zu Skadi und den anderen rüber. Sie hatte sich ebenfalls gezeigt und fiel somit automatisch ebenfalls in meinen Schutz. Die anderen Menschenwelpen hatten sie gesehen und wieder taten sie nichts.
Der Mensch vor mir sagte irgendwas, doch ich verstand es nicht. Doch wen ich verstand war Avis und diese kleine Wölfin vor mir.

"Wir wollen gar nichts von euch. Ihr seit uns nur im Weg. Unsere Route führt durch euer Lager. "

Meine Mimik war streng und ernst, sowie fest meine Stimme erklang. Nun senkte ich den Kopf als Zeichen, dass ich nichts böses vor habe. Noch immer behielt ich den Mensch im Auge.

"Entspann dich, Wölfin. Wir werden euch kein Leid tun. Weder dir noch diesen... kleinen Menschen."

Für die Welpin musste es wohl das normalste der Welt sein bei den Menschen zu leben, auch wenn diese Menschen noch Welpen waren. Vielleicht kannte sie die großen gar nicht und so hätte sie auch nichts über die Legenden gehört und wüsste weder über die Brutalität noch über die geteilten Wege von Mensch und Wolf. Doch sicherlich wird diese Wölfin nicht auf den Kopf gefallen sein. Sie wird genau so viele Fragen haben wie Avis und die anderen. Sie hatte keine Ahnung von den vielen Morden..
Welch unbeschwertes Leben. Doch auch einsam, ohne jeglichen Kontakt zu Gleichartigen.
Avis ließ ich gewähren. Seine Angst legte sich ein wenig und er traute sich was zu sagen. Von mir aus hätte er auch ruhig einen Schritt vorgehen können.
Womöglich würde ein Knurren und Zähnefletschen reichen um den Mensch abzuschrecken.
Trotz das kaum Gefahr von dem Menschen ausging war die Situation angespannt. Ganz richtig so. Sicher konnte man sich nie sein. Im Falle des Ernstes würde ich mir Avis schnappen und zu Skadi rennen um sie zu verteidigen. Es konnte also so gut wie nichts schief gehen.

[spricht und versucht zu beruhigen]