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Passus VI - Eine wundersame Begegnung - Druckversion

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- Skadi - 22.12.2013

Die Situation am Kinderlager hat sich schnell aufgelöst. Wir Wölfe waren in einer geschlossenen Gruppe zurück gegangen. Schweigend. Zumindest schwieg ich. Sah niemanden an. Ging meinen Weg, den Gedanken hinterherjagend. Menschen die Angst vor uns haben und nicht sofort in den Angriff gehen? Ist das hier der Norden? Der Anfang des Nordens vielleicht?
Wieso war Tryss so sehr verhalten gewesen? So sehr das er lieber Dekaja schmerzvoll zur Seite zig - obwohl keine direkte Gefahr drohte?
Tamias hatte recht gelassen reagiert, hatte er etwas anderes erlebt? Was war geschehen? Bald würde ich es erfahren.
Als wir an unserem Rastplatz ankamen war Rokuta verschwunden. Doch viele Worte wurden darüber nicht verloren. Viel mehr hörten wir Tamias und Avis zu, die von der kleinen Wölfin erzählten. Auch Tryss, Deka und ich berichteten was wir gesehen und erlebt hatten.
Kimya wirkte Feuer und Flamme all das auch zu sehen. Doch wir entschieden uns noch zu warten. Die Menschenwelpen sollten Ruhen. Sie sollten sich nicht zu sehr bedrängt fühlen. Wir wollten ausgeruht sein. Und das nutzte ich. Ich zig mich schnell zurück, legte mich an einen Baumstamm zwischen große wurzeln. Eng zusammengerollt und meine Rute über meine Nase gelegt. Den Gedanken weiter folgend, die ich über den Weg zurück gehegt hatte. Erweitert mit den Gedanken an den Welpen Namens Chu.

Als die Sonne sich die ersten Strahlen durch den Wald erkämpft hatte wurden wir langsam ungeduldig und bildeten die Abgesprochenen Gruppen. Bevor wir jedoch endgültig los gingen, suchte ich den direkten Weg zu Tamias. Gezielt ging ich auf den Rüden zu der etwas abseits saß und sich umsah. Als ich bei ihm angekommen war drückte ich ihn sanft meine Nase an sein Brustfell und schleckte ihn kurz über seine Lefzen.

"Pass bitte auf dich auf, ja? Egal mit wem du zurück kommst.. wichtig ist das du zurück kommst. Bitte"

Sagte ich ganz leise. Im Kopf so aufgewühlt, von der Stimme her sanft und vielleicht etwas flehend. So zügig wie ich zu ihm gegangen war, ging ich einige Schritte wieder rückwärts weg, jedoch sah ich ihn dabei eindringlich an. Eine Antwort musste er mir geben, dann wollte ich schnellst möglichst gehen. Eine Skadi die fleht, eine Skadi die einen anderen Wolf so begrüßt. Es war neu für mich. Zumindest kam es mir so neu vor, obwohl ich glaubte zu wissen was es war was da aufkeimte. Ich wollte es nicht wahr haben. Fürchtete mich vor der Verletzung und der Enttäuschung - doch in diesem Moment fürchtete ich mich mehr das Tamias unvorsichtig handeln könnte und ihm etwas zustoßen konnte. Er wusste nicht wo die kleine Fähe war die er suchte. Vielleicht musste er tief in das Lager der Menschenwelpen gehen. Herangewagt hatte ich mich auch und das würde ich wieder tun. Doch etwas dort suchen was überall sein konnte wollte ich nicht in Erwägung ziehen. Und eigentlich wollte ich auch nicht das Tamias das tun würde.

