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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Tryss - 15.09.2012

Ich war noch immer nicht überzeugt, dass eine Jagd für Tamias und Skadi das Richtige war. Auch, wenn Skadi versicherte, dass sie die Beute reißen konnte, machte ich mir Sorgen, dass ich ihre Wunden nur noch verschlimmern würde. Die Art und Weise wie sie sich erhob sah zumindest nicht sonderlich vertrauenswürdig aus. In meinem Kopf suchte ich bereits fieberhaft nach einer Möglichkeit ihr diesen Plan wieder auszutreiben. Ich hätte sagen können, dass ich mich zum Treiben nicht in der Lage fühlte. Wahrscheinlich hätte das nicht viel genutzt, denn ich wagte insgeheim steif und fest zu behaupten, dass Skadis Schädel noch sturer war als der von Kaya, Tamias und mir zusammen. Aber einen Versuch war es wert. Ich war wie es schien neben den Welpen der Einzige, der keine größeren Blessuren davongetragen hatte. Also konnte ich mich nützlich machen und für die anderen jagen gehen. Ich hatte damit kein Problem. Doch ich kam nicht einmal dazu den Fang zu öffnen um meine Einwände hervorzubringen.

„Ein Fremder?“

Tamias hatte eine merkwürdige Bemerkung gemacht. Ich hatte niemanden bemerkt, was allerdings auch daran liegen konnte, dass ich nach dem Desaster mit der Jagdgesellschaft einfach keine Lust hatte neue Gefahren aufzuspüren und ihnen ins Auge zu blicken. Warum konnte es nicht einmal eine ruhige Minute geben? Warum konnte uns das Schicksal mit seinen kleinen und großen Gemeinheiten nicht einfach verschonen? Dennoch hob ich nun prüfend die Nase in den Wind, um die Witterung aufzunehmen. Mein Geruchssinn war nicht schlechter als der eines um Jahre älteren Rüden wie Tami. Ich konnte die leichte Nuance des Duftes, der eindeutig nicht von einem unserer Wölfe stammte ebenfalls wahrnehmen. Mein Kopf wandte sich in die Richtung, in der ich die Fremde vermutete. Meine Ohren waren aufmerksam nach vorn gerichtet. Doch so nah, dass man ihn hören konnte, war der Fremde noch nicht.

„Jemand sollte hier bei Alvarez und Deka bleiben. Geht nur und nehmt die beiden Welpensitter doch mit. Ich warte hier lieber... nur für den Fall der Fälle.“

antwortete ich letztendlich auf seine Frage und zog mich demonstrativ ein paar Schritte rückwärts zwischen den beiden zurück. Ich warf einen Blick zu Deka und Alva herüber, doch beide schienen friedlich zu schlafen und von allem nichts mitzubekommen. Normalerweise brannte ich darauf Neuankömmlinge zu begutachten und sie mit Fragen nach ihrer Herkunft zu bombadieren. Heute aber war alles anders. Die beiden waren wichtiger und ich konnte stille Zurückhaltung üben, während der Fremde sich mit den Wachhunden der Gemeinschaft herumschlagen durfte. Wenn ich noch dazu käme, hätte er sicher schlagartig die Flucht ergriffen. Die neue Taktik lautete also: ankommen lassen, dann bombadieren. Zudem gab mir ein bisschen Zeit bei den beiden die Möglichkeit noch einmal darüber nachzudenken, wie ich ihnen am besten helfen konnte. Denn die Jagdpläne hatten sich ja nun ohnehin in Luft aufgelöst.

[Bach | Skadi und Tami]


- Skadi - 16.09.2012

Wir wollten uns auf den Weg zur Jagd machen, als etwas dazwischen kam. Nicht ein Mal einen Tag Ruhe wurde uns vergönnt, nach dieser Verfolgungsjagd die uns beinahe das Leben kostete. Nicht zu vergessen die beiden Wölfe, die den Kampf nun erst begonnen. Dessen Schicksal nicht fest stand. Verwundet, nicht in der Lage auf zu stehen. Wären wir nicht, die für sie sorgten, wäre ihr Urteil unterschrieben.
Es war eine Fähe. Alleine, sofern es keine Falle war. Ich wartete lange mit meiner Antwort. Fremden den Rücken kehren? Ignorieren? Niemals wäre das meine Art oder Absicht. Zu sehr benötige ich die Kontrolle. Den ersten Eindruck, die Position der Entscheidenden. Jedoch waren die Welpen im Spiel. Ich wollte nicht diejenige sein, die sie eventuell Tod auffand und sah, wie sie starben. Ich wollte nicht die sein, die wieder der Aufsichtspflicht der Welpen gegenüber versagte. Bisher hatte ich mich von ihnen fern gehalten. Sie kannten mich nicht und ich sie nicht. Natürlich vom sehen und Namen. Ich wusste, dass einer eher ruhig und einer eher Wild war. Beides Rüden, zumindest werdende Rüden. Aber mehr nicht. Sie konnten mich nicht mögen und mir ans Herz gewachsen – sollte das bei solch jungen Tieren je möglich sein – sind sie mir auch nicht. Niemand könnte mit die Schuld geben, außer ich würde bei der kommenden Mission die Welpen vor Fremden zu schützen scheitern. Ich selber müsste mir nicht noch mehr Gewissen auf mein Leib schreiben.
Zudem hatte Tryss recht. Wer achtete auf Alvarez und Dekaja? Kaya und Vel sahen so aus, als würden sie eh ein Auge auf die Welpen werfen – bei diesen beiden waren sie ja auch zuvor.

