Obscuri
Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Der Weg in den Norden (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=9)
+--- Thema: Passus VI - Eine wundersame Begegnung (/showthread.php?tid=227)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25


- Tamias - 30.06.2014

Ich hoffte so sehr sie verstand was ich sagte und als sie mich so an sah, wusste ich, dass es wohl noch etwas dauern würde.
Rehe, Schafe. Sie wusste, dass man Schafe nicht fressen durfte und ich verstand langsam, wie sie aufgewachsen sein muss. Die Menschen hatten jagt gemacht mit ihren Hunden nach ihrer Mutter. Das war furchtbar, doch das verknüpfte sie nicht. Zu sehr glaubte sie an das Gute im Menschen. Mir leuchtete es sofort ein, doch ich schwieg. Sie sollte ihr Bild so im Kopf behalten. Das war das Beste. Mir wurde immer klarer, wie sie die Menschen sah. Nichts hatte sie je hinterfragt, weil sie keinen Anhaltspunkt hatte. Nichts kam ihr komisch vor, denn das war alles normal. Das war ihre Welt. So war das halt. Ein Stück weit musste ich sie dennoch in ihrer Vorstellung unterbrechen.

"Du weißt, dass man Schafe nicht essen darf. Woher? Die Menschen haben es dir deutlich gemacht."

Kurz pausiert ich, sprach dann mit ruhiger Stimme weiter.

"Ein Wolf lebt normaler weise alleine oder in einem Rudel. Ein Rudel jedoch, hat ein Revier in dem gejagt wird. Gibt es in diesem Revier keine Beute mehr wird eine kleine Gruppe los geschickt um nach Beute zu suchen. Hat man ein hungriges Rudel im Nacken nimmt man auch Schafe um zu überleben. Wir wissen meist erst später, das man das nicht darf. Doch um sein Rudel durch zu bekommen, nimmt man, was man bekommen kann. Trotz großer Gefahr. Wir, also unsere Gruppe ist eine Art Gemeinschaft. Wir haben keinen Anführer und kein Revier. Keine Rangordnung. Das macht es einfacher mit der Jagd. Wir ziehen Richtung Norden, dass ist unser Ziel. Es gibt den Mythos dass es dort einen ganz besonders tollen Ort geben soll. Das ist unser Ziel. So jagen wir, was uns über den Weg läuft. Wir treffen Entscheidungen gemeinsam und sind wie eine Familie für einander da. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Das wird sinnvoll genutzt. "

Es war so viel auf einmal. Ich sah in ihre großen Augen und ich konnte nicht anders, als sie mit meinem Fang anzustupsen. Aufmunternd und vertrauensvoll. Sie sollte keine Angst bekommen.

"Einige von uns sehen nur im Menschen eine Gefahr. Manche sind auch neugierig und wollen alles über Menschen wissen. Du bist ein Wolf, sie werden dich mögen. Nur vielleicht nicht sofort verstehen. Sie werden komische Fragen stellen und womöglich etwas mit Fragen nerven. Aber sie werden dich mögen, schließlich bist du nun ein Teil unserer Gemeinschaft. "

Je mehr ich redete desto mehr spürte ich in mir selbst, wie wichtig diese kleine Wölfin mir schon geworden ist. Waren das Vatergefühle? War ich schon so alt? Ich wollte jedenfalls sie auf alles vorbereiten. Sie sollte keine Angst bekommen. Ich war doch da. Ich sah sie mit einem leichten Lächeln auf den Lefzen an und wartete auf ihre Worte. Die Gemeinschaft und das Lager waren für einen Moment völlig ausgeblendet.

[redet mit Chu, nimmt sich Zeit]


- Tryss - 02.07.2014

Herzallerliebst klang nach einer unglaublich guten Steigerung, warum war ich nicht selbst drauf gekommen? Ich nahm mir vor, mir noch mehr neckende Ausdrücke für Deka einfallen zu lassen und lachte leise auf, als ich mir Tamias vorstellte, wie er vor einer empörtenden und motzenden Fähe stand. In meiner Vorstellung hatte sein Gesicht die Züge eines Wolfes angenommen, der nicht wusste, wie ihm geschah. Diese Reaktion würde ich mir auch nicht entgehen lassen wollen. Auf Dekas weitere Neckereien dagegen hätte ich gerne verzichtet – aber ich konnte ihr auch nicht verdenken, dass sie zurückschoss.

