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Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

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- Rúna - 06.03.2014

Vielleicht war es Tamias Blick kurz bevor er sich umwandte, vielleicht auch seine letzten Worte, vielleicht der trotz allem vorhandene gesunde Verstand in meinem Kopf und die damit einhergehende Sorge um die Jungrüden, vielleicht auch die plötzlich aufkommende Erinnerung an das Gespräch mit Alvarez. Nun, vermutlich war es all dies, das mich dazu brachte meinen zuvor bestimmten Platz trotz dem schwelenden Feuer in meinen Gedanken einzuhalten und so führte ich die beiden Jungwölfe hinter Skadi, Tryss und Dekaja her.
„Nein Kimya, ich habe noch keine Menschenwelpen gesehen… und auch ausgewachsene Menschen sind nicht mehr als Schatten in dunklen Erinnerungen…“,
auf die Frage des Rüden antwortete ich schmunzeln, konnte jedoch nicht verhindern, dass mit dem zweiten Satz ein ebensolcher Schatten über meine Züge zu huschen schien.

„Auch wenn du neugierig bist Kimya, musst du vorsichtig sein. Es mögen Welpen sein, aber genauso wie auch ihr für junge Mäuse und Kaninchen gefährlich seid, können sie auch für euch bereits gefährlich sein. Ihr seid keine Welpen mehr, aber dennoch seid ihr jung und daher müsst ihr in Situationen wie diesen darauf achten was die älteren Wölfe tun. Beobachtet und lernt, sowohl von ihnen als auch den Menschen selbst!“

Auch wenn ich zunächst an Kimya gewandt sprach, so richteten sich meine Worte auch an seinen Bruder. Es sollte ein Warnung, aber auch mehr sein, ich wollte, dass die beiden ihre Neugier stillten, jedoch unter den wachsamen Augen der erfahreneren Wölfe, die ihnen notfalls zur Hilfe eilen konnten. Ich wusste sehr wohl, dass ich das wohl schlechteste Vorbild in dieser Hinsicht war, denn schon als kleine Fähe trugen mich meine Pfoten unter der Geisel meiner Neugier munter in allerlei gefährliche Situationen und nur der Wachsamkeit meiner Großtante verdankte ich es, noch heute auf dieser Welt zu wandeln. Während des Laufens warf ich dem kleineren Rüden neben mir einen Blick zu,

„Folge mit Avis den anderen, Kimya. Ich werde mit Alvarez hinter euch laufen und darauf achten, dass euch niemand zu nahe kommt…“

waren schließlich meine letzten Worte, ehe ich mich langsam zurück fallen ließ…

[zunächst neben Kimya, leicht hinter Avis|lässt sich dann zurückfallen]


- Tamias - 08.03.2014

Zügig maschierte ich durch das Unterholz. Ein Mischmasch der Gefühle und das klare Ziel vor Augen,..Chu. Als ich sie nicht nur riechen sondern auch sehen konnte pochte mein Herz. Ich fühlte es in meiner Brust. Ich sah Chu mit dem Menschenwelpen spielen und blieb einige Sekunden stehen und sah ihnen zu. Es sah harmoisch aus und ein bisschen beschlich mich das schlechte Gewissen. Ich konnte sie doch nicht einfach von ihrer Familie trennen. War sie überhaupt bereit zu solch einem Schritt?
Sie bemerkte mich und ich trat aus dem Gebüsch. Ein wenig erschrocken sah sie aus. Auch ihr Mensch schien etwas erschrocken.

"Ja, da bin ich wieder. Wie geht es dir, Chu? Hast du Angst vor mir?"

