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Rokuta kommt - Nach Passus V - Druckversion

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Rokuta kommt - Nach Passus V - Tryss - 01.03.2013

Einstiegsplay für Rokuta
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Vier Wochen nach Passus V | 12. Juli 1202 | Frei für alle | Mittag | 26°C | Sonnig und klar | Südwind


Vier Wochen war es her, dass sie den Hunden entkommen waren. Die Erleichterung unter den Wölfen war groß gewesen, als die Heilungsversuche ihrer neuen Bekanntschaft angeschlagen hatten. Die Heilung brauchte ihre Zeit, doch bald hatten sich Dekaja und Alvarez erholt und die Reise in den Norden konnte weitergehen. Auch, dass Kaya und Velvet die Gruppe verließen, brachte die anderen Wölfe nicht von ihrem Weg ab. Zwar rasteten sie wegen der beiden gerade Genesenen und der Welpen öfter als beabsichtigt, doch gerade in der sommerlichen Mittagshitze waren längere Pausen unter schattigen Bäumen eine willkommene Abwechslung. Auch an diesem Mittag hatte die kleine Gemeinschaft sich zu einer kleinen Rast an einem Bach niedergelassen. Der Wald war nicht besonders dicht, aber weit genug von Dörfern entfernt, um den Wölfen Schutz vor den Menschen zu bieten.


(Bitte achtet darauf, dass diese Nebenszene aktiv gespielt werden sollte, damit Rokuta im nächsten Plot als Bekannte oder Teil des Rudels einsteigen kann. Daher sollte auch hier nach dem Einstieg regelmässig geschrieben werden. Ich habe jetzt auf eine Karte verzichtet, da es ja "nur" ein Einstiegsplay ist. Wenn wir dennoch eine brauchen, sagt Bescheid.)


- Skadi - 01.03.2013

Eine Gefühle Ewigkeit war vergangen, bis wir endlich weiter reisten. Natürlich war mir bewusst, dass die Umstände diese lange Pause erzwungen hatten. Das Alvarez und Dekaja alles überstanden hatten freute mich auch. Sehr sogar. Es war schlimm gewesen, die beiden so leiden zu sehen. Ich selbst hätte auch keine weiten strecken geschafft. Und die, die sich bewegen konnten, hatten die Last zu tragen für uns zu jagen. An weiterreisen war nicht zu denken.
 Doch um so länger die Rast dauerte, um so ungeduldiger war ich geworden. Eine Gruppe ohne Revier und ohne Rudelstrucktur. Wir waren zum Reisen bestimmt, nicht zum Rasten. Es ging also endlich weiter. Seit einigen Tagen kamen wir wieder voran. Doch bevor es soweit war, hatten sich Kaya und Velvet verabschiedet. Sie sagten, dass sie sich zu zweit ein Rudel suchen oder aufbauen wollten, doch konnte ich das nicht glauben. In mir kam der Verdacht auf, dass er das Warten leid war und so wie ich auch endlich weiter Richtung Norden wollte. Nur das ich diese Wölfe hier nicht im Stich gelassen habe. Ich war mir nicht ein Mal sicher, ob Dekaja und Alvarez nun alleine Überleben konnten, oder sogar ob ein derber Rückschlag sie wieder zu Boden ringen würde. Tryss und selbst die Welpen würde ich auch nicht einfach stehen lassen. Dann war da noch Runa. Zwar hatten wir uns bisher nicht wirklich unterhalten - aber ihr gehörte mein tiefer Dank. Sie war die letzte Hoffnung, die zum rechten Augenblick aufgetaucht war. Sie alleine ist der Grund, warum Alvarez noch lebt. Und wer weiß, vielleicht könnte Dekaja ohne sie noch immer nicht laufen. Auch meinem Leiden hatte sie ein schnelleresnde gesetzt
. Tamias darf ich auch nicht vergessen. Zwischen uns stand eine eigenartige Verbindung. Ich wage nicht, diese weiter zu verfolgen oder lange in Gedanken an ihn zu hängen. Angst, dass er mich verletzen könnte ist in mir aufgekommen, aber auch die Frage, ob ich mich selbst verletze, wenn ich mich von ihm distanzieren würde. Ich genoss seine Nähe, verfluchte sie zugleich aber. 

