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Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

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- Tamias - 22.01.2014

Kaum hatte ich versucht mich um Runa zu kümmern und mit ihr zu reden, waren meine Worte "wartet bitte" auch schon vergessen oder überhört, denn kaum hatte sie mir geantwortet, kamen Kimya und Avis dazu.
Runa hatte eine so sanfte Ausstrahlung, sie konnte so gut mit den Welpen. Eine tolle und außergewöhnliche Fähe. Doch ihre darauffolgenden Worte missfielen mir.
Ich sah ihr in die Augen. Nachdem ich eigentlich versucht hatte herauszufinden, was sie dachte und wie es ihr wirklich ging, worüber sie sich Gedanken machte und was sie beschäftigte verlor ich daran das Interesse und kam zu dem Fazit, dass ich es eh nicht wissen konnte. Sie war mir viel zu fremd.
Mein Blick glitt zu Avis, dann wieder zu Runa. Diesmal sah ich ihr recht ernst in die Augen.

"Ich habe sie bereits vor die Wahl gestellt und ihr mein Wort gegeben. Du wirst sie kennen lernen, wenn sie mit mir kommt."

Das war meinerseits ein klares Nein. Würde Chu mitkommen, war da Tryss mit seinen Fragen, Deka mit ihrer Neugierde, die nervenden Welpen mit ihren Fragen. Alle waren auf sie gespannt. Das war verständlich, dennoch wollte ich sie keines Falls überrumpeln. Sie würde schließlich im gleichen Zug ihre Familie verlassen. Wie weh sowas tun kann, konnte hier mit Sicherheit jeder nachvollziehen. Sie sollte selbst entscheiden, wen sie wann näher kennen lernen möchte.
Mein Blick wandte sich von Runa ab und ich kehrte ihr den Rücken zu.

"Nein Avis, diesmal nicht."

Meine Worte waren recht streng, jedoch klar. Ich trat einige Schritte in die Gruppe um das Wort an mich zu nehmen.

"Wir alle sind wohl gespannt, was passieren wird. So viele Fragen sind noch offen und jede Möglichkeit wie die Menschenwelpen reagieren könnten ist möglich. Bei dem letzten Besuch waren sie recht friedlich, aber wir sind auch nicht durch ihr Revier gezogen. Bitte haltet euch an die Aufteilung, wie wir sie besprochen hatten. Tryss, Dekaja und ich gehen voran, gefolgt von Skadi, Kimya, Avis, Runa und Alvarez. Achtet auf einander, bleibt nach Möglichkeit nicht stehen. Starrt die Menschenwelpen nicht an. Ihr wisst von der jungen Wölfin, die Avis und ich trafen. Die Menschen sind ihre Familie. Ich gab ihr die Möglichkeit mit uns zu ziehen. Wenn sie das tut, überrumpelt sie bitte nicht. Wartet, wie sie reagiert. Ich weiß, es gibt so viele Fragen. Aber Chu würde ihre Familie verlassen, wenn sie mit uns zieht. Das dürfen wir nicht vergessen. Die Menschen, das Dorf sind ihre Familie, ihr Leben. Niemand weiß wie sie sich zurecht finden wird, was sie kennt oder nicht in der Wildnis. Erstmal sind wir alle fremd. Also los, lasst uns das Dorf durchqueren und alle heil an der anderen Seite wieder raus kommen."

Solch eine lange Rede hatte ich noch nie gehalten. Wie sehr man sich doch verändert.
Ich sah nochmal jedem Wolf in die Augen. Wir würden das schaffen, das war keine Frage. Aber es war ein Abenteuer und das mit zwei Welpen war mehr Risiko als ich mir selbst zumutete.

