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Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

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- Tryss - 26.03.2014

Das, was mir von Dekas Seite her an Begeisterung entgegenschlug, machte Avis mit seinem unglaublich genervten und mürrischen Blick sofort wieder zunichte. Dieser Welpe war doch wirklich ein Rätsel! Was hatte er denn jetzt schon wieder? Da waren gleich die Menschen und er machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Er! Vor allen Dingen er! Immerhin war er doch der einzige Wolf von uns, der schon mit unserem kleinen Menschenwolf gesprochen hatte und er sah aus, als hätte ihm Tamias persönlich seine Muffeligkeit ins Gehirn gepflanzt. Also bitte!

„Sonst würde er bestimmt nicht so ein Gesicht machen, als ob ihm gleich der Himmel auf den Kopf fällt. Guck doch mal freundlich! Immerhin sehen wir gleich die Menschen wieder!“

Ich wusste, dass ich Deka das Reden hätte überlassen sollen, aber ich konnte nicht anders. So wie dieser Welpe guckte, war das ja nicht erträglich. Immer diese miese Laune, immer stimmte etwas für Herrn Avis nicht. Ich gab ihm einen leichten Schubser gegen die Seite, der ihn ein bisschen wachrütteln sollte. Wobei ich befürchtete, dass ich damit endgültig unseren Plan zunichte machte, etwas aus Avis zu Tamias' Plan herauszubekommen. Warum sagte eigentlich Skadi nichts? Sonst war sie doch immer so dick mit dem Brubbelkopf. Hatte er ihr etwa ebenfalls nichts von seinem Plan verraten? Das war ja auch ein Ding. Aber bevor ich viel herumwundern konnte, hatte Deka meine Aufmerksamkeit schon wieder auf das herannahende Lager der Menschen gelenkt. Die Menschen!

„Ich bin auch dafür, dass wir weitergehen. Immerhin hat Tamias ja nichts von Warten gesagt oder? Und Rúna und Alvarez können ja auch gut auf sich aufpassen. Wir... wir sehen einfach nur nach, wie die Lage ist und ob die Luft rein ist. Das wird ja wohl erlaubt sein.“

Ich sprach ein wenig leiser und eher an Deka und Avis gerichtet. Skadi war zwar lieb, aber bei ihr wusste man nie genau, wie weit sie auf Tamias' Seite stand. Gestern war sie zwar im Lager sehr neugierig gewesen, so schnell wie erwachsene Wölfe manchmal ihre Launen änderten, wollte ich mich nicht darauf verlassen. Sie musste ja auch nicht alles hören. Und sie vor ein paar vollendete Tatsachen zu stellen, konnte ja auch nicht hinderlich sein. Immerhin hatte sie bei unserem Ausflug nichts anderes gemacht. Ich folgte also, als Deka ein paar Schritte in Richtung Lager machte und ging noch zwei Meter weiter. Ich hoffte zwar, dass wir in diesem Tempo nicht weitermachen würden. Aber es war ein Anfang. Der Anfang eines Abenteuers.

[Avis und Deka (und Skadi) | Lagerrand]


- Rúna - 26.03.2014

Während ich mich hinter den beiden Welpen zurück fallen ließ und der Schatten des großen Rüden langsam näher rückte beobachtete ich die fünf Wölfe vor mir. Weiter entfernt Skadi, Tamias und Dekaja dahinter, sowie bald bei ihnen Avis und Kimya. Bereits außer Sichtweite, aber sicherlich nur einen kurzen Lauf entfernt, auch Tamias, dessen Geruch noch sacht in meinem Fang verweilte. Nur einen Augenblick später jedoch verdrängte die Witterung des anderen Rüden die seine und als ich den Blick der grünen Augen spürte, sah auch ich einen Liedschlag lang auf graue Gestalt.

Schließlich erklang seine Stimme, ein einzelner Satz nur und doch lag viel darin. Die Sorge um die anderen, vor dem was geschehen konnte und der Wunsch die zu beschützen, die ihm nicht egal waren. Zumindest war es das, was ich in den Worten des Rüden zu vernehmen glaubte, ungesagt und verborgen.