Ein warmer Luftzug strich durch mein Fell. Wir hatten beschlossen zu rasten. Die sonne stand hoch am Himmel und keine Wolke schütze vor ihren warmen strahlen. Das weiter kommen ging langsam voran - aber es ging voran.Kurz beobachtete ich, wie sich all die Wölfe verteilten, dann ging ich zum Bach um meine Kehle zu befeuchten. Langsam entfernte ich mich von der Gruppe. Mit meiner Nase hing ich tief in den Gräsern und suchte nach Fährten von Futter, Artgenossen oder andere Jäger der Wälder. Ich merkte nicht, dass ich so einen guten Abstand zu den anderen entwickelte. Ich achtete aber auch nicht darauf, ob mir jemand folgte.


 [Etwas Abseits der anderen]


- Rokuta - 02.03.2013

Die Mittagssonne, die an diesem klaren Sommertag vom Himmel schien, brannte nun schon seit einer Ewigkeit auf meinem Pelz und ließ mich angestrengt hecheln. Ich mochte solche Wärme nicht, denn mein dichtes Fell ließ die angestaute Wärme nur spärlich entweichen. Mit wegen der Hitze mürrisch gesenktem Kopf trottete ich durch einen lichten Wald, der kaum kühlenden Schatten bot. Farne strichen mir sanft über die Schnauze und ab und zu weckte ein Eichelhäher meine Aufmerksamkeit. Beute. Ja, ich, Rokuta, mittlerweile ausgewachsene Wölfin, musste mich tatsächlich mit Singvögeln und Feldhamstern als Beute zufrieden geben. Mit etwas Glück gelangte auch mal ein Hase oder ein junges Reh zwischen meine Fänge. Doch mehr war nicht möglich. Das war nunmal das Los, das einem Wolf ohne Rudel beschert war.

Ha! Von wegen 'ohne Rudel'! Ich hatte ein Rudel, bevor diese zweibeinigen Dämonen es mir genommen haben. Oh, wie ich sie hasse!

Bei den Gedanken an meine Todfeinde hoben sich unwillkürlich meine Lefzen und ein dumpfes Knurren entwich meiner Kehle. Menschen waren das Übel der Welt und wer immer darüber zu befinden hatte, mochte sie vom Antlitz der Erde tilgen. Ich beschleunigte meine Schritte, wie immer, wenn der Hass in mir drohte, mir den Verstand zu rauben. Farne und Schachtelhalm flogen an mir vorbei, peitschten mir um die Pfoten. Das Laufen war meine Leidenschaft, mein Trost, meine Beruhigung. Es war das, was für Welpen die raue Zunge der Mutter ist, die alle Ängste und Schrecken einfach wegstreicht. Beim Laufen, wenn der Gegenwind mir ins Gesicht schlug und die Sinne betäubte, empfand ich etwas wie… Glück. Eine Empfindung, die mir nur äußerst selten vergönnt war. Meine schlanken Läufe trugen mich rasch durch den Wald und ehe ich mich versah, kam ein Bach in Sicht. An diesem hatte ich weiter stromaufwärts schon öfter Rast gemacht und ihn mir als Zentrum für ein imaginäres Revier auserwählt. Natürlich hatte ich als Einzelgänger nicht wirklich ein eigenes Revier. Es war eben die Gegend, in der ich auf Jagd ging. Wieder wallte der Hass auf die Menschen auf und ich schüttelte unwirsch den Kopf, um ihn zu vertreiben. Im Moment brauchte ich meinen Verstand und all meine Selbstbeherrschung – deren Ausmaß sich in überschaubaren Grenzen hielt.