“Tryss hat recht, jemand muss hier bleiben!“

Wie bekam ich mich zu dem Jemand dazu, wo Tryss sich doch schon als ‚Aufpasser‘ gemeldet hatte? Da sah ich einen Fisch in dem Bach schwimmen. Groß genug für eine Mahlzeit und wichtig genug für meine Aufgabe.

“Ich werde hier Fischen, dann bin ich anwesend, falls es noch mehr Fremde sind und ich stocke unser Futter auf. Geh ruhig, Tamias, Tryss und ich haben das hier im Griff und unsere Stimme wird nicht so schnell versagen, sollte doch etwas anders kommen als erwartet!“

Und so ging ich – leicht lahmend, zu dem Bach zurück und folgte diesen ein kleines Stück. Eine etwas tiefere Stelle war nur drei Wolfslängen von unserem Ursprünglichen Platz entfernt. Ich sah zu Tryss.

Kannst du fischen?“

Fragte ich an Tryss gerichtet. Er solle bloß nicht auf die Idee kommen mich hier alleine zu lassen. Alleine bei den Sterbenden war genau so schrecklich wie alleine bei den Welpen.

[Bleibt beim Bach und verkündet Fische zu fangen]


- Rúna - 18.09.2012

Ich ließ mich nicht von meinem sanften, freundlichen Lächeln abbringen. Nicht einmal, als ich das Knurren des einen Welpen realisierte. Ich lachte auch nicht, als der zweite Welpe rückwärts vom Felsen herunterplumpste und mich zunächst mit großen Augen auf dem Rücken liegend ansah, bevor er sich umdrehte und mich mit großen Augen ansah. Ich hatte die beiden erschreckt, das war nicht zu übersehen, aber ich wollte ihnen nicht noch mehr Angst einjagen. Also blieb ich in gebührendem Abstand stehen und gab den beiden Zeit selbst zu entscheiden, ob sie zu mir kommen wollten oder nicht. Aus den Augenwinkeln versuchte ich dabei immer wieder zu beobachten, ob nicht doch noch ein dritter Wolf in der Nähe war. Aber es tauchte niemand auf. Nach einigen Momenten schienen sich die beiden gefangen zu haben. Einer kam ein paar Schritte vor und witterte in meine Richtung. Ich sah ihn freundlich an und fragte mich, welche Geschichten sich bei meinem Eigengeruch in seinem Kopf nun wohl abspielen würden. Der andere Welpe dagegen kam gleich zur Sache und stellte mir eine Frage. Allerdings war es eine, mit der ich kaum gerechnet hatte.

„Eure Mama?“

fragte ich leicht erstaunt, als auch der andere kleine Wolf die Frage nach der Mutter stellte. Ich überlegte kurz, ob mir auf meinem Weg etwas Verdächtiges aufgefallen war. Doch die beiden waren die ersten und einzigen Wölfe, die mir über den Weg liefen. Ich schüttelte langsam den Kopf und sah die beiden entschuldigend an.

„Nein, ich fürchte da muss ich euch enttäuschen. Ich bin schon eine Weile in diesem Wald unterwegs, aber mir ist niemand begegnet. Wo habt ihr sie denn verloren, eure Mama?“

Ich hatte den Kopf ein wenig zu den beiden Rüden heruntergesenkt, damit der Größenunterschied zwischen uns nicht zu sehr auffiel und ich mich besser mit ihnen unterhalten konnte. Mein Blick wurde ein wenig hoffnungsvoller. Ich wollte den beiden zeigen, dass nur, weil ich ihre Mutter nicht gesehen hatte, sie die Hoffnung nicht aufgeben mussten sie zu finden. Schnell wurde ich aber von dem Gedanken abgelenkt ihnen anzubieten, bei der Suche nach ihrer Mutter behilflich zu sein. Die welpische Neugier hatte bei dem Felsenkletterer die Oberhand gewonnen.

„Entschuldigt, ihr beiden. Das ist wirklich sehr unhöflich sich nicht vorzustellen, wenn man schon so plötzlich auftaucht. Ich bin eine Heilerin, so nennen mich auch die meisten Wölfe einfach. Heilerin. Und wer seid ihr?“

Wieder dieses sanfte, aufmunternde und freundliche Lächeln. Ich hoffte, dass die beiden bald die Scheu vor mir ablegen würden. Dann konnte ich sie zu ihrem Rudel zurückbringen -oder ihnen helfen ihre Mutter zu finden.