[Geht zu Tamias | wird etwas sentimental]



- Tamias - 23.12.2013

In Gedanken versunken, immer weiter abgetaucht in die Tiefen der Unendlichkeit. Gedanken konnten sich so schön vermehren, wenn sie erstmal dabei waren. Die Fantasie, ständig begleitet von Ängsten, Sorgen und Hoffnungen spinnte sich ein immer größer werdendes Netz.
Kurz gesagt, ich erschreckte mich kurz als Skadi auftauchte. Ich hatte sie zwar eben angesehen, doch war das alles nicht so wirklich bewusst. Doch mein Schreck zeigte sich nur durch ein leichtes Zucken in den Muskeln, ehe sich die wohlige Wärme einen Weg durch meine Adern bannte. Es war als würden sofort die Gedanken blockiert und kurz danach musste ich aufpassen mich nicht zu verhaspeln mit meinen Worten. Ich hatte die ihren gelauscht und sah sie sanft an. In meinem Gesicht zeigten sich die ersten Falten und es zeigte, was es war. Sorgenfalten. Ich wusste nicht mal genau was ich zu ihr sagen sollte. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte. Doch wollte ich ihr erklären wo mich meine Gedanken hingeführt hatten.
Ich richtete mich auf ging ein paar kleine Schritte auf sie zu. Was sollte ich ihr sagen? Sie wusste ich würde Chu suchen, wegen dem Versprechen, doch wusste sie was es für mich bedeutete? Wohl weniger. Ich wollte dennoch, dass sie es versteht.
Nun schmiegte ich meinen Kopf an ihre Wange und atmete einmal tief durch, ehe ich ihn wieder weg zog. Ich sah ihr tief in die Augen und versuchte die Worte zu finden.

"Skadi? Hast du mich schon mal unvorsichtig erlebt?"

Nicht die richtigen Worte aber ich Schmunzelte kurz ehe ich meinen Kopf erhob und in den Wald sah. Meine Miene wurde ernster.

" Weißt du, ich würde gern mit Chu wieder kommen. Sie ist eine tolle kleine Wölfin. So mutig und doch vorsichtig. Sie birgt Geheimnisse und doch ist ihr Wesen das eines unschuldigen. Sie ist noch so jung. Doch weiß ich nicht wie sie entscheiden wird. Sie wird ihren Weg gehen, doch lieber möchte ich das sie ihn mit uns geht, bevor sie noch auf andere Wölfe trifft. Sie muss noch so viel lernen. "

Dann sah ich wieder zu Skadi.

"Doch..dein Verhältnis zu Welpen ist nicht das Beste, obwohl du eine tolle Wölfin bist. Ein Vorbild für junge Wölfe, verstehst du? Ich habe Angst du könntest sie nicht mögen und würdest dich sogar distanzieren von mir. Ich möchte dich nicht verlieren, Skadi."

Moment mal! Waren das wirklich meine Gedanken? Hatte ich grade dummes Zeug gelabert oder gesagt was ich gedacht habe? Ich fühlte mich in diesem Moment dennoch erleichtert.

" Ich verspreche dir, ich werde immer wieder zurück kommen."

Ein verzweifeltes Lächeln huschte über meine Lefzen. Was würde sie antworten?
Mein Herz pochte

[öffnet sich ein wenig Skadi gegenüber]