„Du wirst sie nicht aufhalten können, Alvarez. Eine Gemeinschaft ist kein Rudel und besitzt keinen Führer, dem zu folgen sie sich entschlossen haben und an dessen Wort sie gebunden sind…“,

setzte ich mit ähnlich leiser Stimme an, den Blick auf den Weg vor uns, aber auch auf das seitlich zu uns liegende Menschenlager. Noch waren nur Schemen zwischen den Bäumen erkennbar, aber die ersten fremdartigen Gerüche traten deutlich zwischen den vertrauten Düften des Waldes hervor.

„Zumindest Skadi sollte die Situation richtig einschätzen und darauf achten, dass Dekaja und Tryss mit ihr die Welpen beschützen und dafür sorgen, dass sie das Lager sicher durchqueren… niemand von uns ist allein und diese Menschen sind keine Jäger wie du oder Tamias, sie sind Welpen, unsicher und unerfahren…“,

versuchte ich ihm meine Einschätzung der Situation mit ruhigen Worten darzulegen, wohl wissend, dass er die Wölfe von denen ich sprach sicherlich besser kannte, als ich es zu diesem Zeitpunkt tat.

„Und wir… wir können ihnen jeder Zeit zur Seite stehen, sollte es tatsächlich nötig werden…“

Ich verstummte, denn ich musste an die Entscheidung denken, die ich getroffen hatte und die wenigen Worte, welche noch immer von dem grauen unkommentiert geblieben waren. Sollte es mir möglich sein, so würde ich versuchen, so viel wie möglich aus dieser Begegnung mit den Menschenwelpen zu lernen. Ich musste, ich konnte nicht einfach an dem Lager vorbei ziehen ohne wenigstens so viele Eindrücke gesammelt zu haben, wie die Situation es mir erlaubte…

Trotzdem, auch ich konnte mich des Gefühls nicht gänzlich erwehren, dass die Situation sich immer mehr in den reißenden Strom eines Flusses verwandelte, der kurz darauf in die Tiefe stürzen würde. Den Wölfen darin blieb nicht mehr viel mehr, als ihr unaufhaltsames Treiben so gut es ihnen möglich war zu lenken und zu hoffen, dass sie den Sturz unbeschadet überstanden…

[Bei Alvarez | hinter den anderen fünf Wölfen, seitlich zum Lager]


- Chu - 27.03.2014

Konzentriert lauschte ich seiner Erklärung und eine Falte bildete sich auf meiner Stirn, während meine Augen gleichzeitig immer größer wurden. Tamias also. Da ich spürte, dass Anyana noch immer unmittelbar hinter mir war und keine Anstalten machte, mich im Stich zu lassen, wurde ich zunehmend mutiger.

“Ihr seid ein richtiges Rudel?“, hakte ich aufgeregt nach.

Meine Mutter hatte mir erzählt, dass es sowas gab, als ich noch ganz klein war. Begegnet war ich natürlich trotzdem keinem Rudel, denn Mama war der einzige Wolf den ich kannte. Eigentlich komisch, jetzt wo ich darüber nachdachte. Ein Rudel war straff organisiert, das wusste ich noch, aber was das eigentlich heißen sollte war mir dagegen weniger klar. Sie hatte auch gesagt, dass es einen Anführer gab, der über alles bestimmen durfte. Sowas wie ein König. Moment mal!

“Bist du der König?“, platzte es aus mir heraus.