„Na warte, sowas kannst du einem Rüden noch viel weniger sagen. Pass nur auf, wenn ich erst den Bären in meinem Inneren freigelassen habe. Dann wirst du Augen machen und dir wünschen, du hättest mich nie unterschätzt.“,

drohte ich leise prahlen und zwinkerte meiner Freundin verschwörerisch zu. Als sie die Sprache aber auf Avis brachte, verzog ich mein Gesicht.

„Pff, Avis. Den kann ich doch nicht erschrecken, er rennt doch schreiend in den Wald und ich bin am Ende Schuld. Nein, nein, das hebe ich mir auf. Bis er alt genug ist. Immerhin ist er ziemlich leicht zu erschrecken.“

Und wie er das war! Zweimal war es mir bereits gelungen ihn zu überlisten. Ein trimphierendes Grinsen stahl sich auf meine Lefzen. Einmal war Deka dabei gewesen, als Kimya und ich sie und Avis „überfallen“ hatten. Das zweite Mal hatte ganz mir gehört, als er mich im Wald einfach verfolgte. Mein Lächeln wurde ein wenig breiter, etwas grimmig, aber blieb fröhlich. Die Erinnerung daran vertrieb alle schlechten Gedanken, die ich Avis am heutigen Tag an den Hals gewünscht hatte. Ich war der ältere, ich war der überlegene. Und das würde auch so bleiben.

Als Deka die Sprache wieder auf die Menschen brachte, verblasste das Lächeln und ich richtete Augen und Ohren in Richtung Zeltlager, dass nun nur noch wenige Meter entfernt war. Konnte man dort bereits die Schatten der Sänger erkennen? Deka drängte erneut darauf, mit den Kindern zu singen. Ich zögerte einen Moment und drehte den Kopf, um zu sehen wo Skadi und die anderen blieben. Alvarez und Rúna waren nicht mehr zu sehen, aber immerhin waren Kimya und Avis bei der Fähe – und ein Tamias, der uns dieses Vorhaben verbieten könnte, war auch nicht in Sicht. Also stimmte ich zaghaft zu.

„Na gut, aber wir machen nichts, das die anderen in Gefahr bringen könnte!“

Diese Bedingung war ein Muss, denn ich erinnerte mich erneut nur allzu gut an die Rettung von Arkanis und wie wir die Menschen und Hunde im Dorf aufgescheucht hatten. Ares hatten wir an diesem Tag verloren, auch wenn er offenbar nicht getötet worden war, wie wir alle angenommen hatten.

„Es scheint gleich dort vorne zu sein. Zwischen diesen Menschenhöhlen, ja, daher muss die Musik kommen. Dann los, beeilen wir uns, bevor sie ihr Lied beendet haben!“

Ich schnappte spielerisch nach Dekas Ohr und zog kurz daran, bevor ich leise lachend in Richtung der Zelte und der faszinierenden Melodien stolperte.

[Deka | nahe der Musik | Skadi, Kimya und Avis dahinter]


- Alvarez - 03.07.2014

Der Geruch von Mensch wurde immer intensiver, je mehr ich der Heilerin folgte. Er fraß sich förmlich meine Nase empor und wollte durch keinen Versuch meinerseits dort verschwinden. Stattdessen wurden es immer mehr Witterungen. Ich fragte mich, ob Rúnas Instinkte nicht ebenfalls anschlugen und zur Flucht drängten, meine taten es jedenfalls und es war eine Überwindung nicht diesem Ort den Rücken zu kehren. Unruhig verfolgten meine Lauscher den Geräuschepegel. Die Auseinandersetzung mit Skadi war in den Hintergrund getreten und spielte im Moment keinerlei Rolle. Vielmehr zwang ich mich dazu eine Pfote vor die andere zu setzen, um den Kindern näher zu kommen. Verschiedene Gerüche wurden dabei deutlicher, nicht nur der Geruch der Kahlhäutigen, sondern auch undefiniertes in Töpfen, welche über dem Feuer brodelten. Ein Hauch von Neugierde erfasste auch mich und so setzte ich meinen Weg fort, bis ich schließlich Rúna erblicken konnte. Sie schien alles um sich herum zu vergessen, sah nicht einmal auf, als ich näher kam, sondern war viel zu vertieft in ihrem handeln, erforschen. Plötzlich erschrak sie und hielt inne. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte einen Jungen, der sich von seiner Gruppe gelöst hatte und direkt in das Antlitz der Wölfin blickte. Ich legte die Ohren an, verharrte aber an Ort und Stelle, denn ich wollte nicht durch eine unüberlegte Handlung eventuell eine Gefahr erschaffen, die es bis dato nicht gab. Zumindest erblickte ich keinerlei Waffen in den Händen des Kindes – noch nicht.