Mein Blick haftete an der Silhouette fest, die sich nahe des Baches erhob. Ein Wolf – eine Wölfin, wenn mich Nase und Augen nicht trogen – stand dort am anderen Ufer und schickte sich an, seinen Durst zu stillen. Ich schob mich möglichst unauffällig hinter einen Busch und beobachtete die Fremde. Sie war um einiges kleiner als ich, jedoch kräftiger gebaut. Ihr Fell vereinte alle Farben, die für unsere Art typisch sind. Die Witterung weiterer Wölfe stieg mir in die Nase. Ein Rudel also, verdammt! Mit einer einzelnen Fähe hätte ich es aufnehmen können, aber ein ganzes Rudel war mir überlegen. Sie würden das Revier beanspruchen und mich vertreiben. Mir wurde bewusst, dass das Versteckspiel, was ich Betrieb, reichlich sinnlos war. Wenn ich sie wittern konnte, konnten sie mich auch wittern. Ich schnaubte.

Ach, was soll's? Angriff ist die beste Verteidigung.

Ich straffte die Gestalt, machte ich so groß wie möglich und trat aus meinem Versteck.

"He, Du!", rief ich der Fremden zu. "Ich hoffe, das Wasser schmeckt Dir genauso gut wie mir immer."

Betont lässig trottete ich zu meiner Seite des Ufers und senkte den Fang, um zu trinken.

[am Ufer des Baches | Skadi, etwas entfernt die anderen]


- Tamias - 02.03.2013

Endlich ging es weiter. Doch nur ein Stückchen. Dekaja und Alvarez ging es besser, sodass wir uns fortbewegen konnten aber noch zwischendurch rasten mussten. Auch wegen den Welpen. Aber wir kamen vorran. Ich hatte mich nahe eines Baches auf einer erhöhten Wurzel gelegt, den Kopf auf den Vorderpfoten gebettet. Von hier aus konnte ich einiges beobachten, was mir half mich zu entspannen.
Der Überblick war das entscheidende. Nicht das ich hier irgendeinen Posten einnehmen wollte, doch mein Beschützerinstinkt wurde von Tag zu Tag schärfer der Gemeinschaft gegenüber. Ich wollte nicht schuld sein, wenn hier irgendwem irgendetwas passierte.
Meine Ohren zuckten leicht, als Skadi sich erhob und zum Bach lief um etwas zu trinken. Ich hatte die Fähe mehr als nur in mein Herz geschlossen. Ohne sie fühlte ich mich beinahe ein stückweit leer.
Mein Kopf blieb auf den Pfoten, doch meine Nase fing an zu bibbern. Ein Fremdling? Irgendetwas roch ich doch da. Nun erhob ich dann doch meinen Kopf und sah automatisch zu Skadi rüber. Eine Fremde. Sowas aber auch. Es waren zwei gegangen, mussten wir uns dann noch mal erweitern? Der Verlust von Kaya und Velvet war schwer aber verständlich.
Als die Fähe meine Fähe auch noch so anraunte stellte sich mein Nackenfell hoch und nur schwer und nicht vollständig konnte ich ein leichtes und tiefes Knurren unterdrücken. Dennoch blieb ich relativ ruhig und beobachtete erstmal die Situation. Von hier aus konnte ich schnell genug bei ihr sein, würde sie meine Unterstützung gebrauchen.

