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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Kaya - 07.09.2012

Es hatte gar nicht lange gedauert, da hatte Velvet sich schon abgelegt und mir – zumindest war ich geneigt das so zu interpretieren – die Ehre erwiesen...denn ich stand ein wenig verloren in der Gegend herum nachdem die jungen Wölfe sich abgewandt hatten um zu spielen. Ich hatte sicher nichts dagegen, wenn sie sich solcherart die Zeit vertrieben – zumindest war das sinnvoller als wenn sie mir Löcher in den dünnen Bauch fragten...am Besten noch mit Fragen auf die ich gar keine wirkliche Antwort wissen konnte. Ich wusste dass sie es nicht absichtlich taten, aber das änderte ja an meiner angelegentlichen Hilflosigkeit nichts.

Offenbar aber befand sich Velvet selbst in einer Situation die Hilflosigkeit schon sehr nahe kam, zumindest hörten sich ihre folgenden Worte so an, als wüsste selbst sie gerade nicht, mit Tryss umzugehen. Mich verwunderte das offen gestanden wenig und doch hatte ich die stumme Hoffnung gehegt, dass er sich ihr gegenüber rapide anders verhalten würde als mir gegenüber. Aber da hatte ich mich ganz offensichtlich einer falschen Hoffnung hingegeben, nicht zum ersten Mal. Als Velvet ein wenig nervöser wirkte als sie vermutlich selbst wollte, reckte ich kurz den Fang zur Bewegung nach unten, nickte aber erst einmal nur.

„Da hast Du wohl recht, ich könnte das auch nicht. Du musst aber sehen, wie sehr Tryss Dekaja und vielleicht auch Alvarez mag. Es mag etwas anderes als bei uns sein – für uns sind sie 'Mitwölfe', für Tryss vielleicht ja Familien- und Rudelersatz.“

Ich vermutete eindeutig ins Blaue hinein, aber es wäre nicht das erste Mal dass ich hier richtig läge, das wusste ich. Eine Garantie dafür gab es aber natürlich nicht. Mein Blick blieb beim herumschweifen auf den jungen Wölfen haften, die sich langsam aber sicher aus unserem Blickfeld entfernten...es blieb nur zu hoffen dass sie dies nicht zu weit taten. Ich beschloss, ihnen noch ein klein wenig Vorsprung zu geben, nahm mir aber zwischendrin die Zeit, auf Velvet's nächste Frage zu antworten. Die, wie es mir denn ginge.

„Mir? Wie soll es mir schon gehen. Ich bin froh, dich da heil herausgebracht zu haben...und freue mich wenn wir mal einen Moment der Ruhe haben, den man genießen und auskosten kann.“

Vielleicht hatte ich mit wenigen Worten schon einige zuviel gewählt, keine Ahnung. Aber ich war überzeugt davon dass es Velvet wenigstens was die Ruhe anging, nicht unähnlich ging. Sie hatte die Pause dringend nötig gehabt und schien sich sehr gut zu erholen, jedenfalls soweit ich das einschätzen konnte.

Kaum hatte ich zuende gesprochen, musterte Velvet mich auch schon...jedenfalls dachte ich das. Als der Blick aber gen Wald und wieder zu mir wanderte, nickte ich stumm und machte einen Schritt in Richtung der jungen Wölfe, die mittlerweile wohl ausser Sichtweite geraten waren. Zu weit sollten wir sie in der Tat nicht abhanden kommen lassen...wer wusste schon ob da draussen nicht noch ganz andere, viel fiesere Gefahren lauerten als wir sie bisher erlebt hatten?
Dennoch war ich nicht wirklich geneigt, das Gespräch aufzugeben, allerdings dämpfte ich meine Lautstärke so weit, dass man mich nur verstehen konnte wenn man sich direkt in meinem näheren Umfeld befand – so wie Velvet.

„Und wie geht es Dir, Wölfin?“

Velvet wusste vermutlich noch, dass ich 'Wölfin' nur dann verwendete, wenn mir etwas besonders wichtig war und/oder sehr am Herzen lag. Dass ich dabei bewusst nicht ihren Namen nannte – den verwendete ich eher dann wenn ich genervt war, komischerweise – mochte sie mir hoffentlich nachsehen. Eine Pfote vor die andere setzend war mein Schritt fest aber nicht allzu schnell, damit sichergestellt war, dass sie auch mitkam. Immerhin war Velvet sicht- und fühlbar alles andere als topfit, so dass ich das Schicksal nicht auch in dieser Hinsicht nicht unnötig herausfordern wollte. Ich war mir ziemlich sicher, dass das das einzige wäre, was Velvet mir so wirklich übel nehmen würde. Und das gedachte ich nunmal nicht zu riskieren.