[Wald am Felsen | Avis und Kimya]


- Velvet - 18.09.2012

Ich hatte den Blick auf Kaya gehalten, als dieser zu sprechen ansetzte. Immerhin verstand er mich, verstand was ich sagen wollte und ich nickte stumm. Vielleicht hatte Kaya recht und für Tryss bedeuteten Dekaja und Alvarez einfach sehr viel mehr als für mich, dass war sogar ziemlich wahrscheinlich da ich die beiden ja kaum kannte. Ich überlegte ob ich für Kaya das selbe tun würde wie Tryss für die beiden Verletzten und vermutlich wäre es so, aber zugleich würde ich nicht versuchen mit allen Mitteln zu Helfen sondern jemanden suchen der wirklich helfen könnte, vielleicht jemanden der wusste was welches Kraut bedeutete. Ich würde Kaya nicht im Stich lassen, dass wusste ich, aber ich würde auch Dekaja und Alvarez nicht im Stich lassen, wenn es drauf ankam. Letztlich, so fand ich, waren die Gedanken müßig und so verschob ich sie aus meinen Gedanken. Tryss hatte Tamias und Skadi aufgetrieben und war scheinbar beschäftigt.

Die nächsten Worte des Rüden brachten mich zum Schmunzeln. Sie zeigten deutlich wie angespannt er gewesen war nachdem ich den Hang hinab gefallen war und ich hatte seinen Gesichtsausdruck noch immer vor Augen. Aber er hatte ja nicht unrecht, die Pause tat uns allen gut und im Nachhinein bin ich froh dass er mich nicht alleine gelassen hatte. Ich lächelte ihn leicht an ehe ich mich ebenfalls vorsichtig aufrichtete, darauf bedacht die verletzte Pfote nicht zu sehr zu belasten und folgte ihm vorsichtig. Wölfin. Mittlerweile wusste ich, dass er mich damit nicht beleidigen wollte, sondern genau das Gegenteil erreichen wollte, er wollte mir zeigen wie wichtig ich ihm geworden war. Es war komisch, eigentlich war die Zeitspanne die wir uns kannten gering im Vergleich zu dem was bereits zu vor an Jahren war und doch fühlte ich mich bei dem Rüden sicher. Fast so wie damals bei meinem Bruder. Ich trat an seine Seite, vorsichtig, und lief gemeinsam mit ihm langsam hinter den Welpen her, dankbar dass er sich meinem Tempo anpasste, denn meine Pfote lies sich noch immer nicht ganz so gebrauchen wie früher.

„Mir? Mir geht es gut, soweit. Es hat mich nicht so schlimm erwischt wie Dekaja und Alvarez. Ich bin mir sicher das ich Bein und Pfote bald wieder genauso nutzen kann wie zuvor. Ein bisschen Ruhe und die Sache wird sich erledigt haben.“

Mein Blick suchte den Wald ab in dem wir uns mittlerweile befanden, hier hin waren die Welpen gelaufen und meine Nase fand die Fährte die sie hinterlassen hatten Problemlos. Während ich einige Meter schweigend neben Kaya herlief dachte ich über die Flucht nach. Es war viel gewesen an diesem Tag, hatte er doch eigentlich ruhig angefangen, so war er letztlich doch ziemlich Turbulent weiter gegangen aber immerhin hatten wir es geschafft, wir alle. Ausser Kheran, aber dass war wohl ein anderes Thema. Mein Blick glitt erneut zu Kayas grauer Gestalt hin.

„Ich danke dir, dass du mich daraus geholt hast. Ohne dich hätte ich es wohl nicht geschafft, Kaya.“, es war nicht so dass er es vermutlich nicht auch wusste, aber ich wollte es aussprechen, denn ich wollte dass er wusste das ich mir darüber vollkommen im klaren war. Mein Blick war sanft genauso wie die Stimme. Doch schon im nächsten Augenblick zuckte mein ganzer Körper und verspannte sich. Aus der Richtung wo die Welpen waren wurde eine Brise in unsere Richtung getragen und in diesem Windzug lag ein Geruch denn ich nicht kannte. Ich schaute nach vorne und dann wieder zu Kaya.

„Da ist jemand bei den Welpen. Wir müssen uns beeilen.“, ich versuchte keine Panik in der Stimme zu haben, aber die Sorgen um die beiden Jungtiere war dennoch da. Ich bemühte mich meine Schritte schneller zu setzen und hoffte das Kaya einfach vor laufen würde, ich würde selbst schon nach kommen. Ich kannte den Geruch nicht der vor uns wartete, war aber im Augenblick noch beruhigt, da man kein Blut roch und die Welpen somit noch Leben mussten, dass versuchte ich mir wenigstens einzureden. Da hatten wir alle Hoffnung auf ein wenig Ruhe gehabt und nun schien es als würde die kurze Ruhe schon wieder durchbrochen von Fremden Wölfen. Man konnte nur hoffen das es niemand war, der uns feindlich gesinnt war.