Mit glänzenden Augen und leicht geöffnetem Mäulchen blickte ich zu ihm auf. Es war klar, welche Antwort ich hören wollte – einen echten König traf man schließlich nicht sonderlich oft im Leben, schon gar nicht ich. Doch da hatte er schon weitergeredet und mit jedem Satz wuchsen Aufregung und Verwirrung gleichermaßen. Wie, die Anderen durchquerten gerade das Lager? Hektisch drehte ich mich um und ließ meinen Blick über die Zelte gleiten, aber noch war scheinbar alles ruhig. Wie viele waren das denn? Hatte ich sie etwa schon verpasst, weil sie so gut schleichen konnten? Allmählich schwirrte mir regelrecht der Kopf vor lauter Fragen. War das etwa immer so, wenn man sich mit anderen Wölfen unterhielt? Ich schluckte und versuchte mühsam, das Wirrwarr in meinem Kopf irgendwie zu ordnen und mich vorerst auf das Wichtigste zu konzentrieren. Und da war sie, die alles entscheidende Frage, vor der ich mich so gefürchtet hatte. Alles, was er beschrieben hatte, wollte ich so sehr. Richtige Abenteuer erleben mit echten Spielgefährten – ich konnte mir gar nicht vorstellen wie das sein mochte, wenn man sich sowas nicht nur ausdenken und dann allein nachspielen musste. Er schien mich locken zu wollen und es funktionierte, aber im Gegensatz zu ihm war ich mir nicht so sicher, dass ich das alles auch konnte. Da waren sie wieder, die Unsicherheit und die Selbstzweifel. Du bist ein Wolf.

“Ich weiß nicht, ob ich das kann. Vielleicht bin ich gar kein richtiger Wolf.“ Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. “Eigentlich heiße ich gar nicht Chu, schon lange nicht mehr. Ich bin jetzt Fara.“

Und Fara hatte keine Ahnung von der Welt da draußen, schlief in Zweibeinerzelten oder lag mit ihrer menschlichen Freundin am Lagerfeuer. Chu gab es schon längst nicht mehr, sie existierte nur noch in meinen Träumen. Selbst wenn ich es auf einen Versuch ankommen ließ, ich hatte so schrecklich viel verpasst. Wie sollte ich das jemals nachholen können? Auch Tamias würde bald merken, dass ich nicht mit den anderen, den echten Wölfen mithalten konnte. Und dann? Sie würden mich zurücklassen, wenn ich ihnen zur Last fiel. Da draußen galten doch ganz andere Regeln als hier. Automatisch drehte ich mich um und blickte zu Anyana – sie passte schon so lange auf mich auf und war nicht nur meine Freundin, sondern auch meine Familie. Ich konnte doch nicht einfach gehen?

[Anyana & Tamias | Waldrand]


- Avis - 02.04.2014

Dekajas Frage riss mich kurz aus meiner Starre, mein Blick fiel wieder aus sie. Aha, also doch eine Frage, nur leider musste ich zugehen, dass ich keine Antwort darauf hatte. Tamias hatte nicht wirklich allzu viel mit mir gesprochen und wenn war er eher damit beschäftigt gewesen mich zu beschützen und überhaupt...warum hätte er mir seine Pläne erzählen sollen und den anderen Erwachsenen nicht, wäre doch etwas unklug gewesen oder? Ich fragte mich warum sie nicht Skadi einfach fragten, wenn jemand irgendwas von Tamias wusste, dann doch sicherlich sie, aber der große Wolf, der sich derzeit als Chef aufspielte machte doch eh eher sein Ding, zumindest kam es mir so vor. Laut aussprechen würde ich das aber nicht. Eigentlich blöd, jetzt hätte ich schön vor Blödwolf Tryss angeben können und nun wusste ich nicht mal was. Prickelnd. Jetzt musste ich mir auch noch diese Blöße geben. Das war einfach nicht mein Tag heute, konnte es eigentlich noch besser werden? Ich hatte diesen Gedanken noch nicht mal ganz zu ende gedacht, als Blödwolf plötzlich meinte Laut geben zu müssen. Das war ein Witz oder? Mein Blick wurde bei jedem seiner Worte nur noch finsterer. Ja konnte ja nicht jeder rumrennen wie von einer Biene gestochen und alle mitreißen wollen mit seiner „Super-duper-Laune“. Mir lag ein Knurren im Fang, aber ich hielt es zurück, würde doch eh nichts bringen und diesem Wolf den Gefallen tun und freundlich zu gucken, pah, könnte dem so passen.