- Skadi - 23.12.2013

Ich starrte ihn an und wartete auf eine Antwort. Doch zuvor kam er mir näher und schmiegte sein Gesicht an das Mein. Er ging nur so weit zurück, dass wir uns ansehen konnten und es waren Blicke die tief in die Augen gingen. Doch seine Antwort fand ich nicht so lustig wie er. Anstatt meine Lefzen zu einem Lächeln zu bewegen zog ich sie kurz an und zeigte ihm meine Zähne. Lustig war das definitiv nicht. Doch ob er meine Reaktion bemerkte wusste ich nicht. Er sah kurz darauf in den Wald und seine Mimik wurde ernster. Er erzählte von der kleinen Wölfin. Wie sie war, was sie lernen konnte. Dass er sich wünschte sie würde mit kommen. Ich sah ihn nur weiter an. Eine Antwort war das nicht auf meine gestellte Frage. Es war Rederei um das rohe Fleisch. Doch dann sah er wieder zu mir und seine nächsten Worte waren ganz anders. Ganz anders als ich es gewohnt war und schon gar nichts von dem was ich erwartet hatte.
Mit leicht zusammen gekniffenen Augen starrte ich ihn an. Hin und her gerissen von der Enttäuschung das er so über mich dachte - als würde ich ihn meiden wegen eines Welpen - und der liebevollen Botschaft die hinter seiner ausgesprochenen Angst stand. Noch vor wenigen Atemzügen hatte ich mich so ausgeliefert und klein gefühlt, da ich einen emotionalen Wunsch ausgesprochen hatte - das Gefühl verschwand in diesem Moment. Und dann öffneten sich meine Augen und ein Glanz trat in diese - nur kurz, doch lang genug das er ihn hätte sehen müssen.
Mein Herz begann in meiner Brust zu pochen, es hämmerte gegen meine Rippen, schoss das Blut so kräftig durch meine Adern das ich das Rauschen in meinen Ohren hören konnte. Seinen letzten Satz vernahm ich nur hinter dieser Geräuschkulisse von Pochen und Rauschen, doch auch die hörte ich.
Ein ganz leises Winseln entwich mir und ich schleckte mir kurz über meine eigene Nase, ehe ich diese in sein Fell schob. Doch überrannt von diesem Gefühl und diesen Empfindungen bekam ich kaum ein Wort über die Lippen - und das Ungewohnte an dieser ganzen Situation versetzte mich in eine Art der Angst aus der ich einfach nur flüchten wollte.

"Ich nehme dich beim Wort."

Sagte ich Tonlos und ehe ich noch mehr sagen oder tun konnte kehrte ich ihm den Rücken zu und suchte mir schnellen Schrittes den Weg zurück zu meinem kleinen verlassenen Baum und dessen Wurzeln. Ehe ich mich dort nieder ließ sah ich jedoch noch zurück zu ihm - ein flüchtiger Blick über meine Schulter.


- Tamias - 26.12.2013

Es war ein inniger Moment und nicht nur mir schien das alles ungewohnt zu sein. Ich hatte gedacht es wäre ein guter Zeitpunkt zu reden. Wir hatten schon lange nicht mehr miteinander geredet. Doch meine Worte machten irgendwas mit ihr und es schien ihr nicht zu gefallen. Hatte sie ein glänzen in den Augen? War sie traurig? Was hatte ich denn gesagt? Ohje. Ich hatte ihr unrecht getan. Doch war das doch einfach nur meine Angst. Sie hatte mir doch ihre Geschichte erzählt und da wäre es doch nur verständlich gewesen, wenn sie mich meiden würde, wenn Chu bei mir wäre.
Oh Amaroq verdammt, wieso lag mir denn soviel an Chu? Sie war mir doch völlig fremd und womöglich hatte ich ihr noch Angst gemacht beim letzten Treffen.
Kurz nachdem Skadi mir ihre Schnauze ins Fell gedrückt hatte verschwand sie. Einfach so. Sie würde mich beim Wort nehmen. Was dachte sie eigentlich? Das ich mich in Gefahr stürze und sie alleine lasse?
Hätte ich sie nicht, hätte ich doch wohl keinen Grund heil wieder zu kommen. Mir lag nicht besonders viel an meinem Leben, doch an Skadis und sie verletzen wollte ich auf keinen Fall.
Ich sah ihr besorgt aber ernst hinterher.
In jeder anderen Situation hätte ich sie gehen lassen und ihr die Ruhe gegönnt. Doch ich tat, was ich nie zuvor tat. Ich lief ihr hinterher. Sie hatte mir nur einen flüchtigen Blick zugeworfen, der alles hätte heißen können.
Ich wusste nicht, was ich zu ihr sagen sollte. Also sagte ich nichts. Ich sah sie nicht mal an, sondern setzte mich ein Stück weit neben sie. Ich wollte sie nicht bedrängen, doch ihr zeigen, dass ich mich nicht von ihr verscheuchen oder abschrecken lasse und immer da bin. Zickige Fähen waren ja nun nicht selten und womöglich jeder anderen hätte ich den Rücken gekehrt und sie gelassen. Doch ich hatte das Gefühl, hier würde es um mehr gehen.
Um mich nicht höher zu stellen als ich war, ließ ich mich auf meine Vorderpfoten nieder und bettete meinen Kopf darauf. Die Pose ließ womöglich den Eindruck erwecken ich wäre eingeschnappt, doch sollte sie Skadi nichts anderes zeigen als das ich da war. Egal was sie tun würde, ich würde hier einfach stumpf liegen. Wenn sie schlafen möchte, soll sie, wenn sie reden möchte, war mir das nur recht.

