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Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

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- Dekaja - 15.05.2014

Ich seufzte etwas unwillig auf, als ich die leicht trotzigen Kommentare von Tryss und Avis auffing. Natürlich waren sie aneinander geraten und mir passte es selbst nicht ganz, dass Skadi sich so dazwischen gedrängt hatte und sich nun aufspielte. Ganz und gar nicht, aber leider hatte sie recht und ich wollte im Grunde nur verhindern, dass der Streit nun eskalierte und damit wohl Sympathien bei den Menschenwelpen verspielt worden würden. Außerdem gab es dieses Phänomen, dass immer dann, wenn man sich von seiner schlechtesten Seite zeigte, jemand auftauchte – in dem Fall der Menschenwolf – dem man gar nicht diese zeigen wollte. Also ich zumindest kannte es aus meiner Kindheit durchaus gut. Deshalb war ich dennoch etwas glücklicher darüber, dass die beiden den Streit erst einmal beilegten. Ich wusste auch gar nicht, was Avis gegen Tryss hatte, so feindselig wie er sich ihm gegenüber verhielt. Und ich wusste nicht, warum es nur gegen ihn ging und nicht auch gegen mich, sollte es unsere unbeschwerte Art sein. Vielleicht sollte ich ihn das bei Bedarf einmal fragen, aber vorerst wollte ich mich auf die Menschenwelpen konzentrieren.

Jetzt, wo sich die Aufmerksamkeit auf uns zu konzentrieren schien und sich auch Alvarez einmischte, bekam auch meine Stimme einen starken Dämpfer, so dass die Vorfreude zunächst verflog. Ich grummelte irgendetwas leises vor mich hin und drängte mich dann an Tryss.

„Ja…komm…wir gehen jetzt….ich habe wirklich keine Lust noch länger zu warten.“,

beschwerte ich mich diesmal etwas ungeduldiger, damit meine Laune nicht völlig den Bach runterging. Ich wollte endlich das tun, wozu ich hier war und nicht diskutieren und streiten. Konnte man das nicht auf ein andermal verschieben? Jedes Mal kam jemand und machte mir das alles kaputt. Das ärgerte mich und diesmal wollte ich mir von niemanden meine Entdeckungstour madig machen lassen. Immerhin schien Kimya Avis‘ Laune etwas aufzubessern, so dass zumindest die Gefahr, noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, gebannt war. Vorerst. Ich ignorierte bewusst Alvarez‘ Aussage, die mich ebenso wütend machte. Wieso reisten sie noch einmal mit Artgenossen zusammen, die so ganz entgegen ihrer Meinung waren? Sicher machte man sich auch an ihrem Ziel keine Freunde, wenn die Menschen, die in Frieden mit ihnen lebten, zerrissen wurden.

Ich schnaubte kurz unwillig auf, dann sah ich zu Skadi.

„Und ob. ICH lass mir das heute sicher nicht madig machen, nicht von irgendjemanden. Komm, Tryss, WIR gehen jetzt vor, sonst schlagen wir hier wirklich noch Wurzeln. Oder Tamias kommt zurück, bevor ich irgendeinen Schritt ins Lager gesetzt habe. Ich kann nicht glauben, dass mir diese Chance am Ende wieder entgangen ist! Also los!“,

entgegnete ich drastisch und gab Tryss einen auffordernden, deutlichen Stupser in die Richtung, um jetzt ENDLICH weiter ins Lager hinein zu gehen.

[bei Tryss, Skadi & Co. | geht Richtung Lager]


- Kimya - 18.05.2014

Es hatte gewirkt, es hatte tatsächlich gewirkt. Ich konnte kaum glauben, dass Avis sich so leicht von Tryss und und Skadi weglotsen ließ und sich lieber mit mir unterhielt als weiterzustreiten. Aber er ging mit mir und kaum hatte ich meine Fragen gestellt, schien er auch schon viel ruhiger zu werden. Auch seine gute Laune kehrte zurück. Erleichtert atmete ich aus und lächelte, als mein Bruder begann von dem fremden Wolf zu erzählen, der bei den Menschen lebte und mit ihnen aufwuchs.