[bei Velvet, plauscht und erhebt sich schließlich um gen Wald zu staksen]



- Avis - 07.09.2012

Jetzt wo alles wieder gut lief und wir die weniger hoffnungsvollen Gedanken beiseite geschoben hatten, hoffte ich, dass keiner von den anderen uns folgen würde. Kaya wusste ja das wir spielen gehen wollten, aber er war kein Wolf der uns wohl einfach hätte machen lassen. Nein, mit Sicherheit hatte er sich schon gefragt wo wir waren, seitdem wir außer Sicht waren. Und das waren wir schon seit wenigen Minuten. Ein großer Wolf konnte uns mit seinem Tempo zwar relativ schnell wieder einholen, doch waren überall Bäume die jenen Erwachsenen wohl mehr die Sicht versperrten als alles andere. Und das war ja eigentlich noch ein Grund dafür, uns lieber früher als später zu folgen. Was passieren würde wenn Kaya sähe das wir gar nicht spielten, sondern uns alleine auf die Suche nach Mama machten, wollte ich eigentlich gar nicht wissen. Also schob ich diesen Gedanken beiseite, setzte ein fröhliches Lächeln auf, und lief mit dem Stock im Fang (so gut es ging) weiter. Als auch schließlich mein Bruder mir folgte – nachdem er noch ein paar Bäume markiert hatte – wedelte meine Rute leicht hin und her, und ich zog mein Tempo ein wenig an, damit wir einen größeren Vorsprung zu den anderen aufbauen konnten, wenn sie uns tatsächlich folgten. Und davon ging ich irgendwie aus, wollte Kimya das aber nicht mitteilen. Er war doch eigentlich ein schlauer Kopf, mit Sicherheit hatte er auch schon selber darüber nachgedacht.
Kurz verwundert über die Tatsache das mein Bruder einem Schmetterling hinterherjagte, lies ich mich davon nicht weiter beunruhigen und lief vollkommen entspannt weiter auf dem Weg den wir eingeschlagen hatten. Es ging hinauf, wenn auch nicht viel oder steil, aber hinauf. Von dort aus konnten wir vielleicht Mama sehen. Ein Glücksgefühl machte sich in mir breit, obgleich wir sie noch gar nicht gefunden hatten. Bald, ja bald würde es aber soweit sein. Zumindest erhoffte ich mir das, und mein Bruder bestimmt auch.

Ruckartig drehte ich meinen Kopf, als Kimya mich ansprach. Fast schien es als würde ich den Stock in meinem Fang verlieren, doch konnte ich ihn grade noch so halten und marschierte wenige Meter weiter. Dort legte ich ihn kurz ab um meinem Bruder antworten zu können.

"Dekaja natürlich. Und ... und Kaya ... und Alva und natürlich auch Velvet. Aber am meisten Deka."

Eigentlich mochte ich sie alle, auch Skadi und Tryss, die ich gar nicht aufgezählt hatte. Nicht weil ich sie vergessen hatte, sondern weil ich mir blöd vorkam alle zu nennen. Moment, waren das überhaupt alle gewesen? Ein wenig hatte ich den Überblick verloren, schüttelte Unbewusst den Kopf und nahm meinen Stock wieder.

"U..d du? Weeeen macht du ... li..ebst...?"

Ok, eine besonders gute Idee mit vollem Mund zu reden war das bestimmt nicht gewesen, aber Kimya verstand mich bestimmt auch so. Ja, es war das einzig logische, dass ich ihm die Gegenfrage stellte.
Woher die Frage so plötzlich kam wusste ich nicht, und ich konnte mir auch nicht vorstellen wieso er mich das gefragt hatte, doch wirkliche Gedanken darüber machte ich mir ebenfalls nicht.