[auf einer wurzel erhöht nähe bach / gefällt die situation nicht]


- Skadi - 03.03.2013

Das kühle Wasser tat meiner Kehle gut. Ich war drauf und dran meine Pfoten in das Wasser zu stecken - oder vielleicht doch ein kleines Bad zu nehmen? Abkühlung rund um. Doch diesem Gedankengang konnte ich nicht weiter folgen. Ein fremder Wolf - eine Fähe - trat aus dem Gebüsch hervor. Der Bach war nicht breit, nur ein kleiner Sprung und dort stand sie auch gleich. Sie war groß - groß aber schmächtig. Die Körpersprache deutete an, dass sie einer freundlichen Unterhaltung nicht gesinnt war - oder bildete ich es mir nur ein? Sie wirkte düsterer Stimmung.
Automatisch stellte sich mein Nackenfell auf. Ich legte die Ohren an und ließ meine Zähne aufblitzen. Die Pfoten standfest auf dem Boden und die Muskeln bis kurz vorm zerreißen angespannt. Solche Überraschungen hasste ich. Wieso hatte ich sie nicht gewittert? War ich so unaufmerksam gewesen? Ihre Begrüßung machte es nicht gerade leichter für mich, ihr freundlich entgegen zu treten. "Ich hoffe, das Wasser schmeckt Dir genauso gut wie mir immer."
Als würde sie das Wasser als ihres beanspruchen. Meine Ohren zuckten kurz nach hinten, als erwarte ich die Gruppe mit der ich reiste, die zur Stärkung gleich hinter mir auftauchen würde. Obwohl ich keine Sorgen haben musste, im Kampf war ich gut. Ich war schnell und hatte einen starken Kiefer.
Es war nun eine gefühlte Ewigkeit, die ich schweigend und bedrohlich vor ihr stand, während sie sich gelassen gab und trank. Was befürchtete ich eigentlich? Wie schon gesagt, war ich keine Fähe die nicht kämpfen konnte und ich hatte Wölfe, die hinter mir standen. Warum also so unfreundlich? Zumal ich mir eigentlich eingeredet hatte, Fremden gegenüber freundlicher zu sein. Die jüngste Begegnung einer Fremden hatte mich dazu bewegt. Hätte Runa - eine Wildfremde Wölfin - keine Chance bekommen, dann hätte Alvarez und Dekaja ein anderes Schicksal ereilt.

Ich leckte über meine Lefzen, stellte die Ohren neugierig auf. Das Nackenfell konnte ich nicht so schnell kontrollieren, so stand dieses noch abwehrend empor.

"Es ist köstlich an diesem warmen Tag!"

Antwortete ich nur, genau so lässig, wie sie aufgetaucht war. Doch trank ich nicht weiter. Ich sah sie an, musterte ihren Körper. Kurz überlegte ich die Fähe mit Worten wie 'Wir sind nur auf Reise, morgen schon hast du das Wasser wieder für dich ganz allein' zu besänftigen, doch ich ließ es sein. Ihr plötzliches Auftauchen musste einen Grund haben. Wenn es sich heraus kristallisierte, dass dies ihr Revier war, würde ich es noch ein Mal in Erwägung ziehen ihr dies zu sagen. Doch ein einzelner Wolf mit Revier? Weder die Umgebung noch sie hatte Gerüche weiterer Wölfe. Keine Markierungen, das wäre mir oder einen der anderen aufgefallen.

Mein Nackenfell senkte sich wieder und auf meine Lefzen legte sich ein provokantes grinsen.
"Hast du etwa Angst, dass ich es dir weg trinken könnte?"

fragte ich dann und senkte mein Haupt um genau dies zu tun. Trinken. Meine kampfbereite Reaktion und die Anspannung in meinen Muskeln mit dieser Dreistigkeit überspielend.

[Am Bach bei Rokuta | Abseits der anderen | Von Tamias beobachtet]