[irritiert, läuft Skadi hinterher]


- Die Kinder - 03.01.2014

Plötzlich fühlte das Mädchen etwas Weiches zwischen ihren Beinen – etwas, das sie ins Straucheln geriet und fast dafür sorgte, dass sie hinfiel. Aber Anyana war eine Balancekünstlerin und so fing sich die Kleine und hielt sich auf den Beinen. Als sie mit dem Augen nach dem Grund für die kurze Unsicherheit suchte, erkannte sie Fara. Der Blick des Mädchens wurde weich. Eigentlich hatte sie ein wenig gehofft, dass die kleine Wölfin vielleicht doch fortgegangen war. So aber nagte das schlechte Gewissen – immerhin hielt sie Fara von einer richtigen Wolfsfamilie fern – weiter an dem Menschenkind. Ein Geräusch riss Anyana aus den trüben Gedanken. Eines der anderen Kinder war aufgewacht. Müde brummte es einige Flüche und sah die beiden Freundinnen mit einem kurzen, schläfrigen aber äußerst ungehaltenen Blick an. Die Haare hingen dem anderen Mädchen wirr ins Gesicht, der Zopf hing zerzaust über die Schulter der Halbschlafenden und bevor sie sich überlegen konnte aufzustehen und Anyana und Fara aus dem Zelt zu jagen, waren die beiden schon aus dem Zelt geschlüpft.

Vor dem Eingang stand das Mädchen nun, unschlüssig, wohin es gehen sollte. Ins Zentrum der Zeltstadt, um zu hören, was gesprochen wurde und um ein karges Frühstück zu bekommen? Oder in den Wald, wo sie womöglich noch einmal auf die anderen Wölfe treffen würden? Unsicher stand sie da, rieb sich abwechselnd erst den einen, dann den anderen Fuß an den dünnen Waden, weil ihr doch langsam kalt wurde. Dann blickte sie zu Fara hinab.

„Was meinst du, wo sollen wir hingehen? Noch einmal zum Wald? Oder... möchtest du lieber im Lager bleiben?“

Das Mädchen blinzelte zu der kleinen Wölfin hinab und war sich an diesem Tag sicher, dass das Tier sie nicht verstand. Also ergriff Anyana selbst die Initiative. Ein unschönes Gefühl. Sonst hatten sie ihre Entscheidungen zusammen gefällt. Gemeinsam, als Freunde. Doch seit gestern war alles anders.

„Komm, wir gehen zum Feuer.“

entschied das Menschenkind widerstrebend. Dort würde es vielleicht nicht so frisch sein und allzu viel Gesellschaft würden sie vielleicht auch nicht haben. Auf die konnte Anyana heute gut und gern verzichten.