„Chu“,

murmelte ich leise und wiederholte genau den Ton, in dem Avis den Namen ausgesprochen hatte. Ich wollte mir den Namen der Wölfin genau in mein Gedächtnis einprägen, um ihn dann im richtigen Moment wieder hervorholen zu können. Eine Fähe war es also, ein Mädchen. Wie sie wohl war? Gespannt wartete ich darauf, dass Avis noch mehr Informationen preis gab. Mein Bruder gab sich auch alle Mühe – aber an viel konnte er sich nicht erinnern, offenbar war ihre Begegnung sehr kurz gewesen. Ich bemühte mich meine kleine Enttäuschung darüber zu verbergen.

„Zwei Namen? Dann kennen die Menschen also ihren Wolfsnamen gar nicht? Wie seltsam.“

Sofort hatte Avis mit dieser Information meine Aufmerksamkeit zurückerlangt, auch, wenn mich das Ganze etwas stutzig machte. Konnten sich Wölfe und Zweibeiner also nicht unterhalten? Schade, dann konnte sie also nicht Übersetzerin sein und uns mit den Menschen bekannt machen. Es wäre zu schön gewesen, wenn wir uns mit ihnen hätten unterhalten können! Dann hätten die anderen vielleicht sehen können, dass diese Geschöpfe doch nicht so böse waren, wie sie immer sagten. Nein, wie die älteren immer sagten. Aus Dekas und Tryss' Fang hatte ich noch kein böses Wort über die Zweibeiner gehört. Vielleicht waren sie nur zu älteren Wölfen unfreundlich?

„Sie hat ihnen vertraut? So wie ich dir vertraue, oder Dekaja? Woran hast du das denn gesehen?“

Eigentlich hatte ich noch Mama mit aufzählen wollen. Ich vertraute ihr ja auch und ich vertraute darauf, dass sie zu uns zurückkehrte. Aber sie zu erwähnen hatte Avis sicher traurig gemacht. Also sagte ich nichts, denn ich wollte die gute Laune meines Bruders nicht gleich wieder verderben. Stattdessen blieb ich bei Wölfen, von denen ich wusste, dass er sie auch mochte und folgte währenddessen langsam den anderen, die sich in Bewegung zu setzen schienen.

[Bei Avis, die anderen in der Nähe (Post von: Tryss)]


- Tryss - 18.05.2014

Noch immer war die Wut nicht vollends verflogen – und Avis mit seinem dummen, provokanten Kommentar sorgte dafür, dass ich ihn fast noch einmal angegangen wäre. Doch Kimya war an seiner Seite – und Deka an meiner. Wie hätte das vor den beiden ausgesehen, wenn ich Avis jetzt noch einmal anfuhr? Sicher hatten sie den Kommentar des elenden Welpen nicht gehört, ich hätte mir also nur ins eigene Fleisch geschnitten. So zwang ich mich missmutig den Kommentar auf mir sitzen und Avis Avis sein zu lassen und wandte mich wieder Deka zu. Doch selbst die war nun angefresssen, nachdem jetzt auch Alvarez und Skadi in Streit gerieten. Na wunderbar, wir waren ja eine tolle Gemeinschaft. Der Zusammenhalt zwischen uns war ja so unglaublich eng und wir hatten uns alle so furchtbar lieb. Ironie ließ grüßen und ich fragte mich insgeheim, wie wir es so in den Norden schaffen sollten. Vielleicht sollten wir die Menschenwelpen fragen, wie sie es bisher geschafft hatten, sich nicht gegenseitig auseinander zu nehmen und miteinander umherzuziehen. Sie wirkten jedenfalls viel eher wie eine Gemeinschaft, ganz zu schweigen von uns zerstrittenem Haufen.

Mein Ärger und die trüben Gedanken verschwanden allerdings nur wenig später wie von Zauberhand. Oder eher: wie von Dekapfote. Denn kaum hatte Skadi sich an sie gewandt, zeigte sie eine Seite, die ich von ihr bisher noch nicht gekannt hatte. Normalerweise war Deka eher ruhig, zurückhaltend. Zwar neugierig und wissbegierig, aber doch immer höflich und steckte lieber zurück. Jetzt allerdings schien es ihr zu bunt zu werden. Sie drängte sich an mich und schleifte mich praktisch mit sich, als sie verkündete, dass sie keine Lust mehr hatte zu warten. Ich musste aussehen wie ein Idiot, als ich sie anstarrte und plötzlich anfing zu grinsen, während wir uns an die Spitze der Gruppe setzten und endlich losmarschierten.