- Tryss - 03.03.2013

Es ging voran. Endlich. Ich war glücklicher als jeder andere, dass Dekas Heilung – und natürlich auch die von Alvarez – voran ging. Aber musste es so langsam sein? Tag für Tag hatte die Ungeduld mich weiter in ihren Bann gezogen und am Ende schlug es mir sogar aufs Gemüt, dass es nicht weiterging. Ich war mürrisch und wortkarg, wie man mich selten erlebt hatte, wies Gespräche ab und sogar der Schwall an immer wiederkehrenden Fragen verebbte für einige Tage. Eine Wohltat für die Ohren der anderen, für mich war es ein Graus. Doch diese Stimmung legte sich schlagartig, als es grünes Licht für den Aufbruch gen Norden gab. Nun würden wir wieder vorankommen – das hob meine Laune. Nicht einmal Kayas und Velvets Abgang vermochte diese zu trüben, auch wenn ich meine eigene Meinung darüber hatte. Besonders Velvet, die ja bereits bevor wir auf die Heilerin getroffen waren, ihre in meinen Augen sehr ungemeinschaftliche Ader gezeigt hatte, vermisste ich nicht. Sie ließ die Gemeinschaft im Stich, so wie sie es schon zuvor hatte tun wollen. Und Kaya nahm sie mit. Ich war enttäuscht, denn trotz all unserer Zwistigkeiten hatten er, Tami und ich ja zu den ersten Mitgliedern dieser Gemeinschaft gehört. Die Worte der Wölfin hatten uns verbunden. Und nun ging er seinen eigenen Weg.

Weiter ging es für uns verbliebene Wölfe dennoch. Es war schwer einzuschätzen, wie sehr der Weggang die anderen traf. Die meisten ließen sich jedenfalls nichts anmerken. Was man nicht sagen konnte, wenn es um die Hitze ging. Der Sommer hatte Einzug gehalten, das war nicht mehr zu leugnen und es war angenehm, dass wir die heißen Mittagsstunden nutzten um zu rasten, so wie heute. Ich hatte ein kleines Schläfchen gehalten und war vor wenigen Minuten erst aufgewacht. Ich warf einen Blick auf die anderen, sah mich in der Umgebung um und entdeckte Tamias auf einer Anhöhe. Na ja, was hieß Anhöhe. Er lag auf eine dicken Wurzel, damit er alles im Blick hatte. Typisch Tami. Ich streckte meine Glieder, vertrieb mit einem langen Gähnen die letzte Müdigkeit und schlenderte dann zu dem Rüden herüber, der gerade als ich ankam ein mürrisches Knurren aus seinem Fang herausgrollen ließ.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, alter Griesgram? Ooooh, achso. Skadi, ich verstehe.“

Mein Blick war auf den Bach gefallen, an dem Skadi stand – und bei ihr ein anderen Wolf. Aber eine Wölfin, wenn der Geruch nicht täuschte. Ich grinste schelmisch und ließ mich neben Tami auf die Hinterpfoten sinken und betrachtete die Szene.

„Eigentlich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Skadi ist ja kein Welpe mehr, sie passt schon auf sich auf. Oder glaubst du, hier treibt sich ein Rudel herum? Die hätten wir doch wittern müssen? Und so richtig gefährlich sieht die Fremde ja nicht aus. Außerdem sind wir viel mehr.“

Ich plauderte daher und ließ Tami nicht zu Wort kommen. Typisch Tryss. So war wohl alles irgendwie wieder normal – und irgendwie doch nicht, wie ich mit einem erneuten Blick auf die Fremde feststellte.

[Bei Tamias]


- Tamias - 03.03.2013

Schön zu sehen, wie gelassen Skadi mit der Fremden umging, auch wenn ich ihre Anspannung bis hier hin spürte. Mir gefiel es nicht, wie die Fremde ihr gegenüber trat. Alles in mir schreite danach aufzuspringen und ihr die Divisen zu lesen, aber im Laufe der Reise hatte ich erkannt, dass ich Skadi vertrauen konnte.
Kurz zuckte ich leicht zusammen als Tryss kam. Der große Welpe gesellte sich zu mir und sprach ununterbrochen wie ein Wasserfall. Ich hatte es schon fast vermisst, nachdem er einige Tage fast schnauzentot war. Meinen Blick ließ ich nicht von Skadi und der Fremden.

"Mhm."