[bei Kaya || auf dem Weg zu den Welpen & der Heilerin]



- Avis - 20.09.2012

Ich fragte mich ob die Wölfin schon etwas länger da gestanden hatte, und wir sie zunächst einfach nur übersehen hatten. Doch eigentlich konnte das nicht sein, immerhin hatte ich einen ziemlich guten Geruchssinn und im Zweifelsfall war ja auch noch Kimya da. Trotzdem war die Situation komisch. Wir hatten uns von dem Rudel entfernt um Mama zu suchen, doch was – oder eher wen – wir fanden, das war nicht Mama, sondern eine vollkommen fremde Wölfin, deren Namen wir nicht einmal kannten. Sie gehörte nicht zu unserem Rudel, aber das eine Fähe alleine lebte schien mir komisch. Dennoch, ich wollte sie nicht fragen warum – Ich kannte sie doch erst seit wenigen Minuten, und das wäre mir unhöflich erschienen. Immerhin war sie eine Fähe und eigentlich ganz nett, zumindest uns gegenüber. Doch was würden die anderen sagen wenn sie uns so sehen würden? Zwei kleine Welpen mit einer fremden ... naja, die wären vermutlich nicht so begeistert. Normalerweise war ich es ja immer der das Abenteuer suchte, doch schien mir dieses überflüssig. Fremde Wölfe konnen böse sein, ohne es einem vom Beginn an zu zeigen. Sogleich ärgerte ich mich, dass ich die Wölfin nach unserer Mama gefragt hatte, aber daran konnte ich jetzt auch nichts mehr ändern. Also zögerte ich noch etwas zu sagen, und blickte nur verwirrt zu meinem Bruder hinüber, als dieser fragte wer die Fremde eigentlich sei.

"Kimya!"

,zischte ich vorsichtig in seine Richtung und setzte mich nicht – ganz im Gegensatz zu ihm – nur für den Fall der Fälle.
Es war nicht meine Unsicherheit die durchschien, sondern viel eher das Misstrauen, welches ich bislang nur bei anderen beobachtet hatte, aber nie bei mir selber. Ein Ungewohntes, und ziemlich komisches Gefühl.

Mit leicht gedrehtem Kopf blickte ich meinem Bruder in die Augen und wollte ihm deutlich machen, dass ich nicht (mehr) mit der Fähe reden würde, eben weil sie so komisch war. Sollte er doch reden, aber doch nicht ich! Also schaute ich wieder zu ihr hinüber, überlies aber – wie zuvor angedeutet – Kimya das reden. Er konnte das sowieso viel besser, weil er ja immer so tolle Sachen erzählte, die ja ganz einfach waren oder so.
Selbst als die Fähe ihren Namen sagte – "Heilerin" – und schließlich nach unseren fragte, blieb ich still. Viel mehr fragte ich mich wieso diese Wölfin keinen richtigen Namen hatte. Jeder hatte doch einen. Ich und mein Bruder, Kimya, und auch Deka und Kaya und alle anderen aus dem Rudel.

Ruckartig drehte ich mich zu der Richtung aus der wir gekommen waren, machte ein paar Schritte in eben jene Richtung, und sah dann zu meinem Bruder zurück. Es war ein bekannter, vielleicht waren es auch zwei, Geruch der mir in die Nase stieg. Waren die anderen etwa auf dem Weg zu uns, zu dieser Fähe – oder vielleicht wegen dieser Fähe? Kannten die anderen sie? Ich konnte nicht anders als meinen Mund zu öffnen und etwas zu sagen; Aber natürlich nur zu Kimya.

"Ich glaube die kommen."

Mit "die" meinte ich selbstverständlich die anderen Wölfe, und so schlau wie mein Bruder war hatte der das ja wohl verstanden.

[Kimya & Die Heilerin | Fels im Wald]


- Kimya - 22.09.2012

Ich war schon ein wenig enttäuscht, dass diese Fähe unsere Mama nirgends gesehen hatte. Dann noch die Frage, wo wir sie verloren hatten... Na, wenn wir das nur wüssten, dann wären wir schon um einiges weiter. Ich wollte schon wieder sehr geknickt sein und ein wenig breitete sich auch das traurige Gefühl in mir aus, aber dann sprach die Wölfin wieder zu uns und ich lauschte aufmerksam. Heilerin? Sie hatte gar keinen richtigen Namen? Irgendwie wollte ich mich nicht damit abfinden, dass ich sie bei ihrem Titel nennen musste. Deswegen legte ich meinen Kopf etwas schief, überlegte, wie ich sie am besten darauf ansprechen konnte, entschied mich dann für die direkte Variante.