Grad wollte ich Deka eine Antwort auf ihre Frage geben, als ich plötzlich zur Seite schwankte. Ich musste mein Gewicht verlagern um nicht über meine eigenen Pfoten zu stolpern und rein aus Reflex erklang plötzlich doch ein lautes Knurren und durchbrach die Stille.

„Spinnst Du! Was soll das!“

Meine Stimme war viel zu laut und viel zu wütend. Was bildete dieser..dieser Wolf sich eigentlich ein? Ich stand ihm in deutlicher Abwehrhaltung gegenüber und mein Hirn schien irgendwie nur noch rot und Wut zu sehen.

„Warum fragst du ihn nicht selbst! Wenn du so wichtig wärst hätte er es dir sicher schon erzählt!“

Mein Blick fixierte Tryss, Deka hatte ich irgendwie komplett ausgeblendet. Aber es wurde ja natürlich noch besser. Jetzt wollten sie auch noch einfach los gehen ohne auf Tamias oder Chu zu warten. Nein. Ich würde definitiv warten und ohne Kimya würde ich erst recht nicht gehen. Eigentlich sollten wir doch eher zusammen bleiben oder nicht. Meine Wut verrauchte zumindest so weit, dass ich wieder denken konnte. Tryss war es nicht wert, dass sich meine Haare sträubten, also fiel mein Blick zu Kimya, dann Richtung Zelte. Der Welpe bei Chu war nicht böse gewesen, aber was war mit den Anderen? Tryss konnten sie richtig fressen, aber um Deka würde es mir doch leid tun.

„Geht doch, wenn sie euch fressen, wissen wir wenigstens was auf uns zukommt..“

Ohne die Beiden auch nur anzusehen, eine miese Aufforderung, wobei ich doch innerlich hoffte, dass sie doch lieber warten würden, aber das gab ich auf keinen Fall zu. Mein Blick harrte auf den Zelten.



[ziemlich sauber auf Tryss, steht bei Deka und Tryss (Skadi, Kimya in der Nähe), wartet ab, ist innerlich unsicher]


- Alvarez - 03.04.2014

Als die Heilerin zu sprechen begann, brachte sie die ganze Situation auf den Punkt. Sie waren eine Gemeinschaft, bei welcher keiner sich an das Wort des Anderen hallten musste. Jeder war sein eigener Herr und genau darin sah ich auf Dauer ein schwerwiegendes Problem. Daran änderte auch der Vorwand nichts, dass Skadi ja die Vernunft für die Anderen in die Pfoten nahm. Dekaja und Tryss hatten schon mehrmals unter Beweis gestellt, dass sie sihren Willen durchsetzten und einen feuchten Dreck auf Absprachen gaben. Die Befriedigung ihrer Neugierde sah ich bislang bei ihnen an vorderster Stelle, egal was vorher vereinbart wurde.

"Mag sein, dass Skadi vernünftig genug ist, aber ich vertraue weder auf Dekajas noch Tryss's Vernunft. Sie werden das tun, was sie für sich am wichtigsten halten, ganz gleich was vorher abgesprochen war. Sie sind jung, aber das will ich nicht ständig als Vorwand gebrauchen, um ihr Verhalten herunter zu spielen. Mich nervt es ehrlich gesagt, ständig mit allem rechnen zu müssen, nur weil man sich erst in einer brenzligen Lage aufeinander verlassen kann, wo man dieser Situation schon vorneherein hätte ausweichen können."
Ich wusste nicht genau was mich bei dieser Gemeinschaft weiterhin hielt. Vielleicht der Urinstinkt meiner Spezies, im Rudel zu leben, vielleicht der Wunsch nicht gänzlich allein zu sein. Und dennoch befriedigte mich dieser Umstand nicht, sondern bereitete mir immer mehr Unbehagen. Auch das die Menschen uns so nahe waren, dass wir entgegen unserer Natur die kahlhäutigen Geschöpfe zu meiden, uns doch so nah zu ihnen wagten, war unvernünftig. Ganz gleich ob diese Wesen hier genauso Welpen waren, wie die unsrigen. Auch Welpen hatten Zähne, konnten verletzten und die Menschen mit ihren Händen waren kreativ genug mehr zur Waffe zu machen, als wir es vielleicht bisher wussten.