„Was war das denn? Das kenne ich ja noch gar nicht von dir.“

Ich grinste breiter und kam mir noch mehr wie ein Idiot vor, aber immerhin: Meine schlechte Laune war wieder verschwunden. Der wievielte Stimmungswechsel war das für heute? Egal, Hauptsache war doch, dass wir endlich auf dem Weg waren und langsam – zumindest bei mir – wieder Neugier und Freude Überhand nahmen.

„Du kannst richtig süß sein, wenn du genervt bist.“

schmunzelte ich Deka zu und stupste ihr neckend die Nase gegen den Hals. Plötzlich aber stutzt ich und hob den Kopf wieder, die Ohren nach vorn gewandt. Während meine Pfoten sich automatisch weiterbewegten, ließ ich die Ohren irritiert noch einmal spielen. Was waren das für seltsame Laute?

„Hörst du das?“

[Bei Deka | vor den anderen]


- Die Kinder - 18.05.2014


Als die ersten Töne erklangen, seufzte Stephan beruhigt auf. Er stand am Rand des kleinen Platzes, den sie für Versammlungen im Lager frei von Zelten gelassen hatten. Im Schatten eines der Zelte, lehnte er an eine Holzstange und blickte mit verschränkten Armen auf das Treiben. Die Unruhe war nach den Ereignissen des vergangenen Abends unerträglich geworden. Die Wölfe hatten die Kinder aufgeschreckt, einigen hatten sie Angst gemacht und das obwohl sie selbst einen Wolf in ihren Reihen hatten. Nur Fara war noch klein, sie war niedlich und sie wirkte nicht gefährlich, im Gegensatz zu dem Rudel – so schien es einigen wohl. Wer keine Angst hatte, der schnatterte und plauschte, der fachsimpelte und faszinierte. Einen Hühnerhaufen zu hüten und beisammen zu halten war sicher einfacher, als diese Horde von Kindern zu beruhigen. Stephan, ja fast selbst noch ein Kind, war als Anführer der Kinderschar für alle verantwortlich – und er wollte nicht, dass sich die Angst einiger weniger weiter ausbreitete.

Der junge Mann kam aus einer großen Stadt. Wie Anyana, das kleine Mädchen, dem Fara gehörte, war er in Armut aufgewachsen. Er kannte das Gefühl, wenn Hunger den Magen zerfraß und er wusste, wie die Stadthalter und Fürsten reagierten, wenn das Volk unruhig wurde. Musik stimmte die Menschen milde, machte sie fröhlich und melancholisch, manchmal auch traurig, doch sie vermochte es jede Wut zu mildern, jeden Zorn zu lindern und mit sanften Tönen die Angst aus den Herzen zu vertreiben. Nicht nur bei erwachsenen Menschen, ganz besonders bei Kindern. Kaum waren die ersten Takte der Flöte erklungen, beruhigte sich die Stimmung. Einige der kleineren Kinder begannen am Rand des Platzes zu tanzen und nach und nach wurde ein Lächeln auf beinahe alle Gesichter gezaubert. Auch Stephan lächelte, beruhigt, dass seine Idee Wirkung zeigte. Gedankenverloren strich er sich erst durch die braunen Haare, die ihm ob ihrer Länge immer wieder ins Gesicht fielen. Dann wanderte seine Hand zu den kurzen Stoppeln an seinem Kinn, die bald wieder zu einem dichteren Bart herangewachsen sein würden. Er suchte den Platz nach Anyana ab. Fara war nirgends zu sehen gewesen, das war nicht verwunderlich. Aber auch das Mädchen hatte er den ganzen Morgen noch nicht gesehen. Gerade jetzt war ihm das nicht geheuer. Der junge Mann überlegte, ob er sie nicht lieber suchen gehen sollte. Nur wo sollte er anfangen?