[Läuft durchs Lager - folgt Rúna - sieht ebenfalls Stephan]


- Chu - 09.07.2014

Ich gab mir größte Mühe, jedes Wort in mir aufzusaugen und nichts zu verpassen. Das tat ich wirklich, aber alles verstehen konnte ich trotzdem nicht. Es war so viel auf einmal und ich hatte lediglich eine verschwommene Vorstellung vom Leben in freier Wildbahn. Ich wusste nicht mal, wie sich ein normales Rudel durchschlug und die Besonderheiten dieser speziellen Gemeinschaft, die sich hartnäckig nicht als Rudel bezeichnen wollte, überforderten mich sichtlich. Dafür glaubte ich allerdings verstanden zu haben, dass Wölfe und Menschen keine Feinde waren, sondern sich meist einfach nicht richtig miteinander verständigen konnten. Vielleicht weil sie sich nicht genug Mühe gaben, denn bei mir und Anyana hatte es ja ganz gut geklappt.

“In Zukunft essen wir aber keine Schafe, oder? Jetzt wisst ihr ja, dass es verboten ist“, wandte ich zaghaft ein.

Wahrscheinlich hatte es ihnen nur keiner gesagt und anstatt ihnen irgendwie verständlich zu machen, dass die Schafe zu ihnen gehörten und ihre Haustiere waren, waren die Menschen einfach nur wütend geworden und hatten … schlimme Dinge getan. Es fiel mir schwer, diese Möglichkeit überhaupt einzuräumen, aber wenn es nette Zweibeiner gab, gab es vermutlich auch ein paar weniger freundliche. Das sah ich ein. Wie schlimm es mitunter werden konnte, konnte ich mir dagegen nach wie vor nicht vorstellen. Vielleicht hatten sie mit Stöcken nach ihnen geschlagen?
Auch das mit dem Norden hatte ich noch nicht so ganz verstanden – vielleicht deshalb, weil ich nicht einmal wusste, was überhaupt ein Norden war. Vorerst reichte es mir, wenn Tamias sagte, dass es dort schön sein sollte und wir uns deshalb auf den Weg gemacht hatten. Vielleicht konnte er mir ja später eine Geschichte über den Norden erzählen, denn jetzt gingen mir vorerst andere Dinge durch den Kopf. Wichtigere Dinge. Hoffentlich hatte er recht und die anderen Wölfe waren nicht böse auf mich, weil ich bei den Zweibeinern aufgewachsen war und sie gut leiden konnte. Ich hoffte es so sehr. Abermals suchte ich seinen Blick, schluckte trocken, damit der Kloß in meiner Kehle wieder verschwand und nickte dann zögerlich. Ich musste mich auf sein Wort verlassen, etwas anderes blieb mir ja auch kaum übrig.

“Wie weit ist es noch?“

[bei Tamias]


- Die Kinder - 10.07.2014

Wie erstarrt war er, aber nicht, weil Stephan Angst hatte. Er war nie ein ängstlicher Junge gewesen und im Gegensatz zu einigen der anderen Kinder glaubte er auch nicht, dass die Wölfe ihnen etwas Böses wollten. Er war erstarrt vor Faszination, wagte nur leise zu atmen und beobachtete genau, wie der Wolf sich auf die Hinterpfoten niederließ und ihn ebenso zu mustern schien. Das Tier kam ihm groß vor, doch sicher nur, weil Fara noch eine Miniaturausgabe dessen war, was sie einmal werden würde. Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, wagte Stephan eine leichte Bewegung. Er ging in die Knie, damit er mit dem Wolf auf Augenhöhe war und sie sich gleichberechtigt gegenüberstanden. Dabei ließ er das Tier nicht aus den Augen, wollte jede Veränderung in der Stimmung spüren und reagieren können, wenn es notwendig war. Doch auch der Wolf schien ruhiger zu werden und so saßen sie nur da und blickten sich an, vereint in Neugierde, getrennt in den Welten in denen sie lebten. Wahrscheinlich hätten sie noch eine Weile so verharrt, doch plötzlich erschien ein zweiter Wolf. Hatte der Junge den ersten Wolf schon für groß gehalten, so beeindruckte ihn die Größe des neuen Tieres sichtlich. Groß wurden Stephans Augen und für einen Moment schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er beiden im Falle eines Falles sicher unterlegen wäre. Der Neuankömmling schien ein wenig angespannt, so dass Stephan wieder in Reglosigkeit verharrte. Erst nach einem kurzen Moment des Sammelns wagte er es, mit ruhiger Stimme eine leise Frage zu stellen.