- Kimya - 03.01.2014

Als die anderen wieder gekommen und von dem erzählt hatten, was sie gesehen und erlebt hatten, war ich noch neidischer auf meinen Bruder gewesen und hatte mich ein wenig ausgeschlossener gefühlt, als vorher. Ich hätte das alles auch gerne gesehen und jetzt war mir Avis um eine besondere Erfahrung voraus. Ich war nicht unbedingt sauer auf meinen Bruder, denn er konnte nichts dafür, ich ärgerte mich nur ein wenig über mich selbst, dass ich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war. Als die anderen von ihrem Erlebten erzählten, hatte ich in der ersten Reihe gesessen und aufmerksam zugehört.

Nun lag ich hier, hatte die Augen geschlossen und ließ mir das alles durch den Kopf gehen. Ich war neugierig auf das, was wir heute sehen würden, immerhin kam ich diesen Menschenwelpen heute näher als gestern. Sehr viel näher sogar. Während ich mir ausmalte, wie das wohl sein konnte, hörte ich um mich herum Geräusche, Flüstern, sprechende Familienmitglieder, die langsam wach wurden und sich aufsuchten. Ich hörte auch ein Tapsen, ein Rascheln und dann die Stimme meines Bruders. Ich öffnete die Augen und suchte seinen Blick. Er war Feuer und Flamme, ganz aufgeregt und hibbelig. Ich ja auch, aber er zeigte es immer so viel mehr als ich. Bei mir war das mehr so eine innere Sache.

“Ich bin schon wach, ich hatte nur die Augen zu.“

,versuchte ich meinem Bruder zu erklären, richtete mich auf und streckte mich ausgiebig, wobei ich meine Zunge zu einem weiten Gähnen aus dem Maul streckte und die Augen zusammenkniff.

“Ich mag sie auch mal sehen. Vielleicht kommt sie ja sogar mit uns mit? Sie gehört doch nicht zu so Menschenwelpen. Sie ist doch ein Wolf.“

, fing ich an meine Gedanken laut auszusprechen. Neugier war ja gut und schön, aber man musste doch dort leben, wo man hingehörte. Und das war bei seiner Familie und Artgenossen.

[Lagerplatz, vor Avis am quatschen]


- Tryss - 03.01.2014

Ob ich mir deswegen Gedanken machte? Ich schnaubte leise, spielerisch empört. Was war das denn bitte für eine Frage? Natürlich tat ich das! Das war ja wohl mehr als klar. Immerhin war die Begegnung mit diesen Menschenkindern das Spannendste gewesen, was wir seit langem erlebt hatten. Jedenfalls seit wir von den Hunden verfolgt worden waren, aber das verbuchte ich nicht unter spannend, sondern unter den Momenten, die man lieber nicht erlebt haben wollte.

„Negativ? Hm, ja das kann schon sein. Sie wirkten aber ein wenig erleichtert, wenn ich mich recht entsinne. Die drei am Feuer hatten ziemliche Angst, so kam es mir jedenfalls vor. Skadi hat das ja auch gesagt. Aber sie werden darüber reden, ganz sicher. Vielleicht können wir uns kurz davonschleichen und einfach nachsehen. Immerhin gehen wir voraus, da haben wir sicher Zeit. Obwohl das ganz schön Ärger geben könnte.“

Ich grinste fröhlich, denn was war schon ein wenig Ärger gegen die Aussicht die Kinder näher kennenlernen zu können?

„Tami und Avis?“

Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich wandte mich um und erspähte Tamias, der gerade dabei war mit Skadi zu sprechen. Ich hatte gar nichts gehört, nicht einmal mit Avis hatte ich gesprochen und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr kam es mir wie ein großes Versäumnis vor.