- Tamias - 09.09.2012

Zwar hatte ich Schmerzen, doch hielt sich das ganze in Grenzen. Es zwickte hier, dort ein Stechen, hier und da mal etwas Druck. Nichts wildes.
Als Tryss Skadi sah, brabbelte er auch gleich los. Genau so kannte ich ihn. Er hatte sich keinen deut gebessert. Von dem Gespräch zwischen Velvet und Tryss hatte ich nichts mitbekommen. Mir war das auch egal. Eigentlich war mir hier sehr viel egal. Es interessierte mich als Wolf nicht besonders, wie verletzt die anderen, die ich auch kaum kannte, waren. Es interessierte mich nicht, ob hier welche sterben würden, ob die Welpen im Wald verloren gingen oder ob hier jemand einen seelischen Schaden davon trug. Aber eins interessierte mich. Das Ziel. Und genau da lag der Haken. Ich wollte weiter, mein Magen knurrte, mein ausgelaugter Körper hatte wieder einen Funken Energie angesammelt und wollte weiter. Hier konnten wir nicht ewig warten und verweilen. Es könnte sich über Monde hinziehen, bis entweder die schwerverletzten starben oder wieder auf die Beine kamen.
Aber so ging es nicht weiter. Mir würde wohl kaum einer folgen, wenn ich nun kund tun würde, dass es mir egal ist, was hier passiert.
Ich könnte auch alleine los laufen, mich würde man nicht aufhalten wollen, doch dagegen sträubte ich mich. Auch, wenn ich ein wenig enttäuscht von der Gruppe war, so funktionierte sie wenigstens und wenn mir wirklich mal schwereres zustoßen würde, so hoffte ich, würde ich wenigstens Nahrung bekommen.
Also kurz gesagt, mir blieb nichts anderes übrig als den anderen ihre Wünsche zu erfüllen, damit alle zufrieden waren und wir dann endlich weiter konnten.
Hatte hier denn wirklich keiner Hunger?
Doch, Skadi. So hörte ich es jedenfalls raus. Auf Tryss´Frage, ob ich ihnen helfen würde, könnte ich nun ehrlich sagen, .. nein. Aber dann wäre er empört und würde losrennen und Pflanzen fressen.

... Wenn wir Wölfe dazu ausgelegt wären, Pflanzen zu fressen, hätten wir wohl keine Fang und Schneidezähne. ..

Aber das war nur gedacht. Ich musste etwas strategischer vorgehen. Also antwortete ich.

"Natürlich würden wir helfen. Wir sind eine Gemeinschaft, da hilft man einander. Vielleicht hat Alvarez sich eine Vergiftung zugezogen, oder innere Verletzungen, oder oder oder. Wir wissen nicht einmal was genau die beiden haben. Wir können nur die Blutung versuchen zu stillen und die beiden bei Kräften halten. Und jemanden finden, der sich mit Heilkräutern auskennt. Mehr können wir nicht tun. "

Wir mussten kleines Wild erlegen. Für großes waren wir zu wenig und zu schwach. Aber kleine Happen wären sicherlich nützlich. Die Wasserversorgung war durch den Fluss gegeben. Da konnte er sich hineinlegen, wenn das Fieber höher wurde.
Hoffentlich gab sich der junge Rüde mit der Antwort zufrieden.

[Bei Skadi u Tryss / Fluss]


- Tryss - 10.09.2012

Ich wusste nicht warum, aber Skadi schien nicht sonderlich erbaut darüber zu sein, dass es mir bis auf kleine Blessuren gut ging. Ihre Miene zeigte keinerlei Erleichterung oder Freude, stattdessen schien sie angespannt, vielleicht sogar ein wenig verärgert. Ich war verwirrt. Was hatte ich nun wieder falsch gemacht? War es nicht gut, wenn es jemanden gab, der nicht verletzt war? Immerhin konnte ich so eine Hilfe sein – wenn ich mich nicht wie von Velvet prophezeit durch die Versuche ein Heilmittel zu finden selbst umbrachte. Und das hatte ich definitiv nicht vor. Ich schob die Verwunderung beiseite und machte einfach Skadis eigene Verletzung für ihre seltsame Reaktion verantwortlich – so wie für die nachfolgenden Antworten, die mir viel zu diplomatisch waren.

„Na ja, es ist Alvarez. Er redet ohnehin nicht viel und blockt auch ab, wenn er gesund ist. Wenn ich ihn nicht so dort liegen sehen würde, würde ich nach deiner Beschreibung meinen er sei auf dem Weg der Besserung.“