Dazu kam, dass ich ein gebrannter Wolf war - wortwörtlich. Unter meinem bereits nachgewachsenen Fell, waren Spuren des Feuers geblieben. Ich konnte nicht unvoreingenommen diesen Wesen entgegen treten. Es wäre wohl für alle das beste wenn ich mich zurück halten würde.

"Ich denke es ist besser, wenn ich die Menschen nur von weiten beobachte. Einen direkten Kontakt will ich vermeiden."

Ob Rúna sich zu den Kindern gesellte, war ihre Entscheidung und ihr wie jedem anderen selber überlassen. Als Avis laute Stimme erklang, die deutlich vor Wut troff, spitzten sich meine Lauscher und meine Schritte zogen das Tempo kurz an, ehe ich den Kopf hoch streckte und in Richtung der Welpen sah.

"Seid ihr schon wieder am Streiten?"

Polterte meine Stimme aus dem Fang, während ich einem nach dem anderen ansah und dann kurz zu der Wölfin blickte, die an meiner Seite war.

[Spricht mit Rúna, vernimmt Avis schimpfen - fragt was los sei - immer noch etwas abseits von ihnen]


- Tamias - 03.04.2014

Ich saß so da und lauschte Faras, Chus Worten. Ich blickte nicht recht dahinter wie sie nun hieß aber so wichtig war mir das auch grad nicht. Fara also. Beließen wir es dabei. Ein König? Nannte man das so bei den Menschen? Dieser Gedanke an einen "König" ließ mich schmunzeln.

"Nein nicht so richtig. Ein Rudel hat einen Rudelführer. Wir hingegen haben keinen sondern jeder hat so seine Aufgabe und alles wird gemeinsam besprochen. Also kein richtiges Rudel. Jeder findet so seinen Weg zu uns und bleibt so lange wie er möchte."

Weiterhin lauschten meine Ohren den Selbstzweifel von Fara. Nunja ich konnte ich auch nicht sagen ob sie das alles so kann, aber wie konnte man es verlernen?
Ich stand auf, duckte meine Kopf und machte einen kleinen Schritt auf sie zu und schnüffelte, ehe ich ihn wieder vorsichtig zurück nahm und lächelte.

"Nunja, du siehst aus wie ein Wolf, du riechst wie einer, wieso solltest du dann nicht leben wie einer?"

Ich sah ihr in die Augen und erkannte hinter der Furcht zu versagen und die Angst ihre Menschen zu verlieren eine tapfere Wölfin die eines Tages stolz durch die Wälder schreiten würde. Doch woher sollte Fara das wissen? Also machte ich ihr noch ein Angebot.

"Ich will dich nicht überreden zu etwas, was du nicht möchtest oder eines Tages bereuen würdest. Ich möchte dir lediglich die Chance geben mit uns zu kommen. Ich verspreche dir, egal wo wir sind, wenn du zurück möchtest zu deinen Menschen, es nicht bei uns aushältst und dich an unsere Weise zu leben nicht gewöhnen kannst, dann bringe ich dich zurück."

Und das war mein vollster Ernst. Die Menschen waren leicht aufzuspüren und ich konnte mich gut orientieren. Den Weg zurück würde ich nach tausend Monden noch finden. Ich war bereit für diese junge Wölfin alles zu tun. Wieso? Keine Ahnung, es war einfach so.

[bei Fara/Chu redet]


- Chu - 06.04.2014

Nachdenklich klappte ich ein Ohr zur Seite und krauste die Stirn. Kein richtiges Rudel also, aber irgendwie auch wieder schon. So ganz kam ich da nicht mit, aber da das Zusammenleben scheinbar funktionierte, war es vielleicht auch nicht so wichtig. Dass es keinen Alpha gab enttäuschte mich allerdings schon ein bisschen. Ich hätte so gerne mal einen richtigen Anführer kennengelernt – hätte Tamias behauptet, er wäre der König, ich hätte ihm aufs Wort geglaubt.
Etwas zögerlich blickte ich zu Anyana, als er offenbar versuchte, mit ein wenig Mut zu machen. Ob sie das wohl auch so sah wie er, dass ich mehr Wolf als Zweibeiner war? Im Grunde sprach er genau das aus, was ich tief in meinem Herzen bereits zu wissen glaubte oder zumindest hoffte. Oh, wie gern ich mich darauf einlassen würde, aber die Unsicherheit war tief verwurzelt. War es wirklich so einfach, wie er sagte?