„Ich habe keine Ahnung, ehrlich gesagt. Wahrscheinlich etwas wahnsinnig spannendes und sie haben uns nichts davon erzählt. Obwohl, war vorhin nicht die Rede von einem weiteren Wolf? Oder habe ich im Traum fantasiert?“

Angestrengt dachte ich nach, die Stirn in Falten gelegt und versuchte mich an die Diskussion über die weitere Vorgehensweise zu erinnern. Doch mein Kopf war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Situation mit Deka aufzuarbeiten. Es musste mir entgangen sein. Gerade wollte ich vorschlagen, Avis danach zu fragen, als Deka auf meine... nun ja, Entschuldigung konnte man es kaum nennen – einging. Als sie ihre Wange an meine schmiegte, fiel mir ein dicker Stein vom Herzen. Mein Blut begann wieder angenehm warm durch meine Adern zu fließen und ich atmete erleichtert aus. Es erstaunte mich, welche Wirkung die Worte Dekas und ihre Berührung hatten. Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr diese kritische Situation an mir genagt hatte. Umso glücklicher war ich, dass sie keinen Streit wollte. Ich erwiderte ihre Liebkosung, löste mich nach einigen Sekunden aber wieder. Verspielt ging ich mit dem Oberkörper vor ihr nach unten und ließ die Rute fröhlich erhoben pendeln – ganz so wie sie es am Feuer gemacht hatte. Der Tatendrang hatte mich wieder.

„Absolut nicht! Wir haben ja auch besseres zu tun, zum Beispiel endlich losgehen! Komm, lass uns die alten Wölfe ein bisschen aufscheuchen. Sonst kommen wir nie los. Sieh nur, Skadi und Tami legen sich schon wieder auf die faule Haut. So wird das doch nichts.“

Ich richtete mich wieder auf, umtänzelte Deka einmal und stupste ihr die Nase gegen das Ohr, als ich direkt an ihrer Seite wieder zum Stehen kam. So fühlte sich die Welt schon viel besser an.

[Bei Deka]


- Avis - 05.01.2014

Ich rutschte ein Stück zur Seite um meinem Bruder ein wenig Platz zu verschaffen. Wirklich zur Ruhe war ich ja sowieso nie gekommen. Wie könnte ich auch? Bei allem was derzeit passierte. Kurz wanderte mein Blick über die Fläche, wo wir uns verteilt hatten. Vor meinen Augen flackerte kurz das Bild meiner Mutter auf. Ich hatte vor lauter Aufregung in den letzten Tagen kaum an sie gedacht und bekam innerlich ein schlechtes Gewissen. Wie sie wohl reagiert hätte auf all das. Dann kam mir Chu in den Sinn. Vielleicht wurde sie auch von ihrer Mutter verlassen, hatte aber nicht wie ich Kimya, sondern war allein. Allein. Wenn ich es aus dieser Perspektive betrachtete, konnte ich die Entscheidung von ihr vielleicht sogar verstehen. Es war immerhin auch mein Alptraum irgendwann alleine zu sein. Vorsichtig atmete ich ein. Der vertraute Geruch von Kimya füllte meine Sinne und gleich fühlte ich mich Zuhaus, auch wenn ich das vielleicht nicht war. Nein das stimmte nicht, ich war es so lange Kimya an meiner Seite war, denn er war mein Zuhause. Auch wenn niemand dies wusste und ich vielleicht stark wirkte, so machte nur mein Bruder mich wirklich vollständig. Ich starrte kurz in Leere, bis mich Kimyas Worte erreichten, sofort war ich wieder ernst und schaute ihn aufmerksam an. Ja. Es stimmte. Ein Wolf gehörte doch zu seinesgleichen und nicht so. Chu würde sich dort nie richtig entwickeln und wer wusste schon was aus den Menschenwelpen einmal werden würde.

„Offenbar scheinen diese Menschenwelpen noch nicht gefährlich zu sein, aber wer weiß schon was aus der Wölfin wird, wenn die erstmal erwachsen sind.“

Ja genau. Eines Tages werde auch ich gefährlich sein und keiner kann mehr auf mir rumtrampeln. Ich betrachtete Kimya kurz. Er war so schweigsam, manchmal fragte ich mich ehrlich was in seinem Kopf vor sich ging. Aber so war es nun mal. Er der Ruhige und ich? Ich Moment wusste ich selbst nicht so recht wo ich stehen wolle, oder sollte. Ich wartete einfach ab was passieren würde. Mitten in diesen Gedanken kam plötzlich Bewegung bei Deka und Tryss auf. Endlich! Ich saß mir hier schließlich auch schon die Hinterläufe platt.