Sie schien jedenfalls arg verunsichert, als sie mich sah. Ich wollte ein wenig mit ihr ins Gespräch kommen. So setzte ich mich nieder um nicht so furchteinflösend zu wirken und um den Menschen nicht zu verängstigen. Abwechselnd sah ich de beiden an mit einer so freundlichen Miene wie es nur ging in diesem Moment. Ich wusste, das die Gemeinschaft bald von den anderen Menschen entdeckt würden und wie das aufeinandertreffen ablaufen würde wusste ich nicht. Es beunruhigte mich, grade wenn ich an die Neugierde der anderen dachte. Kaum einer von andenen hatte sie unter Kontrolle, jeder wollte zu erst wissen was die Menschenwelpen sind und was sie tun und diese ganzen Fragen musste irgendwo auf Antworten treffen. Es konnte keiner sich mit dem zufrieden geben was war. Es ware Menschenwelpen und sie hatten Angst weil wir viele sind und die großen Menschen haben auch Angt, deswegen töten sie uns und jagen uns. Menschen rennen nicht weg, sie sind zu langsam und da sie sich sonst nicht wehren können haben sie Waffen. Sie wollen nicht mit uns spielen oder uns kennen lernen. Die Reaktionen auf die Angst waren das unberechenbare. Doch diese Menschen hier waren neugierig, Welpen eben.

[bei Chu und Anyana]


- Alvarez - 11.03.2014

Nachdem die anderen Wölfe zurückgekehrt waren, hatte ich neugierig ihren Ausführungen gelauscht, doch das was ich vernahm, war nicht sonderlich berauschend. Menschen und ein junger Wolf – zusammen. Schlimmer konnte es ja nicht werden. Tja, das hätte ich nicht denken sollen, denn meiner Meinung nach kam es schlimmer. Sie wollten zu ihnen zurück und gegebenenfalls die dort lebende Wölfin mitnehmen. Ein sehr nettes Angebot, was Tamias dort gegeben hatte, doch das wir nun alle dorthin aufbrachen und den Menschen meinem Geschmack nach zu nahe kamen, ließ mich den Weg über sehr schweigsam sein. Selbst zu Rúna hatte ich nicht aufgeschlossen, sondern hielt mich am Ende der Gruppe, wie es mir auch zugedacht war. Meine Seelenspiegel beobachteten dabei stetig die Welpen, denen man beim wachsen förmlich zusehen konnten. Und ihnen zeigten wir also, wie ‚harmlos’ diese haarlosen Kreaturen waren. Eine lächerliche Vorstellung, wenn ich daran zurück dachte, was diese Wesen in der Vergangenheit mir und meiner Familie angetan hatten. Ich konnte, wollte und würde sie niemals in meiner Nähe akzeptieren. Sie waren eine Gefahr für unser Leben und wenn diese Kinder es jetzt nicht waren, dann später irgendwann, wenn sie zu den anderen erwachsenen Menschen zurückkehrten.

Meine Laune schien ihren Tiefpunkt langsam zu erreichen, als sich die Wölfin, die mir vor einiger Zeit das Leben gerettet hatte, zurückfallen ließ und an meiner Seite Platz nahm. Ich musste mir eingestehen, dass sie wohl diejenige war, die ich aus der Gruppe bisher am besten Leiden mochte. Nicht nur weil ich ihr mein Leben verdankte, ihre Art und Weise war angenehm. Ich schenkte ihr kurz einen Blick, schaffte jedoch kein Lächeln aufzubringen.

„Das was wir hier tun, gefällt mir nicht.“

Äußerte ich leise. Dabei überlegte ich bereits zurück zu bleiben und mich nicht weiter den Kindern zu nähern. Wir waren viele. Zu viele vielleicht und das könnte Angst schüren. Angst die sehr schnell ein Chaos verursachen konnte. Chaos bedeutete unbedachtes Handeln, gemischt mit Furcht konnte es fatal sein. Unruhig schippten meine Lauscher von vorn nach hinten und wieder nach vorne, als herrsche ein Geräuschmusical um mich herum, das ich zu identifizieren versuchte.