Dass sie von Fieber bei ihm sprach verbesserte das mulmige Gefühl in mir nicht besonders. Und plötzlich wurde mir klar, warum ich so aufbrausend war, warum mir so unwohl war und warum ich nicht länger tatenlos herumstehen wollte. Ich hatte Angst. Angst davor allein gelassen zu werden, Angst davor zwei Freunde zu verlieren. Denn das waren die beiden, auch wenn Alvarez das niemals würde zugeben wollen. Ich würde alles tun, damit die beiden leben konnten. Doch offenbar war ich in diesem Bestreben der Einzige. Selbst Skadi stellte sich nicht eindeutig auf meine Seite. Sicher, sie war selbst verletzt und hatte wahrscheinlich angesichts ihrer Wunden wenig Lust im Wald herumzuspazieren und Heilmittel zu suchen. Doch wenn sie gekonnt hätte? Richtig überzeugend klang die Fähe nicht. Im Gegenteil. Sie wich einer direkten Antwort aus. Misstrauisch beäugte ich Skadi und musterte ihren Körper um die Schwere ihrer Verletzungen besser einschätzen zu können. Aber die allein konnten doch nicht dafür verantwortlich sein, dass hier jeder nur an sich dachte oder? Nun, ich musste mich korrigieren. Alle außer mir – wahrscheinlich auch den Welpen – und... Tamias. Tamias? Ich traute meinen Ohren kaum, als er plötzlich zu sprechen begann und seine volle Einsatzbereitschaft bekundete. Ungläubig blinzelte ich dem Braunen entgegen. Hatte er das wirklich gesagt? Oder träumte ich einen fiesen Albtraum und dies war die Stelle an der man merkte, dass alles nicht real war? Würde ich gleich aufwachen? Doch der Wind kitzelte über mein Fell, die Gerüche der Umgebung durchströmten meine Lungen und die kleinen Blessuren der Flucht zwickten leicht an meinem Körper. Nein, das war kein Traum. Tamias' Worte waren wirklich echt.
„Ähm... Ganz genau. Das... wollte ich auch sagen... Man eh... hilft einander.“

stammelte ich deshalb recht fassungslos und stimmte dem Rüden so wortkarg zu, wie es wohl nur äußerst selten vorkam. Es dauerte auch dann noch einen Augenblick und drei Blinzler, bis ich mich vollständig wieder gefangen hatte und in Ruhe darüber nachdenken konnte, was wir nun tun würden.

„Bei Kräften halten... Futter nicht? Wir könnten jagen gehen!“,

schlug ich voller Begeisterung vor, die aber sofort wieder abebbte, als ich den beiden in die müden Gesichter blickte.

„Oh... tut mir leid, ihr seid ja verletzt. Ich könnte alleine ein paar Hasen jagen gehen und euch auch etwas mitbringen. Oder... wollt ihr mich doch begleiten?“

Ich wusste, dass sie mich wahrscheinlich nicht unbeaufsichtigt durch die Gegend würden spazieren lassen. Nach Avis und Kimya war ich ja in ihren Augen der dritte Welpe dieser Gemeinschaft. Und nichtstuend herumliegen sah den beiden ebenfalls nicht ähnlich. Trotzdem wollte ich ihnen nicht das Gefühl geben ihre Wunden zu verharmlosen oder zu unterschätzen. Gegen ein wenig Gesellschaft hatte ich aber absolut nichts einzuwenden – auch wenn meine Begeisterung für sie ein wenig abgeflaut war, bei so viel mangelnder Hilfsbereitschaft.

[Skadi und Tami | Bach]


- Kimya - 12.09.2012

Ich hätte Avis vielleicht nichts fragen sollen, weil er ja mit vollem Mund nicht mit mir reden konnte, aber auch nicht gewillt war, seinen Stock zurück zu lassen. Das hieß, dass wir jetzt stehen bleiben mussten... Die Zeit nutzte ich schnell, um noch einen Baum zu markieren, während mein Bruder mit mir sprach. Ich hörte ihm zu, markierte und kam zu dem Schluss, dass Avis wohl nicht besonders wählerisch zu sein schien. Es war klar, dass ich nun auch dieselbe Frage gestellt bekommen musste, nachdem Avis sein Stöckchen wieder eingesammelt und wir uns wieder in Bewegung gesetzt hatten. Da musste ich erstmal nachdenken. Ganz im Gegensatz zu meinem Blutsverwandten, war ich eher wählerisch und schenkte mein Herz nicht jedem. Vorher war mein großer Mittelpunkt wohl immer Mama gewesen, weshalb ich mich nicht so sehr auf die anderen Konzentriert hatte, auch wenn ich sie alle nett fand. Aber es ging ja um lieb haben, das war mehr als nett finden – jedenfalls war das meine Meinung. Also ging ich ihn mich und überlegte, wen ich mehr als nur nett fand.

“Ich mag Tryss. Der behandelt mich nicht wie die anderen. Die anderen reden nicht so wirklich mit uns und tun so, als würden wir sie nicht verstehen, aber Tryss ist da irgendwie lustiger.“

So wirklich konnte ich das auch nicht ausdrücken. War wirklich schwer zu beschreiben, warum ich gerade Tryss gern hatte, aber ich hatte es nunmal einfach so im Gefühl. Und es war ja mein Gefühl, deswegen musste es dafür keinen besonderen Grund geben. Da ich Avis allerdings nach seinem Lieblingswolf gefragt und er als erstes und als letztes Dekaja erwähnt hatte, nahm ich mir die Zeit, auch über sie nochmal genauer nachzudenken. Sie war wirklich ganz lieb, aber eine Fähe und da hatte ich ja immer meine Mutter gehabt, die den Platz besetzt hatte. Ich würde sie nun aber im Hinterkopf behalten, nur für den Fall der Fälle, dass ich mal eine andere Fähe brauchte..