“Das ist aber kein Name. Wie nennen dich deine Mama und dein Papa?“

Ich wollte schon neugierig auf eine Antwort waren, als mir die letzte Frage der Fremden wieder einfiel. Gerade, als ich diese beantworten wollte, kam Avis näher an mich heran, der bisher nichts mehr gesagt hatte und machte auf sich aufmerksam. Fast schien er etwas unsicher. Komisch, wo er doch sonst für jedes Abenteuer zu haben war. Ich hatte aber nichts dagegen, mal das Reden zu übernehmen. Da mein Bruder mich davon nicht abhielt, sprach ich mit der Heilerin.

“Ich bin Kimya und das ist Avis. Wir wissen nicht, wo unsere Mutter ist und sind einfach so in eine Richtung gelaufen...“

Während ich sprach, entfernte sich Avis von mir. Erst war mir nicht klar, warum er das tat, dann aber, als er mich darauf hinwies, nahm auch ich den Geruch von bekannten Wölfen war... Normalerweise war es ein Geruch, der Familie und Freunde bedeutete, aber jetzt gerade klingelte es in meinem Kopf und ich konnte nur an eines denken: Spielverderber! Alles war doch unter Kontrolle, die Fähe war lieb und tat uns nichts, sprach mit uns, konnte uns vielleicht sogar helfen und jetzt waren „sie“ unterwegs und wollten uns wieder zum Platz schleppen, möglicherweise sogar die nette Fremde verjagen. Ein wenig wurde mir mulmig zumute.

“Na toll, was machen wir jetzt? Sollen wir uns verstecken?“

, fragte ich Avis und wurde etwas hibbelig. Daran, dass wir sogar Ärger kriegen konnten, hatte ich auch noch nicht gedacht. Ohne auf eine Antwort zu warten, hüpfte und sprang ich hinter den Felsen, fing an, mir dort eine Kuhle zu buddeln und legte mich eingerollt hinein. Die sollten mich nicht finden!

[Bei Avis und der Heilerin, hinter dem Felsen]


- Dekaja - 22.09.2012

Auf einer Anhöhe vor mir sah ich sie. Meine Familie, mein altes Rudel, da waren sie ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, nachdem ich sie solange gesucht hatte, ohne Anhaltspunkte. Freudig sprang ich auf meine vier Pfoten und rannte in ihre Richtung los, als ich jedoch schon eine ganze Weile so gerannt zu sein schien, wurde ich zunehmend langsamer und begann mir Gedanken zu machen. Wieso komme ich ihnen nicht näher? Ich müsste sie doch schon längst eingeholt haben. Laufen sie etwa in die andere Richtung? Wo sind überhaupt Tryss und Skadi und all die Anderen?

Während weiterhin die ganze Zeit Fragen durch meinen Kopf schossen, lief ich weiter geradeaus, immer dem Rudel hinterher, doch statt das ich ihnen näher kam, wurden sie nur immer kleiner in der Ferne. Ich merkte wie mir langsam der Atem ausging. Ich wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer. Meine Muskeln fingen vor Schwäche schon an zu zittern, trotzdem lief ich weiter bis meine Läufe mein Gewicht nicht mehr tragen konnten und ich an Ort und Stelle zusammenbrach. Kaum spürte ich den Boden an meinem Leib, schon schien er einfach zu verschwinden. Bestürzt stellte ich fest, dass unter mir nichts mehr war. Es riss mich in die Tiefe und ich fiel ins Bodenlose. Der Sturz schien gar kein Ende zunehmen, während ich panisch aufjaulte. Ich schreckte aus dem Schlaf hoch.

Immer noch hatte ich das Gefühl ins Bodenlose zufallen, deswegen war es wohl auch nicht allzu erstaunlich als mein Leib von einem Angstschauer erfasst wurde, als das Zittern mein Rückrat erreichte, durchzuckten mich starke Schmerzen. Erst da wurde ich mir meiner Verletzungen wieder bewusst, diese rissen mich dann auch endgültig aus meiner Traumwelt. Sobald ich mir meiner Umgebung etwas bewusster wurde, merkte ich das ich nicht wirklich eine Ahnung hatte wo ich war und wo überhaupt waren den die Anderen? Ich hatte meine Nase in die Luft gestreckt und versuchte eine Witterung aufzunehmen, Alvarez schien mir ziemlich nah zu sein, aber irgendwie roch er nicht so wie immer. Ob mit Alvarez wohl irgendetwas nicht stimmte? So beschloss ich natürlich sofort dem nachzugehen und nach Alvarez zu sehen. Ich wollte mich um den älteren Wolf kümmern, falls irgendetwas mit ihm nicht stimmte, vielleicht könnte ich ihm ja helfen. Meine Gedanken drehten sich jedoch auch noch teilweise darum, wo wohl die Anderen des Rudels waren.