[Hinter den anderen - spricht zu Rúna]


- Die Kinder - 12.03.2014

Sie hatte wieder lachen müssen, als Fara freudig strahlend um sie herumgetänzelt war. Und das, obwohl das Mädchen ihr nicht gerade ein großes Kompliment gemacht hatte. Genau das war es, was Anyana an ihr liebte. Es war ihr egal, was man sagte. Es kam darauf an, wie man es sagte. Was man gab, das bekam man zurück und selbst, wenn es Streit gab, die kleine Wölfin war nie nachtragend. Eigenschaften, die sich das Mädchen auch für einige ihrer menschlichen Freunde wünschte – auch wenn nie einer von ihnen die Beziehung zu Fara ersetzen könnte. Nichts konnte die Freundschaft zu einem Wolf nachahmen.

Als Fara plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und näher an sie heranrückte, schaute Anyana sich irritiert um. Zunächst war nichts zu sehen, erst einige Sekunden nach dem Tier entdeckte sie ihn. Den Wolf, den großen, den sie bereits gestern getroffen hatten. Dieses Mal war er allein, so schien es ihr. Anyana hatte sie Luft angehalten und wagte kaum sich zu bewegen, dennoch konnte sie sich nicht beherrschen. Sie bog den Oberkörper ein wenig zur Seite um einen Blick hinter den Wolf zu werfen. Nein, der junge Wolf schien dieses Mal nicht dabei zu sein. Anyana war ein wenig enttäuscht, doch sie hatte nicht viel Zeit diese Enttäuschung zu zeigen. Fara rückte noch wenig näher zu ihr, als ob sie Schutz suchte. Das Menschenkind bezweifelte zwar, dass sie ihre Freundin im Falle eines Falles wirklich beschützen konnte. Immerhin war dieser Wolf vor ihr fast so groß wie sie selbst. Doch Fara war ihre Freundin und sie würde es versuchen. So berührte sie die kleine Fähe leicht an der Schulter, ließ ihre Finger sanft auf dem Fell ruhen, um der Wölfin zu signalisieren: Ich bin da. Dann begannen die beiden sich zu verständigen, gaben Laute von sich, die Anyana nicht verstand. Das störte sie jedoch nicht. Fasziniert schwieg sie und lauschte stumm der wölfsichen Unterhaltung.


- Tryss - 12.03.2014

Sorgfältig legte ich mir die Fragen zurecht, die ich dem Welpen der Menschen stellen wollte. Immer wieder kamen neue Dinge hinzu, über die ich unseren baldigen Neuling ausfragen wollte. Sich eine Reihenfolge zu überlegen war recht schwer. Ich versuchte die wichtigen Fragen nach vorne zu schieben, aber welche waren die wichtigen? War es interessanter zu erfahren, wie die Menschen lebten oder ob sie wirklich so schlecht waren, wie alle immer erzählten? Oder sollte ich zuerst fragen, wie er überhaupt zu den Menschen gekommen war?

„Hm? Ooooh, jaah! Das ist eine super Idee! Aber das musst du üben, sonst verhaspelst du dich noch. Warte, so vielleicht?“

Ich sah Deka für einen Moment konzentriert an, holte tief Luft – und dann platzte es plötzlich aus mir heraus:

„WieheißtduwoherkommstduwiebistduzudenMenschengekommen SindsiewirklichsoschlimmwiesolebensieindiesenHütten und wiesoumallesinderWelthabensiekeinFell?“ Dann war mein Atem alle, ich hechelte kurz und grinste Deka an. „Und, wie war das? Alles verstanden?“

Wie sie kam mir nicht in den Sinn, dass unser Neuankömmling von zwei Jungspunden, die Fragen in diesem Tempo herunterratterten ziemlich überfordert sein würde. Immerhin hatte Tamias keine Chance uns so zu unterbrechen, das war das Wichtigste. Als sie wieder auf die Durchqueren zu sprechen kam, wurde meine Miene allerdings wieder ein wenig nachdenklicher. Tamias hatte nicht gesagt, was er vor hatte. Überhaupt hatte kaum jemand etwas davon preisgegeben, wie das mit der Durchquerung des Dorfes ablaufen sollte. Wahrscheinlich wussten es die anderen selbst nicht so genau.