- Tamias - 24.05.2014

Obwohl ich nicht verstand was der Mensch sagte, so konnte ich es erahnen an Chus Verhalten. Ich roch die Angst, das Adrenalin und fühlte mich in diesem Moment schlecht. Ich nahm ihr die Familie weg, ich hatte sie überredet mit wild fremden Wölfen zu ziehen. Würde ich die Gemeinschaft verlassen um frei zu sein? Jeder hatte etwas zurück gelassen was einst die Familie war, doch war das nie meine Schuld. Ein kleiner Kloß bildete sich in meinem Hals und ich traute mich nicht einmal zurück zu blicken. Ein so junger Wolf lernte nichts bei Menschenwelpen. Er würde sie nicht einmal verteidigen können im Ernstfall. Die Wölfin damals am Fluss erzählte von dem Norden wo die Menschen und Wölfe friedlich beisammen lebten. Kamen diese Menschen aus dem Norden? Kannten sie diesen kleinen Mythos etwa? Waren wir vielleicht unserem Ziel näher als gedacht? Es war auf jeden Fall ein Gespräch mit der Gemeinschaft wert.

"Na dann, auf in ein neues Leben, kleine Wölfin"

sprach ich munter und versuchte den Schritt noch etwas zu erleichtern. Ich lächelte sie an und ging lockeren Schrittes los. Ich vernahm die Fährte von Runa und beschloss kurzer Hand dieser zu folgen.
Was sie wohl in dieser Zeit alles angestellt hatten. Ohje, da fiel es mir wieder ein. Die jungen Wölfe und ihre Fragen. Davon hatte ich Chu noch nicht erzählt.

"Oh, eins muss ich dir noch sagen. Avis hast du ja schon kennen gelernt. Sein Bruder ist genau so neugierig. Dann haben wir noch zwei andere recht junge Wölfe die sich mit Fragen nicht zurück halten können. Sie werden dich wohl erstmal mit Fragen überrumpeln. Sie verstehen nicht, wieso du bei Menschen gelebt hast. Für uns sind Menschen natürliche Feinde und werden eigentlich gemieden. Jungen Wölfen plagt jedoch die Neugierde. Nimm es ihnen nicht übel, sie sind nett, nur etwas ungestüm."

Wieder lächelte ich sie an und mit jedem Schritt fiel es mir leichter.
Runas Fährte wurde intensiver und bald müssten wir sie sehen können. Doch wo war die Fährte der anderen Wölfe?

[hat ein schlechtes Gewissen / auf dem Weg zu Runa]


- Avis - 26.05.2014

Noch während ich von dem berichtete, was ich mit Chu erlebt hatte…gut zugegeben sonderlich viel war es ja nicht, erhellten sich die Gesichtszüge meines Bruders. Ein echtes kleines Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. Mir stockte kurz der Atmen. Es war schon viel zu lange her, dass wir unbeschwert und lächelnd balgend und unbekümmert gewesen waren und mir war noch gar nicht aufgefallen, dass wir uns so verändert hatten. Als Unbekümmertheit war ernst geworden und ein Lächeln hatte Seltenheitswert. Umso mehr gefiel es mir, mein Bruder so zu sehen. Meine Rute pendelte kurz hin und her und grad jetzt wünschte ich mir, ich könnte ihm mehr von Chu erzählen. Das konnte ich aber nicht. Im Moment das mir das fast leid, aber es ließ sich nun mal nicht ändern. Aufmunternd schaute ich ihn an. Die Anderen hatte ich vollkommen ausgeblendet und im Moment interessierte mich auch das Lager nicht sonderlich.

„Du wirst sie bestimmt auch bald kennen lernen!“

Ich versicherte ihm dies nur zu gern, immerhin würde Chu in unserem Alter sein, was nur gut für uns war.