„Was wollt ihr von uns? Warum seid ihr hier?“


- Kimya - 11.07.2014

Irgendwie konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen warum Avis meine Neugier als so lustig empfand. Er hat doch gar kein Recht sich da über mich lustig zu machen, so manches Mal ist er da auch nicht besser! Irgendwann würde ich mich dafür noch rächen, wie auch immer, aber wenn Avis das nächste Mal neugierig ist gibt es Rache.

Eine Welpin, ja natürlich, aber vielleicht ist sie größer als andere Welpen?

Mir hätte bewusst sein sollen, dass ich mich da nicht mehr raus reden konnte, Avis hatte recht gehabt. Mit etwas Glück würde er Su.. Shu? Chu! hinter unseren Freunden nicht direkt sehen, dann hätte ich wenigstens etwas recht behalten. Welch absurder Gedanke nur um meiner eigenen Neugier gefällig zu werden.

Ich konnte die Gedanken an Mama einfach nicht loswerden egal was ich tat. Auch das denken an meinen Bruder oder meine Freunde half einfach nicht, es war vergebens. Ohne es zu merken summte ich in meinem Kopf die seltsame Melodie mit die ich nicht wahrnehmen wollte. Diese seltsamen Töne hatten eine bisher nicht bemerkte ablenkende Wirkung die mich wenigstens wieder ein ganz kleines bisschen Aufnahme fähig für meine Umgebung machte. Nicht genug um zu merken, dass die töne gar nicht nur in meinem Kopf waren, aber genug um zu merken, dass Skadi mir in die Rute gebissen hatte und mich festhielt. Eine feuchte Zunge auf meiner Schnauze lies mich schließlich wieder aufwachen, eine so zärtliche Geste, fast wie von Mama.

Was ist..

Während ich die Frage stellte wurde mir bewusst, dass ich diese klänge gerade auch schon vernommen hatte. Doch kein spiel meines Kopfe! Ich brauchte nicht lange um die Vermutung aufzustellen, dass es von den Menschen kam, woher sonst? Skadis ausgesprochene Gedanken bestätigten meine Vermutung auch schon so gleich. Glaubte sie wirklich daran, dass die Möglichkeit bestände, dass die Menschen und toll finden? Das wäre natürlich eine tolle Gelegenheit um diese mysteriösen wesen kennenzulernen! Freude sprudelte in meinem Körper auf und wurde so gleich wieder zunichte gemacht. Vielleicht sollte ich mir mal angewöhnen erst ganz zuzuhören. Wir wollten Chu doch gar nicht mit Gewalt zurückholen, sie will zu uns! Okay, laut Avis Aussage konnte Chu nicht direkt mit den Menschen reden, dass würde natürlich erklären warum sie ihnen nicht einfach erzählen konnte was Sache war.

Okay!,“ bestätigte ich kurz.
Eins war klar, Skadi hatte Recht, Freundlichkeit war der richtige Weg um eine neue Freundschaft zu knüpfen, also lächelte ich und meine Rute schwang schon wie von selbst leicht durch die Luft. Meine traurigen Gedanken waren wie weggepustet und die Musik bereitete wirkliche gute Laune, auch ohne ein aufgesetztes lächeln.


- Rúna - 16.07.2014

Da saß ich also, nur wenige Schritte entfernt von dem Menschenjungen und doch fühlte es sich an als lägen unüberwindbare Welten zwischen uns. Fast glaubte ich in ihm dieselbe brennende Neugier zu erkennen, die auch in mir loderte. Das Verlangen nach Verstehen, nach Erkenntnis und Begreifen.