Entschlossen, nach Alvarez zusehen, versuchte ich auf die Pfoten zukommen, es stellte sich jedoch als schwerer heraus als ich gedacht hatte. Ich musste doch feststellen, dass ich schlimmer verletzt war als ich vermutet hatte. Schmerzen erfassten meinen gesamten Leib und ich konnte mich für einige Sekunden nicht bewegen. Ich will aber nach Alvarez schauen. Was wenn es ihm wirklich schlecht geht? Ich muss einfach nach ihm sehen. Ich brauchte eine ganze Weile, aber irgendwann stand ich zitternd auf meinen Läufen, wie lange das jedoch anhalten würde, wusste ich nicht. Vorsichtig setzte ich mich in Bewegung, in die Richtung in der ich die Witterung mitbekam. Bevor ich weit kam, trafen meine Befürchtungen leider ein. Ich stürzte und zu allem Unglück so ungünstig, dass mein Kreuz sich leicht verdrehte. Schmerzhaft jaulte ich auf, bevor eine erneute Schmerzwelle meinen Körper überrollte und mir buchstäblich die Luft wegblieb. So lag ich, mit leicht verdrehtem Unterleib, auf dem Boden und jeder der mich finden würde, könnte richtig gehend sehen wie grausame Schmerzwellen meinen Leib peinigten. Mein Atem, der zumindest etwas zurückgekehrt war, ging stoßweise und klang schon beinah wie kurzatmiges hecheln. Im Sekundentakt sah man wie ein Zittern durch meinen Körper ging.


- Kaya - 23.09.2012

Ich fühlte mich nicht schlecht dabei, den Welpen zu folgen; immerhin ging es hier ja um das Wohlergehen „unserer“ Sprößlinge, auch wenn sie von keinem unserer Wölfe abstammen mochten. So hatten sie ja doch mit dem einen oder anderen etwas gemein. Und wer wusste schon ob wir älteren den eingeschlagenen Weg zu ende gehen würden? Irgendwer aber musste ihn gehen und allein schon deshalb lohnte sich die doppelte Achtsamkeit möglicherweise in vielerlei Hinsicht.

Ich setzte nach wie vor meine Pfoten eine vor die andere, blieb aber langsam genug damit Velvet folgen konnte. Immerhin stand noch in Frage, wie weit sie würde laufen können...und um die Aussicht halbwegs gut erscheinen zu lassen, musste man sich eben auf ein langsames Tempo beschränken, inklusive kleiner Pausen, wenn sie denn nötig wurden, ja...fast konnte man dies als Probe für den Ernstfall sehen. Aber das tat ich nicht und ich ging fest davon aus, dass auch Velvet diesen Gedanken nicht hatte.

Kurz blieb ich stehen und sah mich um – Velvet war mir tatsächlich sehr auf den Fersen und erfreute mich so von innen. Immerhin schien es mit ihrem Lauf langsam besser zu werden. Meine Lauscher suchten die Umgebung nach wie vor nach unvermittelten und unerwarteten Geräuschen ab, zu Beginn aber tat sich da nicht wirklich viel...und ich konnte nicht sagen, dass ich irgendwie unglücklich darüber gewesen wäre. Die Nase wieder gen Boden gesenkt, stellte ich fest dass zumindest einer unserer Knirpse Spuren in besonderer Form hinterlassen hatte – die nächste Generation von Schatten war eine überaus intelligente, wie ich feststellen durfte!

Meine Gedanken wurden kurz unterbrochen, als sich Velvet für meine „Hilfe“ bedankte, als wir auf der Flucht gewesen waren...ihr Blick, den ich kurz einfing, ließ darauf schließen, dass sie jedes Einzelne Wort so meinte wie sie es sagte. Innerlich war ich durchaus berührt, doch nach aussen hin dachte ich viel mehr an die Welpen und daran wo sie wohl stecken mochten, als dass mir auf ihren Dank hin jetzt eine adäquate Reaktion eingefallen wäre, die nicht zu kitschig ausgefallen wäre. Sekunden später aber wurde ich von derlei Gedanken ohnehin erlöst, denn Velvet war es, die feststellte – wie mir auch meine Nase langsam verriet – dass die Welpen in der Nähe waren...und das nicht allein! Während ich mir gut vorstellen konnte, dass durchaus jemand Fremdes noch bei ihnen sein konnte, ließ mich ein ganz anderer Gedanke aufknurren.

„Wie ich Tamias kenne, wird er gleich hier sein...“ gab ich murmelnd an Velvet weiter, die meiner Stimmlage und der Betonung einzelner Worte durchaus würde entnehmen können, dass ich nicht allzu begeistert sein mochte. Zwar verband mich mit dem nahezu gleichaltrigen Rüden etwas, das man als gesunde Rivalität bezeichnen konnte, aber Freunde würden wir zu Lebzeiten vermutlich keine mehr werden. Aber wie dem auch war, hier ging es – noch – nicht um Tamias, sondern um die Welpen denen wir uns beharrlich näherten. Velvet's Blick auffangend, nickte ich, stopfte kurz die Nase in das Halsfell der Bunten und schoss schließlich um einiges schneller als zuvor nach vorn. Erst als die kleine Felsenreihe wieder größer wurde und absehbar war, dass ich das Ziel nahezu erreicht zu haben schien, wurde ich wieder merklich langsamer. Meine Haltung in Selbstbewusster Manier gestaltend, sah ich mich um und glaubte schließlich etwas nicht zu kleines, wölfisches zu entdecken. Aber das war nicht mein Ziel.