„Nein, ich glaube nicht. Ich denke sie verstehen unsere Worte nicht, aber vielleicht unser handeln…?“

Ich versuchte Kimya nächste Frage zu beantworten, was aber nicht so leicht war. Ich denke nicht, dass wir uns gegenseitig unterhalten könnten, aber so wie ein Wolf der knurrt eine Bedrohung war, konnten sie uns bestimmt durch Gesten verstehen. So hatte es zumindest für mich den Anschein gehabt, ich konnte mich aber natürlich auch irren. Mitten in diese Überlegung hinein schaute ich kurz um mich. Deka war bei Tryss, bei dessen Anblick meine Gesichtszüge gleich wieder finster wurden. Skadi schien nicht besser drauf zu sein und Alvarez machte auch nicht grad den glücklichsten Eindruck. Wurde offenbar zeit endlich weiter zu kommen. Hoffentlich war Tamias erfolgreich, noch mehr von diesen grimmigen Vollidiotwölfen konnte ich langsam nicht mehr aushalten. Alles Besserwissen und Besonderskluge. Pff. Noch während ich diesen Gedankengang vollzog durchdrang Kimyas Frage mich. Vertrauen. Meine Ohren zuckten und kurz starrte ich ihn entgeistert an. Vertrauen. Er vertraut mir. Ja. So war es, genau wie ich ihm vertraute, nur ihm vertraute. Mein Blick weilte noch auf ihm. Ich wusste genau was er nicht sagen wollte, nicht sagen konnte. Was er nicht sagte, weil es uns beiden wehtun würde, weil wir es nicht wahr haben wollten. Es schien fast so als würde es realer werden es auszusprechen. Aber war das nicht falsch? Meine Ohren zuckten wild. Mein Kopf weigerte sich, doch mein Fang sprach aus, was meinem herzen so weh tat.

„Ja, genau wie ich dir vertraue, wie wir Mama vertraut haben…“

Meine Stimme war plötzlich so leise, warum? Weil der Vertrauensbruch so schmerzhaft war, weil Mama nicht hier war? Ich war kein Träumer. Ich habe die Anderen oft genug reden hören.

„Kannst du dich noch erinnern, wenn wir Angst hatten? Wir haben uns hinter Mama versteckt, sie hat uns beschützt…uns zwischen ihre Pfoten genommen..“

Die Erinnerung schmerzte, beschrieb aber am Ehesten die Situation mit Chu, genau so hatte es den Anschein auf mich gemacht. Ich schaute Kimya an. In meinen Augen spiegelte sich kurz die Traurigkeit wider, die ich sonst so gut versteckte. Dann schloss ich sie kurz und der Moment war vorbei. In meinem Kopf summte es. Zuerst dachte ich das kommt von der ganzen Situation, doch als diese fremden Geräusche lauter wurden hörte ich auf. Nein nicht mein Kopf. Ganz sicher nicht!

„Was ist das?!?“



[unterhält sich mit Kimya, hört dann komische Geräusche]


- Rúna - 27.05.2014

Die Wogen vor mir schienen sich zu glätten und während die Wölfe langsam ihren vorherbestimmten Weg fortsetzten verspürte ich den Ruf des Unbekannten immer stärker. Er zerrte an mir, an meinem Herzen und dem Verstand. Nicht weit konnte ich die Nähe des großen Rüden fühlen, seine Gegenwart die beinahe seltsam vertraut war, wie eine ferne Erinnerung. Kurz wandte ich mich ihm zu, witterte in seine Richtung und ließ die Rute in ein zwei leichten Schlägen pendeln.

Sowohl Tryss als auch Dekaja waren bereits weiter gezogen und so setzte auch ich eine erste Pfote direkt in Richtung Lager. Vielleicht folgte mir Alvarez, vielleicht auch nicht. Es würde seine Entscheidung bleiben. Dass weder Avis noch Kimya mitbekamen wohin ich mich wandte, das war etwas auf das ich wesentlich mehr achtete.

So folgten die ersten Schritte in das Lager hinein, wachsamen Blickes und mit einer nie ruhenden Nase, die versuchte, alle Gerüche die ihr so fremd und verführerisch erschienen, aufzusaugen. Es dauerte auch nicht lange, da drang auch an meine Ohren ein seltsamer Klang. Weder war es der Ruf eines Vogels, noch der Gesang eines Wolfes, aber es schlich sich auf unwiderstehliche Weise in meinen Kopf und schien mich zu rufen.