Er war vorsichtig, ruhig und achtsam und erinnerte mich an einen großen stolzen Hirsch. Jung und kraftvoll, als wüsste er, dass ihm keine Gefahr drohte, weil er keine Beute war, die wir schlagen würden. Und trotzdem, wie auch der Hirsch konnte er wehrhaft vielleicht sogar ernstlich gefährlich sein, der Stärke der Gemeinschaft jedoch würde er unterliegen. Dennoch, Furcht war es nicht die ich roch, Vorsicht und Wachsamkeit, aber keine Angst, ging von dem zugleich fremden und doch irgendwo vertrautem Wesen aus.

Jeder Augenblick, jeder Herzschlag schien sich endlos zu dehnen während meine Gedanken von einem reißenden Fluss erfasst dahin strömten. Wer mochte er sein? Woher kam er? Warum reisten so viele Welpen allein umher und wo waren ihre Eltern? Wer war er in dem Rudel der Menschenwelpen? Führte er sie? Beschützt er sie? Was mochte er wissen über die Welt in der wir und er lebten? Zahllose Fragen rissen jeden vernünftigen Gedanken und jede Aufmerksamkeit mit sich fort und doch…

… schaffte es ein kaum wahrnehmbarer Geruch in einem lauen Windhauch, dass ich erneut die festgestampfte Erde unter meinen Pfoten fühlte, dass ich die Geräusche wieder wahrnahm und mir selbst und meiner Umgebung wieder bewusst wurde. Zögernd wandte ich den Kopf, mich mühsam vom fesselnden Blick des Jungen lösend und erblickte die beruhigend große Gestalt Alvarez. Für einen Moment war ich überrascht ihn zu sehen, zu begreifen, dass er mir gefolgt war, anstelle bei den Welpen und den andere zu bleiben.

Zugleich bemerkte ich jedoch seine Anspannung, eine kontrollierte Stärker in seiner Haltung, die jedoch ebenso schnell zuzuschlagen vermochte, wie die Waffen der Menschen. Ich war dankbar dafür, dass er mit mir gekommen war und dafür, dass er nun Angesichts dieses Menschen dennoch ruhig blieb, ihn weder angriff, noch mich fortdrängte.

Erst die leise Stimme, ruhig und volltönend, welche Worte sprach die ich nie würde verstehen können, brachte mich dazu mich dem Welpen wieder zuzuwenden und schenkte mir zu gleich die traurige Erkenntnis, dass all das Wissen das er besaß mir ewig verschlossen bleiben und dass auch ich ihm nie würde etwas begreiflich machen können. Traurigkeit breitete sich wie die stille Schneedecke des Winters in mir aus und überdeckte in diesem Moment selbst die lodernden Flammen der Neugier.

Schließlich straffte ich mich, erhob mich langsam und vorsichtig und nährte mich dem Jungen Schritt für Schritt. Aufrecht ja, aber nicht bedrohlich kam ich auf ihn zu und ließ ihm mit jeder Verringerung des Abstandes zwischen uns die Möglichkeit sich zu erheben, auf zu springen, zu flüchten oder was auch immer er tun wollen würde. So er es zu ließe würde ich dicht vor ihm stehen bleiben, seinen Geruch in allen Einzelheiten aufsaugen um ihn nie mehr zu vergessen und ihm schließlich, zum Abschied über die Wange zu schlecken.

Erst dann wandte ich mich mit einem kurzen Sprung um, riss mich los von ihm und seinen Geheimnissen und kehrte zu jenen zurück die mich verstehen, die ich verstehen konnte. Vor dem Rüden verharrte ich abermals, dankbar aber noch immer traurig blickte ich stumm in die unergründlichen Augen, senkte den Fang schließlich und würde, so auch er es zuließe, ihn leicht an die vordere Flanke schnauben und am ihm vorbei den Weg einschlagen, welcher zur Brücke führen würde… zurück zu den anderen.

[Bei Stephan und Alvarez | erkennt schließlich, dass sich ihr Wunsch nicht erfüllen lässt, nimmt Abschied von Stephan und möchte mit Alvarez zurück zu den anderen]