Stimmte ich ihm zu. Er hatte recht. Skadi würde schon nichts passieren. Erst recht nicht bei einer einzelnen Wölfin. Doch würde diese angreifen wäre ich doch lieber vor meiner Wölfin um sie zu schützen. Bisswunden nur, weil ich zu faul bin mich einzumischen oder es nicht für nötig halte oder es lieber anderen überlasse? Das war nicht nötig.

"Recht hast du, Tryss. Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Doch hab ich nunmal gern ein Auge auf alles um im Notfall eingreifen zu können. Würde es dir gefallen, wenn Dekaja von einem fremden Wolf angeraunt wird?"

Blöde Frage, niemanden würde es gefallen und so war mein Knurren ja wohl berechtigt. Das hier war meine Familie, mein Rudel und es war mir wichtig sie alle gut durch zu bekommen. Das schlechte Gewissen gegenüber Dekaja und Alvarez plagte mich noch immer. Irgendwie hätte es bestimmt besser laufen können ohne das jemand verletzt wird. Es ist meine Schuld, ich hätte besser aufpassen müssen, besser nachdenken müssen. Nicht auszumalen, was passieren würde, würde Skadi etwas zustoßen. Ich konnte die Sympathie zu der braunen Wölfin nicht ganz verstecken doch wollte ich nicht offenkundig legen wie sehr sie mir doch eigentlich bedeutet. Spielt hier auch keine Rolle, wäre es ein anderer Wolf aus der Gemeinschaft würde ich genauso reagieren. Ganz bestimmt. Nicht genauso aber vielleicht so ähnlich. Mein Blick huschte zu Tryss, ein leichtes Schmunzeln entfuhr mir. Ich stupste ihn zum ersten mal leicht mit dem Fang in seine Schulter und sah wieder zu Skadi. Ganz unauffällig. Es wurde mir durchaus bewusst, dass ich überreagierte und auf sowas viel zu aggressiv reagierte. Ich war da wohl etwas zu empfindlich.

[bei Tryss, redet mit ihm]


- Rokuta - 04.03.2013

Das Wasser rann meine Kehle hinab und schenkte mir ein wohliges Gefühl der Erfrischung. Mir war gar nicht bewusst gewesen, welchen Durst ich hatte, bis ich angefangen hatte, zu trinken. Doch so wohltuend das kühle Nass auch war, es blendete nicht meine Sinne. Ich ließ mein Gegenüber keine Sekunde aus den Augen und so entging mir auch das kurze Zähneblecken nicht, dass sie aufblitzen ließ. Ihr Nackenfell hatte sich gesträubt und die Ohren klappten nach hinten.

Was soll das denn werden?!, fuhr es mir durch den Sinn.

Wollte sie etwa kämpfen? Ich versuchte, blitzschnell die Situation zu erfassen. Im Moment waren wir noch allein hier am Wasser, was meine Siegchancen erhöhte. Doch aus dem Augenwinkel erblickte ich bereits zwei weitere Wölfe, die unser kleines Stelldichein aufmerksam beobachteten. Und die bildeten wahrscheinlich nur die Vorhut eines ganzen Rudels. Verdammt, ich befand mich in keiner aussichtsreichen Position. Es liegt jedoch nicht in meinem Wesen, allzugleich den Rückzug anzutreten, wenn es mal brenzlig wird. Oh nein, ich musste Stärke zeigen, wie sehr mein Verstand auch dagegen protestierte. Meine Zunge verharrte auf dem Weg zum Wasser und ohne meine Haltung auch nur marginal zu verändern, schnellten meine Lefzen in die Höhe und die Ohren ebenso schnell nach hinten. Ich knurrte nicht, stieß auch keine Drohungen oder Beleidigungen aus. Einzig meine Körpersprache demonstrierte die Bereitschaft zu kämpfen. Doch bereits im nächsten Moment entspannten sich die Züge der fremden Fähe und sie antwortete auf meine recht seltsame Frage. Aha, es schmeckte ihr also, wie schön!