„Nein, ich habe keinen Plan, was in seinem Kopf vorgeht. Ist auch schwer zu durchschauen, so dick wie der ist. Aber hey, vielleicht hat er Avis was verraten, immerhin war der ja bei ihm?“

Ich wandte mich suchend um, denn als ich das letzte Mal nachgesehen hatte, waren die beiden Brüder direkt hinter uns gewesen. Ha, da war er ja.

„Avis, he Avis, komm doch mal her. Wir müssen dich was fragen.“

Mit einem möglichst freundlichen Tonfall versuchte ich den jungen Wolf dazu zu bringen zu uns zu kommen. Natürlich durfte ich dabei nicht zuu freundlich sein. Avis und ich waren ja immerhin nicht die besten Freunde. Er wäre sicher misstrauisch geworden und hätte irgendeinen Streich erwartet. Doch wenn er erstmal hier war, konnte Deka das Reden übernehmen. Ich wusste nicht recht warum, aber aus irgendeinem Grund hatte sie einen besseren Draht zu dem jungen Rüden. Ich hatte schon versucht herauszufinden, was ich falsch machte. Herausgefunden hatte ich es noch nicht. Als Deka erneut zu sprechen begann und ich nach vorn sah, begannen meine Augen plötzlich zu leuchten.

„Natürlich!“ bestätigte ich sie, bevor ich ein wenig langsamer wurde. „Seht mal, da vorne ist es schon“, sprach ich leise, aber so, dass es die anderen auch hören konnten. Es waren noch ein paar Meter, bis wir die ersten Zelte erreichen würden. Dennoch: Wir waren da. Gleich würden wir das Lager durchqueren. Mein Herz machte einen Satz und begann aufgewühlt zu schlagen. Aufregung war nicht annähernd das passende Wort, um zu beschreiben, was ich gerade fühlte.

[Hinter Skadi, neben Deka, vor Kimya und Avis]


- Avis - 13.03.2014

Mehr oder weniger schweigend und eigentlich eher mürrisch hatte ich mich der Gruppe angeschlossen. Ich war ziemlich angefressen, weil ich nun hier wieder wie ein Babywelpe hinter den Anderen herzutapsen dürfte, anstatt mit Tamias zu Chu zu gehen. Ich war doch ein Welpe, wenn Chu mit Jemanden etwas anfangen konnte, dann doch wohl eher mit mir oder? Aber einsehen wollte das keiner so recht, also blieb mir nichts anders übrig. Den ganzen Weg über hielt ich es besser zu schweigen. Kimya war auch nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen, der hing offenbar anderen Fragen nach, auf die ich die Antwort schon wusste, oder selbst wissen wollte. So kam ich also nicht wirklich voran, aber das würde sich ja hoffentlich bald ändern.

Irgendwie verlief der mega tolle Plan dann aber doch nicht so wie erwartet. Runa hatte sich zurück fallen lassen und Alvarez war plötzlich auch weg. Na prima. Die dürften einfach machen was sie wollten aber ich musste hören oder was? Manchmal nervte es einfach. Am liebsten hätte ich mich in meine eigene Rute gebissen. Grmpf. Am Besten war aber natürlich, es schien keinen sonderlich zu stören, dass unsere Gruppe plötzlich um zwei Wölfe kleiner war. Kurz überlegte ich ob eine Flucht angebracht wäre, aber dann hätte ich wahrscheinlich von allen Anderen wieder zu hören bekommen, dass ich unzuverlässig und zu klein war. Also durchhalten. Mit zusammen gedrückten Augen starrte ich meine Vorderpfoten an und blickte auf den Waldboden. Skadi, Deka und Tryss hatten gestoppt. Ich blieb einige Meter entfernt stehen und schaute mich um. Vorsichtig streckte ich meine Nase in die Luft. Hmm. Roch nicht sonderlich anders und sehen konnte ich auch nicht sonderlich viel. Ich spitzte meine Ohren und lauschte den Älteren, was auch nicht schwer war. Tryss war wie immer....unbeschreiblich nervig und es war nicht schwer einige Wortfetzen zu hören.