[hält ne Rede, will dann los]


- Die Kinder - 23.01.2014

Verträumt blickte das kleine Mädchen in den Wald. Ihre Frage an Fara war stumm verklungen, ohne eine Antwort. Es war ein Jammer, dass die kleine Wölfin nicht sprechen konnte. Das Menschenkind hätte sich so gerne mit ihr unterhalten, mit ihr Erfahrungen und Erlebnisse geteilt. Doch ihre beste Freundin war ein Wolf und die sprachen nun einmal nicht die Worte der Menschen – jedenfalls nicht so, dass Anyana es verstehen konnte. Dafür hatte die Wölfin aber ihre ganz eigene Art sich zu verständigen. Und während das Mädchen noch verträumt am Rand des Waldes hockte, sprang Fara schon auf und kam kurze Zeit später mit einem Stock in der Hand zurück. Zunächst blickte Anyana, die noch immer hockte, ein wenig verwundert. Doch als die junge Fähe sie freudig ansprang und ihr den kleinen Ast nahezu aufdrängte, stand sie lachend auf und nahm der Wölfin die Gabe ab.

„Hast du ein Geschenk für mich? Das ist aber lieb, vielen Dank!“

Anyana verstand zwar nicht so recht, was sie mit dem Ast sollte, aber so wie Fara sie ansah und mit ihrer kleinen Rute wedelte, konnte das Mädchen nicht anders als sich zu freuen. Erst als Fara einige Augenblicke später noch immer zu ihr aufsah, musterte Anyana den Stock noch einmal. Sie drehte ihn in den Händen, versuchte ihn durch die Finger gleiten zu lassen, wie sie es bei einigen der älteren Jungen gesehen hatte und fing ihn immer wieder auf, wenn er drohte herunterzufallen. Was sollte sie nun damit tun? Die Wölfe waren noch nicht da, also konnte er ja nicht zur Verteidigung dienen. Oder war er für den Fall der Fälle gedacht? Man konnte natürlich auch andere Dinge mit einem Stock anstellen, denn wie Fara war Anyana sich relativ sicher, dass Warten eine ziemlich unspannende und langweilige Angelegenheit war. Das Mädchen stoppte sein Spiel mit den Händen und blickte auf. Die Hände grün von den Ablagerungen auf dem Ast strich sie sich die langen Haare aus der Stirn und sah sich gründlich um, ob sie einen der beiden Wölfe entdeckte. Aber es war niemand zu sehen. Anyanas Blick wanderte zu Fara. Der Fähe schien auch langweilig zu sein.

„Na dann lass uns die Langeweile vertreiben. Ich hab den Stock, hol ihn dir doch zurück!“

rief sie und begann lachend um Fara herumzutanzen. Mit jeder Runde wurde der Kreis größer und immer wieder blickte das Mädchen über die Schulter, ob ihre Freundin ihr folgen würde.


- Chu - 26.01.2014

Ungeduldig starrte ich auf Anyanas Hände und ließ dabei keine ihrer Bewegungen aus den Augen, als sie mit dem Stock herumspielte. Das machte sie doch mit Absicht, um mich zu ärgern! Jedes Mal, wenn er ihren Fingern zu entgleiten drohte, sprang ich erwartungsvoll nach vorn, und jedes Mal fing sie ihn gerade noch rechtzeitig. Und dann, endlich, hatte sie mich verstanden und wir konnten mit unserem Spiel beginnen. Begeistert flitzte ich um sie herum und sprang nach dem Zauberstock, mit dem sie vor meiner Nase herumwedelte, nur um ihn mir immer wieder im letzten Augenblich zu entziehen.

“Ich will auch den Stock, lass‘ mich auch mal“, jauchzte ich dabei.