Mal wieder ganz etwas anderes.. Wo waren wir jetzt eigentlich? So langsam kam es mir vor, als würde es nicht mehr steil bergauf gehen und wenn man eine Spitze erreicht hatte, ging es normalerweise bald wieder bergab – und das wollten wir ja nicht. Deswegen blieb ich stehen und schaute mich nach einem Baumfreien Plätzchen um, von dem aus man wirklich etwas weiter sehen konnte. Etwas weiter entfernt sah ich einen größeren Felsen, der in der Sonne leicht grünlich schimmerte. Das waren wohl irgendwelche Pflanzen.

“Komm mal mit, vielleicht können wir von dem Felsen aus mehr sehen.“

, informierte ich Avis schnell, damit er sich nicht wunderte, warum ich ein wenig von unserem Weg abkam. Dann hüpfte ich zum Felsen und versuchte ihn hinauf zu klettern – schaffte es aber nicht wirklich. Er war doch etwas glatter, als gedacht...

[Mit Avis, antwortet, versucht dann den Felsen hoch zu klettern]


- Rúna - 12.09.2012

Dieser Wald war eigenartig. Eigentlich mochte ich Wälder, vor allem, wenn sie so still und einsam waren. Dann strahlten sie Ruhe und Besinnlichkeit aus. Man fühlte sich geborgen, als gäbe es nichts um einen herum als Bäume und Pflanzen. Die Welt wirkte dann so friedlich, als ob man sich gar nicht in der Wirklichkeit befinden würde. Doch dieser hier war... anders. Eigentlich war es wie immer. Bäume, Blätter, Pflanzen und ab und zu mischte sich kleines Getier unter die Flora. Aber trotz der Ruhe lag etwas in der Luft, das den Frieden vertrieb. Ich war mir nicht sicher, was es war. Unangenehm war es nicht, bedrohlich war es nicht. Doch es machte mich neugierig. In einiger Entfernung entdeckte ich einen kleinen Hügel. Auf seinem Gipfel ragten ein paar kleine Felsen hervor. Sie schimmerten grün, wahrscheinlich waren sie von Moos überwachsen. Ich kannte die Umgebung nicht, deshalb konnte ein kleiner Aussichtspunkt nicht schaden. Ich beschloss heraufzugehen und mich etwas umzusehen. Einen Überblick über die Umgebung zu bekommen war zwischen all den dicht stehenden Bäumen gar nicht leicht. Sorgfältig und ohne setzte ich die Pfoten voreinander. Dabei achtete ich gut darauf keine Pflanzen zu zerdrücken, die mir noch von Nutzen sein konnten. Ich genoss jeden Schritt. Die Luft, die Reinheit, die Geräusche. All das machte die Natur so liebenswert und wundervoll. Aber irgendetwas passte immer noch nicht. Ich wusste nicht, was es war. Bis ich etwa die Hälfte des Hügels erklommen hatte.

Eine Bewegung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich blieb stehen und machte mich ein wenig kleiner, obwohl ich von dieser Seite des Hügels gut durch die bewachsenen Felsen verdeckt war. Was war das gewesen? Da, schon wieder. Ich glaubte Fell zu erkennen und Stimmen zu hören. Ich beschloss noch ein paar Schritte näher zu gehen, bis ich genug erkennen konnte. Dann konnte ich immer noch entscheiden, ob diejenigen, die dort oben waren lieber einen Rückzug oder ein freundliches Aufeinanderzugehen erwarten durften. Vorsichtig schlich ich weiter. Angst hatte ich nicht. Die meisten Tiere begegneten mir freundlich, wenn sie von meinen Fähigkeiten erfuhren. Wie gesagt, die meisten. Als ich beinahe bei den Felsen angekommen war, duckte ich mich noch ein wenig tiefer und spähte zwischen den Steinen hindurch, ob ich nun erkennen konnte, wer sich mit mir hier herum trieb. Und ich staunte nicht schlecht, als ich es erkannte. Augenblicklich richtete ich mich wieder zu voller Größe auf und lächelte versöhnlich. Welpen! Mein Körper entspannte sich. Die beiden schienen allein zu sein. In der unmittelbaren Umgebung jedenfalls konnte ich niemanden wittern. Also beschloss ich, die beiden anzusprechen und sie nach ihren Eltern zu fragen.