Soso...die wollten den Menschen Fragen stellen? Pfff. Sollte denen vielleicht mal jemand sagen, das man die nicht verstand und umkehrt wahrscheinlich genauso? Nein, es war definitiv besser sich rauszuhalten. Ja. Sollten sie doch selbst sehen was bei raus kam. Aber etwas überrascht war ich dann doch. Ich hätte vermutet, dass Tryss und Deka die Menschensprache schon gehört hatten?!? Naja darauf konnte ich wohl nur eine Antwort bekommen, wenn ich fragen würde und da dies definitiv nicht in Frage kam....abwarten.

Mein Blick glitt über Kimya. Er war zwar auch aufgeregt, das konnte ich ihm ansehen, immerhin war er mein Bruder, aber sagen wollte er auch nicht viel. Innerlich seufzend beschloss ich im nächsten Leben ein Baum zu werden. Der hatte keine Probleme mit Einsamkeit. Man wann gingen sie denn nun endlich weiter? Mitten in diesen Gedanken hinein hörte ich plötzlich meinen Namen aus einem nicht so beliebten Fang. Tryss? Was wollte der denn? Konnte nichts Tolles sein. Mit starren und bösen Blick starrte ich in seine Richtung und war überlegt hier zu bleiben wo ich war. Aber Tryss war nicht allein und Deka war bei ihm, vielleicht wollte sie ja was wissen? Ich ging einige Schritte in seine Richtung und schaute ihn betont neutral fragend an. Doch bevor ich eine Reaktion bekam, sprach er schon wieder. Da vorn. Sofort zuckten meine Ohren und ich blickte auf, Da war was, zwischen den Bäumen sah ich es nun deutlich schimmern. Komische Dinger waren das... Warum versteckten die sich und liefen nicht unter freien Himmel? Waren die feige? Ich blieb bei Deka und Tryss stehen und starrte. Irgendwie hatte es mir die Sprache verschlagen, gleich würde ich wieder Menschenwelpen sehen...mein Herz schlug plötzlich ganz wild.



[steht bei Tryss, Deka und schaut Richtung Zelte]


- Chu - 19.03.2014

Es war seltsam, aber sobald Anyanas Finger über mein Fell streiften, wurde ich merklich ruhiger. Sie brauchte gar nichts zu sagen, die bloße Berührung reichte schon. Es war wie eine stumme Ermutigung, ein Zeichen, dass ich mich nicht zu fürchten brauchte. Auch der Wolf wirkte erstaunlich gelassen, als ob er sowas jeden Tag machte und alle Zeit der Welt hatte. Das verstand ich nicht, aber es imponierte mir auch. Ich hätte an seiner Stelle jedenfalls schreckliche Angst, dennoch schüttelte ich zaghaft den Kopf, als er mich danach fragte.

“N-nein. Ich habe nur Angst vor … Monstern.“

Und der Zukunft. Davor, eine Entscheidung treffen zu müssen, die ich später bereuen könnte. Eigentlich fürchtete ich mich vor vielem, aber das musste ich ihm ja nicht gleich auf die Nase binden. Jetzt, wo er sich hingesetzt hatte, sah er auch nicht mehr ganz so groß aus. Durch Anyana und seine ruhige Art ermutigt machte ich ein paar Schritte nach vorn, reckte etwas zögerlich den Hals und schnupperte in seine Richtung.