Doch so begeistert ich auch um sie herumtanzte und so hoch ich auch sprang, ich merkte recht schnell, dass ich gegen Anyana ziemlich im Nachteil war. Sie war einfach viel zu lang, und das obwohl sie neben den anderen Kindern nicht sonderlich groß aussah. Mitten in unserem wilden Tanz änderte ich aus einem Impuls heraus plötzlich meine Strategie und schnappte stattdessen spielerisch nach ihren Fersen. In diesem Augenblick hatte ich den Stock tatsächlich vergessen, auch wenn er mir sicher wieder einfallen würde, wenn er mir das nächste Mal vor die Nase kam. Momentan hatte ich aber einfach viel zu viel Spaß dabei, dem Mädchen zwischen den Beinen herum zu wuseln und nach sämtlichen Körperteilen zu schnappen, die irgendwie in Reichweite kamen. Als plötzlich ein Fetzen ihres löchrigen Gewandes vor meinen Augen aufblitzte, schnappte ich sofort begeistert danach und verbiss mich so fest in den Stoff, wie ich nur konnte. Mit funkelnden Augen begann ich daran zu zerren. Ha, jetzt konnte sie mir nicht entkommen!

[bei Anyana am Waldrand]


- Dekaja - 26.01.2014

Ich sprang euphorisch um Tryss herum, wich immer wieder leicht aus, wenn er versuchte, nach meinem Ohr oder Pelz zu greifen, als wäre das ein Fangenspiel in einem kleineren Radius. Aber wir hatten ja eigentlich auch vor gehabt, zu Tamias zu gehen. Genau. Ich bemerkte es erst gar nicht, dass wir bei ihm angekommen waren, erst als plötzlich jemand dort stand und ich den Rüden leicht anrempelte, sah ich mich um und zuckte leicht zusammen. Aber er lächelte. Ich träumte oder? Vielleicht war mein Kopf von dem ganzen Gewarte und von zu viel Schlafen vor Langeweile schon ganz benebelt. Aber Blinzeln half nicht. Es war noch immer da. Und dann sprach er. Und heraus kam…Tamias. Das war wohl zu früh gefreut. Wie ich es gewohnt war von ihm. Zeit tot schlagen, bis ich irgendwann alt und grau war. Ich verzog angenervt das Gesicht und fing genau wie Tryss an zu maulen.

„Wenn ich noch länger warte, bekomme ich einen grauen Pelz und liege bald im Sterben, ohne das Lager der Menschenkinder näher betrachtet geschweige denn durchquert zu haben. Ich behaupte…bis dahin sind die Menschen selbst verstorben…“,

entgegnete ich entnervt, kurz davor, einfach allein oder mit Tryss vorzupreschen. Das wäre wohl das Einfachste. Fand ich. Dann neigte ich den Kopf, als ich Tryss‘ Worte hörte.

„Jein. Meine Eltern haben mich vor ihnen gewarnt. Dass ich nicht so nah an sie ran soll und dass sie uns nicht mögen. Aber auch einige vage Geschichten über Wölfe, die zu nah ran sind und es mit dem Leben bezahlt haben. Solche Sachen eben. Aber ich weiß nicht, ob das wahr ist oder sie das nur gesagt haben, um mich von meinen Ausflügen abzuhalten.“,

erzählte ich nun etwas bedrückt, aber auch nachdenklich zugleich. Rokutas Geschichten dagegen waren für mich der blanke Horror gewesen. Niemals hatte ich so etwas gehört, wenngleich es auch Erfahrungen gab, die nicht unbedingt positiv waren. Wie die Hetzjagd zum Beispiel. Aber ich weigerte mich, zu denken, dass alle Menschen so waren. Und ihre Welpen waren sicher anders. Sie wirkten ganz anders. Dann redete Tryss weiter und ich hörte ihm aufmerksam zu.

„Ja, das dachte ich mir auch. Dieses ungemeine Wissen. Vielleicht versteht er sie ja auch? Das würde auch für unsere Reisen ungeheuer nützlich sein. Und wir hätten jemanden, der ebenfalls positiv über sie denken würde. Ein Mitglied, das die andere Seite kennt. Wie spannend. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es welche wie uns gibt, die mit ihnen zusammenleben! Also hier unten…meine ich.“,

entgegnete ich aufgeregt, dachte aber dennoch an das, was die Wölfin gesagt hatte. Meinte sie so etwas vielleicht mit in Frieden zusammen leben? Sie hatte sich das irgendwie anders vorgestellt, als in Rudeln leben und vielleicht nicht von ihnen gejagt werden. Aber nicht so wie dieser Wolf direkt mittendrin. Dann weitete ich die Augen leicht, als Tryss seinen Satz beendete. Ich sah ihn warm und liebevoll an und pendelte leicht, aber glücklich mit der Rute.