„Avis? Kimya?“ Ich mochte klingen wie ein besorgter Vater und vielleicht war ich es auch, zumindest in diesem Moment. Gegen die langsam aufkeimenden Erinnerungen begann ich mich zu wehren und beschloss, mich in der Gegenwart aufzuhalten, was, nachdem ich stehenblieb, aber auch bedingte, dass ich mich mit der Fähe auseinandersetzte, die ich jetzt erst so richtig erblickte.

„Wie man schwer erkennen kann, suche ich Welpen, Wölfin. Ihr habt nicht zufällig welche gesehen?“

Meine Frage war nicht besonders bösartig oder dringlich gestellt, jedenfalls so weit sich dies vermeiden ließ. Ich wollte mir nicht anmerken lassen unter welch großem inneren Druck ich stand – entlaufende Welpen, Alvarez in denkbar schlechtem Zustand, Dekaja weg, Tamias auf dem Weg – das alles nagte für den Moment an mir und drohte, mir den Boden unter den breiten Pfoten wegzuziehen. Aber ich versuchte, standhaft zu bleiben.

So ruhte mein Blick auf der Fähe, während ich entweder zu stupide war, die Welpen zu sehen oder sie tatsächlich nicht da waren. Aber ich wollte immerhin auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen sondern beschloss, mich langsam vorzutasten. Selbst wenn die Welpen nicht da waren, würde ihr Vorsprung kein allzu großer sein.Kurz sah ich mich um, ob Velvet schon auf der Bildfläche erschien – oder aber wer anderes – aber da schien sich zumindest für den Moment nicht viel zu tun. Ich mochte nicht verhehlen, dass ich darüber im Moment nicht wirklich unglücklich war...wer wusste schon, was die seltsame Fähe zu berichten hatte, auf die ich jetzt wieder meinen Blick richtete und abwartete.

[auf der Spur der Welpen, schließlich ohne Velvet ankommend und die Heilerin konfrontierend;]



- Tamias - 23.09.2012

Tryss bei zwei kranken Wölfen, die sich nicht mehr großartig bewegen konnten? Skadi, die selbst verletzt war konnte da nun auch keine große Hilfe sein. Nein, viel Widerstand würden sie einem Gegner nicht bieten können. Kaya und seine Geliebte hatten mit Sicherheit alles im Griff. Die beiden und die beiden Welpen waren genug. Im Notfall würde sich jeder einen Welpen packen und davon rennen. Dort könnte ich höchstens wieder als Ablenkungsmanöver dienen und das, hatte ich weiß Amaroq nicht schon wieder vor. Meine Verletzungen waren noch groß genug, als das ich wieder voll und ganz kämpfen konnte.
Strategie zahlte sich doch bislang fast immer aus. Auch, wenn ich die Sache mit den Neulingen immer am liebsten selbst regelte, waren mir die Welpen nun nicht so wichtig, als das ich mein Leben riskieren würde. Warum man diese Welpen immer mit Samtpfoten anfasste und ihnen nicht endlich sagte, dass ihre Mutter für immer fort ist, verstand ich nicht so wirklich. Schließlich stellte ich mir selbst nichts schlimmeres vor als sein Leben lang nach seiner Mutter zu suchen. Da wäre ich demjenigen, der mir die Wahrheit sagte doch dankbar auch, wenn es im ersten Moment weh tat. Das verlor sich bekanntlich nach einiger Zeit. Kurz schüttelte ich meinen Kopf und sah zu Skadi.

"Kaya und seine Wölfin werden elternhaft sich um die Welpen kümmern. Da gehe ich mal streng von aus. Kommt es zu Komplikationen, werden wir davon sicherlich erfahren. Wir sollten bei Alvarez und Dekaja bleiben. Die brauchen uns sicherlich mehr."

Sagte ich nun mit sicherer, fester und etwas lauterer Stimme zu den beiden gerichtet, ehe ich mich umdrehte und meiner selbsternannten Wölfin entgegen ging, mit meinem Kopf sie an der Seite stupste, ihren Duft einatmete und leise sprach:

"Ist alles in Ordnung, Skadi? Du siehst nicht gut aus."

Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Sie hatte Angst. Das gefiel mir nicht. Ich mochte es nicht, wenn sie Angst hatte oder sich arg unwohl fühlte. Auf einer anderen Art vermisste ich ihr weiches Fell, ihren Duft und ihre Nähe und Wärme. Wurde ich etwa alt?