„Na, ihr zwei. Was treibt ihr denn hier oben?“

Ich war zwischen den Felsen hindurch getreten und hoffte, dass ich beiden jungen Wölfe nicht zu sehr erschrecken würde. Ich lächelte freundlich, denn ihnen Angst einjagen war nun wirklich das Letzte, das ich wollte.

[Hügel im Wald | Avis und Kimya]


- Skadi - 13.09.2012

Während Tryss antwortete – ich hörte ihm zu und nahm seine Worte auf – dachte ich darüber nach, wie der junge Wolf es sich vorstellte, den verletzten zu helfen. Ich kam auf den Gedanken, dass genau durch dieses Thema die Unterhaltung von Velvet und Tryss so emotional geendet hatte. Helfen wollte er und zwar über all seine Kenntnisse hinaus. Und Vel, so wie ich, wussten, dass wir nichts weiter tun konnten, als zu warten. Wir konnten ihnen Futter besorgen, ihnen helfen kurze Distanzen zu überbrücken, aber heilen konnten wir nicht besser als die Zeit.
Alvarez und Dekaja kannte ich kaum. Tryss hingegen schien an den verletzen Wölfen sehr zu hängen. Freunde.

Tamias Antwort holte mich aus meinen Gedanken. Er würde alles tun? Gab es dort eine Seite an ihm, die ich noch gar nicht kannte? Er kam mir immer sehr kühl vor. Wortkarg und abweisend. Unser Verhältnis, das inzwischen ein ziemlich inniges geworden ist, hat sehr lange gebraucht, bis es so wurde. Streitereien die aus kleinen Meinungsverschiedenheiten kamen. Es dauerte, bis wir ein Thema fanden, über welches wir nicht Diskutieren mussten. Erst dann lernte ich ihn kennen und mögen. Das er jedoch so Einfühlsam war? Ich hatte es erahnt, als wir alleine gewesen waren. Er konnte zuhören, konnte richtige Worte wählen. Aber auch bei Wölfen, die er eigentlich nicht kannte?
Ich sah Tamias an.
“Was steckt noch in dir?“
Fragte ich ihn Wortlos.

Dann kam alles zu einem. Wir alle drei schienen uns einig zu sein, jagen zu gehen. Tryss entschuldigte sich für ‚seine Entscheidung‘, fragte, ob wir ihn begleiten würden.
Ich stand auf. Vorsichtig, bedacht mich nicht durch den verletzen Lauf auf zu stützen.

“Ich kann vielleicht keine Beute hetzen, aber ich bin immer noch ein guter Hinterhalt und kann die Beute in die richtige Richtung lotsen! Ich denke erlegen wirst du, Tryss!“

Dann ging ich an Tamias vorbei, allerdings nicht ohne ihn dabei mit meinem Fell zu streifen. Ich spürte seine Körperwärme, die wie ein hauchdünner Schutzpolster an seinem Körper hing.
Als ich an ihm vorbei gegangen war, drehte ich meinem Kopf noch ein Mal nach hinten und sah die beiden Rüden an. Ich nickte Richtung Wald. Auf einer weiten Fläche hätte die Beute einen zu übersichtlichen Fluchtweg, da zwei von uns dreien nicht die beste Jagdqualität zeigen würden können.

[Bei Tryss und Tami | Macht sich auf den Weg in den Wald zum Jagen]


- Avis - 13.09.2012

Mit leicht schiefgelegtem Kopf fieberte ich der Antwort meines Bruders entgegen. Mit Sicherheit hatte auch er einen Lieblingswolf, und vielleicht war es ja auch Dekaja wie bei mir. Obwohl, irgendwie eher nicht. Das wollte nicht so recht zu ihm passen, aus welchem Grund auch immer. Ich versuchte zu überlegen mit wem Kimya vor dem ganzen viel zu tun gehabt hatte, außer Mama selbstverständlich, und mir fiel kein anderer ein als Tryss. Zumindest hatte er sich mit ihm beschäftigt als ich bei Deka gewesen war. Und die beiden hatten sich eigentlich schon ziemlich gut verstanden, im Gegensatz zu mir. Aber das war in Ordnung; Ich brauchte Tryss nicht unbedingt als Lieblingswolf, auch wenn ich ihn mochte. Er "passte" viel besser zu meinem Bruder als zu mir, mit seinen schlauen Sprüchen und dem ganzen drumherum. Nun doch ziemlich von der Neugierde gepackt, tänzelte ich kurzzeitig um meinen Bruder herum und beäugte ihn wie ein Fremder, auch wenn er das gewiss nicht war. Es schien bloß so, als erzählte er mir jetzt etwas das vielleicht wichtig werden könnte, wenn Mama erst später wiederkehren würde.
Und schon wenige Sekunden später als Kimya die Antwort verlauten lies, konnte ich mir ein triumphierendes Grinsen nicht sparen. Ja, ich hatte mal wieder bewiesen wie gut ich meinen Bruder kannte, und wie gut ich generell im Abschätzen von Dingen war. Ein Volltreffer also. Doch natürlich sagte er nicht nur den Namen seines Lieblingsrudelmitgliedes, nein, er sagte natürlich auch noch warum. Diese Begründung verwirrte mich zwar zuerst, doch lies ich mir das nicht anmerken und nickte nur. Mein Bruder war ja nicht dumm und er würde mit Sicherheit recht haben mit dem was er sagte, also vertraute ich ihm da.