„Mir geht es ganz genauso, Tryss. Für mich gibt es niemanden anders, mit dem ich meinen geheimsten Fragen und Gedanken nachgehen kann. Und mit dem es so viel Spaß macht. Das Leben so viel Spaß macht. Ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben.“,

sagte ich und lächelte ihn wölfisch an. Dann kam Skadi auf uns zu. Ich betrachtete sie aufgeregt und pendelte erneut mit der Rute.

„Mir geht es blendend. Gleich geht es los, die Durchquerung des Lagers, wir sehen den Wolf, der mit den Menschen lebt und erneut die Menschenwelpen. Wie sie jetzt wohl auf uns reagieren werden? Machst du dir darüber keine Gedanken? Nur die Warterei ärgert mich etwas…wie lange so ein Tag dauern kann…“

Ich verdrehte kurz die Augen, um meiner Ungeduld Luft zu machen, während Tamias noch mit den anderen sprach. Dann schließlich wandte er das Wort an uns alle, auch wenn es mir schwer fiel, ihr komplett zu folgen. So lange Reden lagen mir nicht, aufmerksamkeitstechnisch, während ich eigentlich ziemlich gut darin war, lange zu reden. Ein Defizit? Möglich. Aber ich gab mir Mühe, alle Informationen aufzusaugen, die Tamias weitergab. Das Problem war nur, dass ich am Ende seiner Ansprache wieder vergessen hatte, was er zu Anfang gesagt hatte.

In meinem Kopf hatte nur das Gefühl der Euphorie Platz und ich war dankbar dafür, dass ich mit Tryss, vor allem mit Tryss zusammen, zuerst gehen konnte. Und Tamias. Das heißt, wir würden nun als erster Trupp auch die fremde Wölfin sehen. Chu hieß sie, sagte er, aber in dem ganzen Wortschwall hatte ich die Bitte, nicht zu viele Fragen zu stellen, schon wieder ausgeblendet, während mein Kopf versuchte, sie sich vorzustellen.

„Ich bin wirklich gespannt. Aber jetzt heißt es nicht mehr warten, oder? Jetzt geht es w i r k l i c h los? Ich bin so neugierig auf die fremde Wölfin.“,

fragte ich und klang damit wohl wie ein Welpe, aber das war mir egal. Ich tapste nervös von einer Pfote auf die andere.

[bei Tryss und Skadi, redet mit ihnen und hört dann Tamias zu, möchte los]


- Die Kinder - 02.02.2014

Lachend lief Anyana vor der kleinen Wölfin davon, schlug hier einen Haken und entwischte ihr dort, kurz bevor Fara den Stock schnappen konnte. Triumphierend hielt das Mädchen das Holzstück in den Händen und hatte ihren Spaß daran, ihre kleine Freundin ein wenig zu necken. Doch Fara ließ sich nicht so leicht lumpen, wie das Mädchen gedacht hatte. Als Anyana sich allzu siegessicher fühlte, begann die Wölfin plötzlich zwischen ihren Beinen umherzuwuseln. Überrascht riss Anyana die Augen auf und versuchte verzweifelt, die Balance zu halten und nicht auf den Waldboden zu stürzen. Es gelang ihr – gerade eben so – doch beinahe hätte sie den Stock fallen lassen. Im letzten Moment fing sie ihn auf und wollte ihren kleinen Tanz weiterführen, als Fara plötzlich nach dem dünnen Stoff schnappte, den Anyana jeden Tag über ihren mageren Körper zog.