“Du glaubst also, dass ich wieder Chu sein kann?“, wollte ich leise wissen.

Konnte ich Fara wirklich bei den Menschen zurücklassen und wieder wie ein richtiger Wolf leben? Ich ahnte, dass ich diesem Augenblick vermutlich für immer nachtrauern würde, wenn ich diese Chance nicht ergriff. Wie oft passierte sowas schon? Aber obwohl mir das klar war und die Aussicht mich so unglaublich lockte, hatte ich nach wie vor auch Angst. Ich konnte vielleicht meinen Menschennamen ablegen, aber den Rest konnte ich nicht so einfach abstreifen. Dann überraschte er mich ein weiteres Mal mit einem unglaublichen Angebot. Er würde mich zurückbringen, falls es mir in der Wildnis nicht gefiel?

“Wirklich? Aber … sie sind immer unterwegs und ich weiß nicht, wohin sie gehen. Was, wenn wir sie nicht wiederfinden?“

Abermals linste ich besorgt zu Anyana. Die Zweibeiner waren schon auf Wanderschaft, seitdem sie mich damals eingesammelt hatten. Daran hatte sich bis heute nichts geändert und inzwischen fragte ich mich insgeheim, ob sie jemals ans Ziel kommen würden. Aber wenn er sagte, dass er sie finden konnte, dann würde ich ihm glauben.

[Anyana & Tamias | Waldrand]


- Tamias - 11.04.2014

Ich musste einfach lächeln bei ihren Bedenken. Sie war nicht nur jung, sondern auch noch total unerfahren und wusste scheinbar gar nicht, was sie so alles konnte. Was ihr Körper konnte. Sie kannte ihre Fähigkeiten, die Besonderheiten eines Wolfes nicht. Das war irgendwie.. süß.
Langsam stand ich auf und sah zu dem Dorf rüber um zu sehen, wie weit die anderen waren. Dann sah ich zu dem Menschenwelpen.

"Du wirst werden können, wer du wirklich bist. Du wirst lernen zu jagen, zu pirschen, zu heulen, zu kämpfen und vieles mehr. Du wirst in den Genuss einer Gemeinschaft kommen. Doch auch bei uns gibt es Regeln und Grenzen. Wir sind für einander da, helfen einander, greifen niemanden an oder gehen unangekündigt jagen. Daran muss man sich auch gewöhnen. Das miteinander. Keine Alleingänge. Wenn etwas besprochen wurde, hält man sich daran. Grade jungen Wölfen fällt das oft schwer, wenn du Neugierde dabei ist zu siegen. "

Ganz spontan kamen mir da unsere beiden Jungrüden in den Sinn. Ob sie noch lange aushalten konnten? Nicht, dass sie etwas unüberlegtes taten, wenn mal grade niemand hinsah.
Dann kam ich noch einen Schritt auf Fara zu.

"Menschen laufen nicht schnell und sie hinterlassen eine einzigartige Fährte. Der können wir noch sehr sehr lange folgen."

Dann blickte ich nochmal zu dem Menschen. Hier war sie niemals sicher. Sie würde sich irgendwann nicht mehr wohl fühlen. Doch verstand sie das auch wirklich?

"Die anderen warten schon auf dich."

sagte ich leise und lächelte so vertrauensvoll ich nur konnte. Als alter Griesgram viel mir sowas schwerer als vermutet. Ich versuchte so ruhig zu wirken, dass sie etwas Vertrauen fassen konnte. Würde ich unheimlich wirken, würde sie nie mitkommen. Ich wollte doch nur ihr bestes.