"Freut mich für Dich.", brummte ich mit unüberhörbarem Sarkasmus.

Doch meine Angriffshaltung hatte ich aufgelöst, insgeheim froh darüber, dass es nicht zum Äußersten gekommen war – wenngleich ich das natürlich nie zugegeben hätte. Die Fähe bedachte mich mit einem musternden Blick. Womöglich fragte sie sich, was einem einzelnen Wolf einfiel, auf diese Weise auf ein ganzes Rudel zuzugehen. Manchmal fragte ich mich auch, was mir einfällt, so unbedacht zu handeln, wie ich es oft tue. Dann legte sich ein Grinsen auf ihre Züge und sie fragte, ob ich Angst hätte, sie könne mir das Wasser wegtrinken. Was sie gleich darauf tat. Ich hatte einen bissigen Kommentar auf der Zunge, der Worte wie nicht wegtrinken, aber vielleicht mit Deinem Speichel vergiften enthielt, war diesmal jedoch ausnahmsweise klug genug, den Satz runterzuschlucken. Stattdessen schweifte mein Blick zu den beiden Rüden, die uns beobachteten.

"Habt ihr vor, dieses Revier zu beanspruchen?", fragte ich geradeheraus die trinkende Wölfin.

Dabei wandte ich den Blick nicht von den beiden Rüden ab und fragte mich, wie viele Eindringlinge noch auftauchen würden.

[am Bach | Skadi | Betrachtet Tryss und Tamias]


- Skadi - 04.03.2013

Es war eine angespannte Situation. Nicht nur ich hatte meine Kampfbereitschaft gezeigt – auch die Fähe vor mir tat dies. Es war aber nicht nur die Körperhaltung, sondern auch die Art wie sie sprach. Wie wir sprachen. Es war – momentan – ein Gefecht der Worte. Reviermarkierung und Kräftemessen in Worte verpackt. Mit Sturheit nicht die nachgebende sein zu wollen. Doch noch trennte uns das Wasser von einem Kampf. Sarkasmus, vielleicht auch Wut oder Ärger lag in ihrer Stimme. Doch hatte ich es mit meiner Frage doch auch darauf angelegt, sie zu reizen.
Doch dann sah sie an mir vorbei. Irgendetwas hinter mir schien ihre Aufmerksamkeit ein zu nehmen. Ich hörte auf zu trinken, hob meinen Kopf an und beobachtete jede Bewegung, jedes Muskelzucken der Wölfin vor mir. Ein gewisses Unwohlsein taute kurz in mir auf. War es eine Falle? Hatte sie doch andere Wölfe, die hinter mir nur auf ein Zeichen warteten? Unmöglich. Wie sollten sie geruchslos an mir vorbei gekommen sein? Vor allem, hinter mir war nur die Gruppe, mit der ich reiste. So wurde mir bewusst, dass sie entweder den Geruch oder aber einen meiner Gefährten entdeckt haben musste und das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog . Mich davon überzeugen brauchte und wagte ich nicht. Würde ich mich umsehen, gab ich eine gute Angriffsfläche vor. Auch wenn ich mich zu wehren wusste und schnell einer der anderen an meiner Seite war, so musste ich mich nicht unnütz in diese Gefahr bringen. Zumal die Fähe auch mit ihrer nächsten Frage meine Vermutung bestätigte. Denn sie fragte nach ‚Uns‘. Ob ‚Wir‘ hier bleiben würden.

Mit der Antwort ließ ich mir kurz Zeit. Ich ließ mich auf meine Hinterläufe nieder und schlug meine Rute eng um meinen Körper. Kurz putzte ich über mein Fell an der Rute, beobachtete dabei jedoch die Fähe. Signalisieren wollte ich ihr damit, dass ich mich überlegen fühlte. Locker und auf der sicheren und besseren Seite des Baches. Nicht allein, wie sie es war.