„He, lass das! Fa-ra... ni-nicht! Du machst es kaputt!“

Für Anyana war das plötzlich kein Spaß mehr. Wenn die kleine Wölfin den Stoff in Stücke riss, hatte das Mädchen nichts mehr zum Anziehen, denn die Kleidung war teuer und sie besaß nicht viel mehr als dieses dünne Hemd, das ihr als Kleid, als Nachthemd und Beinbedeckung zugleich diente. Nur eine etwas dickere Jacke aus Fell besaß sie noch – doch die war für kältere Tage im Winter gedacht und nicht für den Hochsommer. Verzweifelt versuchte Anyana Fara zunächst mit dem Stock zu locken, doch dann griff sie mit den Händen lieber eine Handlänge von Faras Schnauze entfernt an den Stoff und zog ebenfalls daran. So würde wenigstens nicht das gesamte Kleid auseinandergerissen. Weit lehnte sich das Mädchen nach hinten, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt. Immer wieder machte sie einen Schritt nach hinten, um Fara mit sich zu ziehen und ihrden Stoff zu entreißen. Schon im nächsten Moment aber übersah sie die Wurzel hinter sich, blieb mit ihrem Fuß hängen und fiel rücklings. Sekunden später schlug sie auf dem Waldboden auf.


- Tryss - 02.02.2014

Zufrieden stellte ich fest, dass Deka die Warterei genauso satt hatte, wie ich. Bei ihren Worten musste ich leise lachen – ich stellte sie mir als alte graue Wölfin mit einem langen Bart vor, die als das Zeichen zum Aufbruch kam, kaum noch die Pfoten heben konnte. Eine wirklich witzige Vision, die wohl nicht eintreten würde. Aber ihr Gefühl konnte ich sehr gut nachvollziehen. Unschöner war dagegen die Erzählung über ihre Eltern. Sie hatten ihr also kleine Gruselgeschichten über die Menschen erzählt. Und sie trotzdem nicht davon abhalten können sich die Menschen aus der Nähe anzusehen. Das machte mich als „Ersatzbruder“ sehr sehr stolz. Man sollte seien Erfahrungen selbst machen und sich nicht auf die Geschichten anderer verlassen, so viel hatte ich in meinem noch jungen Leben schon gelernt. Und Deka auch. Mit jedem ihrer weiteren Worte wurde mir erneut deutlich bewusst, wie ähnlich wir uns waren. Denn wir dachten und fühlten das Gleiche, es war wirklich unglaublich. Ich stupste ihr wie als Bestätigung und freudvollen Erwiderung meine Nase gegen den Fang, als Skadi auf einmal zu uns trat.

„Geht mir genauso“, antwortete ich nach Deka auf die Frage der älteren Wölfin. „Ich hoffe wir haben ihnen gestern nicht zu viel Angst eingejagt. Aber wenn ihr Wolf mit uns kommt, werden sie uns wohl nichts tun. Und wenn wir das Lager durchqueren können wir sicher viele von ihnen genau beobachten und sie ganz aus der Nähe sehen, das wird klase!“

Die Begeisterung war nicht zu unterdrücken, auch wenn ich Dekas Hinweis auf die ewige Warterei mit einem energischen Kopfnicken unterstrich. Ich wollte noch etwas hinzufügen, als Tamias' Stimme auf einmal erklang und endlich zum Aufbruch drängte – aber gleichzeitig andere Dinge ermahnte.

„War ja wieder klar. Er hat den ganzen Spaß für sich. Was glaubt er denn, wie wir das machen sollen? Das Lager durchqueren und unseren Neuankömmling einfach nicht beachten?“

brummte ich leise. Natürlich wollte Tamias allein gehen und den Menschenwolf abholen. Und wir sollten weitergehen als ob nichts geschah oder wie? Hmpf. Sie bekam doch eine neue Familie! Nun, diskutieren war an dieser Stelle wohl zwecklos, also warf ich Deka nur einen bedeutend gequälten und unzufriedenen Blick zu – sie würde es schon verstehen – und stand dann auf, um den Aufbruch endlich einzuleiten.