- Avis - 20.07.2014

Mein Blick klebte förmlich auf Kimya, doch anstatt eine Antwort von ihm zu erhalten, wie ich eigentlich erwartet hatte, schien er überhaupt nicht zugehört zu haben, ging sogar weiter und hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Grad wollte ich lauter werden, doch da griff Skadi ein. Offenbar hatte auch die Kimyas geistige Abwesenheit bemerkt, doch anstatt laut zu werden, schnappte sie sich einfach Kimyas Rute um ihn so am weiterlaufen zu hindern. Hätte sie das bei mir gemacht, wenn ich in Gedanken gewesen wäre, dann hätte ich bestimmt vor Überraschung aufgejault oder nach ihr geschnappt, aber mein Bruder reagierte wie immer ganz anders als ich. Er schien aus seiner Trance zu erwachen und Skadi sogar erst richtig zu bemerken, als diese über sein Gesicht schleckte. Ich ging die zwei-drei Schritt, die beide nun vor mir hatten um wieder aufzuschließen und meinen Bruder aufmerksam zu betrachten. Seine leise Zustimmung ließ mich kurz aufmerken. Skadi sagte zwar nichts, allerdings wagte ich zu bezweifeln, dass Kimya wirklich viel von Skadis Monolog gehört hatte. Nun ja. Ich blickte Skadi kurz aufmerksam an, um ihr zu signalisieren, das auch ich ihre letzten Worte verstanden hatte. Freundlich. Nicht gefährlich. Kein Kampf. Gar nicht so einfach, immerhin stellte sich mein Nackenfell schon auf, wenn ich an die fremden Klänge dachten, die weiterhin die Luft durchschnitten. Ich wollte einfach nur weg, endlich über diese Brücke rüber, die zwischen uns stand.

Ich ging zunächst erst mal weiter. Dejaka und Tryss konnte ich vor uns noch ausmachen, offenbar hatten die zwei viel Spaß, typisch Dummwolf Tryss konnte mal wieder nicht ernst sein, doch als mein Blick nach hinten ging konnte ich Alvarez und Runa nirgendwo entdecken. Mein Blick viel kurz auf Skadi, sollten wir nicht eigentlich zusammen bleiben? Deja und Tryss schien nun offenbar auch nichts mehr zu halten, ich konnte die fremden Gerüche schon fast auf der Zunge schmecken und die Geräusche wurden immer und immer lauter.

"Skadi, gehen wir einfach hinter Tryss und Deja her?!?"

Meine Stimme war ein leises Murmeln, mir war mehr als unwohl, aber immerhin war mein Bruder an meiner Seite, so konnte ihm wenigstens nichts passieren, oder besser ich war dabei. Er würde nicht einfach so verschwinden wie Mama. Niemals! Das würde ich niemals zulassen! Entschlossenheit erschien in meinen Augen. Nichts wie durch da und auf der anderen Seite würden wir dann alle hoffentlich wieder treffen!

[geht mit Skadi & Kimya, folgt Deja und Tryss)


- Tamias - 24.07.2014

Ich schmunzelte etwas über die Reaktion der jungen Wölfin. Kurz nickte ich um ihr zuzustimmen, dass wir fort an keine Schafe mehr essen würden. Ich stupste sie vorsichtig an zur Aufmunterung. Es war alles so viel für die Kleine.

"Es ist nicht mehr so weit. Sind gleich da "

Sprach ich ruhig und versuchte die Witterung wieder aufzunehmen. Lockeren Ganges setzen wir uns fort. Der Gesang der Menschen war nicht zu überhören und hallte in meinen Ohren noch etwas nach. Ich vernahm die Gerüche von Avis, Tryss, Deka, Skadi und Kimya. Ein gutes Zeichen. Es fehlte jedoch die Spur von Runa und Alvarez. Sie schienen nahe dem Lager zu sein.
An Abmachungen hielten sich hier eh die wenigsten, dass war mir klar. Ich war eigentlich auf fast alles vorbereitet.
Es dauerte noch eine Weile, ehe ich ihre Umrisse erkennen konnte. Ich drehte mich noch einmal zu Chu um um sicher zu gehen, dass bei ihr alles in Ordnung ist und gleichzeitig um ihr die Sicherheit zu geben, dass ich sie nicht ignorierte und da war für sie.
Als die Umrisse klarer wurden gingen wir langsamer und blieben etwas abseits von ihnen stehen.

"Schaut mal her und sagt unserem neuen Mitglied hallo"

Sagte ich ruhig und schmunzelte. Ich war die Ruhe selbst, trotz der Nähe des Lagers. Die Menschen hätten uns schon sehen können, so nah waren wir.
Ich blieb dicht bei Chu und erwartete eine überschwängliche Reaktion der jüngeren Wölfe von uns.