„Schau Kimya, es scheint langsam los zu gehen, bin echt gespannt was passieren wird!“

Suchend schaute ich mich nach Runa und Alva um, wir sollten schließlich mit ihnen gehen, aber die hatte es offenbar noch nicht so eilig. Innerlich seufzend überlegte ich ob ich einfach zu Deja gehen sollte, schaute meinen Bruder jedoch zunächst fragend an.

[steht vor Kimya, will endlich los]


- Skadi - 05.01.2014

Gerade hatte ich mich auf meine Hinterläufe nieder gelassen, als ich in den Augenwinkeln sah, dass Tamias mir folgte. Ein kurzes Knurren entfuhr mir. Ich wusste nicht warum. Es war in diesem Moment zu viel für mich gewesen. Ein emotionales Chaos, mit schnellen Herzrhythmus und 'sich selbst nicht verstehen' hatte mich ergriffen und zur Flucht getrieben. Ich flüchtete vor dem was ich nicht verstand. Was ich verdrängt hatte. Was mir einst so einen starken Schmerz zugeführt hatte das ich es nie wieder fühlen wollte. So schön dieses Gefühl sein kann - lieber wollte ich es nie wieder spüren anstatt noch ein Mal so verletzt zu werden.
Meine Lefzen zuckten noch kurz als Tamias sich neben mir nieder ließ und sich gleich hinlegte und seinen Kopf auf seinen Pfoten bettete. Lange sah ich ihn an. Wie er so da lag und in die andere Richtung starrte. Mein Herz schlug schnell, wieder langsamer. Mein Atem ging unregelmäßig. Meine Muskeln zuckten in den Läufen, forderten eine erneute Flucht. Und doch hatten mich dieser Muskeltonus nur zum hinstellen gebracht. Direkt nachdem Tamias sich hingelegt hatte war ich aufgestanden und starrte ihn seitdem an. Er schien seine Worte ernst zu meinen. Es würde wieder kommen. Er tat es in diesem Moment, in dem ich ihn habe so stehen lassen.
Erneut kam ein kurzes und leises Knurren aus meiner Kehle, doch dieses galt mir selbst und nicht Tamias. Dann ging ich etwas näher an den Rüden heran und stupste ihn meine Nase unsanft in den Nacken. Ehe ich sie wieder aus seinem Fell gänzlich heraus zog lockerte ich das Stupsen nur.

"Solltest du unvorsichtig sein hole ich dich da raus um dir dann zu zeigen wie Gefährlich ich sein kann."

Sehr ungeschickt ausgedrückt, doch es war das was ich dachte. Zugeben wollte ich es eigentlich nicht. Zu groß war die Angst vor der Verletzung und dem 'schwach sein'. Deshalb waren die Worte nur ein sehr leises Flüstern gewesen. Ein leises Grollen in sein Fell. So liebevoll die Geste dahinter war, es war in meinem Ton nicht zu erkennen. Und auch meine Körperhaltung war nach wie vor angespannt, als ich meine Nase wieder gänzlich aus seinem Fell zog und zu ihm herunter sah.

[Bei Tamias | im 'Gefühlschaos']



- Rúna - 06.01.2014

Irgendwann waren sie schließlich wieder gekommen, nicht mehr allein und in kleinen Gruppen, sondern als eine Gemeinschaft kehrten sie zurück, um von dem zu berichten, was sie gesehen und erlebt hatten. Schweigend und aufmerksam lauschte ich, wie auch wohl Kimya und Alvarez ihren Worten.