„Ja, jetzt geht es los. Los, los, los!“

bestätigte ich Deja, gab Skadi einen Stupser mit der Nase gegen ihren Fang und streckte mich noch einmal, bevor ich zwei, drei Meter in Richtung Menschenlager trabte und mich dann demonstrativ umdrehte um zu sehen wo Tamias blieb. Immerhin würde er doch wohl vorangehen wollen, oder nicht?

[Deka und Skadi | die anderen in der Nähe | Aufbruch]


- Kimya - 02.02.2014

Es war alles so aufregend. ICH war so aufgeregt! Ich war in Gedanken schon bei unserer Begegnung. Die Wölfe um mich herum gingen über in eine graue Masse, wurden zum Hintergrund der Bühne meiner Gedanken. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich vor vielen, kleinen, nicht pelzigen Welpen, die mich mit neugierigen Augen ansahen und ihre Ohren in meine Richtung wackelten. Sie hatten Stöcker in den Händen, aus denen gelegentlich Feuer zu kommen schien, so wie ich es in Erzählungen gehört hatte, aber in meinen Gedanken taten sie mir nichts. Ich suchte die Gruppe von Menschenwelpen ab, suchte gezielt um ihre Beine und merkwürdigen, lederigen Pfoten herum nach ihr. Nach der Wölfin. Nach der jungen Wölfin, von der mir Avis erzählt hatte. Da war sie. Sah mich freundlich an, wedelte mit der Rute, kam auf mich zugesprungen und forderte mich zum Spiel auf. “Wie heißt du?“, fragt sie mich. Und ich sehe mich plötzlich größer, fast wie Alvarez, aber freundlicher, offener, selbstbewusster, so wie Tryss. Sehe mich also so, wie ich mir wünschen würde, irgendwann zu sein und antworte so der jungen Fähe. “Kimya heiße ich. Und du?“.

Meine Tagträume platzten, als Tamias sich von uns wegbewegte. Irritiert sah ich mich um und fand mich neben Avis und Runa wieder. Hatten sie etwas gesagt? Wie hatte ich sie nur so ausblenden können? So unauffällig wie möglich, stellte ich mich neben Avis und sah Tamias nach, der sich an die Spitze der Gruppe bewegte und anschließend die Worte an alle richtete. Dieses Mal ließ ich mich nicht ablenken und ließ meine Gedanken nicht abschweifen. Dieses Mal konzentrierte ich mich auf das, was gesagt wurde. Ich wollte nichts falsch machen, ich wollte nicht aus der Reihe tanzen, wenn es darum ging, das Menschenwelpenlager zu durchqueren. Und in diesem Fall war „aus der Reihe zu tanzen“ wohl wirklich das, was das riskanteste an der Sache war. Immer beim Rudel bleiben. Bloß nicht von den anderen entfernen. Ich hörte Tamias auch über die Welpin sprechen. Wie sie wohl in Wirklichkeit reagieren würde?... Nein, bloß nicht wieder abschweifen!

Ich sah Avis an, dann suchte ich nach Skadi, hinter der ich laufen sollte. Als ich sie fand, tapste ich langsam ein wenig auf sie zu, um sie gleich nicht aus den Augen zu verlieren, wenn es darum ging, sich auf den Weg zu machen. Jetzt war es wohl soweit. Jetzt durfte ich endlich sehen, was fast alle anderen schon gesehen hatten. Mein Herz pocherte vor Aufregung in meiner Brust wie wild. Ich warf Avis erneut einen Blick zu und wedelte kurz mit der Rute. Irgendwie war ich auch froh, dass er direkt hinter mir war. Er war mein Bruder, egal was passierte.

[Zwischen Skadi und Avis, wartet.]