[Bei Fara Chu, redet]


- Skadi - 13.04.2014

Still war ich mit ein wenig Abstand zu den anderen Wölfen Richtung Lager gewandert. Tamias hatte uns nach kurzer Zeit zurück gelassen. Er lief mitten in das Lager, während wir uns östlich davon am Rand aufhielten. Ich ging an der Spitze und doch abseits. Weiter ab vom Lager als der Rest. Wobei Alvarez und Runa sich mit einem noch weiteren Abstand zurück fallen ließen.
Meine Ohren lauschten in die Ferne. Ich hörte die Gespräche zwischen den Jungwölfen und den Welpen kaum. Nur Wortfetzen kamen bei mir an. Doch als der kleine Avis sich aufbäumte und lauter wurde, schnippten meine Ohren um und mein Nackenfell sträubte sich. Kurz fletschte ich die Zähne, ehe ich meine Fassung wieder sammelte. Mit schnellen und gezielten Schritten ging ich zwischen Tryss und Avis, sah erst den kleinen, dann den großen böse in die Augen.

"Worum auch immer es hier geht, klärt das wenn keine Menschen uns sehen können. Sie sprechen komisch. Wir verstehen nicht was sie sagen - sie werden nicht verstehen was wir sagen. Aber sie sehen sicherlich wenn hier einer böse wird und das kann gefährlich werden."

Ich sprach ruhig und leise. Es fiel mir schwer, wollte ich ihnen doch an liebsten auf die Nase happsen. Doch so wäre ich kein gutes Beispiel.

"Wir müssen näher heran. Irgendwo da muss ein Weg über die Klippe sein. Den müssen wir finden. Und wenn jemand Gefahr wittert, dann bleiben wir zusammen. Aber von unserer Seite wird kein Mensch angegriffen. Wenn hier irgendwer anders denkt, kehren wir sofort um, rufen Tamias und suchen einen anderen Weg. Verstanden?"

Nun sah ich alle an. Auch Runa und Alvarez, denn die letzten Worte waren laut genug gesprochen, dass auch sie es hören konnten.


- Chu - 18.04.2014

Ich hatte keine Ahnung ob er mir das alles erzählte, weil er wirklich daran glaubte, oder ob er mir nur genau das sagte, was ich hören wollte. Es war auch nicht so wichtig, denn diese Ermutigung hatte ich in diesem Moment tatsächlich gebraucht. Wenn Tamias glaubte, dass ich es schaffen konnte, dann musste ich auch selbst an mich glauben. Oder es zumindest versuchen, um ihn nicht allzu sehr zu enttäuschen. Mit glänzenden Augen blickte ich zu ihm auf und nickte zaghaft.
Erst jetzt wurde mir allmählich klar, dass ich die Entscheidung im Grunde schon lange getroffen hatte. Die ganze Nacht über hatte ich mehr wachgelegen als geschlafen und mir bis ins kleinste Detail ausgemalt, wie es wohl wäre, mit anderen Welpen zu spielen. Echte Abenteuer zu erleben mit echten Wölfen und mir nicht nur vorzustellen, wie das wohl wäre, um es dann mit Anyana nachzuspielen. Ein Zweibeinermädchen, das mich nicht verstehen konnte, aber dennoch meine beste – und einzige – Freundin war. Und genau das könnte nun zum Problem werden, denn irgendwie brachte ich es nicht übers Herz, sie einfach hier stehen zu lassen. Wir waren eine Familie und Familienmitglieder ließen einander nicht im Stich. Ich wollte ihr so gerne erklären, was in mir vorging und dass wir uns vielleicht eine ganze Weile nicht wiedersehen würden. Nur wie? Hilflos blickte ich zu ihr und wandte mich dann an Tamias.

“Kann … kann Anyana mitkommen?“

Im Grunde meines Herzens kannte ich die Antwort bereits, noch ehe die Frage überhaupt ausgesprochen war, aber ich musste es dennoch wenigstens versuchen. Das war ich ihr einfach schuldig.

[Anyana & Tamias | Waldrand]