Immer weiter schlich ich mich in das Lager, wachsam zuckten die Ohren in jede Richtung, während die Schnauze an den Zeltwänden entlang schnupperte, in Körbe hinein und allem was sich mir da anbot…

[zieht langsam aber sicher ins Lager | Achtete darauf, dass weder Kimya noch Avis ihr folgen]


- Chu - 30.05.2014

Nur mühsam hatte ich mich von Anyanas Anblick losreißen können, hauptsächlich deshalb, weil ich nicht wusste, ob oder wann ich sie wiedersehen würde. Aber es half ja doch nichts. Als Tamias sich in Bewegung setzte, folgte ich ihm. Zuerst ein wenig zögerlich, dann heftete ich mich jedoch so dicht wie möglich an seine Fersen. Wenn ich ihn verlieren würde, wäre ich schließlich aufgeschmissen. Mit neugierig gespitzten Ohren lauschte ich seiner Erklärung und nickte dabei treuherzig, während ich schonmal versuchte, mir die beschriebenen Wölfe genauer auszumalen. Nicht einer, sondern gleich zwei Welpen, das war wunderbar. Bei seinen nächsten Worten legte sich jedoch meine Stirn in nachdenkliche Falten.

“Warum?“, piepste ich schließlich. “Warum sind die Menschen eure Feinde? Sie sind doch nicht böse?“

So sehr ich mir auch den Kopf darüber zerbrach, mir wollte keine Antwort darauf einfallen. Sicher, nicht alle waren so nett wie Anyana. Manche waren ein wenig nervig oder grobschlächtig. Vor allem um die Jungen hatte ich teilweise einen Bogen gemacht, denn einige davon hatten mich recht deutlich spüren lassen, dass sie nichts mit mir anfangen konnten oder mich nicht mochten. Aber mehr, als mich grob mit dem Fuß beiseite zu stoßen, hatten sie nie getan. Naja, und mich fast am Fluss ertränkt, aber das war vermutlich ein Versehen gewesen. Hoffte ich zumindest.
Dann setzte plötzlich die Musik ein und meine Ohren schnippten entzückt in die Richtung, aus der die Flötenklänge kamen. Ich mochte, nein, ich liebte es, wenn die Zweibeiner das taten. Solange der Junge in ein Stück Holz blies und dabei diese Töne erzeugte, waren die Anderen immer so ausgelassen. Sie lachten und sprangen herum und wirbelten durch die Gegend – nichts machte mir mehr Spaß, als aufgeregt zwischen ihren Beinen hindurchzuwuseln und nach dem ein oder anderen Hosenbein oder Rocksaum zu schnappen, während man gleichzeitig Tritten ausweichen musste. Es war nicht nur ein Geschicklichkeitsspiel, sondern es ließ sich auch ganz leicht ein wunderbares Abenteuer daraus machen. Der einsame Held gegen die Monster! Am Ende gewann immer ich, denn irgendwann hörten sie ja wieder damit auf. Schade, dass ich dieses Mal nicht dabei sein konnte.

“Hörst du das?“, aufgeregt wackelte ich mit der Rute. “Sie freuen sich über irgendetwas!“

[bei Tamias]


- Alvarez - 31.05.2014

Wie bitte? Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als Skadi mir vorwarf sich ständig nur bedeckt zu halten. Es gab bereits einige Male Versuche von mir, sich irgendeiner Verantwortung anzunehmen, doch jedes Mal – wie jetzt nicht anders – kam ein anderer Wolf und meinte sich der Sache eher annehmen zu müssen. Ich wurde ignoriert und ein anderer Wolf, der sich vorgeschoben hatte wurde beachtet und mit jenem sich auseinander gesetzt. Warum sollte ich dann also so darauf erpicht sein, unbedingt die Sache in die Pfote zu nehmen? Schließlich hatte ich keinerlei Interesse daran mich um solch eine Verantwortung zu streiten. Jetzt aber war es etwas anderes gewesen. Die fast schon drohenden Worte waren nicht nur an die Streithähne gerichtet gewesen, sondern auch an mich. Meine Seelenspiegel fixierten immer noch Skadi, während meine Lefzen noch ein Stück höher gezogen wurden.