"Das klingt gut."

,entgegenete ich ihm also mit wedelnder Rute, und wandte mich schließlich wieder in die Richtung die wir zuvor eingeschlagen hatten. Leichtpfotig hüpfend und den Stock noch immer tragend, sah ich zu wie mein Bruder einen relativen guten Einfall hatte und mich schließlich überholte. Selbstverständlich holte ich schnell auf und kam ebenfalls an dem Felsen an, den Kimya nun zu erklimmen versuchte.

"Du solltest ihn markieren ... vielleicht."

Es war lediglich eine Idee gewesen, die vermutlich nicht einmal so verkehrt war. Es mochte vielleicht nicht viele Steine dieser Größe in diesem Wald geben, doch sicher war nun einmal sicher.
Langsam sank ich meinen Kopf und legte mein Spielzeug auf die Erde, ehe ich mit großen Augen zu Kimya hinüber sah, bloß, um ihm "ermutigend" zu zunicken. Doch sogleich ich mit dem Nicken begonnen hatte, vernahm ich ein Geräusch hinter mir. Ruckartig drehte ich mich um uhnd versuchte zu erkennen ob, und wenn ja was da war. Ein leises Knurren entsprang meinem Fang, doch für große Wölfe hatte das vermutlich nicht besonders bedrohlich geklungen. Waren wir verloren? Was war da? Sollten wir laufen, einfach wieder zurück? All diese Fragen stellte ich mir in diesem Moment anstatt einfach zu handeln und wirklich zu laufen. Doch vermutlich war es mein guter Instinkt der mir sagte, dass Kimya und Ich bleiben sollten. Selbstverständlich hatte ich recht gehabt. Die Wölfin die sich kurz nach meinem Knurren zeigte schien keineswegs bösartig, immerhin sprach sie uns an. Dennoch war ich skeptisch. Sie sah Mama nicht wirklich ähnlich ... aber vielleicht hatte sie Sie trotzdem gesehen?

"Hast du unsere Mama gesehen?"

,fragte ich vorsichtig, leise, der Fremden nicht direkt in die Augen sehend, sonderne her ausweichend.

[Kimya & Die Heilerin | Fels im Wald]


- Tamias - 13.09.2012

Was waren denn alle so erstaunt? Der redselige Tryss fing sogar an zu stottern. Aber meine Worte schienen auf jeden Fall Eindruck zu hinterlassen. Sogleich erhob ich kurz den Kopf. Meine Nasenflügel bebten und ganz automatisch kam ein Geruch auf. Ein Fremdling! Schätzungsweise würden sich Kaya und Velvet darum kümmern. Die waren am nächsten dran und spielten eh Mom und Daddy für die beiden.

"Es ist jemand neues dazu gekommen. Verlassen wir uns auf Kaya und Velvet oder gehen wir selbst nachsehen?"

Ich hoffte nun innigst, dass wir dorthin gehen würden. Meine Neugierde war kaum zu zügeln. Ich hasste es, wenn jemand dazu kam und ich davon nicht zu erst wusste. Was, wenn dieser oder diese nicht freundlich gestimmt waren? Wenn sie jemanden zu uns lockten, gewittert haben das hier Krankheit in der Luft liegt? Wir waren leichte Beute für alles und jeden. Zwei kranke Wölfe in der Gemeinschaft, hieß eigentlich nichts gutes. Am liebsten würde ich sofort lossprinten und denjenigen zur Strecke bringen, der sich so nah an die Welpen herran traute. Aber ich musste auch lernen auf die anderen zu vertrauen. Und genau das war meine Schwachstelle in dieser Gemeinschaft, es fiel mir unglaublich schwer jemand neues zu akzeptieren und nicht gleich, impulsmäßig zu unterwerfen. Kaya konnte ich vertrauen, wir reisten lange genug um das können. Doch ein Hauch von Misstrauen lag in jeder Beziehung zu jedem Wolf, egal wie lange ich ihn kannte.