Was sie erzählten bescherte meiner Neugier neue Nahrung, ließ aus dem steten Glühen ein kleines Feuer werden, dessen Flammen in meinen Gedanken hell zu brennen begann. Als das Berichten endeten erhob ich mich, streckte mich und warf einen letzten Blick gen des großen grauen Rüdens. Ich schlich nicht davon, oder beeilte mich, um unbemerkt zu bleiben, nein ich ging lediglich ohne ein genaues Wort in den angrenzenden Wald.

Ich musste mich bewegen, brauchte etwas Abstand zu dem, was in mir zu nagen begonnen hatte und hoffte zudem auf eine kleinen Jagderfolg. Pfote um Pfote setzte ich in der anbrechenden Nacht vor einander und lief mit meinen Gedanken um die Wette.

Auf der eine Seite liefen Alvarez Worte, meine eigenen Empfindungen gegenüber den Welpen und dem was ein Rudel nun einmal war, auf der anderen die gewohnte Freiheit nur nach den eigenen Entscheidungen zu handeln und vor mir jagte der Wunsch nach Antworten, nach Neuem ungestüm dahin. Nur hinter mir, hinter mir lief ein wenig langsamer die ruhige Stimme meiner Tante. All dies ergab einen Gesang in meinem Kopf dessen Botschaft ich nicht entziffern konnte. Verwirrt, gereizt und unzufrieden lief ich zwischen den Bäumen dahin, ohne Ziel und ohne einen einzigen klaren Gedanken. Erst nach einer ganzen Weile wurden die Schritte langsamer, drangen die übrigen Geräusche der Nacht und des Waldes wieder an mein Gehör und überlagerten den wirren Gesang in meinem Kopf. Ein kurzes Rascheln erklang, nicht mehr, aber es entging mir nicht und als ich wusste worauf ich zu achten hatten, da hörte ich das aufgeregte Schlagen des kleinen Hasenherzens. Wenige Augenblicke später soff ich das dunkle Blut, ließ mir das wenige Fleisch zwischen den brechenden Knochen und die noch winzigeren Leckerbissen dazwischen schmecken. Die Natürlichkeit dieser Handlung, das Allgegenwärtige sorgte dafür, dass ich endlich zur Ruhe kam.

Mir wurde bewusst, dass es ein gute Gefühl war, zu wissen, dass dort, in der Dunkelheit hinter den Bäumen, die anderen warteten, dass sie da waren und ich zurück kehren konnte, zu ihnen, zu der Gemeinschaft. Ebenso wusste ich nun, dass ich eine Entscheidung gefällt hatte, der ich nach kommen würde, ja nachkommen musste, um das Feuer das meine Neugier in meine Gedanken brannte zu beruhigen, bevor es mich auffressen würde.

Weit nach Mitternacht fanden meine Pfoten den Weg zurück zur Gemeinschaft und leise schlich ich mich zurück in ihre Mitte, denn fast überall vernahm ich den leisen Atem wohlverdienter Ruhe, die ich nicht stören wollte. Irgendwo, zwischen den Welpen und Alvarez, fand ich eine Stelle, die mir für die Nacht genügte und ich rollte mich zusammen.

Der Morgen nahte und mit den anderen erwachten auch meine Lebensgeister wieder. Ich erhob mich, ließ den Blick über den Platz schweifen. Skadi zog gerade zu Tamias, zwischen Dekaja und Tryss wurden ebenfalls einige Worte gewechselt und auch Avis und Kimya sprachen mit einander. Alvarez lag für sich und kurz überlegte ich, mich zu ihm zu gesellen, mit ihm zu reden, aber würde er mich verstehen? Ich wusste es nicht, streunte aber schließlich dennoch zu ihm und blieb in geringer Entfernung bei ihm stehen. Nur wenige Worte richtete ich an den grauen Rüden, ehe ich mich erneut umwandte und langsam auf den Waldrand zu ging. Nach einigen Schritten blieb ich stehen, witterte und wartete… wartete darauf, dass Tamias, Tryss und Dekaja den Weg beginnen würden.

[am Waldrand, abwartend]