“Wie heißt du eigentlich? Und wo ist dein Sohn?“

Allmählich störte es mich nun doch, dass er zwar meinen Namen kannte, ich aber nach wie vor nicht dazu gekommen war, ihn nach seinem zu fragen. Auch der kleine Wolf schien nicht da zu sein, obwohl ich insgeheim gehofft hatte, dass er mich zusammen mit seinem Vater besuchen würde. Warum hatte er ihn denn allein im Wald gelassen? Waren die Zweibeiner ihm vielleicht doch nicht so geheuer? Vielleicht sogar Anyana? Neugierig wandte ich mich um, aber das Mädchen stand noch immer an Ort und Stelle und wirkte so harmlos wie eh und je. Unmöglich, dass irgendjemand sich vor ihr fürchten konnte. Oder etwa doch?

[Anyana & Tamias | Waldrand]


- Tamias - 21.03.2014

Wie angespannt die Situation doch war. Wovor hatte Chu Angst? Vor Monstern? Was waren Monster für sie?
Ihr Menschenwelpe berührte sie und ich merkte wieder, wie sehr sie doch die Menschen mochte. Es war doch ihre Familie, wenn auch alles ohne wirkliche Zukunft. Eines Tages würde Chu größer werden und ihren eigenen Kopf bekommen und ihren Instinkten folgen. Dann würde das zusammen leben mit den Menschen kaum noch möglich sein.
Oh wie unhöflich, ich hatte mich gar nicht vorgestellt. Komisch, dass sie dachte Avis wäre mein Sohn. Er sah mir doch gar nicht ähnlich. Kannte sie überhaupt Rudel? Wusste sie was der Unterschied zwischen unserer Gruppe und einem Rudel war? Ich versuchte es kurz zu erklären.

"Mein Name ist Tamias. Der Jungrüde gestern ist nicht mein Sohn. Es ist etwas komplizierter. Wir sind mehrere Wölfe und leben in einer Art Gemeinschaft. Wir müssen durch euer Lager und da viele von uns schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, haben wir euch erst beobachtet. Die anderen aus der Gruppe sind grade auf dem Weg euer Lager zu durchqueren. Ich bin hier um dich zu fragen, ob du uns folgen möchtest."

Jetzt war es raus. Die Frage die auch mir Bauchschmerzen bereitete. Die Frage, die mein Herz schneller schlagen ließ. Die Frage aller Fragen. Würde Chu mitkommen?

"Ich sehe, dass du eine enge Bindung zu den Menschen hast. Doch du bist ein Wolf, magst du nicht jagen lernen, Fährten aufspüren und Wild hetzen? Mit Wölfen in deinem Alter spielen ohne Angst zu haben, ihnen weh zu tun? Kribbelt es nicht unter deinen Pfoten nach Abenteuern? Die beiden jungen Rüden in unserer Gemeinschaft kämpfen um jedes Abenteuer und sind kaum noch zu bändigen."

Ich sprach sanft und freundlich, musste sogar schmunzeln im letzten Satz. Ja Avis und Kimya waren voller Tatendrang. Chu war doch ungefähr genauso alt, sie musste doch ihre Wurzeln spüren. Oder nicht?

[bei Chu und Anyana / versucht zu überzeugen]


- Dekaja - 23.03.2014

Ich sah Tryss aufmerksam und neugierig an, als dieser auf meine Idee ansprang und die Fragen herunterrasselte. Natürlich brauchte ich einige Sekunden, um ihm zu folgen und überhaupt zu verstehen, was das für Fragen waren, aber dann strahlte ich ihn an und wedelte mit der Rute.

„Wunderbar! Und ununterbrechbar! Das heißt…Tamias wird dich nicht davon abhalten können und wir können unsere Fragen loswerden….wir müssen das auf jeden Fall im Auge behalten!“,

bemerkte ich euphorisch, während ich noch immer nicht daran dachte, dass das den Menschenwolf vielleicht überfordern könnte. Warum auch? Dann wurde ich wieder etwas ernster. Kurz sah ich in die Ferne, während Tryss weitersprach.