Meinen Körper spannte ich an, ich zitterte mit der rechten Vorderpfote vor Nervosität. Das Skadi mich vorhin mit ihrem Fell streifte war mir völlig entgangen. Sowas bekam ich dann nicht mehr mit. Mein Kopf drohte gleich zu explodieren, so fühlte es sich jedenfalls an. Ich hustete kurz, ging ein paar Schritte zurück und trank ein paar Schlücke Wasser zur Beruhigung. Es kühlte mich leicht ab. Ich musste mich beruhigen. War war denn los? Beherrschung, Tamias! Mein Blick glitt zu den anderen, leicht verunsichert.

[Bei Skadi und Tryss am Bach / aufgebracht]


- Kimya - 15.09.2012

Ich fand, dass das Abenteuer bisher ganz gut lief. Immerhin hatten wir wieder einen Plan und das gab mir ein Gefühl, dass alles richtig war. Auch Avis war mit der Idee, auf den Felsen zu klettern, einverstanden, deswegen versuchte ich weiterhin, irgendwo Halt zu finden. Auf die Idee, die mein Bruder nun aussprach, den Felsen auch zu markieren, wäre ich nicht gekommen. Ich würde trotzdem erstmal hochklettern und das dann von oben machen – jetzt wollte ich meine Bemühungen nicht aufgeben. Ich hatte mich schon ein wenig am Stein hochgezogen, als ich plötzlich hinter uns ein Rascheln hörte. Vor Schreck verließen mich die Kräfte in den Beinen und ich kippte nach hinten, so dass ich auf meinem Rücken landete und kopfüber beobachten konnte, wie eine Fähe zwischen den Bäumen hindurch kam. So wie ich da lag und nicht wirklich genau sehen konnte, hatte ich für einen Moment die Hoffnung, es könnte Mama sein. Aber als ich dann blinzelte und mich auf den Bauch drehte, erkannte ich, dass es eine andere Wölfin war und sie Mama nichtmal wirklich ähnlich sah. Bevor ich Angst vor der Fremden bekommen konnte, fühlte ich Enttäuschung.

Wenn die Haltung der Fähe vorher irgendwie einschüchtern gewirkt hatte, so wirkte sie jetzt freundlich und friedlich. Deswegen traute ich mich aufzustehen und ihr ein wenig näher zu kommen, um sie vorsichtig und aus der Ferne beschnüffeln und besser mustern zu können. Irgendwas an ihr roch anders, als bei den anderen. Irgendwas erinnerte mich an ihrem Geruch an.. Wald und Kräuter. Das war nicht schlecht und es war auch nicht viel, vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, aber für mich roch sie nach Kräutern. Avis fragte sie, ob sie Mama gesehen hätte und ich fand, das war eine gute Idee. Vielleicht wusste sie ja mehr, sie war sicher schon länger unterwegs als wir. Dann fiel mir auf, dass wir noch gar nicht auf ihre Frage eingegangen waren und ich dachte mir, dass ich das vielleicht tun sollte.

“Wir suchen unsere Mama. Hast du sie gesehen?“

, fragte nun auch ich hoffnungsvoll. Sie war erwachsen, konnte weiter laufen, vielleicht auch weiter riechen, womöglich hatte sie ja wirklich etwas gesehen. Ich hätte jetzt auch einfach still auf eine Antwort warten können, aber ich war doch zu neugierig. Avis hatte ja gar nicht die wichtigste Gegenfrage gestellt...

“Wer bist du denn?“

, fragte ich und setzte mich jetzt erwartungsvoll auf mein Hinterteil, meine Rute klopfte kurz auf den Boden, mit meiner Zunge befeuchtete ich meine Nase. Ich sah gerade das Allgemeinbild vor mir. Ich sah, dass Avis und ich losgezogen waren, um unsere Mutter zu suchen und nun hatten wir schon jemanden gefunden – zwar nicht unsere Mutter, aber jemanden fremdes. Und wir lebten beide noch, es ging uns auch gut. Das war dann wohl bisher ein gelungenes Abenteuer. Und ich war froh, dass die anderen uns noch nicht gefunden hatten... Auch wenn es vielleicht besser wäre, wenn sie wenigstens schon auf dem Weg wären, nur für alle Fälle.

[Bei Avis und der Heilerin, Wald am Felsen]