- Avis - 06.02.2014

Runas freundlicher Blick traf mich eher völlig unvorbereitet, sodass ich meine Augen ein Stück weit verengte. Bisher hatte ich mit der Fähe nie viel zu tun gehabt und auch allgemein war sie eher sehr stilll. Sie schien eher der Beobachtertyp. Pff. Da stellte sich mir die Frage ob sie so schlau war, denn wie sollte sie denn was lernen, wen sie niemald Fragen stellte, oder sich mit den Anderen beriet. Komische Sache. Vielleicht würde sie gar nicht lange bleiben, wie manch Andere, die schon gegangen waren. Doch wirklich Gedanken wollte ich mir darüber jetzt wirklich nicht machen, denn schon bekam ich von Tamias eine Antwort. Meine Ohren zuckten kurz. Nein. Immer wieder dieses dämliche Wort! Wieder wurde ich in meine Schranken verwiesen, wieder war ich „nur“ ein Welpe. Innerlich frustriert hätte ich am liebsten laut geknurrt, doch das wäre wahrlich zu welpisch gewesen. Auf dem Alter war ich nun raus. Stattdessen blickte ich auf meinen Bruder um mich zu beruhigen, der sah eher verträumt aus. Hmm. Mein Blick glitt zwischen Runa, Tamis und Kimya hin und her, doch dann trat Tamias in die Mitte und erhob seine Stimme. Auf jeden Fall schaffte er sich damit Gehör. Ich schwieg und lauschte. Offenbar ging es jetzt los. Doch was er alles zu sagen hatte. Nein. Damit war ich nicht wirklich einverstanden. Wölfe waren nicht bei Menschen Zuhause, das musste man dieser Chu doch erklären! Warum sollten wir sie denn schonen? Hatte uns jemand geschont, nachdem Mama weg war? Irgendwie war ich wütend, ließ es mir aber so gut wie möglich nicht anmerken. Wir würden sehen was passieren würde.

Tamias schien ziemlichen Redebedarf zu haben und als er geendet hatte ernetet jeder von uns noch seinen Blick. Ich schaute starr und eher neutral zurück. Was wollte er schon tun, wenn wir der Welpin Fragen stellten? Uns den Fang verbieten? Ich stellte mich auf, als er sich in Bewegung setzte und auch Kimya schien auf seiner Starre zu erwachen und ging Richtung Skadi. So würden wir wohl laufen und ich wollte keinen Ärger, als schloss ich mich ihm an. Als ich Skadi vor mir sah und an die Menschenwelpen dachte fiel mir unser Gespräch wieder ein. Mit Kimya hatte ich darüber noch nie gesprochen und ich wusste nicht, ob jemand ihn schon aufgeklärt hatte. Was die großen Menschen mit unserer Mutter gemacht hatten. Es steckte immer in meinem Kopf und ich würde auf Kimya dolle aufpassen, niemand sollte meinem Bruder etwas tun, dann würde er es mit mir zu tun bekommen jawohl! Bisher waren die Menschenwelpen nett gewesen, aber wir hatten nur einen richtig gesehen, nicht das ganze Rudel und wie Tamias schon gesagt hatte, diesmal waren wir mehrere Wölfe und das in ihrem Revier. Ich scharrte mit meinen Pfoten kurz über den Boden, blieb neben Kimya stehen und schaute ihn ernst an.

„Wir bleiben zusammen, zusammen können die uns nichts tun..und wir sind stärker!“

Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich wollte unbedingt Kimya bei mir haben, ohne ihn wäre ich..hmmm nichts, aber das musste er nicht wissen. Nachdem ich Kiya nochmal genau betrachtet hatte, fiel mein Blick auf Runa. Sie sollte ja auch mit uns kommen.