„Wenn du keine Antwort auf deine Frage haben willst, dann stell sie nicht, dann kann von meiner Seite auch keine Reaktion kommen. Aber gut, werde ich mich vorerst eben weiter bedeckt halten – bis wir die Zeit haben das zu klären.“

Für mich würde dieses Verhalten noch lang nicht vergessen bleiben. Aber sollten sie alle machen, wenn man von mir verlangte im Schatten zu bleiben, würde ich das tun. Irgendwann würden sie schon in ihr Verderben rennen und dann würde es fraglich sein, ob ich überhaupt noch gewillt war zu helfen. Mit jedem Schritt den ich auf dieser Reise machte, fühlte ich mich mehr und mehr darin bestätigt das ich nicht hierher gehörte und auch das schwache Band, dass ich zu den Welpen geknüpft hatte, als ich das Gefühl gehabt hatte sie und Arkanis in der Wurfhöhle beschützen zu müssen, wurde glasiger. Das hier war nicht meine Familie…und würde sie wohl auch nie werden. Mit dieser Erkenntnis heftete ich mich schließlich an Rúnas Fersen. Wohin sie wollte war mir bewusst und auch wenn ich die Menschen hasste, erschienen sie mir in diesem Moment als akzeptablere Gesellschaft, als die restlichen Wölfe bei Skadi.

[Immernoch wütend – antwortet Skadi & folgt schließlich Rúna]


- Skadi - 07.06.2014

Schweigend lief ich neben den jungen Wölfen her. Ich hielt mich in ihrer Nähe auf, so, dass ich jedes Wort hätte hören können - auch wenn sie leise sprachen. Doch ich hörte keines ihrer Worte. Ich wear gefangen in meinen Gedanken. Meinem Zorn und meiner Sorgen. Alvarez hatte ich im Nacken. Seine Worte hatte ich vernommen. Auch wenn er sie so wählte das sie nicht sehr feindseelig klangen - so wusste ich dass mehr Zorn hinter ihnen steckte als er zeigte. Er versprach das es nicht das letzte Mal gewesen war, dass wir darüber sprachen.
An liebsten hätte ich mich umgewandt und es sofort mit dem Rüden geklärt. Ob mit oder ohne Zähnen war mir in diesem Moment ziemlich egal. Ich wollte es geklärt haben. Doch es war definitiv der schlechteste Augenblick den wir uns ausgesucht hatten um aneinander zu geraten.
Nie hatten wir gesprochen. Dann legte ich mich mit nassen Fell auf ihn als er aus seiner Hitze nicht heraus kam. Wieder folgte eine Welle des Schweigens und nebeneinander her lebens. Jetzt sprachen wir das erste Mal direkt miteinander und dann sowas!

Ich versuchte es zu verdrängen. Zu verschieben. Es war der falsche Augenblick dafür. Selbst darüber nach zu denken war zu brisant - ich musste meine Konzentration im Menschenlager haben und musste die Welpen an meinen Fersen bewachen.

Ich glaube ich war die letzte die es hörte. Erst als ich Avis Frage: "Was ist das?" vernomm spitzte auch ich meine Ohren. Doch als ich es vernahm, pendelte meine Rute kurz unwillkürlich von einer zur anderen Seite. Sanfte Töne kamen aus dem Lager. Töne, die ich noch nie gehört hatte. Ich überlegte erst, welcher Vogel dort sein Lied sang, aber solch einen Vogel hatte ich noch nie gehört. War es vielleicht der Gesang der Menschen der so lieblich klang?
Nun musste ich mich zusammen reißen aus einem ganz anderen Grund. Meine Ohren zuckten im Wind, nahmen den Gesang auf und ich wollt mit ihnen singen.
Doch ich konnte es mir verkneifen. Ich schüttelte meinen Kopf und verjagte die Gedanken des singens.

"Das kommt von den Menschen. Wir müssen auf der Hut sein. Vielleicht wollen sie uns damit anlocken. Wer weiß was sie planen."

Sagte ich leise zu Avis.

"Bleibt bitte bei mir. Und wenn ich sage das ihr laufen sollt dann lauft, okay? Einfach in den Wald zurück. Aber bleibt zusammen!"

Meine Nase hatte ich zwischen die beiden Rüden gestopft und ich sprach ganz leise mit ihnen. Ich war ihnen so nahe, dass ich ihre wärme an mir spürte, ihr Fell an meinem kitzelte und ihre Gerüche sich intensiv in meiner Nase sammelten.

[Bei Avis und Kimya | Kommt erst durch die Musik aus den Gedanken gegenüber Alvarez raus | spricht mit Kimya udn Avis]