„Ja…manchmal frage ich mich, ob es eine Möglichkeit gibt, den Dickkopf irgendwie aufzubrechen. Hmpf…aber wenn er nichts gesagt hat, wird er wohl damit rechnen, dass alles drunter und drüber geht und wir machen, was wir für richtig halten? Ja…gut…fragen wir Avis!“,

sagte ich lächelnd und gut gelaunt. Ich ging ohnehin von aus, dass auch Tamias mit Avis nicht über Pläne gesprochen hatte. Bisher hatte ich eher den Eindruck, dass der Plan von Tamias war, den Menschenwolf zu holen und das Lager zu durchqueren ohne darüber nachzudenken, dass wir in der Zwischenzeit sicher auch Unterhaltung brauchten. Und unsere Neugier stillen würden. Nun gut, Avis würde es sicher wissen. Als der Jungwolf herankam, bemerkte ich schon den leicht mürischen Gesichtsausdruck, aber so wie ich war, ignorierte ich ihn vollkommen und stellte die Frage einfach frei heraus.

„Dir hat Tamias nicht gesagt, wie das alles geplant ist, oder? Also…den fremden Wolf holen…klar. Aber in der Zwischenzeit?“,

fragte ich ihn, dann deutete Tryss auch shcon nach vorne und mein nicht sehr konzentriertes Gemüt wurde bereits wieder abgelenkt, wo ein paar Meter weiter die ersten Zelte zu sehen und auch in meinen Augen war deutliche Aufregung zu lesen. Intensive Aufregung, jetzt näher als vor ein paar Tagen zu sein. Meine Rute pendelte leicht, als ich neugierig den Kopf senkte.

„Ich sehe noch keine Menschenwelpen…ihr? Aber ich würde gerne etwas näher ran. Tamias hat sicher nichts dagegen, wenn wir etwas Vorarbeit leisten und uns schon mal etwas ins Lager wagen…ich bin auch vorsichtig!“,

sagte ich und machte schon ein paar Schritte Richtung Zelte. Ich verstand ohnehin nicht, wieso wir gerade heute noch warten sollten. Ob Tamias jetzt hier war oder nicht, würde ohnehin keinen Unterschied machen und durchqueren würden wir es sowieso. Also wieso erst noch ewig warten? Ich hasste Warten. Und ich hatte in meinem Leben bisher genug warten müssen.

[bei Tryss und Avis, würde gerne näher ins Lager hinein]


- Die Kinder - 26.03.2014

Als Fara vorwärts gelaufen war, hatte Anyana sich hingehockt. Es kam ihr unhöflich vor so hoch oben zu stehen und größer zu sein als die beiden, wo sie doch nichts von deren Unterhaltung verstand und eigentlich gar nicht an dem Gespräch teilnahm. Sie war nur da, aber das kam dem Mädchen unendlich wichtig vor. Sie blieb bewusst hinter Fara, ging nicht weg, damit ihre Freundin sich immer umdrehen und zu ihr zurückkehren konnte, wenn sie Schutz benötigte. Dabei versuchte Anyana so leise wie möglich zu atmen – und das obwohl ihr Herz wie verrückt schlug und hämmerte. Sie war aufgeregt und wusste kaum warum. Immerhin drehte sich dieses Zusammentreffen nicht um sie selbst, sondern um Fara.

So hockte Anyana also – ein Knie auf dem Boden abgestützt, das andere an den Körper herangezogen – auf dem Waldboden und lauschte den Lauten, die die beiden Wölfe von sich gaben. Immer wieder versuchte sie zu interpretieren, worum sich das Gespräch wohl drehen konnte. Natürlich verstand Anyana nichts, aber das Mädchen glaubte heraushören zu können, wie die Stimmen sich veränderten. So würde sie auch heraushören können, wenn Fara Angst bekam und Schutz brauchte. Und dann würde sie als Freundin für die kleine Wölfin da sein.