“Nein.“

Sagte ich dann nur kurz und wartete ihre Reaktion einige Sekunden ab.

“Du wirst das Wasser hier...
ich tippte zur verdeutlichung mit meiner Pfote zwei Mal auf die Wasseroberfläche
... schon morgen wieder für dich alleine haben. Wir rasten nur und das nicht lange.“

Fügte ich dann etwas gelangweilt hinzu. Mehr Information würde sie von mir nicht bekommen, wenn sie nicht etwas über sich erzählte. Was ihr an diesem Flecken Erde so wichtig war oder wieso sie es wagte so selbstsicher und kampfbereit einem Rudel gegenüber zu treten. Wobei wir kein richtiges Rudel waren, doch woher sollte sie es wissen?

[Am Bach mit Rokuta | Tryss und Tamias ‚im Nacken‘]


- Rokuta - 05.03.2013

Was ich hier tat, gefiel mir immer weniger. Ich wusste nicht, warum ich mich diesen Störenfrieden überhaupt zu erkennen gegeben hatte. Bei allen Mächten, ich war allein, unabhängig! Ich könnte einfach weiterziehen. Was sollte es mich kümmern, ob sie sich hier niederließen oder nicht? Ich hatte schließlich nichts und niemanden zu verteidigen. Warum also trat ich auf so törichte Weise diesem fremden Rudel in den Weg? Die Antwort war so simpel wie nervtötend. Ich dachte nie über irgendetwas nach, und der Zorn in mir übernahm die Kontrolle über Pfoten und Zunge oft schneller, als ich Rokuta sagen konnte. Und nun war es zu spät. Mein Blick wanderte von unseren beiden Beobachtern zurück zu der Fähe. Diese hatte sich inzwischen gesetzt und fuhr sich betont lässig mit der Zunge über's Fell. Doch ganz so entspannt, wie sie vorgab, konnte sie nicht sein, denn die Rute lag eng um den Körper geschlungen. Außerdem ließ sie mich bei der eindringlich beiläufigen Fellpflege keine Sekunde aus den Augen. Die Antwort auf meine Frage ließ auf sich warten und da Geduld nicht zu meinen Stärken zählt, begann ich, unruhig mit den Vorderpfoten zu trippeln. Als mein Gegenüber schließlich sprach, legte ich irritiert den Kopf schief. Mein Blick folgte der Bewegung ihrer Pfote, die sie wie zum Beweis kurz ins Wasser tunkte. Dann sah ich ihr wieder ins Gesicht und fragte:

"Wie, ihr rastet nur? Wölfe führen kein Nomadenleben. Habt ihr kein Revier? Wollt ihr keins?"

Jeglicher Sarkasmus war aus meiner Stimme gewichen und ehrliche Verwirrung rückte nach. Mir wurde klar, dass es sich bei den Wölfen vor mir nicht um ein gewöhnliches Rudel handeln konnte. Ein gewöhnliches Rudel hätte sich nach einem Revier wie diesem die Pfoten geleckt, wenn sie schon kein eigenes hatten – was für sich genommen schon ungewöhnlich genug war. Vielleicht hatten ja auch hier wieder die Menschen ihre haarlosen Klauen im Spiel. Ein eigentümliches Gefühl der Verbundenheit breitete sich in mir aus und ließ mich hart schlucken, um den Kloß in meiner Kehle zu zu vertreiben. Wie automatisch senkte ich erneut den Fang und trank einen Schluck. Als ich den Kopf wieder hob, hatte sich Entscheidung in mir manifestiert – natürlich wie immer ohne meinen Verstand vorher um Erlaubnis zu bitten. Meine Zunge formulierte ganz ohne mein Zutun folgende Worte:

"Kann ich rüber kommen?"

Und nach kurzem Zögern fügte sie hinzu:

"Ich heiße Rokuta. Und Du?"

[am Bach | Skadi, etwas entfernt Tryss und Tamias | Will den Bach überqueren]