[Bei Skadi / zeigt sich einfühlsam]


- Tryss - 24.09.2012

Ich war ein wenig erleichtert, als auch Skadi zustimmte am Rastplatz zu bleiben. Nicht, dass ich mich unsicher fühlte. Aber was war, wenn Alvarez oder Deka Hilfe brauchten und wir gleichzeitig einer Gefahr durch andere Wölfe gegenüber treten mussten? Skadi war eher in der Lage einen kühlen Kopf zu bewahren, als ich es war. Sie hatte mehr Übersicht und dachte rationaler. Ich dagegen war der Wolf für das Impulsive, für das Emotionsgeladene. Keine guten Eigenschaften, wenn es um Leben und Tod ging. Ich nickte also zustimmend, auch wenn ich mir sonst nach außen kaum anmerken ließ, wie froh ich über die Entscheidung der Fähe war. Dass allerdings auch Tamias bei uns bleiben wollte, erstaunte mich doch. Normalerweise war er derjenige, der immer zuerst bei allem dabei sein musste. Wahrscheinlich war er in seinem früheren Leben – damit bezeichnete ich gerne die Zeit, bevor wir auf die Wölfin getroffen waren und noch nicht in Richtung Norden gewandert waren – so etwas wie ein Leitrüde gewesen. Kein Wunder, dass er immer die Richtung angeben wollte. In diesem Fall aber steckte er zurück und für mich klang es nicht so, als ob das unbedingt mit den Welpen zu tun hatte. Ein verschmitztes Grinsen huschte über mein Gesicht.

„Oh oh... da ist wohl jemand gar nicht gut auf die beiden grauen Turteltäubchen zu sprechen.“

witzelte ich und trat vorsichtshalber lieber einen Schritt zurück und legte besänftigend, aber immer noch grinsend, die Ohren an, um Tamias nicht allzu sehr auf die Palme zu bringen. Skadi sprach derweil vom Fischen und fragte mich, ob ich fischen konnte. Nun, ich hatte es noch nie probiert. Normalerweise reichten mir Kleinwild wir Kaninchen oder Mäuse gut aus. Dort wo ich herkam hatte es in den Bächen keine großen Fische gegeben, die es sich gelohnt hätte zu fangen. Aber wahrscheinlich war das ohnehin bloß eine Sache der Konzentration, Geschicklichkeit und Übung. Das bekam ich schon hin, immerhin war ich jung und lernwillig. Ich öffnete gerade den Fang, um Skadi zu antworten und brachte noch ein „Ich hab es...“ heraus, als ich hinter uns, aus der Richtung in der Alvarez und Dekaja lagen, ein Geräusch hörte. Abrupt brach ich ab und wandte mich um. Hatte uns doch ein fremdes Rudel eingekreist? Erstaunt musste ich aber feststellen, dass es Deka selbst war. Sie hatte sich bewegt, war wahrscheinlich aufgestanden und lag nun seltsam verdreht auf dem Boden. Sie war gefallen und das Geräusch war ihr schmerzhaftes Jaulen gewesen. In meinem Brustkorb breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus.

„Ich muss mich um sie kümmern.“

Es war keine Frage, es war eine Feststellung auf die ich von keinem der beiden eine Antwort erwartete. Selbst, wenn Skadi oder Tamias dagegen Einwände gehabt hätten, kannten sie meinen dicken Schädel doch gut genug, um zu wissen, dass ich mir mein Unterfangen nicht würde ausreden lassen. Ich wartete daher erst gar nicht, bis einer der beiden den Fang öffnete oder eine Reaktion erfolgte. Ich sprintete aus dem Stand zu Deka herüber. Es war nicht weit, doch die Strecke kam mir quälend lang vor. Ich hatte den Blick auf sie gerichtet und ließ sie nicht aus den Augen, bis ich keuchend bei ihr ankam. Doch das war nichts verglichen mit dem heftigen Atmen, das sie von sich gab. Sie zitterte und mir zog sich das Herz in der Brust schmerzhaft zusammen. Sanft berührte ich ihren Fang mit meinem und flüsterte leise:

„Was machst du nur für Dummheiten? Du hättest liegen bleiben sollen...“

Es war eine Schelte der sanften Art. In meiner Stimme gab es nichts Böses, nur den leisen Vorwurf eines besorgten Fast-Bruders. Ihr Rücken war verdreht. Verzweifelt blickte ich an ihr auf und ab und überlegte, wie ich sie am besten drehen konnte. Ich wollte ihr nicht noch mehr weh tun, aber so liegen lassen, konnte ich sie auch nicht.

„Du musst dich drehen... versuch dich zu drehen, Deka. Dann hört der Schmerz auf – oder wird wenigstens schwächer. Ich helfe dir... ich bin bei dir.“

Flüsterte ich weiter leise und leckte ihr beruhigend mit meiner Zunge über die Ohren. Ich hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, dass ihre Schmerzen nur aufhörten – und sie aufhörte unter diesen zu zittern. Denn ihr Anblick, so wie sie dalag und sich krümmte, brach mir fast das Herz. So durfte sie nicht leiden. Warum nur musste sie so leiden?

[Erst Skadi und Tami, dann Deka | Rastplatz]