[steht neben Kimya, ist nicht ganz zufrieden mit Tamias Worten, will endlich los]


- Skadi - 08.02.2014

Fast hatten sie mich in ihre Euphorie mit eingespannt. Ihre Freude über das Abenteuer. Es war, als hätten Tryss und ich die Rollen vom Vortag getauscht. Eher, als hätten wir unsere alten wieder eimn genommen. Tryss, der wieder das Abenteuer suchte und ich wieder der Vernunft und Vorsicht bedacht. Jedoch war diese Euphorie in ihnen ansteckend. Zumal ich wusste, dass diese Menschenwelpen keine gefährlichen Waffen hatten. Keine gefährlicheren als die unseren.
Aber bevor ich antworten konnte sprach Tamias seine Worte. Nur halben Ohres lauschte ich. Mir gefiel die Situation nicht. Nicht nur die, das Tamias alleine den Welpen der Menschen aufsuchen wollte, auch dass Tamias eine Alpharolle einzunehmen schien.
Zu lange hatte ich nur mich auf die ich hören musste. Dann kam diese Gemeinschaft. Anfangs ungewohnt ohne herkömmlichen Alpha und reißend - doch hatte es funktioniert. Und nun stand ein Wolf vor mir, der mir sagen wollte was ich wann und wie zu tun hatte. Schon gar nicht mehr den Worten folgend sah ich mit leicht runzliger Stirn zu Tamias. Vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache das es Tamias war, der den alphaposten anstrebte. Der Wolf, der sich nicht nur in Range Sache näherte.

Doch wieder mussten die Gedanken vertagt werden. Es wurde Zeit auf zu brechen. Die Pfoten scharten auf dem lockeren Waldboden. Die Verlockung der Reaktion der Menschen so wie das weiter kommen rief.
Ich ging langsam los ohne ein Wort zu sagen. Ich kannte den Weg. Der innerliche Konflikt Tamias machen zu lassen und ihn auf zu halten hatte sich als ein unwohles Gefühl in der Magengegend ausgedehnt. Doch die klaren Gedanken dazu schwiegen. Ich war auf irgend eine Art abwesend. Ohne es selbst zu merken. Neben der Spur.


- Rúna - 10.02.2014

Mir war Tamias Reaktion wohl bewusst gewesen und so lag dennoch immer nur ein stilles Lächeln auf meinen Zügen, als er mir seine ablehnende Antwort gab. Während Kimya, versunken in seiner eigenen kleinen Welt, die sich zweifelsohne nur um das Kommende drehen konnte, meine Berührung gar nicht erst wahr zu nehmen schien, schenkte Avis mir auf mein Lächeln hin einen eher misstrauischen Blick. Im ersten Moment verwunderte mich das, doch gleich darauf erinnerte ich mich daran, wie fremd ich ihm und manch andrem noch immer sein musste.

Kurz darauf war es erneut Tamias, der die Aufmerksamkeit der Gemeinschaft auf sich zog und mein Blick wurde ernster als ich ihn auf eine Weise reden hörte, die ihm den recht deutlichen Anschein einer ganz bestimmten Position gab. Alvarez Worte kamen mir unweigerlich in den Sinn und zwangsläufig schweifte mein Blick zu den übrigen Wölfen der Gemeinschaft um ihre Reaktionen zu beobachten. In diesem Augenblick erschienen sie mir weit interessanter als die Worte selbst, welche der Rüde an alle richtete und so lauschte ich Tamias nur mit halbem Ohr.

Ob dem Wolf selbst bewusst war, was er in diesem Moment tat? Oder beabsichtigte er vielleicht sogar auf eben jene Art und Weise zu reagieren? Diese und ähnliche Fragen hallten in meinem Kopf wieder, doch Antworten würden sich wieder einmal nur mit dem Verrinnen der Zeit ergeben. Man würde abwarten und beobachten müssen.

Gleich wie, ich hatte das Gefühl, dass das ganze Unterfangen unaufhaltsam drohte zu etwas riskantem zu werden. So vieles wirbelte den Fluss der Dinge auf, barg unsichtbare Strömungen und Gefahren und ließ in mir eine ungewollte Anspannung aufsteigen. Ich sah zu den Welpen, die eigentlich längst keine mehr waren, zu Skadi, welche ihnen voran ging und schließlich zu Dekaja und Tryss. Dann wandte auch ich mich um und begann langsam Pfote um Pfote zu setzen…

[Nimmt Tamias Antwort hin | beobachtete die Gemeinschaft und wendet sich ebenfalls in Richtung des Lagern]