[kommt bei Skadi, Tryss, Deka, Avis und Kimya an]


- Dekaja - 27.07.2014

Unabhängig von Tryss‘ Gedankengängen ging auch mir kurzzeitig durch den Kopf, wie Tamias wohl reagieren würde, hätte er mich so gesehen. Wollte ich die Sache vielleicht doch einmal auf die Probe stellen? Nicht, dass das am Ende zu einer Prügelei führte, wobei sich da wohl Skadi einmischen würde. Nein, vermutlich würde es am Ende ohnehin nicht dazu gekommen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich Tamias von einer schlechtgelaunten und ungeduldigen Fähe aus der Fassung bringen lassen würde, auch wenn ich Tryss' liebend gerne einen derartigen Gefallen getan hätte. Ich lachte unwillkürlich auf, als ich seine Antwort hörte.

„Einen Bären, ja?“, gab ich humorvoll zurück. „Ich frage mich nur, wie ein Bär da hineinpasst. Das muss ein Bärenjunges sein!“

Ich blinzelte ihm freundlich zu und wirkte generell so, als würde ich diesen liebevollen Schlagabtausch sehr genießen, dann wechselte das Thema. Ich bekam seinen Stimmungswechsel im Gesicht gar nicht so richtig mit, während ich auflachte.

„Oh…das stimmt natürlich. Schließlich ist er ein Welpe…vielleicht wartest du noch bis er etwas älter ist und nicht mehr alle Freiheiten genießt, wobei….er könnte dir das übel nehmen. Aber ich mache mir keine Sorgen diesbezüglich…schließlich hast du ja den Bären in deinem Inneren und Avis nur ein Reh. Also.…wer wird siegen..? Das Reh oder der grimmige Bär?“

Ich zwinkerte ihm zu, weil ich auch den letzten Rest seiner schlechten Laune diesbezüglich vertreiben wollte, auch wenn ich sah, dass sich sein Lächeln etwas vertieft hatte. Ich wollte, dass nichts negatives mehr übrig war. Ich wollte ihn lächeln sehen, so wie er es umgedreht wohl auch immer wollte. Was Avis nun dachte, war mir dagegen etwas gleichgültiger. Natürlich nicht völlig – ich hatte nichts gegen ihn. Ich dachte nur gerade nicht an ihn. Er hatte ja auch Kimya, der ihn sicher aufbaute und ich war für Tryss da!

Dann wandte ich meinen Fokus wieder auf die Menschen und beobachtete sie. Im Gegensatz zu meinem selbstgewählten Bruder aber dachte ich nicht mehr an die anderen und wo sie waren. Ich hatte sie, wie so oft wenn ich diese Spezies sah, vergessen und richtete meine ganze Faszination und Freude auf sie. Nur Tryss Einwand führte kurz dazu, dass ich fragend den Kopf neigte.

„Wie sollten wir sie so denn in Gefahr bringen? Deine Gedankengänge möchte ich haben….entspann dich! Es wird nichts geschehen! Und wenn sie sich erschrecken, können wir ja sofort aufhören!“,

beruhigte ich Tryss sanft. Woher er immer seine Sorgen nahm? An den Großteil der Sachen, die er vorbrachte, dachte ich meist gar nicht. Und auch jetzt hielt ich es für ziemlich weithergeholt. Ich fand es aber ohnehin langweilig, mir Gedanken über so etwas zu machen. Taten walten lassen war viel aufregender. Dann nickte ich und sprang nach vorne, um Tryss kurz in die Schulter zu zwicken.

„Sei nicht so frech! Es war immerhin meine Idee, Herr Besorgt! Und ich bin ja ohnehin schneller als du!“,

neckte ich ihn und sprang etwas nach vorne. Meine Rute pendelte ausgelassen, aber ich vergaß nicht, je näher wir der Musik kamen, nicht doch etwas an Tempo wegzunehmen. Wie muss es auch aussehen, wenn zwei Wölfe direkt angeprescht kommen? Eigentlich fiel mir dieser Gedanke aber erst kurz vorm Ankommen ein. Ganz plötzlich, so dass ich mich abrupt bremste und langsamer wurde. Ich stellte meine Ohren auf und versuchte einen Blick auf die singenden und tanzenden Kinder zu erhaschen. Um selbst einen Ton anzuschlagen und etwas zur Musik beitragen zu können. Es klang so mitreißend!

(bei Tryss | nahe der musizierenden Kinder)